: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Samstag, 10. Dezember 2011

Bis das Brett herunterfällt

Es ist vielleicht nicht der beste Ort für Euroskeptizismus: An dieser Stelle kommen alle Elitessen vorbei und viele kaufen auch ein, und die haben natürlich zur Gemeinschaftswährung das positive Verhältnis, das einem die Ideologie hier zu vermitteln sucht. Sie ganz besonders. Und sie wurden auch nicht müde zu betonen, welche Vorteile der Euro gebracht habe. Ausserdem sei das jetzt schon so lange her, da könnte man es doch abnehmen. Die alten Frauen, die hier auch einkaufen, lassen sich von der Bäckerin noch immer die Münzen im Geldbeutel abzählen. Und ich rechne auch heute noch alles in DM um. Es ist nicht so leicht, mit alten Gewohnheiten zu brechen. Es ist keine Nostalgie, eher die Frage, warum man denn nicht alles in Ruhe lassen konnte. Damals hatte die Bäckerin auch ihren Kunden haarklein erklärt, wie der Euro alles teurer machen würde. Wie wir heute wissen, war es noch untertrieben.



Jetzt sind die Elitessen still geworden, und die Bäcker sagt, es bleibt hängen, bis das Brett herunterfällt. Das kann noch etwas dauern. Und obwohl es nur ein Stück Papier ist, mag es mir scheinen, wird es länger halten als das Papier in den Geldbörsen. Nur damit wir uns richtig verstehen: Die abseits stehenden Briten werden meines Erachtens dadurch nur zur Bad Bank von Europa. Und früher war nicht alles besser, sondern nur anders schlecht. Trotzdem ist Helmut Kohl nach meinem Dafürhalten die schlimmste politische Erscheinung nach 1945, eine monströse Fehlentwicklung der Demokratie, und die Geschichte wird sich in 20, 30 Jahren vor Abscheu winden, wenn alle Folgen dieser bleiernen Jahre voll verstanden und durchlitten sind. Vom failed State zur failed State Union. Weil kein Europa geschaffen wurde, sondern ein europäischer Ansteckungsweg. Jetzt, zu spät, da die Krankheit sich schon ausgebreitet hat, wird versucht, im Siechenhaus mit Diät etwas zu erreichen. Das ist nicht das Europa, das man bestellt hat. In diesem demokratischen Europa gehen die Lichter aus.



Denn dabei werden durch die "Technokraten", die in Regierungen und Institutionen gelangten Vertreter von ökonomischen Partikularinteressen, die Möglichkeit zur demokratischen Gestaltung ausgehebelt. Mit den vollkommen unrealistischen Zielen zur Haushaltsdisziplin ist immer ein Mittel und Weg da, Entscheidungen auf Befehl von Oben durchzudrücken, trotz Proteste und Regierungsänderungen - es sei denn, man wählt wie in Ungarn die Nazis, die die Kosten den Banken aufzwingen, in einem Europa, das hier wiederum zu feige ist, Grenzen aufzuzeigen. Ich kann nur raten, sich das gegenwärtige Ungarn und teilweise auch die Nazis in Griechenland genau anzuschauen: Nicht Drakozy ist das Rollenbild, das uns bedroht. Es sind die braunen Seilschaften, die in der Peripherie erfolgreich werden und im Zentrum Nachfolger finden.



Man kann von Glück reden, dass sich solche Versuche in Deutschland immer selbst ins Knie geschossen haben. Eine Partei des Bodensatzes mit Erika Steinbach und Jörg Schönbohm ist nicht attraktiv genug, Guttenberg ist wohl wirklich weg vom Fenster, und auch die FDP fällt nach dem Scheitern ihrer antisemitischen und klassenhassenden Kampagnen als Nucleus für eine braunliberale Partei aus. Rechts von der CDU ist nach der Erkenntnis, dass wir braune Todesschwadronen jahrelang einfach übersehen haben, vermutlich wenig zu machen. Vielleicht braucht man auch gar keine nationalistische Partei, wenn man einem Kontinent auch so vorschreiben kann, wo es lang geht und welche Verträge man gerne hätte. Vielleicht gewöhnt man sich auch einfach an die Rolle als Versuchskaninchen in einer Einigungsgeschichte mit offenem Ausgang - ich überlege gerade, welche ähnlichen Entwicklungen es in der neueren Geschichte gibt, und mir fallen da nur einige failed States in Afrika wie der Kongo ein, die Versuche einer arabischen Union in den 7oer Jahren, dazu die Sowjetunion und die VR China. Und von denen sind auch schon einige gefallen, schneller als das Brett an der Wand meiner Bäckerin.

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Tröstliches

Die Wölfe waren schon vor den Pudeln da, und sie werden da sein, wenn die Pudel verschwunden sind.

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Donnerstag, 8. Dezember 2011

Warm anziehen.

Ich wollte ja schon länger eine ganz vorsichtige Wende machen, dass man gewisse Dinge im Alter schon mal machen darf. Zum Beispiel ist es ja so, dass man über 40 nicht mehr zwingend Baseballkappen tragen sollte, wenn man das früher gamcht hat (habe ich aber nicht). Auf der anderen Seite kann man sich schon mal, wenn man in den Bergen wohnt, aus Gründen der Ökologie und der Nachhaltigkeit auch was von hier anziehen, so wie man ja auch die Eier hier kauft. Irgendwie so wollte ich das machen. Aber dann ist mir eine Idee gekommen, wie ich das mit dem Loden in einem grossen Schwung bei der FAZ tun kann.



Auch, weil ich einen grossen Schwung, also, wie sage ich das, Wintervorräte angelegt habe. Man weiss ja nie, was kommt. Vielleicht wird es sehr kalt und gefährlich diesen Winter. Und was man gestern an Kaschmir gekauft hat, kann man heute tragen, und muss es morgen keinem mehr nehmen. Ich mein, wir leben in Zeiten, da Experten der UBS beim Untergang des Euro zum Kauf von Schusswaffen raten. Da weiss man nie. Und so ein Lodenmantel ist wirklich warm und so robust, dass er auch einen gewissen Schutz vor Stichwaffen bietet.

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Ach schau an

Zuerst eröffnen sie den alten Bankenrettungsfonds Soffin wieder. Aber das hat gar nichts mit der Krise der Banken zu tun!

Dann fluten sie den Markt mit Dollar. Aber keine Gefahr für die Banken!

Dann senken sie den Leitzins auf 1%. Das ist für die Wirtschaft nur, nicht zwingend für die Banken.

Und jetzt kommt heraus, dass Europas Banken nach Ansicht der Bankaufsicht eine kleine Lücke von 114,7 Milliarden ins Haus steht, um krisensicher zu sein, was immer das auch heissen soll, mit 9% Eigenkapital. Oder 91% Fremdkapital.

Ich habe eigentlich nur eine spannende Frage dazu: Wer macht gerade einen Bank Run? Die Banken bei ihren Partnerbanken? Die Reichen? Die Institutionellen?

Ach so, und: Warum, wenn doch alles eigentlich gut ist?

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Die Lösung

Ich glaube gar nicht, dass es zwischen Mann und Frau besonders darauf ankommt, dass Er ein wenig grösser als Sie ist. Die Sache mit der Grösse gleicht sich horizontal aus. Viel wichtiger erscheint es mir, dass Er dunkler als Sie sein sollte. Das sieht immer sehr hübsch aus. Helle Frauen sind schöner als helle Männer; die sind immer ein wenig fad. Auf den Kontrast kommt es an. Und was einem eben sonst noch so einfällt, wenn der gehobene Arm mehr und mehr weh tut. Aber was soll's, das Jahr geht zu Ende, und einmal darf ich mich auch noch selbst beschenken, und die beiden haben die richtigen Farben.



Und bevor eine Gendertröte "rape culture" kreischt: Sie zieht Ihn an seinem Barte zu sich hin. Das ist, weil es zwischen Faun und Nymphe passt, pures Verlangen. Also das, was Gendertröten auch gerne mal negieren. Ausserdem finde ich es nicht ganz richtug, dass Nymphen vermutlich ausgestorben sind und Gendertröten nicht. Ich mein: kein Mensch würde sich so eine Gendertröte an die Wand hängen.

Man muss sich ein wenig ablenken, dann denkt man nicht zu sehr an das, was andere auch zu zahlen bereit sind. Rechnen tut weh, bei mir schon immer, aber am Hörer ganz besonders. Ausserdem war es diesmal gar nicht schlimm, wirklich nicht. Es bleibt seit 200 Jahren, so viel anderes ist verschwunden. Ars longa. Vita brevis.



Hauptsache, es gibt Hell und Dunkel zusammen. Die ewige Nacht kommt für den Menschen früh genug. und für den Euro, mit dem ich zahle, noch schneller.

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Mittwoch, 7. Dezember 2011

Oh je.

Ich habe den Geburtstag dieses Blogs vergessen. Das ja zu Beginn nur eine Zweitheimat war. Inzwischen aber ist das der für mich relevante Termin: 3. Dezember 2003. 2003, da war die Bloggerei insgesamt in Deutschland noch recht überschaubar. Da wohnte ich noch in München und in der Dachwohnung hier im Haus, und in Letzterer habe ich das dann gemacht. Es war Winter. Es war kalt. Es lag Schnee, damals vor 8 Jahren. Und ich wusste noch nicht mal, ob iczh das besonders lange machen würde. Ich weiss es bis heute nicht. Ich mache mir da eigentlich keine Gedanken, wie ich überhaupt Gedanken Machen für überbewertet halte, gerade wenn es um Tätigkeiten wie Abwaschen, Bergsteigen oder Schreiben geht.

Immerhin habe ich am 3. Dezember 2011 einen bösen Rant geschrieben, und drei goldene Bilder veröffentlicht. Dann aber in der kleinen Wohnung am Tegernsee. Und in München und in dem Ende 2003 folgenden Berlin wohne ich auch nicht mehr. Die Bilder sind grösser geworden. Eventuell setze ich sie demnächst sogar auf 470 Pixel Breite hoch. Aber sonst sieht es noch so aus wie zu Beginn. Und wenn ich das alles so lese, bin ich immer noch der gleiche Kindskopf mit Sturschädel.

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Mittwoch, 7. Dezember 2011

In der EU hergestellt

Man hört ja viel über all die bösen Verschwörungstheorien, die im Netz kursieren. So richtig froh kann man darüber natürlich nicht sein, selbst wenn sich manche Theorie am Ende doch nicht als ganz falsch herausstellt. Eine bestimmte VT hat es aber inzwischen zum Mainstream geschafft: Dass die Krise Deutschland gefällt, weil man über sie dem Kontinent ein neues Regime aufzwingen kann. Selbst, wenn es darauf hinauslaufen sollte: Ich glaube nicht, dass die Deutschen oben oder unten das wollen. Oder wollen können.



Es gibt da nämlich Aspekte, die klar dagegen sprechen: Das sind die wirtschaftlichen Folgen, die dieses Regime der Sparsamkeit haben wird. Das fängt schon beim Allheilmittel der Privatisierungen an, von dem so viel geredet wird: Das wird kurzfristig das ein oder andere Loch in den Staatshaushalten etwas stopfen. Nicht sehr natürlich, denn solche Massenverkäufe in Krisenregionen, die man schon von der Treuhand kennt, sind nicht wirklich lukrativ. Im Gegenteil, sie haben Folgekosten. Private Investoren werden die Käufe auf extreme Effizienz trimmen, mutmasslich oft genug mit dem Ziel einer Zerschlagung und einem schnellen Weiterverkauf, wie in der Private Equity Branche üblich. Dadurch entstehen soziale Kosten, die wiederum auf die Staaten durchschlagen, die ohnehin schon kein Geld mehr haben. Sollte man sie dann wieder retten, und das Land in Schwung kommen: Prima für die Investoren, die von der Gesundung profitieren, während der Rest der Bevölkerung allenfalls aus dem Loch kriecht, hinein in eine Welt, wo vieles privatisiert und teurer ist.



Wie so etwas in der Praxis läuft, steht gerade bei FT Alphaville, und ich frage mich schon, warum ich dafür nach England gehen muss: Solche Beiträge müssten eigentlich auf der ersten Seite der deutschen Medien stehen. Die Lücken bei den Krisenbanken anderer Länder werden schon jetzt von der Bundesbank gefüllt, und es wird niemanden besonders überraschen, dass die Verantwortlichen - eben jene Reichen, die als Systembegünstigte reich wurden und dann ihr Geld abzogen - danach wieder als Investoren aktiv werden. Grob gesagt, bezahlt die Bundesbank dem Klüngel dr PIIGS-Staaten teilweise ihren Raubzug gegen das Gemeinschaftsvermögen der Staaten, indem sie das System so weit am Laufen hält, dass es geschlachtet werden kann. Ob das Geld dennoch wiederkommt? Bei solchen Reichen? Ich denke mal eher: Nein.



Das nächste Problem mit solchen Privatisierungen sind gemeinhin weitere kostensparende Aktionen. Bei so einem Staatsbetrieb ist es kein Problem, als deutscher Minister zu kommem und Aufträge im Wert von xxx Millionen zugunsten der üblichen deutschen Exporteure zu vereinbahren. Man denke an den Starfighter-Skandal, an die Bestechungsversuche von Siemensmitarbeitern, an die Art, wie die Österreicher den Eurofighter bekamen. Ganz klassisch Politik als Fortsetzung der Korruption mit anderen Mitteln. Abschlüsse, bei denen auch langfristige Interessen mit hinein spielen. Das alles fällt weg, wenn ein Investor so schnell wie möglich hohe Profite erwirtschaften will. Die erste Arbeit nach den Entlassungen ist gemeinhin der Kampf gegen die Lieferanten und deren Preise. Und in den PIIGS-Staaten würde ich auch nicht darauf wetten, dass deutsche Exporteure da gerade ein leichtes Spiel haben, wenn es zum Gericht geht. Diese Exporteure, die für uns hierzulande angeblich so wichtig sind.



Dass sie auch nicht mehr so viel exportieren, wenn die Wirtschaft in den fraglichen Ländern in die Knie geht - geschenkt. Dass deutsche Produkte dann vielleicht durch billigere Alternativen ersetzt werden - absehbar. Dass dann der Ruf nach neuer Konkurrenzfähigkeit kommt - wahrscheinlich. Und dass es dann wieder heissen wird: Löhne und Leistungen in Deutschland runter, Subventionen und Steuerprivilegien rauf - da kann man Gift nehmen. Und wie das gehen soll? Nun, im unteren Bereich des Lohnniveaus kann man von der Freizügigkeit in der EU profitieren - hier mal ein schöner Beitrag darüber, wie im Baltikum die Probleme zuerst mal über Abwanderung reduziert wurden. Oder auch: Einwanderung in andere Arbeitsmärkte. Dafür können sie nichts, sie nutzen nur Chancen, profitieren tun sie nicht. So ist das mit der verknüpften, postnationalen EU: Das Forcieren der Krise in einem Land importiert die Krise in die exportierenden Länder zurück. Nicht unbedingt bei allen, aber am Ende so einer Sparsamkeitsrunde wurde an den einen gespart, was die anderen bekommen. Ich denke schon, dass diese Ideen manchen Deutschen gefallen - aber dieser Kampf ist nicht Deutschland gegen den Rest, sondern die Absahner und Profiteure gegen die meisten anderen. Es gibt überall Gewinner neben den Verlierern.



Um so etwas zu machen, muss man entweder geschmiert sein, was ich grosso Modo bei allen PIIGS-Regierungen und etlichen anderen in Paris und London annehmen würde, oder getrieben sein von der Angst. Was ich Frau Merkel unterstellen würde. Irgendwie muss das Geld geretttet werden, sonst dreht der deutsche Sparer durch, und wenn es dafür woanders drunter und drüber geht: Auch egal. Man tut gerade so viel, wie man eben tun muss, man opfert die anderen, wenn es sich anbietet, man negiert grosse Entwicklungem, bis sie einen überrollen, und man sieht auch nicht ein, dass der Feind nicht "die Regierung" oder "die Schulden" sind, sondern ein mafiöses Geschwür, das von Europa auf allen Ebenen mel mehr, mal weniger Besitz ergriffen hat. Das Problem ist die Umverteilungsspirale, zu deren Vehikel die Wirtschaft und ihr Wurmfortsatz der Politik verkommen ist. Da muss man ran.



Aber solange Briten und Iren ihren Zocker- und Steuerirrsinn schützen können, auch wenn sie dafür die Pensionskassen plündern, und dieses Deutschland nicht in der Lage oder Willens ist. sich dagegen durchzusetzen, muss niemand Angst vor Frau Merkel haben. Nur vor denen, die von ihrer Inkompetenz und Unschlüssigkeit profitieren.

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Oha.

Do legst di niada
und schdehsd nimma auf


wenn Du ein Hayekianer oder Chicago Boy bist.

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Dienstag, 6. Dezember 2011

Und nun zu Euch, liebe Piraten.

(Statt Tage des Rodels aufgrund von zu wenig Schnee Tage des Rants.)

Und ich meine Piraten. Nicht das übliche Problem aller neugegründeten Parteien, dass sofort alle möglichen Partikularinteressen dort andocken. Das Problem kennt man von den Rechten, wo die Nazis einlaufen, aber Totalitarismus ist ja keine rechte Denke, das gibt es links mit dem Stalinismus, in Grün mit PETA und in der Mitte mit den Chicago Boys.



Ihr, die Ihr ja so viel von Schiffs- und Freibeuterwortspielen haltet. Ihr seid ein kleiner Haufen, schlecht organisiert, teilweise reichlich inkompetent und schon frühzeitig durch nicht ideales Personal geplagprägt. Das finde ich noch relativ in Ordnung, es dauert etwas, bis man begriffen hat, was gut ist und was schwerstens schadet. Mit wem man spricht und wann man besser doch das blöde Maul hält. Kann ja alles mal passieren, nimmt keiner krumm, das alles kommt schon in die Bahnen, dann passt es. Und vielleicht werden dann auch mehr Leute dazustossen, die auch wissen, was sie tun.

Generell fände ich ja eine Partei gut, die ein paar Kernpunkte hat, für die sie sich gnadenlos einsetzt. So wie der Pirat halt Schiffe kapert und zuerst mal nicht zwingend Lampenschirme herstellt. Das kann er immer noch machen. Was aber völlig bescheuert ist, ist die Idee, ein paar Lampenschirmmacher nicht nur an Bord zu haben, sondern sie auch glich noch zu bestimmen lassen, dass der Pirat neben dem Schiffe kapern daraus die Pflicht hat, auch noch ganz bestimmte Lampenschirme zu fertigen. Dafür braucht man eigentlich keine Piraten, würde ich meinen.



Ich kann mir noch irgendwie vorstellen, dass man beim bedingungslosen Grundeinkommen sowas wie Substanz in die Forderung bekommt. Ob die dann den eigentlichen Zielen noch zuträglich sind, steht auf einem anderen Blatt. Aber vielleicht findet man ja in Gespächen ein paar kluge Ideen. Und ein paar Volkswirtschaftler, die sich mit Modellen auskennen und sowas auch mal durchrechnen können. Da ist nicht zwingend aller Tage Abend, selbst wenn es schon ziemlich weit weg ist von einer digitalen Bürgerrechtspartei, die sich effektiv gegen Benachteiligung im Internet wehrt. Mag der BGE-Extremist auch kotzen, wenn das in die "Gremien" geht und er nicht auch gleich noch 100% Erbschaftssteuer durchsetzen kann: Das haut zumindest nicht gleich jedem Andersdenkenden in einem ganz zentralen Punkt des allgemeinen Gesellschaftsverständnisses die Tür ins Gesicht.

So wie zwei andere Punkte, die ich persönlich als Unterwanderung der Deppen auf Deck durch kleine Extremistengruppen sehe: Equalismus und Drogen. Oh, nichts gegen Gleichberechtigung. Aber das ist etwas anderes als die Ideologie der Zwangsgleichstellung, die sich mit Equalismus verbindet. Da haben die Piraten das Pech, eine kleine Sekte von InternetspinnerInnen an Bord gezogen zu haben, die im Spannungsfeld zwischen geringem Frauenanteil und ihren Extrempositionen die ganze Flanke aufrollen. Ich denke, man wählt gerne Utopisten und Weltverbesserer. Aber nicht Seilschaften, die bei den Piraten sind, weil sie woanders keine Chance hätten. Und zwar nicht, weil die anderen Parteien frauenfeindlich sind. Sondern weil da schon Frauen sind, die sich ihre Strategien nicht durch die Gendernervtröten aus dem Netz, wo jede_r fast ungestraft auch den grössten Schmarrn verbreiten kann, kaputt machen lassen will. Weil diese Positionen mit diesem Personal noch nicht mal in jenen Kreisen vertretbar sind, die man so landläufig als feminsitisch bezeichnet. Ich kenne da ein paar: Die haben wenig schmeichelhafte Worte für den Equalismus, der als Piratenideologie installiert werden soll.



Und dann die Sache mit den Drogen, die einerseits mit Equalismus sehr stimmig ist, andererseits: Schon klar, dass wir hier nicht über eine Flasche Rum reden? Und dass "Bürgerrechte" irgendwo auch "Bürgerpflichten" nach sich ziehen? Drogen neigen dazu, Menschen süchtig zu machen, mit entsprechenden Folgekosten, die durch das BGE nicht abgedeckt werden - selbst wenn man mit H vielleicht anfangen sollte, den Equalismusscheiss zu verstehen.Klar, die Hanfrebellen wurden bei anderen Parteien nicht glücklich, und jetzt sind sie bei Euch: Glückwunsch! Jeder, der das Vergnügen hat, in der Nähe einer Disco zu wohnen, weiss leider auch, dass Drogenkonsum bis runter zum Alkohol die Welt nicht schöner macht. Die freiheitlichen Drogenfreunde sind gerne eingeladen, ihre Theorien zu diesem Thema bei uns in der Altstadt Nachts um 4 den Marodeuren zu erklären, oder den Drogenhändlern. Aus dem Recht auf Genuss leitet sich noch lange nicht das Recht ab, mir vor die Haustür zu kotzen. Oder als Wrack die Allgemeinheit für den Zustand und die Folgen bezahlen zu lassen.

Und das sind so Punkte, da werden die Piraten wie die CSU: Die könnte ich wegen einiger Punkte natürlich auch wählen. So wie ich die Bewahrung der Heimat wichtig finde, finde ich auch die Freiheit im Netz wichtig. Aber dazu brauche ich weder die Cliquenwirtschaft bayerischer Bonzen und arbeitsscheuer Berliner zur Ausbeutung der Gesellschaft, ich brauche als Ausdruck dieser Haltung weder Koks noch Bierzelte, und ich brauche auch keine Ideologie, um passende Weltbilder den Menschen aufzuzwingen: Der Volksfestnazi, für den jeder Ausländer qua Existenz und Herkunft ein potenzieller Krimineller ist, denkt genauso kurz wie die Gendertröte, für die jeder Mann für den jeder Mann qua Existenz und Herkunft ein Unterdrücker ist.



Nichts, wie gesagt, gegen den Kern. Aber an den Flügeln marschiert genau das intolerante und selbstbereichernde Zeug durch, das viel schlimmer ist, als die Frage von wer mit wem schläft und dafür welchen Posten und Antrag machen darf. Dass man das Zeug irgendwie über den Freiheitsbegriff herleiten kann - geschenkt. In Bayern sind auch Leute rumgelaufen, die Atomkraft als Umweltrettung bezeichnet haben. Es gibt eigentlich nur einen Begriff, der sich wirklich aus Freiheit ableitet, und das ist

DIE VERANTWORTUNG.

Und da sehe ich bei den Piratenforderungen jetzt nicht wirklich viel.

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Liebe Firmen,

wenn Ihr einen Blogger braucht, schaut Euch doch bitte bei der Wirtschaft-PR und diversen Medien aus dem Eck um, da gibt es genug Leute ohne Charakter, die auch für den stillosesten Gen- und Versorgungspanscher schmieren. Ich habe kein Interesse.

Dannke für die Aufmerksamkeit.

(Wenn sie vorher wenigstens mal ein klein wenig recherchiert hätten... aber nein: "Kommen Sie doch nächste Woche mal in Berlin vorbei".)

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Montag, 5. Dezember 2011

Mitleid umschichten

Das glatte Gegenteil der Geschichte über das Rosa Haus von Tulfes ist in der Zeit nachzulesen - ein seinen Besitzer ruinierendes, 1000 m² grosses Anwesen im Engadin, nahe bei St. Moritz, und damit in einer Region, in die ich unter gar keinen Umständen ziehen würde. Das Engadin ist meines Erachtens sowieso nur als Steuersparmodell brauchbar; es gibt wirklich viel schönere Ecken in den Bergen, ganz ohne jene kargen Hänge und auch ohne die hohe Schweizer-, Amerikaner- und Russendichte, die ich persönlich ja eher als Nachteil erachte. Aber jeder, wie er mag, und mit dem nötigen Vermögen gibt es auch schlechtere Investitionen - Aktien der Commerzbank zum Beispiel, oder eine Henkelmerzunsympathenpartei.



Mehr als andere bin ich durchaus bereit, Hausbesitzerschicksale zu bedauern, zumal die Häuser alt und die Beziehungen durch die Kindheit geprägt sind. Es gibt alte Häuser, die Menschen nicht umfangen wie meines, sondern auspressen und aussaugen. Es gibt aber bei dieser Geschichte einen Punkt, bei dem ich wirklich kein Bedauern mehr empfinden kann: Eine viertel Million Franken jährliche Unterhaltskosten. Pardon, aber das sind auf den Quadratmeter umgelegt rund 200 Euro. Oder auf meine Karthause am Tegernsee weit über 10.000 Euro pro Jahr. Über 50.000 Euro für die vier Jahre, die ich hier wohne. Und ich wohne nun auch nicht gerade mit einer Kleiderstange, einem Feldbett ohne Heizung. Für 50.000 Euro könnte man hier die Wände einmal mit wirklich sauberen Portraits des 18. Jahrhunderts durchdekorieren. Es ist mir völlig unbegreiflich, wie man das als Unterhaltskosten zusammenbringt. Da muss man schon grosszügig sein.



Oder anders gesagt: Verschwenderisch. Auch solche Fälle gibt es immer mal wieder, gerne in England, wo Häuser für zu grosse Bedürfnisse entworfen wurden, die nicht zur Vermögensentwicklung passten. Das ist aber schon eine Weile her. So wurde man folgerichtig nicht reich, sondern arm, und das nicht ganz unverdient. Wenn ich dann noch lese, dass das Vermieten an Gäste praktisch auf Null hinaus gelaufen sein soll, ist wirklich der Punkt erreicht, wo ich doch lieber bis Weihnachten an die Hungernden in Afrika denke. Die ganz Geschichte stinkt vielleicht noch nicht zum Himmel, aber sie muffelt schon sehr nach "Nicht wissen, wo Schluss ist". Und das ist es nicht beim Verkauf, sondern beim Verzicht auf Halogenspots. Auch mit Naturseidenvorhängen muss man nicht weinen.



Natürlich: Wenn man nur mit den absoluten Spitzenfabrikaten leben kann, wenn es wirklich nur noch darum geht, alles aus einem idealen Guss zu haben, dann wird es teuer. Es wird aber auch ein wenig unbelebt und ungemütlich.So sieht es zumindest für mich auf den Bildern aus. Solche Objekte kennt man, da kann es gut sein, dass das Motto gewesen ist: So wie im Plan muss das alles jetzt sofort sein. Und nicht: Suchen, finden, wachsen. Wie es eigentlich fast immer war und auch sein sollte. Man tut einem alten Haus nichts Gutes, wenn man es nur als Leinwand für ein Innenarchitekturreadymade begreift. Verschwenderischer Luxus kann bedeuten: Verschwendung durch Luxus. Oder Luxus, der verschwenderisch wirkt.



Die vergangene Grösse nimmt einem keiner, wenn man sich etwas einschränken und in die Dachkammern oder Nebengebäude ziehen muss. Das ist dann immer noch ein Brückenkopf, vielleicht für einen selbst, wenn sich die Gunst des Schicksals wandelt, oder für Erben. Ein wenig Schwankung gehört dazu, und auch das geht bei alten Häusern. Sie sind in aller Regel genau dafür gemacht. Man muss nicht traurige Artikel über die Besitzer solcher Anwesen schreiben, es ändern sich nur die Privilegien, und dnn gibt es ja auch noch die alte Stadthausbesitzerweisheit:

Wer zvui Göid hod und is dumm
kaaft a oiz Haus und bauz donn um.

Nicht der Hauskauf ist das Problem. Das "etwas daraus machen was es nicht ist und das nichts einbringt".



Was da zu sehen ist, ist voll im Trend der 90er Jahre. Heute würde man so nicht mehr einrichten, da wäre mehr Prunk, mehr stimmiger Stil, und diese Pyramidenlampen gehen gar nicht - da müsste ein Kronleuchter her, und die Teppiche, oh je. Es sind die Berge! Da muss ein Perser her, ein wirklich grosser Perser.

Ich weiss nicht, ob das Ding so weggeht, um den Preis, der da erwähnt wird. Vielleicht schon, wegen der Finanzkrise. Wo Verlierer sind, sind auch Gewinner, oder wenigstens welche, die Sicherheit wollen. Man kann so etwas verkaufen, man kann so etwas machen. Aber eigentlich tut man so etwas nicht. So oder so, in Tulfes oder im Engadin, die Geschichte verschwindet. Und was bleibt? Nun. Man wird sehen. Es dauert sehr lang, bis Geschichte nachwachsen kann.

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Sonntag, 4. Dezember 2011

Neuer Ordner "Bergwinter"

Es ist noch nicht kalt, es regnet nur, und es windet. Kurz, die Einsiedelei am Tegernsee würde ungemütlich werden, wenn sie denn eine Einsiedelei wäre. Dagegen hilft Besuch und obendrein warmes Gold.







Zumindest, wenn man leider nicht das Rotgold des Feuers in der Klause hat. Das wäre natürlich noch schöner.

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Inne Fresse

Wie viele vermutlich schon wissen, hat sich nach dem grünparteilichen Wurmfortsatz der Digitalen Gesellschaft nun auch eine Art Internetgruppierung an den Sozialdemokraten furunkelt, deren Parteimitglied ich bin. Das ist nach dem Erfolg der Piraten sicher kein Zufall; alle anderen Parteien suchen derweil händeringend nach irgendwelchen Umarmungsstrategien, und da laufen ihnen halt die in die Arme, die sowieso gern irgendwo umarmt werden möchten. Systemlinge in Richtung der Parteien, die darauf hoffen dürfen, eine neue politische Ecke zu besetzen, Deckmäntelchen für das Netz, und sicher auch bald auf dem einen oder anderen bezahlten Podium. Netzwerken in eigener Sache. Bei den Sozis heisst das D64, und es sind die üblichen Verdächtigen, falls sich noch jemand an den zurückgetretenen "Internetbeirat" und dessen auch ökonomisch interessiertes Umfeld erinnert. Und natürlich wahrt man eine Scheindistanz zur Partei, die ihre eigenen, langjährigen Mitglieder wie mich tierisch ankotzt.

Nach meiner bescheidenen Meinung als "einfaches Parteimitglied" (noch einfacher als der Namenserfinder Jörg Haider) ist es vollkommen unmöglich, dieser Partei von Aussen so etwas wie ein taugliches Netzprofil zu geben. Versucht wurde es schon oft, und die Ergebnisse - nun, ich war mal mit Schäfer-Gümbel auf einem Podium, da konnte ich nur den Kopf schptteln angesichts der inhaltelosen Technikhuberei. Ja Twitter, aber Grundrechte naja da muss man mal in die Gremien. Das ist schon die verständigere Ecke dieser Partei. Allenfalls sehe ich Möglichkeiten, der Partei irgendwelche später verzichtbare Verhandlungsmasse aufzuschwatzen, wenn die nächste grosse Koalition kommt. Aber wer diese Partei und ihre Strukturen kennt, macht sich darüber vermutlich wenig Illusionen: Die Partei hat keine Anknüpfungspunkte für ein wie auch immer geartetes Netzprofil. Sie wird nie in der Lage sein, auch nur ansatzweise mit den Piraten zu konkurrieren.

Aber es wird fraglos ein lauschiges Plätzchen für die Beteiligten. Die Politik mit ihren Stiftungen und Arbeitskreisen ist voll davon, jetzt ist da eben noch einer, aber die echte politische Arbeit sieht ein wenig anders aus, gerade bei einer Fussgängerzonenprospektpartei wie der SPD. Die einzigen Profiteure sind auch diesmal wieder die Piraten, denen eine Unterwanderung durch alteingesessene Adabeis, Netzfilzokraten und Buffetschnorrer erspart bleibt. Ich würde auch mal vermuten, dass die bei D64 gehandelten Softiepuschen bei den doch eher etwas härter auftretenden Piraten wenig Chancen hätten (Und wer jetzt den Ex-FDP-Person Julia Schramm erwähnt: Ich glaube nicht, dass die noch lange bei den Piraten ubootet). Da sucht man sich eben andere Weidegründe.

Inzwischen bin ich durchaus der Meinung, dass es der SPD gar nicht schadet, wenn sie auf die harte Tour aus den Fehlern lernt und statt Pickel und Mitesser ein Bewusstsein entwickelt, oder eben absinkt und Spezialbereiche anderen überlassen muss. Das hat in München bei der Rosa Liste nicht geschadet, das wird ihr auch im Bund bei den Piraten nicht weh tun. Ich kann mir ohnehin nicht vorstellen, dass sie nach den Schilyjahren und deren Nachwirkungen viel reissen wird. Da wäre sehr, sehr viel noch aufzuarbeiten, da müsste die SPD in den Staub und Kreide fressen, und das wird sie nicht tun. Nur ein Lätzchen wie D64 umhängen, wenn sie den nächsten Grundrechteknochen abnagt, das würde zu ihr passen.

Das einzige Gute daran ist: Vor diesen dreckigen Sifflatz knallt man denen doch wirklich mit Vergnügen.

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Samstag, 3. Dezember 2011

Das Messer beim Heiland

ist nur ein Bild von 20.



Ich wollte ohnehin mal das FAZ-Blog als "The Big Picture"-Lösung ausprobieren, und dafür gibt es jetzt leider auch einen unerfreulichen Anlass: Einer der schönsten Höfe über dem Inntal wird abgerissen. Man kann nichts tun, Ausser schreiben - ich. Und klicken - die Leser.

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Rot neben Rotpelz

Das reicht auch schon wieder mit dem Flachland.



Zurück in die Berge. Am Wochenende soll der Schnee kommen. Ich glaube es erst, wenn ich es sehe.

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