: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Montag, 30. Januar 2012

Wer wird denn gleich

Es ist Winter. Es ist vollkommen normal, dass hier Schnee liegt, und die Temperaturen nicht zum Baden einladen.



Früher hatten die Menschen in dieser Zeit Eisblumen an den Fenstern und Erfrierungen an den Zehen. Das war halt so. Dagegen ist so ein wenig Zwischenkälte bedeutungslos.



Es ist trotz allem möglich, nach draussen zu gehen, und den Müttern, die mir meine Einfahrt zuparken, sei gesagt: Die Kinder können auch mal etwas laufen. Sie werden sich nicht gleich die Füsse brechen. Früher waren Winter hier sehr viel härter, und wir sind trotzdem mit dem Rad gefahren.



Die Strecken sind nicht weit und die Zeit auf dem Rad ist kurz, und danach ist man in der Wärme fern aller Bedrängnis. Wir werden dabei nicht aussterben. Zumindest ist das nicht sehr wahrscheinlich, Ein paar von uns werden durchkommen.



Wenn sie daheim nur ein etwas Sinnvolles tun, wie die Katze streicheln, und nicht den Vanity Fair Ersatz namens Interview, der versucht, Gesellschaft so zu definieren, dass unsereins gar nicht mehr vorkommt. Statt dessen besser die FAZ und einen Verriss lesen, oder gleich ein gutes Buch.

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Vor die Wand knallen. Mit Vollgas.

Vor fast 80 Tagen hat die Wirtschaftsredaktion der FAZ versucht, ein in seiner Art ungewöhnliches Blog zu starten:

FAZIT.

Mit 11 Autoren, allesamt aus der Redaktion, die einen guten Ruf hat. Mit Übernahmen aus dem gedruckten Teil, mit Zugang zu Kongressen und Persönlichkeiten und jede Menge Serien über Wissenschaftler und Theorien zur Wirtschaft. Und einer enormen Flut an Beiträgen. Und einer massiven, für deutsche Medien einzigartigen Kampagne auf der Hauptseite, mit der es tatsächlich gelang, sich eine Weile an die Spitze zu setzen. Facebook, Twitter, Google Plus. Sowas hat sonst niemand in Deutschland. Das ist eine wirklich grosse Sache.

Ich denke, jeder weiss, jeder, der es lesen möchte, hat auch erfahren, dass es FAZIT gibt. Es ist schwer vorstellbar, dass es eine auf dem Papier bessere Basis für ein Wirtschaftsblog geben könnte, sieht man einmal von FT Alphaville ab. FAZIT hat also alle Voraussetzungen, um wirklich gross zu werden.

Ich habe damals vorhergesagt, dass sie damit scheitern werden

Nun, da sie nicht mehr die Unterstütung der Hauptseite haben, rausche ich gemeinhin bei Zahlen zwischen 1000 und 2500 PIs an ihnen vorbei - wobei man wissen muss, dass bei FAZ.net die jüngeren Blogs wie FAZIT immer ein paar hundert PIs weniger brauchen, um auf einen Platz wie die alten Blogs zu kommen. Kurz: Furios begonnen, irgendwo zwischendrin gelandet, vor dem Tanzblog (verdientermassen, trotz allem) aber hinter vielen anderen. Es ist einfach nicht gelungen, intern oder extern (wie der inzwischen zum Focus gewechselte Netzökonom) eine Stammleserschaft aufzubauen.

Und da kann man durchaus fragen, warum das so ist. Ich mein, ich bin ja nur ein Plauderer, der keine Ahnung von gar nichts hat. Das sind dagegen Cracks mit vielen Möglichkeiten. Ich schreibe immer das gleiche Zeug über langweilige Menschen. Die haben das Thema schlechthin, in Zeiten wie diesen.

Wieso?

Ich glauibe, der Fail von FAZIT ist einfach ein Beispiel dafür, dass Menschen nicht nur informiert, sondern auch nett behandelt werden möchten, und das auch, wenn es um so trockene Themen wie Wirtschaft geht. Es gibt jede Menge Finanz- und Wirtschaftsblogs und ein Überangebot an Informationen, FAZIT hat keine Marktlücke, und hier gewinnt der, der entweder der Schnellste, der Beste oder der Netteste ist. Die Schnellsten sind sicher FTAlphaville, die Besten in Deutschland im Sinne von Blogspass sind Herdentrieb, Kantoos und Wiesaussieht, und die Nettesten sind alle, im Vergleich zu FAZIT, wo sich ein Autor gerade unter einem reichlich fundierten Beitrag als Gegenrede zu FAZIT derartig als Menschenfreund und Internetkenner präsentiert hat:

Wobei die vermeintliche Anonymität lächerlich ist, wenn man sich in seinen Beiträgen auch an Wirtschaftsjournalisten wendet, die wissen, wie man recherchiert. Es wäre für uns bei der F.A.Z. simpel, die Klarnamen von „kantoos“ und „hkaspar“ zu veröffentlichen. (Wir wissen z.B., wo sich „kantoos“ gerade aufhält.) Wir tun das nicht, weil wir deren Wunsch nach Anonymität respektieren.

Das ist - mit Verlaub - nicht weise. So etwas schreibt man nicht, am besten denkt man es erst gar nicht. Da ist so viel Arroganz drin, dass keinerlei Sympathie für dieses Projet zu erwarten ist. Outer sind Schweine, sagten wir bei Dotcomtod, man akzeptiert im Internet entweder Pseudonyme oder hält sich davon fern. Aber so etwas geht gar nicht. Natürlich macht es keinen Spass, wenn im Netz andere andere Meinungen haben und sie auch begründen, aber darauf kann man in einer bis zu diesem Moment sehr zivilisierten Debatte noch anders als mit einer derartigen Wissensvorführung reagieren:

Schon mal eine der zahlreichen Arbeiten Hyun Song Shins gelesen? Schon mal etwas vom „risk-taking-channel“ der Geldpolitik gehört? Sind Ihnen die Arbeiten Borios dazu bekannt? Kennen Sie Blinders Position, wonach man die Bedeutung von asset price bubbles danach beurteilen soll, ob sie mit Kreditexpansion dahergehen? Kennen Sie das Paper der EZB über die Bedeutung des Liquiditätsüberhangs früherer Jahre? Offenbar ist die zeitgenössische Diskussion dieser Probeme (was immer man von ihr halten mag) völlig an Ihnen vorbei gegangen. Ihre Argumentation wirkt angesichts moderner Forschungsergebnisse gerade vorsinftflutlich – aber das ist ja ein Kennzeichen der (scheinbar) „modernen“ Makroökonomik. Der Preis, den Sie dafür zahlen ist, was immer Sie in Blogs schreiben, in der Praxis völlige Irrelevanz. Praktisch arbeitende Ökonomen, und darauf hat ja aktuell Ken Rogoff hingewiesen, kümmern sich um diese Methusalem-Ökonomik keinen Deut.

So kann man eventuell mal einen Praktikanten runterputzen, wenn man wirklich schlecht drauf ist, aber das hier ist das Internet, ein freier Markt, und ob ein FAZ-Redakteur recht hat oder ein Anonymling, liegt völlig im Auge des Betrachters, und der dürfte mitunter abgestossen sein. Der Autor möchte darauf dann bei FAZIT antworten - da wird er jede Menge Spass haben, nehme ich an. Das hier sind die Kommentarzahlen von Anfang an:

5 - 64 - 22 - 27 - 16 - 12 - 87 - 29 - 11- 8 - 27 - 14 - 11 - 37 - 23 - 21 - 8 - 13 - 5 - 10 - 9 - 5- 17 - 9 - 5 - 13 - 4 - 9 - 9 - 8 - 5 - 1 - 1 - 8 - 9 - 0 - 1 - 2 - 3 - 4 - 4 - 0 - 0

Da sieht man eine klar abfallende Tendenz. Bei mir ist es so, dass im Normalzustand auf 40 bis 80 PIs ein Kommentar kommt, das ist bei der FAZ möglich, und auch andere Blogs erreichen gute Schnitte. 1500 PIs und ein, zwei Kommentare ist dagegen nicht wirklich Nutzerkommunikation. Da springt der Funke nicht über - vermutlich auch, weil FAZIT gerne Kommentare nicht freischaltet, die den Ansprüchen nicht genügen. Dann kommentiert halt auch mal keiner. Und wenn ich die Ausfälle lese, dann verstehe ich das auch: Zu Gesprächen muss man freundlich einladen, die Nutzer müssen sich willkommen fühlen, oder die Antwort erfolgt dann woanders. Man verliert den Diskurs als Teilnehmer und als Blogger an andere.

Blogger wissen das. Und deshalb bin ich auch weiterhin der Meinung, dass man Journalisten besser nicht ohne betreute Übung ein Blog in die Hand drücken sollte. So ein Blog kommt immer nur so gut an wie das Benehmen der Autoren, und dass andere vielleicht gar nicht so drauf sind, hilft nicht weiter, wenn es so wie oben aus dem Ruder läuft.

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Sonntag, 29. Januar 2012

Schlingen, die sich zuziehen

Soso, dann war also der Wulff schon lange mit dem Schmidt bekannt. Und so hat der Glaeseker mit dem Hagebölling beim Flughafen auch gern interveniert. Tjaja. So ist das mit der privaten Veranstaltung. Und keiner ausser den Betreffenden hat etwas gewusst, die anderen in Niedersachsen sind natürlich voll-kommen entgeistert, Ja, dieser Partymacher, der hat jetzt die halbe Berliner Republik am Saque, alles Freunde, nicht wahr.

Die wirklich spannende Geschichte steht aber hier: Wenn es stimmt, dass Wulff schon früh um die Porschemachenschaften wusste und sie für illegal gehalten hat, sich aber anders äusserte - dann sind die Schadensersatzklagen gegen ihn vielleicht nicht so haltlos, wie ich dachte. Aber vielleicht ist bei Geerkens in der Schweiz noch ein Zimmer frei, wenn es hart auf hart kommt.

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Die wiedergefundene Karte

Ich lade soeben 5 GB verloren geglaubte Bilddaten von der Mille Miglia 2010 herunter. Nicht nur, dass die SD-Karte defekt war - ich dachte auch, ich hätte sie obendrein in Mantua verloren. Habe ich also ganz umsonst den Abfalleimer durchwühlt. Die Daten hatte ich zwar damals schon gerettet, aber auf eine Festplatte, die bald darauf ihren Gesit aufgab. Das war sehr, sehr unerfreulich, schliesslich sind das mit die intensivsten Momente im Jahr eines Autofreundes. Um so grösser ist natürlich jetzt die Freude, dass die 1000 Bilder jetzt wieder da sind.

Und weil ich vermute, dass Bilder vom Schneeräumen im Januar oder vom Verfugen von Fliessen nicht so arg ansprechend wären, hier etwas weniger als ein Promille der Ladung von 2010:

















Ansonsten wird morgen hoffentlich alles fertig sein. Und dann, pünklich zum Einbruch der sibirischen Kälte, habe ich dann auch wieder mehr Zeit. Für was auch immer.

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Freitag, 27. Januar 2012

Und das mir

Sie sagen, das Internet wäre ein Schatz des Wissens.

Andersrum wird es richtig: Das Internet, wenn es nicht gerade das Hirn mit SPONschleim verblödet, zeigt, wie wenig man weiss. Zum Beispiel wusste ich nicht, dass der Condottiere Giovanni dalle Bande Nere mit voller Rüstung in Mantua begraben wurde. In der Kirche San Francesco. Die ich auch nicht kenne. Und das merke ich auch nicht im Sinne von "Da forsche ich jetzt nach", sondern stolpere drüber, über den langen Weg Lech -> Rain am Lech -> Tilly -> Falconett -> dalle Bande Nere -> Mantova - > Chiesa San Francesco.



Willkommen, Bildungslücke, halb habe ich Dich jetzt zugeschaufelt, und was noch offen ist, wird dann zu Mantua vernagelt. Nein, man kann nicht alles wissen, dumm kommen wir zur Welt und nach dem Tod ist alles weg, aber ich habe das Gemälde von Hawkwood gesehen, das die Florentiner aus Geiz von Ucello pinseln liessen, um kein teures Standbild errichten zu müssen, ich habe den missglückten Gaul in der Colleoni-Kapelle zu Bergamo betrachtet, und ich fand auch den Tempio Malatesta in Rimini missglückt. Da hätte noch so ein zusammengebombtes Grab in einer geschändeten Kirche für den fiesesten- und vielleicht auch idealtypischen - Söldnerführer aus der Epoche vor G. W. Bush noch gefehlt.

Dann brauche ich nur noch Cesare Borgia, aber den haben sie wie einen Hund in Spanien verscharrt. Wenigstens das weiss ich.

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Zahlenspiele

Ich denke, ein Grund für die Mentalitätsunterschiede der Menschen in den neueren Zeitläufen ist der Alkohol: Früher wurde einfach sehr viel unmässiger und gleichzeitig gewöhnlicher gesoffen. Glaich am Morgen ein Flascherl Sekt war irgendwie so normal wie die immer geöffnete Flasche Eierlikör im Schrank, und über einen Pfarrer hier sagte man, er könnte erst ab 1 Promille sauber predigen. Ein mir bekannter Unternehmer arbeitete in einer Bar mit EDV-Anschluss, so muss man das wohl sehen. Glaubt man den Erzählungen und historischen Berichten, waren die Leute früher den ganzen Tag mal mehr, mal weniger unter Alkoholeinfluss.



Heute sind die Menschen entweder schwerst betrunken oder - meistens - nüchtern. Und können deshalb auch dauernd messerscharf rechnen, ohne Beschwipsung und Beschwingung. Ich trinke zwar nicht, aber trotzdem fängt für mich die höhere Mathematik dort an, wo die Finger aufhören. Da kann es nicht überraschen, wenn ich beim Durchrechnen von Partnerschaften einen anderen Nichtzugang habe, wie manche Bekannte. Und über dieses Gegensatz habe ich in der FAZ geschrieben.Nur unter Teeineinfluss.

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Mittwoch, 25. Januar 2012

Unschön

Gerade jetzt, wo ich begriffen habe, als was Google+ wirklich gut taugt - als eine Art durchschaubarer Bilderspreicher im Netz -werden die mit den AGBs fies.Das ist Google:



Eine poppig knallpinke Nutzerausweiderei.

Edit: Dazu Deus Ex Machina.

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Getürt

Wenn Mentalitäten sich ändern, wenn Verhaltensweisen kommen, die früher so nicht da waren, dann enstehen auch neue Wörter. Im Englischen, gerade im amerikanischen Englischen zum Beispiel kommt jetzt das Wort "dooring" auf. Das liegt daran, dass man früher in dieser chinesischen Kolonie ohne Gefahr die Autotür öffnen konnte. Jetzt, da sie leibeigen sind und das Benzin nicht mehr zahlen können, entdecken manche die Vorteile der chinesischen Transportmethode mit dem Rad. Der Chinese hat wenigstens ein Pedelec, aber sein Sklave tritt lieber, was angesichts der Probleme dort gar nicht so schlecht ist. Bis eben sein Artgenosse im Auto denkt, Nixon sei immer noch an der Regierung und Asiaten etwas, das im Busch beschossen wird, und von hinten kommt in dieser breiten Strasse sicher nichts, und die Tür seines übergrossen Opel Astras aufreisst, wenn der Radler kommt. Und das heisst dann dooring.

Das wäre mir heute beinahe auch passiert, gleich beim Friedhof, passenderweise. Jedesmal denke ich mir beim Vorbeifahren, dass ich gerne die Traditionen befolge, aber nicht die des Familiengrabes. Gerade hatte ich noch zwei Mütter vor meiner Feuerwehrzufahrt vertrieben (Bitte fahren Sie Ihre Autos weg. Aber mein Kind kommt gleich aus der Schule. Egal, das ist Feuerwehrzufahrt, ein paar Meter weiter weg ist genug frei. Wir haben die Handwerker im Haus, direkt am Gas. Also fahren Sie weg. Aber Sie müssen doch gar nicht raus, Sie haben ja ein Rad. Und ein Mobiltelefon. Seit ein paar Wochen glauben hier alle, sie könnten hier vor meiner Einfahrt parken. Nehmen Sie die Karre weg, oder ich zeige Sie an.), und dann fahre ich vorschriftsmässig auf dem Radlweg und wamms, reisst jemand die Tür auf. So schnell kann man gar nicht schauen. Nur lenken. Und deshalb kann ich sagen: Alte Principias sind enorm wendige Räder.



Wäre ich da mit dem Klein oder dem Look gefahren, gäbe es jetzt einen Versicherungsfall und jede Menge Schereien. Vermutlich lässt im Winter einfach das Denken an radler nach, sie verschwinden aus dem Strassenbild, und so kommt das dann. Fairerweise muss ich aber auch sagen, dass ich vorletzte Woche in München, im Glockenbachviertel über eine grüne Ampel gehend, in der Nacht beinahe von einem Radler umgenietet worden wäre. Ich weiss schon, warum ich aufs weitgehend ampel- und autofreie Dorf gezogen bin; am Tegernsee kann ich nichts dergleichen berichten.

Hier jedoch brauche ich die 10 Kilometer Bewegung, die meine Pflichten mit sich bringen. Einerseits aus Geiz - die Autofahrerei zum Ziel ist extrem hässlich, reizlos und voll mit Schulbussen und Tempo-30-Zonen sowei dem grössten Stau der Stadt, und die Benzinpreise sind gerade iranisch, die Multis bedanken sich bei Amerika - zum anderen aber auch, weil ich Bewegung brauche. Es ist immer noch zu wenig, aber wenigstens das sollte schon sein, bevor der Frühling kommt, und mit ihm der grosse Umzug. Man will ja den Italienerinnen gefallen.Und weil ich in Vicenza ein bestimmtes Thema über Räder und Radgeschichte machen möchte, schraube ich gerade auch noch an einem sehr viel älteren Stück, das ich dann mitnehme.



Überhaupt. Ich habe heute eine alte Speicherkarte durchgekramt, 8 Gigabyte Bilder vom April letzten Jahres. Das ist in Zeiten wie diesen wirklich hart. Momentan ist es dort unten auch vergleichsweise flauschig warm, man radelt dort mit Genuss und nicht, um schnell von A nach B mit kalten Ohren zu kommen. Handschuhe trägt man nur aus Stilgründen, hat man mir berichtet Das mache ich im April wieder. Egal, ob sie die Griechen jetzt endlich pleite gehen lassen oder in den Iran einmarschieren: Das muss einfach sein. Radeln in Mantua, und die Geschichte weiter ziehen lassen, wo sie dann getürt wird von den Verwaltern chinesischer Kolonien, ihren irren Nachfolgehoffenden oder den irren Persern. Egal. Einfach nur über den See radeln und Tortelii di Zucca bestellen. Das ist wenig und viel zugleich.

Davor werde ich mich allerdings noch von ein paar Rädern trennen - es sind wirklich zu viele geworden, und gerade manche Luxusobjekte wie ein Daccordi und ein Klein taugen mir weniger, als ich dachte. Reisefinanzierung. Vielleicht kann ich mir dann diesmal den grünen Glasleguan in Verona leisten, den ich nun schon seit über 10 Jahren anlechze.

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Mittwoch, 25. Januar 2012

Ich war dabeist

und brauche mir deshalb von Medien nichts über Kimble und den Lebensstil der New Economy erzählen lassen. Statt dessen erzähle ich lieber, wie es war und warum Kimble, nüchtern betrachtet, einfach zur Preisfindung von Inhalten im Netz beigetragen hat. Bei Dotcontod In der FAZ.

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Kein Vorwulff

Man muss das verstehen. All die Freunde. Es sind wirklich viele, die sich im Laufe der Jahre so angesammelt haben. Und die schauen einen blöd an, wenn ihre Einladungen dauernd abgesagt werden. Das kann man eigentlich gar nicht machen. Da muss man halt auch mal mitgehen. Ist ja auch gut für das Networking. So wie das Bürgerbüro, nur anders, ein wenig. Aber irgendwie ist das ja auch der Job, der das verlangt, oder? Man kann nicht nur Altenheime und Kindergärten besuchen.



Dazu kommt, dass man sich am Abend nur schlecht daheim vergraben kann, in Panikraum und Klinkeridyll. Ja, wenn man damals mehr als nur eine halbe Million... dann hätte man sicher auch mal bleiben können... aber Kumpel Olaf hat ja auch nur so eine kleine Butze, da ist der halt raus und man ist natürlich auch mitgegangen. Hier eine Party und dort ein Empfang, mal München, mal Berlin, mal das eine Hotel und dann plötzlich eine Suite, das war ja seltsam, aber egal, jedenfalls, das hat sich halt so ergeben. Wie auch diese lustige Werbung im Parteiblatt. Ist doch nett, wenn die Parteimitglieder mal was Frisches zu sehen bekommen. Voll krass Zielgruppe! Nix verdeckte Parteispende, ich schwör. Alles nur Freundschaft, von Hannover bis Sylt. Wo ja auch viele Niedersachsen sind.



Ok, also, auf Dauer geht das natürlich auch nur so suboptimal. So als Freund unter Freunden sollte man auch mal eine Runde ausgeben, aber was die so saufen, das geht echt ins nicht vorhandene Geld. Ausserdem ist das nicht deren Niwoh. Das muss schon grösser sein. Der Olaf kennt zum Glück einen, der das umsonst machen kann. Der soll sich da mal kundig machen, der Olaf. Das ist dann auch sowas wie eine Gegeneinladung, alle sehen sich, machen gute Gespräche wie damals im Nebenraum des Bayerischen Hofes, und diesmal geht das alles auf Onkel Chris seine Kappe. Soll der Olaf mal machen. Der kann das, der Olaf, der passt schon auf.



Gut, kann sein, dass jemand, irgendso ein Wir danach nicht so ganz die Wahrheit gesagt hat, im Parlament. Das muss man prüfen, aber nur, wenn die Unschuldsvermutung gilt. In ein paar Wochen. Aber Vorwürfe? Och nö. Das ist halt so gekommen mit den Freundschaften, man kann die nicht ins aufblasbare Planschebecken in den Hintergarten einladen und Würste aus der lokalen Grossviehschlachterei braten, das muss man verstehen. Ja, ein paar - menschliche bitteschön! - Fehler wurden da gemacht, das war die Hektik und so, aber jetzt wäre es nett, wenn man sich wieder in Ruhe der Pflicht widmen könnte, dem Amt die Würde und den Respekt zu verleihen.

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Montag, 23. Januar 2012

3

Jubiläen sind eigentlich nicht so meine Sache. Geburtstage halte ich für verzichtbar, denn was heisst das schon. Altern ist kein Verdienst, das kommt von selbst.

Bei der FAZ ist das ein klein wenig anders.

Im letzten Jahr wurde offensichtlich, dass dort nicht jeder über mein Wirken restlos glücklich ist, um es höflich zu formulieren, und mitunter bekomme ich auch mit, wie Kommentare in diesem Blog hier gerne auch zu meinen Ungunsten weitergetragen werden. Die lesen hier spätestens seit dem Exzess des ohne Rücksprache gelöschten Beitrags mit. Ich sehe sie ab und zu in der FAZ und muss mir immer auf die Lippen beissen, um nicht gönnerhaft zu fragen: Na? Kann ich was schreiben, das Ihnen gefällt? Das letzte Jahr war durchaus eines, in dem ich dort ernsthaft gekündigt habe, allein, man wollte mich dort an der entscheidenden Stelle weiterhin ernsthaft halten. Es ist also keine Selbstverstänlichkeit, dass das Blog nach drei Jahren immer noch existiert. Es ist eher der Willen, diesen besagten Leuten jeden Tag zu zeigen, wie es geht. Und dafür bin ich der entscheidenden Stelle in der FAZ auch enorm dankbar.

Noch weniger selbstverständlich ist es, dass es trotz verschlechternder Eingriffe immer noch prima läuft. Der Relaunch war und ist kein Anlass zur Freude. Und das alles vor dem Hintergrund des Medienwandels, während die Printauflage allerorten bröckelt und im Internet nicht nur Gewinner wie die Zeit sind, sondern eben auch Angebote, die Marktanteile verlieren. Positiv formuliert: Es gibt schon Gründe, warum es sinnvoll ist, sich dort weiter reinzuhängen, und zwar nicht nur, weil die Stützen speziell dafür entwickelt wurden und woanders nicht passen. Genauso, wie es sinnvoll ist, sich einen klaren Blick auf das Ganze zu bewahren. Wenn man schon ein Jubiläum feiert, sollte man es ehrlich tun: Es geht voran für die Medien, immer weiter in die Sackgasse. Print ist nicht tot, aber es wird irgendwann unwirtschaftlich. Und dann braucht man wirtschaftliche Alternativen.



Nun, als 1-Mann-Einheit, die nicht mehr als ein Notebook, eine Kamera, ein Auto, Internetzugang und eine kostenlose Software braucht, sieht es für mich vielleicht noch recht gut aus; das sollte immer irgendwie funktionieren. Ich kann etwas, was viele nicht können, ich bin nicht nur Schreiber, sondern Schreiber im Kontext, es bleibt nicht ungelesen und undebattiert, es ist - das liegt vielleicht an meiner Vorgeschichte in der New Economy und bei Dotcomtod - one eye to the customer, also mehr für die Leser denn für mich geschrieben. Ich weiss gar nicht, ob ich das, was ich selbst schreibe, immer gerne lesen würde. Leute wie mich wird man immer brauchen können, und wenn die Medien tot sind, dann eben bei den Corporate Publishern, die sich Medien nebenbei als Hobby oder Line Extension halten.

Die grosse Frage ist in meinen Augen, ob die Medien den Wandel so schnell erkennen und begreifen, dass diese Konkurrenz nicht zu gross wird. Nach meinem Dafürhalten sind alle Onlinemedien, und zwar wirklich alle, eigentlich nur am Leben, weil Google zu viele Zukunftsfelder zum Beackern hat, als dass sie sich mit Medien auseinander setzen wollten. Aber wer weiss... vielleicht kommt der Neuanfang auch von Aussen. Vor ein paar Wochen wollte mich so ein Medienfremder abwerben. Mein Eindruck ist, dass die weitaus mehr Gefühl dafür haben, was die Leser wirklich wollen, und überhaupt keine Sentimentalitäten für einen Themenmix haben, in dem arrogante Langweiler mitgeschleift werden, weil das angeblich irgendwie dazu gehört und die Leute nun schon seit 30 Jahren nichts anderes machen und das Internet und die Leser hassen. Die fragen nicht, was SZ, Zeit oder FAZ machen, die überlegen sich, was man für ihre Zwecke und Kunden am besten macht. Das tun sie. Und sonst nichts. Und deshalb ist das auch nicht wirklich meine Welt. Ich kann das, was ich tue, nur richtig machen, wenn ich mir darüber keinen Kopf machen muss.

Nun - man wird sehen, wie das ausgeht. Für den dritten Geburtstag habe ich mir jedenfalls einen stützenkritischen Beitrag von einem meiner Lieblingskommentaristen bei der FAZ gewünscht, und ich habe über seine gebildeten Frechheiten sehr viel und sehr laut dröhnend gelacht.

Immer wieder mal was Neues. Nur keine Routine. Alles ändert sich, und ich muss weiter lernen.

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Montag, 23. Januar 2012

Volksbelustigung

Ich weiss, dass es diese kranken TV-Shows, deren Nacherzählung heute bei Spiegel Onschleim Teil des Medienkritikprogrammes sind, schon zu meiner Berliner Zeit gegeben hat. Damals wohnte ich zum letzten Mal in einer Region, in der es Plakatwände gibt, und dort waren dann zwei Menschen abgebildet, von denen der eine als "ulkig" gilt und die andere als "attraktiv" bei Leuten, die sich mit Pr0nwebseiten auskennen dürften. Man kann sich dem nicht ganz entziehen, und das ist vermutlich auch Absicht. Aber ich möchte es gern anders herum formulieren: Angesichts dessen, worüber der Abschaum sich belustigt, kommt bei mir die Volksbelustigung zu neuen Ehren.





Früher hat mich das Tanzen erwachsener Männer in rotschwarzen Uniformen auf den Strassen ja ein klein wenig befremdet. Das ist bei uns so Brauch, und weil es die für die Bierpruduktion nötigen Schäffler und heute in ihrer Nachfolge die Brauer sind, ist der Zeitvertreib auch nicht selten. Zumindest nicht alle 7 Jahre, denn so gross ist der Abstand zwischen den Saisonen. 2012 tanzen die Scheffler wieder. Und ich bin gnädiger, serh viel gnädiger als früher.





Nur unbescholtene Gesellen durften mittanzen, und mitsingen: "Owa heid is koid, owa heid is kiod, owa heid is saqueramentisch koid". Es war kein Exzess, sondern einfach ein Vergnügen, eine Aufheiterung in einer schlechten Jahreszeit. Man sieht das in Bayern nur vom Januar bis zur Faschingszeit alle sieben Jahre, und ich kenne nur eine Ausnahme: Da starb bei uns in der Nachbarschaft ein Brauereileiter und Organisator des Schefflertanzes, für dessen Witwe haben sie dann auch ausser der Regel im Sommer die Figuren aufgeführt, den Metzgersprung, die Laube, das Kreuz, und haben den Reifen auf das Fass geschlagen., mitten auf der Strasse.





In vielen Jahren wird es vielleicht einmal jemand wagen, und den Vergleich ziehen zwischen dem, was man früher an Freuden öffentlich aufgeführt hat, was sich hält - in Bayern ist das immer noch sehr populär, man hält an und schaut zu - und dem Irrsinn, der als normale Unterhaltung gilt. Nicht das Schwingen von Kränzen und das Hopsen in Uniform, nicht die Nostalgie, sondern das blaue Flackern in nächtlichen Räumen der Moderne: Das ist ist die krasse Manifestation unserer Zeit. Und ganz ehrlich, so schlimm ich das reaktionäre Menschenbild des Musikstadls finde: Es ist mir immer noch lieber als die Demütigungsrituale, das der gut verdienden Abschaum für den anderen, ärmeern Abschaum macht, und der Schmierabschaum dann bespricht.





Es ist kalt draussen im Januar, da sollte man in Bewegung bleiben, hopsen, dann friert man nicht, oder wenigstens zuschauen. Es ist vielleicht keine Kunst und früher war es auch nicht meines: Aber es sind Leute, die anderen Leuten etwas Gutes in einer schlechten Jahreszeit tun wollen. Und das ganz ohne Werbeunterbrechung.

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Neiddebattiert

Zuerst möchte ich klarstellen: Was man momentan in den USA erlebt - und zwar von beiden politischen Lagern, bei den Nachgebern an der Regierung und den Extremisten der Opposition - zeigt doch recht schön, dass Begriffe wie "der Westen" oder "die westlichen Demokratien" obsolet sind. Es gibt die einen und dann noch die USA.

Wie auch immer. Das einzig Positive, das ich dem Schaulaufen der republikanischen Irren, Wirren und Gemeingefährlichen abgewinnen kann, ist die Erkenntnis, dass es die angeblich typisch deutsche Neiddebatte auch in den scheinbar so puritanischen Gottesstates of America gibt. Gleiche Argumente, gleiche Gehässigkeit, gleiche Doppelmoral bis in höchste Raffkekreise.

Der nächste deutsche Raffzahn, der sagt, dass in den USA alles so viel besser für Anpacker und Unterdennagelreisser ist, und dass man dort reiche Ideenklauer nicht als Abschaum bezeichnet, sondern als gesellschaftliche Vorbider ehrt, sollte in Zukunft vielleicht lieber etwas stiller sein. Ich glaube nicht, dass die Amerianer deshalb eine soziale Ader entwickeln, aber soziale Ungleichheit macht auch dort das Klima nicht besser. Und das ist wenigstens tröstlich, auch wenn es nichts an der Hirnkrankheit der GOP-Wähler ändert.

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Samstag, 21. Januar 2012

Das mittelgrosse Umhängen

Nimm doch diesmal einen Dübel und einen soliden Haken, sagte ich mir. Schliesslich ist die Lücke jetzt gefüllt, fertig basta. Das bleibt. Also bohrte ich, und dübelte ich, und hängte auf. Denn so eine lesende Viertelnackte würde vielleicht alle 10 Jahre einmal kommen, und mich dann ruinieren. Deshalb bohrte und dübelte ich einfach das habsburgische Inzestmissgeschick neben den Bücherschrank. Ich finde s ja durchaus rührend, dass jene Epoche auf Uniformitäten verzichtete - die Ehen waren ja ohnehin Zwangsbündnisse, da ist das Aussehen eher zweitrangig.

Naja, und dann kam der Niederländer mit seiner - idealisierten - Sybille aus dem Umfeld von Pietro da Cortona, mit Buch, mit Brust ohne viel drauf und auch noch ohne erblich bedingte Kinn- und Lippenpartie. Was man eben so gerne neben dem Buchschrank sehen möchte. Auch, wo der Dübel ist. Und zwar zu weit oben, weshalb es noch tiefer kommt.



Meine Untreue beschönige ich damit, dass die Habsburgerin für diesen Platz zu breit war, wohingegen sie eine Wand weiter gerade so passt. Diese Ausrede ist billig, aber eine teure Ausrede - wie etwa Anbauen oder noch eine Wohnung okkupieren - kann ich mir gerade leider nicht leisten. Immerhin war ich jetzt schlau genug, es doch mal mit einem dicken Hakennagel zu versuchen, und der hat auch ausgereicht. Nur für den Fall, dass ich nochmal... aber eher nicht. Es passt schon.



Jetzt rede ich mir ein, dass diese gengeschädigte Habsburgerin den neuen Besucherinnen verdeutlicht, dass ich, wie soll ich sagen, nicht so zimperlich bei den kleinen Animositäten des Schönheitsbegriffes bin, und das, was Frauen heute so pomadig macht - Orangenhaut, zu wenig Sport, allererste graue Haarbefprchtungen - eher gelassen sehe. Und sie sich in der Bibliothek beim Betrachten meiner Büchersammlung ein wenig wie die Sybille frei machen.

Dann wäre das alles eine feine Sache und eine ganz treffliche Bildanalyse.

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