Das mittelgrosse Umhängen

Nimm doch diesmal einen Dübel und einen soliden Haken, sagte ich mir. Schliesslich ist die Lücke jetzt gefüllt, fertig basta. Das bleibt. Also bohrte ich, und dübelte ich, und hängte auf. Denn so eine lesende Viertelnackte würde vielleicht alle 10 Jahre einmal kommen, und mich dann ruinieren. Deshalb bohrte und dübelte ich einfach das habsburgische Inzestmissgeschick neben den Bücherschrank. Ich finde s ja durchaus rührend, dass jene Epoche auf Uniformitäten verzichtete - die Ehen waren ja ohnehin Zwangsbündnisse, da ist das Aussehen eher zweitrangig.

Naja, und dann kam der Niederländer mit seiner - idealisierten - Sybille aus dem Umfeld von Pietro da Cortona, mit Buch, mit Brust ohne viel drauf und auch noch ohne erblich bedingte Kinn- und Lippenpartie. Was man eben so gerne neben dem Buchschrank sehen möchte. Auch, wo der Dübel ist. Und zwar zu weit oben, weshalb es noch tiefer kommt.



Meine Untreue beschönige ich damit, dass die Habsburgerin für diesen Platz zu breit war, wohingegen sie eine Wand weiter gerade so passt. Diese Ausrede ist billig, aber eine teure Ausrede - wie etwa Anbauen oder noch eine Wohnung okkupieren - kann ich mir gerade leider nicht leisten. Immerhin war ich jetzt schlau genug, es doch mal mit einem dicken Hakennagel zu versuchen, und der hat auch ausgereicht. Nur für den Fall, dass ich nochmal... aber eher nicht. Es passt schon.



Jetzt rede ich mir ein, dass diese gengeschädigte Habsburgerin den neuen Besucherinnen verdeutlicht, dass ich, wie soll ich sagen, nicht so zimperlich bei den kleinen Animositäten des Schönheitsbegriffes bin, und das, was Frauen heute so pomadig macht - Orangenhaut, zu wenig Sport, allererste graue Haarbefprchtungen - eher gelassen sehe. Und sie sich in der Bibliothek beim Betrachten meiner Büchersammlung ein wenig wie die Sybille frei machen.

Dann wäre das alles eine feine Sache und eine ganz treffliche Bildanalyse.

Samstag, 21. Januar 2012, 19:12, von donalphons | |comment

 
Die Sybille auf alle Fälle etwas tiefer.
Dan deckte sie auch die häßliche Steckdose ab!

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Das ist noch wegen des erwähnten Dübels.

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Die Steckdose ist wirklich schlimm, stimmt.
Aber der Rahmen gefällt. Doch noch fündig geworden. Wo kommt das Teil denn her?

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Der ist eine Massanfertigung bei einem lokalen Bildergeschäft. und es war gar nicht so teuer, auch weil die Leiste recht günstig war.

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Ein schönes lebendig wirkendes Bild, im Gegensatz zu den anderen starren Puderdosen meint man, die Dame bewegt sich, wirkt dagegen direkt feuerig.

Ach ja, hat man früher wegen der durch ihre Bierbäuche beeinträchtigten Fähigkeit der Bayern, sich zu bücken, die Steckdosen deshalb so hoch gesetzt?

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nicht so zimperlich
mir fielen eine menge erstgrauhaarige frauen ein, denen man zu therapeutischen zwecken einen besuch bei ihnen verordnen könnte ...

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Mit Verweisen auf ihr (vermeintlich) graue Haar kann man sie wunderbar aufziehen.

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