Ich war dabeist

und brauche mir deshalb von Medien nichts über Kimble und den Lebensstil der New Economy erzählen lassen. Statt dessen erzähle ich lieber, wie es war und warum Kimble, nüchtern betrachtet, einfach zur Preisfindung von Inhalten im Netz beigetragen hat. Bei Dotcontod In der FAZ.

Mittwoch, 25. Januar 2012, 00:10, von donalphons | |comment

 
Ja das hätte die Contentindustrie schon 2000 haben können, die Preisfindung.

Da gab es nämlich Napster, das funktionierte. Und die Leute haben bezahlt.

Wie jetzt? Sie haben bezahlt mit sündteuren Dialup-Gebühren. "Kostenlos" war das Netz nie, nur haben die Telekomunternehmen schamlos den Rahm abgeschöpft.

Wenn ich an meine Rechnungen denke, die jetzt in den Schredder wandern...

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Hätte, hätte, hätte ...

Hat sie aber nicht und wird sie nach meiner Einschätzung auch niemals tun. Diese Industriestrukturen werden allmählich verblassen und verschwinden, der Medienmarkt der Zukunft wird direkt zwischen Künstler und Rezipient stattfinden, weltweit und losgelöst von Zwischenhändlern und regionalen Verwertungsgesellschaften.

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Ach Leute;

wer von Euch arbeitet denn in dieser Branche und hat wenigstens ein klein wenig Ahnung von den Dingen?
"direkt zwischen Künstler und Rezipient" passiert immer noch erschreckend wenig im Hinblick auf Geldfluss.

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Ich habe rein zufällig in dieser Branche gearbeitet (als Teil der traditionellen Vertriebskette) und erlebe immer öfter, wie sich Künstler, Schriftsteller und andere Kreative von den Strukturen der großen Labels, Verlage und Rechtverwerter lösen, ihr eigenes Ding durchziehen. Weil es jetzt Dank Internet, Kopierkosten von nahezu Null und einfacher Bezahlmöglichkeiten wie zB. Paypal möglich ist. Es gibt viele Möglichkeiten, es wird viel experimentiert, was beim einen auf diese Weise klappt, klappt beim anderen auf eine andere Weise. Und es ist erstaunlich, wieviele Leute einem Kreativen zB. Geld geben, obwohl sie seine Werke doch oft genug kostenlos von dessen Webseite herunterladen können.

Ja, sogar MTV-taugliche 20-Zimmervillen kann man sich theoretisch davon leisten, wie man im Falle von Aimee Mann sehen kann, die zwar nicht einmal ansatzweise die Verkaufszahlen einer Madonna erreicht, aber dennoch zu den vermögensten Musikerinnen der USA gezählt wird, weil sie die Einnahmen der Verkäufe nicht mit dem Wasserkopf eines Unterhaltungskonzern teilen muss.

Es gibt viele Chancen und Möglichkeiten. Auch auf die Scnauze zu fallen. Die Industrie verharrt aber größtenteils in den alten Vertriebs- und Denkstrukturen, während die Welt um sie herum sich zT. rasend schnell verändert. Wie das zu führen soll diese Industrie in der jetzigen Form auch noch in 50 Jahren zu erleben, kann mir niemand glaubhaft erklären.

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Da ich (unter anderem) in der Produktionskette tätig bin, sehe ich das naturgemäß eher von diesem Standpunkt aus.
Kopierkosten? Wie wäre es denn mal mit Produktionskosten? Was kostet denn die Herstellung einer CD (bzw. des "Content")? Nehmen wir mal 20.000 EUR für eine semiprofessionelle Band (und das ist ein ziemlich konservativer Wert). Würde man diesen Content nun für 5 EUR zum Download anbieten, bräuchten wir 4.000 Downloads, um diese Kosten wieder reinzukriegen. Bei Einzeldownloads sehen die Zahlen natürlich anders aus.
4.000 Downloads sind für einen Newcomer eine ganze Menge.

Richtig "durch die Decke" gehen auch heute nach meinen Erfahrungen nur Bands oder Künstler, die durch die Vertriebsstrukturen und die Netzwerke von Major-Labels gestützt werden. Der "Massengeschmack" funktioniert halt so; das mag man für gut oder schlecht halten, ist aber m.E. ein Fakt.

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nuja wenn die "superstars" mit dem schiff untergehen ists wohl nicht schade um die kpnstlerischen leistungen eben jener (bzw ihres produzententeams).
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abseits der majors im indiedschungel jeder coleur ( also von rock bis pop bis elektronik ) haben sich für ne menge Künstler via Internet Möglichkeiten gefunden, ein erquickliches auskommen zu finden. obs für die 20 zimmer villa reicht ? kann ich nicht sagen, ist aber auch nicht mein maßstab für "erquicklich".

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Tja, nur dass in etlichen Fällen die "Superstars" im gegenwärtigen Labelsystem andere Künstler quasi querfinanzieren...

Ich bin mir ziemlich sicher, dass die meisten Produktionen, an denen ich beteiligt war, ihre Kosten nicht eingespielt haben. Das ist realistisch auch nicht möglich, weil die potentielle Käuferschicht sehr klein ist.

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ja die geschichte mit der querfinanzierung taucht immer weider auf. da stellt sich mir aber die frage, warum die labels so einen spass überhaupt finanzieren ? vieles dürfte so "arty" sein, dass von vornherein klar ist, dass damit keine mark gemacht werden kann. liebe zur kunst kanns bei den erbesenzählern in den chefeteagen auch nichtsein ...

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Da wurde nur die Produktion der Alben anderer Künstler querfinanziert, nicht deren Lebensunterhalt. Den mussten sich die Leute dann auf Konzerten und Touren verdienen, weil sie vom Label soviel Abzüge bekamen, dass kaum ein Cent von LP- oder CD-Verkäufen bei ihnen gelandet ist.

Wenn die Rechteverwerter, wenn die Industrie das Wort vom "armen Künstler führt, der ja dann keinen Cent mehr verdienen kann", dann ist das eine dreiste, unverschämte Lüge, die mir regelmäßig die Halsschlagader zum Anschwellen bringt. Diesen Herren geht es nur um ihre Profite aus einem strikt kontrollierten Produktions- und Vertriebweg, bei dem sie selbst den Löwenanteil aller Umsätze abschöpfen. Um "den Künstler" oder gar "die Kultur" geht es diesen schmierigen Halunken überhaupt nicht.

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Die Produktion der Alben IST Teil des Lebensunterhalts für diverse Leute (z.B. Studios oder eingekaufte Musiker usw.).

Was die Frage nach dem "warum" der Querfinanzierung angeht: Entgegen landläufigen Vorstellungen ist es immer noch nicht wirklich kalkulierbar, was ein Hit wird. Man braucht also eine breite Streuung. Und ja; in bestimmten "Nischen" spielt auch die "Liebe zur Kunst" eine gewisse Rolle.

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@oberlehrer: "wer von Euch arbeitet denn in dieser Branche und hat wenigstens ein klein wenig Ahnung von den Dingen?"
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Ich.
Seit 42 Jahren, in allen möglichen Positionen mit allen möglichen Künstlern, Berühmtheiten, Anfängern und alles dazwischen, Jazz, Pop, Rock, Folk, E-Musik-Avantgarde, mal ganz unten als Roadie, auch mal Veranstalter, bis zum Chef eines Labels und erfolgreicher Produzent, etc. pp.
Ich kann meist immer nur den Kopf schütteln, wenn ich Kommentare von Außenstehenden lese. Von fefe bis Lieschen Müller, alle haben grauenhaft falsche Vorstellungen. Ich war ja in den Fifties, dann Sixties auch mal Bravo-, dann Sounds-Leser und hab auch all den Quatsch geglaubt: Pöse pöse Manager und Industrie, und auf der anderen Seite liebe, gute, heilige, arme, ausgepresste Musiker. "Ach, Leute."
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@oberlehrer: "Entgegen landläufigen Vorstellungen ist es immer noch nicht wirklich kalkulierbar, was ein Hit wird. "
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Überhaupt nicht! Das wär ja dann a) einfach, und b) stinklangweilig.
Man weiß es schlicht vorher nicht. Man versucht's.

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Ja, die guten Ratschläge, die man von "interessierter" Seite bekommt, sind doch häufig eher von Eigeninteresse geprägt.

(nettes Beispiel aus dem letzten Monat:

"Wenn Ihr statt 8 EUR Eintritt nur 4 EUR nehmen würdet, kämen auch viel mehr Leute."
"Gut, aber kämen dann auch doppelt so viele?"
"Wahrscheinlich nicht, aber es kämen mehr."
)

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Es ist immer wieder erstaunlich, wie sich die Leute aus der Branche an diesem Punkt – ich meine: Urheberrechte vs. SetzenSieWasEin innert Kürzestem in die Wolle kriegen.
Ich habe aus reinster Rezipientenperspektive folgendes anzumerken:
CDs werden immer gekauft, wo es um die persönlichen Specialinteressen geht: aus dem Jazz-, Noise-, Neue Musik- oder Experimentalbereich. Konzerte werden besucht und bezahlt. Es ist die Neigung vorhanden, dergleichen in ganz ausgewählten Fällen in der Piratenbucht zu offerieren, einfach, um die Sachen anderen zu zeigen. Wer Unterhaltungs-Fastfood sucht, denke ich, wird da nur versehentlich klicken resp. hätte er/sie das Konzert wohl so oder so ausgelassen.
Kinofilm-Stream-Portale dienen mir der groben Orientierung, d.h. wenn die Kritiker, denen man gemeinhin vertraut, verschiedener Meinung sind, wird vorm Kinobesuch gestreamt.
Die Filme, die man unbedingt sehen will, werden dort zumeist eh nicht angeboten oder einfach zu spät. Deshalb kömmt man um das Kino seines Vertrauens sowieso nicht herum.

Ganz abgesehen davon gibt es seit unvordenklichen Zeiten ein P2P-Netzwerk, das sich irgendwie immer wieder selbst auffrischt: Freunde und Bekannte mit ihren Musikgeschmäckern, und hier wird, ganz traditionell, rege ausgetauscht.

Megaupload und Consorten kann ich in schädigender Weise nur nutzen, wenn es sich um content handelt, der mir eigentlich nicht wichtig ist; für den immer letzten George-Clooney-Film ist mir der Weg ins Kino stets zu weit, und nur gesetzt den Fall, ich hab sonst rein gar nichts vor, streame ich mir das dann 'für lau'.
Die wirklich wichtigen Sachen gibt's greifbar auf DVD - oder in einer guten Videothek. Also, in jedem Falle: bezahlt.

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ja ein Teil der querfinanzierung ist wohl als "venture capital" zu verbuchen. andere branchen haben auch forschungs und entwicklungskosten für projekte die nicht zwangsläufig im "next big thing" münden.
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so weit so normal. was mir da immer noch quer liegt ist diese angebliche Liebe zur Kunst. die kann ich mir bei nem kleinen indielabel vorstellen. da springen genug verrückte herum, die auch mal hungern statt diese oder jene produktion zu versenken.
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aber bei den Majors?! Die haben aktionäre, quartalsberichte, all die dinge, die managern das leben schwerer machen können. Will man mir hier wirklich weis machen, die würden ihre "free jazz" oder "experimental electronics" leute weiter pampern, wenn die nicht zumindest kostendeckend (für alle beteiligten) arbeiten würden ??
nene sry, das kauf ich nicht.

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@schauerfeld: "Kinofilm-Stream-Portale dienen mir der groben Orientierung, d.h. wenn die Kritiker, denen man gemeinhin vertraut, verschiedener Meinung sind, wird vorm Kinobesuch gestreamt."
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Ich bin auch Vater eines Sohnes und hab da einiges mitbekommen, was obige Meinung gar nicht unterstreicht. Er, alle Freunde, die gesamte Klasse, ja die gesamte Schule, alle haben natürlich illegal runtergeladen (und auch kopiert/getauscht mit denen, die zu doof dazu waren), Musik, Filme... je schneller und größer die Geräte und Anschlüsse wurden, umso mehr. Man hatte keine CD oder DVD-Sammlung, sondern nur eine dicke Festplatte und Ohrstöpselgeräte. Das war nicht in Berlin-Neukölln, nein, es passierte alles in einer bürgerlichen Umgebung.
Er hat keine einzige CD oder DVD gekauft, ging nur selten mal ins Kino und in Gesprächen erfuhr ich, er kennt niemand, der kauft, bezahlt, weder für Musik noch für's Filme-gucken. Nur für's Vergnügen beim Wacken-Festival, da wurde von allen bezahlt.
Heute studiert er Informatik und begreift langsam, was er (was eine ganze Generation?) da angerichtet hat.
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Die Argumentation, man will ja nur das Interesse für die Musik, den Künstler, den Film... wecken und die Leute sollen dann kaufen oder ins Kino gehen, ist vorgeschoben; man liest diese Argumentation in verschiedenen Spielarten auch häufig in den tausenden von privaten Webseiten, die ihre Rock-, Jazz- oder Klassik-Plattensammlung (mit download-Link zu den üblichen Verdächtigen, die dann prima verdienen) kostenlos anbieten. Es ist bloßes Alibi-blah-blah. Um zu zeigen: Da, seht, ich will ja gar nicht, dass das Zeugs runtergeladen wird. Und wenn doch (schließlich offeriert mans), dann bitte nach Anhören aber sofort wieder löschen! und bitte bitte die CD kaufen! ... Natürlich weiß jeder, wie's wirklich gemeint ist und wie's real zugeht.
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@rollproll: "bei nem kleinen indielabel vorstellen. da springen genug verrückte herum, die auch mal hungern statt diese oder jene produktion zu versenken. "

Mir kommen die Tränen. In realo: Das sind eher die, die dann die Musiker nicht bezahlen (können), das Studio nicht bezahlen (können), nicht den Grafiker, nicht den Texter, ...die meist keine Ahnung von den Rechten und Pflichten gegenüber Künstlern (Komponisten, Texter, Interpreten, Ton-Ing usw. ) haben, die nix über Umsatzsteuer wissen, nix über GEMA und GVL (von der sie sogar profitieren würden), die generell den Markt weit überschätzen, die letztlich auch meist nur ahnungslose Fans sind. Ich habe ein paar davon mal gutmütig beraten: Leute, deren Musik keiner haben wollte und die dann ihr eigenes Label aufmachten. Die "hungern" aber nicht, denn die haben alle einen normalen Job (bei den Wasserwerken oder als Pförtner der Uni) und nur am Wochenende wird ein bisschen in Musik und Labelboss gemacht.
Ich schätze diese Leute trotzdem. Habe sogar mal 4000 Mark dabei investiert und verloren, als ich einem davon seine Schulden bei einem Tonstudio (Hallo, Udo Arndt!) beglich, damit er (eigentlich: sie) die Mini-LP auch rausbringen konnte: "Die Haut: Der Karibische Western" . Mein Geld hab' ich nicht wiedergesehen und die Labelmacherin wurde dann in einer westdeutschen Kleinstadt "Schlecker"-Verkäuferin.
PS: andere, ähnliche Unterstützung von Kleinlabels verliefen ähnlich: Geld & Erfahrung gegeben, nix oder kaum was zurück bekommen, oder sogar betrogen worden.
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@jeeves,
Ich bezweifle ja nicht, daß es Leute gibt, die so ein halbwegs bulimisches Verhalten bezüglich ihres kulturindustriellen Konsums haben. Allerdings kann ich darüber schlecht urteilen - einfach weil ich es nicht verstehe.
Es wäre zu fragen, ob die mainstream-Kulturindustrie mit ihrer Taktik, alle 2 Wochen brachial einen neuen Hype in die Märkte zu wrecken, sich nicht das Publikum herangezüchtet hat, das sie verdient.

Übrigens, was ich oben beschreibe ist kein verallgemeinerndes Alibi-Blabla, sondern exakt mein persönlicher Umgang mit Portalen, Torrent-Netzen etc. . In der Tat gebe ich sicher mehr Geld für Bücher, DVDs, Kino und CDs aus, als ich sollte, was mich aber nicht hindert, hier und da etwas zu streamen, runter zu laden oder seeden.

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@ jeeves ...
das mit der querfinanzierung durch die majors ist mir immer noch net klar ...
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und wenn die jugend heute lieber auf festivals geht statt platten zu kaufen, ja mei, dann werden halt die bauern in der holsteinischen provinz reich und nicht die labelbosse. da geben die kids dann beträge aus, die sie sonst im jahr nicht in platten investieren würden.
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und zu den indielabels, da gibts zumindest im elektronikbereich einige die bereits seit vielen jahren sehr erfolgreich operieren und auch ohne solche eitrigen Pestbeulen wie die GEMA auskommen.
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aber die Leute bieten ja idr auch "Konzerte" (besser: Sets) an, wo man hingeht und am eingang brav bezahlt. wochenende für wochenende.

@ bulimie ... der sammeltrieb hängt wohl auch damit usammen, dass heute schlicht mehr Musik konsumiert wird (h/tag) und damit mehr Material benötigt wird um keine langeweile aufkommen zu lassen. gerade musikalische Sonderinteressen können ja auch nicht mit Radio oder TV konsum abgedeckt werden.

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