: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Mittwoch, 15. Februar 2012

Tage der Finsternis

Aufstehen um 7 Uhr. Draussen klingelt nämlich der Wecker in Form des schulischen Räumfahrzeuges, und da kann ich nicht zurückstehen: Ras aus dem Bett, runter, Schneeräumen.



Und weil es so hübsch kalt ist, steht zuerst der Tee auf dem Programm. Dazwischen Freischalten, Gähnen, Überlegen, was jetzt sinnvoll ist. So durchgefroren schlafe ich schlecht wieder ein, also ein Kompromiss, der alle glücklich macht: Tee, Buch, Bett.



Ich bin bei der Eiseskälte jeden Tag 10, 15, 20 Kilometer geradelt, aber das nun ist der Tag des Matsches. Da habe ich keine Lust mehr. Einmal am Tag das Haus verlassen, Dinge besorgen, nochmal Räumen: Das muss reichen. Ansonsten Nachdenken. Ich bin gar nicht so kreativ, Momenten der guten Ideen folgen Stunden des unkonzentrierten Leerlaufs. Und dabei muss ich doch was zustande bringen, das mehr ist als das Übliche.



Aufräumen soll da helfen, sagt eine Familienweisheit, also räume ich den Speicher auf und hänge Radlzeugs an ein Metallgerüst, wo es hingehört. Und obendrein so, dass es auch Gebrauchswert hat: Die nächste Tauphase kommt bestimmt, dann ist es zu nass für das Rennrad und zu glatt für das Bergrad, da muss ein Zwischending her, mit dem ich dann vielleicht auch ein paar Kilometer mehr in windgeschützten Wäldern fahren kann.



Aber heute bleibe ich dann doch lieber auf dem Teppich.

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14.

Es ist so scheusslich draussen; ich glaube, jeder kann an einem Tag wie heute ein klein wenig Kitsch vertragen, zumal, wenn er aus Italien kommt und bei 30 Grad aufgenommen wurde.



Es kommen bessere Zeiten, und jeder Topf findet dereinst seinen Deckel. Oder Zweitdeckel. Oder es geht einmal durch den Geschirrschrank. Wir sind da heute ja nicht mehr so.

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Junge Unionisten bestrafen sich selbst

Junge Unionsabgeordnete haben den Vorschlag gemacht, dass normal nette Nichtkinderkrieger jedes Jahr 1 Prozent ihres Einkommens abführen sollen, damit Karnickelfreunde, Kondomverächter, Kinderschläger, Nachwuchsvernachlässigerm, radikale Christisten, deutschnationale Führerkindwerfer und andere, die Kinder haben und damit angeblich was für die Zukunft des landes tun (und nicht ihr eigenes Hobby) einen Ausgleich für ihre Mühen haben. Und ich sage es offen: ich kenne auch wirklich nette Familien. Allerdings sind da keine Wurffaschisten dabei. Ab dem 25 Lebensjahr soll es losgehen. Der Führer fände das prima.

Naja.

Da frage ich mich aber: Haben diese Leute sich einmal ihren eigenen Parteinachwuchs angeschaut?

Ich mein, die haben es doch eh schon schwer genug. Alle lachen sie aus. Keiner nimmt sie ernst. Der FDP-Döring wäre da im Vergleich schon gutaussehend.

Und die jetzt auch noch unter Vermehrungsdruck setzen? Ja bitte, wer soll das denn machen? Wie soll das gehen? Wer will denn solche, die Kinder als Steuersparmodell sehen? Bis 25? Wissen die dann schon, wie das geht?

Na, ich zahle das eine Prozent gerne, wenn sich damit Pickelbande im Paarungsstress selbst genetisch von der Erde putzt. Lieber würde ich aber noch ein Prozent drauflegen, wenn Verfassungsfeinde., die für das Mutterkreuz einfach nur zu feige sind, dann auch entsprechend juristisch verfolgt werden.

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Dienstag, 14. Februar 2012

Das Ende der Bürger

Ich habe bei der FAZ etwas über die Frage geschrieben, was passiert, wenn die herkömmlichen Stützen wegfallen und nicht mehr nachwachsen. Nur mal an einem eher kleinen Beispiel, das bei uns gerade weithin besprochen wird.



Das übergreifende Problem ist, dass man für dieses Wegbrechen gar nicht erst sterben muss. Früher war es in Privatbanken so, dass es ein Tagesgeschäft gab, das in den Filialen weitgehend autonom geführt wurden. Die Zentrale wollte jeden Monat Ergebnisse sehen, mischte sich aber nicht besonders ein, auch, weil es technisch nicht möglich war. Heute liegt jeder Vorgang in der Zentrale vor, bevor der Filialleiter davon Kenntnis hat. Äusserlich mag es noch die gleiche Filiale sein, aber innerlich sind die Entscheidungen und Strategien nach oben abgewandert. Weil es technisch möglich wurde.



Nun könnte man in diesem und anderen Fällen natürlich denken, dass das Vorteile haben muss, es kann an Personal gespart werden, zentrale Teams haben mehr Spezialisten, die sich besser auskennen als der normale Mensch am Schalter, es kann schneller reagiert werden, und die Leute vor Ort werden entlastet. Deshalb müsste die Verwaltung von Geld besser sein, es müsste bessere Konditionen für die Kunden geben, und mehr Zufriedenheit in den Firmen. Ich denke, wir wissen alle, dass diese Strukturänderungen genau so nicht finktioniert haben. All diese neuen Befehls- und Entscheidungsebenen wollen zuerst und führend bei der Verteilung des Kuchens bedient werden. Und die anderen haben angesichts der allgemein üblichen zentralen Steuerung überall die selben Konditionen. Man kann vielleicht den Anbieter wechseln, aber die Konditionen werden von oben abgeglichen, vergleichen. und dann überall gleich schlecht gehalten.



Und das alles sind Entwicklungen, die sicnh dem üblichen Klassenkampf vollkommen entziehen. Darauf hat weder die Arbeiterklasse noch der Bürgerlichkeit einen Einfluss, und die neuen Entscheider, die das System in den letzten 20 Jahren grundlegend umgepflügt haben, werden dafür auch nicht zur Rechenschaft gezogen. Die staatlich gestützte Aarealbank in Frankfort zahlt 50.000 Euro an den Partymacher Schmidt, damit der den Ministerpräsidenten anschleppt? Ach ja, das passiert halt. Das macht man halt so. da sind irgendwelche Leute, die meinen, genau das tun zu können. Merkt ja keiner. Geld vom Steuerzahler, pah, Stehempfang gehört halt dazu. Das sind die Verwaltungskonzepte, wenn man sie lässt, und sie werden gelassen, weil es zu komplex ist, solche Entwicklungen aufzuzeigen.

Und in 10 Jahren wird man merken, dass man als Zivilgesellschaft gar nicht sterben muss, um auszusterben. Das System braucht die Illusion so einer Gesellschaft, damit der Laden läuft. Aber die Gesellschaft wird nicht mehr laufen, weil alles, was tatsächlich entschieden wird, ihr zugunsten der Verwalter entzogen sein wird. Sie wird eine Funktion sein, ein Teil des Geschäftsmodells, mehr nicht.

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Auf dem Weg zum B

Moody's hat wieder zugeschlagen. Während Obama noch mehr Geld - 800 Milliarden Dollar - verschleudern will, das er nicht hat und nicht bekommen wird, knöpft such die Ratingagentur Europa zu später Stunde vor.

Schön ist dieser Teil der Begründung, der eigentlich eine Frechheit ist:

- Europe's increasingly weak macroeconomic prospects, which threaten the implementation of domestic
austerity programmes and the structural reforms that are needed to promote competitiveness.


Zuerst werden jahrelang "Reformen" erpresst, die gnadenlos auf die normalen Leute durchschlagen, die weniger Geld zur Verfügung haben, weniger kaufen, was in den Nichtexportnationen schlimm ist, wo die Wirtschaft batürlich wackelt, und dann werden sie dafür weiter heruntergestuft. Weil das - oh Wunder - die Sparbemühungen gefährdert.

Da gibt es irgendwie kein Entkommen, ausser vielleicht die Enteignung der Menschen, oder besser gleich die Versklavung zugunsten der Bankster.

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Montag, 13. Februar 2012

Gefangen

Es hätte ein schmales Zeitfenster gegeben, drei Tage in etwa, um an den Tegernsee zu fahren. Aber am Sonntag ist es dort voll und eisig, und am Montag wird Schneefall einsetzen und bis Dienstag bleiben. Man könnte also mit 100,000 Münchnern in die Eishölle fahren, sich am Berg die Zehen abfrieren, und dann zwei Tage eingeschneit werden, während es weiterhin bitterkalt ist, und das Eis auf dem See nicht blitzen will. Und dafür packen, für 30 Euro Benzin verfahren, Risiken bei der Heimfahrt eingehen und obendrein an einem Ort sein, wo es noch kälter ist als hier, wo man es nicht lange draussen aushält... also habe ich das gemacht, was vernünftig ist.















Wobei, einer meiner alpinen Tanten sagte immer, wenn sie hier war, dass es zwar schön ist (von all den Möglichkeiten dieser Nahregion ist das sicher die hübscheste Ecke, und gerade mal ein paar hundert Meter vom Ort entfernt, wo ich aufgewachsen bin), aber irgendwie die Berge fehlten. Recht hat sie gehabt.

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Das gehört dazu

zum Älterwerden.

Dass man nicht mehr einfach so den Mund hält und sich in Höflichkeiten flüchtet, wenn der Blödsinn, der gebracht wird, ideologisch nah, aber trotzdem saupeinlich ist.

Zum Beispiel diese Stoppt-Acta-Krake, um die jetzt so ein Bohei gemacht wird, Ich bin 2004 mal richtig, das erste mal richtig an die Decke gegangen, als welche meinten, mit projüdischer Überempfindlichkeit private Politik machen zu müssen, und seitdem ist viel passiert: Den selben Dreck erlebte man von den Antideutschen und den Lizas und PIs dieser Welt, es wanzt sich damit die Springergosse durch die Zeiten, und all das will irgendwie nicht aufhören: jetzt also als Schlagdraufgeschichte bei den Piraten und Netzaktivisten. Ich bin zu alt, um da die Klappe zu halten und zu schweigen, wenn das aus der scheinbar richtigen Ecke kommt. Ich sag nur Mohrenlampe.

Ich habe eine Weile nachgedacht, ob ich darüber nicht irgendwas ... aber ich habe nach meiner eigenen Vorgeschichte irgendwie keine grosse Lust mehr, einen öffentlich auf Schiedsrichter zu machen. Und schon gar nicht bei der FAZ, und nicht zu diesem Thema. Und dann war das ja auch schon Thema besetzt; Julia Seeliger von den Grünen hat leider nicht die Grösse, sich bei diesem komplexen Thema etwas zurückzunehmen. Sie schreibt dort ein dogmatisches und geistloses Blog, und wie man das bei Grünen und Sozen in letzter Zeit erlebt, ist da die Schwelle zur Empörung über Piraten sehr niedrig. Geiler geht es ja nicht, wenn die irgendwas mit Nazis und so. Und dann auch gleich noch an die Antisemitsmusdebatte drangehängt, die immer dann hochkommt, wenn mal wieder eine der typischen Studien den Deutschen ihr Vergessen vorhalten. Nie wieder! Nieder mit der Judenfeindlichkeit! Alle müssen sich an Ausschwitz erinnern! Was haben wir denn morgen zur moralischen Empörung? Schnorris und Mitnehmis gibt es nicht nur in Bellevue, gerade die Moralpolitik ist voll davon.

Wir wurden in der Schule auch mal nach Dachau gekarrt. Mit einem wirklich netten, politisch aktiven Lehrer. Dachau hatte dann zu, das war Pech, und weil der Lehrer ein guter Lehrer war, fuhren wir weiter nach Schloss Oberschleissheim, die Strasse runter, und schauten uns das an. Ich fand das prima. Und nach meinem Wissen war auch in Schleissheim keiner dabei, der wegen dem ausgefallenen Besuch jetzt plötzlich meinte, KZs seien lässig gewesen. Jeder war verdammt froh, durch den Schlosspark strawanzen zu können. Und ich weiss auch aus recht sicheren Quellen, dass die obligatorischen KZ-Touren in Isreal... ich mein, ganz ehrlich: Das sind Rituale. Die brauchen ganz sicher nicht jene, die sich ihnen unterwerfen. Es gibt fraglos sensationell missglückte Gedenkauftriebe, ich sass mal in Würzburg in einer novemberlich kalten Schulaula, und wartete drei Stunden, bis jede der 9 Jahrgangsstufen was zum Gedenken gemacht hatte. Das war echt hart und unerbittlich und trist wie das Wirmüssenwirsollen-Geschreibsel der Seeliger der Selbstgerechten. Wir sollten vor allem nicht drei Stunden frieren und nachher kein Buffet in einem Ort haben, wo danach die Lokale geschlossen sind. Wir sollten nichts jeden Fussel umdrehen, ob da nicht doch was ist, das wir moralisch anprangern können.

Ich bin mir nach 20 Jahren Debatten um Denkmäler weniger sicher denn je, dass man den ganzen Memorialplunder in den vorhandenen Mengen wirklich braucht. Ich fand es gar nicht schlecht, dass man dem Zumtor in Berlin auf der Topographie des Schreckens wieder eingeebnet hat. Es gibt sicher nicht zu wenig Information; auf dem Höhepunkt der Judenmode der deutschen Verlage war es so, dass Autoren aus Israel ihre Manuskripte zuerst in Deutschland einreichten und sich dann auch noch beschwerten, weil es in Isral dafür keinen Verlag gäbe. Irgendwann haben dann auch hier die Verlage begríffen, dass man nichtg jeden Deutschen zum Völkermordexperten machen kann. Der Markt war gesättigt. Ich habe sicher an die 400 Bücher zum Thema oder auch mehr: Schon damals habe ich das ungern gelesen. Es geht mich ja nichts an, aber diejenigen, die meinen gedenken zu müssen, sollten sich schon mal überlegen, ob das nicht auch ohne Steinquader und opferbenutzendes Blogsülz geht. Das war schon in Berlin eine Nummer für peinliche Selbstdarsteller (erinnert sich jemand an den Reliquienknochen, den herzuzeigen sich diese Rosh nicht entblödete?), und das ist im Fall der Erregungskrake nicht anders.

Es ist überhaupt nichts dagegen einzuwenden, wenn sich die Femiantisemimohrenlampenkorrektisjudenopferbenutzer und die Liberlalalatärenbraunsiffieisraelmissbraucher gegenseitig runtermachen, und wenn es dabei auch noch die dümmeren Piraten erschwicht: Warum nicht. Es gibt jede Menge gute Gründe, sich gegenseitig hirnlos zu schlagen, verbal zu vernichten, Dreckkübel auszuleeren - aber bitte, die Herren und Damen geschichtsbewussten Arier: Da ist so viel Müll in Euch.

Das reicht.

Ihr braucht Opferusurpation dafür so wenig, wie ich Euch für hilfreich erachte. Jemand kennt Auschwitz nicht? Klare Bildungslücke. Jemand nimmt jede dieser nun schon seit Dekaden im alarmistischen Ton gehaltenen Studien zu ernst? Es muss wohl Holocausttag sein, da passiert das meistens. Aber eine Krake, die seit der mittelminoischen Vasenmalerei (und damit klar vor dem Auszug aus Ägypten, bittschön) ein Raubtier zeigt?

Geht's noch? Sucht Euch bitte andere Spielplätze.

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Sonntag, 12. Februar 2012

Umfrage!

3000 Tage Rebellen ohne Markt gibt es bald zu feiern. Was soll ich in den nächsten 3000 Tagen für die Leserschaft machen?
Ich will, dass dieses Blog endlich dicht gemacht wird!
Ich will, dass es hier mit Radau, Foodpr0n und Tippfehlern so weiter geht, wie es schon immer war.
Ich will einen Liebessommerroman von Don Alphonso.
Ich will mindestens 1 Kind von Don Alphonso (wehe!).
Ich will ein literarisch angehauchtes Sachbuch von Don Alphonso.
Don wer?

  Ergebnis anzeigen

Erstellt von donalphons am 2012.02.12, 17:15.



Ansonsten kaltes Traumwetter heute. Schlittschuhlaufen geht gar nicht so gut, weil zu viel Schnee auf dem Eis ist. Aber darauf wiederum kann man vorzüglich Rad fahren.












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Sollte

letztlich herauskommen, dass ein gewisser Christian W. bei seinem Freund G. ein Vertrag über das Ausleihen eines Telefons im Oktober 2005 geschlossen haben könnte, um unter anderem Telefongespräche mit einer Bekannten zu führen, die nach dem, was in der Bild als nette Story stand, erst auf einer Südafrikareise im Jahr 2006 mit ihm so richtig bekannt wurde, und bei der ganzen Sache mit Scheidung und Neuheirat damals irgendwie unter den Tisch gefallen ist, dass die ganze Geschichte vielleicht doch noch eine zweite, nicht gerade konservative und damit längere Chronologie hat, wie man das in Vorgeschichtskreisen nennt, und sollte das Nachlassen der Telefonnutzung irgendwas damit zu tun haben, dass sich W. nicht mehr verstellen musste -

dann würde ich auch verstehen, warum so ein Christian W. eine Pressekonferenz zusammen mit seiner zweiten Frau gegen die Methoden der Bildzeitung machen wollte. Aber nur, falls es sollte.

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Samstag, 11. Februar 2012

Gerechtigkeit für den Winter

2008 war ein Traumwinter; da bin ich an den Tegernsee gezogen. Warm, schneefrei, eigentlich Frühling. Blitzblauer Himmel, tiefblauer See.



2009 war ein Traumwinter. Unten am See war es frühlingshaft mild, überall war es sonnig, und oben war genug Schnee zum Rodeln. Man konnte es sich aussuchen. Und warm war es! Es gibt Bilder von mir neben einem Termometer, das 20 Grad an einer Hauswand anzeigt. Ganz oben auf dem Berg, im Schnee.



2010 war ein Katastrophenwinter für die, die nicht am See waren. Das Wort "spätrömische Dekadenz" ist gefallen von jemandem, dem man selbst gern beim Schneeschippen zuschauen würde. Und zwar nur mit Hipsterbrille und einem Laken bekleidet. Am See war das Wetter dagegen traumhaft. Sonne, Sonne, Sonne über angenehmem Schnee. Und Inversionswetterlage. Oben warm, unten in München eisig.



2011 war nochmal so ein Jahr, da kamen manche über Wochen mit ihren Autos nicht aus den Schneehaufen heraus. Der Winter dauerte zwar auch am See sehr lang, aber er war sehr schön. Sagenhaft. Nur etwas mehr Schnee hätten wir gebraucht. Richtig erbärmlich kalt war es in all den Jahren selten, man konnte trotzdem immer draussen etwas tun. Keine Frage, ich bin verwöhnt.



2012... man muss auch mal das Silber putzen und Rezepte variieren. Draussen sein und Rodeln ist überbewertet, wenn es auch am Tag minus 20 Grad hat. Und ich muss vermieten und restaurieren und habe auch so genug zu tun. Und vier Jahre lang hatte ich die schönsten Winter, die man sich vorstellen kann, da darf es auch einmal aussetzen. Und dafür hatten wir ja auch einen Traumnovember, das muss man auch sehen.

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Freitag, 10. Februar 2012

Pardon

Ich arbeite gerade zeitgleich an zwei grösseren Geschichten; eine ist schon länger angefordert und die andere geht mir seit der Lektüre eines Buches nicht aus dem Kopf. Beide Geschichten hängen irgendwo zusammen; in der einen geht es um gewisse Wohlstandselenderscheinungen in München und in der anderen um die Frage, warum Berin mit schwarzrot und Spiesserpiraten so unsexy ist. Irgendwie hänge die beiden Themen zusammen.



Als ich Ende 2003 nach Berlin ging, hatte das Ende der New Economy eine Tabula Rasa hinterlassen, und alle fragten sich damals, was jetzt wohl kommen würde. Was man machen, entwickeln, aufbauen könnte. Visionen, Pläne, grosse Konzepte. Die Ergebnisse? Klingeltöne von Jamba und Forderungen nach einem bedingungslosen Grundeinkommen. Meine These ist, dass angesichts der Möglichkeiten auf dem Spielplatz Berlim das BGE nach diesem Jahrzehnt ein Eingeständnis des Scheiterns ist. Immerhin kommt da heute keiner mehr auf die Idee, redesign Deutschland zu brüllen. Ich sehe eigentlich keinen ernsthaften Ansatz mehr, etwas jenseits von Berlin zu bewegen. Die sind mit dem Abbau von Clubs und Galerien und der Verhottentottierung für die Touris voll ausgelastet. Und ich sage mal: Das ist die Agonie vor dem Tod.



Gut, mit einer grossen Koalition ist das kein Wunder. Umgekehrt, im Süden, scheinen diese Probleme weit entfernt zu sein, aber da sind auch so Fälle wie ganz erstaunliche Privatinsolvenzen. Es gibt irre Formen von Gentrifizierung unter Reichen, und mehr Geld mündet fast zwangsläufig in mehr Leistungsdruck. Die einen brennen aus, die anderen haben eine zu hohe burn rate, gesund ist beides nicht. Natürlich kommt München wieder, die Clubs, die in Berlin schliessen, machen am Rindermarkt und beim Schlachthof wieder auf, und es ist gar nicht mal so spiessig: Die Spiesser nämlich leben alle in Berin. Trotzdem ist der Druck in München brutal. Und alle Mieter wollen Wohnungen kaufen, auch wenn sie sich bis zum Ende ihrer Tage verschulden müssen.



Es gibt einige Anzeichen, dass viele in Berlin trotz der Agonie bleiben, weil sie fürchten, im Süden beruflich abgehängt zu werden, wie man in Berlin menschlich abgehängt wird. Und ich denke, dass Zettl keiner anschaut, nicht weil der Film schlecht ist, sondern der Film eine Stadt als Thema hat, die niemanden mehr interessiert. All diese Ansätze müssen unter twei Hüte. Ich habe einiges zu tun.

Davor aber erst mal der obligatorische Beitrag zur Schande in Bellevue und wie man sie endlagern kann.

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Donnerstag, 9. Februar 2012

Der Aufkleber

Die wussten schon, warum sie solche Aufkleber auf die Koffer getan haben.



Der nächste Wintershausputz würde kommen, und dann auch bald per Telegramm:

+++2 Zimmer + Mai bis Juli + meerblick + Honorarkunsul Grünanger u. Gattin +++

Ja, so ist das, und dann mit dem Landaulet versuchen, die Berge zu überqueren. Abenteuer. Schicksal. Luxus.

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Guten Morgen

Das Schönste an diesem Ensemble sind zwei Umstände:



Grossbild

1. Kein Filmfondsmensch hat es auf Sylt für mich mit Hotelsilber anrichten lassen.

2. Ich kenne einige Leute, die sich so etwas vermutlich auch recht lange nicht mehr zu Gemüte führen werden.

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Mittwoch, 8. Februar 2012

Sichwasleistungsgesellschaft

Die Seite mit dem Hotel in Catania ist immer noch offen, und auch die andere mit der Empfehlung meiner Eltern, die ich mir aber beim besten Willen nicht leisten kann, und auch nicht leisten würde: Taormina Bestlage, direkt am Meer, historisches Gemäuer, hübsch, wirklich. Obwohl meine Eltern Catania enorm scheusslich finden und gar keinen Vergeich zu Taormina.



Dummerweise kostet dort eine Nacht inzwischen - es ist 10 Jahe her, dass meine Eltern das letzte Mal dort waren - in einer geupgradeten Parvenüschnorrikategorie so viel wie 7 Tage in Catania. Und 7 Tage so viel wie ein Monat Catania plus vermutlich noch ein Barockalter und drei Sklaven, die ihn nach Hause tragen. Ich würde einiges gerade gern tun wollen, und fast alles lieber als dieses Trainingsprogramm für das nächste Stalingrad, aber das wäre es mir einfach nicht wert. Selbst wenn ich es mir leisten könnte. Vermutlich muss ich nochmal 30 Jahre älter werden, um diese Bestimmtheit zu erreichen, die besagt: Das leiste ich mir einfach.



Dafür leiste ich mir ein paar andere Dinge: Fast eue Felgen und Reifen für die Barchetta und den Sommer, ein paar bösartige Bemerkungen über Reichshauptschnorri morgen, man glaubt gar nicht, was einem da so einfällt, wenn man bei -17 Grad durch das Schneetreiben 10 Kilometer fährt und in die harten Eisbrocken knallt. Und zum Abend dann eine Sauerei mit Mascarpone, allein, denn momentan geht Nachts keiner aus dem Haus, der nicht muss. Und nachdem hier langsam die ersten Rohre bersten, könnte ich ohnehin nicht weg.



Also: Keep ice cold and carry on.

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Vita Nova

Ich schreibe gern über die negativen Folgen des Internets und der asozialen Netzwerke. Nicht, weil ich das Netz nicht mag, sondern weil sich die Berichterstattung über weite Strecken in den Klauen von zwei unausrottbaren Gattungen befindet: Korrupten Wirtschaftsjournalisten und egogeilen Netzcheckern. Irgendjemand muss sich auch mal hinstellen und breit erklären, was am Targeting bei Facebook besser als bei Google ist, und warum Facebook dennoch schlechter als kommende Alternativen sein wird.



Aber: Ohne Internet hätte ich heute zwangsweise in diesen frühen Morgen gehen müssen, und zwar nicht nur da draussen, was schon schlimm genug wäre, sondern auch noch in einer anderen Stadt. Eine, die ich nicht besonders schätze, und für die ich dennoch viel Geld ausgeben müsste. Ich hätte höhere Belastungen und Kosten bei erheblich schlechterer Lebensqualität. Allein das Wetter zu sehen und zu wissen, dass ich nicht eine halbe Stunde durch dieses Trübsal stapfen werde, ist - unbezahlbar.



Statt dessen gehe ich durch vier warme Räume über Perserteppiche und Parkett in die Küche, bereite die nächste Tarte nebenbei vor, während das Wasser kocht, summe ein wenig vor mich hin und habe viel Lebenszeit gespart. Mehr noch: Lebenszeit angenehm verbracht, die andere unangenehm verbringen. Manchmal glaube ich, dass man die unsägliche Freudlosigkeit von Zeitungen auch ein wenig damit erklären kann, dass sie oft genug von Menschen in mobilen Blechbüchsen konsumiert werden, in denen die Druckerzeugnisse, relativ gesehen, angenehmer als der Rest sind. Zeitungen können sich das noch leisten, aber wenn ich dann in Mantua im Cafe sitze... da bräuchte es Zauber. Aber davon ist nichts da. Ich habe auch hier keine Zeitung, selbst wenn mitunter Verlage versuchen, mir ein Angebot zu machen: Danke, aber ich suche mit das Bezaubernde lieber selbst raus, bevor ich zu viel Grau bestelle, das mit meinem Leben nichts zu tun hat. Wieso Verlage glaubem, dass Nutzer zu dem gleichen Grau greifen, wenn sie auf dem iPad auch noch ganz andere Dinge finden - keine Ahnung.



Meine Informationswelt ist so unfassbar, so unglaublich viel besser als alles, was davor möglich war. Wenn ich lese, dass Zeitungen für sich auch im Netz eine Führungsrolle beanspruchen: Ach was. Die Leute wissen schon, warum sie zu facebook und G+ gehen, da sind die Menschen angenehmer. Niemand ist gezwungen, sich die Welt von diesen Systemen erklären zu lassen, und schon gar nicht, wenn es so unfreundlich daherkommt. Und wo man sich letztlich all die ähnlichen Informationen abholt, die man so braucht, ist ungefähr so wichtig wie die Frage, aus welchen Reservoir das Wasser für die Klospülung kommt. Die Leute sind - leider - bei Facebook, weil sie dort bekommen, was es nur dort gibt, und was Medien zu liefern nur begrenzt in der Lage sind. SPON versucht es mit gebitchslappten Plärrdreck, andere haben sich darüber noch nicht mal Gedanken gemacht, und ich frage mich, ob die begreifen, dass mit Pinterest jetzt auch ein soziales Netzwerk da ist, mit dem jeder Werbetreibende den ganzen Werbeclickbannermüll bei Zeitungen streichen kann - dort ist übrigens die Zielgruppe, die man möchte.



Zeug bei Facebook und Twitter raushauen kann jeder. Ich glaube, mit textfern getriebenen Systemen wie Pinterest wird es richtig spannend. Einerseits, weil es da auch Texte brauchen wird, andererseits, weil es ein ganz anderes, kundenorientiertes Denken verlangt, das nicht weit verbreitet ist. Medien sind nun mal am Tropf der Anzeigenschaltung. Das kann sie eigentlich nicht unberührt lassen. Wie gesagt, ich finde diese Veränderungen nicht durchgehend gut, und was da mit Daten geschieht, sogar abscheulich. Aber man kann es nicht ignorieren. Man muss mitmachen und die Vorteile nutzen, wenn die Nachteile schon unausweichlich sind.

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