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Samstag, 25. August 2012
Von Rom nach London
Das Label Glossa hat in den letzten Jahren die italienischen Gesangswerke von Händel veröffentlicht, zum Teil mit spektakulären Aufnahmen, wie mit Roberta "Nazionale" Invernizzi, gegen die jede Netrebko halt nur eine Netrebko ist, und auch so klingt, als würde sich ein verstaubter Feuiletonist dafür mit dem Zug nach Salzburg bemühen und in der Pause eine Wurst essen. Roberta Invernizzi dagegen singt, dass keine Fehlzündung eines Fiat Ottovu in den engen Gassen von Siena dagegen ankommt.
Ich hatte die CDs auf jeder Italienreise der letzten 4 Jahre dabei, und wenn man erst mal auf der anderen Seite der Berge ist, stimmt alles. Das sind die Momente, da sich der Geist vom Körper löst, sich über das Auto erhebt und entlang der Kurven über den Seen mitfliegt, sich am Gesamtbild erfreut und sagt: So möchte man sein. Und so sind auch die Aufnahmen und die Musik, stimmig, emotional, man möchte aussteigen und heulen. Und wenn jemand sagt, es gäbe eine neue CD mit Arien von Händel, denke ich deshalb nicht lange nach und kaufe ich sie. Ohne reinzuhören. Der ideale Ort zur Probe ist am Steuer meines Wagens, offen, auf einer Landstrasse.
Bei den italienischen Werken hatte ich immer den Eindruck, als würde die Landschaft hier in Bayern in Süden wie eine Nudel in Trüffelbutter ersäuft. Ohne Händel ist es Bayern, mit Händel Nordnorditalien. Die neue CD enthält jedoch die Arien, die Händel in späteren Jahren in London geschrieben hat. Man singt Englisch, man singt halsbrecherisch auf den Effekt hin, man möchte etwas erreichen. Und man erreicht es: Die Landschaft gefriert wie Eisbein mit Gurke in Aspik. Das mögen wirklich kunstvolle Arien sein, aber sie sind so tot wie das Gewissen eines Londoner Banksters und so aufdringlich wie ein Vertreter für Immobilienfonds.
Ich habe es mit einer Freundin ausprobiert, und wir sind uns da einig: Die Musik passt überhaupt nicht zum Tanz in den Kurven und zur Freude der Bewegung. Wir erklären es uns so, dass Händel in Italien von einem reichen Gönner zum nächsten flatterte, und entsprechend leicht seine Musik zauberte. In London dagegen war er Unternehmer und schrieb nicht mehr für Einzelpersonen, denen das Geld locker sass, sondern für jeden, der ein paar Münzen für den Eintritt bezahlte. In Italien konnte er komponieren, was er wollte, in London musste er schreiben, was das Publikum wollte, und zwar in nicht wirklich angenehmen Atmosphären: Seine Sänger traten durchaus in Örtlichkeiten auf, die man heute als "Vergnügungspark" bezeichnen würde. Da musste natürlich Effekt und Sensation sein. So klingt das auch, Aber das passt nicht zum angenehmen Fluss einer kleinen, offenen Reise.
Und - es ist kalt. Ich kann es nicht anders umschreiben, vielleicht hat das auch mit den Sängern zu tun, die sich auf die Effekte konzentrieren, und nicht auf die Handlung der Opern und Kantaten, wie ich das den Sängerinnen bei Glossa unterstelle. Dieser Londoner Händel, er spricht englisch, aber nicht zu mir. Er berührt mich nicht. Für Easy Listening ist es zu auffällig und für Liebe zu berechnend. Ich setze neben einer schönen Frau, der Motor dreht hoch, der Wagen fliegt durch die Kurven, und es tut sich nichts. Jede andere Musik wäre besser. Italiensiche Hits der 7oer wären besser. Eine Monumentalmesse wäre besser. Roberta Invernizzi wäre perfekt, und sie ist zum Glück auf CD im Handschuhfach, und Bayern erstahlt auf dem Rückweg unter dem wieder italienischen Himmel.
Händel erblindete in London, und er wurde dort zum gefeierten Unternehmer und Millionär. Da ist ein Zusammenhang.
In Italien war er nur glücklich, nehme ich an.

Ich hatte die CDs auf jeder Italienreise der letzten 4 Jahre dabei, und wenn man erst mal auf der anderen Seite der Berge ist, stimmt alles. Das sind die Momente, da sich der Geist vom Körper löst, sich über das Auto erhebt und entlang der Kurven über den Seen mitfliegt, sich am Gesamtbild erfreut und sagt: So möchte man sein. Und so sind auch die Aufnahmen und die Musik, stimmig, emotional, man möchte aussteigen und heulen. Und wenn jemand sagt, es gäbe eine neue CD mit Arien von Händel, denke ich deshalb nicht lange nach und kaufe ich sie. Ohne reinzuhören. Der ideale Ort zur Probe ist am Steuer meines Wagens, offen, auf einer Landstrasse.

Bei den italienischen Werken hatte ich immer den Eindruck, als würde die Landschaft hier in Bayern in Süden wie eine Nudel in Trüffelbutter ersäuft. Ohne Händel ist es Bayern, mit Händel Nordnorditalien. Die neue CD enthält jedoch die Arien, die Händel in späteren Jahren in London geschrieben hat. Man singt Englisch, man singt halsbrecherisch auf den Effekt hin, man möchte etwas erreichen. Und man erreicht es: Die Landschaft gefriert wie Eisbein mit Gurke in Aspik. Das mögen wirklich kunstvolle Arien sein, aber sie sind so tot wie das Gewissen eines Londoner Banksters und so aufdringlich wie ein Vertreter für Immobilienfonds.

Ich habe es mit einer Freundin ausprobiert, und wir sind uns da einig: Die Musik passt überhaupt nicht zum Tanz in den Kurven und zur Freude der Bewegung. Wir erklären es uns so, dass Händel in Italien von einem reichen Gönner zum nächsten flatterte, und entsprechend leicht seine Musik zauberte. In London dagegen war er Unternehmer und schrieb nicht mehr für Einzelpersonen, denen das Geld locker sass, sondern für jeden, der ein paar Münzen für den Eintritt bezahlte. In Italien konnte er komponieren, was er wollte, in London musste er schreiben, was das Publikum wollte, und zwar in nicht wirklich angenehmen Atmosphären: Seine Sänger traten durchaus in Örtlichkeiten auf, die man heute als "Vergnügungspark" bezeichnen würde. Da musste natürlich Effekt und Sensation sein. So klingt das auch, Aber das passt nicht zum angenehmen Fluss einer kleinen, offenen Reise.

Und - es ist kalt. Ich kann es nicht anders umschreiben, vielleicht hat das auch mit den Sängern zu tun, die sich auf die Effekte konzentrieren, und nicht auf die Handlung der Opern und Kantaten, wie ich das den Sängerinnen bei Glossa unterstelle. Dieser Londoner Händel, er spricht englisch, aber nicht zu mir. Er berührt mich nicht. Für Easy Listening ist es zu auffällig und für Liebe zu berechnend. Ich setze neben einer schönen Frau, der Motor dreht hoch, der Wagen fliegt durch die Kurven, und es tut sich nichts. Jede andere Musik wäre besser. Italiensiche Hits der 7oer wären besser. Eine Monumentalmesse wäre besser. Roberta Invernizzi wäre perfekt, und sie ist zum Glück auf CD im Handschuhfach, und Bayern erstahlt auf dem Rückweg unter dem wieder italienischen Himmel.

Händel erblindete in London, und er wurde dort zum gefeierten Unternehmer und Millionär. Da ist ein Zusammenhang.
In Italien war er nur glücklich, nehme ich an.
donalphons, 22:52h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Samstag, 25. August 2012
Erleuchtung an trüben Tagen
Sobald der Regen kommt, und wenn man sich zudem noch den falschen Fleck heraussucht und obendrein auch noch bessere Alternativen kennt, wird auch diese Stadt hier, so hübsch sie auch mitunter sein mag, recht schwer erträglich. Träge fliesst das Wasser dahin, es ist nicht schön, sondern einfach nur ein Fluss, und alle Bestrebungen, ihn für die Stadt zu entdecken, schlagen fehl. Sicher, woanders ist man so am Ende, dass man sogar die Spree für hübsch hält, aber die Donau ist einfach ein braunes Elend (ja klar, dass die Wiener sie für schön und blau halten, wundert nicht, die wählen ja auch FPÖ und schämen sich nicht) und wenig reizvoll.

Was also kann man tun, wenn man hier bleiben muss, und alles nur so mittelgut ankommt? Man muss im Regen nicht die Pflanzen giessen. Und man sollte all jenen, die hier Häuser bauen und Wohnungen kaufen und sich ihr Leben einrichten und planen, hier zu bleiben, sei es in einem Dreispänner auf dem Dorf, einer Toskanavilla oder gar einer modernististischen Schiesssschartenanlage, man sollte ihnen also wünschen, dass sie nicht von der Müdigkeit befallen werden, der man sich manchmal nicht erwehren kann, wenn man seit 170 Jahren geblieben ist, und sich so wenig geändert hat. Manchmal ist Geschichtsbewusstsein ein Segen, aber mitunter ist es auch ein Fluch. An irgendwas muss man sich wohl ketten, an Kompromisse, Hoffnungen, Traditionen und Ziele, die Vergangenheit dagegen hat den Vorteil dass sie nicht enttäuschen, altern oder eine Trennung verlangen kann.

Man wächst da langsam hinein, man lernt dazu und fügt Stücke an. Zum Beispiel habe ich mich oft furchtbar aufgeregt, wenn Trauben am Haus abgerissen und einfach achtlos auf den Boden geworfen wurden. Das passiert immer wieder, und es ist so sinnlos: Die Trauben sind einfach noch nicht reif, das dauert hier sicher noch vier Wochen. Wer, fragte ich mich, macht so etwas, und warum? Nun, inzwischen weiss ich, wer das tut, denn so ein Tag ist bestens geeignet, nach Westen zu schauen, ob das nächste Gewitter kommt. Und was sieht man dann weiter unten auf dem Fensterbrett?

Den Übeltäter. Und mit was für einer Vehemenz er sich daran zu schaffen macht, immer wieder und ohne Unterlass. Da kann man wohl wenig dagegen tun, dieser Störenfried lässt sich nicht einschüchtern. Aber nach all den Jahren weiss ich jetzt, wer das macht, und warum ich manche Trauben wegkehren muss. Die Natur, die Arterhaltung, vermutlich sind auch Kinder im Spiel und das wird einfach noch lange, bis zum Ende der Zeit so weitergehen. So eine Taube ist vermutlich mit dem Weinstock zufrieden, und ich sollte es auch sein, denn so ist es dargestellt auf romanischen Portalen, und es ist doch nett, wenn das hier so leben möchte, an Tagen, die sich so tot und müde anfühlen, dass einem nicht mal das Wundern über Hochzeitsaufwendungen der Gegenwart bleibt.

Was also kann man tun, wenn man hier bleiben muss, und alles nur so mittelgut ankommt? Man muss im Regen nicht die Pflanzen giessen. Und man sollte all jenen, die hier Häuser bauen und Wohnungen kaufen und sich ihr Leben einrichten und planen, hier zu bleiben, sei es in einem Dreispänner auf dem Dorf, einer Toskanavilla oder gar einer modernististischen Schiesssschartenanlage, man sollte ihnen also wünschen, dass sie nicht von der Müdigkeit befallen werden, der man sich manchmal nicht erwehren kann, wenn man seit 170 Jahren geblieben ist, und sich so wenig geändert hat. Manchmal ist Geschichtsbewusstsein ein Segen, aber mitunter ist es auch ein Fluch. An irgendwas muss man sich wohl ketten, an Kompromisse, Hoffnungen, Traditionen und Ziele, die Vergangenheit dagegen hat den Vorteil dass sie nicht enttäuschen, altern oder eine Trennung verlangen kann.

Man wächst da langsam hinein, man lernt dazu und fügt Stücke an. Zum Beispiel habe ich mich oft furchtbar aufgeregt, wenn Trauben am Haus abgerissen und einfach achtlos auf den Boden geworfen wurden. Das passiert immer wieder, und es ist so sinnlos: Die Trauben sind einfach noch nicht reif, das dauert hier sicher noch vier Wochen. Wer, fragte ich mich, macht so etwas, und warum? Nun, inzwischen weiss ich, wer das tut, denn so ein Tag ist bestens geeignet, nach Westen zu schauen, ob das nächste Gewitter kommt. Und was sieht man dann weiter unten auf dem Fensterbrett?

Den Übeltäter. Und mit was für einer Vehemenz er sich daran zu schaffen macht, immer wieder und ohne Unterlass. Da kann man wohl wenig dagegen tun, dieser Störenfried lässt sich nicht einschüchtern. Aber nach all den Jahren weiss ich jetzt, wer das macht, und warum ich manche Trauben wegkehren muss. Die Natur, die Arterhaltung, vermutlich sind auch Kinder im Spiel und das wird einfach noch lange, bis zum Ende der Zeit so weitergehen. So eine Taube ist vermutlich mit dem Weinstock zufrieden, und ich sollte es auch sein, denn so ist es dargestellt auf romanischen Portalen, und es ist doch nett, wenn das hier so leben möchte, an Tagen, die sich so tot und müde anfühlen, dass einem nicht mal das Wundern über Hochzeitsaufwendungen der Gegenwart bleibt.
donalphons, 01:45h
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Frage zwecks Benzin
Halten die Benzinpreise hier eigentlich jemanden ernsthaft vom Autofahren ab? Nachdem ich kurz auf der Autobahn war, machte es auch mich den Eindruck, als wäre der Liter wieder für 99 Pfennig zu haben. Ich weiss von Freunden, dass man in Italien gerade gerne kriecht oder noch mehr radelt, aber in Deutschland geht alles so weiter wie immer.
donalphons, 01:41h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Freitag, 24. August 2012
Mit Tricks über den Berg.
Radsport, also richtiger Radsport, ist hässlich. Dopingverseucht. Und dass Lance Armstrong nun aufgibt, gegen seine Überführung zu kämpfen, ist nicht weniger als gerecht. Es wird aber den Sport nicht besser machen. Abgesehen davon glaube ich nicht, dass Radsport die böse Ausnahme ist. Bei einem Sport wie Fussball, bei dem es global um ein Vielfaches an Geld und Einfluss geht, wäre es überraschend, wenn es anders zuginge. Nur sind da meines Erachtens viele Fans in Deutschland so verblendet wie die Italiener bei den Radlern. Und das Kartell der Wegschauer und Überseher dürfte so gut sein, wie es im Radsport vor 20 Jahren war. Und wenn die Kanzlerette im Stadion ist, wird sich daran auch nichts ändern. Die Hässlichkeit des Leistungssports ist nur die übelste Ausformung dessen, was uns in Sachen Körper, Fitness und Lebensverhalten von der einen Seite der Körperindustrie eingeprügelt wird, während auf der anderen Seite Lebensmittelkonzerne nicht müde werden, Billigfrass, Milchschnitten und geklebten Zuchtdreck als Ernährung anzubieten.

Ich liege zwar noch meistens darnieder, und das Hinknien auf dem rechten bein ist keine gute Idee, aber so eine ähnliche Win-Win-Situation, wo man es sich vorne und hinten leicht macht, habe ich jetzt auch gebaut. das ist kein Doping, nur ein klein wenig feige. Aber etwas Feigheit gilft bekanntlich, das Leben zu verlängern, alle Helden sterben früh, berichtete einmal Curzio Malaparte. Vorne beinhaltet die Feigheit ein historisches Kettenblatt von Stronglight mit 30 Zähnen, und hinten ein neues Titalritzel mit 27 Zähnen. Das ist eine Übersetzung mit 1 : 1.1, und es ist ausreichend für alles bis zu 15% Steigung.

Und zwar auch auf längeren Wegstrecken. Zum Vergleich: Moderne Rennräder haben ab Werk vorne meist 34 Zähne, und hinten 25. Wo deren Fahrer drei mal die Kurbel drehen, kann ich vier mal treten. Oder anders gesagt: Während mir bei den 1129 Höhenmetern des Spitzingsattels mit 39/25 die Puste ausging, hoffe ich nun, noch etwas höher zu kommen. Der Brenner sind vom Tal aus 300 Höhenmeter mehr, der Jaufenpass 500 Höhenmeter. Ganz langsam, Schritt für Schritt, so stelle ich mir das vor, und immer im Sattel bleiben, während die Kette über Titan schnurrt. Es wäre auch vielleicht gar nicht nötig gewesen, dafür ein neues Rad zu bauen. Aber im Winter, wenn es billig ist, kam so einiges zu mir, und das habe ich jetzt zusammengefügt. Halbe Räder herumstehen haben, noch dazu von dieser Klasse, das regt schon an meinem Gewissen, und das ist jetzt wieder rein.

Grossbild
Das Rad ist übrigens aus Stahl, und wiegt trotzdem nur wenig mehr als 8 Kilo. Das Rahmenmaterial, Columbus Nemo, ist ziemlich grenzwertig, aber dafür wiegt der Rahmen 1540 Gramm. Es gibt Carbonrahmen, die schwerer sind. Überflüssig zu sagem, dass sich diese Stücke nicht durchgesetzt habem. Es fährt sich, verglichen mit meiner Carbonrakete, bei der hinter jeder Bodenwelle vom durchgeschüttelten Radler der Freilauf mit einem lauten Klack neu verriegelt wird, sagenhaft weich. So langsam ich damit hochkrieche, sollte ich dann auch hinunterfahren. Und deshalb habe ich - man will diesmal heil ankommen - auch besondere Bremsbeläge drauf.

Ich weiss nicht, ob ich das 2012 noch schaffe, nach Meran zu radeln. Mein Leben ist im Moment etwas chaotisch und von Unwägbarkeiten geprägt, und die Ruhe und Gelassenheit, auf die man sich als Designer von meiner Seite vielleicht vor einem Jahr noch verlassen konnte, wenn man etwas Sinnvolles umschmeissen wollte, ist dahin. Ich bin im Moment auisgesprochen durchsetzungsfreudig bis an die Grenze der Rücksichtslosigkeit, gänzlich frei von Charme und Nachsicht. Es gibt genug Dinge, die sich momentan eher knirschend fügen denn wie das Scapin sich freudig vereinen, ich greife dann gern zum Hammer, statt zur Pinzette, und zu all dem kommen Fragen wie Wetter, Sonnenscheindauer und ein eng gesteckter Terminkalender. Ich las heute ein Buch über die Jugend der bayerischen Könige, und die Gewalt, mit der sie als Kinder gegeneinander vorgegangen sind, mit dem Versuch, sich gegenseitig wirklich umzubringen: Soweit bin ich nicht, da ist noch weit hin, aber ich denke, so ein Berg, ein Pass oder zwei, die täten mir schon gut, um mich ein wenig zu sortieren. Ganz langsam natürlich. So wie Gottes Mühlen.

Es get nicht um Leistung oder Körperkult, sondern einfach
Ich weiss nicht, wer das gesagt hat, aber als jemand fragte, warum man auf den Berg steigt, gab es die Antwort:
Weil er da ist.
Ich will über die Berge. Weil sie da sind, weil dahinter Meran liegt, und weil ich wissen will, ob das geht.

Ich liege zwar noch meistens darnieder, und das Hinknien auf dem rechten bein ist keine gute Idee, aber so eine ähnliche Win-Win-Situation, wo man es sich vorne und hinten leicht macht, habe ich jetzt auch gebaut. das ist kein Doping, nur ein klein wenig feige. Aber etwas Feigheit gilft bekanntlich, das Leben zu verlängern, alle Helden sterben früh, berichtete einmal Curzio Malaparte. Vorne beinhaltet die Feigheit ein historisches Kettenblatt von Stronglight mit 30 Zähnen, und hinten ein neues Titalritzel mit 27 Zähnen. Das ist eine Übersetzung mit 1 : 1.1, und es ist ausreichend für alles bis zu 15% Steigung.

Und zwar auch auf längeren Wegstrecken. Zum Vergleich: Moderne Rennräder haben ab Werk vorne meist 34 Zähne, und hinten 25. Wo deren Fahrer drei mal die Kurbel drehen, kann ich vier mal treten. Oder anders gesagt: Während mir bei den 1129 Höhenmetern des Spitzingsattels mit 39/25 die Puste ausging, hoffe ich nun, noch etwas höher zu kommen. Der Brenner sind vom Tal aus 300 Höhenmeter mehr, der Jaufenpass 500 Höhenmeter. Ganz langsam, Schritt für Schritt, so stelle ich mir das vor, und immer im Sattel bleiben, während die Kette über Titan schnurrt. Es wäre auch vielleicht gar nicht nötig gewesen, dafür ein neues Rad zu bauen. Aber im Winter, wenn es billig ist, kam so einiges zu mir, und das habe ich jetzt zusammengefügt. Halbe Räder herumstehen haben, noch dazu von dieser Klasse, das regt schon an meinem Gewissen, und das ist jetzt wieder rein.

Grossbild
Das Rad ist übrigens aus Stahl, und wiegt trotzdem nur wenig mehr als 8 Kilo. Das Rahmenmaterial, Columbus Nemo, ist ziemlich grenzwertig, aber dafür wiegt der Rahmen 1540 Gramm. Es gibt Carbonrahmen, die schwerer sind. Überflüssig zu sagem, dass sich diese Stücke nicht durchgesetzt habem. Es fährt sich, verglichen mit meiner Carbonrakete, bei der hinter jeder Bodenwelle vom durchgeschüttelten Radler der Freilauf mit einem lauten Klack neu verriegelt wird, sagenhaft weich. So langsam ich damit hochkrieche, sollte ich dann auch hinunterfahren. Und deshalb habe ich - man will diesmal heil ankommen - auch besondere Bremsbeläge drauf.

Ich weiss nicht, ob ich das 2012 noch schaffe, nach Meran zu radeln. Mein Leben ist im Moment etwas chaotisch und von Unwägbarkeiten geprägt, und die Ruhe und Gelassenheit, auf die man sich als Designer von meiner Seite vielleicht vor einem Jahr noch verlassen konnte, wenn man etwas Sinnvolles umschmeissen wollte, ist dahin. Ich bin im Moment auisgesprochen durchsetzungsfreudig bis an die Grenze der Rücksichtslosigkeit, gänzlich frei von Charme und Nachsicht. Es gibt genug Dinge, die sich momentan eher knirschend fügen denn wie das Scapin sich freudig vereinen, ich greife dann gern zum Hammer, statt zur Pinzette, und zu all dem kommen Fragen wie Wetter, Sonnenscheindauer und ein eng gesteckter Terminkalender. Ich las heute ein Buch über die Jugend der bayerischen Könige, und die Gewalt, mit der sie als Kinder gegeneinander vorgegangen sind, mit dem Versuch, sich gegenseitig wirklich umzubringen: Soweit bin ich nicht, da ist noch weit hin, aber ich denke, so ein Berg, ein Pass oder zwei, die täten mir schon gut, um mich ein wenig zu sortieren. Ganz langsam natürlich. So wie Gottes Mühlen.

Es get nicht um Leistung oder Körperkult, sondern einfach
Ich weiss nicht, wer das gesagt hat, aber als jemand fragte, warum man auf den Berg steigt, gab es die Antwort:
Weil er da ist.
Ich will über die Berge. Weil sie da sind, weil dahinter Meran liegt, und weil ich wissen will, ob das geht.
donalphons, 01:41h
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Na dann.
Die Piratenpartei Deutschland begrüßt ausdrücklich die Klarstellung, dass ein Bundeswehreinsatz ausschließlich in Katastrophen- und Unglücksfällen in Betracht gezogen werden kann, bei denen ein katastrophaler Schaden bereits eingetreten ist oder mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit droht.
http://www.piratenpartei.de/2012/08/18/bundesverfassungsgericht-setzt-einsatz-der-bundeswehr-im-inneren-enge-grenzen/
Was brauchen die Piraten?
[ ] Einen neuen Vorstand
[ ] Einen richtigen Pressesprecher anstelle der gefühlten Praktikantin
[ ] Neue Wähler
(Mehrfachnennungen möglich)
Edit: Hübsche Innenansicht des innerparteilichen Medienverständnisses von Johannes Ponader. Vielleicht möchte ja doch mal jemand in München anrufen und fragen, was für ein Konflikt genau bei der BGE-Bewegung vorlag? Daraus könnte man so einiges über die Person lernen.
Edit2: Kaffeebeimir vergleicht Altirre mit Neupostengeilen. (Meine Interpretatation)
http://www.piratenpartei.de/2012/08/18/bundesverfassungsgericht-setzt-einsatz-der-bundeswehr-im-inneren-enge-grenzen/
Was brauchen die Piraten?
[ ] Einen neuen Vorstand
[ ] Einen richtigen Pressesprecher anstelle der gefühlten Praktikantin
[ ] Neue Wähler
(Mehrfachnennungen möglich)
Edit: Hübsche Innenansicht des innerparteilichen Medienverständnisses von Johannes Ponader. Vielleicht möchte ja doch mal jemand in München anrufen und fragen, was für ein Konflikt genau bei der BGE-Bewegung vorlag? Daraus könnte man so einiges über die Person lernen.
Edit2: Kaffeebeimir vergleicht Altirre mit Neupostengeilen. (Meine Interpretatation)
donalphons, 23:32h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Donnerstag, 23. August 2012
Die Wege der anderen
Ich muss mich, sagte ich zur Kollegin, noch ein wenig verschieben, sonst wird es eng mit der Sonne. Und dann verschob ich mich. Über mir sirrten Schwalben. Die Kollegin hat auch einen Balkon, aber den darf man nicht betreten. Und wenn es finster wird, sieht man dort auch keine Sterne. Die Sonne ist etwas, das Klimanlage und Jalousien verstellt. Schon komisch.

Es gibt vieles, das ich an meinen Arbeiten mag. Ich mag es, wenn ich etwas mit den Händen tun kann, und den Druck, hinauszugehen und etwas zu erleben, um darüber schreiben zu können. Momentan habe ich so viel erlebt, dass ich sogar liegen bleiben kann, was meinem Bein gut bekommt.In Sachen Geschichten bin ich eine Kuh geworden, ich fresse die Weise des Lebens ab, verdaue viel und am Ende kommt eine beliebte Erzählungsheumilch frei von Schleichwerbezusatzstoffen heraus. Aber im Gegensatz zur Kuh kann ich frei entscheiden, auf welche Weide ich gehe. Und Welten trennen mich von der Stallhaltung, selbst wenn im Moment die Ruhe das wichtigste ist. Für die Wunden (Schreiben tut immer noch weh), aber auch wegen der Hitze. Ich habe das mal zusammengerechnet: Ich bin dieses Jahr insgesamt sicher 4000 Kilometer geradelt. Da darf man auch mal pausieren.

Das grösste Privileg aber: Ich muss nicht irgendwohin pendeln, wo mir dann alles vorgeschrieben wird, vom Bodenbelag über die Lampe bis zur Tischhöhe. Mein Weg zur Arbeit führt über drei Teppiche an 40 Bildern und einigen Büsten vorbei zu einem Chippendale-Sofa aus Samt mit grünen Streifen. Beuge ich mich nach vorn, arbeite ich, falle ich nach hinten, höre ich auf und denke nach. Darüber, wie es wohl wäre, müsste ich mit einem öffentlichen Verkehrrsmittel fahren, warten, Werbung anschauen, mich schubsen und auch mal kontrollieren lassen, jeden Tag eine Stunde Zeit verlieren, und irgendwo ankommen, wo ich wenig zu sagen habe. Ich höre, dass es in Firmen oft um die Autostellplätze geht: Ich habe vier Stück davon. Und ich bin deshalb für ein normales Arbeitsleben so ziemlich unvermittelbar.

Ich war mal in München bei einem Thinktank von Mannesmann eingeladen, dessen Arbeiter keine Arbeitsplätze mehr hatten, sondern nur noch private Kästen zum herumschieben. Und alle mussten das toll finden, es kam ja auch von einem anderen Thinktank, und sollte die Kommunikation fördern. Das ist dann vermutlich der Endpunkt, wenn es gar keine gefühlt eigenen Plätze mehr gibt, zu denen man fährt. In den letzten Tagen gab es in Berlin und Hamburg einige Bemerkungen in meine Richtung, die sich am Kuchen, an den Kannen und dem Gebäude festhielten. Das ist nicht das Privileg. Es ist die Freiheit, die eigene Wohnung, und der Sternenhimmel, der langsam verschwindet, wenn das Gewitter heraufzieht.
Aber das versteht man nur, wenn man an Orten lebt, wo es noch Sterne gibt, und dankbar dafür ist, dort zu leben, wo alle anderen davor auch schon waren. Niemand kennt den Tag oder die Stunde, aber ich bin dankbar um alle Stunden, die ich davor schon nicht pendeln muss.

Es gibt vieles, das ich an meinen Arbeiten mag. Ich mag es, wenn ich etwas mit den Händen tun kann, und den Druck, hinauszugehen und etwas zu erleben, um darüber schreiben zu können. Momentan habe ich so viel erlebt, dass ich sogar liegen bleiben kann, was meinem Bein gut bekommt.In Sachen Geschichten bin ich eine Kuh geworden, ich fresse die Weise des Lebens ab, verdaue viel und am Ende kommt eine beliebte Erzählungsheumilch frei von Schleichwerbezusatzstoffen heraus. Aber im Gegensatz zur Kuh kann ich frei entscheiden, auf welche Weide ich gehe. Und Welten trennen mich von der Stallhaltung, selbst wenn im Moment die Ruhe das wichtigste ist. Für die Wunden (Schreiben tut immer noch weh), aber auch wegen der Hitze. Ich habe das mal zusammengerechnet: Ich bin dieses Jahr insgesamt sicher 4000 Kilometer geradelt. Da darf man auch mal pausieren.

Das grösste Privileg aber: Ich muss nicht irgendwohin pendeln, wo mir dann alles vorgeschrieben wird, vom Bodenbelag über die Lampe bis zur Tischhöhe. Mein Weg zur Arbeit führt über drei Teppiche an 40 Bildern und einigen Büsten vorbei zu einem Chippendale-Sofa aus Samt mit grünen Streifen. Beuge ich mich nach vorn, arbeite ich, falle ich nach hinten, höre ich auf und denke nach. Darüber, wie es wohl wäre, müsste ich mit einem öffentlichen Verkehrrsmittel fahren, warten, Werbung anschauen, mich schubsen und auch mal kontrollieren lassen, jeden Tag eine Stunde Zeit verlieren, und irgendwo ankommen, wo ich wenig zu sagen habe. Ich höre, dass es in Firmen oft um die Autostellplätze geht: Ich habe vier Stück davon. Und ich bin deshalb für ein normales Arbeitsleben so ziemlich unvermittelbar.

Ich war mal in München bei einem Thinktank von Mannesmann eingeladen, dessen Arbeiter keine Arbeitsplätze mehr hatten, sondern nur noch private Kästen zum herumschieben. Und alle mussten das toll finden, es kam ja auch von einem anderen Thinktank, und sollte die Kommunikation fördern. Das ist dann vermutlich der Endpunkt, wenn es gar keine gefühlt eigenen Plätze mehr gibt, zu denen man fährt. In den letzten Tagen gab es in Berlin und Hamburg einige Bemerkungen in meine Richtung, die sich am Kuchen, an den Kannen und dem Gebäude festhielten. Das ist nicht das Privileg. Es ist die Freiheit, die eigene Wohnung, und der Sternenhimmel, der langsam verschwindet, wenn das Gewitter heraufzieht.
Aber das versteht man nur, wenn man an Orten lebt, wo es noch Sterne gibt, und dankbar dafür ist, dort zu leben, wo alle anderen davor auch schon waren. Niemand kennt den Tag oder die Stunde, aber ich bin dankbar um alle Stunden, die ich davor schon nicht pendeln muss.
donalphons, 01:32h
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Er hat sich bemüht.
donalphons, 01:23h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Mittwoch, 22. August 2012
Unbenutzt
Es gibt einen Hof in Egweil, genauer, eine aufgegebene Landwirtschaft, ein ehemaliges Gehöft, das aber noch erhalten ist, mitsamt Obstbäumen in der Mitte, und davor steht ein Schild:
"Dumme rasen
Kluge warten
Weise gehen in den Garten"
Im Garten sind dann auch viele Sitzgelegenheiten, ein Trampolin und sehr oft auch Menschen. Es sieht ein wenig aus, wie eine Kulisse für einen französischen Sommerfilm.
Ich bin immer in Versuchung, dort anzuhalten und mir erzählen zu lassen, wie es zu diesem Schild an dieser stillen Seitenstrasse zwischen Egweil und Unterstall kam, weil es die Geschichten sind, die ich gern lese und auch schreibe - aber wenn man sie dann schreibt, verlieren sie irgendwie ein wenig ihren Zauber. Niemand zerstört den Fundkomplex so gründlich wie der Archäologe, niemand vernichtet das Geheimnis so umfassend wie der Jounalist. Eigentlich wollte ich wenigstens das Gedicht in dier FAZ aufschreiben, aber noch nicht einmal dazu ist es gekommen.
Es gibt am Gardasee, nördlich von Salo, ein Schloss, das von 1943 bis 1945 der Amtssitz von Mussolini gewesen ist. Er war da nicht ganz freiwillig, denn in dieser Zeit war das Territurium bis hinunter nach Limone und Malcesine deutsch - man hatte sich in Berlin ein Eckerl des Landes gegönnt, wo die Zitronen blühen, und wollte von dort aus den Duce in der Nähe haben. Fährt man auf der Gardesana eantlang, ist zum See hin die Fassade des Schlosses, und zum Berg hin ein Barockgarten, und dazwischen eine Brücke. So eine zerschnittete Anlage, kleiner und natürlich auch bäuerlich, steht an der B16 in Bergheim auf der ersten Juraanhöhe: Der Hof weist in Richtung Donau, und der Garten, auf der anderen Strassenseite, in die Hügel.
Und auf der Strasse dazwischen rasen sich die Neuburger zu Tode. Hinter Bergheim ist eine langgezogene Linkskurve bergab, hinter der eine der grössten linearbandkeramischen Siedlungen in Bayern im Acker liegt: Das animiert zum Gasgeben. Dort pflügte vor 20 Jahren eine Bekannte mit ihrem Auto hinein. Sie hat es überlebt, ging in die Medien über die Deutsche Journalistenschule, machte Karriere bei den Privaten, wurde vielleicht etwas zu alt und moderiert heute mitunter Events der Raiffeisenbanken. Dumme rasen, Kluge warten...
Warum kommen sie nicht zu uns, fragen mich manche, die mich abwerben wollen. Warum planst Du nicht strategisch den nächsten Karriereschritt. Dumme rasen. Die Bäume in diesem Garten sind teilweise sehr alt und schon etwas morsch, man muss sie stützen, damit sie die Last ihrer Früchte tragen können, und alle 40, 50 Jahre braucht es auch einen neuen Zaun. Kluge warten. Ich glaube, es gibt einen Zwischenweg zwischen den bedingungslosen, zwangsbeglückenden "Gesellschaftskünstlern" und den nicht minder verabscheuungswürdigen Totaloptimierern, und mögen jeden Tag Tausende an diesem Garten vorbeirasen: Ich halte an und freue mich darüber. Manche wundern sich, warum den radikal Effektiven und den asozialen Umverteilern jeder Coleur so viel Ablehnung und Hass entgegenschlägt: Der eine sieht hier die Rendite durch Baugrund, der andere möchte nicht Zuschneiden oder den Zaun streichen, sondern ein Recht, sich die Äpfel zu holen. Und dazwischen sind die vielen, zufriedenen Menschen, die nur in den Garten wollen.
Sie sind deshalb nicht spiesig, und noch nicht mal weise. Aber sie sind auch nicht so dumm, wie manche das gern hätten. Und deshalb wollen sie keine Gentechnik, keinen Bankenstaat, keine dritte Startbahn und kein BGE. Was sie hier wollen, sind Geschwindigkeitsbegrenzer in der Strasse, für die Katzen und die Kinder.
"Dumme rasen
Kluge warten
Weise gehen in den Garten"
Im Garten sind dann auch viele Sitzgelegenheiten, ein Trampolin und sehr oft auch Menschen. Es sieht ein wenig aus, wie eine Kulisse für einen französischen Sommerfilm.

Ich bin immer in Versuchung, dort anzuhalten und mir erzählen zu lassen, wie es zu diesem Schild an dieser stillen Seitenstrasse zwischen Egweil und Unterstall kam, weil es die Geschichten sind, die ich gern lese und auch schreibe - aber wenn man sie dann schreibt, verlieren sie irgendwie ein wenig ihren Zauber. Niemand zerstört den Fundkomplex so gründlich wie der Archäologe, niemand vernichtet das Geheimnis so umfassend wie der Jounalist. Eigentlich wollte ich wenigstens das Gedicht in dier FAZ aufschreiben, aber noch nicht einmal dazu ist es gekommen.

Es gibt am Gardasee, nördlich von Salo, ein Schloss, das von 1943 bis 1945 der Amtssitz von Mussolini gewesen ist. Er war da nicht ganz freiwillig, denn in dieser Zeit war das Territurium bis hinunter nach Limone und Malcesine deutsch - man hatte sich in Berlin ein Eckerl des Landes gegönnt, wo die Zitronen blühen, und wollte von dort aus den Duce in der Nähe haben. Fährt man auf der Gardesana eantlang, ist zum See hin die Fassade des Schlosses, und zum Berg hin ein Barockgarten, und dazwischen eine Brücke. So eine zerschnittete Anlage, kleiner und natürlich auch bäuerlich, steht an der B16 in Bergheim auf der ersten Juraanhöhe: Der Hof weist in Richtung Donau, und der Garten, auf der anderen Strassenseite, in die Hügel.

Und auf der Strasse dazwischen rasen sich die Neuburger zu Tode. Hinter Bergheim ist eine langgezogene Linkskurve bergab, hinter der eine der grössten linearbandkeramischen Siedlungen in Bayern im Acker liegt: Das animiert zum Gasgeben. Dort pflügte vor 20 Jahren eine Bekannte mit ihrem Auto hinein. Sie hat es überlebt, ging in die Medien über die Deutsche Journalistenschule, machte Karriere bei den Privaten, wurde vielleicht etwas zu alt und moderiert heute mitunter Events der Raiffeisenbanken. Dumme rasen, Kluge warten...

Warum kommen sie nicht zu uns, fragen mich manche, die mich abwerben wollen. Warum planst Du nicht strategisch den nächsten Karriereschritt. Dumme rasen. Die Bäume in diesem Garten sind teilweise sehr alt und schon etwas morsch, man muss sie stützen, damit sie die Last ihrer Früchte tragen können, und alle 40, 50 Jahre braucht es auch einen neuen Zaun. Kluge warten. Ich glaube, es gibt einen Zwischenweg zwischen den bedingungslosen, zwangsbeglückenden "Gesellschaftskünstlern" und den nicht minder verabscheuungswürdigen Totaloptimierern, und mögen jeden Tag Tausende an diesem Garten vorbeirasen: Ich halte an und freue mich darüber. Manche wundern sich, warum den radikal Effektiven und den asozialen Umverteilern jeder Coleur so viel Ablehnung und Hass entgegenschlägt: Der eine sieht hier die Rendite durch Baugrund, der andere möchte nicht Zuschneiden oder den Zaun streichen, sondern ein Recht, sich die Äpfel zu holen. Und dazwischen sind die vielen, zufriedenen Menschen, die nur in den Garten wollen.

Sie sind deshalb nicht spiesig, und noch nicht mal weise. Aber sie sind auch nicht so dumm, wie manche das gern hätten. Und deshalb wollen sie keine Gentechnik, keinen Bankenstaat, keine dritte Startbahn und kein BGE. Was sie hier wollen, sind Geschwindigkeitsbegrenzer in der Strasse, für die Katzen und die Kinder.
donalphons, 00:51h
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Jahresdrama
Aber da muss man durch. Nur ein Aussetzer an den eigenen Ansprüchen. Werde der FAZ vorschlagen, wenn er nicht taugt, ist er umsonst.
Hier kam gerade ein Vorschlag zum neuen Bloglayout rein, mit ironischen Krakelbildern der Autoren. Und jetzt frage ich mich: Was rege ich mich eigentlich so auf? Warum habe ich Skrupel?
donalphons, 00:10h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Montag, 20. August 2012
Im Provisorium
Wenn die Flecken auf dem roten Lenkerband dunkel sind und verschwinden: Schweiss.
Wenn sie nur feucht und unsichtbar sind, und dann nachdunkeln: Blut.
Wenn sie feucht und sichtbar sind, und dann aushärten: Entweder Reifenkleber oder Eiter.
Und ich habe Drahtreifen, also kann es kein Kleber sein.
Deshalb ist das hier mit Tippen und Radeln und Bildbearbeiten gerade alles nicht so wirklich extrem schön, und das Schreibunfähige meines Zustandes passt zum Wetter und zu meinem entsprechend langsam-leeren Kopf. Bleibe ich halt daheim, in meinem Provisorium, was so ein altes Haus ja immer ist. Darin wollen die Verwansdten alle nicht leben, es soll ja alles perfekt funktionieren - und das tut es nicht. Ständig muss man Gästen etwas erklären, warum die Türen zu niedrig sind, diese Stufe wackelt und jede Sache im Moment nicht so klug ist; ein wenig ist das Haus gerade wie mein Zustand. Aber dafür bleibt es auch an heissesten Tagen relativ kühl, und bis sich die Hitze durch die dicken Mauern gefressen hat, ist es schon wieder Abend.








Und in der finsteren Nacht sitze ich allein auf der Dachterrasse, kühle aus und schaue in die kommenden Gewitter.
Wenn sie nur feucht und unsichtbar sind, und dann nachdunkeln: Blut.
Wenn sie feucht und sichtbar sind, und dann aushärten: Entweder Reifenkleber oder Eiter.
Und ich habe Drahtreifen, also kann es kein Kleber sein.
Deshalb ist das hier mit Tippen und Radeln und Bildbearbeiten gerade alles nicht so wirklich extrem schön, und das Schreibunfähige meines Zustandes passt zum Wetter und zu meinem entsprechend langsam-leeren Kopf. Bleibe ich halt daheim, in meinem Provisorium, was so ein altes Haus ja immer ist. Darin wollen die Verwansdten alle nicht leben, es soll ja alles perfekt funktionieren - und das tut es nicht. Ständig muss man Gästen etwas erklären, warum die Türen zu niedrig sind, diese Stufe wackelt und jede Sache im Moment nicht so klug ist; ein wenig ist das Haus gerade wie mein Zustand. Aber dafür bleibt es auch an heissesten Tagen relativ kühl, und bis sich die Hitze durch die dicken Mauern gefressen hat, ist es schon wieder Abend.








Und in der finsteren Nacht sitze ich allein auf der Dachterrasse, kühle aus und schaue in die kommenden Gewitter.
donalphons, 19:53h
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Ne Mark für Ponader
Ich verstehe nicht, warum sich noch niemand mal genauer mit der Münchner bzw. Berliner Vorgeschichte von Johannes Ponader auseinander gesetzt hat. Wer das täte, würde in einigen Fällen ganz erstaunliche Geschichten der Konflikte und Trennungen finden, und zwar unter Gleichgesinnten, auch beim Thema Grundeinkommen. Da gibt es eine ganze Reihe von Ansätzen, die dann gescheitert sind, weil das Verhalten von Ponader in eine Richtung ging, dass danach immer die anderen schuld waren,
Jetzt merken endlich manche, dass Ponader jemand ist, der im Kern nur ein einziges Thema hat, das ihn wirklich interessiert - das BGE - und er dafür auch selbstbezogene Wege geht, die andere nicht gerade einschliessen. Wenn schon nicht BGE für alles, dann eben ein BGE schon mal für ihn selbst, bei gleichzeitiger Definition der Armut und Selbstaufopferung, in der ein Piratenjesus zu leben habe. Seine Vorgänger haben sich nicht bespenden lassen, und auch kein derartig bigottes Bohei um sich gemacht, da lagen die Piraten bei 13%. Wohlgemerkt: Ponader ist derjenige, der bei seiner Wahl sagte, er wolle alle seine Entscheidungen vom Liquid Feesback abhängig machen, und versuchen, vor allem die Partei zu einigen und sich selbst dabei in den Hintergrund zu stellen. Kann man ja mal sagen, wenn man gewählt werden will. Machen andere auch. Nur würde Ponader das Thema auch reiten, wenn man ihn mit Geld überschütten würde: Er interessiert sich nicht für die Partei oder ihre Ziele, sondern für die Art Provokation mit seiner Person, die man bislang schon beobachten durfte. Auch schon bei Occupy und in München.
Und jetzt sind die Piraten halt die Partei, die einem ihrer Vorständler mit Spenden vom Elend der normalen Erwerbsarbeit retten, wenn das gerade mal nicht so laufen will. Sie sind eine Partei, die zunehmend auf dieses eine Thema reduziert wird, weil der neue Chef blass ist, das grossmäulige Spackeriepersonal im Vorstand die Beschlüsse ignoriert und lieber eigene Agenden - buchpromotenden Feministismus und ein klappriges Abstimmungssystem - fährt und die Kassenwärtin die absurde Idee hat, man könnte wie Ponader mit 1000 Euro im Monat als Abgeordneter leben.
Dann bleiben halt mal die anderen Inhalte auf der Strecke, die eigentliche Arbeit machen weiterhin der CCC und Fefe, während sich die embettete Hofberichterstatterien Meiritz von Spiegel Online langsam bei den Spielchen nicht mehr ganz wohl fühlt. Ponader glaubt wohl immer noch, dass alles anders wird, wenn er erst mal im Bundestag sitzt. Ich sag mal: Über die 5%-Hürde kommen und Ponader in der ersten Linie haben, das wird nach dem, was er sich geleistet hat und weiter leisten wird, nicht einfach. Schön für die anderen Parteien: Ponader hat auch früher nicht erkennen lassen, dass Einsicht in Fehlentwicklungen seine grosse Stärke ist.
Jetzt merken endlich manche, dass Ponader jemand ist, der im Kern nur ein einziges Thema hat, das ihn wirklich interessiert - das BGE - und er dafür auch selbstbezogene Wege geht, die andere nicht gerade einschliessen. Wenn schon nicht BGE für alles, dann eben ein BGE schon mal für ihn selbst, bei gleichzeitiger Definition der Armut und Selbstaufopferung, in der ein Piratenjesus zu leben habe. Seine Vorgänger haben sich nicht bespenden lassen, und auch kein derartig bigottes Bohei um sich gemacht, da lagen die Piraten bei 13%. Wohlgemerkt: Ponader ist derjenige, der bei seiner Wahl sagte, er wolle alle seine Entscheidungen vom Liquid Feesback abhängig machen, und versuchen, vor allem die Partei zu einigen und sich selbst dabei in den Hintergrund zu stellen. Kann man ja mal sagen, wenn man gewählt werden will. Machen andere auch. Nur würde Ponader das Thema auch reiten, wenn man ihn mit Geld überschütten würde: Er interessiert sich nicht für die Partei oder ihre Ziele, sondern für die Art Provokation mit seiner Person, die man bislang schon beobachten durfte. Auch schon bei Occupy und in München.
Und jetzt sind die Piraten halt die Partei, die einem ihrer Vorständler mit Spenden vom Elend der normalen Erwerbsarbeit retten, wenn das gerade mal nicht so laufen will. Sie sind eine Partei, die zunehmend auf dieses eine Thema reduziert wird, weil der neue Chef blass ist, das grossmäulige Spackeriepersonal im Vorstand die Beschlüsse ignoriert und lieber eigene Agenden - buchpromotenden Feministismus und ein klappriges Abstimmungssystem - fährt und die Kassenwärtin die absurde Idee hat, man könnte wie Ponader mit 1000 Euro im Monat als Abgeordneter leben.
Dann bleiben halt mal die anderen Inhalte auf der Strecke, die eigentliche Arbeit machen weiterhin der CCC und Fefe, während sich die embettete Hofberichterstatterien Meiritz von Spiegel Online langsam bei den Spielchen nicht mehr ganz wohl fühlt. Ponader glaubt wohl immer noch, dass alles anders wird, wenn er erst mal im Bundestag sitzt. Ich sag mal: Über die 5%-Hürde kommen und Ponader in der ersten Linie haben, das wird nach dem, was er sich geleistet hat und weiter leisten wird, nicht einfach. Schön für die anderen Parteien: Ponader hat auch früher nicht erkennen lassen, dass Einsicht in Fehlentwicklungen seine grosse Stärke ist.
donalphons, 19:53h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Montag, 20. August 2012
Shamal
Ich habe mich inzwischen zu folgender Betrachtungsweise durchgerungen: Im Leben gehört Hinfallen einfach dazu. Es hätte natürlich auch auf einer Wiese passieren können, oder neben dem Bett, oder im hüfthohen Wasser, oder im Bällebad. Wahrscheinlicher ist es bei mir jedoch mit dem Rennrad, am Abgrund, beim Bilderaufhängen und zusammen mit dem Auto auf Pässen.
So betrachtet ist ein g'scheider Schorfrutscher irgendwo in der Mitte bis zum unteren Viertel der Alltagsunglücke anzusiedeln, und keine Ausrede für den Verbleib auf den Sesseln in der kühlen Wohnung. Ich mein, wie oft hat man sonst schon Gelegenheit, Shamallaufräder in echten Wüstenwinden zu fahren, über schmelzenden Asphalt und ausgedörrte Landschaft, so trocken wie die Kehle? Und wenn man nur weit genug fährt, bekommt man solche Kopfschmerzen, dass alles andere in den Hintergrund tritt. Aber ich finde, ein Problem reicht und das nächste Umfallen kommt bestimmt: Wollen wir es also nicht übertreiben. 50 Kilometer reichen in diesem Glutofen.





So betrachtet ist ein g'scheider Schorfrutscher irgendwo in der Mitte bis zum unteren Viertel der Alltagsunglücke anzusiedeln, und keine Ausrede für den Verbleib auf den Sesseln in der kühlen Wohnung. Ich mein, wie oft hat man sonst schon Gelegenheit, Shamallaufräder in echten Wüstenwinden zu fahren, über schmelzenden Asphalt und ausgedörrte Landschaft, so trocken wie die Kehle? Und wenn man nur weit genug fährt, bekommt man solche Kopfschmerzen, dass alles andere in den Hintergrund tritt. Aber ich finde, ein Problem reicht und das nächste Umfallen kommt bestimmt: Wollen wir es also nicht übertreiben. 50 Kilometer reichen in diesem Glutofen.
donalphons, 01:38h
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3. Gebot.
Du sollst am Tag des Herrn, wenn es glühend heiss ist und jeder, der es sich leisten kann, beim Baden oder auf Reisen ist, nicht teure Gegenstände wie Schäferidylle des 18. Jahrhunderts bei Ebay versteigern.

Denn es gibt dann nicht so viele Leute, die daheim liegen und wegen der Wunden nicht ins Wasser können, und obendrein so etwas suchen, und am Ende bekommst Du für die wüste Vögelei 40% vom Limit der letzten Versteigerung - und die war vor 40 Jahren.
Ausserdem sollst Du es bei der Recherche zwischen dem Vor- und Nachnamen, die hinten drauf stehen, mit einem van der etc. zu probieren. Dann wird einiges leichter. Wie für den Käufer.

Denn es gibt dann nicht so viele Leute, die daheim liegen und wegen der Wunden nicht ins Wasser können, und obendrein so etwas suchen, und am Ende bekommst Du für die wüste Vögelei 40% vom Limit der letzten Versteigerung - und die war vor 40 Jahren.
Ausserdem sollst Du es bei der Recherche zwischen dem Vor- und Nachnamen, die hinten drauf stehen, mit einem van der etc. zu probieren. Dann wird einiges leichter. Wie für den Käufer.
donalphons, 00:48h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Sonntag, 19. August 2012
Grenzenlos peinlich
Dich packe ich auch noch, sagte ich zum Guffert hinüber. Du schaust nur so aus, aber ich bin stark genug.

Dann fuhr ich hinunter und legte mich ins Schotterbett, und trat mit der Bahn, ganz schlimm, die Heimreise an. So richtig hingelegt hat es mich. Und jetzt geht es mir wie dieser Kurbel hier, die noch vor Kurzem ganz heiss war, und heute so offeriert wird: "Bei mir liegen noch ein Profile Carbon Rennradkurbeln rum. Vielleicht kann sie jemand für Resterad gebrauchen."

"Bei mir liegt noch ein Don Alphonso rum. Vielleicht kann ihn jemand für eine kleine Biergartenrunde brauchen." Oder so ähnlich sollte es heissen. Denn alles andere geht gerade eher schlecht. Wenn ich mich vor Kurzem noch in etwa so fühlte:

fühlen sich Hände und Knie im Moment eher ungut an - ich darf das kurz und drastisch visualisieren:

(Sagte da wer Schramm und Ponader?) Allerdings habe ich bei der Sehnenzerrung so lange Schuhe durchprobiert, bis ich auf den Berg steigen konnte, und vielleicht, sagte ich mir, hat ja auch ein Rad den richtigen Lenker und die richtige Position für die Hände, damit es nicht gar so weh tut. Das Schlimme ist: Treten geht noch eher als Bremsen und Schalten und Festhalten. Ich könnte weiterradeln. Ich kann nur nicht zugreifen.

Und was soll ich sagen: Ausgerechnet das Rad, auf dem ich mir immer so lächerlich vorkomme, weil es sich anfühlt wie ein Rennwagen beim Brötchenholen, ausgerechnet der Lenker, wegen dem ich es beinahe nicht genommen hätte, weil, so ein Verschleissteil für 300 Euro (Neupreis), das ist irre, das ist zuviel, das brauche ich nicht - ausgerechnet diese Trennschere für Radlergruppen und Angeberkiste für Cafes nun hat eine ergonomische Griffposition, die nicht auf die unschönen Stellen geht. Es ist jetzt noch peinlicher, weil ich noch langsamer bin, aber es geht.

Dachte ich mir auf meinem apfelbaumbestandenen Strässlein, wo ich das ausprobierte. Nebenan ist ein Golfplatz, Und während ich mich also etwas schämte und mich entsetzlich peinlich fand, aber froh war, wieder fahren zu können, sah ich hinüber und

da mache ich mir einen Kopf wegen eines Carbonlenkers? In einer Welt von Männern mit Caddies unter angeschraubten Sonnenschirmen? Und dabei ist der wahrscheinlich noch nicht mal Mitglied bei den Piraten.

Also, ich lebe, um an einem anderen, hoffentlich baldigen Tag wieder zu kämpfen. Ich will mich gar nicht gross mit dem anderen Irrsinn auseinandersetzen, ich will auf den Guffert und irgendwann nach Meran.

Dann fuhr ich hinunter und legte mich ins Schotterbett, und trat mit der Bahn, ganz schlimm, die Heimreise an. So richtig hingelegt hat es mich. Und jetzt geht es mir wie dieser Kurbel hier, die noch vor Kurzem ganz heiss war, und heute so offeriert wird: "Bei mir liegen noch ein Profile Carbon Rennradkurbeln rum. Vielleicht kann sie jemand für Resterad gebrauchen."

"Bei mir liegt noch ein Don Alphonso rum. Vielleicht kann ihn jemand für eine kleine Biergartenrunde brauchen." Oder so ähnlich sollte es heissen. Denn alles andere geht gerade eher schlecht. Wenn ich mich vor Kurzem noch in etwa so fühlte:

fühlen sich Hände und Knie im Moment eher ungut an - ich darf das kurz und drastisch visualisieren:

(Sagte da wer Schramm und Ponader?) Allerdings habe ich bei der Sehnenzerrung so lange Schuhe durchprobiert, bis ich auf den Berg steigen konnte, und vielleicht, sagte ich mir, hat ja auch ein Rad den richtigen Lenker und die richtige Position für die Hände, damit es nicht gar so weh tut. Das Schlimme ist: Treten geht noch eher als Bremsen und Schalten und Festhalten. Ich könnte weiterradeln. Ich kann nur nicht zugreifen.

Und was soll ich sagen: Ausgerechnet das Rad, auf dem ich mir immer so lächerlich vorkomme, weil es sich anfühlt wie ein Rennwagen beim Brötchenholen, ausgerechnet der Lenker, wegen dem ich es beinahe nicht genommen hätte, weil, so ein Verschleissteil für 300 Euro (Neupreis), das ist irre, das ist zuviel, das brauche ich nicht - ausgerechnet diese Trennschere für Radlergruppen und Angeberkiste für Cafes nun hat eine ergonomische Griffposition, die nicht auf die unschönen Stellen geht. Es ist jetzt noch peinlicher, weil ich noch langsamer bin, aber es geht.

Dachte ich mir auf meinem apfelbaumbestandenen Strässlein, wo ich das ausprobierte. Nebenan ist ein Golfplatz, Und während ich mich also etwas schämte und mich entsetzlich peinlich fand, aber froh war, wieder fahren zu können, sah ich hinüber und

da mache ich mir einen Kopf wegen eines Carbonlenkers? In einer Welt von Männern mit Caddies unter angeschraubten Sonnenschirmen? Und dabei ist der wahrscheinlich noch nicht mal Mitglied bei den Piraten.

Also, ich lebe, um an einem anderen, hoffentlich baldigen Tag wieder zu kämpfen. Ich will mich gar nicht gross mit dem anderen Irrsinn auseinandersetzen, ich will auf den Guffert und irgendwann nach Meran.
donalphons, 01:10h
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