: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Dienstag, 4. September 2012

Mausetotes Kapital

Es gibt da ein Kameraproblem mit meiner Radreise: Ich kann meine - vergleichsweise grosse - Olympus Pen nicht mirnehmen. Sie ist schwer und beim Sport auch unhandlich. Ich weiss, ich werde es bereuen, wenn ich dann erst mal in Meran bin, und es wieder um Fragen wie Details und Tiefenunschärfe geht.



Aber beim Weg über die Berge ist so ein Brocken eher hinderlich. Man muss jedesmal anhalten, komplett absteigen und hantieren, wenn man abdrücken will. Obendrein ist das Objektiv auch nicht gerade das, was man als "Weitwinkel" bezeichnen würde, was wiederum für die Landschaftsaufnahmen in den Bergen nur so mittelgut ist - deshalb sind die Alpenbilder in diesem Beitrag teilweise auch mit einer kleinen Casio EX H5 gemacht. Und weil öfters Fragen kommen, welche Kamera ich denn benutze, wenn die Bilder aus dieser - relativ gesehen - Knipse stammen, kann die Qualität auch nicht ganz schlecht sein.



Dazu kommt, dass dieses kleine Ding schon mal aus dem fahrenden Auto und auch sonst oft runter gefallen ist, klaglos Regen, Bergtouren, Stürze, ein paar tausend Kilometer in der feuchten Trikottasche und Hardcorerodeln weggesteckt hat, einmal sogar verloren ging, wieder zu mir kam, und danach im Vergleich zum bedauernd angeschafften und laut Prospekt natürlich sehr viel neueren Ersatz die besseren Bilder machte. Und leichter war. Und kleiner. Und - sowas merkt man erst nach vielen Bildern - auch durch die runde, kantenlosen Form schneller in und aus Taschen heraus glitt, wenn es nötig war. Seit dem 26. August sind alle Bilder in diesem Blog mit der Kleinen entstanden, und es hat sich niemand beschwert. Sie hat nur drei Nachteile: Gegen die Sonne brennen die Bilder aus, in Dunkelheit muss man viel nacharbeiten, und der Akku ist für eine Kamera mit grossem Zoombereich von 28 bis 280 mm zu klein. Theoretisch sollte der NP-80 bis zu 260 Bilder machen, aber in der Praxis ist nach 150 Schluss. Der Teufel ist bekanntlich ein emsiges Eichhörnchen, ich möchte nicht oben am Jaufenpass stehen und von der ungenauen Energieanzeige gefoppt werden, und daher dachte ich mir: So ein zweiter Akku und ein zweites Ladegerät -wie schnell ist so etwas im Hotel vergessen - wäre keine dumme Idee.



So sieht das aus.

Kostet 30 für den Akku und 60 für das Ladegerät.

Natürlich gibt es im Internet auch billige Kopien, da ist man ab 25 Euro dabei, und Amazon hat beides auch für 50 Euro, aber die Erfahrung zeigt leider auch, dass solche Dinge dann erst daheim ankommen, wenn man schon laut auf Bayerisch in einem Alpental über die streikende Kamera flucht. Die grossem Läden vor der Stadt sind da auch unerbittlich, die verschleudern zwas Kameras, aber verdienen sich nachher an solchen Kleinigkeiten den nächsten grossen Laden vor anderen Städten. Aus Prinzip gehe ich daher zu dem, was man als Photofachgeschäft bezeichnet, weil, wenn ich schon blute, dann bitte an der richtigen Stelle, und zwar in der Altstadt (und selbst, wenn es teurer wäre, müsste man beim grossen Laden noch Zeit und Fahrtkosten dazurechnen). Dort hörte man sich meine Frage an und sagte:



Nehmen Sie doch diese EX-Z330 von Casio, das ist unser letztes Exemplar, die kostet 50 Euro, mit Garantie und allem. Da ist der Akku und das Ladegerät dabei.

Betrachtet man das rational, könnte man sagen, dass die Entfernung einer früher mal 180 Euro teuren Kamera - so klein und schick und handlich, Japanerinnen werden vor Glück gquietscht haben, als sie vorgestellt wurde - dem Laden 40 Euro wert ist, verglichen mit Ladegerät und Akku allein. Aber wir leben ja auch in Zeiten, wo man auf Wertgegenstände hinten ein Bapperl draufklebt, das besagt, man sollte sie nicht in den Müll werfen.



Ganz rational weiss ich, dass diese unsere sog. "Zivilisation" das nicht auf Dauer überleben wird. Dieses Bapperl ist obszön und dekadent, und steht für das, was wir tun und wie wir leben. Vor 20 Jahren wäre es noch unvorstellbar gewesen, auf eine Kamera - ein vererbungsfähiger Wertgegenstand - so eine Erinnerung zu drucken. Schon jetzt ist es nur noch ein Akku, ein Ladegerät und eine Art Aufbewahrungskiste für die zweite SD-Karte. Weil sie zwei Jahre alt ist - in der Vorstellung unseres Systems also obsolet.

Das sollte man geniessen, solange es nich geht. Ich weiss, es wird sich ändern, und ich frage mich, ob wir dann überhaupt noch eine Kamera zum Aufheben haben werden. Immerhin, die Berge werden bleiben, und die Rennräder, die ich baue, werden auch 30, 40 Jahre funktionieren.

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Für 500 lausige Franken

In einer Phase ohnehin schon extremer Aneklung durch faule, dumme, nichtsnutzige und moralisch fragwürdige Schmierfinken, mit deren Leistung ich persönlich in die Donau ginge, um die Schande loszuwerden; in einer Phase also, in der ich generell Medienseiten meide, zumal die Klugen der Branche gerade weitgehend anderweitig tätig zu sein scheinen; in einer Zeit, da von das Leyen mit denen schlittenfährt, auf dass die nächste, grosse Umverteilung komme, und man wundere sich bitte nicht über Altersarmmut, irgendwie muss auch hierzulande das Finanzdebakel aufgeräumt werden, nur nicht so offensichtlich bankenverbunden wie bei den Iren, die ihre Rentenkasse einfach verpfändet haben -

in solchen Zeiten des Verdrusses kommen auch noch solche Nachrichten über den Johurnaillenkauf mit Umschlägen und 500 Franken. Dabei auch laut Organisator die angeblich so tolle NZZ.

Das Schlimme daran ist nicht, dass sie so etwas nehmen, weil die Medienhäuser sie schlecht bezahlen. Das Schlimme ist, sie würden es immer nehmen, egal wie man sie bezahlt. An Not ist in diesem Beruf wie an Überfluss kein Mangel- - es ist ein Problem der schlechten Charaktere.

Weiter mit Radfahren.

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Montag, 3. September 2012

#9012090

Manchmal übertreibe ich als Kunstfigur ein wenig. "Der dicke Don" zum Beispiel ist im Moment etwas überzogen.



Aber im Winter werde ich die Diskrepanz schon aufzufüllen wissen, keine Sorge.

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In Hamburg.

Mein Blog an der Spree Hafel Ostsee Elbe (stimmt doch, oder?) Ja doch wirklich, die Stützen der Gesellschaft machen im hohen Norden am Polarkreis ein paar Flaschen auf.

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Sonntag, 2. September 2012

Binäres Schrauben

So nebenbei läuft hier gerade nicht Orlando di Lasso und auch nicht Telemann, sondern der Stream des Barcamps der Piraten in Essen, einer Stadt, in der ich einmal war, und in die sich die Piraten gut einfügen. Das ist kein Kompliment. Und auch sonst bin ich, ehrlich gesagt, leicht schockiert von diesem Personal. Dass der Skandalnudel Ponader so wie 4% aussieht, wie Weisband wie 14% aussah, ist nun mittlerweile hinlänglich bekannt. Aber auch die anderen... Dass dazu nun auch noch die mutmassliche PR-Tante Beltzer von der Süddeutschen, bei der man sich echt fragt, wer sie bezahlt, der Kegelklub oder irgendeine andere Pressure Group, den Piraten nun auch noch die extrem nervige und postengeile Domscheidt-Berg in voller Breitseite reindrücken kann, spricht Bände darüber, wie es sonst so aussieht. So, wie eine Partei halt ist, die ihre Hoffnungsträger weggeputscht hat und statt dessen von einem Beamten geleitet wird, der die öffentliche Präsentation einem Ponader überlässt, der es immer wieder gleich macht: Arroganz, auf die Fresse fallen, Winseln, er hält das nicht aus, Arroganz und dann alles von vorne. . Momentan, am Abgrund, wieder Arroganz. es wäre in Ordnung, wenn die Piraten wirklich um ihr politisches Überleben kämpften, wie sie es tun sollten, aber statt dessen tagt unter ihnen die AG Bärenfellverteilung des eher jagdscheuen Gesindels. Das Thema hätte heissen müssen: Wie vermeiden wir es, die femibgehaschjederallesundzwarsofortige Schillpartei des Internets zu werden, was können wir von der FDP in Sachen Kernzielgruppen lernen, und was können die Grünen, das wir nicht können.







Ich hätte gern Politiker, die nicht metaironisch in Bällebad sitzen, sondern Leute, die etwas aufbauen, das funktioniert. Wo alle Teile ineinander greifen, wo jede Schraube sinnvoll ist, und alles zusammen die Sache voranbringt. ich möchte - und das tue ich auf der anderen Seite - dass eine Sache dabei herauskommt, die funktioniert. Und weil das bislang nicht sichtbar ist - die Weisband so: Aber wir machen doch Programmarbeit; ich so: Ach sei still, Programm kann jeder Depp, macht politische Arbeit und zwar so, dass die anderen Euch nicht mehr nur auslachen - sehe ich auch bei ausgesprochen piratennahe Personen die Haltung, dass man die im Moment nicht wählen kann. Gleich hinter dem Piratenparteiestablishment viele lange Gesichter. Und das wiederum bringt mich dazu, meinen Job ordentlich zu machen. Ich will nicht nur zur Kanzelkehre auf den Achenpass kommen, ich will weiter. Und deshalb muss es nicht nur ein Gefrickel sein, sondern halten wie einer dieser Jahrhunderte alten Hausanker: Wenn ich über die Ellbogenstrecke Richtung Brenner rolle, muss alles so laufen, wie beim ersten Antritt. Ich habe nur eine Chance. Ich weiss das, und so mache ich es dann auch.







Deshalb bin ich auch um Regen, Finsternis und Kälte dankbar: An so einem verregneten Abend zeigt sich, ob alles auch wirklich funktioniert, wie man sich das bei schönem Wetter so ausgedacht hat. 350 Kilometer bin ich jetzt auf diesem Rad gefahren, ungefähr so weit, wie die Reise insgesamt ist, und auch in der Nacht, bei Regen, auf glitschigen Strassen kommt man durch. Ich hoffe auf schönes Wetter auf dem Jaufenpass: Aber eine Garantie gibt es nicht. Das Rad muss so sein, dass ich schlimmstenfalls auch in stockfinsterer Nacht und bei schlechtem Wetter durch die Wolken komme. Dann sol der Fahrer kein Problem sein, zumal sich gerade abzeichnet, dass der Rest vom Septemberein paar sinnlose Planungen enthalten hat. Heisst umgekehrt: ich werde wohl noch etwas länger als gedacht in Südtirol sein. Wie weit ist es eigentlich mit dem Rennrad von Meran an den Gardasee?







Eins nach dem anderen. Schritt für Schritt. Ich habe übrigenss ein im Kern vollkommen banales Ziel bei dieser Reise, und das hat nichts mit Sport zu tun: Es gibt in Meran eine Käserei, die ich ausgerechnet in Mantua entdeckte und erst daheim zu schätzen lernte. Da gibt es nämlich einen leicht geräucherten Wacholderkäse, der monatelang hält und es durchaus mit dem irrwitzigen Scamorza aus der Fressgasse in Parma von den beiden dicken Brüdern, sowie dem Trüffelpeccorino aus Arezzo aufnehmen kann. Ich muss nur nach Algund und dort diesen Käse bekommen. Dann bin ich zufrieden, und weil der lange hält, habe ich auch genug für den Winter, und alles wird gut sein. Alles, was dahinter kommt: Optional. Soweit das wetter und das Rad die Sache mitmachen. Ich sehe die Bilder der drei Pässe und sage mir: Ich kann das. So schwer kann es nicht sein. Alles wird gut.







Es ist übrigens 25 Jahre her, also fast eine Menschengeneration, dass ich so etwas das letzte Mal gemacht habe, in den 80ern, als niemand an der Zukunft zweifelte und die Rente sicher war. Es wird ein Treffen mit mir selbst als junger Mann sein, und damals, zwischen Abitur und Studium, wog ich 67 Kilo und war in der Form meines Lebens (und wäre ohne Hektik doppelt so schnell gewesen, aber darauf kommt es nicht an). Wie das dann 25 Jahre später sein würde, war mir egal, soweit habe ich damals nicht gedacht. Und auch diesmal werde ich nicht weiter als bis zur nächsten Kurve denken. Kurzes Denken am Berg wird hier belohnt. Aber natürlich würde ich das auch gerne nochmal 25 Jahre später schaffen. Wenn, wie wir gerade erfahren, jeder Normalverdiener aus dem letzten finanziellen Rentnerloch pfeifen wird. Mich wird das, weil ich im Eigentum wohne, so nicht erwischen, aber ich erwarte mir da auch keine besonderen Antworten von einer Partei, die die Ideologie vertritt, von 1000 Euro könnte der eine giut leben und alle anderen sollten es genauso tun.

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Samstag, 1. September 2012

Und nun zu etwas komplett anderem

Jeden Monat freue ich mich auf die neuen IVW-Zahlen, weil der Absturz der VZ-Netzwerke einfach zu schön ist. Und auch sonst schaue ich mich da gern um, man will ja wissen, was da so Neues auf dem Markt ist. Vor ein paar Wochen war auch ein Rotlichtangebot dabei, mit einem erst mal ganz witzigen Namen. Und obendrein Zahlen, bei denen man sich fragt, ob die Arbeit bei einem hochwertigen Medium wirklich noch ganz auf der Höhe der Zeit ist, und die Bilder wirklich gut sein müssen.

Denen geht es nämlich blendend. Auch wenn die Inserentinnen, zumeist nur nebenberuflich dort aktiv, irgendwie so gar nicht mit Kameras und Selbstauslöser umgehen können. Eigentlich würde man bei so einer Plattform erwarten, dass die Bilder so phantastisch und geshopped wie nur irgend möglich sind. Sind sie aber zumeist nicht. Und auch ansonsten entsprechen die Bilder absolut nicht dem, was man beispielsweise von Wäschewerbung so kennt. Es sind mehr oder weniger gut erkennbare, mehr oder weniger angezogene Frauen mit sehr normalen Figuren.



Darunter finden sich dann die Bewertungen der Kundschaft. Sie ist meist freundlich, und ich habe keine einzige gelesen, in der stand: Zellulitis hier und Übergewicht da, war nmir zu dick oder ich wollte doch einen Filmstar. Manche mit wirklich enormen Mengen an guten Besprechungen sehen so normal und gängig und durchschnittlich aus, dass man schon ins Zweifeln kommt, ob die Körperideale der Medien in den Köpfen der Männer angekommen sind.

Natürlich geht es da nicht zentral um die Beurteilung von Schönheit, sondern um Sex, aber das Gefallen wird dennoch deutlich. Und es ist insofern auch ein gutes Kriterium, als es ja auch um bezahlte Dienste geht: Die Kundschaft muss aus der Sicht eines noch in DM umrechnenden, alten Mannes durchaus ordentlich bezahlen. Und ist nachher angetan bis begeistert. Rein marktwirtschaftlich gespochen - könnte mal bitte jemand der Pi'atenfemispinnerin das Riechsalz bringen - rein marktwirtschaftlich also ist das Angebot durchschnittlicher Frauen und ihrer Dienste Anreiz genug, dafür zu bezahlen und danach noch nette Worte zu finden.



Ich bin ein Mann. Im Gegensatz zu vielen Frauen ist mir vollkommen aus eigener Erfahrung bewusst, wie gross der Einfluss des Paramters "mediengerechtes Aussehen" auf den Wunsch ist, einer Frau nahe zu sein. Es gibt rasend schöne Frauen, bei denen man aus schlechter Erfahrung weiss, dass man besser die Finger davon lässt, und noch vieles anderes - aber es ist halt nur ein Kriterium unter vielen. In meiner Bekanntschaft ist eine Frau, die man mit Romy Schneider verwecheln kann - schön, aber nichts für mich. Mein Lieblingsfikm von Eric Rohmer handelt von einem Idioten, der zu spät realisiert, dass er mit einer normal wunderschönen Blondine keine Zukunft haben wird, und damit alle Chancen bei einer Frau vergibt, die keinem Modellideal entspricht, aber die Richtige gewesen wäre.

Schönheit, Glück und Zufriedenheit liegt immer im Auge des Betrachters, das beginnt, als Romeo Julia sieht und sie als "ein reiches Juwel in eines Mohren Ohr" bezeichnet - nochmal das Riechsalz für die Ische bitte - und endet eben dort, wo korpulente Frauen mit exakt dieser Selbstbeschreibung und ihrer Telefonnummer ein Geschäftsmodell aufziehen. Was ich damit sagen will: Wer glaubt, er bekäme keinen/keine ab, und das allein auf das Aussehen reduziert, liegt nicht wirklich richtig. Normal ist nicht hässlich und auch nicht weniger schön im Vergleich, den eh keiner macht, wenn es so weit ist - es ist halt, wie es ist. Und die Probleme könnten auch in anderen Bereichen liegen. Ichkenne da zum Beispiel ein völlig hysterisches Blog einer superdürren Bewegungsbescheuerten, da gibt es kein Pfund und keinen Zentner mehr oder weniger, dass ich die auch nur mit der Kneifzange anfassen würde, excuse my french.



Das Abkriegen hat viel mit Bemühen, nett sein und Zuneigung zu tun, und wenn ich das wirklich, wirklich wollte, hat das in allen Phasen meines Daseins akzeptabel funktioniert. Aber Frauen ticken da offensichtlich anders, anders kann ich mir den - ansonsten sehr lobenswerten - 609060-Ansatz, der durch die Blogs rauscht, nicht erklären.. Wenn ich so etwas lese, werde ich zum Vorsatztäter und mache ein Blech Datschi und esse es weg, g'rad mit Fleiss. Ich halte auch nichts von "Normalgewichten", allein das Wort ist schon pervers, weil es suggeriert, die anderen wären nicht normal. Am Ende grassiert dann Kotzbrechsucht und all der Schönheitswahn der plastischen Chirurgie. Man muss lernen, darüber zu lachen und sich gut zu fühlen.

Ich bin kein freund der Prostitution, wie ich auch Drogen und Alkohol und Glücksspiel selbstverständlich nicht in Betracht ziehe, aber dennoch fand ich dieses Portal und die dortige Wurschtigkeit - beruhigend. Das ist nach meiner bescheidenen Meinung ein sinnvoller Umgang mit dem, was ist - man macht halt das daraus, was einem etwas bringt. Körper machen Spass, sei es horizontal im Bett oder vertikal an der Felswand, das Leben ist schön und das Essen soll schmecken, jeder mag zufriedene Menschen und keiner hält es mit Hysterikern lange aus. Ich wünsche den 609060ern alles Gute mit ihrer Aktion und dass es ihnen keine Femikampfgruppe schlecht redet.

Das ist alles. Und zwei Kilo Zwetschgen, Teig und ein halbes Pfund Zucker.

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Freitag, 31. August 2012

Das ist nur bitter kaltes, ekliges Wasser

Wohlerzogene Damen steigen nicht auf den Tisch, zerkratzen nicht die Platte und bringen auch die Tischdecke nicht in Unordnung. Und sie hören auf das, was man ihnen sagt. Beim Blick auf das Katzentier wird wohl jeder verstehen, warum ich kinderlos und allein lebend bin. Erziehung, das wäre für alle Betroffenen die Hölle.







Die Hölle, das sind die anderen, ausser man ist es selbst, und macht sie sich selbst an so trüben Tagen mit gestürzten Temperaturen und Regenschauern heiss. Es deutet sich stark an, dass es wirklich passieren wird, Meran, Meran, wir schleichen nach Meran, einige Probleme jedenfalls sind gelöst, und der Rest wirkt machbar, wenn das Wetter wieder besser werden sollte. So richtig mies ist es ja nur hier, im Norden, und manchmal ist die Wettergrenze von grau zu bunt schon im Inntal.







Und weil es hier im Flachen so gut läuft, denkt man sich, ob nicht doch zwei Tage reichen würden. Nicht von Tal zu Tal, Gmund, Hall, Sterzing, Meran, sondern nur zwei Etappen mit dem halben Brenner dazwischen, Gmund, Matrei, Meran. Aber das, würde ich sagen, mache ich, wenn ich gesehen habe, dass drei Tage tatsächlich zu viel für diese Strecke sind. Schade ist das natürlich, weil man ein paar gute Gasthöfe ausfallen lässt: Abendessen in Lans und Riffian. Aber es ist noch Zeit, und man muss sich auch Ziele für das nächste Mal bewahren.







Zumal man auch nie wissen kann, was geschehen wird. Da muss nur ein Reifen platzen, und schon kommt der Tagesablauf durcheinander. Und sollte es doch regnen - so wie heute - sinkt auch die Geschwindigkeit. Das ist wie mit dem Körper, Fett- und Zeitpolster haben ihren Sinn und halten warm, zufrieden und glücklich. Je mehr man sich an hegernen Plänen vornimmt, je mehr voneinander abhängt, je ehrgeiziger die Ziele, desto grösser die Gefahr des Scheiterns. Und weil das so ist, habe ich auch den Sattel - dürr und hart und aus Carbon - gegen einen mit 120 Gramm mehr Bequemlichkeit eingetauscht. Das ist natürlich bei den Marterstühlen ein relativer Begriff, aber auch nicht alle Nagelbetten sind gleich unerfreulich.







Ansonsten läuft alles wie am Schnürchen durch die Gassen gezogene Schweizer mit Uhrwerken, auch bei Regen greifen die Pneus, und der Schmutz hält sich auch ohne Bleche in Grenzen. Dass meine Speise am Abend so bescheiden ausfällt, hat auch nichts mit Abnehmen zu tun: Morgen gibt es ein anderes, ein ganzes Blech Zwetschgendatschi ganz für mich allein. Da lohnt es sich, vorher nichts zu esssen.

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Das perverse Leistungsschutzrecht

Nehmen wir zum Beispiel einmal dieses Bild aus Italien und stellen wir uns vor, ich würde es für einen nicht kleinen Betrag von der Zeitumng abdrucken und online stellen lassen:



Und dann käme also Google daher, oder ein anderer Nachrichtensammler, Rivva oder Fefe, und würde es übernehmen, oder auch nur einen kleinen Ausschnitt davon, und dann müssten sie das lizensieren und vergüten, für den Verlag, weil sie ja meine Leistung benutzen und die Fähigkeit des Verlags, sie online zu präsentieren.

Mit der Begründung, andere dürften mit dieser Leistung kein Geld verdienen, selbst wenn diese Dienste damit nichts anderes machen, als Leser zu diesem Bild zu bringen. Weil die Leistung des Verlages höher ist, als die Leistung der Leserschicker. Stimmt zwar so nicht, aber die von den Medien geschmierten und mit guter Presseerwartung gekauften Regimeangehörigen haben das in etwa so in einen Gesetzentwurf hineingeschrieben. Damit die alte Springerfrau mit der verbiesterten Ossifrau weiter gut kann.

Wer hat hier die eigentliche Leistung erbracht?

Doch die Frau, die auf dem Rad Schuhe mit hohen Absätzen fährt, die leger gekleideten Herren in der Bar, die Hausbesitzer, die die Atmosphäre schaffen. Ich sehe das und fange es ein, aber wie viel kleiner ist meine Leistung auch nur im Vergleich zu dem, was diese Menschen hier an Flair entstehen lassen? Und wäre es dann nicht auch gerecht, wenn sie ankämen und sagten: Sie haben das getan und geschaffen, sie sind die Situation und der Rest sind nur Pixel, die Zeitung profitiert von ihrer Fähigkeit, das Leben schön wirken zu lassen, ohne sie kein Bild und keine Besucher, also her mit der Leistungsschutzpenunze - sie wollen auch etwas?

Diese Menschen wären vermutlich nicht so, sondern nett und angetan. Ich habe vor zwei Wochen eine begeisterte Email einer Frau bekommen, die durch eine Kette von Zufällen das Bild ihres Freundes auf einer Mauer in Verona fand und es unbedingt, unbedingt in ganz gross haben wollte, und das hängt jetzt bei ihr im Büro. Irgendwie fehlt mir im Moment aufgrund anderer Tätigkeiten die Ruhe, viel zu schreiben, und irgendwie meine ich auch das Recht zu haben, vier, fünf Stunden ohne jedes Netz draussen zu sein, das entfremdet etwas vom Bloggen - aber diese Geschichten sind es, wegen denen ich weiss, warum ich es tue. Weil es ein Geben und ein Nehmen ist, weil es wie das Leben fliesst und sich alles zusammenfügt, und weil es eine schlimme Welt wäre, wenn alle ihre Interessen bis auf den letzten Millimeter so durchsetzen, wie es Verleger, Ärzte und die ganze Drecksbande der Atomfreunde gerade tut, weil wir mehr erneuerbare Energien haben könnten, als diese Mövenpickeria des Regimes geplant hat.

Ich habe vor jedem Messdiener mehr Achtung als vor jedem Politiker, und ich mag es, wenn Menschen etwas tun, ohne dass sie fragen, was sie dafür bekommen. Ich möchte Modeste von der FAZ aus verlinken könnnen, ohne mich wie ein bigottes Schwein zu fühlen, weil es andersrum andere Menschen in die ()hoffentlich nur theoretische) Gefahr brächte, etwas zahlen zu müssen. Nur weil sie ein Kasterl mit Googlewerbung auf iher Seite haben und sagen, schaut mal, das sind gute Texte, die solltet Ihr lesen. So pervers ist dieses System, damift die Bild weiter die Merkeldemokratur schönlügt.

Ich möchte nicht in einer Welt leben, in der jeder so wie die Verleger wäre. Einfach, weil es in dieser Welt solche Bilder nicht gäbe, und wenn doch, dann wären sie gestellt, mit Werbung zugeklatscht und drunter würde ein moralisch bankrotter Schmierfink rülpsen, dass es so, wie es ist, ein guter Tag für Deutschland ist. Ist es nicht. Es wird langfristig keine Gewinner geben, die Medien machen sich nur verhasst und schaffen es, die ganz grosse Mehrheit der Multiplikatoren Google, ausgerechnet Google in die Arme zu treiben. Die auch nicht besser sind, aber klüger, und das Internet und seine Nutzer nicht wie den letzten Dreck behandeln. Es gehört nicht viel dazu, im Moment besser als die Verlage dazustehen. Ich verlinke exemplarisch auf Rivva, die es ünter diesem Diktat der Hirnrissigen vermutlich als erste wegfegen wird und ja, ich finde, fast alles, was da über ein PR-Geschreibsel in der FAZ (Politik) steht, könnte ich auch unterschreiben. Den Käse nimmt denen kein Mensch ab, und wie mangelintelligent muss man sein zu glauben, das würde sich schon geben, es stünde ja in der FAZ, die für die Wahrheit steht.

Google hat bei Facebook und Groupon und Flickr durchaus gezeigt, dass es Dinge selbst macht, die andere nicht mit ihnen machen wollen, und viel Zeit hat zu warten, bis es die anderen derbröselt. Was es wohl kosten würde, eine Mischung aus Politico, Gawker, NYT, Landlust, Economist und Intelligent Life (bei der in Deutschland so gern geklaut wird) aufzubauen? Aber vielleiicht sind die deutschen Verlage auch einfach nur zu unbedeutend, und Google macht das, was sie bei Youtube mit der Gema gemacht haben.

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Wir werden davon nicht genug haben

Und deshalb muss man nehmen, was man kriegen kann. Vor allem Licht und Wärme, und dann auch noch, ich weiss, wie schrecklich das Wort ist, Kondition. Nennen wir es freundlicher: Wohlbehagen in einem Körper, wenn Leistung verlangt wird. So ist es auch beim Schreiben, da greift alles ineinander, so soll das jetzt auch sein. Es gibt zwei gegenteilige Entwicklungen, mehr Muskeln und gleichzeitig weniger Gewicht, und das merke ich inzwischen überall.







Die Stellen, die ich im Spätwinter gehasst habe, machen jetzt Spass. Im letzten Schnee bin ich da hochgekrochen und dachte mir: Hauptsache oben nicht tot umfallen und wenn es nicht mehr geht, schiebst Du. Inzwischen komme ich da oben richtig flott an, auf dem grossen Kettenblatt, ich schaffe im Wiegetritt wieder einen halben Kilometer und mehr, und fahre dann weiter. Ich denke bei der Abfahrt nicht mehr an das Ausruhen, oder vielleicht eine "Photopause". Die Dynamik ist wieder da, es geht nicht mehr von einem Pfeifkonzert auf dem letzten Loch zum nächsten.







Wer weniger an das umfallen denkt, denkt mehr an die Natur und an die Landschaft, und wie angenehm es hier doch, alles in allem, geworden ist. Wir hatten hier in diesem schmalen Streifen sagenhaftes Glück; eine andere Bloggerin pendelt zwischen München und dieser Region, und da las man oft vom Regen im Süden. Es war wirklich kein schlechter Sommer. Und ich bin in einer Form wie hm also äh damals als ich kurz vor der l'Eroica drei Rippen und so. Auch das sollte mir zu denken geben: Ankommen ist das Wichtigste.







Es wird, das ist jetzt schon klar, vorerst die letzte durchwegs schöne Tour bleiben, und für die kommenden Regentage gibt es auch schon ein Programm: Ich muss auf Leitern klettern und Grünzeug schneiden, ich habe drei Kilo Zwetschgen und ein paar Projekte, manche mit Wörtern und andere mit Schrauben, und dann noch eines von 1855 mit kleinen Löchern in der Leinwand, so sich der Postbot endlich zum Liefern bequemt. Und dann hoffen wir bitte alle auf einen Goldenen Herbst. Denn dieses Jahr war so schnell und so voll, so übervoll und teilweise auch ziemlich zum Vergessen, um es höflich zu sagen, dass es mir erst wie vor ein paar Wochen erscheint, als hier noch Schnee lag. Oben auf dem Hirschberg lag sogar noch Anfang Juni das Weiss an den Nordhängen.







Ich weiss, mein Blog hat sich ziemlich von Text zu Bild verschoben. Heute ärgere ich mich, wie bildlos die Vergangenheit ist. Das hier ist nicht nur mein Schmierzettel, sondern auch mein Photoalbum, und ich frage mich, warum so viel Schönes hier keinen Platz fand. Wir werden schliesslich nicht genug davon haben, wenn wir uns erinnern wollem.

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Mittwoch, 29. August 2012

Direkt von der Katzenbeaufsichtigung

Meine Eltern haben jetzt endlich auch Internetanschluss.



Und ich kann hier auch meinem Drittjob (nach Katze und Sohn) nachgegeh und für die FAZ über Hochzeiten mit viel Geld und wenig Geschmack schreiben.

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Ehr-, Hirn- und Baumabschneider

Irgendwie warte ich jetzt nur auf einen Rülpser eines gewissen Herrn von A., der erklärt, warum das Umsägen der Friedenseiche in Rostock-Lichtenhagen befriedigend auf die unangemessene Anspruchshaltung von linken Gutmenschen wirkt, weil auf der anderen Seite dieses deutsche Vaterland das ewige Erinnern nicht mehr aushalten kann.

Solange eine gute Nachricht: Die nicht minder farbenen Rechtskamarilla des Gossenhauses SPON hat von der Kundschaft eine Abfuhr gekriegt. Der Versuch, aus dem "ichwarunterlinkiensoeinearmeSau"-Gewinsel von Jan Fleischhauer auf diesem Portal auch noch ein Buch zu machen (Zielgruppe: JU-Hackfressen, die das ihren Freundinnen schenken, damit die glauben, man könnte als Lachnummer wie sie cool, geistreich und der letzte persönlichkeitsgestörte Cretin gleichzeitig sein), ist ziemlich mies gelaufen. Nix Bestseller. Man müsste denen mal erklären, dass Menschen sich durchaus darüber aufregen können, wenn eine Toilette verunreinigt ist - aber deshalb kaufen sie noch lang keine Fäkalien.

Aber für eine Moderatorentätigkeit für Bankster wird es schon noch reichen, nehme ich an.

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Dienstag, 28. August 2012

Derr Teufel und das Detail

Es fängt schon damit an, dass dieser Beitrag eigentlich zum nächsten Tag gehört -aber da bin ich leider weggeschlafen und konnte ihn nicht anlegen. Dafür hatte ich aus Sicherheitsgründen noch am Vortag einen Nullbeitrag abgespeichert, weil man ja nicht weiss und der Teufel ein Eichhörnchen ist. Oder eine Kalorie. Oder auch ein Maiskolben. Oder eine falsche Einstellung.







Solche ersten Touren mit neu entwickelten Rädern sind immer sehr, sehr langsam. Die meisten Einstellungen müssen nochmal justiert werden, und bei diesem Rad, das in vielen Details recht extrem ausfällt, kommt es manchmal auch nur auf eine Viertel Umdrehung einer Madenschraube an. Schrauben, aufsteigen, fahren, fühlen, absteigen, überlegen, einstellen... ein Problem nach dem anderen wird gelöst, bis alles stimmt.







Immerhin, man kann bei den vielen Unterbrechungen an München und seinen Abgasen vorbei bis zur Zugspitze sehen - im ersten folgenden Bild links schemenhaft links am Horizont erkennbar. Das ist schön, weil die Luft so klar ist, aber auch eine Ermahnung: Hier muss es so gut werden, dass es dort klaglos funktioniert. Denn dahinter liegt das Ziel, und die penible Vorbereitung soll am Ende dazu führen, dass ich weiss: Ich komme dort hin, daran vorbei, und auch noch hinüber.







Es muss bald sein, ein konkreter Termin, wenn das Wetter mitspielt und Herbergen zu finden sind und nichts dazwischen kommt - was man bei mir gerade nie wissen kann - ein konkreter Termin steht schon, und es muss so bald sein, denn die Tage werden kurz, dramatisch kurz. Hier im Flachland geht die Sonne unter, wenn sie untergeht, aber in den Bergen ist sie bereits eine, anderthalb Stunden früher verschwunden. Man muss wieder runter von den Pässen sein, wenn man es schaffen will. Um 8 Uhr wird man ankommen müssen, oder es wird riskant.







Diese eine Sache noch. Dann ist alles gut, dann kann ich auch so nochmal nach Italien, Terremoto-Nachberichterstattung, Gran Premio Nuvolari, vermutlich auch Eurokrise und sicher Gardasee. Und alles mit dem Auto. Weil ich dann weiss, dass ich es mit dem Auto fahren kann. Und nicht müsste. Es ist keine Frage des Sports, sondern eine Frage der Freiheit vom Alter und vom Körper. 15 Kilo habe ich dieses Jahr abgenommen. Erst nehmen wir Meran.

Und dann Unmengen von Zwetschgendatschi.

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Entschuldigt mein Französisch

Und dass der Flohmarkt keine diskriminierungsfreie Zone ist, entschuldigt bitte auch. Bayern wie mir wird derbe Sepplekleidung aufgedrängt, denn es nahen die Volksfeste, Mohren müssen Lampen halten (wobei das phallische Dings da auf dem Kopf sicher Abzüge in der Femi-B-Note bringt), und Drachen ächzen unter dem Gewicht der Tische. Immer, wenn ich nach Hause komme, habe ich gar keine Kraft mehr für Genderfragen.







Aber wo sonst sollte man gigantische Frauenbüsten finden, die man bei rituellen Assangeverbennungsumzügen als Sinnbild der Weiblichkeit mit sich herumschleppen könnte, wo sonst fände sich das passende Gesteck für Ideologie und Glaubem, wo sonst kommt man in schlechten Zeiten noch an edle Rösser, die einem nicht angesichts der wackligen Chinesen und ihrer lahmenden Exportgäule das Haar vom Kopfe fressen, und das alles, weil minderwertig, ohne Mehrwertsteuer?







Aber inzwischen sind hier die Franzosen einmarschiert, und zum Glück hatten sie diesmal keine Rokokoportraits mehr dabei. Ich muss also keinen Studenten vertreiben und seine Wohnung der Meinigen anschliessen, das hat noch etwas Zeit, und ausserdem kaufe ich ohnehin zu viel. Müsste ich aber jetzt nochmal eine Wohnung einrichten, ich würde sparen, und dann die Franzosen plündern. Biedermeier-Nussbaumsessel zu Beispiel - da war ich in allerschwerster Versuchung, die hätten so gut an den tegernsee gepasst, wenn ich dort noch ein Zimmer hätte - pompöse Spiegel und so einen feinen Atlas, der eine Uhrenkugel schleppt - dem hängte ich noch ein Schildchen um den Hals, "Bankster in die Produktion" zum Beispiel. Oder "Wer nicht profiblogt zur rechten Art, muss sonstwie schuften, das ist sehr apart".







Auf dem Flohmarkt lernt man für das Leben, so in etwa: Warte mit dem Kauf, bis Du der Franzosen Angebot gesehen hast. Und: Verhandle, oder die Franzosen machen Dich mit ihrem Charme und ihrem Akzent nieder, und Du musst Dir das Geld zur Heimfahrt erbetteln. Zum Glück habe ich keinen Platz mehr und auch keinen Kamin, um darauf Vasen und Elfenbein und Skulpturen abzustellen.







Aber etwas anderes habe ich bei ihnen gefunden: Eine Vorhangschienenabdeckung. Genau die richtige Breite für das Schlafzimmer. Beschädigt, aber das macht nichts. Dafür war es spottbillig. Ich suche das schon ewig, wir hatten das auch mal, aber so gegen 1910 müssen die Objekte meiner Begierfe einer Renovierung zum Opfer gefallen sein. Jetzt brauche ich nur noch einen Vorhang, und den mache ich zu. Dann sehe ich die Schule gegenüber vom Bett aus nicht mehr, und das hat ja durchaus etwas: So eine Schule, die einen an die unerfreulichen Folgen unvorsichtiger Betttätigkeiten erinnert, muss man wirklich nicht dauernd sehen (Schlimmer wäre eine Kadettenanstalt oder ein Institut für Genderismus). Nur goldgelben Damast muss ich noch aufknüpfen und beschaffen. Aber da haben die Franzosen schon angekündigt, dass sie in ihren Höhlen in den Vogesen nachschauen werden.

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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Montag, 27. August 2012

Aber Räder bauen, das konnten sie.

Das können sie, die Deutschen.

Besonders, wenn es Amerikaner sind.








It can't happen here ist ein vermutlich weitgehend vergessener Roman von Sinclair Lewis, aber ich habe ihn noch einmal gelesen, als Herr Bush Junior an die Macht kam. Lewis entwirft darin die Entstehung einer faschistoiden Diktatur auf Basis uramerikanischer Einrichtungen und Möglichkeiten. Ganz so schlimm kam es dann doch nicht, der Vernichtungswille und die Gewalt wurden statt dessen exportiert, und dazu kamen Dinge, die Lewis sich nicht vorstellen konnte: Söldnerarmeen zum Beispiel, oder die neuen Möglichkeiten der Überwachung. In seinem Buch lässt Lewis am Ende des amerikanischen Faschismus an den guten Seiten Amerikas und der Unfähigkeit des diktatorischen Systems scheitern - er kann hier nicht passieren, weil es dann doch wieder in die andere Richtung geht, selbst wenn Amerika geschwächt und zerrissen aus der Krise taumelt.







Generell gibt es für mich zwei Möglichkeiten: ich mache es wie alle Bergsteiger, und gehe früh los, um rechtzeitig wieder im Tal zu sein. Oder ich mache es weiter so wie meistens: Ich gehe spät und fahre einen Teil der Strecke mit dem Rad. Das hat den Vorteil, dass die Knie geschont werden, wenn man nicht gerade wie letzte Woche über den Lenker geht und dabei auch noch ein paar andere Dinge zu Bruch gehen. Kurz, ich suchte unter anderem einen stabilen Lenker, idealerweise Magurabremsen, ein Vorderrad, und ein paar Kettenblätter sind auch recht marode. Gefunden habe ich all das an einem kaum gebrauchten Cannondale m800 comp "Beast of the East" von 1996, das beim hiesigen Radmegacenter auf dem Flohmarkt stand. Laufleistung vielleicht 500 Kilometer, Restpreis 150 Euro, Originalpreis 1996 über 2000 Mark, etwas klein für meine Grösse, aber das macht nichts bei den Strecken, die ich fahre. Ich habe nichts gegen all-amerikanische Erzeugnisse, hier mit deutschen Anbauten. Ich würde nur nicht in die USA reisen, wegen der Todesstrafe und ein paar anderen Überlegungen, in denen die Nähe zu Siena eine nicht geringe Rolle spielt.







Dazu gibt es natürlich auch eine Geschichte, die ich in der FAZ schreiben werde, denn Cannondale ist den langen Weg vom amerikanischen Stolz zur in Taíwan auf den Rahmen geklebten Marke gegangen, und zwar überhaupt nicht so, wie das im Land von Ayn Rand und anderen Psychos so gern vermutet wird: Cannondale, eine hoch profitable Qualitätsfirma mit Weltruf, krepierte einzig und allein an Börsenerwartungen, falschen Produkten, die man für das Wachstum machen musste, Finanzinvestoren und Gewinnsteigerung. Lupenreiner Kapitalismus, kein Fünferl Sozialleistungen, Streiks, Arbeitnehmerrechte oder andere kommunistische Verbrechen. Ich mag das, wenn ich meine Käufe gewissermassen direkt im alten Europa refinanzieren kann, selbst wenn zu befürchten ist, dass es die Markttotalitären diesseits und jenseits des Atlantiks weiterhin mit Kapitalschmonzetten und Executive Summaries von "Studien" halten werden, denn nur so wird man von Thinktanks geschmiert und als Moderator eingehurt.







Ich verstehe Julian Assange, dass er dorthin nicht ausgeliefeert werden möchte. Und dass er den Schweden auch nicht traut, die entweder so irre oder so kriminell sind, sich im Zweifelsfall auf eine Zusage zu verlassen, man werde in diesem Land dort drüben Assange nicht hinrichten. Man kann Leben so oder so beenden, und bei dem, was man in Amerika unter Justiz und Straffvollzug und Politikern versteht, würde ich auch nicht dorthin reisen, wenn es dort wäre, wo Siena liegt. Am Rande, ich könnte mich schräg lachen über die Schramm und Femiwischfaschi-Konsorten, die Assange öffentlich Vergewaltigung unterstellen und ihre feuchten Träume von Strafen vollstreckt sehen möchten - auch wenn er dann in der Folge in einem Land ermordet werden sollte, in dem das Kleinreden von Vergewaltigung Teil des Mainstreams ist, als wäre es die Klimakatastrophe. Aber so ist das halt: Die Extremisten und Feinde der Aufklärung finden immer irgendwie zusammen. Aber ob die Reaktionären in den USA unter Romney so auf die Fresse fliegen, wie die Piraten mit Schramm im Vorstand?







Mit dem Cannondale muss ich nicht rasen, wie ich es auf dem Rennrad irgendwann tun würde. Ich kann ein paar Übungen mit Pfaden, Wurzeln und Biberhöhlen entlang der Donau machen, und ich spare mir dabei den Gegenwind aus dem Westen, der über das Land heult. Es ist leicht, agil und angenehm zu fahren, mehr bräuchte eigentlich kein Mensch, auch heute nicht, aber auch auf den breiten Schotterautobahnen komme ich an Leuten vorbei, die all ihre Kraft in Federungen und riesigen 29-Zoll-Reifen verpulvern. Weil es halt modern ist. Cannondale kann man heute auch als Aufdruck auf solchen Rädern kaufen, wie alles, was einem eingeredet wird. Das kann hier nicht passieren, sagen die Leute mit Blick auf Amerika, aber es kam ACTA und Flugüberwachung und Bundeswehr im Inneren und vielleicht bin ich ja paranoid, aber seit einiger Zeit ist mein Mobiltelefon meistens ausgeschaltet, wenn ich unterwegs bin. Man liest, irgendwelche EU-Bürokraten wollen Black Boxen im Auto haben. Windows 8 telefoniert nach Hause, und Apple... und Facebook... und wenn man es den Menschen nur lange genug einredet, kaufen sie das wie die 29er. Oder auch Parteien wie die Republikaner. Man muss immer schön vorsichtig sein, beim hinunterfahren, und schauen, was am Himmel so alles aufzieht. Die Katastrophe im Innenministerium will dem Verfassungsschutz, der die NSU nicht kannte, mehr Rechte geben. Das kann hier passieren. Man sollte sich nicht wundern. So einer wie der Friedrich spielt auch bei Lewis eine unrühmliche Hauptrolle.







Man kann Amerika nicht ändern. Vielleicht muss man sogar froh sein, dass die globale Dominanz abgenommen hat, und weiter abnehmen wird, und wenn auf der anderen Seite nicht gerade Russland und China stünden, dann könnte es sogar eine gute, richtig gute Sache werden. Aber dennoch habe ich den Eindruck, als hätten wir längst wieder einen kalten Krieg, diesmal nicht gegen andere Systeme, sondern gegen Bürger, Demokratie und Menschenrechte. Dass dann noch, sorry, Vollversager wie die Piraten auftreten und das auf der anderen Seite so vergeigen, weil da einer sein privates BGE will und andere gern Partikularinteressen durchsetzen... ich glaube, es gibt einfach gar nichts, was nicht passieren kann.

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Nachzündeln und nachtreten

Ich möchte mich hier öffentlich vom FAZ-Politik-Redakteur Jasper von Altenbockum distanzieren und ja, ich finde es unerträglich, dass so eine Terrorsinnfindung dort steht. Aber das ist die Politik, ich bin beim Feuilleton, das ist nicht das Gleiche und hat auch miteinander wenig zu tun.

Ich kann hier nur eine Alternative bieten, bei den Stützen.

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