: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Donnerstag, 3. Oktober 2013

Heute vor 25 Jahren starb Franz-Josef Strauss

Aus der Serie "Grund zum Feiern: Worauf ich am Tag der deutschen Einheit die Tasse hebe".

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Dienstag, 1. Oktober 2013

Der gelbe Wagen

Darf man auf der FDP herumtrampeln?

Dazu möchte ich eine kleine Anekdote erzählen.

In meiner Heimatstadt war mal eine mittelwichtige Versammlung der FDP im Stadttheater. Der Raum war natürlich angemietet, die Infrastruktur bezahlt und auch sonst passte das nicht so richtig in die Stadt, in der die FDP traditionell schwach bis nicht vorhanden ist. Aus diesem Gefühl heraus hatte man wohl einen gelben Ferrari beim Altautohändler vor der Stadt geietet und vor dem Theater abgestellt. Halt so eine billige Gurke, die man für 30000 bis 40000 nachgeschmissen bekommt, weil sie im Unterhalt zu teuer sind. 30000 kosten hier auch schon die mittelprächtigen Mittelklasseautos der hiesigen Produktion. Da stand also oben dieser Ferrari und drunter breitete sich der Wochenmarkt aus. Um den Ferrari gschaftlhuberten Leute in hässlichen Anzügen, dass auch ja niemand dem Auto zu nahe kam, Es kam ja auch keiner, auf dem Wochenmarkt hat man etwas Besseres zu tun, aber dennoch waren da diese Leute und erwarteten, dass jemand käme, den sie dann anfegen könnten. Oder mit Propaganda belästigen. Ein paar Stufen über den normalen Leuten, wie ich. Das hat ihnen gefallen.



So mit dem Souverän umzugehen. Ihm nicht Ideen zu unterbreiten, sondern ihm zu zeigen, wie sie die Wahlkampfkostenrückerstattung verprassen. Diese Cretins.

Ganz ehrlich, diese Partei muss froh sein, dass ausser dem Rauswurf aus dem Bundestag nicht mehr passiert ist. Der Umstand, dass man auf offener Strasse als FDP-Mitglied ohne Angst auftreten kann, sagt nichts über diese Partei und sehr viel über das erreichte kulturelle Niveau des Landes aus. Ich hatte ja eine Weile mit dem von der FDP organisierten Bloggermob zu tun, aus dessen Umfeld dann auch die Jauche von PI entstand: Da wäre jedes Mitleid falsch empfunden. Diese Partei ist am Ende und wenn jetzt gewinselt wird, das sei schlecht für den Liberalismus, dann denke man bitte an Westerwelle, einen abstossenden Günstling des Systems, dessen sexuelle Präferenzen sein Koalitionspartner benachteiligt; ein Typ, der alle Vorteile nimmt, die andere erkämpft haben und wenn er dann mal zeigen könnte, was es heisst, liberal zu sein -dann lässt er die Union gewinnen. Liberal sind die Liberalen so wie die Giftgas- und Panzerexportlizenzerteiler der Union christlich.

Also, darf man? Die Frage stellt sich gar nicht, es git einen Schwall von Beiträgen, die das Schicksal der FDP als Unfall darstellen, und nicht als Tritt. Seit dem Durchmarsch der Markttotalitaristen in Deutschland gab es wohl kein bankrottes Unternehmen, dessen Mitarbeiter so bedauert wurden wie dieses zweite Lobbyistenloch im Hintern des Bundestages. Kein Verlust. Und bitte, mir ist durchaus klar, dass niemand meine theoretischen Interessen so wie die FDP verteidigen würde., Egal, Bevor ich von sowas profitiere, habe ich lieber eine Mietpreisbremse (am Rande, wir steigern ja eh nicht).

Man darf, man soll, man muss, die sollen ja nicht glauben, es gäbe für sie irgendwelche sicheren Zonen, wo sie sich dann aufpäppeln können. Man darf sie nicht nur so treten, wie sie diejenigen getreten haben, die sich gegen ihre als Marktliberalismus getarnte Bereicherung nicht wehren konnten. Man soll es sogar tun. Wir reden hier nicht über Demokratie oder Menschenrechte oder Respekt, wir reden hier von einer Zusammenrottung von Leuten, die dem Wesen des Grundgesetzes ihre eigenen Interessen entgegen setzen.



Sollen sie doch ihre Angeberkutschen doch selber mieten! ich habe mein neues Scott Addict CX ja auch selbst bezahlt - in Koalitionsabschaumfarben war es nämlich billig und das Geld habe ich, weil ich in der FAZ und im Kommentarblog auch noch einmal deutlich gesagt habe, wie man aus Sicht meines Tegernsees mit diesen sozialen Härtefällen jetzt umgehen sollte.

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Sonntag, 29. September 2013

Mir kann es egal sein

Könnte es. Warum, erkläre ich mit provokativ begrenztem Horizont hier und hier. Manche erwischt es immer, andere kommen immer durch. Muss irgendwie im System bedingt sein, vermute ich.

Und die Piraten. Ich glaube überhaupt nicht an die Mär, Netzpolitik würde nur wenige interessieren. Ich glaube hier und hier eher, dass sie sehr wohl interessiert. Aber halt nicht in den Kontext, den man ion Form von Piraten und in gösserem Umfang bei der FDP hätte mitwählen müssen. Ich will Netzpolitik, aber keinen Westerwelle und keinen Ponader dafür kaufen. Ich will das Marzipanschwein und nicht all die Kröten haben.

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Dienstag, 24. September 2013

WIR STELLEN EIN!

Zum Winteranfang



suchen wir für harte körperliche Arbeit bei einigen Anwesen in guter Lage eine/n

EISHACKER/IN
SCHNEERÄUMER/IN
TÜRSCHLOSSÖLER/IN

für die üblichen in der kalten Jahreszeit anfallenden Arbeiten. Wir bieten:

- Den gesetzlichen Mindestlohn, soweit existent
- Kostenlose Überstunden in angenehmer Atmosphäre
- 6-monatige Praktika zur Eingewöhnung
- Grosse Toleranz, ganz gleich, ob Sie eine Vorgeschichte als Sexist, Säufer, Entwicklungshilfeminister oder Stiefelknecht der Wirtschaftslobby haben oder sonstwie unvermittelbar sind
- Ausserdem steht es Ihnen frei, in der Mülltonne nach Essen zu suchen, falls Sie mit HartzIV nicht auskommen
- Eine sinnvolle Beschäftigung zur Entwöhnung von Ihrer spätberliner Dekadenz

Ihre Qualifikationen können umfassen

- Verbreiten und Überleben von sozialer Eiseskälte
- Den nötigen Zynismus, um auch hier zu beweisen, dass es Ihnen mit der Leistungsgesellschaft ernst ist
- Erfahrungen im Besserverdienen durch Nichtstun in einer faulen, korrupten Fraktion, damit Sie verstehen, warum Mamis hier nicht arbeiten, sondern ihre Kinder mit dem SUV zur Schule bringen, die dafür einen freien Gehweg brauchen, den Sie mit dem Zahnstoher freikratzen werden, und wehe, der Stocher geht kaputt.
- Keinerlei Ekel beim Umgang mit bräunlichem Glibber und Matsch
- Die soziale Intelligenz von Polarwürmern
- Die Bereitschaft, volle Leistung zu bringen, auch wenn Sie dumpf ahnen, dass Sie im Frühjahr einen Tritt kriegen und sozialverträglich mit einer Flasche Wodka abgebaut werden.
- Sie haben schon mal Schecks von Eisherstellern angenommen.

Aufgrund der einschlägigen Erfahrung und entsprechender Forderungen werden bei gleicher Qualifikation selbstverständlich ehemalige Mandatsträger und Mitarbeiter der FDP bevorzugt.

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Montag, 23. September 2013

Es sind die Kurven

Kurven unterbrechen die Geraden des Aufstiegs, Kurven ändern den Blickwinkel, Kurven öffnen neue Wege, und an Kurven erkennt man den Fortgang der Dinge. Fällt man dann in sie hinein, kippt das Bild nach rechts oder links und zerren die Fliehkräfte in Richtung Abgrund, lebt man vielleicht ein wenig mehr als sonst. Es sind nur Sekunden. Man vergisst irgendwann vielleicht die langen Geraden und die teilweise enorme Höchstgeschwindigkeit, das Rauschen der Luft und den Druckausgleich in den Ohren, aber nicht die Kurven. Es waren viele Kurven. Und jede einzelne hat den Druck von meinen Gedanken genommen. In der Kurve gibt es nichts anderes. Das ist wie Luftholen nach langer Zeit unter Wasser.





Irgendwann ist es auch gut damit, man hat nicht so viel Adrenalinvorräte im Körper und am Ende schmerzen Arme und Hände, auch wenn es nur 20 Minuten sind. Nach der Aufregung ist das Denken so langsam, als wären die Synapsen in Gelatine eines schweren Obstkuchens, die Heimfahrt allein reicht schon als Belastung aus, mehr braucht man gar nicht, der Rest funktioniert irgendwie über das Rückenmark. Am Brenner, hinter der Grenze dann Totalausverkauf bei einem Laden mit Radkleidung. Warum nicht etwas Belohnung, sagt man sich frohgemut und Trikots kann man schliesslich nie genug haben.





Ich habe übrigens diesmal aus Italien kein Rennrad mitgenommen.

Das möchte ich nur lobend erwähnen. Weder Schuhe noch Rennrad.

Sonst heisst es wieder, ich würde das nur wegen der Belohnung machen. Ich mache das hauptsächlich wegen der Kurven und um auf andere Gedanken zu kommen, ich wäre gern ein wenig dümmer und das geht nicht anders. Ich habe den Körper eines aus einem Stier geklonten Bauerns, ich bin robust und ziemlich unzerstörbar, ich falle in Abgründe und rase durch Stacheldraht und es geht weiter: Leider zieht der Kopf nicht mit. Zumindest manchmal. Dann habe ich dieses unangenehm zersetzende Hirn und kann gar nicht anders, als es mit spitzen Formulierungen gegen mich selbst zu wenden. Und Fragen zu stellen. Da lenken Kurven perfekt ab, viel besser als neue Schuhe und alte Rennräder.





Dass im Schaufenster dieses Ladens aber eines hing und das schnell weg musste, dafür konnte ich nichts. Ich habe eigentlich auch nur nach dem Preis gefragt, sonst hätte ich mich gleich wieder selbst hinterfragt und das kann es ja auch nicht sein. Also, ich war auf österreichischem Boden und habe es hier dann genommen und so kam das eben, dass ich diesmal wirklich kein Rennrad aus Italien mitgebracht habe, sondern nur Sehnsucht nach Kurven und einigen Tagen der angenehmen Denkfaulheit. Wie man ja sieht, wenn ich so etwas behaupte wie "kein Rad aus Italien".

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Montag, 23. September 2013

Penser Joch wieder besucht

Ich schlafe gut und fest, und als ich dann so gegen halb neun aufwache, bewege ich mich erst mal vorsichtig. Man weiss ja nie, ob es am Vortag nicht doch zu viel war, und sollte es so gewesen sein, darf man nicht auch noch übertreiben. Leistung ist nur ein Teil des Bergsiegs, wichtiger ist aber die Einteilung der Kräfte. Und da war ich gestern etwas nachlässig. Fast übermütig. Dabei habe ich trotzdem noch viel Respekt vor dem Berg.







Das ist ein wenig so, als habe man am Vortag etas gemacht, an das man sich nicht wirklich erinnern will und erwartet, im Bad, im Bett oder vor der Tür eine böse Überraschuing zu finden. Aber dann zeigt sich, dass die Maschine läuft, kein Ziehen, keine Schmerzen, keine Verspannung, alles ist gerade und fühlt sich geschmeidig an. Ich gehe beschwingt zu Prenn für Strudel und Torte, ich schlendere durch die Stadt, und als dann das Wetter etwas besser wird, mache ich mich auf zum Penserjoch.







Wenn der Jaufenpass so etwas wie ein Berg der Freude ist, ist das Penserjoch eher sowas wie der Kalvarienberg. Ich halte nichts von Aberglaube, aber einmal wusste ich schon beim Hochfahren, dass eteas passieren würde, bis dann ganz langsam hinunter, habe vor jeder Kurve gebremst - und prompt kam dann einer, der mich beinahe in den Abgrund gerammt hatte. Das prägt. Ich fahre immer noch gerne, aber vorsichtig. Ich glaube nicht an Vorbestimmung und daran, dass man selbst etwas tun kann.







Deshalb habe ich übrigens auch solche enormen Probleme mit jenem Fake-Mercedes-Spot und den Cretins, die so etwas würdigen. Was dieser Spot, in dem Hitler als Kind und "als Gefahr, die erst noch entsteht"überfahren wird, aussagt, ist eigentlich: Du bist keine Bedrohung durch Deine Entwicklung, sondern per se vorbestimmt, eine Bedrohung zu sein. Das ist ziemlich deckungsgleich mit der Argumentation, mit der von Werbern zumeist unterstützte Regimes Völker ausrotten: Nicht der einzelne ist die Gefahr durch das, was er tut, jeder könnte eine Gefahr sein und muss deshalb schon vorher vernichtet werden. Ich würde deshalb auch nicht sagen, dass man jeden Werber mit dem Eisenrohr langsam ins Koma prügeln sollte, aber das Pack, das so etwas in Medien und Werbung propagiert, sollte geächtet werden.







An so etwas denke ich auch, weil dieser Sonntag nicht gerade dazu angetan ist, mein Verhältnis zu Motorradfahrern zu verbessern. Normalerweise fahre ich gerne gute Linien, aber hier bleibe ich hinter den Kurven draussen., damit man mich länger sieht. So ein Motorradfahrer, der mit 80 oder 90 Sachen auf der Ideallinie fährt, könnte in diesen Kurven kaum mehr bremsen, wenn ich dann mit 5 oder 6 Kilometer pro Stunde vor ihm stehe. Es ist eigentlich genug Platz für alle da, man müsste es nicht übertreiben, die Gefahr ist nicht die Strasse, sondern das, was sich in den Köpfen der Menschen entwickelt.







Das Penserjoch ist nochmal ein anderes Kaliber als der Jaufenpass; die eigentliche Strecke mit Steigungen ist etwas kürzer, dafür sind es auch 120 Höhenmeter mehr. Wo am Jaufenpass die Belastungsspitzen sind, ist am Penserjoch der Durchschnitt, und so eine flache Stelle zwischendrin, um etwas Luft zu holen, wäre auch mal nett. Oder nochmal zwei Zähne mehr am Hinterrad. Aber es geht schon, ich will da jetzt einfach hoch und auf die Uhr schaue ich erst gar nicht.







In einem weiten Bogen führt dann die Strasse nach den Serpentinen hinauf über die Hochfläche. Es sieht gar nicht mehr so weit aus, aber es hat manchen gefallen, in diese 2 Kilometer über 2000 Höhenmeter auch noch Stellen mit 15% Steigung einzubauen. Es geht schon, irgendwie, flüstere ich den Blaubeerwiesen in italienischen Farben neben mir zu. Es muss gehen. Es wird gelingen. Tritt für Tritt. Es sind nur 2 Kilometer, das ist nicht so weit. Es ist weit, aber nicht zu weit.







Es ist kalt. Kalt und windig und auch nicht allzu klar. Ich bin hier auch schon mal im Schneesturm hochgefahren, offen, das war auch ein besonderes Erlebnis, man muss für alles dankbar sein, aber diesmal ist es aus eigener Kraft. Und ich habe sie auch gut genug eingeteilt, dass ich nicht einfach vom Rad falle und wie meine eigene Leiche aussehe. Ich komme an. Ich steige ab. Ich bin dankbar, dass ich es geschafft habe. Das ist eigentlich alles.







Nach Süden würde es jetzt ins Sarntal gehen, 50 Kilometer nur bergab nach Bozen und dann weiter nach Italien. Nach Norden geht es zurück nach Sterzing. Ich verteile einen Orden an das Rad, und es dauert ein klein wenig, bis ich das begreife. Ich bin beide Pässe, Jaufenpass und Penser Joch, innerhalb von 24 Stunden gefahren. Dafür, dass ich Sorgen hatte, in diesem Jahr überhaupt über den Brenner zu kommen, ist das gar nicht schlecht. Und da wäre, so vom Gefühl her, auch noch genug Kraft für - nun, vielleicht nicht genug für das Timmelsjoch, das wären nochmal 350 Höhenmeter. 2014 ist aber auch nochmal ein Jahr. Vielleicht ist nach der Buchmesse noch Zeit.







So ganz verstehe ich es ja auch nicht. Das Hochfahren macht keinen Spass. man quält sich und man japst und wäre gern woanders. Aber dann hat man es hinter sich, ist zufrieden, und schon schaut man sich um und überlegt, was denn noch an Strassen da wäre. Wenn man überhaupt etwas denkt. Und dann geht es zurück ins Tal. Davon habe ich auch ein Video, aber das muss ich erst noch hochladen.

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Sonntag, 22. September 2013

2094 schon wieder

Man motiviert sich ja gern mit Tricks: Das letzte Mal haben mir am Jaufenpass zwei Gedanken geholfen. Der erste war, dass es ohne 12 Kilo Gepäck und mit bergtauglicherer Übersetzung sicher sehr viel besser laufen würde.







Der zweite Gedanke war, dass ich sicher mal mit jemandem im Auto üer den Jaufenpass fahre, und wenn diese Person dann einen Radler sieht und mit dem Kopf schüttelt, dann sage ich gedehnt: Najaaaa. also ich bin da ja auch schon mit dem Rad drüber und so schlimm, wie es aussieht, ist es nicht.







Leider muss ich zugeben, dass meine Kriecherei den Berg hoch keinerlei Anrecht hat, so abgetan zu werden: Der Jaufenpass ist wirklich so schlimm, wie er aussieht. Und dass ich im Internetvergleich mit anderen den absoluten Negativrekord aufgestellt hae, kann man auch nicht gerade lobend erwähnen.







Ich muss ohnehin mal wieder raus. Den Kopf durchlüsten. So wenig, wie es gestern möglich war, den Pflichten zu entgehen, so sehr ist es heute vollkommen egal, was ich tue. Keiner braucht mich im Moment. Am Montag wird das anders, aer in Sterzing ist noch ein Zimmer im Schwarzen Adler frei: Also hae ich gebucht und bin nach nur drei Wochen wieder an einer Stelle, an der ich nicht dachte dass ich sie so schnell wiedersehen würde.







Und es läuft gar nicht mal schlecht. Das letzte Mal hatte ich ja Stunden Zeit, mir die Stellen einzuprägen, an denen ich keuchend verweilte - diesmal ziehe ich vorbei. Nicht schnell, aber beständig. Nicht dass ich fliege, aber schleichen tue ich auch nicht. Die 12 Kilo Gepäck, die hatten den Teufel.







Das Problem war, dass ich erst spät in Sterzing angekommen bin,, zu spät, um es gemütlich angehen zu lassen. Man muss das verstehen, erst kommt der Apfelstrudel bei Prenn und dann erst das Radeln. 16.30 Uhr war ich dann auf dem Rad. Und im Sonnenuntergang kam ich dann oben an.







Der Sonnenuntergang ist übrigens enorm früh; ich hatte gehofft, dass es da oben etwas länger hell bleibt, aber es wurde nur sehr viel kälter. Oh, und auf 2200 Mter liegen schon wieder Schneereste. Der Winter kommt, keine Frage. Unten ahnt man das noch nicht. Hier oben ist es bitterkalte Gewissheit.







2,5 Stunden vom Schwarzen Adler hierher. 2 1/4 Stunden vom Einstieg bei Gasteig. Das ist schon nicht schlecht und viel besser als das letzte Mal. Dann ziehe ich mich dick an, so dick wie eben möglich, und falle ins Tal, in die Nacht und die Restwärme des sommerlichen Tages über Südtirol.







Unten fühle ich dann meine Zehen nicht mehr,. so kalt war es. Aer ich kann sagen: Ach was, ich fahre den auch a und zu und so schlimm ist das nicht.

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Samstag, 21. September 2013

könnem euch und uns und niemandem helfen

Oh, sagt er, schick, und ich lächle und sage etwas über Termine, denen man halt nicht ausweichen kann und dass das morgen wieder gaz normal aussehen wird. Ich habe mich aufgerappelt, zwangsweise, weil die Katze Einlass begehrte und nur noch genug Leckerlis für die Begrüssung da waren; in ein paar Stunden würde sie sich aber von ihrem sauber eingestampften Kissen wieder erheben und nach draussen wollen, und davor, so verlangt es der Ritus, bekommt sie nochmal Leckerlis. Es sind die Riten, die uns am Laufen halten, der Edeka in Tegernsee ist ohnehin schöner als der Tengelmann in Gmund und an Tagen wie heute gilt das besonders, und wenn ich schon der Katze etwas hole, besorge ich mir auch etwas bei Francesco.



Es ist Freitag, es ist brechend voll, everybody comes to Francesco, sollte man vielleicht sagen, das hier ist inzwischen informell sowas wie der Italiener der Herzen geworden. Es ist gar nicht so, wie man glaubt, dass alle am See unbedingt diese komischen Sterneköche probieren wollen, da stehen dann immer nur die Autos mit Düsseldorfer Kennzeichen; und wer beides kennt ahnt auch, warum man gerne hier ist und eben nicht drüben über demMalerwinkel, wo es so steif und prestigesüchtig wie sonst überall von Dubai bis St. Moritz zugeht. Wer hier angekommen ist, hat das gar nicht nötig, der bleibt und lebt so angenehm, wie es halt geht. Heute war es nicht so wirklich toll, Verpflichtungen halt, und deshalb gehe ich so am See entlang, wie ich früher meistens ausgesehen habe. Jemand meinte mal, ich sollte das wieder öfters tun, das Ornitologenbeige würde mich älter machen, als ich bin, aber an Tagen wie heute fühle ich mich, als wäre ich 1000 und 1000 Jahre schon hier und müde, so unglaublich müde, wie ich auf dem Sessel eingesunken war, als die Katze kam und keine Rücksicht auf meine Stimmung nahm.



Es hat sich neben den anderen Dingen auch noch ein Stück meines Münchens aufgelöst; nach Thea Kastlers Antiquariat und all den anderen schliesst jetzt auch noch 2001. Da kommt dann sicher das nächste aseptische Cafe hinein, oder der nächste Kleiderladen. Der Niedergang der Buchläden begann übrigens nicht mit dem Internet, meines Erachtens ist das eine Folge dieser Drecksstudienreform, die den jungen Leuten jede Lust an der Beschäftigung it anderen Dingen raubt. Wenn man mal vier Semester zur Gaudi Kunstgeschichte gemacht und dann doch Jura studiert hat, hat das keinem geschadet, aber dann heiss es halt: Wer neu anfängt, muss zahlen. Wer zu lange braucht, wird unter Druck gesetzt. Die ganzen 90er Jahre sind eine Geschichte der Verschärfung der Regeln, und wer arbeiten muss, um die Studiengebühren zu finanzieren, hat halt weniger Geld, um es in die Buchgeschäfte zu tragen. Das Publikum in den Antiquariaten hat sich ziemlich verändert; obwohl Bücher hier so wären, dass auch arme Studenten sie kaufen könnten, ist das Publikum eher so ornitologenbeige. Jetzt dann nicht mehr, bei 2001. Es ist nicht einfach nur das netz, das gewonnen hat. Gewonnen hat die Unkultur der Zeitfresser und Lebenshektiker. Damit der Mensch mehr arbeitet und exportiert und Export finanziert was dann nicht bezahlt wird und zu Bankenkrisen führt, weshalb man noch mehr arbeiten muss für noch weniger Lebensstandard.



Ich habe so viele Bücher, ich muss sie gar nicht aufmachen, wenn ich sie kaufe. Da lasse ich mir Zeit, es ist mehr so wie in meiner Küche, wo ich schon die Krise bekomme, wenn da kein Halbjahresvorrat italienischer Nudeln und Marmelade ist. Der Winter kommt sicher, und ausserdem muss ich gerade noch ein paar Romane lesen, Die Ordnung der Sterne über Como habe ich gekauft, weil es so schön dick ist und der Titel gefällt. Ich bin ja gar nicht so, dass ich ein Buch nicht kaufe, wenn es auch von Berlinern handelt, aber da sitze ich jetzt und werde irgendwie mit den Figuren nicht so warm, dass es eine Freude wäre, aber schnell abbrechen will ich auch nicht. Vielleicht brauche ich einfach bessere Stimmung, um es zu mögen, aber wo soll die herkommen, wenn von meinem Schwabing bald nichts mehr geblieben ist? Schwabing kann nichts dafür, es passt sich nur dem Leben seiner Bewohner an und die machen schnell, damit sie bald viel Geld bekommen und woanders verwendbar sind. Ich weiss gar nicht, ob die wirklich siegen oder ob man ihnen nicht einfach nur etwas überlässt, damit sie glauben können, sie hätten gesiegt. Die Mangfall ist die Grenze zwischen denen, die von Warngau und Dürnbach aus jeden Tag dort hineinfahren, und jenen, die bleiben, während die Katze schläft und draussen der Regen fällt. In Italien soll das Wetter schön sein.



Nach diesem Tag - die schwarzen Schuhe sind gespannt und die Krawatte hängt am Bügel - bin ich ja eigentlich frei, zu tun, was ich will, zumindest bis Sonntag Abend. Montag will die Familie ihren Teil, aber diese zwei Tage gehören mir. In der FAZ war Niels so freundlich, das Beitragen mit Hoffnung für denKampf gegen die NSA zu übernehmen (Klickt es! Lest es! Verbreitet es!), und im Schwarzen Adler ist noch ein Zimmer frei. Wenn man einen Pass radelt, hat man nur noch mit dem Überleben und dem Ankommen zu tun, und das ist genau das, was ich jetzt brauche. Kein Buch über Berliner und keine Karriere, auch keine Gedanken über die am Horizont dräunende Buchmesse, die mir Jahr für Jahr und dieses Jahr besonders wie schlechte Nachlassverwaltung einst grosser Zeiten vorkommt. Nur Asphalt, Sonne und die Frage; Geht das auch vielleicht in zweieinhalb Stunden und nochmal? Und dann am Abend in die Ohrensessel sinken, während sich die sternenfunkelnde Nacht über den Bergen ausbreitet, und der Stille lauschen. Vielleicht kann ich ja doch mir ein wenig helfen, wenn ich sonst schon nichts tun kann.

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