: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Samstag, 15. März 2014

Der Druck des Gedruckten

Schulden sind ja immer wie eine Schlinge um den Hals. Zuerst sehen sie aus wie Geld und am Ende sind sie ein Strick, und machen panisch und zwingen zu Handlungen, die man sonst nie tun würde. Ich würde mich da nicht in einem Umfeld ausliefern, das ich mag - vor Angst, dass ich es dann vielleicht irgendwann nicht mehr schätze, wegen der Erfahrungen. Dazu gehören auch Bücher und Vorschüsse, die, genau genommen, ja auch eine Art Schulden bei einem Verlag sind. Man bekommt nicht nur Geld, sondern auch einen Vertrag und Deadlines und zahlt dafür mit Spontaneität und Freiheit - etwas, an das man sich noch mehr als an Geld gewöhnen kann. Und dann ist es gut, wenn man auch mal Nein sagen kann, so wie ich das 2012 gemacht habe. Das verstehen viele nicht, aber der Preis - Abhängigkeit von einem Verlag, dem ich nicht vertrauen kann - war mir einfach zu hoch. Hinweis: Der Verlag wollte das Buch von mir, nicht umgekehrt.



Indirekt, durch Erzählumgen bekomme ich im Moment mit, was es bedeutet, wenn man diese Freiheit nicht mehr hat und gezwungen ist, dieses Produkt dann eben auf Teufel komm raus zu schaffen und zu vermarkten. Da sind diese etwas peinlichen Behauptungen, man verdiene mit dem Buchverkauf kein Geld, weil der Vorschuss ja schon ausbezahlt wurde. Da ist das Umwidmen einer Aktion in eine Lesung, da ist diese Verquickung von Interessen und Tätigkeiten, nie weiss man, ob man es jetzt mit dem Politiker, dem Autor oder dem Mensch zu tun hat, oder wie sie gemischt sind - jedenfalls, so ein Buch darf auf gar keinen Fall ein Flop werden, sonst wird es beim nächsten Mal, beim nächsten Text schwierig. Das setzt Menschen unter Druck, das ist fern von aller Schönheit des Buches, zumal, wenn es um so etwas Hässliches wie das 2.876ste Aktivistensachbuch geht. Sowas erscheint mir wie ein Pakt mit vielen Teufeln und nichts, was einem auf Dauer Freude bereiten würde. Für andere mag es gehen, mir wären meine Magenwände für so etwas zu schade.



Das Gleiche betrifft übrigens auch Crowdfunding - ich finde das sogar doppelt übel. Es sieht zwar, weil der Verlag wegfällt und das Geld erst mal auf dem Konto ist, gut aus. Aber gleichzeitig verdammt es den Autor dazu, sich strikt an Pläne und Regeln zu halten. 10.000 Euro Vorschuss eines Verlages sind 10.000 Euro Vorschuss. 20.000 Euro für ein Buch sind ein nicht leicht schätzbarer Betrag für all das, was da kommen mag. Vielleicht hat der Drucker gerade keine Zeit und man muss einen teureren Kollegen nehmen, vielleicht hat der Lektor mehr als erwartet zu tun, vielleicht liegen einem manche Aspekte des Geschäfts, die man noch gar nicht kennt, nicht sonderlich - schliesslich braucht das Buch auch einen Vertrieb und das ist ein besonders schweres Thema, wenn das Sujet des Buches, sagen wir mal, nicht allgemein verständlich ist. Ein Verlag weiss, wie das geht. Aber ein Autor allein? Die Welt ist voll mit gescheiterten BoD-Projekten, und selbst, wenn alles klappt, ist es ein enormer Aufwand - zumal ja auch leichtfertig geäusserte Versprechungen bei Termin, Umfang und Releaseparty einzuhalten sind. Und für all das muss das Geld reichen.



Das wird noch schwieriger, wenn solche Netz-"Erfolge" dann doch noch auf die reale Verlagswelt treffen. Alles, was im Internet schön klang, wird im normalen Buchhandel kritisch gesehen. Ein Buch von jetzt bis zur Frankfurter Buchmesse zu machen, ist zwar eventuell möglich, aber nicht leicht, und der Vertrieb wird kotzen. Nächstes Jahr Leipzig wäre eher möglich, aber das entspricht nicht den Erwartungen der Crowdfunder, die eigentlich darauf zählen, dass es schneller gehen sollte. Denn dafür hat man das ja im Netz revolutionär gemacht, wie auch die Sache mit dem Urheberrecht - wenn da alles erlaubt ist, dann wird das für Verlage natürlich problematisch. Ausserdem sind mit dem Crowdfunding die sicheren Kunden schon weg, das heisst, der Verlag muss die anderen Kunden beschaffen, und den Druck und die PR und was halt so anfällt, und das alles möglichst schnell, während der Autor schon den Rahm selbst abgeschöpft hat. Macht das jemand dennoch? Es ist gut möglich, dass man sich irgendwo einigt. Aber wenn der Autor sein versprochenes Vollprogramm nicht durchbringt, dann heisst es schnell: Der verspricht im Internet die Revolution und dann lässt er sich doch vom Verlag dazu bringen, dieselbe abzublasen - und behält vermutlich das Geld.



Aber das sind halt so die Tücken des Geschäfts, man muss sich entscheiden zwischen den Verpflichtungen, die man ohnehin schon eingegangen ist und den anderen, die andere von einem erwarten. Das alles hat sicher Vorteile, aber es ist halt noch eine zweite Schlinge, die die Spielräume eingrenzt. Man verliert dabei die Kontrolle über das Projekt, und zwar mehr, als es einem normalen Autor bei einem gängigen Verlag je passieren könnte. Ein Mittelweg wäre da schön, aber wenn man gleich zu Beginn in das eine Extrem ging und nun das andere Extrem der Verlage befriedigen muss, dann ist das eine Entscheidung, die ich nicht gerne treffen wollen würde.

Will sagen: Ich glaube, es gibt gute Gründe, warum wir bislang sop wenige Crowdfundingexperimente gesehen haben. Beim Verlag weiss man - mit allen Vor- und Nachteilen - was man hat.



Blauschimmel oder Trüffel, Glühbirne oder Energiesparen, Rad oder Transporter, Liebe oder Hass, MTB oder Rennrad, man muss sich irgendwann entscheiden. Und ich glaube, je weniger man da am Band anderer Interessen ist, desto besser fühlt man sich dabei. Es macht den Entstehungsprozess finanziell nicht leichter, wenn man erst mal das Buch schreibt, aber es lässt viele Freiheiten bishin zum Punkt, dass man lieber etwas bleiben lässt, als etwas Schlechtes zu verantworten. Ich erlebe das dauernd bei der FAZ, jeden Monat schmeisse ich zwei Beiträge weg, weil sie mir nicht gefallen, und ich denke, so ist es richtig. Oder es kommt noch der Moment, da man sie anderweitig verwenden kann. Aber in den Verträgen sehen die Autoren meist nur die Zahlen und nicht die Risiken, und die Ketten, sie sie dann mit sich herum schleppen. Ich glaube, wer ein Buch schreiben will, macht es besser als einer, der jetzt ums Verrecken fertig werden mus, weil er schon zwei Deadlines gerissen hat. Und je einfacher und indirekter der Deal mit dem Kunden ist, desto besser ist es.

Zuletzt: Im Internet scheitert man immer vor dem ganz grossen Publikum. So stelle ich mir das Autorendasein einfach nicht vor. Nicht, weil ich Angst vor dem Scheitern habe, sondern weil es kein gutes Klima ist. Und ich will doch über Meran schreiben, und nicht über Berlin.

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Freitag, 14. März 2014

Ab wann ist man linksextrem?

Extremismus ist auch nur ein Schlagwort, aber ich denke, es wird unter aufgeklärten, sicher mehrheitlich nicht rechtsrändigen Menschen deutlicher, wenn man sich eunmal einen Skandal des hiesigen Bürgermeisters anschaut. Es gibt hier eine lange Zeit von rechten Ortseliten geförderte und unterstützte Vereinigung, die es wegen NS-verharmlosenden und geschichtsrevisionistischen Tendenzen in Verfassungsschutzberichte geschafft hat. Sie ist meines Erachtens nicht mehr in dem Bereich, den ich als demokratisches Spektrum erachten würde. Sie agiert pseudowissenschaftlich und war im realen Leben dieser Stadt auch eine Weile durchaus bedrohlich - man konnte sich mit Kritik an dieser Organisation in mancher Schule den Weg zum Abitur erschweren. Sogar in der Monopolzeitung hatten sie eine Seite für Zeug, das heute kein normales Medium mehr abdrucken würde. Die grosse Zeit dieser Leute war unter Franz-Josef Strauss, als Bayern wirklich finster war. Danach hat die Wehrmachtsausstellung viel an der Einstellung der Menschen geändert, und die Gruppe verlor Einfluss.



Der Bürgermeister nun, der jetzt nicht mehr zur Wahl antritt, hat es sich dennoch nicht nehmen lassen, Kontakte mit dieser Gruppe zu halten, und durchaus freundliche Worte zu finden. Dass er jetzt nicht mehr antritt, hat viele Ursachen; meines Erachtens hat er sich als kalter Machtmensch in der Stadt einfach zu viele Feinde gemacht, und kommt beim Bürger nicht gut an. Es ist aus dem Machtstreben heraus verständlich, dass so einer sich um eine breite Wählerbasis bemüht, und ich würde keinesfalls so weit gehen, ihm in Bezug auf diese Gruppe mehr als strategisches Interesse zu unterstellen - man kann ihm, das hat sich an anderen Beispielen gezeigt, keinesfalls nachsagen, er sei da irgendwie mit dabei (übrigens sind nicht alle dieser Beispiele positiv und eines mag auch der Grund sein, warum er nicht mehr antritt). Was wir also haben, ist eine Gruppe, die man in der Neuen Rechten verorten kann, und einen Bürgermeister, der nett zu ihr war. Politisch geschmacklos sicher auch, weshalb die inzwischen deutlich gewandelte Lokalzeitung das Thema auch entsprechend beackert hat.



Die Zeiten in Bayern haben sich geändert, und wenn man mit solchen Kontakten vielleicht noch in der Lage ist, bei Kriegervereinen Unterstüzung zu bekommen, so schreckt das doch Teile des bürgerlichen Lagers ab. Es gibt ja genug Leute, die grosso modo mit der Lage der Stadt und ihrer wirtschaftlichen Entwicklung zufrieden sind, noch eine Donaubrücke wollen und froh sind, wenn es dem Fussballverein und der Kirchengemeinde gut geht. Aber es ist nicht vergessen, was diese rechte Gruppe in jenen Zeiten für ein Klima verursachte, als die Republikaner entstanden, und weil man auch sonst viele Geschichten kennt, die nicht in der Zeitung stehen, ist man eben reserviert. Bishin zu einem "Wer mit denen was macht, kommt mir nicht rein". Das Kokettieren mit der Gruppe Rechts macht den Mann nicht wirklich sympathisch, und das alles trägt natürlich dazu bei, dass die Popularität schwindet. Besonders übrigens bei der zugezogenen Elite, für die die rechte Gruppe nicht Teil des bekannten Stadtlebens ist, sondern eher sowas wie ein ärgerliches Investitionshemmnis auf dem Weg zum globalen Industriestandort

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Der Bürgermeister hat das - zu spät - begriffen und sich doch etwas abgesetzt.

Bislang gibt es in der ganzen Sache keinen einzigen Linksextremisten. Es ist immer noch die gleiche CSU, das gleiche Westviertel, die gleiche Firma und das bürgerliche Lager, das halt teilweise eine Klarstellung verlangt und angesichts der Lage auch bekommen hat.

Aber man kann sich vorstellen, dass die rechte Gruppe das ganz anders sieht. Hat die Zeitung nicht einen neuen, führenden Mitarbeiter aus dem roten Frankfurt? Werden sie für ihre Meinungen, die sie für richtig und dem deutschen Volke zuträglich halten, angemault und verdrängt? Sie wollen doch nur das Beste für Land und Volk, sie sind ordentlich und haben eine gute Gesinnung, und dann kommen da welche daher und erpressen ihre Freunde. Für diese Verräter setzt sich die rechte Gruppe natürlich nicht ein, das sind keine guten Deutschen, das sind die anderen, das sind die Hetzer und die Feinde, die vielleicht konservativ tun, aber in Wirklichkeit wählen die längst die Grünen und arbeiten an der Überfremdung! Das ist das Vorfeld der Linksextremen, das sind die, die den echten Kämpfern in den Arm fallen! Die sind schuld an den Zuständen auf diesem Kontinent!



So - nur von der anderen Seite her - ist das Verhältnis auch zwischen gewaltbereiter und die Grundordnung verachtender Antifa, die nicht an Staat und Eigentum glaubt, und Spenden frei verwendet, und den anderen, die vielleicht auch ein solides, linkes Weltbild haben, aber nicht der Auffassung sind, dass die soziale Lage verbessert wird, wenn ein Geschäft in Flammen aufgeht. Die Welt wäre schön für bedrängte linke und rechte Gruppen. wenn sie sich einmal treffen würden und sich erzählten, wie galaktisch gross die jeweils andere Gruppe ist, denn die Welt ist bekanntlich voller gegnerischer Extremisten, die ihnen schaden.

Einfacher ist es natürlich, sich andere Extremisten zu suchen, mit denen man halbwegs übereinstimmt und deren Weltsicht ähnlich klein ist. Das ist eine der Strategien, mit der die Nouvelle Droite es tatsächlich relativ weit gebracht hat - Betonung der Gemeinsamkeiten und Zurückstellen der möglichen Konfliktfelder, indem sich jeder auf seine eigenen Punkte konzentriert. Und so etwas in der Art sehe ich auch bei den Piraten: Eine extreme Form des Feminismus (9 Monate Abtreibung, Zwangsgendern), eine extreme Form der Antifa (Antideutsche Richtung), eine extreme Form der Internets (Postprivacy, Spackeria), radikal Positionen bei der Migration (die im Kern auf die Auflösung verhasster Staaten und ihre Betrollung abzielen) sozialradikale Thesen ohne Umsetzung, aber mit Spendenaktion (BGE) und dann noch diese Sache mit dem Urheberrecht, dessen Reform dringend gefordert wird, sobald frau den Vorschuss eingestrichen hat. Alles für sich nicht zwingend Mehrheitspositionen, aber - wie auch bei der Neuen Rechten - zusammengenommen durchaus eine Gruppe mit Einfluss, die in der Lage ist, den Kurs einer Bewegung weit über ihre Grenzen hinaus eine Weile zu steuern. Und zwar immer unter dem Hinweis, dass nur sie für echte Werte stehen, die sie verteidigen, und der Rest wäre -

Man kennt das. Auch, wenn man aus Bayern kommt. Es ist immer das gleiche, und vielleicht ist manchmal diese Idee mit dem Extrem der Mitte gar nicht so schlecht, wenn man sich behaupten will.

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Dotcom töten!

Was mich in den letzten Wochen extrem geärgert hat: Bitcoins. Einerseits, weil es wie in der New Economy von Kollegen hochgeschrieben wurde. Andererseits, weil kurze Hirne der gleichen Kollegen - huhu SZ! - dann auf den Trichter kamen, Google würde das richten. Und eine libertäre Währung ohne Absicherung wie Bitcoin mit de facto Gutscheinen verglichen.

Deshalb habe ich mal den Stand der Dinge zusammengefasst und in der FAZ zu erklären versucht, warum Google das nicht tun wird, was die ideologischen Konstruktionsfehler bei Bitcoin sind, und warum sonst niemand Lust haben wird, sich mit diesem fragwürdigen Winzfusselgeschäft von ein paar Nerds und Zockern zu beschäftigen und sich dabei auch noch mit Staaten und Banken anzulegen. Siehe auch im Kommentarblog.

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Donnerstag, 13. März 2014

Frühjahrsputz

Ich war diesen Winter zweimal rodeln. Anfang Dezember, und damals dachte ich, es kommt noch genug Zeit und Schnee. Was kam, war eine Dublette des Winters, in dem ich an den Tegernsee gezogen bin, mit einer Schneegreze zwischen 1000 und 1400 Metern, viel zu weit oben, als dass man gern den Schlitten so weit hochgetragen hätte. Trotzdem war das Wetter auch mal weniger schön.





Man kauft diese Dinger aus irgendwelchen Garagen, in denen sie jahrlang unbeachtet ihr Dasein fristeten, um dann mit schlechten Bildern bei Ebay im Winter ausgeräumt zu werden, man beschäftigt sich mit den vielen kleinen, vor allem durch Nichtnutzung entstandenen Problemen, repariert, stellt ein, tauscht ein paar schwere Brocken gegen federgewichtige Alternativen aus, zieht 400 Gramm leichte Reifen auf und poliert das alles - und dann wirft man dieses Ding, das einmal erbrechend teuer war - 3000 DM waren 3000 viel Geld - wieder in den Dreck und fährt es härter, als es die 13 Jahre davor je vom Käufer, seinem ebenso radunwilligen Bruden und dessen dann doch lieber mofafahrenden Sohn je benutzt wurde. Aber so ist das eben. Und dann werden die Wartungsintervalle eben kürzer.





Eine Stunde dauert es, dann ist der Rahmen wieder schwarz und gelb, und nicht mehr erdbraun. Die Strecken sind so staubig, der Boden ist so ungewöhnlich trocken, dass es nicht lang so bleiben wird, aber Staub kann man einfach wegwischen, und für Feuchtigkeit gibt es den Wasserhahn. Aber die Natur steht seltsam da - normalerweise sollte der Waldboden nass, weich und schwer sein, statt dessen ist er hartgebacken von der Sonne und diesem seltsamen, wasserarmen Winter. Natürlich hat es auch sein Gutes, eine Überschwemmung wie letztes Jahr ist nicht sonderlioch wahrscheinlich, aber normal ist das nicht: Im Hochsommer würde man stöhnen und sich, soweit möglich, an den nächsten Bergsee retten. Und vermutlich kaum radeln.





Ja, es ist gesund. ja, man erlebt die welt und die Natur ganz anders. Ja, aber auch die Natur hat ihre Tücken, etwa in Form eines Dalmatiners, der plötzlich aus dem Busch gesprungen kommt, und der sich bei der Verzögerung der Avid 7 Bremsen bedanken kann. Das wirklich spektakuläre Bild des Tages - Hund und Hinterrad hoch in der Luft, Mensch und Hund bellen sich an - hat nur seine Besitzerin gesehen, die das sagt, was sie immer sagen - der tut nichts. Hätte ich Besitzer, hätten sie sich letzthin andere Sprüche einfallen lassen müssen, denn schön langsam komme ich in einen Zustand, dass ich auch nach 35 Kilometer auf dem Rad und mit japsenden Lungen immer noch etwas tun will - aber dafür bleibe ich noch etwas im Busch.





Anderweitig muss ich raus - wir haben, auch das hat der Winter gezeigt, ein ernstes Kaminproblem mit der Nässe. Schon komisch, wir bekommen bessere Thermen, die weniger heisse Abluft produzieren, und deshalb werden die Kamine feucht und trocknen nicht mehr so schnell. Das wird eine etwas grössere Geschichte und unglücklicherweise findet sie dort statt, wo viele Räder stehen, so viele, dass ich kaum umräumen kann. Sieht so aus, als ob ich auch da bald einen Frühjahrsputz würde machen müssen. Ein Luxusproblem mit De Rosa; Pinarello, Colnago, Klein, Principia, Koga, Daccordi und Denti.

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Donnerstag, 13. März 2014

Bereit

Als ich im Dezember hier war, wurde es kurz nach vier Uhr stockfinstere Nacht.



Jetzt fliege ich um sechs zur kleinen, steilen Rampe, die den Scheitenpunkt meiner üblichen Runde markiert, und es ist in der Dämmerung noch lange hell.



Der Himmel hat schon dieses delikate Rot des Sommers, wenn die Sonne schwindet, und niemals würde man glauben, wie schnell es immer noch kalt, bitterkalt wird - stets sind am nächsten Morgen die Dächer weissgefroren.



Normalerweise nehme ich den letzten Anstieg mit dem grossen Kettenblatt - es hat schliesslich zwei Jahre gedauert, bis ich hier aus voller Fahrt bei gleicher Geschwindigkeit hochgepeitscht und nicht mehr lahm hochgekrochen bin. Aber das ist diesmal ein Test, ob alles unter voller Last schaltet und gleitet.



Tut es. Sehr gut, sehr leicht. Eigentlich sind wir jetzt langsam bereit, nach Süden zu fahren.

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Den Konsens zerschlagen

Was macht eigentlich Moritz?

Das ist der Pirat des linken Flügels, der bei Twitter tagein tagaus deklamiert, was die Piraten seines Erachtens sind und wollen, natürlich mit Ausnahme derer, die in seinen Augen mit der NPD gemeinsame Sachen machen. Der, zu dem und dessen Rolle der Vorstand auf Anfrage keine Stellung beziehen will, obwohl solche Unterstellungen klar schädigend für das Ansehen der Partei in der Öffentlichkeit sind.

Man könnte denken, der Vorstand will das unter der Decke halten und den zum Schweigen bringen, als ersten Schritt - das wäre vielleicht nicht schlecht, so ohne öffentliche Aufmerksamkeit.

Nun - nicht ganz.

Zuerst darf dieser Herr die Mumblesitzungen mit den Kandidaten zur Europawahl in einer ganzen Serie moderieren. Hat also einen gut sichtbaren Platz in der Öffentlichkeit, Journalisten sind schliesslich auch eingeladen.

Zum Orgastreik, mit dem die technischen Mitarbeiter der Partei die Reissleine zogen, hat diese Person verlauten lassen, sie würden "erpressen". Und dann hat er einen Antrag an den BuVo geschrieben, dieser möchte ergebnisoffen prüfen, ob und wie man was an der "Verantwortungsstruktur" der Bundes-IT mitsamt "Dezentralisierung" machen kann. Man sollte denken, dass so ein Misstrauensantrag so einer Figur gegen Leute, die sich jahrelang für die Piraten engagiert haben, noch dazu aus so einem Umfeld mit derartigen Einlassungen, allein schon aus Gründen des Respekts vor den eigenen Leuten und zur Kleinhaltung von Agitprop und Beleidigung in der Partei abgelehnt wird.

Statt dessen wurde der Antrag angenommen. Mit einer klaren Ausnahme.

Ja und dann sind da noch die alten Vorwürfe an etliche Landesverbände, unter anderem mit der NPD zu agieren:

Es hat sich eine ekelhafte nationale Empörungswelle gegen Anne gebildet, in der #Piraten-Landesvorstände gemeinsam mit NPD/CDU/SPD agieren.

Da hat gerade nochmal jemand nachgefragt, und folgende Antwort zum weiteren Vorgehen dieser Person, diesem Veranstaltungsmoderator und Steller eines vom Vorstand abgenickten Antrags bekommen:

Der Text (& weiterer) enthält viele problematische Stellen & rechte Argumentationen. Werde ich bald Satz für Satz beschreiben.

Man sieht: Es passiert ihm überhaupt nichts, der kann machen was er will, und wird in seinem Tun bestätigt

Mein Lieblingsstück von Brecht ist Mahagonny, aber ich habe auch Arturo Ui gelesen, und Extremismus ist eigentlich harmlos, wenn er als Extremismus gesehen und entsprechend hart behandelt wird. Aber wenn man ihm Raum gibt und fördert, dann nimmt er sich davon, was er kriegen kann.

Womit wir bei der Pille Danach ohne Rezept sind. Dafür gab es vor Kurzem eine Petition von Leuten, die ich nicht schätze, aber ich war ein paar Mal mit dem Elend konfrontiert, das verantwortungslose Idioten verursacht und danach allein stehen haben lassen, noch dazu in Bayern, wo das alles extrem schwierig war. Und weil das alles weder spassig noch billig gewesen ist und ich mich wegen so einer Falles beinahe mal derrant hätte, auf dem Weg zu einer Klinik in Nürnberg, halte ich das Anliegen für richtig und wichtig. Ich sehe auch, wie an Wochenenden in der Stadt abgefüllt wird, und ich glaube nicht, dass irgendeine, die die Pille danach braucht, sie ohne Panik und mit freudiger Sorglosigkeit kauft. Ich finde dieses Anluegen richtig und ehrenhaft und habe dafür geworben.

Aber natürlich ist es auch keine leichte moralische Frage und ich respektiere es, wenn andere es anders sehen, solange sie nicht versuchen, anderen ihr Leben zu diktieren. Wenn 1 einziger Apotheker in einer riesigen Stadt sich weigert, die Pille Danach zu verkaufen, gibt es genug Alternativen.

Man darf ihm deshalb nicht anlässlich des Frauentags die Bude ruinieren.

Vegane Restaurants wollen ja auch nicht von Fleischessern ruiniert werden, weil sie moralisch andere Ansichten haben, ansonsten ausser dieser gefühlten Provokation der anderen aber keinem etwas tun. Früher haben Nazis Buchhandlungen die Scheiben eingeworfen, die "Mein Kampf" nicht führen wollten, früher wurden Galerien bedrängt, wenn sie nackte Frauen ausstellten und nicht züchtig-religoöse Kunst - das ist zum Glück meistens vorbei, selbst wenn es heute noch Ausrutscher gibt; mir fällt da beispielsweise eine Giftnatter ein, die eine Ausstellung verhindern und einen Museumsdirektor diskreditieren wollte, ohne in ihrem Text dazu zu erwähnen, dass sie den Protest erst initiiert hat.

Das alles ist nicht demokratisch, es ist nicht fair und negiert die Spielregeln, es verachtet den Grundkonsens der Gesellschaft und diese Mittel sind keine, die man einfach so hinnehmen und übergehen sollte. Im Internet des Jahres 2014 kommt das trotzdem gut an, da sind genug Leute, die genau das so wollen und fordern, und wer dagegen anschreibt, darf Kommentare löschem, Drohmails bekommen und erleben, wie versucht wird, andere unter Druck zu setzen, weil das nicht auf der Linie der Extremisten und ihrer Freunde ist. Da spielt es auch keine Rolle, wenn der eine Agitator mal islamophob war und der andere offensichtlich auf dem Drittaccount besoffen seine Schwäche für komische Sexualpraktiken austobt - es zählt die Lautstärke und der Umstand, dass man darf und kann. Noch.

Das ist aber die Minderheit, der dieser Raum überlassen wird. Allein im Netz ist es schon eine kleine Gruppe, in der Realität, die vierlfach vom Netz gar nicht abgebildet wird, spielen sie keine Rolle. Es gibt keinen Konsens, in dem sie Platz haben und Platz haben möchten, also wird munter randaliert. Weil der Vorstand nicht Grenzen setzt, weil der Apotheker andere Vorstellungen hat, weil es sich gerade anbietet, und so eine Brandflasche gegen die Botschaft ist auch kein Grund für eine Ordnungsmassnahme. Manche sind auch nicht nachtragend genug, die Beleidigung "Nazianwalt" juristisch zu beantworten, und so geht das wohl noch eine Weile weiter.

Für mich ist das in Ordnung, solange die Piraten für Nazibeschimpfungen die Quittung bekommen und dieser spezielle Feminismus nicht weiter als bis in die staubigen Ecken des Feuilletons kommt. Man kann den Grundkonsens ruinieren, nur hat man danach halt auch nichts mehr zu melden.

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Mittwoch, 12. März 2014

Man nehme Zeit. Viel Zeit

Der nächste Supermarkt ist nah, aber den meide ich. Statt dessen gehe ich auf den Wochenmarkt für Käse. Mit Käse fängt es an. 200 Gramm Parmiggiano Reggiano sind ein guter Anfang für den restlichen Tag. Allerdings reichen 24 Monate Reifezeit, 36 Monate wäre zu viel.





Was sind schon ein paar Stunden gegen zwei Jahre? Vor zwei Jahren fast bebte in Italien die Erde, und so viel Käse ging verloren - deshalb steigen jetzt die Preise. Sollen sie! Italien braucht Geld und soll es haben. Viel ist seitdem passiert, aber die Traditionen bleiben. Man nehme also Traditionen und zumindest einen Nachmittag in der Heimat, und da geht es natürlich manchmal schneller und manchmal wird man aufgehalten.





In der Heimat, in die Heimat: Was man sucht, sollte gut geschützt sein vor räuberischen Anderen. In Österreich gibt es nach den Gerüchten über osteuropäische Pilzdiebe nun auch Artikel über osteuropäische Bärlauchräuber, die ganze Wälder abgrasen. Fakt ist ganz mitteleuropäisch-ökologisch allerdings, dass viele suchen und nehmen, und der klassisch Waldrand deshalb schon leicht überzupft ist, dort, wo die Massen wandern. Die weisse Rinde der Birken weist den Weg ins Unterholz: Wo es im lichten Wald grün wird, da wird es gut und leicht, die erste Ernte des Jahres einzufahren. Im Dezember habe ich die letzten Trauben geerntet und im März den ersten Bärlauch: So schlimm war das diesmal mit dem Winter nicht.





Bei Trüffelhunden ist es ja so, dass man ihnen ein Stück Butterbrot gibt, weil sie darauf wild sind und sofort vom Trüffel ablassen; hier - und bitte. der ganze lichte Wald riecht wie ein Gewürzmarkt - wäre es gut, eine Kleinigkeit dabei zu haben, denn sofort meldet sich der Hunger. Zum Beispiel ein Stück Caccioricotta, in Öl angebraten, im einem Blatt Bärlauch... Überhaupt, macht man längere Touren, sollte man erst radeln und dann pflücken, sonst kann das leicht zur Qual werden - und später riecht dann auch die Kleidung so, was auf Dauer schlecht für Linie und Umgang ist.





Parmesan lässt sich kalt am besten reiben, Bärlauch kann man durch die flotte Lotte drehen,dann wird es einheitlich hellgrün - aber mit dem Messer grob gehächselt sieht es echt aus. Und nicht wie aus dem Supermarkt, den wir ja nur alle Monate mal aufsuchen, am besten Freitag kurz vor 8, um uns über die Trinkgewohnheiten der Jugend zu informieren - die uns vermutlich bei dem Gesöff bald körperlich überaltert hat. Das Pesto ist also eigenes Werk und darüber kann insgesamt schon ein Nachmittag vergehen, aber für zwei Wochen spart man sich das Zubereiten von diversen anderen Sossen und Aufstrichen. Leicht giftig soll es sein, aber wer ist das in diesen Tagen nicht? Es ist ein Antigift, ein einziges, und andere werden später zubereitet - aber ob die so gut schmecken, das weiss ich nicht und andere werden es probieren.

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Man lernt nicht aus, aber die Uhr kann man danach stellen

Die deutschen Blogs sind so ziemlich kaputt aus dem einfachen Grund, weil es jenseits von vier hochkorrupten Sektoren - Dreck aus dem Netz, Mode, Reisen und Autos - keinerlei auch nur ansatzweise funktionierenden Geschäftsmodelle gibt, und selbst die geschmierten und schmierigen Bereiche sind nicht wirklich spassig und verlangen moralische Flexibilität bei schlechter Bezahlung. Alles andere dümpelt so vor sich hin, die Werbeunterfangen sind eher gescheitert und zudem vergönnt man sich gegenseitig allgemein wenig bis nichts. Das hat sich in den letzten Jahren so stabilisiert und zudem bei der Huffington Post verfestigt, und ich sehe da auch keinen Entwicklungsschub - dass jetzt auch noch die deBug verschwindet, spricht Bände. Und ob der Postillon nicht das Schicksal von Ehrensenf teilen wird - wer weiss. Und selbst das, das ich betreibe, ist nicht einfach reduplizierbar. Sprich, da wo ich bin, ist nicht wirklich viel Platz.

Und das finden manche eher weniger gut. Michael Seemann, dessen plötzlichen Abschied bei der FAZ ich mit Genugtuung miterleben durfte, kotzt bis heute, viele Piraten, denen meine Texte nicht passten, kotzen bis heute, eine ehemalige Gastautorin kotzt bis heute im gleichen Strahl wie die Damen von Kleinerdrei, aber am Spassigsten finde ich einen Social Media Berater, den ich in meinem Leben nur zweimal gesehen habe, vor 9 Jahren einmal beim Essen in Berlin und einmal bei den Medientagen München. Einer von denen, die nicht mit dem Bloggen Geld verdienen, sondern damit, dass andere ihre strategischen Vorstellungen auslöffeln mussten. Einer von denen, die stategische Bekanntschaften suchen, damit sie ihre Dinge unterbringen, so erschien es mir - und jemand, der privat und beruflich nicht trennen kann. Es gibt einen Unterschied zwischen schelmisch-bayerischer Doppelmoral, mit der ich gut umgehen kann, und strikt evangelischer Bigotterie, und das hat einfach nicht gepasst - und deshalb blieb das alles von meiner Seite aus mehr als vage. Ich glaube nicht, dass er mehr über mich weiss als ich über ihn, und das ist ziemlich genau gar Nichts. Mei. Man lernt viele Leute kennen und vergisst sie bald wieder.

Schon lustig, wenn dann einer, bei dem man Abstand gehalten hat, heute schreibt, er würde einen kennen, 9 Jahre nach einem Essen. Nie, nie, nie sollte man in der Öffentlichkeit mit Bekanntschaften angeben, nicht im Guten und nicht im Schlechten, aber hey, social media, Internet, Hamburg - das ist gesellschaftlich nicht mal mehr in der gleichen Galaxis. Es ist ungefähr so weit weg wie der alte Feichtner Hof von Büros mit Blick auf die Giftmüllverklappungsanlage Alster, und weil das so ist, dachte ich mir, es ist mal eine gute Gelegenheit, über Einladungen und das Bezahlen zu schreiben und wie man das bei uns traditionell auffasst. Wir sind zwas kommod, aber auch reserviert, wenn es sein muss, in der Hoffnung, danach für so eine Person nie wieder reservieren zu müssen.

Ja, und weil das so ist, dachte ich mir, ich nehme das mal als Aufhänger für einen Beitrag in der FAZ und natürlich auch im Kommentarblog zu meiner Innenansicht. Der Anlassgeber ist mehr so faad, aber die Gedankenwelt, die Regeln, die Strategien, die unsereins da hat, die sind vielleicht ganz lustig. Dann kennt der nächste Gniabiesla mich ja vielleicht doch ein wengerl besser, wenn man schon meint, damit hausieren gehen zu müssen. ned waor.

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Montag, 10. März 2014

Unzusammen Hängendes

Drei, vier Tritte, und es rollt dahin, hinein in unverschämt schönes Wetter. Eine Kurve, durch die alte Befestigung, hinaus ins Land. Nach fünf Minuten dann ein schmaler Asphaltweg, die Stadt tritt zurück und jene Dörfer erscheinen, die noch nicht ganz von der unglaublichen Entwicklung überrollt wurden.





2500 neue Stellen allein in der grossen Firma, dazu noch Zulieferer, Geschäfte, Baufirmen, was man halt so braucht, wenn alles richtig gut läuft, auch wenn es woanders schlimm aussieht. Luxus - und das wird hier gebaut - geht wirklich immer. Und auch die Beine gehen immer noch. Der Winter war gar nicht so schlimm, keine Zunahme, mit etwas Anstrengung wären auch 80 Kilo wieder erreichbar, bis etwa Mitte August, wenn die Blüte nicht zu schlimm wird. Manches ist zum Glück schon durch, es kommt nicht, wie in den letzten Jahren, alles auf einen Schlag, und das ist die Gelegenheit, nochmal etwas zu erreichen: Seit letztem Jahr habe ich ja etwas Selbstvertrauen gewonnen, ich weiss, dass ich ohne Herzkaschperl Pässe fahren kann, und diese Fähigkeit, die würde ich mir gern erhalten.





Und auch, wenn ich gern esse und kein Typ für Diäten bin: Mit 80 Kilo geht das nun mal leichter als mit 90. Und ich habe es mir jetzt so zurechtgelegt dass ich sage; Mit den Pässen habe ich mehr Recht auf Essen! ich habe nach dem Jaufenpass schliesslich 1,5 Kilo Apfelstrudel in mich hineingeschoben und nichts davon blieb am Körper. Mehr Pässe, mehr essen. Das ist eigentlich ein faires Geschäft. Hier sind es nur kurze Anstiege und Rampen, die zu bewältigen sind, aber Punkt 6 bin ich am höchsten Punkt, die Glocke dröhnt noch herüber, als ich absteige und schaue, ob ich die Alpen... nein, heute leider nicht. Manchmal geht es, aber heute ist es zu diesig.





Körperliche Gebrechen, das ist mir letzte Woche schlagartig klar geworden, können Menschen verändern. Ich habe da was recherchiert und es gibt tatsächlich bei einem Linksextremisten einen Zusammenhang zwischen körperlichem Zusammenbruch und seinem Abdrehen. es erinnert ein wenig an die Sufragetten, die nach der Menopause plötzlich bei den britischen Faschisten wichtige Rollen übernahmen: Man sollte da also ein wenig vorsichtig sein. Vielleicht ist es ja doch langfristig ein Glück, dass ich gelernt habe, mit meinen Schäden (glatt untauglich, reicht für drei beim Bund) zu leben und sie zu kontrollieren. Und die Phase, da ich dachte, Ideologien könnten irgendwie hilfreich sein, ist zum Glück jetzt auch schon fast 20 Jahre vorbei. Da kommt nichts mehr, nur ab un zu noch Gelächter über jene, die meinen, sie müssten die Welt in ihrem Sinne in Brand stecken.





Tatsächlich passen all diese alten Ideologien, die heute wieder nach vorne drängen, wirklich nicht mehr in ein Zeitalter der unideologischen Raffgier. Ist Putin, die NSA, die Deutsche Bank, der ukrainische Oligarch links oder rechts? Sind die Kugeln in Istanbul rot oder schwarz, rafft der Sohn des Ministerpräsidenten religiöses oder areligiöses Geld zusammen? Die Unterdrückung hat sich in ihrem Kern längst von jeder Ideologie verabschiedet, und alle, die da mit Werkzeugen wie Gender, Antifa, Bibeltreue, Nationalismus, ja und auch Bürgerlichkeit heran gehen, werden sich die Zähne ausbeissen. Eine Art selbstbewusste, aufgeklärte Mitte könnte vielleicht noch am ehesten helfen.

Aber genau die ist das Hauptziel der Extremen. Das ist bedauerlich, aber, im Gegensatz zu dem, was der Körper leisten kann, nicht zu ändern.

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Sonntag, 9. März 2014

Zukunftslos und traurig

Sowas fällt hier aus der Zeitung mit all den anderen Werbeprospekten mit billigem Hackfleich und dicken Würsten heraus, und man kann es eigentlich gar nicht fassen, man möchte das Rad satteln und verschwinden:





Oder wenigstens einen Laden aufmachen und sich dagegen setzen. Eine Partei! Eine Partei für Leute, die nicht so aussehen! Neue Selbstdenker! Dass der Herr bei der Caritas ist und kein schlechtes Standing hat: Egal. Gegen solche Leute müsste es doch Mittel geben. Es sind nicht alle so. Da muss es doch Zigtausende geben, die man einfach abholen kann, Studenten, Gebildete, Netznutzer, Freidenker, Zugereiste, Techniker, alles mögliche. Und alles besser als diese Heimat, sollte man denken.





Das glauben viele schon länger, wie etwa die Bayerische SPD und die Grünen und gebracht hat es gar nichts. Ausser natürlich Sitze in der Opposition, in der man sich dann an politische Aschermittwoche gwöhnt, an das lokale Vereinsleben und was sonst noch die Lokalpolitik ausmacht. Denn da sind die Menschen und sie sind hier eigentlich ganz gerne. Das muss man nicht Nationalstolz nennen, aber es geht ihnen gut, und sie fühlen sich wohl. So einfach ist das eigentlich. Und die CSU ist Meisterin darin, die Menschen in diesem Gefühl zu belassen und ihnen ansonsten nicht zu sehr auf die Nerven zu gehen. Das hat sie mit Studiengebühren, G8, 3. Startbahn, Olympia und Atomkraft lange gemacht und jetzt schaltet sie zurück und ist wieder erfolgreich.





Man kann es natürlich auch ganz anders mit der Ansprache und Einstellung versuchen:

@k1l_ abgesehen von einer zu meidenden Hufeisen-Theorie kann ich deine "Heimatliebe" gleich dreimal nicht leiden. Zukunftslos und traurig.

Die Leute sind mitunter schlicht, aber nicht so blöd, dass sie so etwas nicht merken. Gleiche Stadt wie meine, aus der wir kommen (und zwar schon ein paar Generationen), ganz andere Partei wie der Typ auf dem Zettel, nichts schwarz, sondern orange. Und hier eher links, ganz sicher sehr modern und fortschrittlich in der Eigenwahrnehmung. Ja, so einer, der müsste es doch krachen lassen, denkt man sich im Vergleich - aber die Piraten sind hier nicht in der Fussgängerzone. Weil sie nicht mal die nötigen Unterschriften zusammen bekamen, um anzutreten. Und dabei sind die Piraten hier wirklich gut aufgestellt gewesen. So läuft das hier, nämlich gar nicht.





Hihi, wird man bei den CSU- und FW-Bildern in Berlin sagen und Photoshopdesaster, aber für Ironie wird man nicht gewählt und auch nicht dafür, dass man anderen Leuten blöd kommt, nur weil die bequem auf dem Bankerl sitzen und nicht die nächste App für OpenGov herunterladen. Keine 400 Unterschriften bei gut 100.000 Wahlberechtigten ist dann halt die Antwort, wenn die Zukunft das Bestehende für überflüssig erklärt. Oder gar aussterbend.

Gern tät ich das erleben. Aber wenn die andere Seite so gscheid daherkommt wie sie es hier getan hat, dann kann man sie halt noch nicht mal wählen, und dann sirbt sie selbst aus. Den Zusammenhang zwischen Volk und Volknichtblödkommen und Wahlerfolg hat sogar die bayerische PDS verstanden, und die FDP ist auch noch nicht tot. Nur die Zukunft in Orange schaut auf das Smartphone und wundert sich, warum die CSU nach 5000 Tweets immer noch da ist. Zukunftslos und traurig.

Ich hätte übrigens trotzdem unterschrieben, wenn hier noch mein Wohnsitz wäre. Ich finde, jeder sollte antreten und die Quittung für sein Tun erhalten dürfen. Manches ist so ungerecht und manches sehr unschön. Aber mei. Es kummt wias kummt. Bei mir kam ein alter Ridleyrahmen an, und das wird die Waffe für die 2014er Pässe, weit weg von dem allem. Hauptsache, wir kriegen in Miesbach nicht noch einen Hallodri.

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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Samstag, 8. März 2014

Kristina Schröder feat. Der kleine deutsche Michi

Der kleine deutsche Michi, Grossneffe des grossdeutschen Totalmichls, ist zwar auch total, aber mehr so total fragwürdig als echt totalitär. Wie der Grossonkel hält er Berlin für die Hauptstadt der Welt und schreibt dort über seinen Kampf in Germania gegen Privatheit und für mehr Kontrollmöglichkeiten und warum das echt super ist, mit besten Grüssen rüber zum Gebäude von Schwert und Schild der Partei. Abend geht er wie der Grossonkel auch gerne einen trinken - Doitsches Bier! - und um ihn herum sind dann die Reckinnen, denen er erklärt, wie er für sie an der Heimatfront kämpft. Er sagt:

MASKU SCHTONK!

Und seine Freundinnen jaulen alle und schreien

SCHTÖRBEN! ANZÖNDEN! KÖLL HÖM WÜTH FAIAAA!

Ja und dann geht der kleine deutsche Michi ins Netz, in seinen beliebten Hauptkriegsschauplatz, weil die anderen ihn nicht mehr in ihre Sandkästen lassen, weil die kleine deutsche Michi nämlich bekannt ist, in Ermangelung von Schreibtalent Förmchen und Bildchen zu klauen, und schreit Leute an, die er nicht mag:

MASKU SCHTONK!

Und erwartet, dass die von ihm Geschmähten nicht mehr Bilder ihres erfreulichen Lebens zeigen, in dem die Wohnungen mehr als 20 m² und die Leute ein geregeltes Auskommen haben, und Bekannte, die mehr als nur Follower bei Twitter sind. Das sieht, Symbolbild, in etwa so aus:



Nein, der kleine deutsche Michi erwartet, dass sie nicht nur über die lange Dauer klagen, die so ein Pastell für den Weg zwischen Parma und Bayern braucht, sondern wirklich leiden und

SCHTÖRBEN und ANGEZÖNDET WÖRDEN

und was sich seine Filterblase sonst noch so vorstellt. Das hat doch beim Berliher Plärrkonzert auch geklappt, sie haben es alle gsagt und gehört. Und dann sitzen sie mit zunehmender Verzweiflung vor den erkennbaren Aktivitäten des anderen und müssen erleben, dass seine Beiträge immer noch gelesen und kommentiert werden und da keine hässlichen Berliner sind, nur neue Bilder -

und eben niemand schtörbt oder Leser sich vom kleinen deutschen Michi beeinflussen lassen, die ihn nicht schon vorher für den Internet-Gott von Marzahn Südwest gehalten haben. Was sie so lange tun werden, bis dann mal einer aus Transparenzgründen erklären wird, warum er etwas Unerfreuliches tun musste.

Jedenfalls, es schtörbt kein Masku und auch sonst niemand und ich habe auch Zweifel, ob hier auf dem flachen Land überhaupt jemand weiss, wer oder was so ein Maskulinist denn sein und tun soll. Was keiner kennt, gibt es auch nicht. Bei uns haben sie obendrein einfach den dazu gehörigen Weltgenesungs-Ton mit Auslöschungsuntertönen nicht drauf. Nette Leute hier.

Sie wissen auch selten, dass es sowas wie einen Frauenkampftag gibt, das ist schliesslich Westen und hier wurde Kristina Schröder trotz all der Kritik an ihrer Tätigkeit im Ministerium für u.a. Frauen wiedergewählt. Und mit dem Betreuungsgeld, ich sage es wirklich nicht gern, hatte sie nicht unrecht, das wird hier gern genommen. Ich kenen viele, die das wirklich begrüssen.

Deshalb - ich war nicht immer ganz nett, ich gebe es zu - und angesichts des allgemeinen Schreikonzerts, das von Kelle über die Mädchenmannschaft und Schwarzer bis zum Sarrazin führt, gegen das Frau Schröder nett wirkt, möchte ich vielleicht die Erinnerung an die ehemalige Ministerin doch ein wenig anders ausgeleuchtet sehen, und sage Entschuldigung, wenn jemand Entschuldigung gebührt - in der FAZ und im Kommentarblog.

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