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Samstag, 27. Oktober 2018
Nein. Das Leben ist natürlich nicht gerecht.
Am 23. März bin ich den ersten Tag in der Toskana gewesen, und am 23. März kam auch der frisch ausgearbeitete, mit heisser Nadel gestrickte Vertrag aus Berlin. Ich sass in meinem Apartment mit Blick über die Crete Sienese, las ihn gar nicht weiter durch, und mailte ihn an die Rezeption weiter. Die druckten ihn aus, ich unterschrieb, setzte mich aufs Rad und fuhr nach Murlo zum Postamt.
Das ist für sich eine Sehenswürdigkeit, das Postamt ist bis in die Details noch so, wie es in den 60er Jahren gebaut wurde, und vor mir war ein Mann, der eine Ewigkeit brauchte, um etwas zu erklären und das Gewünschte zu bekommen. Ich hatte da also eine halbe Stunde, um nachzudenken, was ich so tue. Draussen schien die Sonne, neben mir war ein Papierkorb, und ich hätte den Brief dort auch hinein werfen und dann ein paar Monate in absoluter Freiheit leben können. Es wäre nicht nett gegenüber dem Verlag gewesen. Aber die Möglichkeit war da, und das war, glaube ich, der einzige Moment, als ich mir wirklich überlegt habe, was ich will. Ich habe den Brief dann abgeschickt, weil mein Gefühl sagte, es passt.
Jetzt, nach 7 Monaten, passt es noch immer.
Ich habe heute ein Rad fertig restauriert, weil ich etwas Entspannung vor dem nächsten Beitrag brauchte, und bin dann gefahren. Weiter, als ich dachte, weil das Wetter schön wurde. eine ganze Menge Leute haben 2018 wirklich viel Zeit und Ehrgeiz investiert, das ruhige, zufriedene Dahingleiten zu verhindern, und man kann wirklich nicht sagen, dass sie sich keine Mühe gegeben hätten. Allein, das Netz, das mich umgibt, ist stärker, viel stärker, und das erfährt man eben nur, wenn man es einmal wirklich braucht. Es ist grandios. Es hält wirklich, es ist egal, selbst wenn Leute, denen man geholfen hat, es gern zerrissen sehen möchten, weil sie auch unter denen sind, die einen Sturz sehen wollen. Man kann mir nicht die Vergangenheit nehmen, und wie es aussieht, auch nicht die Zukunft. Es war jedenfalls ein phantastischer Sommer. Es ging mir richtig gut, die Trauben wuchsen mir in den Mund, fast habe ich das Gefühl, ich müsste mich ein wenig dafür schämen. 7 volle, fette Monate, eigentich nur Sommer, unheimlich viel Italien, und dann noch an der Grenze zu November so ein Tag, an dem die Jaguare vorbei schnurren, alte, weisse Männer am Steuer, die zu sagen scheinen: Das ist es, das Leben.
Das ist natürlich nicht ganz gerecht, zumal ich auch gar nicht versuche, den Anschein zu erwecken, ich sei irgendwie gut oder was andere sonst so tun. Wir sind alle nur dunkelgrau, und jetzt gerade erwischt es den Böhmermann, der sich auch zu meiner Person reingehängt hat. So ist das eben. Was für eine Elendsfigur. Man könnte jetzt eine schöne Geschichte schreiben, Böhmermann 2035, auf einem Kreuzfahrtschiff oder bei einer Busreise... aber ich gleite dahin. Es war ein phantastischer Sommer. Ich habe gelebt. Ich war draussen. Es geht mir gut. Ich habe dazugelernt, es war angenehm, seit jenem 23 März. Das Leben ist vielleicht nicht gerecht, aber es kann schön sein.
Das ist für sich eine Sehenswürdigkeit, das Postamt ist bis in die Details noch so, wie es in den 60er Jahren gebaut wurde, und vor mir war ein Mann, der eine Ewigkeit brauchte, um etwas zu erklären und das Gewünschte zu bekommen. Ich hatte da also eine halbe Stunde, um nachzudenken, was ich so tue. Draussen schien die Sonne, neben mir war ein Papierkorb, und ich hätte den Brief dort auch hinein werfen und dann ein paar Monate in absoluter Freiheit leben können. Es wäre nicht nett gegenüber dem Verlag gewesen. Aber die Möglichkeit war da, und das war, glaube ich, der einzige Moment, als ich mir wirklich überlegt habe, was ich will. Ich habe den Brief dann abgeschickt, weil mein Gefühl sagte, es passt.
Jetzt, nach 7 Monaten, passt es noch immer.
Ich habe heute ein Rad fertig restauriert, weil ich etwas Entspannung vor dem nächsten Beitrag brauchte, und bin dann gefahren. Weiter, als ich dachte, weil das Wetter schön wurde. eine ganze Menge Leute haben 2018 wirklich viel Zeit und Ehrgeiz investiert, das ruhige, zufriedene Dahingleiten zu verhindern, und man kann wirklich nicht sagen, dass sie sich keine Mühe gegeben hätten. Allein, das Netz, das mich umgibt, ist stärker, viel stärker, und das erfährt man eben nur, wenn man es einmal wirklich braucht. Es ist grandios. Es hält wirklich, es ist egal, selbst wenn Leute, denen man geholfen hat, es gern zerrissen sehen möchten, weil sie auch unter denen sind, die einen Sturz sehen wollen. Man kann mir nicht die Vergangenheit nehmen, und wie es aussieht, auch nicht die Zukunft. Es war jedenfalls ein phantastischer Sommer. Es ging mir richtig gut, die Trauben wuchsen mir in den Mund, fast habe ich das Gefühl, ich müsste mich ein wenig dafür schämen. 7 volle, fette Monate, eigentich nur Sommer, unheimlich viel Italien, und dann noch an der Grenze zu November so ein Tag, an dem die Jaguare vorbei schnurren, alte, weisse Männer am Steuer, die zu sagen scheinen: Das ist es, das Leben.
Das ist natürlich nicht ganz gerecht, zumal ich auch gar nicht versuche, den Anschein zu erwecken, ich sei irgendwie gut oder was andere sonst so tun. Wir sind alle nur dunkelgrau, und jetzt gerade erwischt es den Böhmermann, der sich auch zu meiner Person reingehängt hat. So ist das eben. Was für eine Elendsfigur. Man könnte jetzt eine schöne Geschichte schreiben, Böhmermann 2035, auf einem Kreuzfahrtschiff oder bei einer Busreise... aber ich gleite dahin. Es war ein phantastischer Sommer. Ich habe gelebt. Ich war draussen. Es geht mir gut. Ich habe dazugelernt, es war angenehm, seit jenem 23 März. Das Leben ist vielleicht nicht gerecht, aber es kann schön sein.
donalphons, 01:20h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Montag, 3. September 2018
Ja, gnä Frau
ich täte das ja nicht ansprechen, hätten Sie mich nicht auch angesprochen, ohne dass wir uns vorgestellt wurden, aber als ich diesen Faden hier ( 1 , 2 , 3 ) gesehen habe, inmitten einer Spamkampagne gegen mein Blog, an der Sie sich möglicherweise im Gefolge von Florian Klenk vom Falter auch beteiligt haben - der ist möglicherweise noch stinkig, weil ich über einen Ausrutscher seiner Mitarbeiterin Sprengnagel berichtet habe - also jedenfalls, ich habe das gelesen und musste lächeln. Denn Ihre Beobachtung ist richtig. Man zieht sich wirklich zurück. Kurz vor Ihren Einlassungen, als wäre es bestellt, beteiligten sich auch zwei Leute an der Spammerei, für die ich mich mal bei der FAZ sehr eingesetzt habe.
Man zieht sich nicht wirklich zurück von den Vorstellungen, dass man anderen helfen sollte, die vielleicht weniger Glück haben. Man denkt nur nach und überlegt sich aufgrund der gemachten Erfahrungen, bei wem das eine gute Sache werden kann, und bei wem man das ganze Bohei lieber in Callgirls, Drogen, Glücksspiel oder einfach nur in einen Häcksler investiert, durch den man das Geld dreht. Das alles ist weitaus, wirklich weitaus spassiger als Leuten aus der Patsche zu helfen, die sich dann öffentlich freuen, wenn man Probleme hat. Das sind alles so Erfahrungen der letzten 4 bis 7 Jahre, wobei es in den letzten 3 Jahren besondern deutlich wurde. Man selektiert deshalb. Man wählt aus. Man sagt sich oft "Das mache ich", schläft dann eine Nacht drüber und sagt sich dann: Moment. Damit bin ich schon mal reingefallen.
Dazu kommt oft noch so ein ganz unangenehmer Zug, wenn es um Geld geht - ich kann das aus der Situation heraus verstehen, aber daran reibt es dann immer. Beim Helfen wird man eingepresst zwischen Erwartungen und Möglichkeiten, und ich wurde öfters mit enormen Erwartungen konfrontiert. Speziell von Leuten, die wenig geleistet haben und selbst Null Solidarität einbrachten. Es war extrem peinlich, wenn nicht die Chancen, sondern nur die Profite gesehen wurden, aus dem Gefühl heraus, das stehe ihnen jetzt einfach zu, und sie hätten ein Recht auf Drama, wenn es mal nicht so läuft wie erwartet. Und dann tut man es halt nicht. Man wird ziemlich immun gegen einen gewissen Frauentyp, der es einfach verlangt, gefördert zu werden, um dann über einen hinweg zu schreiten. Da knackst es dann auch immer, denn das Vorankommen soll natürlich nicht einem Mann zu verdanken sein, sondern den eigenen Fähigkeiten. Es gibt eine BR-Journalisten aus dem religiösen Umfeld, die von allen möglichen Männern gefördert wurde, und jetzt über alte, weisse Männer herzieht. Es ist herzig. Man sieht das und man lernt und man wird schlauer. An der Stelle, an der Frauen Brücken verbrennen, machen Männer übrigens ihre Netzwerke.
Andere wie den Politiker Peter Pilz, den ich aus meinen eigenen Erfahrungen heraus sofort glaube, dass er zumindest im Falle seiner karrierebewussten Mitarbeiterin in eine Falle getappt ist, sieht man fallen, und ist heilfroh, in der Hinsicht keinen Fehler gemacht zu haben. Das Nichttun ist extrem bequem, ich habe es mir in Varese gedacht, wohin ich ganz allein gefahren bin, obwohl es genug andere Optionen gab. Was hätte man da nicht alles tun können, vor 9 Jahren wäre ich sicher nicht allein gefahren, ich hätte mir Gedanken gemacht, was man hätte abgeben können... heute mache ich das selbst, und wenn ich helfe, dann diskret und langfristig. Man ist nicht mehr so impulsiv. Man schaut erst mal zu. in vielen Fällen erledigt sich dabei die Causa von allein, und später ist man heilfroh, wenn der Aufstieg und oft genug auch der Fall andernorts stattfindet. Das ist weder frauen- noch menschenfeindlich, es belässt nur manche länger als erwartet in weniger schönen Situationen und Büros, und wenn dann genau dieses Gemaule kommt, so von wegen struktureller Benachteiligung und das grosse Patriarchat ist schuld, dass sie allein nicht schneller an die Fleischtöpfe kommt, weiss man: Es war richtig, es nicht zu tun.
Ich hätte also genau diese Tweets nicht abgesetzt, denn sie erzählen von grossen Erwartungen, hohen Ansprüchen und einer Illoyalität, die sich aus dem Gefühl speist, man hätte das eh verdient und sei niemand zu Dank verpflichtet, ja, man könnte den Unterlegenen dann auch ein Vae Victis entgegen schleudern. Schreiben Sie mal lieber weiter bei Vice über toxische Männlichkeit, solange das noch zieht, kommunizieren Sie offen, worauf Sie meinen Anspruch zu haben. Irgendwelche Milchbubis werden schon alles geben, weil sie glauben, damit etwas Gutes und Richtiges zu tun. Wohl dem, der sich das leisten kann.
Verlässliche Partner sind natürlich immer willkommen, für die Benutzung dagegen wird man nicht zu alt, sondern einfach zu klug.
Man zieht sich nicht wirklich zurück von den Vorstellungen, dass man anderen helfen sollte, die vielleicht weniger Glück haben. Man denkt nur nach und überlegt sich aufgrund der gemachten Erfahrungen, bei wem das eine gute Sache werden kann, und bei wem man das ganze Bohei lieber in Callgirls, Drogen, Glücksspiel oder einfach nur in einen Häcksler investiert, durch den man das Geld dreht. Das alles ist weitaus, wirklich weitaus spassiger als Leuten aus der Patsche zu helfen, die sich dann öffentlich freuen, wenn man Probleme hat. Das sind alles so Erfahrungen der letzten 4 bis 7 Jahre, wobei es in den letzten 3 Jahren besondern deutlich wurde. Man selektiert deshalb. Man wählt aus. Man sagt sich oft "Das mache ich", schläft dann eine Nacht drüber und sagt sich dann: Moment. Damit bin ich schon mal reingefallen.
Dazu kommt oft noch so ein ganz unangenehmer Zug, wenn es um Geld geht - ich kann das aus der Situation heraus verstehen, aber daran reibt es dann immer. Beim Helfen wird man eingepresst zwischen Erwartungen und Möglichkeiten, und ich wurde öfters mit enormen Erwartungen konfrontiert. Speziell von Leuten, die wenig geleistet haben und selbst Null Solidarität einbrachten. Es war extrem peinlich, wenn nicht die Chancen, sondern nur die Profite gesehen wurden, aus dem Gefühl heraus, das stehe ihnen jetzt einfach zu, und sie hätten ein Recht auf Drama, wenn es mal nicht so läuft wie erwartet. Und dann tut man es halt nicht. Man wird ziemlich immun gegen einen gewissen Frauentyp, der es einfach verlangt, gefördert zu werden, um dann über einen hinweg zu schreiten. Da knackst es dann auch immer, denn das Vorankommen soll natürlich nicht einem Mann zu verdanken sein, sondern den eigenen Fähigkeiten. Es gibt eine BR-Journalisten aus dem religiösen Umfeld, die von allen möglichen Männern gefördert wurde, und jetzt über alte, weisse Männer herzieht. Es ist herzig. Man sieht das und man lernt und man wird schlauer. An der Stelle, an der Frauen Brücken verbrennen, machen Männer übrigens ihre Netzwerke.
Andere wie den Politiker Peter Pilz, den ich aus meinen eigenen Erfahrungen heraus sofort glaube, dass er zumindest im Falle seiner karrierebewussten Mitarbeiterin in eine Falle getappt ist, sieht man fallen, und ist heilfroh, in der Hinsicht keinen Fehler gemacht zu haben. Das Nichttun ist extrem bequem, ich habe es mir in Varese gedacht, wohin ich ganz allein gefahren bin, obwohl es genug andere Optionen gab. Was hätte man da nicht alles tun können, vor 9 Jahren wäre ich sicher nicht allein gefahren, ich hätte mir Gedanken gemacht, was man hätte abgeben können... heute mache ich das selbst, und wenn ich helfe, dann diskret und langfristig. Man ist nicht mehr so impulsiv. Man schaut erst mal zu. in vielen Fällen erledigt sich dabei die Causa von allein, und später ist man heilfroh, wenn der Aufstieg und oft genug auch der Fall andernorts stattfindet. Das ist weder frauen- noch menschenfeindlich, es belässt nur manche länger als erwartet in weniger schönen Situationen und Büros, und wenn dann genau dieses Gemaule kommt, so von wegen struktureller Benachteiligung und das grosse Patriarchat ist schuld, dass sie allein nicht schneller an die Fleischtöpfe kommt, weiss man: Es war richtig, es nicht zu tun.
Ich hätte also genau diese Tweets nicht abgesetzt, denn sie erzählen von grossen Erwartungen, hohen Ansprüchen und einer Illoyalität, die sich aus dem Gefühl speist, man hätte das eh verdient und sei niemand zu Dank verpflichtet, ja, man könnte den Unterlegenen dann auch ein Vae Victis entgegen schleudern. Schreiben Sie mal lieber weiter bei Vice über toxische Männlichkeit, solange das noch zieht, kommunizieren Sie offen, worauf Sie meinen Anspruch zu haben. Irgendwelche Milchbubis werden schon alles geben, weil sie glauben, damit etwas Gutes und Richtiges zu tun. Wohl dem, der sich das leisten kann.
Verlässliche Partner sind natürlich immer willkommen, für die Benutzung dagegen wird man nicht zu alt, sondern einfach zu klug.
donalphons, 01:16h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Donnerstag, 30. August 2018
Lebe wild und gefährlich
Nicht alle sind so ungeschickte Amateure, Herr Böhmermann und diverse andere Figuren der Denunziantenszene werden auch staatlich über Zwangsabgaben oder von Stiftungen gefördert - man kann über so etwas lachen, aber wenn sie könnten, würden sie noch ganz anders agieren.
Die Dame hat danach ihren Account auf privat gestellt. Soviel zum Mut deutscher Feministinnen.
Zum Glück merkt man davon im realen Leben wirklich gar nichts, die Entwicklungen sind eher gegenläufig - der Vernichtungswille im Netz steht einem Zusammenrücken auf dem Land gegenüber, vor dem ich aus Berliner Sicht mehr Angst als vor AfD und Pegida haben würde. Weil es nicht auffällt, weil es nicht demonstriert, weil es einfach so ist, wie es ist, und man gar nicht gross darüber redet. Eine Auseinandersetzung mit dem, was andere als Rechts betrachten, findet bei uns nicht statt, vom viel beschworenen Kampf der CSU gegen die AfD bemerkt man exakt gar nichts. Ich bin gespannt, wie das im Herbst ausgeht. Ich traue denen alles zu.
Es fällt auch auf, wie wenig die CSU zu Chemnitz zu sagen hat. Einerseits ist da sicher auch die Angst, dass sich so ein Fall in Bayern ereignen könnte, und es gibt wohl wenig Anlass zur Erwartung, es gäbe hier dann keinerlei Proteste. Andererseits ist die Empörung in den Medien die Empörung in den Medien - ich habe nicht den Eindruck, dass sie bei uns die Generaldebatte um die politischen Entscheidungen auf dem Weg zum Verbrechen aufhält. Die CSU würde links nichts gewinnen und rechts weiter verlieren, also hält sie den Mund. Ihr Pech, dass darüber jetzt die neue Mütterrente praktisch übersehen wird.
Über den ganzen Stress der Zeit seit Dezember habe ich ganz vergessen, über das Hinterhaus zu berichten - das ist jetzt fast fertig, und ich freue mich auf das Vermieten. Es ist ein gutes Gefühl, so etwas zu haben und zu wissen, dass man nicht schreiben muss, was anderen behagt.
Die Dame hat danach ihren Account auf privat gestellt. Soviel zum Mut deutscher Feministinnen.
Zum Glück merkt man davon im realen Leben wirklich gar nichts, die Entwicklungen sind eher gegenläufig - der Vernichtungswille im Netz steht einem Zusammenrücken auf dem Land gegenüber, vor dem ich aus Berliner Sicht mehr Angst als vor AfD und Pegida haben würde. Weil es nicht auffällt, weil es nicht demonstriert, weil es einfach so ist, wie es ist, und man gar nicht gross darüber redet. Eine Auseinandersetzung mit dem, was andere als Rechts betrachten, findet bei uns nicht statt, vom viel beschworenen Kampf der CSU gegen die AfD bemerkt man exakt gar nichts. Ich bin gespannt, wie das im Herbst ausgeht. Ich traue denen alles zu.
Es fällt auch auf, wie wenig die CSU zu Chemnitz zu sagen hat. Einerseits ist da sicher auch die Angst, dass sich so ein Fall in Bayern ereignen könnte, und es gibt wohl wenig Anlass zur Erwartung, es gäbe hier dann keinerlei Proteste. Andererseits ist die Empörung in den Medien die Empörung in den Medien - ich habe nicht den Eindruck, dass sie bei uns die Generaldebatte um die politischen Entscheidungen auf dem Weg zum Verbrechen aufhält. Die CSU würde links nichts gewinnen und rechts weiter verlieren, also hält sie den Mund. Ihr Pech, dass darüber jetzt die neue Mütterrente praktisch übersehen wird.
Über den ganzen Stress der Zeit seit Dezember habe ich ganz vergessen, über das Hinterhaus zu berichten - das ist jetzt fast fertig, und ich freue mich auf das Vermieten. Es ist ein gutes Gefühl, so etwas zu haben und zu wissen, dass man nicht schreiben muss, was anderen behagt.
donalphons, 00:50h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Dienstag, 28. August 2018
Neu, alt.
Seit 1984 in der originalen Pappschachtel, und nie verbaut: Bremsen von Campagnolo. Mit dem unübertroffenen Glanz. Seit gut 5 Jahren liegen sie jetzt bei mir, jetzt endlich, denke ich, habe ich den passenden Rahmen.
Sie sehen alt aus, aber ich habe genau diese Bremsen auch an einem Grandis, da kleben die Gummis geradezu an den Bremsen. Der technische Fortschritt besteht in leichtgängigen Zügen und dem Trick, dass man die eventuell die Federn ein wenig zurecht biegt, damit sie weniger Spannung haben: Die alten Federkräfte waren wegen der Züge ohne Tefloneinlagen nötig. Ansonsten baut Camapagnolo für das Hinterrad längst wieder Eingelenkbremsen, weil die Leistung locker reicht. An diesen Dingen hängt das Leben, aber was nach 34 Jahren noch so gut aussieht, ist vertrauenswürdig.
Das ist in den Medien anders, beachten Sie bitte diese Verhaltensweise zwischen Ex- und Geradeerstautoren des Spiegels gegen einen der beliebtesten Autoren dort. Das ist der aktuelle Zustand der deutschen Medien, und Sie können sich überlegen, wie spassig es da gerade ist, wenn man eine abweichende Meinung vertreten möchte. Früher konnte man es sich raussuchen, ob man gefährlich leben wollte, heute lauert überall die Unterschicht, die gerne Verdienstempfänger anstelle der Verdienstempfänger werden möchte, für rassenkundliche Beiträge übelster Sorte.
Sie sehen alt aus, aber ich habe genau diese Bremsen auch an einem Grandis, da kleben die Gummis geradezu an den Bremsen. Der technische Fortschritt besteht in leichtgängigen Zügen und dem Trick, dass man die eventuell die Federn ein wenig zurecht biegt, damit sie weniger Spannung haben: Die alten Federkräfte waren wegen der Züge ohne Tefloneinlagen nötig. Ansonsten baut Camapagnolo für das Hinterrad längst wieder Eingelenkbremsen, weil die Leistung locker reicht. An diesen Dingen hängt das Leben, aber was nach 34 Jahren noch so gut aussieht, ist vertrauenswürdig.
Das ist in den Medien anders, beachten Sie bitte diese Verhaltensweise zwischen Ex- und Geradeerstautoren des Spiegels gegen einen der beliebtesten Autoren dort. Das ist der aktuelle Zustand der deutschen Medien, und Sie können sich überlegen, wie spassig es da gerade ist, wenn man eine abweichende Meinung vertreten möchte. Früher konnte man es sich raussuchen, ob man gefährlich leben wollte, heute lauert überall die Unterschicht, die gerne Verdienstempfänger anstelle der Verdienstempfänger werden möchte, für rassenkundliche Beiträge übelster Sorte.
donalphons, 15:02h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Montag, 27. August 2018
Das gute Zeug
1980 in der Schweiz glaubte man noch, es würde reichen, bohrte man ein paar Löcher in Bleche und Tretlager aus Stahl. Gemessen an dem, was die Zukunft brachte - erst Aluminium, dann Carbon, mit jeweils ganz anderen Herausforderungen, kann man über die Mühen bei Cilo nur melancholisch lächeln.
Eigentlich ist es ja gut und eigentlich fährt sich nach meinem Gefühl so ein 2500 Gramm leichter Rahmen aus Reynolds 531SL in den meisten Situationen deutlich besser als jedes Carbonrad - die einzige echte Ausnahme ist bergab mit Gepäck über 60km/h, besonders freihändig, da hat steiferes Carbon Vorteile. Ansonsten sind diese dünnen Rohre, aus denen man früher die Rahmen von Spitfires und Hurricanes lötete, viel angenehmer, es federt besser, und die paar Gramm beim Gesamtgewicht merkt man auch nicht. Man hätte auf ewig mit den bleistiftdünnen Sattelstreben weiter machen können, aber es ging eben in eine andere Richtung, und heute ist Carbonschlauchaufblasen in Taiwan billiger als die Arbeit, die man in das Feilen und Löten stecken muss.
Schade. Irgendwann, wenn ich Zeit habe, lerne ich, wie das geht. Obwohl es sich nicht lohnt, wenn solche Rahmen selbst in Deutschland für 100 Euro über die Theke gehen. Mit Dura Ace Steuersatz und Specialites TA Innenlager.
Eigentlich ist es ja gut und eigentlich fährt sich nach meinem Gefühl so ein 2500 Gramm leichter Rahmen aus Reynolds 531SL in den meisten Situationen deutlich besser als jedes Carbonrad - die einzige echte Ausnahme ist bergab mit Gepäck über 60km/h, besonders freihändig, da hat steiferes Carbon Vorteile. Ansonsten sind diese dünnen Rohre, aus denen man früher die Rahmen von Spitfires und Hurricanes lötete, viel angenehmer, es federt besser, und die paar Gramm beim Gesamtgewicht merkt man auch nicht. Man hätte auf ewig mit den bleistiftdünnen Sattelstreben weiter machen können, aber es ging eben in eine andere Richtung, und heute ist Carbonschlauchaufblasen in Taiwan billiger als die Arbeit, die man in das Feilen und Löten stecken muss.
Schade. Irgendwann, wenn ich Zeit habe, lerne ich, wie das geht. Obwohl es sich nicht lohnt, wenn solche Rahmen selbst in Deutschland für 100 Euro über die Theke gehen. Mit Dura Ace Steuersatz und Specialites TA Innenlager.
donalphons, 16:14h
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Montag, 27. August 2018
Tramontana
Und dann erfährt man, dass andere einen Psychologen brauchen, obwohl man mit ihnen nie auch nur ein Wort gesprochen, gemailt, was auch immer hat. Irgendwas ist da aber im eigenen Benehmen, das sie nicht ertragen, das sie fertig macht, das sie als toxisch empfinden, und dann brauchen sie eben Hilfe. Wenn sie einen dafür anzeigen könnten, hätten sie es sicher auch schon längst getan. Dumm sind sie natürlich nicht, aber ich würde jetzt auch nicht sagen, dass man klug und sensibel sein muss, um an der Welt kaputt zu gehen... aber was weiss ich schon.
So grosso modo geht es mir prima, die Brücken, die hinter mir angezündet wurden, brennen so prächtig, dass manches Feuer auch auf andere Strukturen übergreift, weil niemand ein Problem damit zu haben scheint, wenn sich BDS-Befürworter ganz offen breitmachen, und auch noch ihre Freundinnen mit einbringen, die aus gutem Grund andernorts wenig reissen. Es ist natürlich nicht alles glatt gegangen, es ist momentan, wie soll ich sagen, wie auf dem Rennrad zwischen zwei steilen Serpentinen bergauf: Man fährt weiter, aber nicht schnell, damit man ein wenig regenerieren kann. Eigentlich würde man gern einen Moment auch mal absteigen, aber man fährt und fährt und da draussen sind halt manche, die es einfach gern sehen würden, wenn man eine Schwäche zeigte. Nur fallen mir dazu immer noch zu viele Geschichten ein, ich steige mit leerem Kopf ins Auto und nach 2 Tagen mit 4 neuen Geschichten wieder aus. Ich kann da nicht anders. Und andere macht das fertig. Als gäbe es keine Schwäche von der Sorte, die ihr Leben behindert.
Gerne würde ich den Fertigen auf die Wange tätscheln und sagen: Nein, Du irrst Dich, Du kennst nur keine Leute, denen es wirklich verdammt gut geht, also jene, gegen die ich auch ein kleiner Malocher am Wort bin - wenn Du die erst offen sehen würdest, wenn Du realisieren könnte, wie gross die Abstände zwischen Deinem Berliner BoD-Zuschussgeschäft und dem wahren Leben wirklich wäre - dann hättest Du richtig gute Gründe für eine Depression. Aber ich? Ich mache halt auch nur weiter, weil aufhören keine Option ist, und es mir weiter Freude bereitet. Das ist alles, Herzchen. Wirklich. Es geht mir gar nicht soooo blendend, Dir und dem Gschleaf um Dich geht es einfach nicht gut, und das liegt daran, dass Ihr Euch im Scheitern eingelebt habt. Du hast keine Depression. Du hast ein gutes Gefühl für die generelle Lage des Betriebs der Stadt im Osten.
Das hätte ich vielleicht öfters sagen sollen, aber es ist besser, das nicht zu tun, dann ist man weniger angreifbar und nicht verantwortlich zu machen, wenn jemand sein Lebensunglück an einem festmachen will, weil, wer redet schon gern darüber, dass man Optionen hatte, und die falsche Entscheidung wenig erbauliche Folgen zeitigt. Eine von denen, die ich nicht kenne und die aber der Meinung ist, sich an mir abarbeiten zu müssen, ist alleinerziehend - ich denke mir immer nur, das arme Kind, der arme Mann. Es ist gruslig. Es sorgt dafür, dass ich meine Onlinezeit recht knapp halte, das ist teilweise wie ein Infektionsherd. Ausserdem war Sommer, und er war schön. Ich hatte ein Umbauprojekt am Hals. Sonst gibt es wenig Neues, ich bein einfach über den Berg gekommen.
So grosso modo geht es mir prima, die Brücken, die hinter mir angezündet wurden, brennen so prächtig, dass manches Feuer auch auf andere Strukturen übergreift, weil niemand ein Problem damit zu haben scheint, wenn sich BDS-Befürworter ganz offen breitmachen, und auch noch ihre Freundinnen mit einbringen, die aus gutem Grund andernorts wenig reissen. Es ist natürlich nicht alles glatt gegangen, es ist momentan, wie soll ich sagen, wie auf dem Rennrad zwischen zwei steilen Serpentinen bergauf: Man fährt weiter, aber nicht schnell, damit man ein wenig regenerieren kann. Eigentlich würde man gern einen Moment auch mal absteigen, aber man fährt und fährt und da draussen sind halt manche, die es einfach gern sehen würden, wenn man eine Schwäche zeigte. Nur fallen mir dazu immer noch zu viele Geschichten ein, ich steige mit leerem Kopf ins Auto und nach 2 Tagen mit 4 neuen Geschichten wieder aus. Ich kann da nicht anders. Und andere macht das fertig. Als gäbe es keine Schwäche von der Sorte, die ihr Leben behindert.
Gerne würde ich den Fertigen auf die Wange tätscheln und sagen: Nein, Du irrst Dich, Du kennst nur keine Leute, denen es wirklich verdammt gut geht, also jene, gegen die ich auch ein kleiner Malocher am Wort bin - wenn Du die erst offen sehen würdest, wenn Du realisieren könnte, wie gross die Abstände zwischen Deinem Berliner BoD-Zuschussgeschäft und dem wahren Leben wirklich wäre - dann hättest Du richtig gute Gründe für eine Depression. Aber ich? Ich mache halt auch nur weiter, weil aufhören keine Option ist, und es mir weiter Freude bereitet. Das ist alles, Herzchen. Wirklich. Es geht mir gar nicht soooo blendend, Dir und dem Gschleaf um Dich geht es einfach nicht gut, und das liegt daran, dass Ihr Euch im Scheitern eingelebt habt. Du hast keine Depression. Du hast ein gutes Gefühl für die generelle Lage des Betriebs der Stadt im Osten.
Das hätte ich vielleicht öfters sagen sollen, aber es ist besser, das nicht zu tun, dann ist man weniger angreifbar und nicht verantwortlich zu machen, wenn jemand sein Lebensunglück an einem festmachen will, weil, wer redet schon gern darüber, dass man Optionen hatte, und die falsche Entscheidung wenig erbauliche Folgen zeitigt. Eine von denen, die ich nicht kenne und die aber der Meinung ist, sich an mir abarbeiten zu müssen, ist alleinerziehend - ich denke mir immer nur, das arme Kind, der arme Mann. Es ist gruslig. Es sorgt dafür, dass ich meine Onlinezeit recht knapp halte, das ist teilweise wie ein Infektionsherd. Ausserdem war Sommer, und er war schön. Ich hatte ein Umbauprojekt am Hals. Sonst gibt es wenig Neues, ich bein einfach über den Berg gekommen.
donalphons, 00:51h
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Dienstag, 24. April 2018
Glück, ansatzweise
Erst einmal der versprochene Beitrag.
Die Idee, das Mercier nach Monaten des Gammelns doch noch rechtzeitig zu vollenden, kam mit einem Fund bei der Werkstätte meines Vertrauens: Dort lagen gleich zwei sehr frühe Sachs-Umwerfer, die kurz nach der Übernahme der französischen Firma Huret entstanden waren. Ich hatte am Mercier bis dahin testweise einen Suntour-Umwerfer, der gut 15 Jahre zu jung war - die Sachs-Hurets stammten aus der Zeit Anfang/Mitte der 80er und waren genau das, was man an so einem Rad erwarten würde. Gekauft, gereinigt, verbaut, und dann in der Nacht vor der Abreise noch einmal an den Schrauben nachgezogen. Krcks machte es leise, und dann flog die Schraube aus dem Restgewinde.
Da war die Schraube noch lang nicht fest. Huret hat früher nur Stahlumwerfer gebaut, da kann man das Gewinde leicht hinein schneiden und es hält, aber das war ein früher Aluumwerfer - und da geht dann die Stahlschraube in minderwertiges, weiches und deutlich zu dünnes Leichtmetall. Offensichtlich hat Huret das Problem selbst erkannt, denn der zweite Umwerfer hat dann schon, wie üblich, eine eingepresste Stahlmutter als Gewinde. Die kann zwar rosten, aber kaum brechen. Man kriegt vielleicht irgendwann die Schraube nicht mehr auf, aber sie bleibt zu. Wäre mir das in Italien passiert, wäre der Urlaub beendet gewesen. Oder zumindest vom Lustgewinn her begrenzt.
Und ich hatte in der Werkstatt noch überlegt, ob ich wirklich zwei brauche und den anderen nicht liegen lasse... wie man sieht, man muss nehmen, was man kriegen kann. Der neuere Umwerfer hat so ein geprägtes Blech bei der Kettenführung, das ich erst einmal unter Knacken biegen musste, damit die zeitgenössische Kurbel aus Frankreich nicht schleift. Ich hoffe, der französische Stahl ist besser als das französische Alu. Die Konstruktion ist offensichtlich bei Umwerfern von Shimano aus den 70er Jahren geklaut, man hat das kopiert, ohne zu verstehen, was das im Zusammenspiel mit den eigenen Kurbeln bedeutet, oder welche Kräfte wirken, wenn man eben eine Schraube festzieht. Der Untergang der französischen Radindustrie in den 80er Jahren ist also durchaus selbst verschuldet. Die Japaner waren nicht nur besser. Die Franzosen haben gepfuscht.
Das ist tragisch, denn es gibt wirklich phantastische Komponenten aus Frankreich. Die Stronglight 49D Kurbel ist meine Lieblingskurbel, und wie der Name sagt: Sie ist von 1949. Sie wird nächstes Jahr 70 Jahre alt. Und sie ist immer noch phantastisch. Auf ihr bzw. der Kopie von Specialites bin ich die meisten Rennen gefahren. Das Rad, das ich für das grosse Transalp-Eroica-Abenteuer aufbaue, hat dieses Meisterwerk an der Tretlagerachse. Aber bei der Schaltung vertraue ich dann doch lieber auf Suntour. Wie auch immer, ich fahre jetzt mit einem ungetesteten Rad los. Das wird spannend. Zur Nervenberuhigung gab es vorher noch Pastaparty vom Goldrand.
Naja. Ich wollte Abenteuer. Man wird sehen, wie das ausgeht.
Die Idee, das Mercier nach Monaten des Gammelns doch noch rechtzeitig zu vollenden, kam mit einem Fund bei der Werkstätte meines Vertrauens: Dort lagen gleich zwei sehr frühe Sachs-Umwerfer, die kurz nach der Übernahme der französischen Firma Huret entstanden waren. Ich hatte am Mercier bis dahin testweise einen Suntour-Umwerfer, der gut 15 Jahre zu jung war - die Sachs-Hurets stammten aus der Zeit Anfang/Mitte der 80er und waren genau das, was man an so einem Rad erwarten würde. Gekauft, gereinigt, verbaut, und dann in der Nacht vor der Abreise noch einmal an den Schrauben nachgezogen. Krcks machte es leise, und dann flog die Schraube aus dem Restgewinde.
Da war die Schraube noch lang nicht fest. Huret hat früher nur Stahlumwerfer gebaut, da kann man das Gewinde leicht hinein schneiden und es hält, aber das war ein früher Aluumwerfer - und da geht dann die Stahlschraube in minderwertiges, weiches und deutlich zu dünnes Leichtmetall. Offensichtlich hat Huret das Problem selbst erkannt, denn der zweite Umwerfer hat dann schon, wie üblich, eine eingepresste Stahlmutter als Gewinde. Die kann zwar rosten, aber kaum brechen. Man kriegt vielleicht irgendwann die Schraube nicht mehr auf, aber sie bleibt zu. Wäre mir das in Italien passiert, wäre der Urlaub beendet gewesen. Oder zumindest vom Lustgewinn her begrenzt.
Und ich hatte in der Werkstatt noch überlegt, ob ich wirklich zwei brauche und den anderen nicht liegen lasse... wie man sieht, man muss nehmen, was man kriegen kann. Der neuere Umwerfer hat so ein geprägtes Blech bei der Kettenführung, das ich erst einmal unter Knacken biegen musste, damit die zeitgenössische Kurbel aus Frankreich nicht schleift. Ich hoffe, der französische Stahl ist besser als das französische Alu. Die Konstruktion ist offensichtlich bei Umwerfern von Shimano aus den 70er Jahren geklaut, man hat das kopiert, ohne zu verstehen, was das im Zusammenspiel mit den eigenen Kurbeln bedeutet, oder welche Kräfte wirken, wenn man eben eine Schraube festzieht. Der Untergang der französischen Radindustrie in den 80er Jahren ist also durchaus selbst verschuldet. Die Japaner waren nicht nur besser. Die Franzosen haben gepfuscht.
Das ist tragisch, denn es gibt wirklich phantastische Komponenten aus Frankreich. Die Stronglight 49D Kurbel ist meine Lieblingskurbel, und wie der Name sagt: Sie ist von 1949. Sie wird nächstes Jahr 70 Jahre alt. Und sie ist immer noch phantastisch. Auf ihr bzw. der Kopie von Specialites bin ich die meisten Rennen gefahren. Das Rad, das ich für das grosse Transalp-Eroica-Abenteuer aufbaue, hat dieses Meisterwerk an der Tretlagerachse. Aber bei der Schaltung vertraue ich dann doch lieber auf Suntour. Wie auch immer, ich fahre jetzt mit einem ungetesteten Rad los. Das wird spannend. Zur Nervenberuhigung gab es vorher noch Pastaparty vom Goldrand.
Naja. Ich wollte Abenteuer. Man wird sehen, wie das ausgeht.
donalphons, 01:23h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Montag, 23. April 2018
Auf ein Neues
Und - für manche - das Wichtigste zuerst: Morgen kommt ein gaaaaanz langer Beitrag mit gaaaanz vielen Bildern und es ist frei.
Ich werde aber nur ab und zu freischalten können, denn ich bin unterwegs. Ich habe da ein Treffen mit ein paar Strassen ein klein wenig weiter im Süden: rüppig, ungepflegt, anstrengend - ich finde, diese Strassen passen zu mir.
Es gab mal die Idee, die L'Eroica als Gruppo Sportivo Giornale Generalmente Francoforte zu machen, und sie kam jetzt nicht wirklich gut an. Die Diskrepanz zwischen Arbeit und Kosten - de facto habe ich für die Beiträge draufbezahlt - und der beruflichen Wertschätzung war nicht immer schön, und danach dachte ich mir öfters: Egal, mache ich halt wieder Dienst nach Vorschrift. Ich fuhr hin, ich schrieb, es lief irgendwo in der Nacht, ich setzte mich aufs Rad und dachte mir: Ich habe meinen Teil der Abmachung erledigt, mehr kann man nicht tun. Inzwische ist das Kapitel anderweitig abgeschlossen, und ich möchte ein neues Kapitel mit einem Rad beginnen, das nie Teil meiner FAZ-Texte war.
Sage ich jetzt mal. Wobei, ganz stimmt es nicht, ich wäre gern mit dem Koga Miyata weiter gefahren, das ich bei meiner letzten FAZ- und ersten Welt-Reise dabei hatte. Aber da ist das Hinterrad verbogen, das Rad selbst steht noch in Lucca, und den neuen Speichen traue ich nicht so ganz. Es wäre jedenfalls Aufwand, Umweg und Wagnis, das Koga in Lucca zu holen und hier zu fahren. Objektiv gesehen gibt es auch keinen Grund zu glauben, ein komplett neues und nur einmal um den Stock gefahrenes Rad wäre irgendwie sicherer, aber ich hatte hier noch im Winter ein Vitus 979 gekauft, einen für damalige Zeiten sagenhaft leichten Alurahmen von 1979. Normale Spitzenrahmen lagen damals bei 2600 bis 2800 Gramm, Vitus blieb bei 2100 bis 2200 - das ist oft leichter als heutige, billige Federgabeln, die manche durchs Dasein schleifen. Obendrein sind die Rahmen enorme Komfortwunder und sehr weich. Nichts für den Sprint, aber vielleicht ganz gut für die weissen Strassen.
Ich habe jedenfalls in den letzten Jahren immer wieder Teilnehmer auf Vitus und Alan gesehen, und das sah schon recht gut, schnell und komfortabel aus, wie da die Gabeln elastisch hin und her wackelten. Gaudihalber bin ich in der Stadt gleich Kopfsteinpflaster damit gefahren, und ich sah, dass es auch bei mir gut war. Dazu kommt noch, dass das Rad ein Mercier ist. und ich damit gewissermassen einen Mercier fahrenden Kumpan mit auf die Strecke nehme, zumindest in Gedanken. Altmännertauglich ist auch die Übersetzung 50, 40, 28 vorn und hinten ist ein selbst gebauter, theoretisch unmöglicher, praktisch aber zurechtfeilbarer 13-15-17-19-21-26-32-Kranz- Geschaltet wird mit Sachs-Huret und einem Suntour-Schaltwerk hinten, gebremst wird mit der Dura Ace 7400, gelenkt und gekurbelt wird mit Stronglight, die Laufräder sind nicht ganz leicht, aber gute Qualität von Galli mit Prym-Speichen und 105er Naben. Was halt noch auf die Schnelle zu finden war. Dazu noch bequeme Plattformpedale von Maillard.
Lenker und Vorbau sind etwas mittelklassig, aber robust und das ist dort das Entscheidende. Der Sattel war ein Problem, denn die alte Sattelstütze mit 25mm Durchmesser verlangt ein spezielles, flachen Gestell beim Sattel. Turbo und Rolls sind zu schräg, Brooks geht nicht weit genug hinter, und ein Cinelli Unicanitor aus Plastik ist ähnlich unbegreifbar wie die alten 12-18 Ritzel., mit denen man sich früher quälte. Letztlich fand ich noch einen etwas gepolsterten Elina Super-Pro-Sattel, der sofort ohne jedes Problem genau passte. Ich stieg auf, ich fuhr, alles war gut. Zumindest auf den ersten 1000 Metern. Wie es jetzt dann weiter geht, wird man sehen. Ich bin gespannt.
Ich werde aber nur ab und zu freischalten können, denn ich bin unterwegs. Ich habe da ein Treffen mit ein paar Strassen ein klein wenig weiter im Süden: rüppig, ungepflegt, anstrengend - ich finde, diese Strassen passen zu mir.
Es gab mal die Idee, die L'Eroica als Gruppo Sportivo Giornale Generalmente Francoforte zu machen, und sie kam jetzt nicht wirklich gut an. Die Diskrepanz zwischen Arbeit und Kosten - de facto habe ich für die Beiträge draufbezahlt - und der beruflichen Wertschätzung war nicht immer schön, und danach dachte ich mir öfters: Egal, mache ich halt wieder Dienst nach Vorschrift. Ich fuhr hin, ich schrieb, es lief irgendwo in der Nacht, ich setzte mich aufs Rad und dachte mir: Ich habe meinen Teil der Abmachung erledigt, mehr kann man nicht tun. Inzwische ist das Kapitel anderweitig abgeschlossen, und ich möchte ein neues Kapitel mit einem Rad beginnen, das nie Teil meiner FAZ-Texte war.
Sage ich jetzt mal. Wobei, ganz stimmt es nicht, ich wäre gern mit dem Koga Miyata weiter gefahren, das ich bei meiner letzten FAZ- und ersten Welt-Reise dabei hatte. Aber da ist das Hinterrad verbogen, das Rad selbst steht noch in Lucca, und den neuen Speichen traue ich nicht so ganz. Es wäre jedenfalls Aufwand, Umweg und Wagnis, das Koga in Lucca zu holen und hier zu fahren. Objektiv gesehen gibt es auch keinen Grund zu glauben, ein komplett neues und nur einmal um den Stock gefahrenes Rad wäre irgendwie sicherer, aber ich hatte hier noch im Winter ein Vitus 979 gekauft, einen für damalige Zeiten sagenhaft leichten Alurahmen von 1979. Normale Spitzenrahmen lagen damals bei 2600 bis 2800 Gramm, Vitus blieb bei 2100 bis 2200 - das ist oft leichter als heutige, billige Federgabeln, die manche durchs Dasein schleifen. Obendrein sind die Rahmen enorme Komfortwunder und sehr weich. Nichts für den Sprint, aber vielleicht ganz gut für die weissen Strassen.
Ich habe jedenfalls in den letzten Jahren immer wieder Teilnehmer auf Vitus und Alan gesehen, und das sah schon recht gut, schnell und komfortabel aus, wie da die Gabeln elastisch hin und her wackelten. Gaudihalber bin ich in der Stadt gleich Kopfsteinpflaster damit gefahren, und ich sah, dass es auch bei mir gut war. Dazu kommt noch, dass das Rad ein Mercier ist. und ich damit gewissermassen einen Mercier fahrenden Kumpan mit auf die Strecke nehme, zumindest in Gedanken. Altmännertauglich ist auch die Übersetzung 50, 40, 28 vorn und hinten ist ein selbst gebauter, theoretisch unmöglicher, praktisch aber zurechtfeilbarer 13-15-17-19-21-26-32-Kranz- Geschaltet wird mit Sachs-Huret und einem Suntour-Schaltwerk hinten, gebremst wird mit der Dura Ace 7400, gelenkt und gekurbelt wird mit Stronglight, die Laufräder sind nicht ganz leicht, aber gute Qualität von Galli mit Prym-Speichen und 105er Naben. Was halt noch auf die Schnelle zu finden war. Dazu noch bequeme Plattformpedale von Maillard.
Lenker und Vorbau sind etwas mittelklassig, aber robust und das ist dort das Entscheidende. Der Sattel war ein Problem, denn die alte Sattelstütze mit 25mm Durchmesser verlangt ein spezielles, flachen Gestell beim Sattel. Turbo und Rolls sind zu schräg, Brooks geht nicht weit genug hinter, und ein Cinelli Unicanitor aus Plastik ist ähnlich unbegreifbar wie die alten 12-18 Ritzel., mit denen man sich früher quälte. Letztlich fand ich noch einen etwas gepolsterten Elina Super-Pro-Sattel, der sofort ohne jedes Problem genau passte. Ich stieg auf, ich fuhr, alles war gut. Zumindest auf den ersten 1000 Metern. Wie es jetzt dann weiter geht, wird man sehen. Ich bin gespannt.
donalphons, 00:35h
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