Der vorschnelle Koffer

Mitunter fragt man mich, was mich eigentlich abhalten könnte, den Antikmarkt in Pfaffenhofen zu besuchen, nachdem ich dort auch mit Grippe, im Schneesturm oder nach dem frischen Bruch eines Zehens anzutreffen bin. Bislang hätte ich gesagt: Nichts! Aber seit heute weiss ich es besser, denn 20 Kilometer vor dem Ziel klang der Wagen der Reisebegleiterin plötzlich sehr seltsam, wir hielten an, und dann warteten wir drei Stunden bis zu jenem Moment, da die Barchetta den Sunbeam machte:



Das ganze Drama in all seinen Einzelheiten gibt es hier nachzulesen. Nun werden wir doch mein Auto für die Reise nach Meran nehmen müssen, und derweil komplexe Autotransferrouten entwickeln, bis jedes Auto wieder an dem Ort ist, wo es sein soll: Der Sunbeam steht in Frankfurt, die Barchetta mit Motorschaden mittelgrober Bedeutung am Tegernsee. "Stehen" ist das Wort des Tages. Wie auch immer: Kein Antikmarkt, keine Käufe, statt dessen Ruhe nach all der Hitze und dem Stress.



Als echten Jäger trifft einen diese entgangene Gelegenheit; man hat zu viel Geld in der Tasche und nichts Neues, was eigentlich die Wohnung bereichern sollte. Wie ein ruheloses Tier streift man durch die Räume und überlegt, was alles hätte sein können, hier ein Bild und dort eine barocke Schnitzerei, ein paar japanische Farbholzschnitte vielleicht, oder der fehlende Beistelltisch. Dann aber fällt der Blick auf das Mitbringsel vom Samstag, das auch nicht perfekt war, denn der Rechner passte nicht wie geplant hinein. Vorschnell habe ich ihn gekauft, und mit Unbehagen, denn am Sonntag sollte es ja mehr Chancen und bessere Dinge in Pfaffenhofen geben.



Aber ich wollte ja schon immer einen Hemdenkoffer haben. Rein ideologisch erkläre ich es übrigens so, dass der Bezug aus imprägniertem Leinen, damit nicht aus Leder und deshalb tierfreundlich ist. Für die Dauerhaftigkeitz dieses Stücks nehme ich auch die Marke und deren doch etwas aufdringliche Präsentation in Kauf. Im Internet wollen manche für den Louis Vuitton President classeur geschmeidige 1500 Euro oder mehr; so viel habe ich natürlich nicht bezahlt. Aber wenn ich das nächste Mal in die Schweiz fahre, mache ich einen "CDU Hessen" Aufkleber daran, lege ihn auf den Beifahrersitz und schaue wie ein sexuell frustrierter und ängstlicher JU-Arschkrieher. Mal schaun, ob man an der Grenze dazu gelernt hat.

Montag, 27. Juli 2009, 01:43, von donalphons | |comment

 
Ein-Hemd-Koffer?

... link  

 
Sieben-Hemd-Koffer. Genug für eine Reise.

... link  

 
Ojeh, das hört sich aber schwer nach durchgebranntem Kolben an.

Na ja, auf jeden Fall empfehle ich schon mal statt eines Behältnisses für den Laptop...

http://img190.imageshack.us/img190/9980/lvwerkzeugkoffermodells.jpg

Modell Sunbeam Traveller.


Mit freundlicher Lichthupe.

.

... link  

 
Austauschmotoren findet man manchmal recht günstig über dieses Internet.

... link  

 
So weit wird es hoffentlich nicht kommen.

... link  


... comment
 
Holländer
Ich bitte um die Prachtchen über Holländer, die der "Gelbe-Abschlepp-Engel" zum Besten gegeben hat.

Danke schön!

... link  

 
Das wäre nicht nett, oder?

Es bezog sich auf Radlager, abgefahrene Reifen, überladene Achsen und übervolle Wohnwagenanhänger.

... link  

 
Wer über Opel lästert
kann dies auch über Holländer tun. Verstopfen doch beide Arten von "Verkehrsteilnehmern" unsere Straßen ;-)
Außerdem könnte eine (einseitige) Lästerei über Opel nicht AGG konform sein. Die Holländer könnten hier für Ausgleich schaffen.
Aber wenn es lediglich Horrorszenarien waren, dann überlassen wir diese vielleicht doch lieber den entsprechenden (Unterschichten)TV-Formaten.

... link  


... comment
 
Adeney
My dear Don,

go with a certain British workshop, and you'll avoid that ridiculously garish LV. Nice shirt, by the way.

... link  

 
As we're used to say in Germany:

meide nicht die irdschen Schätze,
wo sie liegen, nimm sie mit.
Hat die Welt doch nur Gesetze,
dass man sie mit Füssen tritt.

Anyway, it was so cheap, so it was impossible to leave it behind. I wouldn't buy new LV, but this one is vintage with a long and finally quite sad history of a couple that became to old to travel.

... link  

 
Schöne Beine...

... link  

 
Dear Don,

es ist natürlich ein erstklassiger Koffer, pattern or no pattern, und in Form und Zweck schon das absolute Gegenteil der unförmigen LV-Taschen, die in Venedig an jeder Ecke - in nicht unbedingt fälschungssicherer Form - angeboten werden. Hemdkoffer, wunderbare Idee. Bei Robert Byron kann man lesen, wie er den Hindukush für sich mit Grammophon und dem gesamten Gibbon im Gepäck erobert - wie kommt es nur, dass wir in Zeiten, in denen Reisen so scheinbar einfach geworden sind, schon mit dem Verstauen unserer Ladegeräte und E-Book-Reader ins Schwitzen geraten? (Sorry about the e-book reference, just teasing).

By the way: ich möchte mich remington65 natürlich nicht so direkt anschließen, aber muss wohl ein "hear, hear" beistimmen.

... link  

 
Angelsächsische Reisekultur
@imber zur Frage "Wie kommt es nur, dass wir in Zeiten, in denen Reisen so scheinbar einfach geworden sind, schon mit dem Verstauen unserer Ladegeräte und E-Book-Reader ins Schwitzen geraten?"

Hmm, vielleicht weil wir unsere Sachen in der Mehrzahl selbst tragen müssen, da der Butler, der Dienstbote, der eilfertige Hausangestellte oder unterworfene Einheimische im Gegensatz zum damaligen (und heute oft leicht romantisch gesehenen) "British Empire" aus der Mode gekommen sind?

Da kann man als herrschender Brite, aber leider (trotz Eton und Oxford) nur "dilettierender Ästhetik- und Kulturebell", wie Byron in den "Perspectives on travel writing" von Hooper/Youngs erwähnt wird, schon mal den ganzen Gibbon und ein Grammophon mitnehmen.

... link  

 
Es sind die Beine einer erschöpften und leicht ausgebrannten Frau, nicht mehr.
.
Nun, ich nehme nur zwei Kameras und ein Notebook mit, es könnte also schlimmer sein. Und dann habe ich noch zwei volle Akkus im Rechner, für Notfälle, wenn man für Italien den Adapter benutzt.

... link  


... comment
 
Musterung
Ich weiß nicht, ich weiß nicht, aber genau diese Musterung hat mir wirklich noch nie gefallen.

Mit Ästhetik und Eleganz hat das doch nur noch sehr wenig (vielleicht: die braune Grundtönung) zu tun. Was soll das Logo als Muster auf einem Gebrauchsgegenstand, bestimmt hier nicht die Marketingabteilung statt einem Gestalter das Äußere? Und ist das nicht wirklich nur etwas für Leute, die wenig Geschmack, aber viel Angst davor haben, dass andere denken könnten, sie würden billig einkaufen? Aber zu der darunterliegenden Decke (?) passt es auf jeden Fall sehr schön.

Und zweifelsohne: ein Hemdenkoffer hat auf jeden Fall etwas für sich.

... link  

 
Decke?
Ich habe eher den Eindruck, dass auch auf dem Photo zu erkennen ist, dass es sich hierbei um einen Teppich handelt. Selbst wenn man die Art des Musters nicht (er)kennt.

Allerdings muss ich zugeben, dass ich mir nicht sicher bin, ob es sich hier um indische oder persische Ware handelt. Aber vielleicht ist der Don so freundlich, mir da auf die Sprünge zu helfen.

... link  

 
Debbich
Als Beuteschwabe lernte ich schnell, das die (Woll-) Decken, die andere Kinder ins Freibad schleppten "Debbich" genannt wurden.
Ich denke allerdings nicht, dass Don sich einen Tagesteppich über das gemachte Doppelbett legt.
Es wird wohl eine Decke sein.
(Henkel hängt frei abwärts an der Bettkante)

... link  

 
Meine Unachtsamkeit
Nun, ich gebe zu, dass eine Tagesdecke wahrscheinlicher ist, als ein Teppich.
Wobei ich als im Badischen bzw. im Alemannischen Aufgewachsener nie auf die Idee käme mir Anleihen aus dem Schwäbischen zu geben. Allerdings wurde in meinem Elternhaus so gut wie gar nicht Alemannisch gesprochen, so dass ich gar nicht weiß, ob es dort nicht ähnliche "Wortverwechslungen" gibt. Allerdings ist das Schwäbische für seine eklatanten Vertauschungen bekannt - zum Beispiel die Verwechslung von "heben" und "halten".

Zurück zum Bild: Ich dachte, ich hätte Teppichfäden erkennen können, muss aber wohl eine Täuschung gewesen sein. Und mein Eindruck einer Unschärfe am unteren Bildrand könnte durchaus durch die Bettkante entstanden sein. Insofern stimme ich der Tagesdecke zu und ziehe die These des Teppichs zurück.

Bleibt die Frage nach der stilistischen Herkunft des Musters, die ich doch gerne beantwortet hätte.

... link  


... comment