Das Krokodil der verhinderten Entsagung
Die Reisebegleiterin, die ja nun dank des Sponsors meiner niedergeschriebenen Unartigkeiten zu meiner Profireisebegleiterin, oder auch Kollegin wurde, ist Frankfurter Natur und daher protestantisch. Sie sagt zwar, dass die preussische Epoche ihrer Heimat ein Schandfleck war, aber wenn es um Luxus geht, ist da mitunter etwas sehr Strenges, ja sogar Entsagendes an ihr. Ich dagegen komme aus dem barocken Bayern, ohne katholisch zu sein, aber es macht mir gar nichts, wenn ich katholischen Prunk bekomme, und ich kaufe lieber zehn Gelegenheiten, als eine zu verpassen, denn, wie meine Grossmutter stets so richtig bemerkte: A Platzerl fint si imma.
Heute nun, nach dem Ausfall des Antikmarktes in Pfaffenhofen, besuchten wir ersatzweise die Auer Dult. Und es kam, wie es kommen musste: An einem Stand gab es eine gebrauchte Krokodilhandtasche, eine Miniaturausgabe einer Hebammentasche, nur eben in Krokodilleder. Und klein. Sehr klein. Und natürlich extrem schick. Nun habe ich da einen gewissen Koffer erworben, die Begleiterin reiste statt dessen mit einem groben Armeerucksack an. Und ich finde es nicht angemessen, wenn der Herr in so einem Koffer schwarzes Geld und weisse Hemden über die Grenzen bringt, und die Dame wirkt, als wollte sie ihre Goldbarren über Geröllfelder in die Schweiz tragen. Ausserdem wollen wir nach Meran für eine gehobene Publikation, und Meran schreit geradezu nach ostentativem Luxus bei den besseren Besuchern.
Also entspann sich folgender, nicht ganz neuer und atypischer Dialog:
Ich so: Tolles Leder... prima erhalten... furchtbar teuer... sicher von einem Mann einer Geliebten geschenkt... die Form ist wunderbar... da kannst du dann gleichziehen... so eine Tasche habe ich noch nie gesehen... ganz aussergewöhnlich... passt bestens zum grünen Krokodil...
Sie so: Viel zu klein... da passt nicht mal meine Kamera und die Geldbörse rein... brauch ich nicht... will ich nicht... nein... ach was... wir müssen nicht nochmal vorbei... ich weiss dass ich nicht will... ich habe mich schon entschieden...
und dann dieser spezifischpreussische Frankfurter Tugendblick, als es mir zu blöd wurde, und ich die Tasche einfach nahm. Ich lasse mir doch mein barockes Bayern durch Enthaltung nicht kaputt machen! Am Ende kommt dann noch jemand daher und isst nur ein Stück Torte. Wie auch immer: Die Geldbörse passte hinein, die Kamera, und obendrein noch die Sonnenbrille. Mit Etui. Alles, was frau braucht. Ich bin, das möchte ich hier bemerken, nicht dominant. Ich komme nur aus einer Familie der Handtaschensammlerinnen, und gebe mir Mühe, einen Ausgleich zwischen den Umfeldern zu schaffen.
Nun also ist alles besorgt, der Wagen der Begleiterin hat einen Motorschaden, aber wir haben Tasche, Koffer und Ersatzwagen, und nach dieser Nacht geht es tatsächlich nach Meran. Die Suite ist gebucht, Internet gibt es eher begrenzt, und ein Programm liegt auch noch nicht vor. Na dann.
Hinter den Bergen: Italien.
Heute nun, nach dem Ausfall des Antikmarktes in Pfaffenhofen, besuchten wir ersatzweise die Auer Dult. Und es kam, wie es kommen musste: An einem Stand gab es eine gebrauchte Krokodilhandtasche, eine Miniaturausgabe einer Hebammentasche, nur eben in Krokodilleder. Und klein. Sehr klein. Und natürlich extrem schick. Nun habe ich da einen gewissen Koffer erworben, die Begleiterin reiste statt dessen mit einem groben Armeerucksack an. Und ich finde es nicht angemessen, wenn der Herr in so einem Koffer schwarzes Geld und weisse Hemden über die Grenzen bringt, und die Dame wirkt, als wollte sie ihre Goldbarren über Geröllfelder in die Schweiz tragen. Ausserdem wollen wir nach Meran für eine gehobene Publikation, und Meran schreit geradezu nach ostentativem Luxus bei den besseren Besuchern.
Also entspann sich folgender, nicht ganz neuer und atypischer Dialog:
Ich so: Tolles Leder... prima erhalten... furchtbar teuer... sicher von einem Mann einer Geliebten geschenkt... die Form ist wunderbar... da kannst du dann gleichziehen... so eine Tasche habe ich noch nie gesehen... ganz aussergewöhnlich... passt bestens zum grünen Krokodil...
Sie so: Viel zu klein... da passt nicht mal meine Kamera und die Geldbörse rein... brauch ich nicht... will ich nicht... nein... ach was... wir müssen nicht nochmal vorbei... ich weiss dass ich nicht will... ich habe mich schon entschieden...
und dann dieser spezifisch
Nun also ist alles besorgt, der Wagen der Begleiterin hat einen Motorschaden, aber wir haben Tasche, Koffer und Ersatzwagen, und nach dieser Nacht geht es tatsächlich nach Meran. Die Suite ist gebucht, Internet gibt es eher begrenzt, und ein Programm liegt auch noch nicht vor. Na dann.
Hinter den Bergen: Italien.
donalphons, 03:00h
Dienstag, 28. Juli 2009, 03:00, von donalphons |
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avision,
Dienstag, 28. Juli 2009, 03:31
Das klingt ja schon fast verliebt.
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donalphons,
Dienstag, 28. Juli 2009, 03:52
Nur das übliche. Passiert mir laufend und mit so gut wie allen Bekannten. Sehen wir den Tatsachen ins Auge: Sie machen keine Luxusweibchen mehr wie früher.
Ausserdem vermute ich, dass die Gegendarstellung genug Hinweis auf die wahre Natur dieser Bekanntschaft geben wird.
Ausserdem vermute ich, dass die Gegendarstellung genug Hinweis auf die wahre Natur dieser Bekanntschaft geben wird.
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avantgarde,
Dienstag, 28. Juli 2009, 19:07
Natürlich wollte sie die Tasche.
Frauen, die etwas nicht wollen, sagen "gefällt mir nicht" und die Sache ist erledigt.
"Brauch ich nicht, will ich nicht" sind Scheingefechte.
Frauen, die etwas nicht wollen, sagen "gefällt mir nicht" und die Sache ist erledigt.
"Brauch ich nicht, will ich nicht" sind Scheingefechte.
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christinebiene,
Mittwoch, 29. Juli 2009, 12:43
Boah, das ist jetzt aber sowas von herablassend und sexistisch (ja, ich habe gerade das böse Wort tatsächlich in die Tastatur gehauen! Ohne Bedenken! Und dabei bin ich mir vollkommen bewusst, was es bedeutet, und ja, ich meine es auch genau so) und irgendwie auch ein bisschen respektlos, dass ich direkt mal "boah" sagen muss.
Ich persönlich freue mich ja über Geschenke (so ich den betreffenden Gegenstand ohnehin will oder mir das Ausgesuchte gefällt). Und wenn ich sage "Brauch ich nicht" oder "Will ich nicht", dann meine ich das auch ganz exakt so. Ganz im Ernst.
Bin natürlich auch kein Luxusweibchen.
Ich persönlich freue mich ja über Geschenke (so ich den betreffenden Gegenstand ohnehin will oder mir das Ausgesuchte gefällt). Und wenn ich sage "Brauch ich nicht" oder "Will ich nicht", dann meine ich das auch ganz exakt so. Ganz im Ernst.
Bin natürlich auch kein Luxusweibchen.
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avantgarde,
Mittwoch, 29. Juli 2009, 17:50
Werte Christine
Dann muss ich wohl die bezeichnete Dame selbst zitieren:
"Ich war zu schwach, zu protestieren."
http://gig.antville.org/
Im übrigen denke ich (das kam vielleicht in meinem Beitrag nicht so rüber), dass wenn Sie etwas GENAUSO meinen wie Sie es sagen man Ihnen diesen Umstand auch ansieht.
Es handelt sich hier übrigens um das Geschenk einer Tasche.
Nicht um Sex. Da wäre selbst der Hauch einer negativen Reaktion ein sofortiges Stoppsignal, jedenfalls bei mir.
Dann muss ich wohl die bezeichnete Dame selbst zitieren:
"Ich war zu schwach, zu protestieren."
http://gig.antville.org/
Im übrigen denke ich (das kam vielleicht in meinem Beitrag nicht so rüber), dass wenn Sie etwas GENAUSO meinen wie Sie es sagen man Ihnen diesen Umstand auch ansieht.
Es handelt sich hier übrigens um das Geschenk einer Tasche.
Nicht um Sex. Da wäre selbst der Hauch einer negativen Reaktion ein sofortiges Stoppsignal, jedenfalls bei mir.
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donalphons,
Mittwoch, 29. Juli 2009, 17:53
Naja... ich sage es mal so: genauso, wie jeder Mann die Memme und den Helden in sich trägt, trägt jede Frau auch Spurenelemente von Luxusweibchen in sich. Die gilt es zu finden und anzusprechen.
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avantgarde,
Mittwoch, 29. Juli 2009, 18:23
So wie die Sache "drüben" geschildert wird, kann von "nicht gefallen" keine Rede sein...
Aber warum wird uns hüben wie drüben so hartnäckig ein Bild des Corpus delicti vorenthalten?
Aber warum wird uns hüben wie drüben so hartnäckig ein Bild des Corpus delicti vorenthalten?
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christinebiene,
Donnerstag, 30. Juli 2009, 02:14
Oh, nun, ich beziehe mich auch gar nicht auf diesen speziellen Fall - mir geht es um die Generalisierung im Kommentar ("Frauen, die etwas nicht wollen..."). Damit wird mir allein aufgrund meines Geschlechtes etwas unterstellt - wobei das auch eine positive Unterstellung sein kann, aber es bleibt ein Unterstellung - und das passt mir ganz genauso wenig, wenn es um "die Männer" geht.
Im Übrigen hat Sexismus (von engl. sex = Geschlecht) auch relativ wenig mit Sex zu tun, sondern mit der Diskriminierung von Menschen allein aufgrund ihres Geschlechts bzw. die Erwartung, stereotype Geschlechter'normen' zu erfüllen. Und da ist es mir egal, ob es in dem Zusammenhang nur um eine geschenkte Tasche geht - es ist eben nicht 'nur'. Ich bin es leid, mir jeden Tag irgendwelche Zuschreibungen anhören zu müssen, in welchem Umfang und welcher auch immer nur, weil ich eine Frau bin. Ich finde das einfach nicht in Ordnung, und viel zu viele Menschen nehmen diese Dinge einfach hin oder betrachten sie als normal. Ich gehöre definitiv nicht dazu.
Schön jedoch, letzteres zu hören - was allerdings auch eine Selbstverständlichkeit sein sollte, für jeden, egal ob Männlein, Weiblein oder irgendwas dazwischen.
@ Don: D'accord.
Im Übrigen hat Sexismus (von engl. sex = Geschlecht) auch relativ wenig mit Sex zu tun, sondern mit der Diskriminierung von Menschen allein aufgrund ihres Geschlechts bzw. die Erwartung, stereotype Geschlechter'normen' zu erfüllen. Und da ist es mir egal, ob es in dem Zusammenhang nur um eine geschenkte Tasche geht - es ist eben nicht 'nur'. Ich bin es leid, mir jeden Tag irgendwelche Zuschreibungen anhören zu müssen, in welchem Umfang und welcher auch immer nur, weil ich eine Frau bin. Ich finde das einfach nicht in Ordnung, und viel zu viele Menschen nehmen diese Dinge einfach hin oder betrachten sie als normal. Ich gehöre definitiv nicht dazu.
Schön jedoch, letzteres zu hören - was allerdings auch eine Selbstverständlichkeit sein sollte, für jeden, egal ob Männlein, Weiblein oder irgendwas dazwischen.
@ Don: D'accord.
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strappato,
Dienstag, 28. Juli 2009, 10:38
Das obere Foto ist göttlich. Königsscheibe, Schneeschuhe und die Marianische Jungfrauen Kongregation. Ist das oben noch ein Lebkuchenherzerl?
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donalphons,
Dienstag, 28. Juli 2009, 11:32
Ja, genau. Die Auer Dult ist in der Hinsicht immer ein Quell reiner Freude.
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avantgarde,
Dienstag, 28. Juli 2009, 15:26
Schon als Kind war beim Anblick der Alpenkette bei Föhn immer der Gedanke da: Hinter den Bergen liegt Italien.
Kann man Norddeutschen nicht erklären (und Tirolern erst recht nicht)
Kann man Norddeutschen nicht erklären (und Tirolern erst recht nicht)
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donalphons,
Dienstag, 28. Juli 2009, 19:05
Der Himmel ist so blau, dagegen wirkt jeder deutsche Himmel grau.
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hb,
Dienstag, 28. Juli 2009, 15:26
Seien wir offen:
Ich bin neidisch!
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donalphons,
Dienstag, 28. Juli 2009, 19:04
Warum? Meran ist gerade brüllend heiss, und wir sind den halben Jaufenpass hinter einem Bus hergekrochen.
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remington65,
Mittwoch, 29. Juli 2009, 01:24
Ein Partner und Freund, gleich welcher Art, ist ´ne Menge wert. Um es hier verständlicher zu machen...eine Wertanlage, die unschätzbar wird. Ich selbst hab nur drei davon, aber die sind handverlesen und feuergetestet. Kann man in späteren Jahren eigentlich nicht mehr herstellen.
Viel Glück.
Auch mit den Fahrzeugen.
R.
Viel Glück.
Auch mit den Fahrzeugen.
R.
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