Ich war im Konzert

Und zwar in einem besonderen Konzert, wo alles und jeder da ist. Ich, meinesgleichen, alt und sehr alt. Und die Presse war auch da, klein, grau, beige und schäbig. Das Werk war mittelunprächtig, aber in der Pause hatte ich jede Menge Spass bei der Kollision zwischen Bürgertum und Medien. Nachzulesen in der FAZ.

Sonntag, 6. September 2009, 01:43, von donalphons | |comment

 
Dear Don,

treffsichere Stiche gegen die Lokaljournaillie (und liebevolle Würdigung ihrer Rolle im Provinzstadtbiotop). Doch von meiner norddeutschen Exilwarte und aus relativer (familiärer) Nähe betrachtet scheint mir die seltsame Berufsgarderobe (und die noch seltsameren Manieren) dieser Jungs nicht auf finanziellen Mangel zurückzuführen sein. Die arrivierten Geflügelzuchtsvereinsberichtserstatter sind immer noch zu gut bezahlt und sitzen sich ihre Redaktionskonferenzhintern auf den Stühlen platt, die so manch ein Nachwuchsschützenvereinschronist so gerne übernehmen würde. Our lovely Miss Diener hatte ja auch bereits einmal den Presseausweismissbrauchszwang angesprochen, if I remember correctly. Anyway, keep at 'em!

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imber, Sie glauben doch nicht, dass ein Abendtermin am Wochenende von einem festangestellten Redakteur wahrgenommen wird? Da müsste der Verlag ja Wochenendzuschlag und womöglich noch Überstunden bezahlen. Ich bin mir noch nicht einmal sicher, dass das jemand mit journalistischer Ausbildung war, gerade bei kleineren Lokalzeitungen sind bei solchen Terminen jede Menge Hobbyschreiber (pensionierte Lehrer usw.) unterwegs. Meist für 20 bis 30 Cent die Zeile, man hörte aber auch schon von 7 Cent die Zeile im Lokalen (in der Kultur gibt es auch manchmal ein Pauschalhonorar von 30 bis 40 Euro). So viel zum Thema "immer noch zu gut bezahlt".

Falls Sie es interessiert: Provinzlokalzeitungen lassen die Fotos inzwischen häufig von den Schreibern machen, das spart den Fotografen und der Schreiber bekommt fürs Foto irgendwas zwischen 10 und 35 Euro.

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Wenn ich hier die Lokaljournailie und -journalisten sehe, kann ich selten einen Unterschied zwischen festen Redakteuren und freien Hobbyschreibern entdecken.

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@arboretum: Das ist richtig,
aber ich kannte tatsächlich ein paar Exemplare dieser Spezies, die mit der Wahl ihrer Garderobe (formlose, beige Sackstoff-Sakkos mit Lederflicken an den Ellbogen) durchaus ein implizites statement abgaben im Sinne von "ich gehöre hier nicht dazu, spiele eine Sonderrolle und bringe das unter anderem auch dadurch zum Ausdruck, dass ich heute abend nicht auflaufe wie ein Pinguin."

Bei Pressefotografen, oder zumindest einigen Vertretern dieser Gattung, gehört es noch viel mehr zum Berufsethos, sich möglichst gar keinen Garderobenregeln von Veranstaltungen zu unterwerfen, wenn es irgendwie zu vermeiden ist. Bei einem Termin, auf dem ich ausnahmsweise als Bildberichterstatter weilte, hat einer der Verantwortlichen trotz meines professionellen Equipments gleich erkannt: "Sie sind bestimmt kein hauptberuflicher Fotograf - dazu sind Sie viel zu gut angezogen."

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@ strappato: Es soll noch Schlussredakteure geben, die sich die Mühe machen, die Texte der Hobbyschreiber zu redigieren. ;-)

Aber es stimmt schon, bei kleineren Zeitungen arbeiten auch festangestellte Redakteure, die weder sonderlich talentiert sind noch jemals ihr handwerkliches Wissen seit ihrer Ausbildung in einer Fortbildung aufpoliert haben.

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Sorry, didn't want to step on people's toes. Und tatsächlich ist das Lohngefälle zwischen dem Volltarifredakteur (dessen Wochenenddienst ja wirklich recht oft bei den Praktis etc. landet, unter der Hand natürlich) und dem Freien schockierend, festangestellte Photographen sind eine Rarität, die Redaktionsassistenz macht nebenbei das Seitenlayout, dafür wird anderswo eine Stelle weggestrichen... - aber im Kern ist das, was strappato auch schreibt, eigentlich genau das, was ich meine: ob gestandener Redakteur mit respektablem (von meiner niedrigen Warte aus) Gehalt oder tasächlich der Mittelschullehrer, der gerne die Lokalgeschichtstermine übernimmt: das Verhalten (und die Kleidung) verraten den Berufsstand auf 50m Entfernung. I wonder: nature or nurture?

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Meiner Beobachtung nach sind Journalistinnen in der Regel besser angezogen.

Dass die Fotografen ihre Kleidung nur unter praktischen Gesichtspunkten auswählen, habe ich aber auch schon festgestellt. Könnte daran liegen, dass die an einem Tag sehr viele unterschiedliche Termine wahrnehmen und immer auch damit rechnen müssen, irgendwo durch die Pampa zu stapfen oder sich für ein gutes Bild auch in unbequeme Haltungen begeben zu müssen.

@ imber: Meines Wissens werden die Wochenenddienste ganz offiziell an die Freien vergeben. Dass da auch Praktikanten ran müssen, ist eher unüblich [dafür hat man doch Volontäre ;-)] und geschieht wohl meist eher auf freiwilliger Basis (wenn z.B. die Praktikanten Zeilengeld bekommen).

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Haben bzw. brauchen die wirklich noch Redakteure? Die meisten Artikel werden einschließlich Bildern von den Parteien, Vereinen oder Veranstaltern geliefert, oder wie soll ich Kürzel wie (csu), (fcxy) oder (christuskirche) verstehen?

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(eb) - eigener Bericht.

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Oder
"von unserem Redaktionsmitglied Stefan Sowienoch"

was dann von Praktikant, über fester Freier oder Volontär auch alles mögliche heißen kann.

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Äh, der Redakteur redigiert ja nicht nur, wählt die Fotos und denkt sich Überschriften und Bildunterschriften aus und entscheidet, was in die nächste Ausgabe kommt und was verschoben wird.

Der Redakteur macht auch die Planung, das heißt, er teilt die Termine ein. Und, wenn es Sommer ist, setzt er sich hin und denkt sich was aus, was man machen könnte, damit die Zeitung voll wird, obwohl nichts los ist. Dafür muß sich der Redakteur in seinem Kaff ziemlich gut auskennen. Wenn der Redakteur seine Arbeit einigermaßen ernst nimmt, was ja mitunter vorkommen mag, ist das kein reiner Daumenlutscher-Job. Gut, die Kreiskaninchenschau redigiert sich auch bei ausgeschaltetem Hirn, aber irgendwas muß man ja machen nach der Mittagspause, bevor der Kaffee durchgelaufen ist. Und wenn manchmal doch die große Politik in die kleine Stadt einbricht, kann es sogar richtig interessant werden. (Sag ich mal so nach zwei Jahren in dem Job.)

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Die Realität ist eher die Lokalredaktion beim emsländischen Boten. Die grosse Politik bricht dort nur zum Wahlkampf ein und dann wird es unerträglich.

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wanted
nun, da wollte ich mich doch gerade bei "den medien" als freie mitarbeiterin andienen
a la
"welche berliner redaktion sucht ... ?"
und dann
so etwas.

aber herr genazino [eine frau, eine wohnung, ein roman] hat mich derart verführt, daß ich nun bereit bin für friedrichshainer bürgerinitiativen und moabiter kneipengeflüster. im zehn-zeilen-format.

p.s. angenehme reise!

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