Liebe kleine Stadt,

Du bist auf Deine Spitzweg-Art gar nicht hässlich, nur etwas zurückgeblieben, mit einer verqueren Romantik und einer Dummheit, die mitunter ganz reizvoll sein kann, wenn sie sich durch die Münder Deiner besseren Töchter äussert. Du hast keine Sorgen, keine Probleme, alles ist gut und die Zukunft ist sicher. Manchmal bist Du auch schön, und es ist ein Vergnügen, in Dir zu schlafen.



Leider bist Du auf Dauer schwer zu ertragen, und deshalb zieht es mich hinaus in andere dumme, kleine, selbstzufriedene Städte, die so sind wie Du, nur anders. Manchmal hübscher, manchmal klüger, mitunter sogar reicher. Das ist nicht oft der Fall, aber doch mitunter - bist Du nicht die Beste. In der Kombination bist Du reicher als Bergamo, grösser und weniger eingebildet als St. Moritz, und Du hast auch mehr Kultur als viele Alpendörfer, die ich bereise. Insgesamt, auf Dauer jedoch, ist es nicht wirklich genug.



Ein paar Dinge nehme ich von Dir mit, denn dort, wo ich sein werde, ist es selbst in Ausnahmefällen nicht so luxuriös; selbst erste Häuser servieren heute nicht mer mit massivem Silber - taten sie es je? - und nichts garantiert mir, dass die neuen Küchen unterwegs besser sind als das, was in Dir gelernt habe. Ja, sogar die zweitschlimmste aller Lebensmittelvergiftungen nach einem Gratin in Düsseldorf verdanke ich einem Käse durch jene Region, durch die ich demnächst komme. Und ich bin froh, wenn ich wieder daheim bin.



Aber erst einmal: Mein Auto ist wieder am Leben, es röhrt und säuft, in den Koffern saugt Kaffee den Mief der jahrzehnte weg, ich fühle mich jung und so frei Dir zu sagen: Es ist wirklich nett hier. Ich bin gern hier. Aber in den nächsten Tagen wäre ich lieber unterwegs. Bis dann, kleine, dumme Stadt am grossen Fluss im grossen, schönen, dummen Bayernland.

Mittwoch, 9. September 2009, 01:17, von donalphons | |comment

 
... und überläßt die Leser im FAZ Blog dem Hauen und Stechen? Juckt es Dich nie, all diese skurrilen Charaktere mal zu treffen? Ich kann stundenlang mitlesen und mich fragen: was mögen das für Persönlichkeiten sein?

Im übrigen wünsche ich gute Reise, Glück mit der aufgehübschten Barchetta und frohe Heimkehr!

... link  

 
Damenwahl. Das gilt auch umgekehrt! Ich würde gerne Herrn Alphons und Frau D kennenlernen; aber wer stellt sie mir vor ??

... link  

 
Frage
"in den Koffern saugt Kaffee den Mief der jahrzehnte weg" - ist das ein Trick der Frau Großmutter oder wie funktioniert das?

Danke und Gruß

... link  

 
Ich weiss nicht, wie es funktioniert, aber es funktioniert sogar bei Autoinnenräumen, in denen Benzin ausgelaufen ist. Es ging beim Sunbeam, und es geht auch bei Koffern: Eine Untertasse, ein Teelöffel Pulver, eine Nacht geschlossen stehen lassen, und dann den Koffer eine Nacht auslüften lassen.

... link  

 
Ich habe das selbst bei Autos bereits ausprobiert und kann sagen: In jedem Falle riecht es ad hoc erst einmal besser als zuvor. Der angenehme Kaffeegeruch verfliegt zwar recht schnell wieder, aber dem bis dato vorherrschenden Muff ist man Herr geworden.

... link  

 
damenwahl, ich würde auf jeden Fall Einiges dafür geben, wenigstens mal ein Bild von einigen Charakteren zu sehen...einfach, um zu wissen wie weit die Realität von der eigenen Vorstellung abweicht (Neugier pur). Aber evtl. ists auch besser so wie´s ist ;-)

... link  

 
Meinen Dank für die Erläuterung zum Kaffee - ich hab zwar kein Auto, in dem Benzin ausgelaufen ist, aber mein werter Herr Papa fährt seit 30 Jahren immer mit Kanister im Auto und das ist dann schon vergleichbar.

... link  

 
@miner
leider bin ich hier nur eine randfigur, ansonsten würde ich mich ihrem vorschlag (photos) anschließen - und sie zu einem ersten tausch (mit mir) anregen wollen.

... link  

 
Damenwahl, offen gesagt habe ich mir über die Frage noch keine Gedanken gemacht. Es gab aber mal den Fall bei einer Lesung, wo mir welche mit der Kamera aufgelauert haben, als ich aus den Waschräumen kam. Das war mir dann doch etwas zu viel.

Generell gibt es eine Liste von Leuten, die wissen, dass sie immer und jederzeit kommen können. Ansonsten bin ich ein sehr reservierter Mensch und brauche meine Freiräume. Was bei mir absolut nicht geht - und da habe ich erst vor Kurzem wieder so eine Erfahrung gemacht - ist dieses "Hey ich komm jetzt einfach mal vorbei wenn Du grad Zeit hast hast Du doch sicher oder also bis gleich". Ich bin kein Hotel, und habe sehr altbackene Vorstellungen von Gastrechten und Pflichten. Generell habe ich ein ziemlich reiches Privatleben mit vielen Terminen, und eine gewisse Zeit brauche ich einfach auch, wo ich keinen Menschen sehe.

... link  

 
Don, irgendjemand hat mir vor gar nicht allzu langer Zeit (entgegen meiner Einschätzung) mal gesagt, dass sich im Netz eine Menge netter Menschen rumtreiben….wenn ich jetzt nur wüsste, wer´s mir gesagt hat ;-) ….also, ich denke jetzt mal frei und unbekümmert: In ca. 50 Jahren liegt hier eh jeder von uns unter der Erde, also so long, wenn vorher mal ein Treffen stattfindet, dann könnte dass nicht schlimmer ausgehen/aussehen als die Volksfeste, die Du immer in Deinem Blog bebilderst. Im besten Fall wäre es eine schöne Erinnerung für den Ein oder Anderen mit einigen neuegewonnenen Menschen&Einsichten…wenn Du Pech hast auch für Dich.

Eigentlich kann man nur verlieren, wenn man so etwas nicht veranstaltet. Denn irgendeine klitzekleine Gemeinsamkeit haben ja die ganzen Leute hier und dort. Was meinen ?

... link  

 
Swina, willkommen im Club.
Ich bin hier auch nur die „randfigurigste Randfigur“ sozusagen, der Nichtblogger mit einem unerklärlichen Hang, hier immer wieder während des „normalen Lebens“ reinzuschauen. Und so soll das auch bleiben.
Ansonsten könnte ich für mein Dasein den Text vom Don kopieren & einfügen ( bis auf das Bild an dem WC Ausgang )

Aber, wie heissts so schön: Wo ein Wille ist, da ist auch ein Weg. Auf dass wir mal bald einen anständigen Bildertausch machen, an mir scheiterts mal nicht. Oder der Zündfunke dieser ganzen Gedanken (wie gemein…smile) kündigt vorher mal ein Treffen an.

In diesem Sinne gleite ich jetzt mal sanft raus aus der "Blogsphäre" und wünsche eine Gute Nacht.

... link  

 
@miner:
An den Nichtblogger mit einem unerklärlichen Hang, hier immer wieder während des „normalen Lebens“ reinzuschauen:

So hats bei mir vor ziemlich genau fünf Jahren auch mal angefangen. Und jetzt hat meine unbedeutende Blogbutze auch schon fast 1700 Tage auf dem Buckel. ;-)

... link  

 
Lieber nicht
Also ich bin im richtigen Leben genauso skurril, wie im Kommentarteil der FAZ, damenwahl. Andererseits glaube ich doch, daß es dort Leute mit, äh, etwas literarischer Überhöhung gibt. Aber das macht ja auch den unendlichen Spaß dort aus. Von Treffen im real life kann ich nur abraten. Ich habe so etwas schon einmal vor längerer Zeit erlebt. Wir waren eine bunte Horde, im ganzen war das Treffen sehr lustig, aber hinterher war die Luft raus, die Unbefangenheit fehlte ganz einfach. Ich finde es viel besser, wenn es auf der literarischen Ebene bleibt.

... link  

 
Don, sehe ich ganz genauso, ich verabscheue Überraschungsbesuch, der einfach plötzlich vor der Tür steht, wenn es gerade gar nicht passt. Gehört sich nicht, finde ich. Das meinte ich aber gar nicht.

Vielleicht ändert sich die Wahrnehmung mit den Jahren der Blogerfahrung, aber ich finde es ausgesprochen spannend, wie sich im Laufe der Zeit bei regelmäßigen Kommentatoren (auch ohne eigenes Blog) ein Profil entwickelt - und dann frage ich mich zwangsläufig, wie sich wohl Virtualität und Realität zueinander verhalten mögen. Vielleicht ist das aber auch weibliche Neugier typisches Mädchendenken.

Im übrigen möchte ich - als Nachtrag - skurril keineswegs negativ verstanden wissen. Ich will Sie auch gar nicht alle unbedingt treffen - mich hat lediglich die Frage beschäftigt, ob der Hausherr so gar nicht neugierig ist.

... link  

 
Ah, skurril ist bei mir gar nicht negativ konnotiert. Eher ein erstrebenswertes Ziel. Ich hoffe es in meinem Leben noch zu einem liebenswerten, leicht vertrottelten Privatgelehrten zu bringen, dem das Taschentuch aus der Manteltasche hängt. So ungefähr wie Herr Paganel aus Jules Vernes "Kinder des Kapitäns Grant" (les ich grade). Neugierig wäre ich übrigens auch, keine Frage. Damals, bei meinem Forumstreffen, waren merkwürdigerweise die Differenzen im Auftreten und Charakter zwischen virtuell und real sehr gering. Optisch hatte man sich die Leute natürlich gar nicht oder ganz anders vorgestellt. Und noch etwas war seltsam: die Varianz in Alter, Bildung, Beruf war sehr gering. Gleich und gleich gesellt sich gern. Aber ärgerlicherweise wollte sich später nie wieder der unbefangene Ton einstellen und übers Jahr war's eingeschlafen. Schade.
Der Hausherr ist, vermute ich, auch interessiert. Aber diese Büchse der Pandora (das öffentlich zu äußern) wird er nicht öffnen. Kann ich ihm nicht verdenken.

... link  


... comment
 
Lieber Don,
werden wir Deine Reisen auf dem GT-Blog nachverfolgen können? Ach das wäre schön!
Beste Grüße aus dem Norden
B

... link  


... comment