Im Fabergé-Ei

Es passiert nicht oft, dass ich mir denke: Das ist zu viel. ich bin versuat durch zu viele Schlösser und Klöster, mehr ist nur selten schlecht, und wenn ich wirklich könnte, wie ich wollte... würde ich wie im Ansbacher Schloss einen weissen Raum haben , um dann immer wieder aufs Neue einzutauchen in neue Prunklandschaften. Ich mag Schlösser. Ich mag es, wenn es voll ist. Aber manchmal ist es auch zu voll:



(Grossbild)

Im Dom von Bergamo etwa konnte man nach dem Mittelalter nicht mehr anbauen. Die Stadt breitete sich im Tal aus, auf der Oberstadt war der Platz zu eng. Also stopfte man alles, was man hatte, erwarb und sich leisten konnte, auf die Flächen, die man hatte. Man ging also an die Decken, und wenn manche bayerische Kirche innen wie ein explodierter Punschkrapfen aussieht, dann ist Bergamo ein zu gross geratenes Fabergé-Ei. Eines jener dem russischen geschmack angepassten Dinge, die schon in klein eher gewöhnungsbedürftig sind. Als Dom ist es auf Dauer schwer zu ertragen. Zumal, wenn es darunter anders aussah:



Unter dem Barock das Mittelalter, manchmal, wie hier, gotisch, andernorts romanisch und von recht guter Qualität. Damals jedoch konnte keiner ahnen, was man später an die Decke machen würde.

Wie gesagt: Mir ist es selten zu viel, und an jenem tag dachte ich, der Regen wäre schlimm. Aber der Dom von Bergamo, mein Lieber: Da hätte ich mir wirklich nachher einen weissen Raum gewünscht.

Sonntag, 20. September 2009, 01:20, von donalphons | |comment

 
tja, was horror vacui und profilneurose halt alles anrichten. (haben die geglaubt, daß sich die leute genickstarre holen beim gottesdienst? oder war das die zeit, wo niemand mehr geneigten hauptes betete sondern schön scheinheilig nach oben schielte?)
gut, daß die fresken unten bleiben durften. so mancher hat verfügt, den alten sch... einfach abzuschlagen.
ich habe die allergrößte freude daran, in alten kirchenräumen zu lesen, was die zeit mit ihnen angestellt hat. ornament und nichtornament sagt so viel über das denken von menschen.

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Generell denke ich ja, dass Menschen in Kirchen glauben und eher nicht denken - so kann man sich vieles darin erklären. Wie auch immer: Alte Fresken sind ein solider Putzgrund, den sollte man einfach bepickeln - immer mitten in die Fresse rein - und dann neu verputzen. So macht es später dem Kunsthistoriker alle Freude.

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"Weniger ist mehr" ... "Völliger Quatsch! Mehr ist mehr!"
Georgette Dee

Und: Man kann ja grundsätzlich niemals genug Popanz und Tüddelü im Haus haben. Oder im ehemaligen Collegium. Oder im Dom. Gegen drohenden Augenkrebs und/oder Fremdschämen beim Anblick von allzu überdrehten Dingen hilft im Übrigen stets eine stilvolle, schlichte Sonnenbrille, ruhiges Atmen und eine entspannte, würdevolle Haltung.

Grüße aus der schlimmen großen Stadt,
stets die Ihre, J.

ps. erflehe unbändig freies Nutzungsrecht an "sieht aus wie explodierter Punschkrapfen" ...

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aber bitte, nur zu.

Trotzdem: Mir wäre das an meiner Decke einfach zu viel. Das ist ja nur ein Gewölbeabschnitt von vielen!

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@don:
Immerhin beruhigend zu wissen, dass auch Deine sensorischen Aufnahmekapazitäten für Prunk und Pracht endlich sind. Ich bin sicher nicht der einzige Leser, der sich manchmal insgeheim gefragt hat, wo der Punkt bei Dir erreicht sein könnte. ;-)

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14 Meter über der Citta Alta von Bergamo. Um genau zu sein.

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Jetzt wissen Deine heimlichen Feinde endlich, was Sie Dir zum Geburtstag schenken sollen: Fabergé-Eier. ;-)

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Ich denke, dass ich sie ihnen dann serviere - und zwar bei 800 Grad weich gekocht.

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Das ist zwar nicht vegetarisch, aber Du wirst sie sicherlich sehr stilvoll servieren.

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Das denke ich auch. Stilvoll aus einem Kanonenrohr.

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Aber nein, da möchte ich schon mit am Tisch sitzen.

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Serviert man Fabergé-Eier nicht frisch gesintert?

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neid, Neid, NEID!
Klage nicht über das Schöne, das Du abbilden darfst, auch wenn es manchmal etwas überbordend ist.

Oder Du wirst nach Berlin strafversetzt und erlebst Dein persönliches Stalingrad Tag für Tag!

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