Der richtige Weg
Meine Schwabingkompetenz hat in den Jahren am Tegernsee stark gelitten. Meine Fähigkeit, anhand der Gäste einRestaurant einzuschätzen, war auch mal besser. Ich habe mich deshalb entschlossen, mich auf die Suche nach dem besten Bärlauchpesto zu machen, um das Elend in München zu vergessen. Die erste Etappe ist bereits bewältigt.
Und während vorne noch das Chromgestänge zum ersten Bad einlädt das noch zwei Monate entfernt ist, grüssen hinten die Berge. Dorthin, in das letzte Refugium des Winters, geht es morgen. Und hätte ich mehr Zeit. würde es immer weiter gehen. Aber leider muss ich ja bald nach London. Also esse ich jetzt schon vor.
as a one-time Londoner, I shall have to stand up for my old chaps. I challenge you to a nice treacle tart from Konditor & Cooks (admittedly half-German) down near Borough Market - my perennial favourite, although it is sweet as hell. There are some nice places near the Wallace Collection as well, if you can spot them. And Fortnum's of course, always Fortnum's. Might not be a match for Meran's finest, but definitely on par with some of the places north of your usual haunts. So find yourself a nice deckchair somewhere, settle back, and think of England (as it should be, at least).
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lassen Sie sich nicht von dem Schein Fortnum's verlocken / in die Irre führen. Das "Sein", i.e. die Teeauswahl am Tresen, ist nämlich wesentlich besser als die fertigen Packungen und mit einigen Trouvaillen bestückt. Ich kann den Lingia-Darjeeling First Flush nur empfehlen (whole leaf, naturally, not that awful dust). Sicher der beste Tee (schwankend von Jahr zu Jahr, zugegeben), den man in dieser Hinsicht finden kann. Er ist aber auch hier in good old Germany gut zu finden.
In vieler anderer Hinsicht haben Sie sicher recht, wie ich auch aus leidlicher Erfahrung berichten kann. But there are places to go and people to see for the right stuff...
Zu Hotels kann ich leider keine Empfehlungen aussprechen. Canary Wharf is beyond the pale for me und westwärts ist ja alles heruntergekommen, although the Savoy seems to have received some attention lately. Bit too steep a price for my type, unfortunately.
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Also scheint es bei den guten alten Fortnums auch was Besseres zu geben als das was ich gutglaeubig gekauft habe. Und zum Tee wuerd ich da auch nicht nochmal gehen.
Und ja, es gibt auch sehr schoene Sachen in London. Marks & Spencer mag ich sehr, aber nur deren klassische Sachen, nicht den Versuch von Marks "trendy" zu sein.
Nur das Essen - lieber geh ich zu Pret a Manger oder wie gesagt zu Claridge's. Bei beiden habe ich noch nie allergisch reagiert. Ansonsten hab ich selber gekocht, aber nur vegetarisch, denn Sie koennen dem Fleisch kaum trauen. Die meisten Inspektoren sind naemlich auf der Schmiergeldliste und stempeln Fleisch von kranken Tieren. Sogar bei der Milch muessen Sie vorsichtig sein, weil die meisten Kuehe krank sind. Jedenfalls habe ich die Erfahrung gemacht, dass man fuer EUR 5 im Shopping Centre in Calais besser isst, als im teuren Lokal fuer GBP50 pro Person in London.
Alles in Allem wuerde ich die Touristenlokale meiden. Koennt ich Ihnen Sachen erzaehlen, die Ihnen den Magen umdrehen. Von Kakerlaken bis zu recyceltem Essen. Don't do it. Einschliesslich Ritz, wo man sowieso 3 Monate im voraus reservieren muss, fuer den 5 Uhr Tee.
Abschliessend bemerkt: Das One Aldwych ist auch anstaendig. Die bekommen naemlich staendig Besuch von Hotelpruefern.
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Man sollte nur darauf achten, dass sich kein Maiglöckchen in den Sammelkorb verirrt.
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Als nächstes würde ich auf Brennesseln tippen.
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ein völlig überschätztes modegemüse.
das mit dem umsonst treibt die städter aufs land, mit dem auto, versteht sich, weil man sparen will, koste es, was es wolle. am ziel ihrer wünsche und begierden angelangt und mit beuteln, teilweise schon mit sicheln und körben augerüstet, hoffen sie dann, zu ernten, wo sie nicht gesät haben.
aber das unkraut ist ja soo gesund...
der hausherr hat anderswo die linie vom fegefeuer der kath. kirche zur kernschmelze in japan gezogen und da ziehe ich die parallele vom weihwasserbrunn zum bärlauch, das eine wie das andere verheisst denen, die daran glauben, erlösung.
bei uns in der gegend gibt es metzger, die bärlauchfleischkäse und bäcker, die bärlauchbrötchen anbieten, da kann es an nix mehr fehlen. vielleicht entschliessen sich auch noch die örtlichen eiskonditoren, auf den schon anfahrenden zug zu springen.
für den, ders mag, gibts immer noch knoblauch, wem das kochen zu mühsam ist, kann ihn auch roh verzehren.
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Bärlauch ist eine Pest. Um die Jahreszeit muss man froh sein, wenn man was ohne Bärlauch bekommt.
Wie in jedem richtigen Biergarten, kann man auch im Wintergarten sein Essen mitbringen.
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Drum ist er dankbar für die Abwechslung, die sich mit den ersten warmen Sonnenstrahlen in den Wäldern zeigt, lange bevor das Selbstgesaete auf dem Acker sprießt.
Warum das dann so hypen muss, ist mir allerdings auch ein Rätsel.
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"Nach meiner Beobachtung hat der Aufstieg des Bärlauchs etwa parallel zu der Wiederentdeckung der altdeutschen Vornamen stattgefunden. Seit Knaben wieder »Ludwig« oder »Johannes« heißen, isst man verstärkt Bärlauch. Eine Taufgesellschaft, die sich um die Krippe einer neu geborenen Josepha oder Berta schart, wäre ohne das dezent dazu gereichte Bärlauchsüppchen stilistisch nur halb gelungen."
http://www.zeit.de/2005/16/titel_2fMartenstein_16
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Mit Verlaub:
Quarkkuchen mit Lakritzesosse an Dampfnudelaroma auf Schaum von der Essenz schwarzer Knollenblätterpilze.
eine Frage a.) der fachgerechten Lagerung, b.) der rechten alten Sorten. Meine Karotten im Sand sind noch so frisch wie bei der Ernte. Nach 7 ! Monaten.
Indes mit der Abwechselung hat er Recht,
abär :-) dafür hat man ja die div. Beeren von Vorjahr... getrocknet, als Geele oder als Marmelade...
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Sie haben ja sooo recht! Wenn man den Modefirlefanz weg läßt schmeckt das Zeug einfach prächtig. Als Pesto ist er ein wenig schwierig: er wird mit Öl püriert, was eine deutliche Bitternote hervorruft, die vom Chlorophyll kommt. Die muss man halt ausgleichen.
Deshalb ist die Rahmsuppe (unbedingt: als richtig legierte Suppe machen!) viel besser. Wie beim Knoblauch: möglichst fein schneiden, mit der flachen Klinge gut pressen, 5' liegen lassen und hinein ins rahmige Nass. Paßt zur Jahreszeit und gibt denen, die ihn schon vor 20 Jahren mit Vergnügen gegessen haben, das perfekte pharisäerhafte Wohlgefühl, einige Lichtjahre über den Modefatzken zu schweben.
Martinstein hat vermutlich richtig beobachtet. War das nicht auch die Zeit, als die ,,In"-Society in Berlin das Gutbürgerliche an sich ,,wieder entdeckt" hat?
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> War das nicht auch die Zeit,
> als die ,,In"-Society in Berlin
> das Gutbürgerliche an sich
> ,,wieder entdeckt" hat?
gestern ging ich zwecks easy Anschaffung durstvorbeugender Fruchtbrausewegzehrung in den Kreuzberger Biosupermarkt ("Rotbäckchen-Schorle" für 2,75 mit dem kasernenhoftonartigen Aufdruck: "Dies ist eine Mehrwegflasche! Sorgfältig spülen und MIT DECKEL wieder abgeben! Danke!"), saß auf einer Parkbank am Paul-Lincke-Ufer, genoß eine politisch sicher korrekte und sittlich doch wohl einwandfreie Fruchtbrause, rettete einen Menschen in Indien vor dem Dehydrierungstod und fühlte mich durchaus weltbürgerlich erhoben. Sogar veganes Hundefutter hätte ich erstehen können ("die ethische Alternative für ein gesundes und aktives Hundeleben").
Ich dachte: es scheint eine kalkulierte Marketing-Strategie zu sein, in die Produktnamen reinzuschreiben, welche Emotionen das Lebensmittel auslöst, wie man sich nach dem Konsum fühlen wird: Rotbäckchen-Schorle, Mystik-Kräutertee, Romantik-Honig, Scharfmacher-Schokolade, habe ich alles gesehen.
Die Bio-Produktmanager scheinen begriffen zu haben: alles ist Botschaft in dieser Welt, nichts dient allein dem Gebrauch. Alles erscheint doppelt, nämlich einmal als das, was es ist - Honig, Schokolade, Apfelschorle - und einmal als das, was es im Rahmen eines kulturellen Paradigmas "bedeutet", welche Bilder es aktiviert: Rotbäckchen, Romantik, Mystik, etc. Das vielleicht beste Beispiel dafür ist die Pfirsichmarmelade, die hier als "Familienbrotaufstrich" verkauft wird. Einkaufen als performativer Akt, sozusagen.
Interessant würde es, wenn man einen Thesaurus der Dinge erstellte, die hier verkauft werden: Brotaufstrich, Quitten, Bärlauch, Holunder, Malz, Pastinaken, Buchweizenkleie: alles Herta-Müller-hafte Wallungswertvokabeln, die in einem powerpointschubsenden Großstadtbewohner eine geradezu Heideggersche "Qualität der Dinge" hervorzurufen scheinen, getreu dem Motto: "Zur Erde gehört dieses Zeug und in der Welt der Bäuerin ist es behütet".
Das sei Ihnen gerade mal in nüchternem Reporterton erzählt.
Die Stichwortgeber der nationalen Debatten, vielbeschäftigte Konferenzteilnehmer, Regierungsberater, Thinktankinhaber und Gastkommentatoren nennen das dann "Neue Bürgerlichkeit"; der Autor dieser Zeilen, der nicht umsonst Dialektik studiert hat, sieht darin nur eine weitere Steigerung der Künstlichkeit.
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Hihi - das heißt Eulen nach Athen tragen. Danke jedenfalls für die präzise, weil poetische, Beschreibung. Für mich als bekennendes Landei, wohnhaft in tiefster Provinz am Rand eines Ballungsgebietes, ein wohlfeiler Blick in die große weite Welt. Meine Botschaft ist seit Jahrzehnten dass man, um den Gebrauchswert von Irgendetwas realisieren zu können, sich stets die Herstellungsbedingungen der Waren so detailliert wie irgendmöglich gegen den ausdrücklichen Wunsch der meisten Hersteller (löbliche Ausnahme: Manufactum, mit Abstrichen: Hess Natur) ansehen muß.
Ware mit Gefühl verbinden zu wollen läuft immer auf Schwindel hinaus. ,,Lifestyle" ist genuin unehrlich. Mindestens die Distinktionsabsicht wird notorisch unterschlagen oder frech dementiert.
Deshalb wiederhole ich: Bärlauch ist ,,an sich" ein wunderbares Lebensmittel, frisch, selbst gepflückt (aus dem Garten würde ich ihn bevorzugen, aber niemals den Wald verschmähen) oder im Supermarkt gekauft gleich gut. Wichtiger ist was man wie damit macht.
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80er: Basilikum
90er: Rauke (= 'Rucola')
00er: Bärlauch
Für die 10er-Jahre ist es noch nicht raus; mein Kandidat wäre Waldmeister, aber Brennessel und Holunderblüte (die der andere Untote aus Berlin ja auch schon erwähnt) sind noch im Rennen.
Und die ehemaligen Trend-Kräuer früherer Jahrzehne gehen nicht weg, sie werden nur banal und alltäglich.
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Brennesselkäse und Tee gibt es schon länger im Supermarkt als all die Holunderblütensachen. Weil damit allgemein aber auch unangenehme Erinnerungen verbunden sind (welches Kind hat sich nie an denen verbrannt?), räume ich den Holunderblüten bessere Chancen ein. Die sehen einfach auch hübscher aus.
Rosenblüten sind übrigens auch schwer im Kommen. Als Tee, Joghurt und Gelee sowie im Honig und in Süßigkeiten. Kennen die Leute vermutlich aus dem Türkeiurlaub und kaufen es dann gerne wieder.
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zT bärlauch hat dieser junge mann ab ab ca 2:50 noch etwas zu sagen ;)
http://www.youtube.com/watch?v=C2h4bK5Thy4
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gut beobachtet und noch besser beschrieben.
rotbäckchen ist urprünglich ein traubensaft, der blutarmem kindern aufhelfen und ihnen eben röslein auf die wangen zaubern sollte. wie das ja auf dem etikett deutlich zu sehen ist, das mädchen trägt ein kopftuch - das trugen mädchen so noch anfang der fünfziger jahre*).
rotbäckchen gab es schon, als der gewöhnliche deutsche noch knoblauch verabscheute.
das mit der lebensreform, aussteigern, die da wirklich echte, autenthische, natürliche leben leben wollen, ist etwa hundert jahre her: hesse, fidus, monte verita, dieffenbach, gräser, um einfach mal ein paar namen für weitere recherchen zu nennen. ach so, und steiner, das war auch so einer, oder besser, so einer in potenz. man könnte da in richtung fäulnis und gärung denken, wenn das nicht arg biologistisch wäre, aber wenn man dann noch daran denkt, dass hitler nichtraucher, antialkoholiker und vegetarier war, bestärkt das wiederum solche gedanken.
dann fällt einem wieder ein, dass von der lebensreform die fruchtsaftfirma eden**) blieb, und die sog. reformhäuser, die denen, die daran glauben, bis heute die zu ihnen passenden nahrungsmittel verkaufen. im moment scheint die nachfrage wieder etwas zuzunehmen, ob ich das für ein gutes zeichen halten soll?
immerhin, in der branche ist eine gewisse gerissenheit und geschäftstüchtigkeit nicht von nachteil, gerüchte wollen wissen, dass da sehr viel mehr gütegesiegeltes verkauft als angebaut und geerntet wird.
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*) lt wikipedia gibt es die marke rotbäckchen seit 1952. ein klassiches produkt ses wiederaufbaus.
**) eden gemeinnützige obstbau-siedlung eg in oranienburg. mit interessanter geschichte, von der lebensreform über ariertum in die ddr und von dort zur landesgartenschau oranienburg 2009. wikipedie aund google helfen.
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Und Lakritze auch - am besten mit Salmiaknote.
Da habe ich ja Glück, dass die Kommunalwahlen in Ffm. schon vorbei sind. Am Ende hätte ich noch die gelben Jammerlappen wählen müssen - wegen ähnlicher kulinarischer Vorlieben.
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> hesse, fidus, monte verita,
> dieffenbach, gräser, um einfach
> mal ein paar namen für weitere
> recherchen zu nennen
Auch in Don Alphonsos Schwabing wimmelte es um 1900 von gnostischen Erlösern und okkulten Propheten, diätetischen Anarchisten und ekstatischen Abstinenzlern, Reformern an Leib und Seele, Weltverbesserern jeder Art, Kaffeehauskünstlern und komischen Käuzen, die in verstiegenen Dachwohnungen über ihrem endgültigen, weltumstürzenden Werk brüteten, das, wenn es überhaupt je zustande kam, oft auch ihr Einziges blieb. Schauen Sie sich nur die Menschen im Umfeld von Frau zu Reventlow an:
http://de.wikipedia.org/wiki/Fanny_zu_Reventlow
Ich schreibe derzeit das Exposé einer neuen Biographie über Oswald Spengler für den C.H. Beck-Verlag. Spengler gehört ebenfalls dorthin.
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-parfait dabei sein... Und darf nicht unter 80 € für das Hauptgericht kosten.
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Ich kam mir dann ganz schön blöd vor, als ich in Vorderriß feststellen musste, dass die Mautstrasse gesperrt ist :(
Es war aber trotzdem ein schöner Tag.
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ein wichtiger Vorteil des Bärlauchs gegenüber Koblauch ist der, dass der nachhaltige und unschöne Mundgeruch entfällt.
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ich würde auf ein Wunderkraut tippen aus der Ecke Nahrungszusatzmittel mit Wunderwirkungen. Ein heißer Kandidat, der Alle, die wirklich nah genug heran gehen möchten, noch mehr zum lachen bringen dürfte als die modischen Kapriolen mit Bärlauch ist das ,,horny goat weed", ein supermegapotenter natürlicher, ich betone: total natürlicher, Viagra-Überwinder. In einer der abgelegensten chinesischen Provinzen, wo der Fuchs einst Konfuzius eine gute Nacht wünschte, hatte ein Hirte (weise, wie der Volksmund so ist) beobachtet, dass die Libido der Ziegenböcke ultra aufgesteilt wurde, nachdem die davon gefressen hatten. Muss man mehr sagen?
Zum Lachen daran ist, dass dieser zwischenzeitliche Geheimtip informierter Männer der informell fortgeschrittensten Zonen der Welt (das ist natürlich nicht irgendein popeliges Westviertel in diesem kleinen Land, called Germany) jeder spießigen Gärtnerin hierzulande seit ewigen Zeiten bekannt ist: es handelt sich um die Elfenblume Epimedium, in jedem besseren Westviertel im Vorgarten. Deren Blätter kann man mit organischen Lösungsmittel extrahieren, daraus Pillen machen, welche nicht funktionieren können weil der Wirkstoff wasserunlöslich ist, die sich aber für wirklich viel Geld bei ,,Mens health" verkaufen lassen.
Bei den Imaginationsfähigkeiten, die ich den männlichen Bewohnern hiesiger Westviertel zutraue und die den Placeboeffekt wirkungsmächtig aufrüsten dürften, traue ich dieser Pflanze eine durchaus wundersame Karriere in diesem Jahrzehnt zu. Zwar 6-8 Jahre nach New York, aber dafür sind es ja hiesige Westviertel. Dass die Berliner Internetaffinen noch nicht darauf gestoßen sind wundert mich freilich.
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Nicht dass ich wüßte, außer natürlich nach Verheißung...und damit, darin liegt ja das Wunder, ist es eine Ware in der zusätzlich noch eine Botschaft enthalten ist, ein Gefühl (wenn es denn klappt). Und wenn es nicht klappt - Placebo. Aber das ist ja bei jeder Szene auch so.
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sehr schöne Anwendung - ja, mit Roland Barthes lässts sich auch beinahe 50 Jahre später noch (oder vielleicht jetzt erst echt) großartig Konsumanalyse/kritik betreiben. Aber hätte R.B. nicht doch einen kleinen Quellenhinweis verdient, den Sie Heidegger ja auch zugestanden haben? (Auch wenn Sie kein Ehrenwort auf die Eigenständigkeit Ihres Kommentars abgegeben haben ...)
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http://www.freestevia.de/
Und Cargill & Co. haben auch schon kräftig investiert, das gibt keine Gewinnmargen mehr her...
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(...und schon wieder glücklich an einem Hype vorbeigeschrammt!)
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Das hat wohl mehrere Gründe:
Es ist nicht so, dass ein Süßreiz schon dann ,,gesund" ist, wenn er nicht mit Zucker verbunden ist. Auch dann fungiert er als (falscher) physiologischer Reiz.
Was die Verwendung der Blätter angeht: da hängt Alles davon ab wie gut man es kann - wie beim Bärlauch. D.h. man kann auch Vieles falsch machen. Gibt keinen Kultcharakter. Die uralte Weisheit der Indianer aus Paraguay hat nicht die mediale Durchschlagskraft bei uns wie Gleichaltes aus Indien oder China. Daher auch weniger Hoffnung auf spontanen Distinktionsgewinn.
An Stevia will man aber wohl eher mit Extrakten verdienen; da hängt dann Alles davon ab, wie die gemacht wurden. Und genau das wird nicht verraten. Wir hätten also das gleiche Problem wie mit den gut versteckten Geschmacksverstärkern. Die Intelligenz der Anbieter würde sich nur auf das Marketing werfen und nicht auf die Verbesserung des Produkts.
Nein, da bleibe ich skeptisch...
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Stevia ist als Extrakt inzwischen zugelassen, die Pflanze bietet jede gut sortierte Neureihenhaussiedlungsgärtnerei aber auch als Topfpflanze an. Die Biedermeierbohème wird es kaufen, da beißt die Maus kein Faden ab.
Ich kenne Steviablätter schon länger aus Frankreich, nutze es zu medizinischen Zwecken und vermeide es als Süßmittel, es schmeckt wirklich nicht.
Zum Neutralisieren von Chlorgeschmack im Trinkwasser, (dafür wird es u.a. in französischen Haushalten eingesetzt), bevorzuge ich Minze, frisch vom Türken oder vom Balkon.
Was Cargill & Co. aus Stevia machen werden? Das gleiche was die aus allem andern, das wir essen, auch gemacht haben: Discounter Food mit naturidentischen Aromastoffen.
Und ja, das ist ein guter, sehr guter Grund die Pfoten davon zu lassen.
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Danke! Ich will diesen Thread, bei dem Viele wohl eher auf Konversation aus sind, nicht mißbrauchen, aber auch meine Neugier nicht unterdrücken:
für welche medizinischen Zwecke nützt Du es denn?
Das könnte Dich vielleicht interessieren (falls Du es nicht kennst):
http://www.jci.org/articles/view/37385
Das hat damit zu tun warum man von rezenten Fruchtsäften eher fett wird statt abzunehmen. Große Mengen Fructose, weil man mit Zucker aus fermentierter Maisstärke süßt (was u.a. Erdogan reich gemacht hat).
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das Kraut - nicht der Extrakt -, wirkt antibakteriell, man kann es als Wundpflaster einsetzen oder als Mundwasser anrühren und auch wie Lakritze bei Sodbrennen und Verdauungsproblemen (zuvielzufettgegessen;-).
Gut ist es auch als Paste auf offene Mundecken oder Lippenbläschen, am besten gemischt mit Honig. Wenn man kein Stevia da hat, reicht der Honig dafür auch.
Danke für den Zuckerlink, aber was ich insbesondere meinte, waren die in den Lite-Produkten verkauften Stoffe wie Aspartam etc. Davon kann ich nur sagen: FINGER WEG. Es hat Jahrzehnte gedauert bis der Dreck in den USA eine Zulassung bekam - nicht ohne Grund.
Jetzt haben die die Zulassung und wir den Dreck auf den Tellern.
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Danke! D.h. es funktioniert ähnlich wie mit Salbei (Salvia officinalis oder ähnliche Arten).
Mit Stevia geht es offenbar, wie die Verfolgung des von Dir gegebenen Links und weiterer Veröffentlichung zeigt, den gewohnten Gang: man versucht mit Extrakten daraus und einzelnen, industriell gewonnenen Komponenten Geld zu verdienen und das durch Verfahrenspatente abzuichern, statt in einem OpenSource-ähnlichen Verfahren gemeinsam zu lernen, wie man mit den Blättern richtig umgeht.
Das Schicksal bleibt aus anderen Gründen dem Bärlauch erspart. Der einzige ,,Schaden" scheint zu sein dass einige Halbgebildete damit unverdiente Distinktion hochstaplerisch zu erwerben trachten.
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