: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Donnerstag, 14. April 2011

Die üblichen Formalitäten

1. Urlaub verlängert

2. Eingeschweissten Grana Padano gekauft (Parmigiano kommt noch in Parma)

3. Tortelli con Zucca gegessen

4. Schuhe gekauft









Erst jetzt kann der Urlaub so richtig anfangen.

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Die Hölle des Südens

Am Sonntag wäre nördlich von London noch ein weiteres historisches Rennen gewesen: "The Hell of the North", eine 70 Kilometer lange Rundfahrt über die übelsten Landstrassen der Region, um die Hölle des Nordens, das Rennen Paris-Roubais zu feiern. Dort geht es über schlimmste Kopfsteinpflaster und zumeist miserables Wetter zu erlittenen Siegen und endlosen Qualen. Es war ein "vielleicht" in meiner Reise, das zu einem "das war nichts" wurde. Ich will gar nicht wissen, wie das mit Heuschnupfen.... wie auch immer: Willkommen zu "The Hell of the South"!



Einem mörderischen Rennen durch Mantua, vorbei am See und an brutalen Kastellen, an Geschäften und Verlockungen wie Pavesi,wo es die berüchtigten kleinen Schweinereien gibt, dreckiger als jeden Schlammloch in Nordfrankreich. 20 brutale Kilometer durch die Schrecken Oberitaliens.



Wie es sich nach drei Kilometern zeigte, hatte ich vergessen, die linke Kurbel ordentlich festzuschrauben. Hier lachten nur ein paar Putti - wie das im gebuchten Hotel in London gewesen wäre, einen passenden Steckschlüssel zu beschaffen, will ich lieber gar nicht wissen. Iich sage nur: Metrisch vs. Zoll. In diesem Moment wird mir klar, dass der Ausfall auch seine guten Seiten hat. Als Ersatztext für die FAZ habe ich übrigens doch über das Radeln geschrieben. Aber wie immer: Von Italien nach Deutschland. Dieser Norden und ich; Das wird in diesem Leben nichts mehr., Es wird Zeit, dass der Norden stirbt.



Zurück auf der Hölle des Südens: Da sind fiese Ritzen zwischen den Steinen, furchtbar mit Rennradreifen. Schwer wird es besonders an jenen Strassen, die mit Arkaden und Lauben gesäumt sind, in denen sich heimtückische Geschäfte verbergen. Wie etwa der neue Käseladen der Stadt. Da hilft nur das Absteigen und Schieben, ganz grässlich. Und erst vor Pavesi!



Beinahe hätte es mich dort geschmissen. Flandern ist ein Dreck gegen die Hölle des Südens mit ihren spitzen Steinen. Das muss man einfach auch mal sagen. Auch muss man sagen: Meine weichen Rennfahrerschuhe (Auto) taugen gar nicht zu den Rennfahrerpedalen (Rennrad). Die Stege drücken beim Rütteln schwer durch.



Beschliesse also, nachher passende Rennradschuhe von Church's, Green und Allen Edmonds anzuschauen. Denn er zur Hölle geht, soll gute Schuhe tragen. Oder andere Räder benutzen. Würden jetzt andere sagen, aber was verstehen die schon von der Hölle.



Nach zwei Stunden elender Quälerei, mal auf dem Sattel, mal schiebend, unter elendsten Wetterbedingungen - brennende Sonne, 24 Grad, zwischendrin immer mal wieder Tifosi im Weg - wird es Zeit, sich auch geistig nochmal schweren Hürden auszusetzen. Zu diesem Zweck erwerbe ich eine Zeitung und mache mich beim Versuch, sie ordentlich gefaltet zu lesen, mehr als nur lächerlich.



Ausgedörrt, ausgehungert von den Strapazen nehme ich dazu eine Kleinigkeit zu mir. Deutsche Schulklassen kommen vorbei. Deutsche Touristen setzen sich neben mich. Eine Italienerin trägt eine dunkelgrüne, glänzende LV-Tasche. Ich muss nachher unbedingt Schuhe kaufen. Ich habe immer noch schrecklichen Heuschnupfen, als ich einmal in zwei Stunden niesen muss. Es geht mir dreckig. Ich bin absolut am Ende, und in 24 Stunden habe ich noch kein einziges Paar Schuhe gekauft.



Jetzt wäre so ein Garten schön. Jetzt wäre es schön, wenn ein paar Kommentatoren darin wären, eine Picnicdecke auslegten und mein Tun loben würden. Jetzt wäre es gut gewesen, in der FAZ eine Begleitung anzufordern, die mich in diesen schweren Stunden umsorgt und - oh Gott, ich habe gehustet - pflegt, und sagt, dass es jetzt reicht, ich bin hier zum Schuhe kaufen, und nicht, um an Asthma zu sterben. Gleich daheim werde ich eine Forderungsliste aufsetzen - da löst sich schon wieder die Kurbel. Tod, da ist Deine Schraube, Hölle des Südens, da ist Dein Sieg - beinahe. Mit letzter Kraft gelange ich daheim an.



Und hätte mir mein grausames Schicksal nicht auch noch diese Sophia-Loren-Kopie in den Weg gestellt, wäre ich sogar richtig flott unterwegs gewesen! So aber ist es die Hölle des Südens gewesen.

Und die Schuhe von Green waren in meiner Grösse auch nicht mehr da, ich musste Edmonds nehmen. Habe dann noch welche von Alexander gekauft. Mit roter Sohle. Die passen besser zum Rad.

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