: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Donnerstag, 21. April 2011

Wiederbringlich

Das mit den Mitbringseln ist gar nicht mehr so einfach: Früher gab es schon in den Supermärkten vieles, das daheim nicht zu bekommen war, von den Märkten und den Spezialitäengschäften (hier! Aus der Anticha Salumeria in Verona! Oder: Da war ich also in Casalmaggiore...) ganz zu schweigen. Es war einfach. Dann kam die Globalisierungm und heute bekommt man Olivenöl aller Arten nördlich und südlich der Alpen gleichermassen. Wenn man denn will. Dioe meisten wollen eher billig, und dann darf auch mal was Italienisches drauf stehen.



Man muss sich also spezialisieren und in Löcher kriechen, in die die Globalisierung nicht kommt, Sabbioneta ist so ein Loch. Und ja, ich fahre auch mal ins - momentan noch recht leere - Sabbioneta, um dort in einem Kaden am Hauptplatz dort hergestellte Sbrisolana zu kaufen. Die nämlich bekommt man - mit Butter - nur hier. In Kilopackungen. Man kann nämlich in Cremona auch 100 Gramm kaufen. Ohne Butter. Aber mit Geigen drauf. Dann eben Sabbioneta. Aber nicht San Benedetto Po.



Man ist über das Essen der Mönche in diesem Kloster recht gut informiert; es war eines der reichsten Klöster des Mittelalters, und das sieht man den Resten auch an. Inzwischen gibt es dort ein ganz gutes Museum zur Klosterkultur, wenn man kein Spezialist ist, es gibt einen ordentlichen Kreuzgangsrest und wenn man sich die Ausmalung wegdenkt, auch eine famose Kirche. Nur leider gibt es keinen Museumsladen mit Essen. Das ist in Deutschland inzwischen recht üblich, egal ob im noch von Mönchen bewirtschafteten Plankstetten oder im säkularisierten Eberbach. In Italien hat sich das aber noch nicht etabliert. Schade. Man könnte dazu gute Geschichten erzählen.



Zum Glück jedoch hat die Vorsehung aber gleich hinter dem Kloster den Nachfahren eines calabresischen Strassenräubers postiert, und der wiederum hat extrem scharfe Kost, die es so in Deutschland nicht einfach gibt. Zudem: Aus Calabrien, wo die Etiketten noch wie aus den 70er Jahren aussehen und man eben eine andere Geschichte zu erzählen hat. Ein unwiederbringliches Mitbringsel, nur einmal, jetzt hier und heute, an einem Frühsommertag, als der Po träge gen Mittelmeer floss.

So in etwa. So passt es.

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Hätte wäre sollte

Hätte die FAZ eine iPad-App, die mehr könnte als die Zeitung 1:1 auf eine kleine Kiste zu übertragen, und ein wenig zu speichern, für 30 Cent weniger als die Printausgabe bei 30 MB Datenvolumen, hätte ich gesagt: Hey! Lasst uns was über Bunt in Italien machen!

BLAMM!



Sonnenuntergang bei Soldferino! Da oben ging es mir wieder richtig gut.

WHAM!



Das satte Orangegelb der Strassenbeleuchtung an der Gardesana Ruchtung Süden! Und deshalb:

KABOING!



Pinkrosa Bagger und Container! Direkt vor San Zeno, Weltkulturerbe. Das schaffen nur Italiener. An mein Herz dafür. Weil:

KARAMM!



Auf dem Bagger, auf dem Leuchter, im Dreck und im Herrenhaus: Egal!

ZWOSCH!



Es gibt ihn auch in Schwarz, aber warum, wenn es auch in Goldgrün wie die Augen einer schönen Italienerin geht? Das ist es, was Italkien so besonders macht: Diese verschwenderische, schamlose, vollkommene Hingabe an die Farbe. Und ich musste mich an ihn hingeben.

Knallbunte Bilder, das, hätte ich gesagt, das wäre mal was. Eine Orgie. Diese Kiste ist doch nicht eine Schwarzweiss-Zeitung!

Naja. Ist sie wohl doch geworden.

Wobei Schwarzweiss ja auch mal nett sein kann, als Stilmittel in einem Beitrag über die geänderten Lebensumstände, die die Zeitung entweder umbringen werden, oder zu einer Marginalie im Awarenessgeschäft verkommen lassen.

(Ganz ehrlich: Ich bin fassungslos. Neue Welten, in die man alle Beschränkungen der alten Welt 1:1 überträgt.)

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