Der Mann, der davonfuhr

Der Mann, der davonfuhr, der bin ich gewesen, und zwar, wie man so schön sagt: Die längste Zeit. Nun klettere ich wieder auf dem Scheidungsmüll anderer Leute herum, wenn ich gerade Zeit habe, und stelle fest, dass das Alter jenseits von 40 vielleicht nicht unendlich toll, aber dutchaus interessant ist, so als Forschungsgegenstand. Über das Davonfahren. Nach all den Jahren und Schwüren, am Traualtar und anderswo. Nicht wirklich auf dem Weg zu neuen Horizonten sondern erst mal nur weg. Davon, aber eben nicht dorthin. Und das Davon auch nicht wirklich gekonnt. Es reicht gerade mal zum Wegkommen. Danach Antriebslosigkeit.



Vielleicht ändert sich das auch wieder, was weiss ich schon, ich habe mich nie jemandem auf ewig versprochen, um dann all die Probleme damit zu haben, wenn ewig ein paar Jahre sind. Ich vermute, es hat was mit dem abrupten Wechsel von "Immer jemand da" zu "irgendwie ist gar keiner da" zu tun, eine gewisse Orientierungslosigkeit unter allseits grauem, aber nicht mehr stürmischen Himmel. Und natürlich: Man sieht all die jungen Dinger und fühlt sich alt. Es gibt vermutlich angenehmere Erfahrungen.



Der Mann, der gerade nicht mehr davonfährt, hat ein wenig Vermutung, wie es zu einer neuen Generation der alten, nicht verheirateten Tanten kommt, und hat die leise Befürchtung, dass sie keinerlei ungebührliches Verhalten an den Tag legen werden. Man kennt das, die alten Damen, die den Rest der Familie beim Eierlikör unter den Tisch trinken. Zum Glück auch keine ausgesonderten Religionslehrerinnen. Irgendwas dazwischen. Nachdem ich nicht weg kann - man rennt mir nachgerade die Bude ein - werde ich es erfahren. Die Altstadt ist klein, hat hohe Mieten und wer hier ist, der bleibt.

Donnerstag, 16. Juni 2011, 01:25, von donalphons | |comment

 
konformistische, langweilige tanten gab es früher auch - in der regel mit dem pfarrer gut bekannt. an die stelle des kirchengangs werden wohl künftig die kathedralen der biokost, der esoterik und des yoga treten.

angenehmer sind natürlich die spannenden tanten mit dem spleen und dem eierlikör (s. dame edna) - oder dereinst: mit dem cosmopolitan in der hand. wobei scheidungen dem ruf nicht wirklich zuträglich sein dürften, denn:
die wahre tante war schon immer nur-tante!

den erbonkeln ging es noch nie anders, n'est-ce pas...

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Immer jemand da
Wenn man schon heiraten muß/möchte, sollte man vorher aber ganz sicher sein, daß man gut mit sich allein leben kann.

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@sylvia_s - hoher Anspruch, aber Grundvorausetzung, da haben Sie schon recht. Nicht, dass das irgendwer beachten würde...

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@silvia
Wenn man schon heiratet, sollte man sich vorher anwaltlich beraten lassen.
Viele wissen gar nicht, was die Unterschrift beim Standesamt für rechtliche Konsequenzen hat.

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@finmike -- es ist ungemein befreiend. Und Sie haben recht, nicht alle können es. Ich kenne eine Dame, die seit Jahren auf Biegen und Brechen einen Mann sucht, um dem Alleinsein zu entfliehen. Sie hat ein sehr ungesundes Verhältnis zu ihren Söhnen (und zu sich selbst). Leider ist sie meine Vorgesetzte. Ich sollte ihr wohl mal Eierlikör schenken.

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Sie werden
doch wohl nicht Gefahr laufen mit einem FixieSingleSpeed in Verbindung gebracht zu werden - also schnell an die Arbeit. Der lange Vorlauf macht aber wirklich Mühe, läßt sich aber mit einer anderen Gabel reduzieren. Dann passen auch die alten Bremsen mit den langen Schenkeln, was Sie ja alles wissen, aber die Überleitung provoziert es:
Vielleicht hätten die Herrschaften sich der Wiederherstellung einer solchen Augenweide befleißigen sollen, anstatt sich den anderen Augenweiden mit den langen Schenkeln in den Weg zu stellen. Dann hätten vllt auch die Sonntagsausflüge mit Frau und Kindern wieder Spaß gemacht.
So aber gibt es genügend freundliche Damen, die den Spaß erst gar nicht auf sich nehmen, zwengs der Desillusionierung über die long duree (dazu Vorschlag Willie Nelson: How long is forever this time).
Kathedralen, Donna Laura, ist schön gesagt, können dann auch das Cabrio, die opernbesuche in Verona und die überteuerten Klamotten für die Nichten sein.

Viel Spaß mit dem Glockenlager, wenn´s eines ist.
Ich habe so einen Umbau gerade hinter mir und man fühlt sich gleich erheblich jünger, na ja vergleichsweise jedenfalls.

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ahem vorbiegung vs nachlauf ...

aber die gabel muss genau so. wenn die winkel schon so sehr nach vorkriegsrad aussehen, dann darf es die gabel erst recht.

und der neugier halber, hat das ding schon nen freilauf oder wurdes noch fix gefahren ?

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man sollte texte
nicht querlesen - habe ich gerade gemacht, das war ein fehler:

ich las 'FixieSingleSpeed', 'die alten Bremsen mit den langen Schenkeln', 'Glockenlager' und dachte an...

slothro, sie haben einen umbau hinter sich??

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Endlich auch mal ein normales - nicht knallbuntes - Rad. Gefällt mir. Doch wieso ist der Sattel so hoch und das Lenkrad so tief? Kann man so sitzend eigentlich gemütlich radeln?

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Der Umbau
meiner selbst ist ein steter Fluß, der täglich neu bestiegen wird und kommt jetzt wieder neu in Gang, werte DL. Jedenfalls müsste sich - als Anhänger der O´Brianschen Molekülaustauschtheorie (war das im Schwimmen zwei Vögel?) - mit jenem Untersatz jetzt einiges bewegen lassen. Ich habe jedenfalls den Vorsatz im Nachlauf gewechselt. Oh weh.

@Rollproll: Sie haben natürlich recht. Die langen Gabeln aber sind unfahrbar und die Stempelbremsen ein Grauen, es sei denn man hat einen Feldweg vor sich und einen Picknickkorb hinter sich, dann passt es natürlich.

@jeeves: nein, wenn auch die im Vergleich zu heute nach hinten versetzte Sitzposition wesentlich bequemer ist.

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http://blog.hopeglory.com/wp-content/uploads/2009/02/bike.jpg

bremse ?! gemütlich genug ?

@jeeves + slothro ... auch wenn die flachen winkel eher ein oparad andeuten, handelt es sich wohl auch in diesem fall um einen schlimmen schleifstein, nur das der affe der draufsitzt tunlichst kein papageienkostüm tragen sollte.

stempelbremse oder picknickkorb sind daher wohl keine optionen

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@jeeves, das ist ein Halbrennlenker, deshalb ist der so tief.

@rollproll: Warum sollte das nicht bereits einen Freilauf haben?Gab es zu Vorkriegszeiten (welcher Krieg war gemeint?) längst, auch kombiniert mit Nabenschaltung und Rücktritt. Torpedo-Freilaufnaben meines Wissens seit 1903.

Ich fahre so etwas Baujahr 1934:

http://fahrrad.blogger.de/topics/Historisches/

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