8 Verlage, die es nicht können. Ausser juristisch

Es gibt so Tage, da hält mich nichts vor dem Rechner. Heute war so ein Tag, denn einerseits war das Wetter entgegen aller Erwartungen sehr schön. Dazu hatte ich auch noch Verpflichtungen, und die drei Stunden, die ich andererseits frei hatte, nutzte ich zum Radtourismus. Ich überlege ernsthaft, im Herbst wieder die l'Eroica zu bestreiten, habe mich so halbwegs mit einer Bekannten auch schon auf 2/3 des Weges in Mantua verabredet, und muss in einem Monat zur Vorbereitung schon die erste 75-Kilometerrunde in den Bergen absolvieren, Da kommt so eine verschärfte 65-Kilometer-Strecke mit viel Gegenwind gerade recht. Dazu nahm ich auch jeden Hügel, der auf dem Weg lag, doppelt. Radfahren ist eine prima Sache, wenn man eine Stinkwut im Bauch hat. Besichtigungen lenken vorzüglich ab.



(Grossbild)

Ärger also, diverser Natur. Eine Ursache ist die heute in die Öffentlichkeit getrötete Entscheidung von 8 grossen deutschen Verlagen, in Köln gegen die ARD und namentlich die App der Tagesschau zu klagen. Ich muss offen sagen, dass ich noch nicht mal beim Rennradeln ein Handy dabei habe, und nach dessen Entstromung nun auch schon eine Woche zu faul bin, das Ladekabel herzusuchen. Ein iPhone oder iPad habe ich wie jeden anderen Apfelmüll auch noch nicht. Es könnte mir also wurscht sein, was ein paar Verlage wegen so einer App mit einem öffentlich-rechtlichen Sender mache, den ich auch nicht nutze - ich habe TV und Radio abgeschafft.

Ungeachtet dessen weiss ich, dass die Tagesschau-App sowas wie ein Marktführer ist. Und während sich die Verlage hinstellen und darin eine Bedrohung des freien Wettbewerbs durch Gebührengelder sehen, geht ein anderer Wettbewerb bei der Geschichte vor die Hunde: Der Wettbewerb um das beste Produkt. Bei dem schaut es für die Verlage grottig aus, weil das ganze Sinnen und Streben die Apps als virtuellen Kiosk begreift, über den die Zeitung digital und idealerweise auch noch mit grösseren Margen verkauft werden soll. Die ARD tat einfach etwas für die Nutzer. Und ich wage zu behaupten, dass, wenn die Verlage auch erst mal was für die Nutzer tun würden, und dann fragen, ob sie dafür vielleicht zahlen würden, mehr Erfolg hätten. Wenn die Apps gegenüber der Zeitung einen Mehrwert böten, jenseits des Umstandes, dass es nicht mehr so umständliche Blätterei ist.

Aber genau hier bringen die besagten Verlage nur Krimskrams. Ob Springer einem erzählen will, dass sie eine Kompetenz für Luxusprodukte haben, ob da ein paar Bildergalerien mehr sind oder Artikel sogar abspeicherbar - nein wirklich? - das alles zieht nicht, weil es in den gleichen vernagelten Hirnkästen entstand, die jetzt keine andere Antwort auf den Überflieger als die Klage kennen. Die Idee: Wenn sie die App gerichtlich verbieten lassen, werden die Nutzer schon angekrochen kommen. Aber wieso sollten sie? Ausgerechnet zu den Prozesshanseln, die ihre ganze Kraft in Juristerei stecken, und gar nicht bereit sind, den Kampf um die Nutzer über dessen Wünsche und Begierden zu führen? Was denken die eigentlich? Dass sie Barone des Mittelalters und die Leser ihre Leibeigenen sind?

Wir sind Dienstleister. Wir verkaufen Texte für Geld, für Aufmerksamkeit, für Leserbindung und Werbeschaltung. Das Abo ist nicht mehr das Modell der Leserbindung im Internet, man muss andere Mittel und Wege finden. Der für Journalisten ekligste Weg ist der, den ich gehe, Aufbau einer Marke, eines Merkmals, etwas, das gezielt gesucht und gewollt wird. Jemand, den man lesen möchte. Weg von den Ränkespielen der Redaktionen und dem devoten Kriechen vor Professoren, Unternehmen und Politikern, hin zu den Lesern, die es schätzen, wenn man auf sie eingeht. Das erreiche ich durch einen gewissen Stil und viel Arbeit, aber nicht, indem ich Nachts mit dem Baseballschläger andere Kolumnisten zusammenknüpple in der Hoffnung, dass deren Leser dann zu mir kommen.

Was die Verlage konkret versuchen, ist die Zerstörung von gelungener Nutzerbindung, um sie durch Nutzerankettung zu ersetzen. Und ich frage mich wirklich, wie blind man sein muss, wie wenig man vom Internet verstanden haben muss, wenn man nach all den Niederlagen und dem weitgehenden Bedeutungsverlust gerade bei den besseren Angeboten immer noch glauben kann, man könnte im Netz irgendwem irgendwas befehlen und dann eine Mauer darum ziehen. Es ist mir dabei vollkommen egal, ob das Treiben der ARD legal ist: Wenn Medien nicht in der Lage sind, dagegen selbst zu bestehen, wird das auch ohne Tagesschau-App nicht anders. Dann kommt eben die Huffington Post. Oder Springer mit irgendwas besonders Obszönen. Irgendwas wird schon auf die Geräte geladen. Aber dazu braucht es Ideen. Nach meiner Erfahrung ist es ohnehin so, dass der grosse Schwung, die Zeit der grossen Euphorie mit schlechten Ideen verplempert wurde. Und das wird auch nicht besser, wenn sich nach einem Ende der Tagesschau-App die gleichen teuren Prozessmanagementleute Gedanken machen, mit welchen minimalen Kosten man nun den von Qualität bereinigten Markt erobern kann: Was momentan da ist, ist das, was sie können. Irgend sowas wird es bleiben. Hier ein Gimmick, da ein Speicherordner, und überall ein Bezahlknopf.

Und nirgendwo einer, der draufdrückt.

Disclosure: Einer der acht Verlage gibt die Zeitung heraus, bei deren Onlineableger meistens meine bezahlten Texte zu finden sind.

Mittwoch, 22. Juni 2011, 01:09, von donalphons | |comment

 
Im großen und Ganzen stimme ich Ihnen da schon zu.

Aber: "Es ist mir dabei vollkommen egal, ob das Treiben der ARD legal ist" ist schon eine sehr traurige Aussage.
In eigenen Angelegenheiten verhalten Sie sich doch auch nicht so. Da wird doch áuch der Anwalt bemüht oder die Polizei.
Ich hoffe, es handelte sich eher hier um ein Stilmittel.

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Nein, ich meine es tatsächlich so: Es ist mir bei meiner Argumentation tatsächlich gleichgültig. Legal oder nicht, die anderen werden deshalb keinen Strich besser dastehen, Nur so schlecht, wie sie nun mal sind.

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"legal"
ist sowieso ein großes Wort in diesem Zusammenhang. Ich habe die wettbewerbsrechtlichen und medienpolitischen Zwistigkeiten der Verlage mit den Gebührenfunkern in den letzten zweieinhalb Jahrzehnten einigermaßen mitverfolgt, und da gibt es nun mal keine für den Laien klar erkennbare Legalitätsgrenze. Die Rundfunkanstalten versuchen ihren Grundversorgungsauftrag möglichst extensiv auszulegen, die privatwirtschaftliche Front aus Verlegern und Kommerzsendern versuchen das Wirken von ARD und ZDF möglichst einzudämmen, das läuft dann durch die Instanzen bis nach Karlsruhe oder Brüssel, und dort wird dann darüber befunden, was wir als legal zu betrachten haben und was nicht. Von daher brauchen wir uns nicht vorab den Kopf darüber zu zerbrechen, welche Instanz da wohl wie urteilen mag.

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Grundversorgung ARD: 11 Fernsehprogramme, 55 Hörfunkprogramme.

Ganz abgefahren: Die unterhalten 16 Orchester.

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@kreuzbube:
Die Kulturhoheit der Länder ist keine Erfindung der ARD, sondern der Alliierten. Womit ich nicht sagen will, dass alles, was die ARD daraus macht, den Status einer heiligen Kuh haben müsste. Aber ausgerechnet die Orchester rauszupicken, ich weiß nicht. Mir würden da andere Dinge einfallen, wo ich den Rotstift ansetzen würde.

Wieviele Orchester unterhalten Springer, Burda und Holtzbrinck? Null. Und wer hat jetzt gewonnen?

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Das MDR-Orchester hat hier seinen Würfel direkt neben dem Gewandhaus, das mit seinem Orchester ja auch nicht ganz ohne Ruf ist. Direkt gegenüber ist zudem die Oper. Nun könnte man auf die Idee kommen, im Radio einfach die Konzerte des Gewandhausorchesters zu übertragen. Oder aus der Oper. Oder aus der Musikalischen Komödie, die ein eigenes Haus unterhält. Wird alles ja ohnehin aus öffentlichen Mitteln unterhalten. Womöglich reicht die Palette von Gewandhaus, Oper und Muko aber für die Grundversorgung der kulturdürstenden Massen nicht aus und zudem muss das MDR-Orchester ja auch weltweit Gastspiele geben, in China, auf Kuba, im Vatikan...

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Ach, sollen wir mal wieder an der Kultur sparen. Das kommt ja immer, wenn Leuten nichts einfällt.

Die Zeitungsverlage sind übrigens auch an Rundfunksendern beteiligt, nämlich an den privaten, und das nicht zu knapp. Das sollte man bei der Diskussion nicht außer Acht lassen.

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"Wieviele Orchester unterhalten Springer, Burda und Holtzbrinck? Null. Und wer hat jetzt gewonnen?"

Also, es gibt da Chöre...

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Bester Don
Endlich haben Sie das Wesen des Kapitalismus verstanden: Es geht darum, dem Konkurrenten ans Bein zu pinkeln wann immer möglich.
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Und bringen Sie jetzt nicht Kunden(-freundlichkeit) ins Spiel. Die haben (hat) da eh nichts verloren - wo kämen wir auch hin!?
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Und behalten Sie Ihre Wutfähigkeit! Bei mir macht sich da nur noch eine leicht sarkastische Resignation breit - und das ist nicht gut.

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Das Wesen des Kapitalismus? Zur Steigerung des Profits sind Monopole sehr hilfreich. Das gilt auch für das Informationsmonopol.

Und weil das Internet das Informationsmonopol der Politik und der Medien pulverisiert hat, gehört es abgeschafft. Und wenn das schon nicht geht, zensiert. Und wenn das nicht geht, überwacht. Und wenn das nicht geht ... etc.

Praktisch alle Apps von Zeitungsverlagen sind nicht nutzerorientiert, sondern werbeorientiert. Klickstrecken, um PI's in die Höhe zu treiben, Zerstückelung von Artikeln auf mehrere Seiten und so weiter.

Die haben vom Netz absolut nichts kapiert.

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Naja, es ist ein Unterschied, ob man jetzt Industrieanlagen an Techniker verkauft, oder Texte an Leser. Zeitungen haben entweder dünkelhafte Leser, die sich das Blatt halten, weil man es sich eben hält, oder sie müssen Angebote machen. Jeden Tag aufs Neue. Oder aber sie sitzen halt da und warten auf das Aussterben der Leserschaft. Aber neue Leser gewinnt man nur, wenn man gute Angebote hat, sonst geht man im Internet brutal unter.

Monopole? Wenn die Huff Po nicht allzuviel in Deutschland falsch macht, werden sich viele Leute ganz schön anschauen. Allein schon, weil alles, was in Richtung Entertainment geht, gnadenlos aufgerollt werden wird. Aber wenn ich nur davon lebe, dass die anderen grobe Schnitzer machen, ist das auch nicht so toll.

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Mir ist auch unbegreiflich, warum man das Potential nicht nutzen will. Ich bin als präsumptiver Leser jedenfalls von der derzeitigen Situation enttäuscht. Ich hatte mir von den Tablet-Computern tatsächlich etwas versprochen. Momentan ist das alles nur teuer und die Anwendungen banal. Zur iPad-Einführung gab es diese Studie der Sports Illustrated:
http://www.youtube.com/watch?v=ntyXvLnxyXk
Vom Inhalt abgesehen: so würde ich mir das wünschen. Man stelle sich dieses technische Instrumentarium mit den Inhalten der "Antiken Welt" oder des "Fono Forum" vor. Da würde ich auch gern Geld dafür bezahlen. Sogar mehr als für die Printausgabe. Eine juristische Regelung jenseits der Nutzerinteressen führt in die Sackgasse und wird von der Entwicklung überrollt werden.

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Man ist einerseits vorsichtig (erst mal schauen, wie die anderen es vergeigen) und andererseits mit Informationen gefüttert, die Leute mit den iPads würden auch zahlen wollen. Es gab ja genug Marktforschung, die das zu bestätigen schien. Ich kenne das schon aus der NE. Und dazu kommt auch, dass die Anzahl derer, die so etwas dann wirklich betreuen könnten, nicht allzu gross ist, und meistens setzt man dann noch ein Panel aus wenig kompetenten Leuten drüber, die alles nur zerreden und Vorgaben machen können. So etwas kann man nicht IN so einem Konzern machen, aber weil es als Zukunft gilt, wird es ganz drinnen gemacht.

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Bei mir erhöhte sich bereits gestern als ich die Nachrichten las, nur einen Moment lang die Betriebstemperatur. Schnell war klar...

"8 Verlage, die es nicht können. Ausser juristisch"... Die Branche der Verlage können Sie in einem reifen Markt, wo es nur noch um die (Um-)Verteilung von Marktanteilen geht, heute durch beinahe jede andere Branche ersetzen.


http://www.claushesseling.de/netzprotokolle/2011/06/die-tagesschau-app-und-das-marchen-von-der-wettbewerbsverzerrung

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Ich denke, es wird eher um Wegverteilung gehen.

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Es gibt halt inzwischen in der Presse genau so wie in anderen Branchen verdammt viel Entscheidungsträger, die im Hamsterrad laufend tatsächlich der festen Überzeugung sind, dass sie diese Apfel- Geister, ja selbst die Karikatur eines Online-Geschäftes in eine Goldader verwandeln können.

Das Voodoo gegen die Öffentlichen wird es deshalb wohl noch länger geben, ungeachtet aller Vernunft. Deshalb gibt es aus meiner Erfahrung mit meinem eigenen Blog, wobei ich da grade mal digital bis 3 zählen gelernt habe (und durch lange lange Blicke über den Gartenzaun beim Don), eine schlechte Nachricht für all jene, die Inhalt als eine lästige Pflichtaufgabe ansehen und sich ihrer mit ein paar mickrigen Artikeln und Klagen gegen vermutliche Mitbewerber erledigen. Das war früher schon nicht genug, heute liegt die Latte für guten Inhalt noch ein ganzes Stück höher, und deshalb gilt das alte Zitat: Wer nicht mit der Zeit geht, geht". Das gilt aus meiner Sicht auch für den einen oder anderen der 8 Verlage.

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"...Aufbau einer Marke, eines Merkmals, etwas, das gezielt gesucht und gewollt wird. Jemand, den man lesen möchte. ..."
So sollte es idealerweise sein. Diesem "jemand" vertraut man als Leser, auch wenn man mal anderer Meinung ist, bleibt man ihm treu.
Zwei solcher "jemands" fallen mir spontan ein: Joe Bauer in den "Stuttgarter Nachrichten" (und in seinem Blog) und natürlich hier der Hausherr (und in der FAZ). Dann noch - als Sonderfall - der Koch Vincent Klink (in seinem Restaurantsblog), Vince ist allerdings kein Profi-Schreiber sondern ein Leidenschafts-Schreiber.
Andrea Diener schreibt - leider - zu wenig und "fefe" ist auch ein Sonderfall, stilmäßig.

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Oh, ja, Joe Bauer...
... ist mir im Kontext S21 erstmalig auf den Schirm geraten. Zu den anderen AutorInnen die mir viel Lesevergnügen in den Online-Medien bereiten zähle ich zudem Sybille Berg und Harald Martenstein

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Es rennen in den Redaktionen immer noch genug Leute rum, die Kommentare am liebsten abschalten würden. Leserverachtung ist eine sehr typische Erscheinung durch alle Medien.

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Vereinzelt habe ich recht gute Erfahrungen gemacht;
insbesondere beim BR.

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Natürlich. Der Martenstein auch. Wie konnte ich den vergessen. Neben dem Kreuzwort ist er den einzige, den ich jeden Donnerstag in der Zeit lese - und manchmal im Tagesspiegel.

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:::denn sie wissen nicht, was sie tun sollen:::
Sie=Zeitungsverlage.

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Eben doch: Klagen. Dann tut man was und hat am Ende auch mal einen vorzeigbaren Erfolg, den man anderswo nicht bekommt.

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Tja, bleibt nur zu hoffen, dass die FAZ ihre Anwälte erfolgsabhängig vergütet. Sonst müssen die am Ende noch beim Don sparen.

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Mir scheint, sie verteidigen eine Zunft. Eine neue Technik erscheint, und das ganze Althergebrachte, die Systeme, Abhängigkeiten, Wertschöpfungsketten, laufen unrund, funktionieren nicht mehr. Ich kann ihnen das Jammern nicht verdenken, aber untergehen werden sie doch.

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eine - zugegeben ziemlich naive - technische frage treibt mich schon etwas um: nutzen sie, lieber donalphons, ein laptop mit wlan oder ein blackberryderivat?

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Notebook. Mein Mobiltelefon ist 8 Jahre alt.

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Gebührenmilliarden
Ich teile die Einschätzung was das Versagen etablierter Verlage im online Bereich betrifft uneingeschränkt.
Aber wenn man den Internetauftritt der Öffentlich Rechtlichen betrachtet und mit Verlagen vergleicht darf man nicht vergessen dass erstere mit unseren Gebührenmilliarden zugeschissen werden und sich um einen kurzfristigen ReturnOnInvestment nicht scheren müssen.
Ich sehe in diesem Konflikt nur eine Lösung: Reduktion der ÖR auf auf die Grundversorgung und deutliche Senkung der Rundfunkgebühren (auf ca. 1/3) - dann erledigen sich auch die unsinnigen Apps der Tagesschau und Co.
Wobei ich mich absolut nicht dem pauschalen Apple Bashing anschließen möchte - in gut gemachten Magazinen für das iPad wie von Lufthansa und RedBull sehe ich die Zukunft von Magazinen. Aber genau betrachtet sind auch dass natürlich wieder Beispiele bei denen das Geld zumindest kurzfristig keine Rolle spielt.

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Dann definieren Sie mir doch bitte einmal, was Sie unter Grundversorgung verstehen, muclomo.

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Ich bin kein Medienrechtler und kann sicher keine Definition von Grundversorgung geben - aber Beispiele nennen was für mich dazugehört:

Nachrichten, aktuelle Informationen allgemein
Magazine zu allen gesellschaftlichen Themen
Spielfilme, Fernsehfilme
Musik ALLER Stilrichtungen (inkl., aber nicht nur volkstümlich)

und nicht dazugehört:

Sport, außer als Nachricht
Werbung inkl. ProductPlacement und Co.

Und dass andere Menschen andere Grundbedürfnisse haben ist mir klar ...

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"Und nirgendwo einer, der draufdrückt"

Stimmt nicht so ganz. Die taz hat im April 10.000.- EUR und im Mai 4700.- EUR eingenommen über freiwillige Zahlungen via flattr oder taz-zahl-ich der online Leser. Das mag nicht viel sein, aber es immerhin drücken doch einige drauf.

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Ist doch noch viel schlimmer. Die App ist mir sowas von wurscht, aber dass massenweise Archivinhalte (für immer?) von den Websites der ÖR gelöscht werden (müssen) - Inhalte, die wir alle bezahlt haben - das ist der Skandal.

Und ja, "Qualitätsmedien", die Inhalte der ÖR als unerträgliche Konkurrenz sehen, blicken bereits dem Tod ins Auge, ohne es zu merken.

Aber die werden weiter klagen, versuchen, mit dem Leistungsschutzrecht alles abzuwürgen, was nur geht.

Begriffen haben sie nichts. Ich habe Verlegergespräche erlebt, die liefen nach dem Motto ab. Es ist 1470. Wie können wir bewegliche Lettern verhindern, verbieten, bekämpfen?

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@ arboterum: Wo steht, dass "wir" wieder an der Kultur sparen sollen? Die Rede ist hier von ARD und ZDF, die mit zwangsweise eingezogenen Gebühren einem "Grundversorgungsauftrag" nachkommen sollen. Dazu haben sie derzeit etwa 9 Milliarden jedes Jahr zur Verfügung. Zudem: Wo wurde dort jemals etwas eingespart? .

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Sie haben doch die Orchester ins Spiel gebracht, die zähle ich durchaus zur Kultur. Bundesweit streichen Städte immer wieder Kulturetats zusammen, Theater müssen Sparten streichen oder werden zusammengelegt und Chöre und Orchester fusionieren ebenfalls, auch beim Rundfunk.

Mir geht generell dieses undifferenzierte, da uninformierte Gemeckere in Sachen öffentlich-rechtlicher Rundfunk zunehmend auf den Keks. Deutschlandradio und Deutschlandfunk bekommen beispielsweise seit der letzten Rundfunkgebührenerhöhung de facto weniger Geld als zuvor, obwohl im entsprechenden Staatsvertrag eine bestimmte Zahl Stellen festgeschrieben ist (diese beiden Sender sind seit Jahren unterfinanziert). Auch den Rest der ARD-Sender kann man nicht über einen Kamm scheren, gerade die kleineren Sendeanstalten darben durchaus - das liegt an dem Verteilungsschlüssel für die Rundfunkgebühren (der WDR bekommt am meisten).

Ein nicht gerader kleiner Teil der Rundfunkgebühren geht im Übrigen für Sportübertragungsrechte drauf - Sport gehört nun mal auch zur Grundversorgung. Einige Sender zahlen auch ihren Pensionären großzügige Summen, so erhielten im Jahr 2010 die 3.000 Altredakteure des WDR rund 63,7 Millionen Euro oder im Durchschnitt 1.760 Euro monatlich zusätzlich zur gesetzlichen Rente, berichtete die Westdeutsche Zeitung. Weiter hieß es im Text: "Rund ein Drittel dieser Zahlungen konnte der Sender aus den Zinsen seiner Rückstellungen bestreiten." Preisfrage: Woher kamen die zwei noch fehlenden Drittel?

Es gibt einiges an dem System zu kritisieren, aber die Orchester sind nicht das Problem.

Disclaimer: Ich besitze weder einen Fernseher, noch bin ich bei einer Rundfunkanstalt beschäftigt.

P.S. Warum verteilen Sie eigentlich Ihre Kommentare immer so willkürlich und sortieren sie nicht in die entsprechenden Kommentarstränge ein? So schwierig ist das doch nicht.

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Ich bekomme nicht unter jedem Kommentar die Funktion "comment" angezeigt, sonst würde ich meinen Beitrag gerne jeweils dort unterbringen.

Solange man im System argumentiert, finden sich selbstredend Gründe für die Notwendigkeiten des Systems. Wir schreiben aber 2011, stecken nicht mehr in der Nachkriegszeit und haben noch dazu Internet. Ich sage einfach mal frech: Wir brauchen keine "Grundversorgung" durch TV-Berieselung mehr. Die Informationsmöglichkeiten der Bevölkerung sind vielfältig, ebenso die kulturellen Angebote (auch durch die freie Kunstszene, die hier vor Ort mit bescheidenen 5 % der Fördermittel abgespeist wird). Wer sich mit Nachrichten und Kultur versorgen will, der hat doch unzählige Möglichkeiten dazu, auch ohne vor der Glotze zu sitzen.

Sollen die Öffentlich-Rechtlichen ihre Programme doch wie Sky auch anbieten. Wer das haben will, der bezahlt dafür und bekommt 'nen Decoder. Wenn alles so sehenswert ist, wird man ihnen doch die Bude einrennen und der Sendebetrieb rechnet sich ganz locker.

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Mit der Kultur, erst recht mit der freien Kunstszene, ist es auf dem platten Land auch nicht so weit her. Wir reden hier im Übrigen nicht nur vom Fernsehen, sondern auch vom Radio. Meine Mutter wohnt in einer Großstadt, mit einem reichen Kulturangebot, das sie auch regelmäßig nutzt. Trotzdem hört sie im Radio auch jede Menge Konzertübertragungen, für die sie sich nicht jedesmal eine Eintrittskarte leisten könnte - mal ganz abgesehen davon, dass sie auf diese Weise auch Konzerte hört, die andernorts gegeben werden oder wurden. Mein Vater wohnt auf dem Dorf, auch er hört viel Radio. Zu so vielen Konzerten, wie er hört, könnte er gar nicht fahren.

Es gibt Themen und Gattungen, mit denen lässt sich kein oder nur wenig Geld verdienen - deshalb finden die sich auch nicht im Privatfernsehen oder im Privatradio. Solche Themen gehören aber auch zur Grundversorgung. Und vergessen Sie bitte nicht, dass noch nicht alle Leute einen schnelle Internetzugang haben, geschweige denn wissen, wie man im Netz tatsächlich das findet, was man sucht.

P.S. "Comment" steht auch gar nicht unter jedem einzelnen Kommentar, sondern am Ende eines jeweiligen Kommentarstrangs. Klickt man hingegen unter dem ursprünglichen Blogposting auf "comment", eröffnet man damit einen neuen Kommentarstrang. So einfach ist das.

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Das Panik-Orchester

Die Zeitungsverlage kämpfen gegen Blogger und öffentlich-rechtliche TV-­Sender. Es geht ihnen um die ­Privatisierung des Internets

Von Jakob Augstein

(...) Es geht den Verlagen nicht ums Überleben, sondern um ihre Vormacht. Sie kämpfen an zwei Fronten: nach oben gegen die großen Institutionen der öffentlich-rechtlichen Sender und nach unten gegen die Blogger und Netz-Aggregatoren. Für Schützenhilfe wenden sie sich vertrauensvoll an die Politik: Mit immer neuen Rundfunkänderungsstaatsverträgen – die nicht nur als Begriff wie eine Keule wirken – wurde den Sendern in den vergangenen Jahren das Leben im Netz schwer gemacht. Neue bürokratische Monster wurden geschaffen, wie der „Dreistufentest“, mit dem sich jedes Netzangebot der Sender einer komplizierten Rechtfertigung unterziehen muss. Es wurde auch etwas erfunden, das „Depublizierung“ heißt, ein Unwort, das an den medienpolitischen Giftschrank einer totalitären Gesellschaft erinnert und jedem Journalisten den Magen umdrehen müsste: Die Rede ist von Löschungen. Die Sender wurden gezwungen, Hunderttausende von Dokumenten aus dem Netz zu nehmen, beim ZDF allein waren es 93.500 Dokumente oder rund achtzig Prozent des Online-Angebots. Texte, die der Gebührenbürger bereits bezahlt hatte."

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Aus: Der Freitag vom 30. Juni 2011

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