Generalprobe für das grosse Sterben
Ja, sicher, natürlich kann man von einem Traumsommer sprechen. Endlich heiss, endlich kühler Bergsee, endlich den ganzen Tag baden, endlich auch Wüstenklima in den Bergen, nachdem hier vor 2 Monaten in den Hochlagen noch Schnee war.
Dabei ist es historisch gesehen so, dass Naturkatastrophen öfters mal nett und spassig daherkommen. Das 13. Jahrhundert zum Beispiel ermunterte die Menschen zu schier endloser Expansion in Europa, man nietete die Wälder um und legte auf Teufel komm raus Äcker an - und dann kam der grosse Umschwung, das Klima drehte sich um, und das 14. Jahrhundert sorgte für das, was man in der Wirtschaft als "Konsolidierung" bezeichnen würde.
2013 liess zweimal Erinnerungen an 2003 hochkommen, einmal während der Flut, als die Tiefdruckgebiete liegen blieben, und eben jetzt, als es so richtig heiss wurde. Diesmal sind wir noch davon gekommen, aber drei oder vier Grad mehr, und die Rentenkassen hätten Überschüsse produziert und die Totengräber hätten den Urlaub absagen müssen. Eigentlich sind wir mit einem blauen Auge davongekommen. Das nächste Mal gibt es hoffentlich am See ein besseres Wehr und Überflutungsflächen im Frühjahr und im Hochsommer die paar Grad weniger, die zwischen Leben und Tod entscheiden.
Selbstverständlich bin auch ich ganz huingerissen, dass ich in diesem Jahr sechs Mal schwinmen gegangen bin, was in etwa so viel wie in den ganzen Jahren am Tegernsee davor ist - Wasser ist nicht so mein Ding. Aber nur, weil hier wie üblich auf Einzelschicksale Rücksicht genommen wird, kann das weiter unten ganz anders und ganz ungut ausgehen. In der irren Welt von Politik und Wirtschaft, von Gesundheitsunwesen und Gesellschaftsoptimierung ist der Klimawandel mit solchen Flachenhälser der Mortalität vielleicht genau das, worauf manche schon hoffen: Denn unter diesen Bedingungen ist das grosse Sterben zuerst mal nur Statistik und kein direktes Versagen der Ärzte.
Es gehört nicht viel dazu, die kommende Ungleichheit vor dem Tod zu sehen: Die einen werden dann hier überleben und einen hohen Preis zahlen, denn alles ist besser als in München oder sonstwo zu sein, und irgendwann wegzukippen. Das geht schnell, aber nur selten finden sie einen in der Hitze, gerade, wenn alle selbst am zerfliessen sind, und sich nicht rühren wollen. Klar ist die Luft hier am See, aber es wird woanders so stickig werden, dass die faulenden Leichen kaum ins Gewicht fallen.
Es heisst nicht umsonst Klimakatastrophe, und nicht "Badesaisonverbesserung für Deutschland". Dieses Jahr war eine Ahnung der Zukunft. Erleben werden wir sie. Aber überleben? Wohl dem, der einen Freund in den Bergen hat.
Dabei ist es historisch gesehen so, dass Naturkatastrophen öfters mal nett und spassig daherkommen. Das 13. Jahrhundert zum Beispiel ermunterte die Menschen zu schier endloser Expansion in Europa, man nietete die Wälder um und legte auf Teufel komm raus Äcker an - und dann kam der grosse Umschwung, das Klima drehte sich um, und das 14. Jahrhundert sorgte für das, was man in der Wirtschaft als "Konsolidierung" bezeichnen würde.
2013 liess zweimal Erinnerungen an 2003 hochkommen, einmal während der Flut, als die Tiefdruckgebiete liegen blieben, und eben jetzt, als es so richtig heiss wurde. Diesmal sind wir noch davon gekommen, aber drei oder vier Grad mehr, und die Rentenkassen hätten Überschüsse produziert und die Totengräber hätten den Urlaub absagen müssen. Eigentlich sind wir mit einem blauen Auge davongekommen. Das nächste Mal gibt es hoffentlich am See ein besseres Wehr und Überflutungsflächen im Frühjahr und im Hochsommer die paar Grad weniger, die zwischen Leben und Tod entscheiden.
Selbstverständlich bin auch ich ganz huingerissen, dass ich in diesem Jahr sechs Mal schwinmen gegangen bin, was in etwa so viel wie in den ganzen Jahren am Tegernsee davor ist - Wasser ist nicht so mein Ding. Aber nur, weil hier wie üblich auf Einzelschicksale Rücksicht genommen wird, kann das weiter unten ganz anders und ganz ungut ausgehen. In der irren Welt von Politik und Wirtschaft, von Gesundheitsunwesen und Gesellschaftsoptimierung ist der Klimawandel mit solchen Flachenhälser der Mortalität vielleicht genau das, worauf manche schon hoffen: Denn unter diesen Bedingungen ist das grosse Sterben zuerst mal nur Statistik und kein direktes Versagen der Ärzte.
Es gehört nicht viel dazu, die kommende Ungleichheit vor dem Tod zu sehen: Die einen werden dann hier überleben und einen hohen Preis zahlen, denn alles ist besser als in München oder sonstwo zu sein, und irgendwann wegzukippen. Das geht schnell, aber nur selten finden sie einen in der Hitze, gerade, wenn alle selbst am zerfliessen sind, und sich nicht rühren wollen. Klar ist die Luft hier am See, aber es wird woanders so stickig werden, dass die faulenden Leichen kaum ins Gewicht fallen.
Es heisst nicht umsonst Klimakatastrophe, und nicht "Badesaisonverbesserung für Deutschland". Dieses Jahr war eine Ahnung der Zukunft. Erleben werden wir sie. Aber überleben? Wohl dem, der einen Freund in den Bergen hat.
donalphons, 15:50h
Donnerstag, 8. August 2013, 15:50, von donalphons |
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