Über den Berg. Mit Rad und Blog.
Ich sage es einmal ganz höflich: Man kann Urlaub machen. Oder Bloggen. Beides zusammen geht vielleicht noch, wenn man vollkommen rücksichtslos sein kann: Also die Reise bezahlt bekommt, keinerlei finanziellen Folgen zu tragen hat, allein unterwegs ist und niemand einen drängelt, an den Strand, in die nächste Stadt, zur nächsten Veranstaltung zu gehen. Zeitnahes Bloggen mit der Reise ist schwierig, organisatorisch komplex und dazu geeignet, die Erholung zu ruinieren. Ich spreche hier nicht von Tweets über gesponsortes Essen und Instagram, ich spreche von Text schreiben und Bilder bearbeiten und publizieren, also Arbeit. Ich kann darüber ein Lied singen, ich hatte schon mal bei so einer Arbeit so ein "Ich will jetzt sofort nach Vicenza"-Gequengel im Ohr. Und ich kann das auch nachvollziehen. Was Bloggen bedeutet, wenn die Dame im Bett endlich mal kuscheln will oder Kinder ihren Teil verlangem, kann ich mir auch ohne Unterleib ausmalen. Das geht dann halt nicht.
Ich war dieses Jahr auch mit nicht bloggenden Leuten unterwegs: Wenn das Verhältnis gut bleiben soll, leidet das Bloggen sogar, wenn man ein Superschnellschmierer und Nachteule ist. Im Prinzip geht bloggen unterwegs leichter, wenn man ein wirklich interessantes Ziel hat, darum schreiben kann und sich keine Sorgen machen muss, dass dafür ein wie auch immer gearteter Urlaub drauf geht - idealfall ist die Mille Miglia, wenn man sie beruflich besucht. Will man das dennoch alles unter schwierigeren Bedingungen unter einen Hut bringen, muss man wirklich fit in allen Belangen sein, und es wird dennoch nicht leicht. Und am besten sollte man einen einzigen Standort haben, von dem aus man Arbeiten kann. Alles andere ist - schwierig. Unwägbar. Allein schon wegen der Zeit. Vielleicht sieht das jemand anders, der von einem Touristikunternehmen gezielt geschmiert wurde, oder als Journalist meint, einem Leser verpflichtet zu sein, aber davon weiss ich nichts. Ich reise selbst. Das erspart das Geschmiert werden.
Und würde ich mit jemandem nach Meran radeln, der diese meine Marotten nicht kennt und teilt, würde ich das auch nicht machen. Denn Nichtbloggen würde mir anderthalb Kilo Gepäck ersparen und den Zwang, nach 1200 Höhenmetern zum Jaufenpass hoch noch einen Gedanken aus meinem Hirn zu quetschen. Selbst unter den guten Bedingungen, die sicher im Leben der Massen eine deutliche Ausnahme darstellen, mit all meiner Erfahrung: Ich habe Zweifel, ob das gut wird. Und so gut, dass man es gern lesen möchte. Das jetzt noch auf ein normales Leben herunter rechnen, auf weniger gelesene Blogs und relativ hohe Kosten, und man hat eine Antwort, warum es nicht sonderlich viel Reisebloggerei gibt und geben wird. Oh, und ich glaube auch nicht, dass sich daran etwas ändert, wenn Supergeschmierte aus ihren Privilegien heraus dazu ein Blog beschmieren. Weder für den Leser, dem der Unterschied zu seiner Existenz deutlich sein dürfte, als auch für die Konzerne, die so etwas bezahlen. Das ist konstruierte Fiktion. Die kann auch ohne 1200 Höhenmeter.
Mich bezahlt keiner, das ist alles "private venture", und das macht auch den Reiz aus. Es wird sein wie jeder andere, die Höhenmeter des Jaufenpasses sind für Schreibende und Analphabeten gleich, und ich bin auch zuversichtlich, dort auf dem Rad keine Geschmierten zu treffen: Solche Momente würde man sowohl in der PR als auch im normalen Reisejournalismus eher gern vermeiden. Denn da oben ist alles unwägbar, vor einem Jahr hat es kräftig geschneit und natürlich sind wir auf uns allein gestellt. Finde ich kein Netz, kann ich nicht bloggen, bricht eine Speiche, muss ich weit, weit schieben. So ist das eben. Und so meine ich, darüber auch schreiben zu können. Weil ich gern wie ein Mensch lebe, und nicht wie ein Teil des Systems, das mir anbietet, für viel Geld von der FAZ in die Schweiz zu einem Konzern zu wechseln, was vermutlich der Weg vieler Leute wäre, stünde er ihnen offen. Man weiss ja, Zeitung, das ist im Moment auch so etwas wie mit dem Rad einen Pass hoch unter den Augen von zwangsgebührenprassenden Aasgeiern wie Sickstuss, da muss man die Augen offen halten nach Auswegen -ich nicht Ich will das um das kleine, begrenzte Risiko von 30 Kilometer schieben. Hinab. 1500 Höhenmeter. Und darüber schreiben, wenn es sein muss.
Dass ich gerade drei lockere Kurbelschrauben an meinem Transalp-Scapin entdeckt habe, ist nicht gerade ein gutes Zeichen. Diesen unfreiwilligen Abstecher in den Stacheldraht sollte ich auch vermeiden, wenn, ja wenn bis dahin überhaupt der Oberschenkel heil genug ist - im Moment sehen die Schnitte so aus, wie sie sich anfühlen. Da oben kann es richtig scheusslich sein und am Ende muss da dennoch ein feiner Text stehen. Es geht nicht nur um die Frage, ob ich einen Pass an einem Vormittag schaffe, den ich mit dem Auto in 10 Minuten fahre, sondern auch darum, ob dann in diesem Schädel noch etwas geht. Ich darf körperlich nicht zu alt für die Leistung sein, und gedanklich jung genug, das zu beschreiben.
Man wird sehen. Und wer dann noch einmal maulen will, dass Reiseblogger fehlen, soll es mir einfach nachtun oder die Klappe halten.
Ich war dieses Jahr auch mit nicht bloggenden Leuten unterwegs: Wenn das Verhältnis gut bleiben soll, leidet das Bloggen sogar, wenn man ein Superschnellschmierer und Nachteule ist. Im Prinzip geht bloggen unterwegs leichter, wenn man ein wirklich interessantes Ziel hat, darum schreiben kann und sich keine Sorgen machen muss, dass dafür ein wie auch immer gearteter Urlaub drauf geht - idealfall ist die Mille Miglia, wenn man sie beruflich besucht. Will man das dennoch alles unter schwierigeren Bedingungen unter einen Hut bringen, muss man wirklich fit in allen Belangen sein, und es wird dennoch nicht leicht. Und am besten sollte man einen einzigen Standort haben, von dem aus man Arbeiten kann. Alles andere ist - schwierig. Unwägbar. Allein schon wegen der Zeit. Vielleicht sieht das jemand anders, der von einem Touristikunternehmen gezielt geschmiert wurde, oder als Journalist meint, einem Leser verpflichtet zu sein, aber davon weiss ich nichts. Ich reise selbst. Das erspart das Geschmiert werden.
Und würde ich mit jemandem nach Meran radeln, der diese meine Marotten nicht kennt und teilt, würde ich das auch nicht machen. Denn Nichtbloggen würde mir anderthalb Kilo Gepäck ersparen und den Zwang, nach 1200 Höhenmetern zum Jaufenpass hoch noch einen Gedanken aus meinem Hirn zu quetschen. Selbst unter den guten Bedingungen, die sicher im Leben der Massen eine deutliche Ausnahme darstellen, mit all meiner Erfahrung: Ich habe Zweifel, ob das gut wird. Und so gut, dass man es gern lesen möchte. Das jetzt noch auf ein normales Leben herunter rechnen, auf weniger gelesene Blogs und relativ hohe Kosten, und man hat eine Antwort, warum es nicht sonderlich viel Reisebloggerei gibt und geben wird. Oh, und ich glaube auch nicht, dass sich daran etwas ändert, wenn Supergeschmierte aus ihren Privilegien heraus dazu ein Blog beschmieren. Weder für den Leser, dem der Unterschied zu seiner Existenz deutlich sein dürfte, als auch für die Konzerne, die so etwas bezahlen. Das ist konstruierte Fiktion. Die kann auch ohne 1200 Höhenmeter.
Mich bezahlt keiner, das ist alles "private venture", und das macht auch den Reiz aus. Es wird sein wie jeder andere, die Höhenmeter des Jaufenpasses sind für Schreibende und Analphabeten gleich, und ich bin auch zuversichtlich, dort auf dem Rad keine Geschmierten zu treffen: Solche Momente würde man sowohl in der PR als auch im normalen Reisejournalismus eher gern vermeiden. Denn da oben ist alles unwägbar, vor einem Jahr hat es kräftig geschneit und natürlich sind wir auf uns allein gestellt. Finde ich kein Netz, kann ich nicht bloggen, bricht eine Speiche, muss ich weit, weit schieben. So ist das eben. Und so meine ich, darüber auch schreiben zu können. Weil ich gern wie ein Mensch lebe, und nicht wie ein Teil des Systems, das mir anbietet, für viel Geld von der FAZ in die Schweiz zu einem Konzern zu wechseln, was vermutlich der Weg vieler Leute wäre, stünde er ihnen offen. Man weiss ja, Zeitung, das ist im Moment auch so etwas wie mit dem Rad einen Pass hoch unter den Augen von zwangsgebührenprassenden Aasgeiern wie Sickstuss, da muss man die Augen offen halten nach Auswegen -ich nicht Ich will das um das kleine, begrenzte Risiko von 30 Kilometer schieben. Hinab. 1500 Höhenmeter. Und darüber schreiben, wenn es sein muss.
Dass ich gerade drei lockere Kurbelschrauben an meinem Transalp-Scapin entdeckt habe, ist nicht gerade ein gutes Zeichen. Diesen unfreiwilligen Abstecher in den Stacheldraht sollte ich auch vermeiden, wenn, ja wenn bis dahin überhaupt der Oberschenkel heil genug ist - im Moment sehen die Schnitte so aus, wie sie sich anfühlen. Da oben kann es richtig scheusslich sein und am Ende muss da dennoch ein feiner Text stehen. Es geht nicht nur um die Frage, ob ich einen Pass an einem Vormittag schaffe, den ich mit dem Auto in 10 Minuten fahre, sondern auch darum, ob dann in diesem Schädel noch etwas geht. Ich darf körperlich nicht zu alt für die Leistung sein, und gedanklich jung genug, das zu beschreiben.
Man wird sehen. Und wer dann noch einmal maulen will, dass Reiseblogger fehlen, soll es mir einfach nachtun oder die Klappe halten.
donalphons, 14:08h
Sonntag, 18. August 2013, 14:08, von donalphons |
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don ferrando,
Dienstag, 20. August 2013, 15:58
Da fällt mir gleich ein showcase von 2008 ein, der leider keine anderen inspiriert hat und keine Nachahmung fand.
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donalphons,
Dienstag, 20. August 2013, 16:35
Doch, es wurde ja teilweise versucht und mangelte dann halt am Personal. Und ich vermute mal, dass in der Hinsicht auch bald neue Versuche folgen werden. Der SPON wird da immer wieder genannt.
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cognoscenti,
Dienstag, 20. August 2013, 16:13
Der Stil – woanders wohl als Nonmention bezeichnet – macht es einen als Leser schwierig, nicht angesprochene Ansprechpartner zu identifizieren. Nun mag man mit dieser These auch daneben liegen; ich glaube jedoch, Sie sind sich dessen sicherlich bewusst, dass so eine Ambiguität in der Rezeption existiert. Dies vorausgeschickt, um meine eigentliche Frage zu stellen:
Sie mögen Ihre ehemalige Beifahrerin nicht mehr?
Sie mögen Ihre ehemalige Beifahrerin nicht mehr?
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donalphons,
Dienstag, 20. August 2013, 16:31
Ich mag eine Haltung nicht, die ich oft bei Leuten finde, die nicht selbst für ihr Tun zahlen müssen - das kommt noch aus der New Economy. Privilegien finde ich ja gar nicht schlecht, aber auf so einer Grundlage an anderen mäkeln und Forderugen zu stellen, ist ein wenig vermessen. Wenn sich zum Beispiel ein Herr Winks aus Kiel als toller Hecht hinstellt, weil er in einer sonnigen Diktatur bezahlt Urlaub macht, bin ich nicht angetan. Und man könnte das auch weiter fortschreiben. Modeblogger, Autoblogger, Uhrenbeilagen, angenehmes publizistisches Umfeld... ich habe nichts gegen gekaufte oder beeinflusste Meinung, ich kann das wegfiltern un tue das auch. Aber ich möchte auch nicht bemäkelt werden, wenn ich diesen Weg nicht gehen kann. Den Weg, den ich gehe, beschreibe ich oben, und wenn es gut ist, ist manches Mäkeln hoffentlich ein wenig gegenstandslos. Bei Autos, Uhren und Mode ist mir das Überhöhen solcher Leute egal, beim Reisen nicht.
Das ist keine Antwort. Ich kann damit leben.
Das ist keine Antwort. Ich kann damit leben.
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savall,
Dienstag, 20. August 2013, 21:04
Also, ich find das nicht ganz fair. Okay, der Kakao-Artikel ist mir auch unangenehm aufgestoßen, aber es stand drunter, daß er gesponsert war. Aber sie hat auch diesen herrlichen Artikel über das balkanesische Kuhdorf geschrieben, daß sich mal "Kulturhauptstadt Europas" nennen durfte. Bei diesem Artikel hab ich erst vor Schreck und dann vor Bewunderung die Luft angehalten. Wer hätte sich das in diesem Umfeld sonst getraut? Ich bin nach wie vor der Überzeugung, daß Sie beide ein perfektes Yin-Yang sind. Das Ganze mehr als die Summe der Teile. Auch wegen der Gegensätze. Ich bin ein bißchen frustriert, muß ich sagen.
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hockeystick,
Dienstag, 20. August 2013, 21:42
Ich habe ihren jüngsten Artikel ganz anders interpretiert. Er ist längst im Altpapier, also kann ich das nur aus der Erinnerung wiedergeben. Aber für mich war das eine Bestandsaufnahme dessen, was Leute so freiwillig web-2.0-mäßig über ihre Reisen ins Internet stellen (Hotel-Bewertungen, Wikis, Blogs, usw.). Erstaunlich wenig, aus ihrer Sicht, verglichen mit anderen Interessensgebieten. Als Vorwurf oder als Kritik an der Reisebloggerei habe ich das überhaupt nicht gelesen. Ich teile noch nicht einmal das Erstaunen der Autorin. Warum sollte ich der Welt mitteilen, wenn ich irgendwo eine hübsche Ecke gefunden habe? Mir fallen viele Gründe ein, das nicht zu tun.
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donalphons,
Dienstag, 20. August 2013, 22:58
Ich bedaure das sagen zu müssen, aber in meinem Blog geht es um meinen Spass, und der leidet etwas, wenn ich mich zu sehr verstellen und biegen muss. Ich will keinesfalls alte Texte entwerten, aber mir persönlich macht Reisen ohne Publikationszwang im Moment einfach etwas mehr Spass. Sprich, ich kann es gut verstehen, wenn jeder nicht alles rausbläst, zumal es bei mir im Moment auch gute Gründe gibt, das nicht zu tun. Natürlich leidet darunter der Witz, aber so schütze ich dann eben auch mein privates Umfeld. Es ist ein Konflikt, der mich nun schon etwas länger umtreibt, und dann reagiere ich eben etwas allergisch sowohl auf offenkundig finanzierte Reisen und die diversen Autoren, von denen es, siehe Winks und das Autotesterpack, meines Erachtens einfach zu viele gibt, und eben auch auf die Meinung, das wäre irgendwie zu erwarten. Es gäbe so etwas wie eine Bringschuld. Oder es sollte mehr da sein. Ich betrachte Bloggen und Blog lesen als Geschenk und es ist nicht meine Sache, mehr zu verlangen, als ist, auch wenn ich vieles natürlich vermisse, wenn es endet. Aber wenn ich mir etwas wünsche, sollte ich wenigstens die Lage der anderen bedenken.
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strelnikov,
Dienstag, 20. August 2013, 23:10
Der Stunzi bekommt das mit den Radeln und dem Livebloggen eigentlich sehr gut hin. Sein gesponsertes Rad ist recht oft im Bild, aber das ist bei ihm mehr Stilmittel oder Markenzeichen seiner besonderen Fototechnik. Und gut schreiben tut er auch noch.
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donalphons,
Dienstag, 20. August 2013, 23:13
Ja, aber der ist nicht dick und alt und lieber rede ich vorher Probleme gross, als dass ich nachher grosse Probleme kleinreden muss, mit dem letzte Schnaufer.
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don ferrando,
Mittwoch, 21. August 2013, 13:48
Um wieder auf die Ankündigung zurückzukommen:
freue mich schon auf die Berichte nebst Fotos;
und die Idee mit dem Preisausschreiben finde ich auch gut.
Und so rufe ich Ihnen ein fröhliches "Quäl Dich Du Sau!" zu.
freue mich schon auf die Berichte nebst Fotos;
und die Idee mit dem Preisausschreiben finde ich auch gut.
Und so rufe ich Ihnen ein fröhliches "Quäl Dich Du Sau!" zu.
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