Ich hasse Vollkornbrot

Es gibt Grenzen gesunder Ernährung, und die verlaufen von der Toastkitteinöde über die Knäckesteinwüste bis an die Kruste des Vollkornelends. Ich habe ein Faible für gutes Brot, aber es muss den richtigen Biss haben, und die drei Sorten sind zu weich, zu nichtsschmeckend und zu öko. Vollkornbrot war das, was die besonders engagierten Mütter aus dem Norden meinen Freunden mit in die Schule gaben, während ich zu der perfekten bayerischen Bäckerei ging, die ich bis heute aufsuche und aus der, wenn es nach mir geht, auch mein letztes Stück Brot bekommen werde. Die haben ein Baguette, das französisch sein könnte, Kastenweissbrot aus dem Kasten, Semmelbrösel für die, die es brauchen, bayerischen Apfelkuchen, Rouladen - und absolut kein Vollkornbrot. Das danke ich ihnen durch meinen Besuch an vier Tagen in der Woche.

Nur Mittwoch und Samstag ist das meist anders, denn dann ist Wochenmarkt, und dort gibt es ebenfalls ein Brotritual. Bei einem Stand gibt es nämlich hausgebackenes Olivengiabatta und Dinkelbrot zum Sterben. Während die leichte, italienische Köstlichkeit perfekt zu Frischkäse, einem Grana Padano oder Mozarella passt, ist das nussige, massive, helle Dinkelbrot die ideale Ergänzung zu einem Gaperon, Tete de Moine oder gebratenen Halloumi. Gesternn war ich reichlich spät dran, nur noch ein Giabatta war vorhanden, doch ich kenne die Verkäufern und signalisierte ihr über die Schlange der Wartenden hinweg, sie möge es doch beiseite legen, was sie, das Ritual kennend, auch tat. Als ich dann fast an der Reihe war, fragte die Frau vor mir - nach einem Olivengiabatta. Glück gehabt.

Statt dessen stellte die Verkäuferin ihr Angebot vor: Walnussbrot, Bauernbrot mit Gewürz, Katrtoffelbrot (übrigens auch sehr fein, aber nichts gegen das Dinkelbrot), und - Dinkelvollkornbrot.

Aber das ist so hell, fragte die Dame, und ich fand, dass sie recht hatte.

Ja, bestätigte die Verkäuferin, aber das sei bei Dinkelvollkorn immer so, es sei zwar weicher in der Konsistenz als (im Original sagte sie natürlich: wie) normales Schwarzbrot, aber Dinkelvollkorn wird, wenn es gut gemacht wird, nie dunkler.



Und jetzt frage ich mich: Was bringen einem die schönsten Vorurteile, wenn man seit Jahren unwissentlich dagegen ankaut? (Der Käse auf dem Bild ist ein Gaperon aus der Auvergne, den Rest verdanke ich Berlin, England sowie eigener Arbeit an Holz und Leder)

Sonntag, 24. Juni 2007, 04:55, von donalphons | |comment

 
Mir hat noch keiner der Öko-Apologeten schlüssig erklären können, inwiefern Vollkornbrot "gesünder" als normales Brot ist, wenn man sich nicht ausschließlich von Brot ernährt.
Die Argumente - mehr Fett, mehr Vitamine, mehr sekundäre Pflanzenstoffe, mehr Ballaststoffe - lassen mich kalt, wenn ich Butter auf's Brot schmier', mich vor ungefragt zugesetzten Vitaminen in Lebensmitteln kaum noch retten kann, Obst und Gemüse esse und meine Verdauung empfindlich reagiert auf "Ballaststoffe".
Ohnehin diese mechanizistische Kinderfibel-Vorstellung vom menschlichen Körper: Der Darm muss durchgefegt werden, tüt tüt, hier kommen die Ballaststoffe. Und "Gesundheit" ist offensichtlich eine Wassersäule, von hundsmiserabel bis mopsfidel sind's nur zwei Liter Brottrunk, aber ungenutzt übersprudeln kann diese Säule nicht, die restlichen Potentialstufen - hypergesund, unsterblich, Jesus -werden in Reservetanks unter dem Pony gespeichert.

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Ich liebe Vollkornbrot
Ich sehne mich nach Vollkorn - Schwarzbrot.
Nach einem Vollkornbrot, das schmeckt wie das uns
nach dem Kriege in einem Teller zebröckelt mit
Kathreiner übergossen verfütterte, mit Zucker bestreute
tiefschwarze farblich dem Pumpernickel ähnelnde im
Blechkasten Gebackene.
Das gibt es nicht mehr, jedenfalls nicht von diesem eigenen
Geschmack, ohne den ein jeder 5 Jahre alter luftgetrockneter
Schinken nur schmeckt wie ein abgehangenes Schweinebein.
Dieses Brot ernährte uns damals ebenso wie die allfällige
Haferschleimsuppe.
Mit guter Butter und Zucker gab es das an
Sonntagen und ersetzte den Kuchen.
Jetzt sollte man meinen es hätte einen Spinateffekt ausgelöst,
nie wieder Spinat , weit gefehlt.
Noch heute wenn ich eine Handback-Bäckerei betrete, suche
ich die Regale danach ab.
Das was dort vor sich hin gnatscht, sind heiß gemachte
Backmischungen vom Backmischungslieferanten die die
Vollkörnigkeit zwar garantieren, aber schmecken als wenn
irgendwelche Mischungen durcheinander geraten seien.
Gäbe es dieses von mir geliebte Vollkornbrot bei Ihnen,
lieber Don, Sie würden es mögen.
Da es auch in meinem Umland nicht zu finden ist, ersetze ich
es durch dunkel gebackenes Vielkornmultikornsportlerkartoffelbrot.
Aus einer Fertigbackmischung selbstverständlich. Leider.
Der Bäcker, nach seinem gestrigen Sauerteigansatz gefragt,
guckt meist wie ein Auto Opel.
Leider.

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Dass Vollkorn zwingend was mit Öko und hypergesund zu tun haben muss, kann ich nicht finden. Einige Brotsorten schmecken (mir) einfach besser, wenn sie mit Vollkornmehl zubereitet werden - Dinkel- (gibt's das überhaupt auf nicht-Vollkornbasis?) und Roggenbrot zum Beispiel. Und Schwarzbrot muss manchmal einfach sein. Beim Baguette hingegen auf Vollkorn zurückzugreifen, halte ich fast schon für kulturlos, Weißbrot bleibt Weißbrot und wer Vollkornnudeln isst, ist selber schuld.

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Dinkel gibt es auch ohne "Vollkorn". Es gibt jeoch nicht überall gute Bäcker, die was anderes als Backmischungen zusammenrühren. Meine Lieblingsbäckerei bietet neben 3 verschiedenen Dinkel-Brotsorten auch italienisches Weissbrot aus dem Steinofen mit Weizenvollkornanteil an. Passt sehr gut zu würzigem Essen, wie etwa Gegrilltes.

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Witzig finde ich ja immer die regionalen Begriffsunterschiede. Ein Kastenweißbrot heißt bei uns Semmel. In Schwandorf machten einige Leute große Augen, als ich, wie sie gebeten hatten, 6 Semmeln mitbrachte ;-)

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Wow, @oldman erzählt vom Krieg ...

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Nicht vom Krieg Herr Herold !
Von den wahrlich wenigen angenehmen Auswirkungen,
die dieser Krieg auf uns Kriegs- und Nachkriegsgeborene
damals hatte.
Es gab zu essen. Zu essen von des Backens Kundigen,
die buken, mit dem was sie hatten.
Fragen Sie Ihre Eltern / Großeltern je nach Ihrem Alter.
Wir waren die die
unseren Großeltern/ Eltern nicht gehorchten und von unserem
Schwarzbrot den Mitschülern abgaben, denen, die nichts hatten.
Denen, die ihrer schwarzen Haare wegen und ihrer nicht nordischen
Nasen wegen, bei der Schulspeisung aus Carepaketen weggeschubst wurden.
Weggeschubst nicht von uns Kindern!
Vom Körper der überlebten Körperschaft.
Vom Lehrkörper!
Verkünden Sie es, Herr derherold.

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