Ein Hauch von Mille Miglia in der kleinen Stadt
Die einen nicht ganz kleinen Automobilhersteller beheimatet, dessen Produkte fast immer etwas schöner als ein Opel sind, und von hirnlos rasenden Vertrieblern auf der Autobahn gern geschrottet werden. Früher war das anders, da baute der Konzern biedere, zuverlässige Familienkutschen. Irgendwann bauten sie aber Allrad ein und dann noch einen starken Fünfzylinder dazu, und seitdem ist nichts mehr, wie es war. Der Automobilhersteller ist faktisch die Stadt, und damit keiner Angst bekommt vor dem Giganten mit seinen Hallen und Plätzen, wird mit dem daraus sprudelnden Geld eine extrem saubere, idyllische Altstadt gezaubert, eine Mischung aus hirnlosem modernen Anspruch der Regierenden der Global Tower Business School City rechts und dem heimeligen Schnörkeldingens am Fusse der Kirche, das an eine Epoche des faktischen Klerikalfaschismus known as gute alte Zeit erinnert.
Und dazwischen als feines Band zwischen Vergangenheit und Moderne zieht sich nun schon seit zwei Jahren ein feines Band von alten Automobilen. Nicht unbedingt feinen Automobilen, denn die Tradition des hiesigen Herstellers war bis 1970 eher mickrig und danach ziemlich proletenhaft - wenngleich, wenn ich offen bin, mit 220 mit dem Urquattro von C. über die Schotterpiste donnern, das würde ich heute nicht mehr tun, aber damals war das schon spannend. Wie auch immer, hier also kommen sie durch, die alten und weniger alten Schnauferl, und verbreiten ganz leicht die Atmosphäre, die man von der Millie Miglia kennt - alte Autos in kulturträchtiger Umgebung.
Zufälligerweise hatten sie heute den gleichen Weg wie ich hinaus in die Holledau, ich zu den Antiquitäten und sie zum Hoffnungslauf mit den Antiquitäten. Auf dem Heimweg war ich mit Tempo 80 gezwungen, einen Ferrari zu überholen, dessen Motor das Lied der Selbstauflösung sang. Ein Kollege etwas weiter hatte das Lied schon geendigt und ergoss ein feines Rinnsal Motorenöl auf das Bankett, was die eigene Lust auf altes Blech wie, sagen wir mal, einen 65er Lancia Flaminia trotz erster Einnahmen aus dem Bildrückfordergewerbe schwinden lässt.
Die Überlebenden treffen auf eine weitgehend tote Altstadt, und wer zuschauen will, muss sich nicht im Mindesten drängeln. Hier und weiter unten haben sie Torte der berüchtigtenVerfetterei Konditirei, die Wägen müssen ohnehin hier durch, warum also sich bewegen, sitzen, warten, alle zwei Minuten beweist ein lokaler Oldtimerbesitzer, dass auch drei Grad Steigung für so ein altes Auto eine Herausforderung ersten Grades sein kann.
Erst oben, wo die Stadt tatsächlich auch echtes italienisches Flair und italienische Stuckarbeiten hat, sowie nachgemachte italienische Strassencafes, wird die Strasse breiter, und sie können zeigen, was in ihnen steckt: 17 PS in diesem Fall. Auf 350 Kilo. Sein Nachfolger wird 110 Kilo iegen, das ist mehr als meine Barchetta. ich werde nie verstehen, wieso unsere Autos immer schwerer werden, immer mehr leisten und gleich viel verbrauchen. es wäre nett gewesen, wenn unsere Autos statt dessen sehr viel leichter wären, sehr viel kleinere Motoren hätten und weniger verbrauchen würden. Irgendwann ging das alles in die falsche Richtung.
Dafür sind wenigstens meine Mille Miglia Reflexe noch da. In Berlin wollte ich ein Stück Dreck knipsen, da rauschte die Strassenbahn vorbei, und instinktiv zog ich mit und drückte ab... wie in Italien. Es ist nett hier. Sie geben sich alle Mühe, den Vorhof zur Hölle hübsch anzupinseln und nette Dinge durchrollen zu lassen. Es erinnert tatsächlich an Süden. Nur ist es leider nicht Brescia und die Mille Miglia. Es ist die kleine Stadt, man muss mit dem zufrieden sein, was man hat. Immerhin ist es hier schön, in anderen kleinen verregneten Dörfern sieht das ganz anders aus.
Und dazwischen als feines Band zwischen Vergangenheit und Moderne zieht sich nun schon seit zwei Jahren ein feines Band von alten Automobilen. Nicht unbedingt feinen Automobilen, denn die Tradition des hiesigen Herstellers war bis 1970 eher mickrig und danach ziemlich proletenhaft - wenngleich, wenn ich offen bin, mit 220 mit dem Urquattro von C. über die Schotterpiste donnern, das würde ich heute nicht mehr tun, aber damals war das schon spannend. Wie auch immer, hier also kommen sie durch, die alten und weniger alten Schnauferl, und verbreiten ganz leicht die Atmosphäre, die man von der Millie Miglia kennt - alte Autos in kulturträchtiger Umgebung.
Zufälligerweise hatten sie heute den gleichen Weg wie ich hinaus in die Holledau, ich zu den Antiquitäten und sie zum Hoffnungslauf mit den Antiquitäten. Auf dem Heimweg war ich mit Tempo 80 gezwungen, einen Ferrari zu überholen, dessen Motor das Lied der Selbstauflösung sang. Ein Kollege etwas weiter hatte das Lied schon geendigt und ergoss ein feines Rinnsal Motorenöl auf das Bankett, was die eigene Lust auf altes Blech wie, sagen wir mal, einen 65er Lancia Flaminia trotz erster Einnahmen aus dem Bildrückfordergewerbe schwinden lässt.
Die Überlebenden treffen auf eine weitgehend tote Altstadt, und wer zuschauen will, muss sich nicht im Mindesten drängeln. Hier und weiter unten haben sie Torte der berüchtigten
Erst oben, wo die Stadt tatsächlich auch echtes italienisches Flair und italienische Stuckarbeiten hat, sowie nachgemachte italienische Strassencafes, wird die Strasse breiter, und sie können zeigen, was in ihnen steckt: 17 PS in diesem Fall. Auf 350 Kilo. Sein Nachfolger wird 110 Kilo iegen, das ist mehr als meine Barchetta. ich werde nie verstehen, wieso unsere Autos immer schwerer werden, immer mehr leisten und gleich viel verbrauchen. es wäre nett gewesen, wenn unsere Autos statt dessen sehr viel leichter wären, sehr viel kleinere Motoren hätten und weniger verbrauchen würden. Irgendwann ging das alles in die falsche Richtung.
Dafür sind wenigstens meine Mille Miglia Reflexe noch da. In Berlin wollte ich ein Stück Dreck knipsen, da rauschte die Strassenbahn vorbei, und instinktiv zog ich mit und drückte ab... wie in Italien. Es ist nett hier. Sie geben sich alle Mühe, den Vorhof zur Hölle hübsch anzupinseln und nette Dinge durchrollen zu lassen. Es erinnert tatsächlich an Süden. Nur ist es leider nicht Brescia und die Mille Miglia. Es ist die kleine Stadt, man muss mit dem zufrieden sein, was man hat. Immerhin ist es hier schön, in anderen kleinen verregneten Dörfern sieht das ganz anders aus.
donalphons, 20:01h
Sonntag, 24. Juni 2007, 20:01, von donalphons |
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loco just loco,
Sonntag, 24. Juni 2007, 20:17
Panhard
Der Panhard auf dem untersten Foto, eine erstaunlich flotte Kiste mit einem schnatternden Luftboxer, der sich anhört wie eine Ente, hat in Deutschland absoluten Seltenheitswert.
Und dafür gibt es wahrlich häßlichere Kulissen als Ingolstadt.
Und dafür gibt es wahrlich häßlichere Kulissen als Ingolstadt.
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donalphons,
Montag, 25. Juni 2007, 00:05
In fast genau einem Monat rollen die 2000 Kilometer ducrh Deutschland durch das Wellheimer Trockental von Neuburg nach Eichstätt auf den dortigen Marktplatz, und ich werde im Paradeis sitzen, wo sie vorbeifahren. Das ist nochmal eine etwas andere Angelegenheit.
Panhards... tja, aber wenn ich jemals, dann etwas halbwegs pflegeleichtes. Entweder ein Fiat 600 oder ein Lancia.
Panhards... tja, aber wenn ich jemals, dann etwas halbwegs pflegeleichtes. Entweder ein Fiat 600 oder ein Lancia.
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jolly rogers,
Sonntag, 24. Juni 2007, 21:44
sag mal, ich wusste ja gar nicht, dass ingolstadt auch einen palast der republik besitzt... ;-)
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gibsmir,
Sonntag, 24. Juni 2007, 22:20
Herr Rogers, da muss ich nicht mal genau hinschauen oder Ingolstadt kennen, um darauf wetten zu können, dass das angesprochene Gebäude mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit eine Sparkasse ist. So sieht die Standardschändung historischer Plätze überall in der Republik in den 60ern durch besagte Anstalt aus.
Im Prinzip bin ich ja für die Schändung eine früher mal Adolf-Hitler-Platz genannten Platzes, nur 40 Jahre Augenkrebs sind auch für diesen Platz genug.
Im Prinzip bin ich ja für die Schändung eine früher mal Adolf-Hitler-Platz genannten Platzes, nur 40 Jahre Augenkrebs sind auch für diesen Platz genug.
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donalphons,
Sonntag, 24. Juni 2007, 22:35
Fast. es ist genau genommen das mit Stahlplatten verschlimmerte alte Neue Rathaus, und die Sparkasse, liebevoll auch "Südwall" genannt, ist dazu ein Travertinmonster im 90°-Winkel mit Marmorinnenraum und Wasserfall. Kein Witz.
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jolly rogers,
Sonntag, 24. Juni 2007, 23:08
sparkassen können auch anders:
http://www. konstanz.de/stadtinfo/stadtmarketing/projekte/tga/beleuchtung/index.htm
http://www. haustechnik-meissen.de/SIDES/Bilder/Fotos/Sparkasse_gr.jpg
:-)
http://www. konstanz.de/stadtinfo/stadtmarketing/projekte/tga/beleuchtung/index.htm
http://www. haustechnik-meissen.de/SIDES/Bilder/Fotos/Sparkasse_gr.jpg
:-)
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strappato,
Sonntag, 24. Juni 2007, 23:31
Ich kenne eine Kreissparkasse hier im Norden, die ein 7 m hohes runde Aquarium im Atrium der Schalterhalle hat. Als ich da das letzte Mal gewesen bin, schwammen 2 Taucher drin und säuberten die Scheiben. Der Sparkassenvorstand schenkt gerne seinen Besuchern eine CD mit Entspannungsmusik, so Rauschen des Meeres oder so.
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roxomatique,
Montag, 25. Juni 2007, 11:17
Mickrige Tradition?
Man sollte nicht allle Versuche moderner PR-Abteilungen ernst nehmen, Traditionen zu konstruieren (wenn nicht gar zu de-konstruieren, ist ja manchmal nötig), aber wenn man es genau nimmt, steht hinter dem heutigen Audi letztlich die komplette Auto Union mit Horch, DKW, Wanderer und natürlich Audi - dazu kommt noch (aber erst ab 1969) NSU. Okay, Audi war vor 45 eher mau und mickrig, aber Horch und DKW (stinkend hin oder her), das ist doch was. Oder?
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donalphons,
Montag, 25. Juni 2007, 13:01
Nun, fahr mal auf die Mille Miglia und zeige mir die Wägen, die Du als wirklich banal und uninteressant einschätzt: Es werden die Kübel von Audi sein, auch wenn sie einen Showmaster reinsetzen, um die Kübel in die Berichte zu bringen. Ganz arm, sowas.
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roxomatique,
Montag, 25. Juni 2007, 14:10
"banal und uninteressant" gibt es allerdings so einige Modelle. Dürfen denn die Langweiler-Audis (Audi ab 65, später Audi 60 etc.pp.) bei der MilleMiglia offiziell dabei sein? Herrschaftszeiten...
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jolly rogers,
Montag, 25. Juni 2007, 18:09
@che
das ist das anarchische element im badischen wesen. wie kommst du nach stockach? :-)
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jolly rogers,
Montag, 25. Juni 2007, 22:00
so ist das gut, che!
peter lenk ist aber an vielen orten sehenswert! :-)
peter lenk ist aber an vielen orten sehenswert! :-)
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