: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Donnerstag, 1. Mai 2008

Österreich besser machen.

Schön ist Österreich überall, wo gerade keine Menschen, und hier besonders Österreicher sind. Ich war zu lange, zu oft und unter zu unschönen Bedingungen in Österreich, ein Land, das nie ein 68 hatte und das verkörperte, was Deutschland ohne Beschäftigung mit der NS-Zeit geworden wäre, ein Land, das aussah wie die Realversion eines Deix-Cartoons und jenseits der Dörfer und Touristenzentren schnell mal einen bulgarisch-tristen Charme vermittelt, und mittendrin ein Wasserkopf namens Wien, in dem ich mich nie auch nur ansatzweise wohl gefühlt habe, den Naschmarkt mal ausgenommen. Ich war letzten Herbst dort, bin dann über das Ennstal an einem der letzten schönen Roadstertage zurück, und blieb fassungslos ob des Gegensatzes zwischen den einsamen Bergstrassen im Sonnenlicht und den verkniffenen Gesichtern der Wiener, denen noch immer der Verlust der alten Grösse innewohnt, und die Suche nach den Schuldigen, den Deutschen, den deutschen Nazis - nicht gegen die österreichischen Faschisten natürlich - die Ostküste, die Israelis und ihre internationalen Freunde, die doch endlich mal ruhig sein sollen, die Vernaderer in den eigenen Reihen - werden Sie Journalist, beschäftigen Sie sich mit dem Thema Restitution in Wien und gewinnen Sie mehr Feinde, als wenn Sie auf dem Neonazicamp Königswusterrode Anatevka singen.

Der Fall Amstetten ist furchtbar, aber ich bin nicht überrascht, dass es sowas in Österreich gibt. Auch hier wieder: Etwas von der Obrigkeitsdenke, die in Deutschland kaum mehr vorstellbar ist. Es gibt da so eine bockige, sture, unsagbar dumme Mentalität der Realitätsverweigerung von oben herab. Sei es nun der Täter mit seinen Machtgelüsten, oder jetzt auch der Versuch der Regierung, das ganze kleinzureden und Österreich wieder als das friedliches Land der Berge und Täler zu promoten, selbst wenn hier gleich hinter der Grenze in Achensee ein hässlicher FPÖler sein Gesicht plakatieren lässt, mit dem geistig zurückgebliebenen Spruch "Tirol den Tirolern".

Allerdings, das mag Österreich beruhigen, die Nachbarn haben ein kurzes Hirn, man hat die Opposition in Österreich nach kurzem Aufschrei auch jahrelang mit den blau-braunen Regime der Haiders und Schüssels allein gelassen, statt hier mal ein Exempel zu statuieren, das noch weiter südlich anderen Verbrechern klar gemacht hätte, was in der EU absolut nicht geht. Österreich 2000, FPÖ/ÖVP, das war der innere Sündenfall der EU. Aber wie die Politiker, so auch die Bewohner der Nachbarstaaten, und gerade die Deutschen sind ganz leicht für den Alpenstaat zu erwärmen. Denn hier gibt es Dinge, die wichtiger sind als Politik, braune Sager und eine überforderte Verrwaltung, die trotzdem gern den Metternich machen würde, Dinge, die für Deutsche wirklich wichtig sind, und deshalb könnte eine Imagekampagne vielleicht so aussehen:



Unten in Hall ist es noch günstiger, 1,16, habe ich letzthin gesehen. Hall ist übrigens wirklich wunderschön, da kann man auch hinfahren, wenn man nicht tanken muss.

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Freitag, 25. April 2008

Ich war letztes Jahr

auf zu vielen Kongressen und Veranstaltungen, und das, obwohl ich kein einziges Mal als Besucher dort war. Das Problem ist, dass man irgendwann auch zusagt, ohne sich genauer mit dem Umfeld zu beschäftigen, und am Ende trifft man dann auf Leute, bei denen man sich wirklich wundert, wieso die nicht besser eine Schlosserlehre gemacht haben, statt andere ausbilden zu wollen, die am Ende die gleichen eingebildeten Knalltüten werden. Kann alles passieren, es gibt brilliante Organisatoren und Versager, aber irgendwann ist man soweit, dass man sich ein paar klare Regeln aufstellt, denn wenn es die Leute nichts kostet, achten sie es oft nicht besonders, und man sagt lieber dreimal ab, statt sich nochmal auf fragwürdige Typen einzulassen.



Es gibt aber auch die Fälle, da man kennt die Leute, mit denen man es zu tun hat. Den alternativen Medienpreis und seine Veranstalter kenne ich seit der ersten Runde von 1999, und da komme ich gern einfach so, denn Nürnberg ist nicht weit weg, und die Preisverleihung hat mir immer etwas gebracht, neue Ideen, Ansätze, Bekanntschaften, Spass und Parties mit Leuten, die nicht alternativ und anders tun und letztlich genau die gleiche Vermarktungsscheisse betreiben, wenn der passende Werbepleitier den nächsten Hype reiten möchte.



Ja, links. Ja, nichtkommerziell, vielleicht sogar antikommerziell und utopisch. Ganz sicher nicht marktkompatibel. Aber es ist wirklich schön, mal einen Abend nicht an jeder Ecke einen Zyniker sitzen zu haben, einen Koofmich und einen, der das nur als Karriereschritt auffasst, wie man das hier draussen nur zwei Klicks entfernt allenthalben findet. Ich bin Autodidakt, aber ich komme ursprünglich aus der Bürgerfunk-Ecke, ich mag den Ansatz, dass jeder kann und jeder darf und Hierarchien nur dann sein sollten, wenn sie unvermeidbar sind - was sich in Blogs übrigens besser umsetzen lässt, als im Radio.



Es ist viel Zeit vergangen, seit 1999, als Radio noch DAS alternative Medium schlechthin war. Der Wandel der Mediennutzung macht auch vor den Alternativen nicht Halt, egal ob sie nun strukturkonservativ auf Einschaltradio beharren, oder gleich ganz ins Netz gehen - was eigentlich, angesichts der Geschichte der Linken und ihrer normalerweise schnellen Aneignung von Technik, nur logisch wäre. Obwohl ich dort zweimal mit Radiofeatures gewonnen habe, käme es mir heute seltsam vor, einen Podcast zu produzieren, den man nur zu einer bestimmten Zeit auf einer Frequenz hören kann, mit einem immensen Aufwand, der dennoch weniger erreicht, als normaler Text. Ich will mich keinesfalls in die vulgäre Internetüberhöhung einreiehen, die alle anderen Medien im Nebensatz für obsolet erklärt, ich will auch nicht Lampedusa zitieren, aber ich bin verdammt froh, dass es das Internet und freie Software gibt, die Blogs ermöglichen. Es ist eine Chance, mehr erstmal nicht, aber eine bessere Chance, als Alternative sie je hatten.

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Sonntag, 20. April 2008

Kreuzworträtsel: Grobes Wort für sterben.

Ich will das Wort gerade in diesem Kontext nicht ausschreiben, aber wir hier in Bayern pflegen in solchen Fällen zu sagen, dass da wohl jemand einem ins Hirn Fäkalien eingebracht hat. Was dann ja auch irgendwie braun wäre.



Aber Holtzbrinck ist es auch ziemlich egal gewesen, wenn eine Beteiligungsfirma mit einem veränderten Titelblatt des Völkischen Beobachters zur Party lädt, da ist sowas dann eher ein blöder Zufall, und wohl eher kein vorgezogenes, psthumes Geburtstagsgeschenk an einen, in dessen Heimatland der Schnee schilzt, als wäre es das, was man früher als Anstand bezeichnete.

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Donnerstag, 17. April 2008

Komisch

Irgendwie ist es mir egal, wenn die Grünen mit der CDU ins Bett steigen. Die gleiche Sorte Gleichgültigkeit, die ich auch empfinde, wenn einer nach langem Rumdrucksen etwas gesteht, was ich auch so schon weiss. ich hatte solche Fälle in der New economy, da kannten wir die Fakten durch die Bücher und Rechnungen, und warteten nur noch auf die Bestätigung. Um jemanden zu enttäuschen, müsste man ihn erst mal täuschen können, und diese Fähigkeit haben die Grünen irgendwann Ende der 90er verloren, als ich zum ersten mal mit deren bayerischer Führungsebene zu tun hatte.

Was mich enttäuscht, sind die Schwarzen. Seit Mitte der 90er haben die Grünen keine Ideale mehr, die sie verraten könnten, die Schwarzen jeoch haben eine Menge historischen Ballast, zu dem sie besser stehen sollten. In diesem speziellen Fall bin ich im übertragenen Sinne gewillt, Franz Josef selig mit seinem Spruch vom kalten Krieger, der ihm lieber als ein warmer Bruder ist, zuzustimmen. Es ist nicht besonders schwer, abfällig gewordene Bündnispartner zu ersetzen, und schon gar nicht in der Politik - aber ein klares Feindbild ist in Zeiten wie diesen unersetzlich.

Ich mag diesen Swingerclub für Kuschelsex von korrupten Nichtideologen nicht. Ich hätte gern wieder Härte, wenn es sein muss auch Wasserwerfer, Steine und deutlich angesprochene Arschlöcher, als diesen parteiübergreifenden Mainstream zur Entrechtung des Staatsvolkes, das sich am Ende immer nur für verschieden lackierte Fressen des gleichen Parteienmülls entscheiden kann, und deshalb einfach nicht mehr wählen geht. Ich hätte gern Charakterköpfe, die sich nicht kaufen lassen, und nicht den - um Strauss nochmal zu bemühen - Ratten und Schmeissfliegen der Medien und Umfragemacher hinterherlaufen.

Ich möchte wieder richtig hassen und den Wunsch haben, sie wegen ihrer Überzeugungen verrecken zu sehen. Und nicht nur, weil sie feige, erbärmliche Schleimbatzen sind.

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Dienstag, 15. April 2008

Stilvolles Häschen

Als ich es zum ersten Mal sah, musste ich lachen. Weniger wegen der rosa Streifen; vielmehr wegen dessen, was man heute als "Brand Extension" bezeichnet, die zudem äusserst hinterhältig sein könnte, wendet sie sich doch an die Kleinsten. Die wollen es haben, können irgendwann lesen, was drauf steht, und wenn Ann-Sophie dann gross ist, im Stil des vorletzten Jahrhunderts geheiratet und nun von ihrem Gatten die Aufgabe übertragen bekommen hat, das gemeinsame Haus einzurichten, wird sie sich an ihre Kindheit erinnern, und dass es auch die rüdesten Katzenangriffe überstanden hat, und dann sagen, dass sie einerseits nicht unter dem Niveau wohnen will, das sie seit der Krippe kennt, und andererseits hat der Stoff sie jahrzehntelang ertragen, das geht jetzt sicher auch bei Sofas lange gut. Wo dreistellige Eurobeträge für den laufenden Meter erheblich mehr zu Buche schlagen, als damals, als sie einen originalen JAB Anstötz Hasen geschenkt bekam. Dann haben Naht, Füllung und rosa Streifen ihren Zweck erfüllt; eine frühkindliche Verführung mit Langzeitwirkung und verzögertem Zünder.

Beim ersten Betrachten fand ich das Ding, vom Marketingstandpunkt gesehen, fies gemacht, billig und effektiv wie eine Tretmine. Zumal es auch noch aus dem Affenfelsen Rottach kommt. Aber die Zeiten haben sich geändert. Es gibt einen Trend in meinem weiteren Umfeld, Kinder nicht mehr ganz so vehement abzulehnen. Die Transporte zur Beratung und zu einer Abtreibungsklinik, die in Bayern bis heute nicht gerade kundenfreundlich abzuwickeln sind, oftmal auch unter enormen Zeitdruck, weil es den Betreffenden reichlich spät kam und die Verursacher dieser Spätfolgen von Spass und Sex die Fliege machten - sowas kommt in den besten Familien vor - diese Fahrten und das Patschehändchen halten und die Nachbetreuung sind selten geworden. Statt dessen werden Kinder gezielt gemacht, und inzwischen sind die Einschläge so nah, dass ich sie nicht mehr ignorieren kann. Und auch sowas wie ein "gchrtulire" zwischen meinen plötzlich sehr schmalen Lippen entkommen muss, um nicht allzu unhöflich zu erscheinen.

Und da dachte ich mir...



Ich mein, wenn die anderen schon zur Erhaltung einer Spezies beitragen, die man diesem Planeten eigentlich nicht guten Gewissens zumuten kann, wäre es doch zumindest der Nachhaltigkeit geschuldet, wenn ich den Samen lege für ein sozialverträgliches Verhalten, das sich gegen Raubbau an der Natur, Wegwerfmöbel und Lohndumping in Osteuropa entscheidet, eine Initialzündung für das Bewusstsein einleite, das Bessere zu wollen und zu kennen*. Man steckt heute kleinen Kindern keinen Silberlöffel mehr in den Mund, aber nach meiner Erfahrung kann man die meisten Frauen mit Luxus ordentlich so gestalten, dass später Geringeres überhaupt nicht mehr in Frage kommt.

Man kann vielleicht gar nicht früh genug damit anfangen. Hier, bitte, ist er nicht süss, und er fusselt auch nicht, ist ja Stoff, extrem guter Stoff, aber bitte, nein, nichts zu danken, wirklich nicht, nur mein Beitrag zur Erhaltung einer Art nach meiner Vorstellung.

*gestern wollte einer an der Blogbar, dass ich mich in Zukunft mit 7 Wörtern pro Satz bescheide. Der Satz oben enthält, ich habe sie gezählt, 63 Wörter. Und ich sage ohne falsche Höflichkeit, dass ich meine, das den Lesern hier zumuten zu können.

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Donnerstag, 10. April 2008

Der Tod in Tyrol

oder vom Glück, zu alt für Popkultur zu sein.





Zu alt für billiges Erschrecken und Splatter, für Brust-OP-Talks und Pieps über dem Fuck, zu alt für die allgegenwärtige Pseudosexualität und uneingelöste Versprechen nach dem guten, alten Fick, dem Versprechen ewiger Jugend als Vorgruppe, dem neuesten Scheiss und all dem Plastik, in dem derselbe verwahrt ist, überall von den Pimpcars bis zu den Wohnungen von neureichen Leuten aus Startup, Werbung und Plastiktönerei, die sich alles ausser Geschmack leisten können, mit einem mokanten Lächeln und der Hoffnung, leicht zu sterben, wenn die anderen bittschön an ihrer Dummheit krepiert sind, obwohl die eigentliche Strafe so ein Leben, so ein besschissenes Vegetieren in Würdelosigkeit als ein verfickter Popopa ist.

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Montag, 7. April 2008

Steigerung des Unbehagens

Ziemlich genau in der Mitte des Achensees verriegelte eine Wolkenwand das Panorama hinüber zur Bergwelt des Zillertals. In der klimatisierten Limousine mag das lediglich ein Unterschied im Licht sein, aber offen ist es wie der Wechsel von einer weiss überzuckerten Riviera in den grimmig kalten Schneesturm, der einen dort erwartet.



Aber auf dem Rückweg gab es hinter der Panoramakurve diesen Moment, als die Sonne Strasse, Berge, Wälder und den See golden durchglühte, so unfassbar schön, dass

Kurz vor der Heimfahrt war ein Zwischenhalt beim Konditor geboten. Gegenüber dann das typische Paar 60+ der Region, s 500, Miesbacher Kennzeichen aber erkennbar nicht ursprünglich von hier, unnatürlich braungebrannt und mutmasslich künstlich nachgetrafft, wie aus dem Bilderbuch der Best Ager, die Herren dieses Landes, die, denen es gehört, und die keinen Anlass haben, das zu hinterfragen. Aber vielleicht können sie auch nichts dafür, das kleine Mädchen, das drinnen an der Theke mit ihrer Ton-in-Ton-Mutter rosa Schnitten nehmen darf, kennt es auch nicht anders.

Am Bahnhof, vor der Abreise des Gastes, war diese Gruppe von Anhängern einer Berliner Kombo, die nach eigenen Angaben in der Apotheke frühstückt. Einer von ihnen hatte eine Currywurst gekauft, sehr viel Sosse aus dem Spender draufgedrückt, und dann ungegessen auf den Fussboden fallen lassen, wo sie jetzt neben der Gruppe vor sich hinstank. Sie trugen goldene Papierkronen, darauf stand der Name der Gruppe, und versuchten sich im peinlich Benehmen Berliner Art, Alda. Sie hätten die Wurst aufheben und in den daneben stehenden Mülleimer werfen können, aber das Prollen war ihnen wichtiger.

Ich glaube, ich habe ein Faible für Cabriofahrten im Schneesturm bei minus 10 Grad. Relativ betrachtet.

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Montag, 7. April 2008

Soziale Unterschiede

Vielleicht geht es im 21. Jahrhundert vor allem darum zu verhindern, in die schlechteren Zeiten des 20. Jahrhunderts zurückzufallen. In Epochen, in denen die Menschen im Staub krochen, wenn das höhergestellte Sozialgefüger vorüberkam, und so stolz auf dessen Besuch war, dass es mit erheblichen Mühen den Besuch vermerkte, um auch etwas Glanz zu erhalten:



Man muss sich mit der Geschichte der Vorgängermonarchie des Schurkenstaates Österreich schon ziemlich gut auskennen, um auch nur einen Teil der hier erwähnten Personen einordnen zu können; so ein Erzherzog ist nicht halb so bedeutsam, wie er imposant klingt, weiter drunten in Innsbruck hat man in der Jesuitenkirche einen ganzen Gruftkeller voll mit diesen Leuten, die auch nichts am Niedergang des Systems ändern konnten. Die Liste ist lang, aber nach 1918 wäre noch einiges an Platz - allerdings, bekannte Österreicher wie Schuschnigg, Hitler oder Dollfuss kamen hier wohl nicht vorbei, und spätere Gäste waren das, was man so demokratisch nennt, und damit nicht mehr Gegenstand einer Einmeisselung. Was in den Stein durfte, hatte einen längeren Anspruch an die Welt, als eine Wahlperiode. Anders, schlechter legitimiert zumal, und nur ein paar Millionen Tote später wurde das auch ordentlich kritisch hinterfragt, bis allgemein nur noch ein müdes Lächeln angesichts der alten Ehrerbietung bleibt. Und keiner käme heute auf die Idee, Barschels letzte Unterkunft in Genf oder Friedmans Räume der Lustbarkeiten in Berlin zu kennzeichnen. Wo sind wir denn.

Nun. In einer Welt, in der der Anspruch auf Ewigkeit weg von den Politikern hin zur Wirtschaft gegangen ist. Die Fürsten förderten ein System, das zeitweilig mit dem Produkt Proletarier ihre eigene Herrschaft beendete und mit der Folge des Kapitals de facto ihre Nachfolge antrat. Nicht mehr in Stein gemeisselt. Aber man nimmt für sich in Anspruch, an jedem Punkt des öffentlichen Raumes auf sich hinzuweisen. Man findet neue Deppen, Kriecher und Cretins, die solche Namen in reale und digitale Wände kratzen, mit Logo statt Krone und Premium statt erlaucht, und es kommt uns noch nicht mal seltsam vor, es wird einfach so hingenommen. Wie man sich vom Kaiser eine weise Politik und Hilfe in allen Belangen erwartete, erhofft man sich jetzt die milden Gaben der Industrie, man verkauft Arenen und Blogeinträge, man macht wieder den Polante und meint, das müsse so sein.

Und ist dann kurz darauf überrascht, wenn diese Konstrukte soziale Scheren aufgehen lassen, Ministerien beeinflussen und sich auch sonst auffähren, als seien sie die Herren des Landes, qua Geburtsrecht und ohne zeitliche Begrenzung, sie da oben, der begriffsstutzige Plebs da unten, dem man sagen muss, was gut für ihn ist.



Die Idioten, die Bild und Krone lesen, um sich am Herabziehen der weniger Glücklichen des Starbetriebs zu erfreuen, die sie auch im Porno-, Drogen und Darmkrebssumpf sehen wollen, kaufen sich die Illusion einer Gleichheit, die nicht von ihren Möglichkeiten, sondern vom Fall der anderen berichtet. Es nährt ihren Glauben, dass sie alle da unten in Gleichheit sind, und es lenkt sie davon ab, was wirklich über ihnen an Strukturen einzementiert wird. Es gibt keinen Klassenkampf mehr, sondern das Gegeifer der Dummen gegen das Offensichtliche & Andere, Silberkannen, Bildung, Bücher, Tischsitten, langfristiges Denken und Bewahren, Zusammenhänge jenseits simpler Logik und Nachhaltigkeit, gar lange Sätze, da findet sich einiges, was unten verabscheut und oben mit einem Billig! Praktisch! Kauf! Du Arsch! Claim weggebrüllt wird, von den Leichtmachern und Einfachermöglichern, den Toröffnern zu den Müllparadiesen und Sinnstiftern der Boulevardmagazine, und wenn die Oben die Gewerkschaften von denen da unten erfinden, ist es kein Verbrechen oder ein Anschlag auf die Gesellschaft, sondern nur die konsequente Fortführung eines Systems, das sich seinem, an allzu alten Vorbildern nachempfundenen Anspruch gemäss verhält.

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Donnerstag, 27. März 2008

Transäh

Also, meine Damen und Herren von der äh Presse, also, der Freistaat Bayern hat ja äh, immer betont, dass er im Grunde genommen, nicht wahr, den Transrapid schon wollte, äh, aber die Verantwortung von mir als Minister äh gewesenem Ministerpräsidenten a.D. sagt man, äh Ministerpräsidenten a. D. also, das also zwingt mich aus Verantwortung für unser schönes Bayernland, äh, auch zukünftig in der Championsleague mitzuspielen, und deshalb, äh, obwohl es im Grunde genommen exorbitant äh wichtig gewesen wäre, den Hightechstandort Bayern, nicht wahr, mit dem führenden Flughafen der Grossregion München im Grunde genommen schon beim Hauptbahnhof zu einzubetreten, und äh die Industrie am Standort hätte ja auch, und die CSU wird natürlich nur äh ihrer Verantwortung gerecht, wenn wir jetzt was natürlich äh äh mit dem im Grunde genommen grandiosen Sieg der CSU bei den Kommunalwahlen äh zu tun hat, also, sie kennen äh mich und wissen, dass wir niemals nicht weichen und äh auch weiterhin wird es für den Standort äh edenzi äh essenfie äh sakra essenziell sein, äh, also, ich mein im Grunde genommen, also Siemens nein Thyssen nein ach so der Flughafen ja richtig also den Franz Josef Strauss Flughafen so mit der äh Landeshaupthstadt zu verbinden, und für den Herrn Ude ist das natürlich überhaupt kein Sieg, weil äh die wichtigen Entscheidungen der CSU allein zum äh Wohle des Bayernlandes getroffen wurden, die CSU ist der Transrapid äh nein Bayern was ich als Ministerpräsident und Initiator, kann man sagen, nicht dafür verantwortlich war, äh, weil das im Grunde genommen das Innenministerium und das Wirtschaftsministerium gefordert haben äh, und äh so sehe ich mich natürlich nicht in der Verantwortung, wenn jetzt die äh Zukunftstelonoähtechnologie jetzt also mal im globalen äh Vergleich in Bayern am, äh, Kostenfaktor nicht äh so kommt, wie wir uns das wünschen würden, aber äh ich denke, dass der Marktführer Bayern das äh problemlos kondens äh komplett äh komplenz äh kompensieren kann, äh, wenn wir uns auf unsere wirtschaftlichen Stärken wie äh etwa die Atomkraft und im Grunde genommen auch den Export von Verteidigungstechnik ganz äh im Sinne von Kindern meines verehrten äh Lehrmeisters Kais äh Franz Josef Strauss äh äh konzkonzentrieren, damit Bayern auch in Zukunft ganz äh äh vorne mit dabei ist.

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Sonntag, 23. März 2008

Göthe halts Maul

wenn ich an Ostern im Gebirge bin:

"Der alte Winter, in seiner Schwäche,
Zog sich in rauhe Berge zurück."

Das hab ich heute gemerkt. Du Idiot.

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