Soziale Unterschiede

Vielleicht geht es im 21. Jahrhundert vor allem darum zu verhindern, in die schlechteren Zeiten des 20. Jahrhunderts zurückzufallen. In Epochen, in denen die Menschen im Staub krochen, wenn das höhergestellte Sozialgefüger vorüberkam, und so stolz auf dessen Besuch war, dass es mit erheblichen Mühen den Besuch vermerkte, um auch etwas Glanz zu erhalten:



Man muss sich mit der Geschichte der Vorgängermonarchie des Schurkenstaates Österreich schon ziemlich gut auskennen, um auch nur einen Teil der hier erwähnten Personen einordnen zu können; so ein Erzherzog ist nicht halb so bedeutsam, wie er imposant klingt, weiter drunten in Innsbruck hat man in der Jesuitenkirche einen ganzen Gruftkeller voll mit diesen Leuten, die auch nichts am Niedergang des Systems ändern konnten. Die Liste ist lang, aber nach 1918 wäre noch einiges an Platz - allerdings, bekannte Österreicher wie Schuschnigg, Hitler oder Dollfuss kamen hier wohl nicht vorbei, und spätere Gäste waren das, was man so demokratisch nennt, und damit nicht mehr Gegenstand einer Einmeisselung. Was in den Stein durfte, hatte einen längeren Anspruch an die Welt, als eine Wahlperiode. Anders, schlechter legitimiert zumal, und nur ein paar Millionen Tote später wurde das auch ordentlich kritisch hinterfragt, bis allgemein nur noch ein müdes Lächeln angesichts der alten Ehrerbietung bleibt. Und keiner käme heute auf die Idee, Barschels letzte Unterkunft in Genf oder Friedmans Räume der Lustbarkeiten in Berlin zu kennzeichnen. Wo sind wir denn.

Nun. In einer Welt, in der der Anspruch auf Ewigkeit weg von den Politikern hin zur Wirtschaft gegangen ist. Die Fürsten förderten ein System, das zeitweilig mit dem Produkt Proletarier ihre eigene Herrschaft beendete und mit der Folge des Kapitals de facto ihre Nachfolge antrat. Nicht mehr in Stein gemeisselt. Aber man nimmt für sich in Anspruch, an jedem Punkt des öffentlichen Raumes auf sich hinzuweisen. Man findet neue Deppen, Kriecher und Cretins, die solche Namen in reale und digitale Wände kratzen, mit Logo statt Krone und Premium statt erlaucht, und es kommt uns noch nicht mal seltsam vor, es wird einfach so hingenommen. Wie man sich vom Kaiser eine weise Politik und Hilfe in allen Belangen erwartete, erhofft man sich jetzt die milden Gaben der Industrie, man verkauft Arenen und Blogeinträge, man macht wieder den Polante und meint, das müsse so sein.

Und ist dann kurz darauf überrascht, wenn diese Konstrukte soziale Scheren aufgehen lassen, Ministerien beeinflussen und sich auch sonst auffähren, als seien sie die Herren des Landes, qua Geburtsrecht und ohne zeitliche Begrenzung, sie da oben, der begriffsstutzige Plebs da unten, dem man sagen muss, was gut für ihn ist.



Die Idioten, die Bild und Krone lesen, um sich am Herabziehen der weniger Glücklichen des Starbetriebs zu erfreuen, die sie auch im Porno-, Drogen und Darmkrebssumpf sehen wollen, kaufen sich die Illusion einer Gleichheit, die nicht von ihren Möglichkeiten, sondern vom Fall der anderen berichtet. Es nährt ihren Glauben, dass sie alle da unten in Gleichheit sind, und es lenkt sie davon ab, was wirklich über ihnen an Strukturen einzementiert wird. Es gibt keinen Klassenkampf mehr, sondern das Gegeifer der Dummen gegen das Offensichtliche & Andere, Silberkannen, Bildung, Bücher, Tischsitten, langfristiges Denken und Bewahren, Zusammenhänge jenseits simpler Logik und Nachhaltigkeit, gar lange Sätze, da findet sich einiges, was unten verabscheut und oben mit einem Billig! Praktisch! Kauf! Du Arsch! Claim weggebrüllt wird, von den Leichtmachern und Einfachermöglichern, den Toröffnern zu den Müllparadiesen und Sinnstiftern der Boulevardmagazine, und wenn die Oben die Gewerkschaften von denen da unten erfinden, ist es kein Verbrechen oder ein Anschlag auf die Gesellschaft, sondern nur die konsequente Fortführung eines Systems, das sich seinem, an allzu alten Vorbildern nachempfundenen Anspruch gemäss verhält.

Montag, 7. April 2008, 01:50, von donalphons | |comment

 
Was ist...
...das für ein schmackhaft aussehendes Gebäck in der Silberschale? Da fällt mir auf: Ich kriege Hunger.

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Ein Mohnhörnchen. Das gibt es in Schwaz/Tirol, wenn Du von Westen über die Franz-Josef-Strasse in die Altstadt gehst, ist die zweite Quergasse nach rechts die Tannenberggasse. Im ersten Haus auf der rechten Seite ist dann die Bäckerei
Bathelt Rudolf.

Und die Polatschen und Hörndl und überhaupt alles ist dort sehr, sehr gross - in der Silberschale haben normalerweise vier Semmeln Platz.

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Ist ja - Schurkenstaat hin oder her - nur ein Stündchen zu fahren.

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27 Minuten bis zum Eintritt in die Zone, und den Weg vom Achenpass nach Schwaz kann man unter "Fahrt über Panoramastrasse und Pass" positiv verbuchen. Weiter die Strasse runter ist dann auch noch ein sehr guter Feinkostladen (Spinatknödel hausgemacht! 3,90 Euro, vier Stück!) namens Hörtnagl (Franz-Josef-Straße 9) und eine Schokoladenherstellerin mit dem schönen Namen Freudenschuss. Hob I a Schwaz, brach I ka Wean, möchte ich sagen.

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(Und ausserdem ist - Schurkenstaatdasein verpflichtet - wie im Irak und Iran das Benzin sehr viel billiger -von 1,16 kann man hierzulande nur noch träumen)

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Ich hab jetzt an Pflaumenmus gedacht, aber Mohn ist auch in Ordnung. Bei 802 km Fahrstrecke müsste das aber ein verdammt leckeres Hörnchen sein... ;-)

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So wie das aussieht, macht das so satt, dass man davon problemlos 802 Kilometer lang zehren kann ohne Hunger zu bekommen.

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Naja, 802 km jede Strecke! Das sind locker 14 Stunden Fahrzeit. Wenn ich dann noch den Spritverbrauch einrechne, dann muss diese Hörnchen aber einfach nur höllisch gut (oder göttlich?) sein! Allerdings sieht es so aus, als wäre es das auch...

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Ich finde, es sieht sehr nach Fresskoma aus.

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Naja. Was sind schon 802 Kilometer, wenn man bei den Hörnchen gleich noch eine Wohnung hat.

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Mir fiel schon als Steppke ein Grab auf, das in meinem heimatlichen Vorort hervorstach zwischen den Holzkreuzen und dünnen Grabtafeln. Ein Industrieller hatte dort ein blitzendes Metallmonument posthum quasi errichten lassen, das fortan seine Potenz erinnern läßt. Es wäre eine Recherche wert, inwieweit das Usus ist, und ich würde wetten, daß dem so ist. Die ambivalente Organisation der Totenruhe repräsentiert sich da wohl: Endlich gibt er Ruhe, wir vermissen gleichwohl sein einträgliches Kommando. Die Barone des Geldadels bekommen ihr verdientes Denkmal als Hohn. Noch im Tod können sie nicht einfach (tot) "sein".

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Klar, wenn ich bei den Hörnchen eine Wohnung hätte, dann sähe das gleich ganz anders aus. Aber wer möchte denn in Österreich wohnen (und sei es nur am Wochenende)? *wegduck* :-)

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Deshalb wohne ich ja noch in Bayern. Man kann da drüben schon was machen, aber nur, solange der Achenpass offen ist. Allein mit Österreichern fände ich jetzt auch, äh, schwieriger.

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Hey, von hier aus sind es gerade mal knapp unter 60 km bis nach Holland. Wenn hier in Monasterium Weihnachtsmarkt ist, gehen Einheimische besser gar nicht aus dem Haus. Wer ist da schlimmer dran? :-)

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Österreich hin oder her - ein schöner Text ist das!

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