Steigerung des Unbehagens

Ziemlich genau in der Mitte des Achensees verriegelte eine Wolkenwand das Panorama hinüber zur Bergwelt des Zillertals. In der klimatisierten Limousine mag das lediglich ein Unterschied im Licht sein, aber offen ist es wie der Wechsel von einer weiss überzuckerten Riviera in den grimmig kalten Schneesturm, der einen dort erwartet.



Aber auf dem Rückweg gab es hinter der Panoramakurve diesen Moment, als die Sonne Strasse, Berge, Wälder und den See golden durchglühte, so unfassbar schön, dass

Kurz vor der Heimfahrt war ein Zwischenhalt beim Konditor geboten. Gegenüber dann das typische Paar 60+ der Region, s 500, Miesbacher Kennzeichen aber erkennbar nicht ursprünglich von hier, unnatürlich braungebrannt und mutmasslich künstlich nachgetrafft, wie aus dem Bilderbuch der Best Ager, die Herren dieses Landes, die, denen es gehört, und die keinen Anlass haben, das zu hinterfragen. Aber vielleicht können sie auch nichts dafür, das kleine Mädchen, das drinnen an der Theke mit ihrer Ton-in-Ton-Mutter rosa Schnitten nehmen darf, kennt es auch nicht anders.

Am Bahnhof, vor der Abreise des Gastes, war diese Gruppe von Anhängern einer Berliner Kombo, die nach eigenen Angaben in der Apotheke frühstückt. Einer von ihnen hatte eine Currywurst gekauft, sehr viel Sosse aus dem Spender draufgedrückt, und dann ungegessen auf den Fussboden fallen lassen, wo sie jetzt neben der Gruppe vor sich hinstank. Sie trugen goldene Papierkronen, darauf stand der Name der Gruppe, und versuchten sich im peinlich Benehmen Berliner Art, Alda. Sie hätten die Wurst aufheben und in den daneben stehenden Mülleimer werfen können, aber das Prollen war ihnen wichtiger.

Ich glaube, ich habe ein Faible für Cabriofahrten im Schneesturm bei minus 10 Grad. Relativ betrachtet.

Montag, 7. April 2008, 17:02, von donalphons | |comment

 
Und wenn alles nichts hilft: drei Stunden weiter südlich waren es ganze 30 Grad mehr.

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Achensee? Zillertal? Ich würde bei dem Anblick auf Söndre Strömfjord tippen.

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Die Alpen im Spätwinter. Eine nicht ganz zu unrecht unbekannte Saison.

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Die Gipfel und hohen Bergflächen im Schnee, die Täler hinunter graues Gestein, grüne Flächen, Felsen und Tannen.

Es war naßkalt; das Wasser rieselte die Felsen hinunter und sprang über den Weg. Die Äste der Tannen hingen schwer herab in die feuchte Luft. Am Himmel zogen graue Wolken, aber alles so dicht - und dann dampfte der Nebel herauf und strich schwer und feucht durch das Gesträuch, so träg, so plump.

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Kann dir sagen das dies nicht unbedingt am Konsum der Musik von K.I.Z. liegt (sicher HipHop ist der neue Punk), verwandle mich nämlich nicht zum Proll durch deren Spaß-Musik.

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Ich kann da nur Malfatti anraten. Klar kann man auch einen Hauptgang dazu erfinden. Ich würde es lassen. Und bitte niemals mit Olivenöl arbeiten bei diesem Gerücht. Das tötet die Zartheit. Glaubensiemir. Das Rezept von Mama kommt gerne per Mail. (Die im Internet sind GENAU falsch ;))

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In solchen und ähnlichen Fällen frage ich mich, was einen davon abhält diese Currywurst, die stellvertretend für alle Currywürste dieser Republik steht, genau jene Currywurst in ihren ..... zu stecken.
Vielleicht will man sich einfach nicht an der Soße bekleckern.

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guter stil! überhaupt im ganzen blog - den ich jetzt erst gefunden habe. allein das ende des ersten abschnitts - vorausgesetzt, das bricht nicht versehentlich ab - ist schon sehr würzig im abgang. auf einer sechsteiligen stilistischen skala 'ästhetischer enzyklopädist - zauberer - charismatiker - wirkungsrhetor - post-avantgarde-lyriker - stilvortäuscher' ordne ich dem autor ohne zu zögern die charismatikerstufe zu.

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Vielleicht drückt aber das Currywurst-Abwerfen der Hophipper einfach nur die Abscheu vor den bestagenden Tortenfressern aus. Wär ja denkbar. Und irgendwie nachvollziehbar.

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