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Mittwoch, 19. März 2008

Ein Bömbchen für Schäuble

Wenn ich mit meiner Frau Mama telefoniere, etwa, weil wie heute Gäste kommen und der Konditor bei mir um die Ecke ist, fallen dauern Worte wie "ein paar Sachen aus England", "kannst du das machen", "behüte Dich Gott", und natürlich auch das Wort "Bombe", und ihr alle Masse sprengender Inhalt - siehe unten. Abgeshen davon schimpfe ich natürlich über "Drogen" in ihrem Hause, worunter ich, Nichtraucher und Antialkoholiker, die Erlaubnis des Rauchens auf dem Balkon und den Ausschank von Bier verstehe. Kurz, was ich ganz normal von mir gebe, könnte in den falschen Ohren schnell zu einem Problem werden.



Die Fragen, ob wir nun Liechtenstein oder das Kleinwalsertal bevorzugen, ob Paris nicht auch ein gutes Ziel wäre, und ob es noch 72 Jungfrauen in der besseren Gesellschaft der Stadt gibt, diskutierten wir ohnehin nur noch beim Waldspaziergang. Ganz, ganz leise, und nur wenn wir uns sicher waren, dass keine rosafeiges SPD-Trojanerschwein unsere Wege kreuzen würde, mit einem Geheimdienstler im Mastdarm. Oder einen Büttel der Plattenindustrie.

Die einzige Frage, die nach der heutigen Entscheidung des Verfassungsgerichtes bleibt ist, ob das Gericht nicht vielleicht auch Schäuble, Merkel, Beckstein, Koch, Hermann und Zypries verbieten könnte. Falls nicht, wäre es eine gute Bewährungsmöglichkeit für feige SPDler, indem sie passende gesetzliche Regelungen auf den Weg brächten. Illegaler als die von ihnen abgenickte Vorratsdatenspeicherung sollte das auch nicht sein, sagt mir mein rudimentäres Rechtswissen.

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Donnerstag, 13. März 2008

68 im Ruhestand

Wer etwas über das Lebensgefühl in Ehren und Reichtum ergrauter 68er erfahren will, sollte vielleicht nicht all die von ihren Feinden verfassten Dreckschleudereien lesen, oder das Gewinsel der Renegaten. 68 war echt ok, wer was anderes sagt, weiss nichts mehr von den damals üblichen Anzeigen wegen Kuppelei, wenn man einem unverheirateten Paar eine Wohnung vermietete, oder der geschlossenen Front der Aufnahmeverweigerung, der sich 1967 schwule Schaspieler in Städten mit 60.000 Einwohnern ausgesetzt sahen. Die 50er waren entsetzlich, Adenauer war eine abscheulich opportunistische Figur, es war Nazideutschland in schwarzer Übermalung, und Welt und Spiegel rissen sich damals noch um die NS-Propagandisten. 68 war weniger die RAF als vielmehr die Mehrheitsmeinung, dass sich was ändern muss. Dasm was die RAF zu weit ging, ist das normale 68 hinter den Zielen geblieben, aber sie haben es getan, auch wenn ihre Kinder jetzt als Grüne denen die Steigbügel halten, die rechtsextremen Koksschnupfern jedes demokratisch nicht wirklich legitimierte Loch zur Einkriechung hingehalten haben.

Das, mit Verlaub, ist jetzt unser Problem, 68er Probleme sehen ganz anders aus. Auch Revolutionäre haben ein Recht auf Rente und Ruhe und einen angenehmen Platz an der Sonne, besonders, wenn sich die heutigen Ü30er als feige Spiesser zeigen, die für die ökonomischen Totalitaristen auch heute wieder so etwas Geschmackloses wie der neuen Metternich Österreich anschliessen würden, wenn es sich denn rechnen würde. Wenn Rebellion mit Gratifikation ausgeknipst werden kann, haben alte Steineschmeisser jedes Recht der Welt, sich von ihrem erarbeiteten Vermögen einen hübschen Logenplatz zu bauen, die Linke zu wählen und hoffen, dass die übernächste, auf den globalen Markt getrimmte Generation keine dröge SS, sondern denkende Menschen werden. Und diesen Platz nun gestaltet man sich idealerweise hier:



In halbergmoos, in der Einflugschneise, wo aus Lausprechern bis in alle Ewigkeit Italopop vom nahen, zitronenbeblühten Land singt, und Amore, und dem unvermeidlich azurblauen Meer. Die Einrichtung dieses Showrooms italienischer Gartenmöbel sagt vieles, vielleicht alles über die Sehnsüchte derer, die hier angesichts des Wetters nur vereinzelt kommen, probesitzen und nervige Fragen zu Holzsorten, Umweltsiegel und Produktion stellen, die allesamt trefflich beantwortet werden. Es ist sowas wie der I*ea für Übergrownups, die Luft ist etwas besser und es ist genug Platz, man wird nicht weggedrängelt, und kaufen - und damit lang an der Kasse stehen - kann man hier eh nicht. Aussuchen, anrufen, zwei Wochen später wird es direkt aus Italien geliefert. Solange einem die aufgemalten Kulissen italienischer Häuser nicht abschrecken, denn im Katalog stehen Bridget, Ginger, Barnaby und Leandro am Pool vor blauem meer, oder in - gücklicherweise vollkommen kinderspielplatzfreien - Parks, wie sie in Italien, wo man sogar den Palazzo Te in Mantua mit dergleichen einrahmt, kaum mehr zu finden sind.

Teuer ist es natürlich auch. Aber man kann ja nichts direkt kaufen, also schaut man und erkennt, was die Wünsche derer sind, die es sich leisten können. Keine Frage, es ist ein guter Ruhestand. Man redet nicht über Geld, und wenn die Kinder doch fragen, sagt man, dass man natürlich nichts in Liechtenstein hat, wer sei man denn.

Es ist natürlich alles im Kleinwalsertal, und dann freut man sich über die entsetzen Blicke der Nachkommen.

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Montag, 10. März 2008

Buy british!

Heute Morgen, bei der Bestellung einer teuren Extravaganz aus dem Vereinigten Königreich, per Mail:

"Dear Sir,
May I confirm that I have dispatched the following item to you, and have obtained a proof of postage receipt. You should be receiving it shortly."

Heute Nachmittag dann, bei der Bestellung einer vollkommen gängigen, aber auch nicht billigen Technikdienstleistung daheim, am Telephon:

"Bitte lassen Sie bei Porcamadonna klingeln.
Is nodierd. Kemma mocha. Oiso. Ah.
Pause
Se dan doch da Porcamadonna Junior?
Ja.
Hom´S do voahea an Senior gfrogt obs des deaffa?"

Manchmal wünsche ich mir die Scheinanonymität der grossen Stadt zurück.

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Montag, 3. März 2008

Das Ende von Bayern wie man es kannte

oder besser, zu kennen glaubte. Das war der gestrige Tag. Denn Kommunalwahlen in Bayern erledigte man früher mit dem Kirchgang in einem Aufwasch, wählte, was zu wählen war, und damit war die Staatspartei für 6 Jahre wieder einzementiert. Wenn ein komplett inkompetenter Schwachkopf wie mein früherer Wirtschaftslehrer mit neoliberalen Thesen bei den Bauern in seinem Kaff trotz karrieregeiler CSU-Mitgliedschaft nicht gewählt wurde, war es eine Sensation, und der Staatsfunk rückte an und fragte die Wähler, wie um GOTTES WILLEN sie denn sowas tun könnten. Denn damals galt: Wer was werden will, geht in die CSU, und wer was aufs Maul will, kann zu einer anderen Partei gehen.



Die Politik dieser Partei in der Provinzstadt ist absolut nicht meines, ich hasse diese Bagage aus tiefstem Herzen, die können richtig machen, was sie wollen, es sind Schwarze und damit ist es schlecht. Nulla spes in partem. Aber andere sehen das normalerweise anders, und in der Provinzstadt kann man eh nichts falsch machen: Es gibt zu viele Jobs, zu viel Geld, zu viel zufriedene Leute und eine Dominanz der Partei in allen Gliedern und Gruppen, die soweit geht, dass sich ein Oberer besoffen das Bein vor dem Laden seiner türkischstämmigen Geliebten ramponiert und damit in der ebenso schwarzen Zeitung landet, weil´s halt nicht zu verschweigen war. Der Vater einer Exfreundin konnte mit 3,5 Promille beim Ausparken drei Autos ruinieren und die Polizei tätlich angreifen, und wurde trotzdem im Vorort als Bürgermeister bestätigt. So war das hier.

Und jetzt passiert in der fortschrittlichsten, reichsten, arbeitslosenlosen Kleinmetropole, die nicht mehr weiss wohin mit dem Geld, hier noch ein Museum und da noch ein Jazzfest und die Umweltvereine kriegen auch noch was, in einer Stadt, die das beste Beispiel für erfolgreiche schwarze Politik in Bayern sein könnte, und die über Jahrzehnte nichts ausser einer schwarzen, satten Mehrheit kannte, folgendes:

7% Verlust für die Staatspartei. Und sie hat ganz klar die Mehrheit im Stadtrat verfehlt. Man sitzt vor den Wahlgraphiken am Bildschirm, zuerst verschwindet die 55%-Line, dann sogar die 50%-Linie, am Ende sind es 45-x für die Staatspartei, ein mit nichts, absolut nichts begründbares und unfassbares Debakel. Rauchverbot, achtstufiges Gymnasium und Bankenskandal sind ganz sicher nicht hier zu verantworten, die neue Sparkasse ist zwar hübsch wie die Innenansicht eines Staatspartei-Abgeordnetendarmes und der Aufmarschplatz davor schreit nach unseeligen Zeiten, a wengal gmiatlicher könnte das alles hier sein und ein wenig den bayerischen Charma hat man auf dem Weg zur Weltspitze verloren, aber das allein kann es nicht sein.

Es sieht vielmehr so aus, als würde der Bayer als ein solcher langsam begreifen, dass er die gar nicht wählen muss. Und dass da noch ein paar andere sind, die auch nicht schlecht sind. Freie Wähler, Linke und Grüne sind hier die ganz grossen Gewinner. Auch das sind Klientelparteien, die Gesichter vorn dran schauen genauso kretinös aus wie die bei den Schwarzen, aber die haben auch begriffen, wie man den Wählern kommen muss. Grün, liberal, nicht korrupt oder gar sozialistisch, aber auf bayerisch, des gehd pfeigrod. Da kann die Staatspartei noch so viele Glückskekse von meinem türkischen Gemüsehändler verteilen lassen, da hilft es auch nichts, wenn sich die Parteielite hier und in Preussen gschlamperte Verhältnisse besorgt - diese neue Offenheit vertreibt nur die klerikalen Ultras.

Es ist einfach an vielen Orten nicht mehr sie Staatspartei. Als Staatspartei stand sie für den Staat, aber mit 45-x muss die sich mal fragen, für was sie sonst noch steht. Und was sie ausser Bigotterie, Vetternwirtschaft und Postenschacher sonst noch kann. Wenig. Und das merken die Leute. Zum Entsetzen der Staatspartei. Und zu meiner grossen, aber erfreuten Überraschung.

SCHLEICHTS EICH, IHA BRUNDSKACHEN!

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Bayern verrückt

Woanders wäre es eine grausame Pleite für die SPD: Aber hier in der jahrzehntelang tiefstschwarzen Provinz liegt sie immer noch bei ca. 19%. Die Linke kommt dank bekannter Bundestagsabngeordneter auf über 5%. Das wichtigste aber: Die CSU bleibt hier deutlich unter 50% und hat im Stadtrat keine Mehrheit. Über 5 % Verlust. Unglaublich. Weitere Nachrichten: Die Hölle friert gerade zu, Schweine können fliegen und die Adicalgewinne sprudeln.

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Donnerstag, 28. Februar 2008

Briten. Wie ich sie liebe.

Meine Grosstante, die das britische Empire noch in seiner Vorkriegspracht kennenlernen durfte, mit all den Konventionen, funkelnden Oberflächen und komplexen Regeln des gesellschaftlichen Lebens - Apfelsinen mit dem Messer schälen, ohne sie mit der Hand anzufassen! - war in späteren Jahren nicht mehr wirklich begeistert von dem, was die Insel dazustellen beliebte, und auch mit dem Internet konnte sie nicht wirklich viel anfangen. Aber es hätte ihr vermutlich gefallen zu lesen, wie man auf banalen englischen Internetauktionsseiten die Besucher anzusprechen beliebt:

I am very pleased to be able to offer this superb piece of Silverware for your kind and valued consideration: [...]
Without a doubt, this was a highly treasured piece of silverware clearly shown by the wonderful preserved condition in which it remains.[...]
I respectfully and very highly recommend your earliest and best bid for this very rare piece.


So geht das. Unwiderstehlich. So liebe ich die Briten, die uns laut Anke so lieben.

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Samstag, 23. Februar 2008

Am Ende des Tages, und später.

Nun, da der lang erwartete Tag vorbei ist, steht vor meinem Haus ein MG B GT in British Racing Green, ein Chrommodell aus den frühen 70er Jahren, perfekt restauriert und optisch ein Genuss. Einer, wie ich ihn schon immer haben wollte. Dafür habe ich in den letzten Monaten ein Dutzend Wracks angeschaut, und war jedesmal entsetzt von der anstehenden Arbeit. Aber heute, nach dem Tag, der mein Leben ein wenig neu bestimmt, steht er da, makellos, fein, elegant und begehrenswert. Der hier ist anders. Der ist richtig gut.



Er hat nur einen kleinen Schönheitsfehler. Er steht hier rein zufällig, er ist nicht meiner, und er wird es auch nicht werden. Denn ich kann mir solche Dinge nicht mehr einfach so leisten. Bis heute hätte ich gekonnt, denn ich lebe sparsam und habe ein klein wenig gespart. Aber das ist jetzt vorbei.

Ich ging hinunter an den See und machte ein breites Panoramaphoto. Die Ecke ist beliebt, und neben mir war ein Paar, das seine 15, 16-jährige Tochter auf den Steinen vor der Bergkulisse ablichtete. Dann schauten sie den Abendhimmel an, den kein Bild adäquat wiedergeben kann, während von Gmund über St. Quirin und Tegernsee bis Rottach die Lichter aufflammten. Wirklich, wirklich schön.


klicken macht gross

Also, sagte der Vater nach andächtiger Ruhe, fahren wir heim.
Ich mag nicht, sagte die Tochter. Ich will dableiben.

Dann gingen sie doch. Ich dagegen muss nicht heim, ich bin seit diesem Tag, 16.30 Uhr, hier zuhause. Auch zuhause, muss man sagen, denn leicht oberhalb des Ortes ganz links auf dem Bild, etwas über dem See, ist meine neue Wohnung. Und als das Mädchen dableiben wollte, wusste ich endlich, nach all dem Zaudern, Überlegen und Rechnen, dass es die richtige Entscheidung war. Jetzt kann die Kreditkrise kommen.

manche werden jetzt vielleicht sagen, dass man sowas besser nicht bloggen sollte, aber mei, warum soll ich es verheimlichen, wenn es eh diesen kommenden sommer lauter see- und bergbilder geben wird

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Donnerstag, 21. Februar 2008

Die Typographie meines sozialen Umfeldes

Ich habe nichts gegen Golfer. Ich neide keinem, der mich bei einer Auktion deklassiert, selbst wenn ich wochenlang gehofft habe. Heute Abend bin ich bei einem Empfang einer Firma eingeladen, bei der wir seit über 100 Jahren Kunde sind, und deren Besitzer immer reicher, immens viel reicher waren, und die immer höchst freundlich und leger mit mir und meinesgleichen umgegangen sind, auch wenn ihre Produkte so gut sind, dass wir seit 30 Jahren nur noch sporadisch eingekauft haben. Ich kann es auch verstehen, wenn der Vater einer Liebsten etwas despektierlich auf meine Surfboards blickt, wenn er an seine alte Mahagoniyacht denkt, die wirklich, wirklich schön ist. Ich kann mit den diversen Dünkeln verschiedenster Wohlhabender prima umgehen, solange ich nicht meinen Hut vor lebensgrossen Porzellantigern ziehen muss, und was ich wirklich nicht mehr ertrage, verblogge ich. Selten. Höchst selten. Denn die meisten sind höchst angenehme Menschen. Aber jetzt ist es mal wieder soweit:



Und es ist nicht, weil ich dem Segelclub die Villa am See neiden würde. Sollen sie. Aber denen gehört der Platz nur bis zu ihrer hohen Hecke. Danach gehört es über die Schlösser- und Seenverwaltung dem Staat, also mir und allen Staatsbürgern, und der Freistaat Bayern garantiert mir das Recht, mich davor bei der Nutzung des Gewässers aufzuhalten. Auf gar keinen Fall muss ich irgendwelchen Seglern, die nur zweimal im Jahr ihre Boote über das Ufer transportieren, den Weg freihalten. Natürlich kann ich mein Badetuch oder mein Surfboard schnell beiseite räumen, wenn man mich darum bittet.

Aber nicht so: BOOTSZUFAHRT ZUM SEE bitte FREIHALTEN Danke. Da ist die Höflichkeitsformel angesichts des durch nichts begründbaren Anspruchs klein, viel zu klein gehalten. Es ist das Gegenteil von Höflich, es ist pure Heuchelei angesichts des nicht begründbaren Anspruches WENIGER an die allgemeinheit. Mit diesem Schild ging den Segelvereinsmeiern eine Haltung durch, die auf geradem Weg nach Liechtenstein führt, und es beleidigt jeden, der aus seinem Besitz Verantwortung ableitet. Ein paar Minuskeln sagen alles über diese Leute da.

Und das Schlimmste: Keine Manieren. Das sind die Leute, denen man nicht vorgestellt werden möchte.

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Montag, 18. Februar 2008

Was saugt.

So, Herr Zumwinkel, einer der bestverdienensten Manager der Bundesrepublik hat offensichtlich Steuern mit Hilfe einer Liechtensteiner Stiftung "optimiert". Er kooperiert mit den Behörden, hinterlegt Kaution und zahlt schnell einen hohen Betrag.

Ideal wäre es jetzt, eine Pressekonferenz einzuberufen und den Deutschen gegenüber zu erklären, warum es geschehen ist, was er falsch gemacht hat und dass er sich entschuldigt. In dem Kontext wäre es nicht doof, als Zeichen des guten Willens noch ein, zwei Privatmillionen für bedürftige Kinder in Deutschland zu spenden. Das tut jemandem, der nach seinem Ausscheiden bei der Post eine Million pro jahr trotz des Skandals erhält, sicher nicht weh. Dann könnte man sagen, der hat etwas begriffen, der hat die Verantwortung auf sich genommen und kann vielleicht sogar wieder als Vorbild durchgehen - wie man zu reagieren hat, wenn man erwischt wurde. Wie man ein Stück Würde erhält.

Stattdessen lässt Herr Zumwinkel nun seine Anwälte wegen des angeblich illegalen Erwerbs der Daten jammern, die seine illegalen Machenschaften haben auffliegen lassen. Unterstützt von den windigen Kaufschreibern der deutschen Wirtschaftspresse, die genau wissen, wer ihre Werberechnungen bezahlt. Einsicht ist was anderes. Einen netten Opa, der was falsch gemacht hat und sich entschuldigt, würde man kaum in den Knast schicken wollen. Aber so... muss ich gestehen, dass ich gerne ein Schlusswort eines Angeklagten hören würde, das ihn trotzdem nicht vor der Vorstrafe rettet.



Lustige Zeiten. Ich habe für morgen was abgesagt, weil ich an den Ammersee und an den Tegernsee muss. Zum Tortenessen. Mein Gegenüber dachte sofort, dass es einen meiner beruflichen Kontakte erwischt hat. Schön wär´s. Keiner traut mehr niemandem. Es wird lange dauern, bis man sich beim Afterwork wieder offen über Geldtransfer unterhalten wird.

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Freitag, 15. Februar 2008

"De nemma uns ois",

zu Deutsch, die nehmen uns alles. Die ist der Staat und namentlich seine Finanzbehörden, und die, die es sagen, fühlen sich von selbigen bedroht. In diesen, sogenannten besseren Kreisen herrscht kein Gefühl des Unrechts, sondern das der Notwehr. In diesen Kreisen hinterzieht keiner Steuern, man tut nur etwas, damit die Ungerechtigkeit abgedämpft wird. Schliesslich ist man Leistungsträger, und es gibt keinen Grund, dem korrupten, lahmarschigen Staat und all dessen Schmarotzern mehr als unbedingt nötig zu geben. Argumentationshilfen gibt es von einer unübersehbaren Schar von Helfern, die das gute Gefühl vermitteln, dass die Notwendigkeit der Steueroptimierung geradezu ein zentraler Bestandteil des Erfolgs ist.

Man mache sich da keine Illusionen: Das beginnt lange vor Vaduz. Man ist oft überrascht, wie billig Immobilien in bester Lage laut Vertrag sind. Kein Wunder, sinken doch durch den Briefumschlag mit ein paar zehntausend Euro eine ganze Reihe von Abgaben. Hier in der Provinz wird gerade gegen einen Anwalt ermittelt, der sich bei der Verschiffung von grossen Vermögen einen Teil in die eigene Tasche gewirtschaftet hat, und die Betroffenen wagten es nicht, zur Polizei zu gehen. Was fehlt, ist jedes Bewusstsein, etwas Illegales zu tun. In gewissen besseren deutschen Einrichtungszeitschriften wurde mit dem Bild einer feist grinsenden Reichen für eine Kunstmesse in Basel und den Bankbesuch geworben. Steuerhinterziehung ist in diesen Kreisen Teil der Populärkultur, Schwarzgeld bildet einen Schattenmarkt für besondere Ausgaben, davon leben Auktionshäuser, teure Restaurants, Bordelle, die Luxusuhrenindustrie und und junge Künstler. Ohne Schwarzgeld wäre die Schweiz ein Entwicklungsland. Klassische Geldausgebezeitschriften derjenigen Wirtschaftsmedien, die jetzt entsetzt tun, haben den Steuersünder und sein Schwarzgeld als Kernzielgruppe.

Der weitere Verlauf ist absehbar. Ab Montag werden gewisse Herrschaften darauf verweisen, wie hoch doch die deutschen Steuern für Besserverdienende sind, und dass der beste Weg zu mehr Ehrlichkeit Steuersenkungen wären. In den üblichen Magazinen wird man vermehrt von staatlichen Fehlleistungen lesen, um das Vertrauen in die Steuerhinterziehung wieder herzustellen. Das ist kein Verbrechen, sondern ein Wirtschaftszweig.

Und ausnahmsweise sogar einer, der keine Fördergelder will.

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