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Donnerstag, 28. Juni 2012

Es war gut, etwas zu warten

Auch wenn ich am Anfang geglaubt habe, in die Wolken, in den Regen, in das Grau zu fahren. Es löst sich immer irgendwie, und der Berg hat mir nach all den Monaten ein Fest bereitet. Ein kühles Fest, da oben ist es immer noch kalt, und in den Blaubergen liegt in den Rinnen der Schnee, aber doch: Ein Fest. Bergsteigen, während die meisten vor den TV-Geräten sind, ist noch etwas einsamer und schöner als radeln. Und dann diese klare, silbrige Luft. Man schnauft beim Aufstieg, aber das Atmen fällt so leicht.



































Und danach der Schlaf der Gerechten und gut Gefüllten.

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Dienstag, 26. Juni 2012

Kapitel 1

worin eine blonde Nixe mit gepunktetem Bikini den grünen Fluten entsteigt, ein paar Worte mit dem Helden spricht und sich dann 20 Meter entfernt sonnt, während der Held ein Telefonat führen muss, das sehr viel weniger erfreuliuch als die Nixe ist.



Es gibt manchmal so Zufälle. In Genosse Don Camillo sucht der Pfarrer eine Möglichkeit, eine Patenschaft von Brescello mit einer russischen Kolchose zu verhindern, und als er Gott um ein Zeichen bittet, kommen gerade russische Flüchtlinge in die Kirche, die dann mit Horrorgeschichten das Dorf gegen die Kommunisten aufzuwiegeln. Don Camillo dankt seinem Herrn, aber der lehnt ab - später, als die angeblichen Flüchtlinge als Trickbetrüger entlarvt werden, versteht Don Camillo auch, warum. War er mal wieder zu vorschnell. Und so einen Moment hatte ich auch, als ich im Winter begann, endlich an meinem Roman weiterzuschrieben. 4 Seiten, und plötzlich war eine Mail eines Verlages da, zu der man nicht Nein sagen kann. Eigentlich. Dachte ich. Dann halt erzählendes Sachbuch, warum nicht, und wie lustig ist es, gefragt zu werden, wo andere betteln müssen - nun, wie sich gezeigt hat, war ich auch nicht klüger als Don Camillo. Don Camillo versucht es dann mit einem erfolglosen Hungerstreik, den er erst selbst mit den Vorräten für drei Wochen in zwei Stunden beendet, und nach15 Minuten kommt das kommunistische Kommittee zur Rettung der Hungernden, das ihn nochmal zwangsstopft wie eine Gans - ich jedoch sagte einfach ab, kroch zurück zu meiner Seite 4 und merkte, dass eine grosse Last von mir genommen ward.



Dafür gab es andere Probleme, beginnend bei der Einführung der Personen. Zum Beispiel treten zwei Figuren nie in Persona auf, sondern nur am Telefon, erst gegeneinander, und dann nähern sie sich an. Es ist logisch begründbar, warum sie miteinander telefonieren, aber warum sie mit den anderen nicht direkt sprechen, ist etwas seltsam. Gleichzeitig ist diese Art der Einführung eine, die drei, vier Seiten braucht, um sich zu entwickeln. Viel besser wäre es doch, wenn... also wenn... wie zum Teufel erkläre ich... dachte ich heute morgen und ging zum See, zum Bäcker und zum Nachdenken. Das geht am besten am Strandbad Kaltenbrunn, ganz vorne auf sem Steg, in der Sonne.



Und als ich dann da so sass und auf das grüne Wasser schaute, platschte es von schräg hinten. Ein Schwimmer. Es platschte sich weiter vor zu meiner Rechten, und dann ruderte ein Mädchen in meine Augenwinkel. Auf dem Rücken. Der Kopf und die Zehen sahen aus den Fluten. Und die an den Zehenenden funkelte es rosa. Was sehr hübsch ist, wenn das Wasser dazu noch so mintgrün schimmert, dass es wie ein Photoshopdesaster aussieht. Der Kopf war übrigens auch sehr hübsch. Sie paddelte noch etwas in den See hinein, genau so weit, dass ich, in genau diese Richtung blickend, vielleicht den Anschein des audringlichen Anglotzens hätte vermeiden können, wäre mir nicht die Kinnlade heruntergefallen. Sie schwamm einen Bogen um mich herum und steuerte die Treppe an, die vom See auf den Steg führte, und auf der ich sass und, Platz machend, obendrein bettenweiche Plüschaugen warf. In solchen Momenten, wo es um Leben und Tod geht, kann sogar ich multitasken. Dann stand sie auf, und trug einen rosafarbenen Bikini. Oder besser, aus zehn Meter Entfernung hätte er rosa sein können. Es war aber pink mit vielen kleinen, weissen Punkten. Wenn man nah dran ist, sieht man das. Ich war sehr nah dran. Ein paar Tropfen fielen auf mich herab.



Danke, sagte sie. Willst Du mich heiraten und den Rest Deines Daseins gepunktete Bikinis für mich tragen, fragte ich nicht, sondern ich beschränkte mich auf ein Bitte. Sie kicherte fröstelnd, und sich sagte, es sei wohl etwas frisch heute. Ja, sagte sie, aber nach der Hitze im Büro ist es wunderbar, am Mitteg etwas schwimmen zu gehen. Und dann ging sie weiter, ans Ende des Steges, wo ihre Sachen lagen. Nicht sehr schnell. Nicht so schnell, dass man nicht noch ein wenig hätte reden können. Aber ich musste los, sofort, augenblicklich, wieder hoch auf meinen Berg, an den Rechner, und schreiben, schreiben, schreiben. Mein Held dagegen bleibt sitzen, er hat gerade das gleiche erlebt, und jetzt ärgert er sich ein wenig, weil er das unangenehme Telefonat noch etwas hätte hinausschieben können, aber es hilft ja nichts und ausserdem ist er schon anderweitig verabredet, auch wenn ihm bei dem Mädchen lauter weisse Punkte vor Augen waren und er den bösen Verdacht hat, dass es bei jener, mit der er in Urlaub fahren wird, keinesfalls so weit kommen dürfte. So fängt das also an.

Ja, der See. Die Literaten wissen schon, warum sie hier leben. Danke, Mädchen im Bikini mit den Schleifen, die seitlich herabhängen.

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Montag, 25. Juni 2012

Als Literat darf man alles

Zum Beispiel auch die Kühe loben. Speziell, das Miesbacher Fleckvieh. Gerade jetzt, wenn ich zum Fenster hinausschaue, sehe ich es, und wenn ich auf den Höhen über dem Tal unterwgs bin, bimmeln am Berg die Glocken.







Bei einem Sommerliebesroman geht es ja nicht um allzu viel; in gut 20o Seiten muss man eine Frau nur so weit bringen, mit einem Mann in einem Bett zu liegen; die kunstreiche Heranführung ist die eigentliche Aufgabe. Man kann Schloss Gripsholm in drei Sätzen erzählen, bei mir werden es noch weniger, aber die Handlungsstränge nehmen ganz erstaunliche Wege. Einer geht über jene Kühe, die ich so gern mag. Ich liebe den Gedanken, dass mein feiner Käse hier die alleinige Rendite aus den Abermillionen Vermögen Baugrund ist, auf dem die Kühe hier fressen und ausruhen.







Aber es gibt auch welche, die das rasend macht. Man sollte glauben, dass alle hier froh und glücklich sind, angesichts des Booms, der gerade seine irrealen Blüten treibt, aber es ist anders. Kaum jemand verkauft jetzt. Den Maklern und Immobilienentwicklern entgeht gerade das Geschäft ihres Lebens. Wer vor zwei Jahren gekauft und vermietet hätte, würde sich dumm und dämlich verdienen, wenn er jetzt verkaufte. Hat aber keiner gemacht, es konnte ja keiner ahnen. Und so werden die Kühe zum Ärgernis. Wenn man an ihrer Stelle nur Wohnungen für Russen, Griechen und Araber bauen könnte. Ich war eine Woche nicht hier, schon sind wieder drei Brioefe von Maklern da. Sie nehmen alles.







So ein Sommerliebesroman muss natürlich im Urlaub spielen, südlich der Berge, und da muss man hinkommen. Die beteiligten Personen nehmen unabhängig voneinander, aus Zufall, oder besser, weil ich es so will, die gleiche Strecke, alle müssen am Tegernsee vorbei, und alle erleben das indivisuell. Der Tegernsee ist ihr Auftritt, da lernt man sie kennen, oder glaubt es wenigstens. Und damit die Frau mit dem Mann ins Bett kommt - so natürlich ist das in Zeiten wie den unseren nicht mehr - müssen die anderen als Brandbeschleuniger wirken. Nicht unbedingt durch gute Taten, sondern auch durch schlechtes Benehmen: Liebe ist zwar schön und gut, aber am besten ist sie, wenn wir anderen eins auswischen können. Und so ein Anlass für die eigentliche Handlung fährt ebenfalls durch das Tal, seine neue Flamme neben sich, und ärgert sich genau über jene Kühe auf dem Baugrund.







Das wiederum findet seine neue Flamme nur begrenzt schön und romantisch; sie ist zwar einerseits berechnend, weshalb sie sich auch so einen Herrn ausgesucht hat, aber auf andererseits belügt sie sich auch gern und ist sich sicher, dass sie dereinst wie eine Prinzessin heiraten, Kinder haben und leben wird. Sie will zwar im Nahziel reich werden, aber im Fernziel schätzt sie durchaus Wohnlagen mit See auf der einen und Koppel auf der anderen Seite, und dahinter dürfen auch noch Kühe stehen, nur Fremde, Touristen und Nichtshaber fände sie schrecklich. Da gibt es dann also einen kleinen, scheinbar unbedeutenden Knacks zwischen seiner Wut und ihren Träumen, der aber erst mal keine Rolle spielt. Schliesslich ist sie froh, gleich wieder jemanden gefunden zu haben, denn der letzte Freund war grauenvoll. Deshalb hat sie sich ja getrennt, und ihr Ex wiederum







ist schon längst angekommen und muss sich mit anderen Problemen herumschlagen, weilo es ganz und gar nicht so läuft, wie er es sich gedacht hat. Sagen wir es freundlich, er hat den einen Lernproizess gerade abgeschlossen, und der Neue ist auch nicht einfach. Und wenn er wüsste, wer da gerade anrückt, dann würde er vermutlich ganz anders handeln und schnell weiterreisen, denn von allen Menschen auf dieser Erde sind die Kommenden die Letzten, die er jetzt sehen möchte. Aber er weiss es nicht, Und mittelfristig wird es für ihn auch gut sein, wenn es so bleibt. Ausserdem lernt man dann auch seine Schattenseiten besser kennen, und ich kann ein wenig Sozialkritik an meiner eigenen Schicht und ihren Torheiten üben: Denn obwohl in meinem Umfeld sicher sehr viel mehr für als anderswo für die Sache aufgewendet wird, muss ich zugeben, dass die Ergebnisse kaum besser als bei weniger Begüterten sind. Darüber werden sie auch mal lamentieren: Was das alles kostet. Und wie wenig Sex dabei herauskommt. Dem Fleckvieh ist das natürlich egal.



Man sagt, wenn es einem vom Radl schmeisst, muss man sofort wieder raus aus der Botanik und rein in den Sattel, dann macht man sich keine Sorgen. So mache ich das jetzt auch.Ob es jemand drucken will: Egal. Darum geht es nicht. Es geht mir um meinen Spass.

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Donnerstag, 21. Juni 2012

Zwischen den Regenfronten

So kann man das natürlich auch machen: Als durch Serienflops abgewirtschaftetes Kassengift nicht zum Zuschussverleg gehen, sondern einen Verlag gründen, der den Zuschuss finanzieren soll. Einen Claim wüsste ich schon: "Das Adnation der Verlagswelt."



Aber andererseits, warum nicht, so ein Verlag der Dilettanten und Grossmäuler ist ja auch nur im Kleinen das, was die Politik gerade im Grossen so treibt. Meine These ist, dass man die Menschen so lange stresst, einschüchtert und unter Druck setzt, bis sie auch einem Währungsschnitt zustimmen, Hauptsache die Unsicherheit ist vorbei. Es sieht einfach nicht so aus, als könnte man seine angehäuften Schäfchen in diesem Land, in diesem Kontinent in Sicherheit bringen. Assange hat nicht unrecht, wenn er nach Ecuador geht. Ich dagegen, vom Regen verfolgt, drehe nur eine kleine Runde.







Naja, ein Mitbringsel aus Italien halt. Ein wenig aufpoliert und sortenrein gemacht, nichts besonderes, aber keinesfalls schlecht. Das stand da so am Wegesrand herum, am Gardasee, und mir passte es gerade. Und es war nachgeschmissen. Man könnte es zerlegen und die Trümmer teuer verkaufen, aber das wäre doch irgendwie schade. In Mantua bin ich oft damit gefahren, aber nie wirklich weit. Das ändert sich gerade, zwischen den Regenfronten. Und ich überlege noch, worauf ich für die grosse Runde absolviere. Am Ende in Gmund ist ein steiler Berg, und wenn ich dort ein Mittelklasserad hochschiebe, schaut das vielleicht nicht ganz so übel wie das Versagen mit dem Teuersten der Teuren aus. Wenn es sonst schon duster wird, sollten wenigstens die alltäglichen Probleme luxuriös sein.







Dabei ist jetzt vieles, sehr vieles auch sehr viel leichter. Ich habe mir in Italien neben dem Rad auch einen Filofax gekauft, in dem durch meine eigene, dumme Hand Worte wie Abgabe und Lektorat standen. Ich habe ganze Wochen freigeräumt für das, was man tun muss, wenn man eigentlich schon fertig ist, und was die Buchschreiberei nicht eben schöner macht. Das ist jetzt weg. Und ich habe auch nicht das Gefühl, irgend etwas zu verlieren. Man muss sich vielmehr frei machen. Der eine kann es nicht und will dann einen Verlag, der andere möchte einfach nur leben, im natürlichen Verlauf der Dinge, der Tage und Jahreszeiten. Vielleicht lasse ich dieses Jahr auch die Buchmesse ganz sausen, und mache so lange etwas anderes.







Das kannst Du besser, pflegt eine Bekannte zu sagen. Und es stimmt. Volle Leistung ist das eine, mit vollem Herzen dabei sein das andere. Das eine hat die Seiten gefüllt, und das andere den Inhalt seltsam berechnend werden lassen. Ich weiss, wie man schreiben muss, damit es zieht. Aber ich möchte lieber so schreiben, dass man es lesen möchte. Sehr viel lukrativer und befreiender als das Schreiben wäre es, das Hinterhaus in Angriff zu nehmen. Vielleicht sollte ich das tun. Schauen, wie schlimm es unter den Tapeten ist, und dann eine günstige Lösung finden, aber ohne Statiker und tiefe Eingriffe. Es bewohnbar machen, das wird man immer brauchen. Alles andere... ich glaube, dass jetzt so viel in Richtung Luxus gedreht wird, ist auch eine Art der Inflation. Es muss Luxus werden und abheben, damit man sich keine Gedanken über das macht, was darunter wegbröckelt. Dazu mehr in den kommenden Tagen. Wenn alles gut geht.

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Dienstag, 19. Juni 2012

Mystik

Mystisch ist ein Bergwald im Herbst oder im Winter. Nachdem ich meine Touren oft am Abend mache, kann ich die ganzen Geschichten von den Berggeistern verstehen, und finde auch das Bauen von Steinmändlein wichtig, so seltsam es klingen mag. Der Berg ist eine ganz eigene Erfahrung, immer ein wenig existenziell, man fragt sich, was wäre wenn man jetzt stürzte, und was soll sein: Dem Berg ist es egal, irgendwann findet man schon die Knochen. Überall am Berg, sogar an wirklich läppischen Aufstiegen, sind Kreuze. Der Berg ist da und voller Geschichten, er hat so viel gesehen und wird immer stoisch bleiben. Mal schenkt er einen Zauberwald, besonders im Winter, und dann wieder ein Gewitter, das da oben ganz anders als im Flachland ist. Der Berg ist gross, der Menschist vor ihm nichts. Mystik, das ist in den Bergen. Aber ich radle gerade nur in den Hügeln.







Warum das jetzt so oft kommt? Früher bin ich auch geradelt, aber damals wären Digitalkamers noch zu teuer gewesen, um sie mitzunehmen. Dann war ich in Berlin. Das waren anderthalb Jahre ohne Rennrad, denn Berlin ist nicht die Stadt dafür. Danach ging es wieder los, aber lange dachte ich mir, der Weg da hinaus, das ist doch nichts Besonderes, entsprechend selten fand es im Blog statt. Dass es sich in den letzten Jahren geändert hat, liegt neben dem Zwang, auf die Figur zu achten, an drei Dingen. Zuerst arbeite ich mehr mit dem Kopf und brauche Ausgleich beim Schrauben, also mache ich mehr mit Rädern, und es ist im Moment ja auch ein billiger Spass, sie zu kaufen, zu warten und ab und zu eines weiterzugeben. Und dann kommen mir beim Radeln die besten Ideen.







Und obendrein möchte ich mich auch noch absetzen. Man sagt ja: Kaum wird ein Blogger von einer Zeitung übernommen, stirbt ein Blog. Das stimmt schon, aber bei mir ist das anders. Wäre ich in einem Frankfurter Büro, ja dann, dann sähe es schlecht aus. Bin ich aber nicht, zwischen Bett und Schreibcouchtisch liegen nur ein paar Zimmer. Ich kann meine Zeit einteilen. Ich kann raus. Und viele können das offensichtlich nicht. Diese ganzen Berliner Hipster, die sich dauernd irgendwo einloggen: Sie zeigen keine Bilder davon. Sie kommen auch nicht weg. Es gibt keine Natur und keine Stadt, manche beschaffen sich ihre Bilder einfach aus dem Netz, mehr haben sie nicht, machen sie nicht, können sie nicht. Und vermutlich, wenn ich wie Seemann, Seeliger oder Heller lebenwürde: Dann würde ich das auch nicht tun. Das Leben in der Stadt ist zu eng, es fehlt die Weite und die verschwenderische Grosszügigkeit. Und weil ich darin lebe und denke, man kann nicht immer nur schlechte Bilder oder Zeugs aus irgendwelchen CC-Quellen zeigen, bringe ich inzwischen das, was andere kaum mehr sehen.







Das gibt es auch noch. Das sollte man eigentlich jeden Tag erleben, denn es erdet. Nicht so drastisch wie der Berg, aber man sieht das Werden und Wachsen, man entdeckt das Grosse im Kleinen, und wenn man weit genug fährt, oder genug Steigungen einbaut, dann weiss man auch, was das bedeutet, Leistung, Kraft, Erschöpfung.. Es kann auf dem Rad alles sein, gemütliches Rollen oder Verweilen, Dahinsirren im Sonnenlicht, aber nie ist man zu schnell, es ist immer genug Zeit da, um zu halten und zu schauen. Natürlich mag mancher im Getreide und in der Kuh nur die Dönersemmel und einen Vortäuschung der Füllung sehen, aber der Glanz auf dem Getreide kann auch bereichern, weil er da ist.







In meiner Münchner Zeit bin ich bei schönem Wetter immer mit dem Rad heimgefahren, und dachte mir manchmal auf der Holledau: Das ist ein gesegnetes Land. Hier komme ich manchmal in eine Kirche, in der geheiratet wird, und sie geben sich alle Mühe, es schön zu machen: Das finde ich dann gar nicht so schlimm. Tatsächlich endet meine Route bei einer Kirche, da würde ich sagen; Wenn ich etwas für diesen Aberglauben und diese Fehleinschätzung übrig hätte, dann genau hier oder dort, wo es losgeht. Ich fahre von einem Rokokojuwel zum anderen. Und gerade jetzt, wo jeden Abend früh der Verkehr erstirbt, und ich allein bin mit dem Wind, den Wiesen, dem leisen Sirren der Speichen und meinen Gedanken, da sage ich mir: Natürlich könnte ich auch andere Bilder mitbringen. Aber es kann nicht schaden, genau das zu sehen. Ein wenig Romantik kann in einer Welt wie dieser, wo Grün in Arenen zu sehen ist, und die Hitze wegklimatisiert wird, nicht schwer schaden. Das ist keine Mystik. Es ist, wie es eben ist. So sieht das bei mir aus.

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Freitag, 15. Juni 2012

Zwischen halb 9 und 10

Im Winter kam ich oft in die Dunkelheit hinein, weil die Tage nach ein paar Stunden Licht so früh endeten.



In Italien merkt man den Übergang nicht so stark, es ist schön, warm, und länger hell - gut eine viertel Stunde, und es ist eine andere Helligkeit. Man fäkt, wenn man fahren will - und so viel Zeit hatte ich diesmal auch nicht.



Und jetzt sind die Tage so lang, um 10 ist es noch leidlich hellt, und gegen Mittag ist es heiss, viel zu heiss, um sich auf dem feuchten Asphalt zu schinden. Nur ein Radler vermag zu ermessen, wie wichtig Alleen sind, und warum sie noch so oft in Italien stehen.



Man ist hier schneller auf den Hügeln denn im Wald; der Wald kommt erst weiter hinten, und mn wäre lang unterwegs, wollte man jede Minute in der Sonne mit einer Minute im Schatten vergelten - mindestens 3, 4 Stunden vielleicht.



Und aus anderen Gründen als in Italien geht das hier im Moment nicht. Also fliege ich an der Grenze zwischen Tag und Nacht entlang, was ein wenig schade ist.



Das smaragdgrne Klein kommt da leider gar nicht so gut zur Geltung.

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Freitag, 15. Juni 2012

Zuckersüsse Erdbeeren

Dieser dritte Wohnsitz verändert die Wahrnehmung von Deutschland: ich fahre im Spätwinter am Tegernsee los, und in Italien ist zwischen März und Juni kein grosser Unterschied, die Wochen fliessen sa dahin, es ist halt so, wie es in Italien ist: Schön und mild. Letztes Jahr kam ich inmitten einer grauenvollen Kälteperiode zurück, und vorgestern Nacht habe ich überlegt, die Heizung einzuschalten. Gleichzeitig, keine Frage, ist draussen eindeutig Sommer. Es fühlt sich ähnlich wie ein Jetlag an, aber mit Jahreszeiten.

Immerhin sind die Erdbeeren reif (in Italien war das kurz vor dem ersten Beben). Und im Laden hre ich, dass schon länger ein passendes Paket auf mich wartet.











Und den Quark und den Rahmen bekomme ich bei einem Rundweg in der Stadt. Was ich dort nicht bekomme, ist ein Platzerl für die Dame. Eventuell werde ich diesen Sommer doch ein wenig umhängen müssen.

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Mittwoch, 13. Juni 2012

Frei

Ich war knapp davor, einen grossen Fehler zu machen. Einen sehr, sehr grossen Fehler. Die Sorte Fehler, die andere in unglückliche Ehen treiben. Nur eben nicht mit einer Frau.

Das ist vielleicht auch nur gerecht. Der eine wünscht sich eine dauerhafte Beziehung so sehr, dass er im falschen Moment Ja sagt. Der andere hat andere Schwächen. Bei mir sind es Bücher.

Seit Februar lag ein gewisser Druck auf mir, das Gefühl, etwas wirklich gern tun zu wollen und die Ahnung, dass es nicht gut ausgehen würde, weil vieles einfach nicht glatt und sauber laufen will. Wenn ich in solchen Zwiespalten stecke, kompensiere ich es durch Schreiben, oder anders gesagt, es schreibt mich über all die Sorgen hinweg. Hier jedoch war es genau das Kernproblem, denn es ging um dieses Schreiben. Und da drückt man vieles einfach beiseite. Man kommt weit und weiter, und wenn das eine so gut geht, vielleicht klappt das andere ja trotzdem.

Und dann kam der Vertrag - durch einen Fehler sehr spät. Und dann das Erdbeben - gerade rechtzeitig. Ziemlich viele, eigentlich alle Freunde fanden die Idee, ausgerechnet jetzt, in dieser Zeit nach Italien zu gehen, statt zu unterschreiben und mit dem Geld ein Jahr Urlaub zu machen, reichlich doof. Ein Jahr Nichtstun, ist ja egal, kein Ärger mehr mit den Kommentaren, kein Warten auf das Anteasern mehr, einfach ein Jahr gutes Leben, oder auch länger. Andere würden vielleicht eine Flasche Sekt aufmachen, ich machte mich auf in die Ruinen. Es ist schon ein komisches Gefühl, vor so einer 12 Meter hohen, bröckelnden Kirchenfront zu stehen, wo es keine Absperrung gibt, oben ist alles offen, und die Risse gehen bis ins Fundament, auf einem Steinhaufen gestürzter Trümmer, hochzuschauen und zu denken - jetzt ein 5er, und es wird posthum, wenn sie es von der Festplatte kratzen. Aber soll das mein letzter Text gewesen sein? Das? Und was werden sie daraus machen?

Das 5er kam nicht, aber der Anruf vom Anwalt, der den Vertrag schnell gelesen hatte und nicht zufrieden war. Nun könnte man sicher noch etwas machen, dachte ich am Abend, und tat das, was ich immer tue: Ich kochte einen Tee, hob die Kanne, und das Wasser spritzte über den Herd und die Küchenzeile, und grellrot wurden die blauen Flammen.

Denn das 5eer kam in der Nacht. Die Front brach weiter ein, architektonisch betrachtet ein klein wenig, aber ein paar Kubikmeter Ziegel sind relativ, je nachdem ob man drunter steht oder nicht. Man kann auch nicht anders, als Angst zu empfinden, über das, was ist und das, was man getan hat. Aber es hat in mir die Gedanken wieder gerade gerückt. Das mag blöd klingen, aber wenn man die Wahl zwischen einem Erdbeben und einem nicht unlukrativen Vertrag hat, ist das Erdbeben in seiner Absolutheit und Ehrlichkeit die bessere Entscheidung. Und so wie sich die Erde von der Spannung mit einem Beben befreit, habe ich mich jetzt nach langem Überlegen auch befreit. Vexilla regis Prodeunt Inferni, die Banner des Höllenkönigs kamen auf mich zu, ich habe sie gesehen und gespürt. Es ist alles nicht wichtig, das Erdbeben ist gross, und was wir auf seiner brüchigen Kruste tun, sagen oder schreiben, ist bedeutungslos.

Ich war zwischen Reggiolo und Gonzaga, ich sah die Zelte auf Wiesen und unter Bäumen, ohne Sanitäranlage, und an Bächen, sie sind da seit Wochen und werden Monate bleiben, immer so weiter an den Strassen, 60 Kilometer lang und 40 Kilometer breit:

















Ich liege in meinem warmen Bett, ich bedaure ausser den Menschen dort unten nichts. Was ich schreiben musste, habe ich geschrieben.

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Donnerstag, 31. Mai 2012

Übermüdet im Sattel

Ich war diesen Monat sehr fleissig. Und dieser Mnat kommt mir enorm lang vor. Was war nicht alles in diesem Mai, was habe ich nicht alles gemacht, erlebt und gesehen. Gutes, weniger Gutes, und ganz ehrlich: Auf Dauer wäre das nur dann etwas, wenn ich nicht darüber schreiben müsste.



Und so vieles bleibt unbeachtet. So einen Beitrag hätte ich über Spanien schreiben müssen. Ein Beitrag über die Nöte der Schweiz, ihre Währung bei 1,2o zu halten, wäre auch fein. Und einer, warum ich immer noch denke, dass eine Zweitwährung in der EU für die PIIGS plus Österreich unvermeidlich ist. Damit endlich dieses Dauerkrisengefühl weg ist. Das ist 2012, wir brauchen kein Handeln wie 1914.



Und das alles passt nicht zu mir, denn eigentlich bin ich ein sagenhaft fauler Mensch. Ich bin eher wie eine Katze, 6 Stunden nachaktiv und der Rest ist Leerlauf, blättern, lesen, kochen, herumliegen, ein wenig Sport treiben und dabei immer schön das Hirn ausschalten. Noch so ein Monat, und ich würde dann den Juli durchschlafen.



Aber ich habe ja die Landschaft hier, und die ist mit ihren sanften Hügeln und vielen Grüntönen auch so etwas wie ein geistiger Ausschaltknopf, es passiert gar nicht viel, so Ton in Ton und wie die Hügel ineinander greifen, das fliesst alles so dahin, mit wenig Abwechslung, aber immer schön und sehr angenehm.



Keine Strapazen, die zu viel wären, keine Plackerei, und weil ich hier alle Strassen kenne, kann ich unterwegs auch recht genau entscheiden, wie lang es denn werden soll, und wieviele Meter ich klettern will. Das sieht nur so stressig aus, das Rennradeln, es ist aber eine ganz lockere und genusshaltige Art, schöne Dinge zu sehen und in Bewegung zu bleiben. Es läuft leicht und schnell, wenn es schnell sein soll. Und langsam, wenn man verweilen woll



Wo ich fahre, ist es dann auch gar nicht mehr so zersiedelt. Die Städte sind an der Donau, dahinter liegen nur Dörfer und Höfe, erst in Feldern und dann, weiter hinten, mehr und mehr in Wäldern. Man verliert sich irgendwann in der Natur, man kann auch Dörfer meiden, bis man es wieder anderrs haben will. Und es gibt so viele schöne Biergärten in dieser Region.



Vielleicht klingt das für manche spiessig und andere werden sauer sein, weil ich nach dem Urlaub in Italien von neuer Entspannung schreibe, aber das ist es, was ich jetzt brauche: Die Täler, die ich seit jeher kenne, die Felder, die Wiesen und das Gefühl, dass es keine Bedeutung hat. Ich komme nicht bei irgendwelchen Orten raus, die man kennen muss. Man kann alles und sich selbst vergessen.



Wäre da nicht der Netzausbau und die Energiewende. Das ist so ein Thema. Es dreht mir den Magen um bei der Propaganda der Atomlobby. Das wird alles so teuer, sagen sie, und rechnen brutal hoch. Natürlich wäre ein AKW billiger, erst mal, und was dann mit dem Dreck passiert, das müssen andere bezahlen. Diese ganze korrupte Bande hat seit Jahrzehnten nichts anderes getan, als auf allen Ebenen abzukassieren, und nun jammern sie, weil sie entwickeln, forschen und neu planen sollen.



Ich dachte eigentlich, ich lebe in Deutschland, und da gehört das Lösen von technischen Problemen zum guten Ton, ohne dass man Tagein Tagaus mimimi sagt und den Pinschern bei Springer, SPONschleim und andernorts die Ohren vollheult. Insofern ist die Idee, die privatwirtschaftliche Energiendranghetta rauszukanten und wieder ein Bayernwerk zu machen, gar nicht so schlecht.



Und ansonsten könnte man sich auch fragen, ob denn wirklich jede Kirche in jedem Kaff die halbe Nacht beleuchtet werden muss, ob wir nicht ohnehin zu viel Licht haben und ein wenig Ausschalten, hier und da nicht die ein oder andere Leitung kleiner machen könnte. Und vielleicht schafft man über höhere Preise auch Anreize für Firmen, mal etwas Strom zu sparen; dann arbeiten alle dafür und nicht nur die kleinen Idioten zugunsten einer versteckten Industriesubvention.


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Montag, 21. Mai 2012

Schon wieder unzufrieden

Ich glaube, kaum einer geht heute noch mit Modem ins Netz. Und wenn ich mich so umschaue, sind meine Bildformate hier wirklich klein. Selbst nach der Verbreiterung von 450 auf 480 Pixel vor einem halben Jahr. Ich merke das immer beim Bearbeiten: Es gehen so viele Details verloren. Umgekehrt ist es schlecht, wenn ich jetzt auf 2 Spalten umsteige und dann alle alten Beiträge nicht so hübsch aussehen. Begonnen habe ich nämlich mit 420 Pixeln. Jetzt fände ich 520 erheblich besser, aber das würde mir doch 8 Jahre Layout zerschiessen. Oder zumindest holpriger machen. Und eine "ab dann ein neues Layout"-Funktion gibt es nicht. Und das Blog wechseln will ich auch nicht. Das Interrnet hat sich einfäch verändert; in einer Zeit, da Bilder direkt von der Karte fast schon üblich sind, sind diese Kleinbilder hier ein Anachronismus. Ich weiss schon, warum ich das nicht radikal ändern will, vielleicht liegt es auch an meinem winzigen Bildschirm. Aber in diesen Jahren hat sich die Kameraauflösung bei mir von 2 MP auf 12 MP vergrössert, und während es bei 2 MP ein guter Kompromiss war, ist es jetzt ein wenig schade, was alles verloren geht.

Was meint denn die Leserschaft? Ich müsste dazu die rechte Spalte etwas verkleinern. Ich habe das jetzt mal testweise so gemacht, auch, weil das alte Autorenbild rechts schon 5 Jahre Vergangenheit ist, und das neue 40 Pixel schmaler baut. Ich bin seitdem älter geworden, und an der Riviera mindestens so deplaziert wie in Lüttich.

Edit: Jetzt mit Bildvergleich 480 vs 530 Pixel.

















Die Datenmenge vergrössert sich jeweis um gut 15%.

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