Vielleicht muss man die Frage anders stellen

In etwa so: Wie werden Historiker in 100 Jahren erklären, wie der Osten und der Westen gleichermassen die Chncen von 1989/90 verspielt haben, über die ganze lange Strecke der Balkankriege, der russischen Diktatur und der Oligarchie, das umfassende Debakel im mittleren und fernen Osten von Israel über den Irak, den Iran und Pakistan bin nach Burma und Tibet, bis zu unseren Tagen, die einer Diktatur wie China huldigen und durch die der Leichenduft vom späten Prager Frühling aus Georgien weht.



Naturlich wäre es naiv zu glauben gewesen, dass ein wenig Demokratie den Markt der Herrschaft schon alleine regelt. Überhaupt gab es viele angenehme Illusionen, weder die Taliban noch die russischen Nazis waren irgendwie vorgesehen. Gemessen an den Optionen hätte es auch noch schlimmer kommen können, schliesslich sind da unten auch Kernwaffen und gewissenlose Potentaten. Es ist vielleicht nicht das Übelste aus Kommunismus und Kapitalismus, das hier zusammenkommt, sondern nur die Spolien alter Ideologien, die an noch ältere Systeme, Gottesstaaten, Reichenherrschaften und Kommandoebenen geklebt werden.



Diesen Alte im Neuen ist inhomogen in Zielen und Ausrichtungen, Religionen und innerer Aufsplitterung. Es gibt keine Nomenklatura mehr, die man packen könnte, keine Ansatzpunkte für Veränderungen im ganz grossen Rahmen. Greift Russland nördlich von Afghanistan ein, hilft es nach amerikanischer Definition gegen den Terror, wirft es Bomben auf Georgien - nun, die lausige Reaktion der USA zeigt, dass man es gern anders hätte, aber man hat eigene, wichtigere Probleme. Komplizierter, aber nur in Teilbereichen besser, wäre vielleicht das Urteil der Historiker. Das Problem Bush gibt den Problemen Putin und Achmadinedschad die Freiräume, die sie besser nicht haben sollten. Überhaupt sind die Freiheiten seit 2001 vor allem für Diktatoren grösser geworden, sei es nun, weil sie selbst so stark sind, der Westen tatenlos zuschaut und keinen neuen Konflikt der Systeme erkennen will, oder weil man zusammen mit den hauseigenen Antidemokraten der Witschaft die anderen, so mies sie auch sind, als Globalisierungspartner braucht.

Bleibt nur die Frage, ob spätere Historiker das Ganze nicht nur als Vorspiel zu einem grösseren Unheil sehen. Gestern las ich einen guten Satz in Bezug auf China und seine Wirtschaft: "I don’t know what’s going to happen. Let’s just say that I’ve mapped the fastest routes to the airport and have my credit card and passport handy at all times." Blöderweise gibt es keinen Flughafen, über den man aus einer globalen Dystopie herauskommen könnte.

Montag, 11. August 2008, 01:44, von donalphons | |comment

 
"Mögest Du in interessanten Zeiten leben!".
chin. Verwünschung

Also, interessant sind sie schon, das muss man den heutigen Zeiten lassen.

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Die Sackgasse des Kalten Krieges
Allein in Deutschland gab es seit Ende des Kalten Krieges schon zwei Regierungswechsel durch Wahlen! Vorher ist immer nur die FDP auf die andere Seite gewechselt.
Und nicht mehr in der Sackgasse des Kalten Krieges vor sich hin vegetieren zu müssen, hat auch einiges für sich.
Allerdings frage ich mich manchmal auch, wie lange wir uns noch der Täuschung hingeben dürfen, wir hätten bei Krieg und Elend nur eine Zuschauerrolle.

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Da kenne ich noch schönere Verwünschungen.

Z.B. eine libanesische und irakische, vor einigen Jahren auch bei Serben beliebt: "Dein Haus soll life im deutschen Fernsehen kommen!"

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Wie werden Historiker in 100 Jahren erklären, wie der Osten und der Westen gleichermassen die Chncen von 1989/90 verspielt haben


vielleicht damit, dass, während die einen sich zurücklehnten und alle lehren aus der geschichte vergassen, die andern sich stets daran erinnerten, aber nie darüber redeten.

the party is over.

frau bundeskanzler meint noch immer deutschland sei von freunden umgeben. freunde meinte, als die dame noch das blauhend trug, etwas anderes.

der herr bundeskanzler a.d. ist ganz offen für eine fremde macht tätig, allerdings für gutes honorar.

bleibt die frage, was man daraus lernen kann.

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Der Osten ist rot.
Aber vielleicht kann man ihn nochmal wirtschaftlich totrüsten. Aber es ist schon erstaunlichz, was man heute als Pseudogrossmacht alles anstellen kann, ohne echte Probleme zu bekommen. Und beim nächsten G8-Gipfel gibt es wieder ein nettes Gruppenbild. Als Russland noch eine diktatorische Diktatur und keine oligarchische Diktatur war, hätte es was gesetzt. Heute dagegen muss man mit sowas wohl leben.

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was mir eher grund zur sorge gibt, ist, dass es da einige parallelen zur aussenpolitik des deutsche reiches nach der ära bismarck gibt.

grossmachtambitionen bei gleichzeitiger isolierung, das ist doch gefährlich.

oder anders, russland könnte ganz europa in dem augenblick haben, wo es nicht mehr haben und sagen, sondern mitmachen will.

allerdings sieht sie russische position zur eu anders aus. es wurde irgendwo schon angedeutet, dass daer wahlkampf der die linke ein antieuropäischer sein wird. würde passen, interessanterweise sind die kackbratzen auch in dem punkt ähnlicher aufassung.

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Globalisierungspartner: Das war doch immer so, oder? Politiklieferanten kommen und gehen, Unternehmer bleiben.

Dystopie: Ich habs ja schon mal angedeutet, Krieg war und ist die letzte Lösung ökonomischer Konflikte. Kernwaffen der vierten Generation, Nanozeug und anderes hin oder her.

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