: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Dienstag, 12. Februar 2008

Wo man bleiben kann - Platz 9: Berlin, Gleimstrasse

Berlin taucht in meiner Negativliste ziemlich weit vorne als Stadt auf, wo man keineswegs sein will, und schon gar nicht sein Geld versenken sollte. Geld fliesst immer zusammen, es ist sinnlos, mit Geld an Orte zu gehen, wo keines ist, und Berlin ist wirtschaftlich nur die deutsche Hauptstadt der Immobilienkreditbetrüger, der Copycat-Betreiber, der Klingeltonabzocker und der kommerziellen Blogosphäre - mit fallender Lukrativität. Da will man nicht hin, da will man nicht sein, die Strassen sind dreckig und die Alternativszene ist amoralisch wie die Kreditvollstrecker einer deutschen Grossbank. Kurz, man bekommt in Berlin den exakt gleichen kapitalistischen Dreck wie überall, nur ohne Geld, und dafür mit der Erwartungshaltung, das man die kreative, antikommerzielle Verkleidung als toll, anders und avantgardistisch erachtet. Und man kann nie wissen, ob der Typ mit Iro, der einem am Supermarkt anschnorrt, nun ein Punk ist oder ein gescheiterter Werber, der schon zwei Firmen in den Sand am Spreeufer gesetzt hat.

Berlin ist das, was zu oft auf seinen Gehwegen liegt. Nun hat es die Vorsehung mit einem makraben Scherz aber so eingerichtet, dass inmitten des Zerfalls doch noch ein paar Arbeitsplätze existieren; auf niedrigem Niveau zwar und stets von Kündigung bedroht, weil es so viele Praktis gibt; aber doch, es gibt ein paar begrenzte Chancen. Ungefähr so viele, wie in einem bayerischen 10.000-Einwohner-Kaff. Und vielleicht hat man auch nicht die in der Positivliste angegebenen 200.000 Euro, sondern nur 60.000. Und will diese Summe sicher investieren, und sich gleichzeitig am Elend erfreuen. Gibt es ja auch. In gewissen Bereichen ist Berlin wirklich billig, und deshalb hier für Liebhaber solcher Ruinenorte ein Rat, wo man noch kaufen kann, ohne zu verlieren.

Und da hätte ich einen Vorschlag, der, wie eigentlich alle meine Vorschläge, finanziell und ideell eine Randlage ausnützt: Der im Wedding liegende Gleimstrassenkiez. In den Zeiten, da uns die Mauer noch antikapitalistisch schützte, war hier der Westen zuende: Direkt östlich lag der Prenzlauer Berg, und südlich, über der Bernauer Strasse und einen der bekanntesten Teile der Mauer, lag Mitte. Heute ist dieser Bereich auf zwei Seiten eingeschlossen von den sog. Szenebezirken, auf halber Strecke zwischen dem 103 in der Castingallee und und Anna Blume, nur etwas nördlich. Man ist etwas ausserhalb, was sich sofort im Nachlassen von Schmiererei und Müll zeigt. Und doch so innerhalb, dass man überall in fünf Minuten auf dem Rad sein kann. Die Bewohner hier sind noch nicht so komplett verprenzelt, wohnen hier schon etwas länger, und geben schon etwas acht auf ihre Umgebung, in der sie auch bleiben wollen. Die Häuser sind mitunter sehr, sehr schön, es ist ruhig, und wenn es zu ruhig wird, ist man sofort "drüben".

Gleichzeitig ist dieses Viertel noch nicht durchsaniert und von Investoren erobert. Zwangsversteigerungen basieren nicht auf den Crashs der Immobilienfonds, sondern auf Tod und unerfreuliche private Umstände. Aber nicht mehr lang. Denn in gut zehn Jahren, wenn der Prenzlauer Berg eine komplette Spiesserhölle ist, wird man in den Randlagen nach Alternativen suchen. Und dann dieses bislang erschonte Eckerl bis runter zur Brunnenstrasse entdecken, aufwerten und dort nach Wohnraum suchen. Wie alle Städte ohne Aussichten wird Berlin an den Rändern eingehen, man wird sich um Mitte scharen, wo die Preise dann fallen werden - aber in den Randlagen, wo man sein möchte, werden sie, beginnend auf unserem niedrigen Niveau, eher steigen.

Wie schon erwähnt: ich würde in Berlin sowieso nichts kaufen. Null. Nada. Viel zu riskant. Aber für diese eine Ecke, die zwar Wedding ist, aber topographisch zum Wohnzimmer der Stadt gehört, für diese Strassenzüge zwischen West und Ost, nirgendwo drinnen und doch dabei, mit vielen Bäumen und günstigen Preisen - da sehe ich Hoffnung. Und Chancen für die, die dort sein müssen.

(Und nachdem Banken gewissermassen das Mahrzan des Geldanlegens sind, wird es an der Gleimstrasse schon nicht so schlimm sein.)

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Samstag, 9. Februar 2008

Es spricht sehr für die politische Kultur

dieses Landes, dass keiner der 18 Millionen Einwohner des grössten deutschen Bundeslandes dazu übergeht, die in seinem Namen schätzungsweise verdaddelten 500 Euro - was ja eine Menge Geld ist, mit dem Bleirohr aus den Verursachern in Landesbank und Politik herauszuknüppeln. Und auch der umstand, dass es auf dem Treffen, dessen Nachbericht ich mir heute anschauen durfte und der mein Gebiet für faktisch tot erklärt, keinerlei gewalttätige Zwischenfälle durch um ihr Vermögen gebrachte Anleger gab, legt Zeugnis ab vom gesitteten Verhalten, dessen wir uns hier bemüssigen.



Wir sind sehr höflich. Aber ich frage mich, ob diese konsequente Höflichkeit nicht... wie soll ich sagen - als man versuchte, mich mit dem Bild über die Ohren zu hauen, blieb ich freundlich, und bat mir etwas Zeit aus. Heute morgen kam schon der erste drängelnde Anruf, den ich immer noch höflich, leicht bedauernd absagend, aufschob. Heute Abend dann der nächste Anruf, ob ich es jetzt wisse, es gäbe auch noch andere, die man wegen mir verprellen würde - und als ich dann bedauerte, dass es momentan doch meine finanziellen Mittel doch etwas überstrapaziere, meinte man behaupten zu müssen, wir wären uns doch eigentlich schon einig gewesen.

Wie so viele andere in diesem Land, hat mir meine Erziehung keine deutliche Lösung für solche Probleme mitgegeben; Haltung zu bewahren und höflich zu bleiben, ist das oberste Gebot. Vermutlich wird morgen wieder das telefon klingeln, und jemand diese Konfliktunfähigkeit auszunutzen versuchen, wie auch ein Landesbanker längst schon wieder von neuen, scharfen Instrumenten und einer staatlichen Absicherung träumt, wie in Berlin oder NRW.

Wir sind alle sehr, sehr höflich gegenüber solchen Personen. Und manchmal, selbst wenn mir die sinnstiftende Kraft dazu fehlt, würde ich mir doch wünschen, dass solche Figuren weniger Anlässe zu Träumen, als vielmehr realen Grund zu Alpträumen hätten.

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Ratespiel

In welcher Branche wollen Spammer reüssieren, die als Startup dergleichen Wortmüll an mich versenden?

Wir möchten Sie herzlich zu der *****- Pressekonferenz in Peugeot Avenue Berlin, am 21 Februar um 16.00 einladen. Hierbei finden Sie einen Link zu unsere Pressemitteilung:

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Mittwoch, 6. Februar 2008

Wo man bleiben kann - Platz 10: Baden-Baden

Hier ist die Negativliste der 10 Orte, in denen ich angesichts der kommenden Unsicherheiten keinesfalls leben - oder, was dann gar nicht so unwahrscheinlich ist, sterben - wollte. Aber jetzt mal andersrum. Nehmen wir an, man ist ungebunden, will die schwarzen Tage in angenehmer Umgebung verbringen, hat 150.000 bis 200.000 Euro, die man dafür ausgeben kann, und möchte das deshalb in einer feinen Wohnung anlegen, die ihren Wert hält oder auch steigert. In dieser Wohung dann verbringt man, abgeschieden von den tückischen Untiefen unserer Tage den Sommer der Rezession, kümmert sich nicht, freut sich über die Stadt und ihre Umgebung, und sorgt sich nicht um Geld und Bankenkrise, denn das eigene Geld ist gut und sicher angelegt.

Baden-Baden hat ein Asset, das keine Wirtschaftskrise der Welt zerstören kann: Den Ruf, den Klang, die Geschichte, das, was man mit dem Namen verbindet. Baden-Baden ist trotz seiner geringen Einwohnerzahl als mondän in der Erinnerung der Welt verankert, in einer Liga mit Karlsbad und Badgastein. Es hat einen grossartigen Baubestand des 19. Jahrhunderts, es ist - für den Namen - extrem günstig, und hat dank des Kurbetriebs ein nachgerade irrwitiges kulturelles Angebot. Vom globalen Elend Baden-Württembergs ist es durch den Schwarzwald weitgehend getrennt, statt dessen kann man in weniger als einer Stunde nach Frankreich radeln.

Nachdem dort auch der Staatsfunk des Landes beheimatet ist, kann man davon ausgehen, dass der Staat die Stadt auch weiterhin üppig dafür belohnen wird, die Bewohner des Landes rundumzuverblöden. Sprich, man wird dauerhaft von stabilen Beschäftigungszahlen ausgehen dürfen. Die Stadt hat ein tolles Klima, ausgezeichnetes, mildes Wetter, ist schön anzuschauen, und - ganz wichtig in diesem Land - der Baden-Badenser ist den Umgang mit Nichthalbaffen seit Jahrhunderten gewohnt, man kann also hoffen, dort mit den Leuten auch Worte - und nicht Grunzen - wechseln zu können.

Ich glaube nicht, dass Baden-Baden jemals eine shrinking city wird. Baden-Baden wird mittelfristig stabil bleiben und langfristig ein Gewinner der Überalterung unserer Gesellschaft sein. Man kann also dort kaufen, einen äusserst angenehmen Sommer verbringen, das gesamte Essen sogar in Frankreich kaufen, sich in Strassburg vergügen, in Baden-Baden gründlich kuren, und in Karlsruhe das ZKM besuchen, während um uns alles in Trümmer fällt - ich garantiere, man wird dort kaum etwas mitbekommen. Wer klug ist, erwirbt eine unrestaurierte Altbauwohnung mit Stuck und Parkett, macht das über den Sommer selbt, und wenn sich die Lage im März 2009 beruhigt hat, vermietet man die Wohnung an ein älteres Ehepaar. Zwei, drei Mieterwechsel später ist man ohnehin selbst reif für Baden-Baden. Das dann sicher nicht billiger wurde, und schon gar nicht bei den Altbauten mit Stuck und Parkett.

Nachteile? Nun, es ist in Baden. Es ist zwar mondän, aber nur bedingt etwas für junge Leute. Man ist auf eine gewisse Kultur festgelegt, und die Stadt wird vermutlich seit dem Paläolithikum als Grundbesitz der CDU vererbt. Schlecht, wenn man in diese gesichter beim Weg zum Bäcker blicken muss, aber gut für die Sicherheit des angelegten Geldes, das bei den Banken wenig Freude hätte.

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Dienstag, 5. Februar 2008

Aller Tage Abend.

Letzte Woche machte das Gerücht eines "dicken Hundes" die Runde, und wie es aussieht, ist besagter Köter gerade dabei, uns, und besonders der Deutschen Bank und der amerikanischen Konjunktur ans Bein zu pinkeln. Es hat schon was, wenn man sich den ganzen Tag gedanken über den fairen Preis einer Immobilie für Dienstleistungsbranchen in Berlin macht, und am Abend kann man dank der Vollbremsung der amerikanischen Wirtschaft von Neuem beginnen. Einfache Überlegung: Wenn die Deutsche Bank die eine oder andere Milliarde zu viel für Bürogebäude in New York verliehen hat und das demnächst abschreiben darf, was ist dann erst mit einem drittklassigen Krümelbau in der Nähe des Potsdamer Platzes in Berlin a. d. Spree? Und was kann man einem unsauber wirtschaftenden Fondsinitiator anhängen, wenn er diesmal ausnahmsweise wirklich nichts dafür kann?

Gedanken, die zu machen mir gerade nicht zusagt. Ich gehe jetzt in die Küche und backe eine Kürbistarte, und danach vielleicht noch einen Austernpilzkuchen. Und dann mache ich etwas, das ich sonst eher ungern tue: Ich empfehle, was einem jetzt bleibt, wenn man eine gewisse Summe Geld, mehr als für eine Kapsel Zyankali, auf der Seite und den Wunsch hat, das alles nicht mehr direkt mitzuerleben müssen. Mal ehrlich: Ich muss mir das alles nicht mehr geben. Es wird gewissermassen die Positivliste zu meiner Negativliste. Zum Gadium der Leserschaft, vor allem aber für mein eigenes Seelenheil in diesem Sommer, der für allzu viele keiner werden wird.

Himmel. Was für ein Debakel.

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Sonntag, 3. Februar 2008

Das ist keine Teekanne.

Sondern nur eine Teekanne. Nur 1 Teekanne, nicht 2 Tekannen, oder gar drei. Es ist die einzige britische Teekanne, die ich das letzte Mal aus Berlin mitbrachte. Was ausgesprochen enttäuschend war.



Schuld daran sind die Briten. Nicht nur, dass sie in den bevorzugten Regionen und im Moloch London die Preise für dergleichen Exemplare in Höhen treiben, die man als Kontinentaleuropäer allenfalls als Strafe für Napoleon oder den Blitz verstehen kann. Sie haben die Südhälfte des Landes faktisch ausgeplündert, alles nur Denkbare zusammengerafft und in ihre extrem teuren Cottages und Flats verbracht. Demnächst werden sie für Inder Jaguare und Land Rover bauen, während das Sozialsystem dank Thatcher und Blair sich ebenfalls dem Niveau indischer Slums annähert, aber zumindest in den Schränken die Illusion der Zeit stehen haben, als Sheffield gross, das Empire stark und Silber der Standard auf den Tischen war.

Die Folgen sind dramatisch - meine Händler sind gezwungen, zur Beschaffung an die Grenze zu Schottland, in die USA oder sogar in das unwirtliche Wales auszuweichen. Wo sie noch manches finden, nach berlin bringen - und was passiert dort? Londoner Touristen finden es immer noch billig und kaufen mir die grössere Art Deco Kanne vor den Nase weg. Das sind die Folgen der britischen Konsumwut, die fundamental mit der Leichtigkeit ihres Plastikgeldes zusammenhängt, hier eine Teekanne, dort einen Berlintrip und im Sommer nach Malle - die jetzt in Form eines weiteren, blutigen Kapitels des Weltbestsellers "Die grosse Kreditdepresseion 2007-2010 oder der Untergang des anglophonen Weltreichs" die Quittung erhält. Die erste Plastikkartenbank entledigt sich wenig erfreulicher Kundschaft, und das werden auch noch andere tun. Vorbei die Zeiten, als Amerika der Briten unbezahlbare Schuldenmengen beglich.

Und weil ich es schon vorher gesagt und auf die Probleme verwiesen habe, hält sich mein Mitleid in etwa in den Grenzen meiner gar nicht arg grossen Teekanne.

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Freitag, 1. Februar 2008

Oh.

Microsoft will eine geschätzt 30-Milliarden-Dollar-Abschreibung namens Yahoo kaufen. Soviel zum Thema kapitalistische Vernunft.

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10 Orte, wo man danach nicht gewesen sein will.

Der erste Nachtrag zu dieser Überlegung:

10. Italien. I hate to say, aber ein Land, das in dieser Lage politisch wackelt, das eine Industrie hat, die über weite Strecken in direkter Konkurrenz zum Balkan und China steht und seit Jahrzehnten nicht in der Lage ist, die Probleme zu lösen, weil die Probleme zentraler teil der Politik sind, hat wenig Chancen, sich gegen die neuen Probleme zu wehren. Aber es ist schön dort.

9. Frankreich. Ganz ähnlich. Allerdings ist dort die Armut mehr ein Problem als in Italien. In Italien ist man in seinem Netzwerk arm, in Frankreich in den Slums. Und der Chef von das Ganze ist noch unfähiger als Bush und Berlusconi. Aber die Leute sind nett.

8. Frankfurt/Main. Monostruktur. Wenn die Banken nicht so viel Werbung schalten würden, stünde in den meisten Zeitungen inzwischen der Rat, das Geld von den Banken abzuziehen. Die Banken werden sicher weniger werben. Dann steht das auch in den Zeitungen. Und dann wird Frankfurt, das ohnehin schon eine Geschäftsimmobilienkrise hat, ein zweites Detroit der Dienstleistungsbranche. Natürlich wird es wieder kommen, 2009, 2010, aber bis dahin...

7. Nord- und Nordostbayern. Sorry Frangä, aber irgendeiner muss dafür zahlen, dass es im Süden wieder schneller aufwärts geht.

6. Hamburg und Umland. Medienkrise alleine reicht nicht aus, aber mein Bauchgefühl sagt mir, dass es in Hamburg hässlich wird. Hamburg hat zu wenig von dem, was gebraucht wird, und zu viel von dem, was verzichtbar ist. Und nein, die Reeperbahn ist keine Rettung.

5. Köln/Düsseldorf. Nachdem dort ohnehin zwei Wochen im Jahr suffbedingt die Produktion flachliegt, und man auf Medien und Dienstleistung gesetzt hat, und nicht konkurrenzfähige Autos produziert, und und und

4. Ruhrgebiet. Jeden Tag ein neues Nokia. Wobei, im schlimmsten Fall könnte man wieder Kohle abbauen, Rohstoffpreise sind bislang das einzige, was steigt. Und WAZ-Gossenschreiberin Annika R. würde ich ein paar Wochen in der Kohlengrube wünschen. Immerhin damit nicht so schlimm wie

3. Der deutsche Osten. Nur auf Platz drei, weil da nicht mehr viel kaputt gehen kann.

2. Berlin. Nachdem die Behelfsbrücke von der A9 nicht mehr gebraucht wird, gibt es zumindest ein paar Wohnmöglichkeiten für das Digitale Lumpenproletariat.

1. London. Europäisches Finanz- und Immobilienzentrum zu sein, mit einer Immobilienblase im Rücken, ist kein Spass. Zeit, an die Wiederansiedlung von Wölfen in Notting Hill nachzudenken.

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Donnerstag, 31. Januar 2008

Ich muss nicht alles mitnehmen

Manche Themen da unten am See sind sehr speziell. Nur was für die Hardcore-Typen. Ich habe weder BWL noch Jura studiert, ich bin beim Aneignen langsam, und für meine Tätigkeit reicht es, wenn ich die Haifische sicher von A nach B bringe und das liefere, was sie brauchen. Ich bin eigentlich so draussen, dass ich mich frage, wozu ich mir das alles anhöre. Nichtwissen kann eine Gnade sein, und anderes habe ich schon zu oft gehört. Hinten, an der Grenze zu Tirol zeigen die webcams schönes Wetter, drei Slots sind nur für die Betreuer von Paranoikern, Verschleierungstechniken, wenn der Kunde durchdreht, Best case Szenarien, Placebo, ich bin Fahrer, und kein Irrenarzt, ich muss mir das nicht geben. Ich fahre rauf zum Sylvenstein. Allein.



Wenn ich könnte, würde ich mir da oben überlegen, was man empfehlen kann in den kommenden Zeiten. Aber es ist nicht so einfach, wie es vielleicht beim Bankberater klingt. Was ich mitgenommen habe ist, dass auch die Cracks nicht das Ausmass des Kommenden wissen. Grob gesagt ist es so, dass die Ratingagenturen jetzt grossflächig die Finanzmarktbereiche abwerten, bei denen es ohnehin keine Hoffnung mehr gibt. Das sorgt für eine erneute Verlustwelle, Gewinnwarnungen, erhöhte Kosten für Kredite und extrem viel Misstrauen. Und die Vereinigten Staaten können aus mehreren Gründen nichts dagegen tun: Dass die Hauspreise fallen, ist auch ohne Krise ein Naturgesetz in einem Land, dessen Bauqualität hierzulande noch nicht mal für eine Hundehütte ausreichen würde. Ein normales Haus in Amerika ist nach dreissig Jahren wertlos. Dazu kommt aktuell ein enormes Überangebot an Wohnraum zum Verkauf.



Momentan berücksichtigen die Neubewertungen vor allem faule Hypotheken. Die Ratingagenturen, die amerikanische Regierungt und alle Banken tun so, als gäbe es einen Problemsektor mit armen leuten, die ihre Schulden nicht zahlen können, und einen gesunden Markt auf der anderen Seite. Das ist in der Realität nicht so, dort sind die Übergänge fliessend, und gerade in der Mitte, zwischen den Bruchbuden im Bible Belt und der Park Avenue, wird es weitere Neubewertungen geben. Vermutlich im März oder April. Und dann fliegen den Banken und dem Mittelstand die Fetzen um die Ohren. Bei diesem Personenkreis kommen auch noch die Kreditkartenprobleme dazu. Keiner da unten hat mir für dieses Szenario realitisch erklären können, welche Effekte das aufhalten können.



Es wird nicht alle treffen. Aber ich würde in dieser Zeit so wenig wie möglich mit irgendwelchen Banken zu tun haben wollen. Die Dinger sind jetzt schon kritisch wie ein Kernreaktor ohne Kühlsystem, angefangen von den grossen Vermögensverwaltern bis runter zur Kreissparkasse, die mal eben an die Reserven muss, um die Landesbank zu retten. Es wird Länder und Wirtschaftssysteme geben, die danach nicht mehr zu erkennen sind, aber in Deutschland muss man wohl zugeben, so falsch und ungerecht die zugrunde liegenden politischen Entscheidungen wie hartz IV und die Unternehmenssteuerreform isoliert gesehen auch waren, dass die Wirtschaft und das Land gerade jetzt stabil genug sind, die kommende Delle ohne grossen Schaden zu durchstehen. Als ganzes. Aber wenn es kommt, weiss ich auch, welche Ecken des Landes gar nicht wissen, wo die Krise sein soll, und welche Ecken zwei, drei, zehn, hundert Nokias erleben werden.



Es wird wenige Gewinner geben und viele Verlierer, und wenn es dann wieder aufwärts geht, werden die Unterschiede durch die veränderten Ausgangslagen nochmal grösser. Hier oben werden dann die sein, die auf der richtigen Seite waren, auch wenn heute da unten in einem Hotel welche sitzen, die man gerade auf keine Brücke und an kein offenes Fenster im 5. Stock lassen dürfte. Ich habe hier oben einen sehr weitreichenden Beschluss für mich selbst gefasst, der Dinge beinhaltet, die in meinem Leben bis gestern keine Rolle gespielt haben: Aktive Altersvorsorge, strategische Planung, Neuorientierung. Auch in dieser Zeit gibt es Chancen, ich würde wetten, dass der DAX die 5000 Punkte im Sommer unterboten hat, dass es die chinesische Wirtschaft zerreisst, dass man Ende 2008 wieder langfristig Aktien deutscher Firmen kaufen kann, und der Finanzmarkt böte mir auch die dafür nötigen Wettinstrumente. Aber da unten sind alle kaputte Zocker, die in einenAbgrund schauen, und ich möchte auch in Zukunft über Brücken gehen können, ohne an das Stürzen zu denken. Und danach wieder meinen Garten bestellen.

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Dienstag, 29. Januar 2008

Zugegeben:

Manches ist hier extrem überteuert.
So, dass es mich ärgert, obwohl ich nicht zahlen muss.
Schliesslich arbeite ich, wo andere Urlaub machen.
Und dort Entscheidungen treffen, die ich ausbaden muss.
Das WLAN im Hotel ist ein WackeLAN.
Es war alles andere als einfach, einen Parkplatz zu finden.
Denn es gibt zu viele gut verdienende Rentner, die ihre Schlachtschiffe nicht parken können.
Und man kann sich auch was schöneres vorstellen, als den kühlen Ostwind.
Ausserdem ist es nicht wirklich ein Vergnügen, mit Klienten unterwegs zu sein, die sich innerhalb von wenigen Minuten komplett umentscheiden.
Mehrfach.
Innerhalb eines Tages.
Und das nun schon seit ein paar Monaten.
Und dann all die Befürchtungen, die Suche nach einem Makel im einzig gangbaren Ausweg, um nochmal weiter jammern zu können, die Hoffnung auf ein Haar in der Suppe, um keine Entscheidung treffen zu müssen.
Apropos Suppe: Es ist hier auch nicht möglich, Kartoffelsuppe ohne Wurst zu ordern.
In der Tiefgarage steht der weisse, perfekt erhaltene SL 280 aus den 60er Jahren, der mir nie gehören wird.
Kurz: Es nervt.
Gewaltig.

Vor diesem Hintergrund:


Grossbild hier, es wurde nichts verändert, und das sah hier heute Mittag während der Pause wirklich so, genau so aus, nur noch besser, bei 8 Grad.

Der ist aber wirklich nicht schlecht. Man mag das kaum glauben, aber es war jemand mit von der Partie, der seinen Besitz zehn Minuten von hier zu Fuss auflösen möchte, um mit dem Geld ganz gross nochmal in das Geschäft in München einzusteigen. Mir geht es gefühlsmässig genau andersrum.

und wie war das wetter bei euch so?

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