: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Montag, 7. Januar 2008

Berlin zieht an! Kaufen Sie jetzt!

Die Fakten: Wohlmeinend betrachtet, stagniert Berlin. Und es gibt in all dem Niedergang eine besonders unschöne Erkenntnis: In keiner deutschen Grossstadt ist die Beschäftigung von älteren Arbeitnehmern so niedrig wie hier. Gleichzeitig gibt es ein Überangebot von über hunderttausend unvermietbaren Wohnungen. Realistisch betrachtet bedeutet das, dass in Berlin genau die Gruppe, die einen einheimischen Immobilienmarkt durch den Kauf einer Wohnung im fortgeschrittenen Alter belebt, in diesem Alter grossenteils andere Sorgen hat. Zuzüge und Wegzüge halten sich die Waage. Die Steigerung des Bruttoinlandsprodukts von Berlin ist seit 2001 ungefähr bei Null in Zahlen 0 geblieben - und das mitten im Boom. Angesichts der leeren Kassen und der erheblich schlechten Ausbildung und Sozialproblematik wird sich das auch langfristig kaum ändern. Es wird nicht plötzlich mehr Berliner geben, die eine Wohnung kaufen. Nicht in den kommenden 10 Jahren.

Wenn es also irgendetwas in Berlin nicht geben kann, dann ist es ein anziehender Immobilienmarkt. Noch nicht mal im Bereich der Spekulation, die am Ende immer einen Käufer finden muss - und die Ergebnisse der letzten Spekulationswelle kann man überall an den Vermietungsplakaten erkennen. Wer sich eine Wohnung leisten kann, hat sich schon eine geleistet, und ver sich verspekulieren kann, hat sich schon verspekuliert. Trotzdem gibt es aber angeblich einen Boom. Von dem in den letzten Wochen aber häufig die Rede ist.



Und da treffen dann Redakteure der grösseren Berliner Zeitungen und Journalistenbüros auf Leute wie den Herrn, über dessen Umtriebe ich zur Zeit Leute informiere, die bein ihm investiert haben. Dieser Herr hat eine Menge Immobilienprojekte laufen, und obendrein ein paar Banken am Hals, die ihr Geld zurückwollen. Jetzt, während der Subprime-Krise, erheblich drängender. Und dann passiert - etwas vereinfacht gesagt Folgendes: Der Herr kauft über eine Beteiligungsgesellschaft von einem anderen Herrn ein paar Wohungen zu einem wirklich hohen Preis, und erzählt dann den Medien, dass er damit prima Geschäfte machen wird, so billig, wie das ist. Die Gattin des anderen Herrn wiederum kauft aus dem - de facto - Notverkauf eines abkratzenden Fonds unseres Herrn ein paar Wohnungen zu überzogenen Preisen, geht damit zu den Medien und erzählt, wie super der Immobilienmarkt in Berlin gerade ist, und man habe da gerade noch ein Schnäppchen machen können. Und beide sind an einer ausländischen Immobilienfirma beteiligt, die solche Wohnungen gleich nochmal übernimmt und den Medien erzählt, irgendwo auf der Welt würde man sich um diese Wohnungen als Kapitalanlage prügeln, nur die Deutschen sind so doof, die Chancen nicht zu erkennen.

Und alle wissen, dass die Banken Mitte nächstes Jahres die Geduld verlieren werden, weil sie ohnehin schon genug Ärger an der Backe haben. Mitte nächsten Jahres werden die Immobileinbesitzer Geld brauchen, viel Geld, sie werden auf Teufel komm raus verkaufen müssen, und ein Boom könnte sie retten. So ein Ringtausch ist da prima: Es beruhigt die Investoren, weil man eventuell ja doch noch gute Preise für den hingeklatschten Ramsch bekommt. Es ist ein Signal an die Banken, dass man sich sogar noch was aus eigener Kasse leisten kann. Und es soll den Idioten in Starnberg, New York, Stockholm, Moskau und Düsseldorf klarmachen, dass sie in Berlin jetzt noch ein Schnäppchen machen können. Die Medien hören so etwas gern. Endlich kommt ihre Stadt wieder. Manchmal schaltet so eine Gesellschaft auch eine Anzeige. So geht das, mit dem Immobilienboom der Hauptstadt.

Also. Kaufen Sie lieber im Sommer vom Zwangsvollstrecker, und nicht jetzt den überteuerten Scheiss, an den im Moment jeder Wohnungsbesitzer in Berlin glaubt.

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Montag, 7. Januar 2008

Glaube Hass Hoffnungslosigkeit

Schön golden ist das Messing. Und auf der Oberfläche des Laiengestühls. Das heisst, wenn man sitzt, drückt es einem das eiskalte Metall in den Rücken. Und die Hände legt man besser auch nicht darauf ab, wenn man kniet. Das ist alles kein Spass, im Winter, in dieser funkelnden Kirche.



Aber die Herrschaften hier vorne im Chorgestühl sind sicher angetan, wenn die Besucher auf den Knien sind, um sich keine Lungenentzündung zu holen, und die Arme im Gebet schön hochrecken, damit es inbrünstig aussieht.

Und ich weiss schon, warum ich das Konzept "Religion" kritisch betrachte.

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Donnerstag, 3. Januar 2008

Im gleichen, anderen Land

Was uns trennt: Anderswo ist man erleichtert, wenn die Anzahl der nicht versteckt Arbeitslosen im Dezember nicht steigt. In meinem Land, das nicht vergleichbar ist, haben wir ein Problem: 2600 qualifizierte Arbeitsplätze, die nur schwer zu besetzen sind, weil Leute fehlen, und nächstes Jahr werden 800 Akademiker in einer einzigen Firma gebraucht. Das zieht erfahrungsgemäss nochmal 800 weitere hochqualifizierte Fachkräfte bei Zulieferern und Dienstleistern nach, ihre Frauen, Kinder, man braucht mehr Lehrer, Kindergärten, Geschäfte - und findet keine Arbeiter mehr. Dieses kleine Becken an der Donau, wo die meisten durchbrausen und sich nicht um das Hinweisschild des historischen Altstadt kümmern, ist de facto ein anderes Land. Das hier hat mit Deutschland, wie man es sonst so kennt, nichts zu tun. Chancenlos aufwachsen ist etwas, das praktisch nicht möglich ist. Man bräuchte mehr Kindergartenplätze - aber es hakt nicht am Geld, sondern, mal wieder, am Personal. Wie gut, dass einer der grössten Naturparks Bayerns gleich nördlich der Stadt beginnt - und dann hat man auch noch den See und 30 Kilometer Wald am Stück dahinter. Da kann man Kindern noch was anderes bieten.



Die alte Idee von einem Europa der Regionen, ohne Nationalgrenzen, aber klar trennbar, hier ist sie Wirklichkeit. Ich bin seit etwas mehr als zwei Jahren wieder mehrheitlich in der Provinz, und seitdem wurde aus der üblichen Speckgürtelregion ein einzigartiges Modell, als hätte es niemals die Probleme der 80er und 90er Jahre gegeben, als wäre die Zeit der Vollbeschäftigung in das Jahr 2008 durchgelaufen. Es war nicht ganz so, aber es gibt keine andere grössere Stadt in Deutschland, die so ist. Und je öfter ich wegfahre, desto mehr sehe ich die Unterschiede, die sich in den letzten Jahren herausgebildet haben. In der Stadt werden die letzten Basünden der 50er mit Spitzdächern antikisiert, mit neuen Bausünden des neuen Jahrtausend auradiert, man kann es tun, es lohnt sich, München ist inzwischen kaum teurer - und wenn BMW tatsächlich 1000 Leute entlässt, kann man sich ausrechnen, wo sie landen.



Und was sie tun: In die neuen, teuren Wohnungen ziehen und sich billigen Krempel beim Möbelramsch vor der Stadt kaufen. All die Kraft, das ganze Potential, die Energie dieser Region, die sich vollkommen vom durchschnittlichen Rest des Landes unterscheidet - verpufft in den selben Konsumkäse, wie überall. Wie Affen, die in der Schatzkammer mit den Goldstücken spielen.

Dass es anderswo in diesem Punkt ähnlich laufen würde, ist auch nicht tröstlich. Berlin war anders und schlechter. Das hier ist besser, aber trotzdem das gleiche. Die beste aller möglichen Welten, die sich dadurch definiert, dass alle anderen Welten auch Welten, aber schlechter sind. Leider. Und trotzdem: Würde mich einer fragen, ob er in Berlin, Hamburg, Bielefeld oder Bodropp (?) bleiben sollte, oder hierher kommen:

Ich wüsste nicht, was ich sagen sollte.

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Dienstag, 1. Januar 2008

Dann halt nicht. Asozialenloch Berlin.

"Leider kann auch hier, wegen der großen Nachfrage nicht gewährleistet werden, dass die Plakette rechtzeitig vor dem 1. Januar 2008 ankommt."

He, Stadt der Schnorrer, Penner und Ritalinschlucker, du Favela des Ostens: Wenn du zu dumm bist, Plaketten für die gerade eingeführte "Umweltschutzzone" auszuliefern, wundert mich der Kommafehler in einer Umweltschutzzonenrichtlinie nicht weiter. Vielleicht ein paar Startup-Pleitiers weniger päppeln und die Bagage besser in die Briefverschickung einsperren, wie wär´s?

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Hausabbrennen ohne Feuerwerkskörper

Raketen sind teuer und müssen genau gezielt werrden, dabei ist es ganz einfach und billig:

1. Einsame Herzen invitieren.
2. Deren mitgebrachte Bekannte akzeptieren, selbst wenn sie nichts zum Essen mitbringen, und deshalb auch im Gegensatz zu anderen keine Verpackung in der Küche ablegen,
3. die dann aber natürlich statt auftischen rumwuseln und sich an den grazilen Silberleuchtern, die nicht in die Bratzen von Ignoranten gehören, vergreifen
4. und nach einem Feuerzeug suchen, und keines finden,
5. in meine Küche, meinen Tempel gehen, und danach fragen,
6. aber statt, wie empfohlen, draussen zu suchen, auf die blendende Idee verfallen, die Kerze am gleich Gasherd anzuzünden,
7. und bevor man gesagt hat, was machst du da, schon den Herd aufdrehen,
8. bei dem auf zwei Flammen eine Plastiktüte liegt, in dem ein Salat ist,
9. und dann genau eine dieser Flamme erwischen, weil man ja nicht genau hinschaut,
10. und dann auch noch angefressen sind, wenn einen der Wasserschwall miterwischt.

Krabbensalat ist auch ohne Plastikglasur nicht mein Ding, könnte ich sagen, und den Herd hätte ich morgen ohnehin reinigen müssen. Gut, dass ich gerade den randvollen Wasserkocher in der Hand hatte. Schlecht, dass ich ihn danach nicht an die betreffende Person verfütter habe. In einem Stück. Jetzt muss ich zurück. Aufpassen.

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Montag, 31. Dezember 2007

Unerfreuliches

In folgender Reihenfolge gibt es eine ganze Menge Festlichkeiten, auf die ich restlosest bis komplett verzichten kann:
-Beerdigungen (besonders meine eigene)
- Hochzeiten (dito, hebräisch und christlich gleichermassen)
- Taufen, Beschneidung (Ich hasse Kinder, und bei zweiterem kippe ich nachweislich um)
- Weihnachten
- mein eigener Geburtstag
- und, Jahresend-Special: Silvester.
Nur eine Sache: Wenn man wo eingeladen ist, kommt man nicht umhin, eine Gegeneinladung auszusprechen. Und irgendwann kommt dann einer darauf zurück, und man hat das Elend daheim sitzen.

Oder noch schlimmer: Man ist mit Freunden eingeladen bei einem Paar, dessen weiblicher Teil dann aber am 27.12. die gemeinsame Wohnung mit Hilfe von Mama verlässt. Woraufhin ein Dutzend schlechtere Kinder besserer Familien eine Alternative suchen, die etwa so aussehen soll: Stadtnah, damit die Christen in ihren Gottesdingsda rennen können. Dachterasse wäre für das Feuerwerk nett, in Richtung schlechtere Viertel, die knallen nämlich mehr (und werfen mehr Nachwuchs, aber das ist eine andere unerfreuliche Geschichte). Die Wohnung sollte einigermassen gross sein, und über ein zweites Schlafzimmer verfügen, denn nicht jeder ist am Ende noch in der Lage, ein Taxi zu rufen. Ein zweites Bad hat auch seine strategischen Vorteile, wenn das erste, ach, lieber erst gar nicht daran denken. Und für ein Dutzend Leute braucht man auch viel Geschirr. Sowas hat in Kombination nicht jeder. Man ahnt vielleicht, wo und bei wem das nach Beschluss vcon Iris und Susi, die ansonsten bei ihren Eltern hätten sitzen müssen, endet:



Und was die Paarproblematik angeht: Eingeladen habe ich beide. Man will mit dem Silvesterelend ja nicht allein sein.

Alles Gute, Bessere für die Leser. Der Thinkpad wurde ins Schlafzimmer evakuiert; falls es mir zuviel wird, kann ich ja dann ins Internet flüchten

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Sonntag, 30. Dezember 2007

Zwischen vier und fünf

Jeden Sommer - ausser den Berliner Sommervortäuschungen zu Beginn - gibt es hier Bilder von den Sonnenuntergängen von meiner Dachterasse. So, oder so, und nach ein paar Monaten denke ich, dass es vielleicht langweilig wird. Dann, im Oktober, verschwindet die Sonne hinter dem Giebel, und die Entscheidung über weitere Photos wird mir von der Natur abgenommen. Für über 5 Monate, im Idealfall, bis Mitte März. Und in der Zeit würde ich was für solche Bilder geben. Heute nun war es ausnahmsweise wieder schön, und deshalb der sehr frühe Sonnenuntergang am See. Mit ein paar Menschen, und wer ein kinderfeindliches Bild findet, gewinnt ein schiefes Lächeln.



















Nicht schlecht. Wenn man nicht gerade die Bilder von der letzten Österreich-Tour sortiert. Das hier ist auch um die gleiche Tageszeit - vor zweieinhalb Monaten.



Wird Zeit, dass ich wieder nach Italien komme. Recht schnell sogar. Ich mag keine Geburtstage, und ich hasse Fasching. Dieses Jahr kommt es auch noch halbwegs zusammen. Kennt jemand eine gute, unspektakuläre Pension in Rom oder Neapel?

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Montag, 24. Dezember 2007

Inversionswetterlage

Es sind Tage des Schreckens für gewisse Clans der Provinzstadt. Von manch süsser Hoffnung wird Abschied genommen, die Stimmung ist do grau wie der Himmel, und obendrein treffen heute mancherorts auch Leute aufeinander, deren Verhältnis sich im letzten Jahr grundlegend geändert hat.



Ja, das Schicksal schlägt schwere Breschen in die Mauern und Zäune rund um das frühere Familienglück, die schwarzen Reiter der Realitäten plündern in den Rosengärten der Moral und des Anstands, und Spiesser fragt Spiesserin, was sie eigentlich verbrochen haben, dass es ausgerechnet sie trifft. Nun, die Antwort ist leicht: Nichts. Aber das Leben ist schöner, wenn man auf global als Unglückszeitpunkte bekannte Festttage wie die kommenden einfach verzichtet. Menschen, die sich nicht treffen, schlagen sich nicht. Menschen, die sich nicht treffen, bieten keinem anwesenden Dritten die Gelegenheit, darüber auch noch zu bloggen, und wir alle kennen die Süsse der Versuchung.



Darf ich bescheidene Reformvorschläge anbringen? Was ich als sehr entspannend kenne, ist ein System aus Festflüchtenden und deren Zufluchtbietern. Die eine Hälfte sollte vor dem normalen, schreckengebierenden Anlass flüchten und den anderen den Anlass bieten, sich ebenso den Verpflichtungen zu entziehen. Man trifft sich dann zu zweit, redet über andere Dinge, hört anständige Musik statt des üblichen Gedüdels, isst gut und hat einen netten Abend. Und alles ist gut.

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Freitag, 21. Dezember 2007

Wendepunkt

Das Schlimmste ist erreicht. Von jetzt an wird es - mit kleinen Rückschlägen am 24. und 31. Dezember - besser.



Irgendwann ist dann auch wieder Frühling, die Pässe sind offen, und der Weg nach Italien ist frei. Solange gilt es, die besten Plätze zu sichern. Die auf der Heizung beispielsweise.



Und weil gerade allerorten vom Kuscheln und folgendem Kinderkriegen die Rede ist, und sich unter Bloggern der Weihnachtswunsch nach einer FLAK empfiehlt, um die Klapperstorchhorden fern zu halten, hier ein Tipp: Präservative helfen. Auch während der Feiertage.

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Dienstag, 18. Dezember 2007

Abgepinnt

Wenn man mich fragen würde, würde ich sagen: Schliesst die Pin AG sofort, ohne ein weiteres Wort.

Aber nachdem die Gesellschafter alle Medienmacher sind und wissen, wie Firmenkrisen in der Öffentlichkeit maximalen Schaden für die Beteiligten erzielen, machen sie natürlich auch in der nachrichtenarmen Zeit weiter. Und sorgen dafür, dass sich die Bundesbürger ein klein wenig mehr Gedanken über die Leute machen, die soch sonst als vierte Gewalt im Staate ausgeben; die WAZens, die Spingers, und wie sie alle heissen. Das finde ich gut. Nur die Lüge von den "vernichteten" 520 Milllionen, die Springer rumkräht, sollte vielleicht unterbleiben - schliesslich landete das Geld bei den anderen Gesellschaftern. Und bietet hier Spielräume für neue Räuberhöhliaden unserer Medienmacher.

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