Sonntag, 30. Dezember 2012
Die Welt könnte so schön sein (Die Ärzte)
2009 haben die Sozialdemokraten ein vernichtendes Ergebnis bei der Bundestagswahl kassiert. Und wenn wir heute den Kopf schütteln, dass ein am eigenen Wohlergehen interessierter Vollversager wie Berlusconi in Italien zurück an die Macht drängt, müssen wir auch folgerichtig den Kopf über die SPD schütteln, die nicht in der Lage war, die Schuldigen der Pleite so zu entsorgen, dass sie sich den Rest ihres Daseins von ehemaligen Begünstigten ihrer Politik schmieren lassen. Und den Platz freimachen für andere.
Aber nie waren Steinbrück und Steinmeier daer als heute. Und man wird den Eindruck nicht los, dass Brioni und Genosse der Bosse nur ein mickriges Vorspiel dessen sein würde, was unter einem Kanzler Steinbrück alles möglich wäre. Wie man überhaupt so irre sein kann, Vertrauen vom Arbeitgeber für ein Amt zu bekommen, dessen finanziellen Rahmen man nicht gut findet - und der natürlich schlechter bezahlt als eine Rede für einen fünfstelligen Betrag ist - muss man wirklich der Partei erklären können. Und dem Wähler. Oder, wenn das nicht geht, wenigstens die Partei in Zukunft vor der Beschädigung schützen. Da muss man mit dem Plakatekleben oder der Suiche nach weiteren Social-Media-Vollösis gar nicht erst anfangen
Viele in der SPD haben herzlich gelacht, als sich die Piraten durch den BGE-Romnatiker Ponader und seine eigene Alimentierung durch Staat und Spenden im Ansehen der Wähler zerlegten. Steinbrück wiederholt das jetzt - nur mit einer grösseren Partei, einer grösseren Geschichte und mit einem grösseren Anspruch an seine Gehaltswünsche. Ich kann mir beim allerbesten Willen nicht vorstellen, ein Kreuzerl bei einer Partei zu machen, die einen Typen wie den Ponader nicht selbstständig raussäubert. Und ich kann mir das bei Steinbrück und der SPD auch nicht vorstellen.
Dass Steinbrück NRW an die CDU verloren hat, lag sicher auch am Bund und an der Notwendigkeit, dort mal aufzuräumen. Dass Steinbrück dann zweimal im Bund mitverloren hat, liegt auch nicht nur an ihm, aber zumindest war da schon klar: Er ist nicht so gut, wie man sein muss. Und jetzt sieht man schon Monate vor der Wahl, warum es nochmal vier Jahre Merkel geben wird: Nicht, weil der dreckige, reformunfähige, vorgestrige Altknackerladen der CDU irgendwie noch in diese Zeit passen würde. Sondern weil es keine Zeit gibt, in die einer wie Steinbrück passen würde.
Der Mann sollte schleunigst gesundheitliche Gründe finden, warum er sich nur noch den Job eines Redners bei Bankempfängen leisten kann, und zwar gerne auch in der Schweiz oder in Ruanda oder Indonesien - möglichst weit weg, damit man ihn so schnell vergisst, wie nach der letzten Wahl, als er seine Cashrunden drehte. Am Besten noch die Panegyriker von Rotstehtunsgut (http://rotstehtunsgu t.de/2012/12/30/peer-ste inbruck-und-das-geld/) mitnehmen, die aus der Dauerpleite den Spin einer bürgerlichen Zeitung machen wollen. Solche Leute würde ich nämlich auch nicht wählen. Das ist so, wie wenn man nach Fukushima sagt, aber bei uns sei die Kernkraft sicher. Und von sowas will ich nicht regiert werden.
Aber nie waren Steinbrück und Steinmeier daer als heute. Und man wird den Eindruck nicht los, dass Brioni und Genosse der Bosse nur ein mickriges Vorspiel dessen sein würde, was unter einem Kanzler Steinbrück alles möglich wäre. Wie man überhaupt so irre sein kann, Vertrauen vom Arbeitgeber für ein Amt zu bekommen, dessen finanziellen Rahmen man nicht gut findet - und der natürlich schlechter bezahlt als eine Rede für einen fünfstelligen Betrag ist - muss man wirklich der Partei erklären können. Und dem Wähler. Oder, wenn das nicht geht, wenigstens die Partei in Zukunft vor der Beschädigung schützen. Da muss man mit dem Plakatekleben oder der Suiche nach weiteren Social-Media-Vollösis gar nicht erst anfangen
Viele in der SPD haben herzlich gelacht, als sich die Piraten durch den BGE-Romnatiker Ponader und seine eigene Alimentierung durch Staat und Spenden im Ansehen der Wähler zerlegten. Steinbrück wiederholt das jetzt - nur mit einer grösseren Partei, einer grösseren Geschichte und mit einem grösseren Anspruch an seine Gehaltswünsche. Ich kann mir beim allerbesten Willen nicht vorstellen, ein Kreuzerl bei einer Partei zu machen, die einen Typen wie den Ponader nicht selbstständig raussäubert. Und ich kann mir das bei Steinbrück und der SPD auch nicht vorstellen.
Dass Steinbrück NRW an die CDU verloren hat, lag sicher auch am Bund und an der Notwendigkeit, dort mal aufzuräumen. Dass Steinbrück dann zweimal im Bund mitverloren hat, liegt auch nicht nur an ihm, aber zumindest war da schon klar: Er ist nicht so gut, wie man sein muss. Und jetzt sieht man schon Monate vor der Wahl, warum es nochmal vier Jahre Merkel geben wird: Nicht, weil der dreckige, reformunfähige, vorgestrige Altknackerladen der CDU irgendwie noch in diese Zeit passen würde. Sondern weil es keine Zeit gibt, in die einer wie Steinbrück passen würde.
Der Mann sollte schleunigst gesundheitliche Gründe finden, warum er sich nur noch den Job eines Redners bei Bankempfängen leisten kann, und zwar gerne auch in der Schweiz oder in Ruanda oder Indonesien - möglichst weit weg, damit man ihn so schnell vergisst, wie nach der letzten Wahl, als er seine Cashrunden drehte. Am Besten noch die Panegyriker von Rotstehtunsgut (http://rotstehtunsgu t.de/2012/12/30/peer-ste inbruck-und-das-geld/) mitnehmen, die aus der Dauerpleite den Spin einer bürgerlichen Zeitung machen wollen. Solche Leute würde ich nämlich auch nicht wählen. Das ist so, wie wenn man nach Fukushima sagt, aber bei uns sei die Kernkraft sicher. Und von sowas will ich nicht regiert werden.
donalphons, 11:14h
... link (36 Kommentare) ... comment
: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Mittwoch, 26. Dezember 2012
Liebe Ausrufezeichen
Ich weiss natürlich, dass nicht jedeR meinen Umgang mit dem schätzt, was sich als Feminismus bezeichnet. Ich habe, das gebe ich zu, ein massives Problem mit dem wissenschaftlichen Feminismus, und das, obwohl ich früher dachte: Oh. Gender, das ist mal ein etwas anderer Ansatz, Identität, Rollen und so, Freiheit statt Unterdrückung, Ausleben, Spass, Lebenslust.
Heute würde ich nicht unbedingt nochmal ein Blog vorschlagen, in dem das Thema Gender einen speziellen Raum hätte. Das bietet sich beim Internet natürlich an, weil man hier Gender leichter ausleben kann. Aber auch so manches andere. und inzwischen kann man da auch gar nicht mehr lässig sein. Das Thema erinnert mich, wenn ich mal über meine eigene Randgruppe sprechen darf, wie eine Ansammlung von 20 überidentifizierten evangelischen Religionslehrerinnen im Vorruhestand im Alter von 57 (wir nannten sie scherzhaft ERIV57), die mit heftigen Defiziten aus der Schule ausschieden und ihren Hass auf die Welt jetzt damit kompensierten, die armen Nichtarier vor den Nachstellungen des allgegenwärtigen Antisemitismus zu schützen.
Ich mein, diese ganzen Debatten, die gerade laufen, gerade unter dem Aspekt der Sprache: Das hatte ich alles schon. Ich war mal auf einem Kongress, da erklärte mir so ein Professor, welche deutschen Ausdrücke aus der Wehrmacht stammten, und wie die Verwendung uns auch heute noch determiniert. Du sagst 0815 und bist innerlich schon am Abzug in Babi Jar. Darunter waren auch ein paar von mir sehr geschätzte Kraftausdrücke. Das sagte ich, und dann hatte ich so eine Frau an der Backe. Es gibt in diesem Bereich auch ein paar männliche Überidentifizierte, so wie sich der Stefanowitsch halt auch an den Kegelklub ranmacht, aber die wirklich Unlässigen sind nach meiner Beobachtung Frauen. Keine Ahnung warum, gerade bei uns müsste das gar nicht sein. Jedenfalls kann das einem trefflich Abende versauen. Es gab mal einen Kongress auf Schwanenwerder, da bin sogar ich vor solchen Leuten nach Berlin geflohen.
Wie gesagt: Das hat im Bereich der nichtarischen Herkunft mit biologischem Geschlecht nichts zu tun, nur mit angeblichen genetischen Besonderheiten, an die ich nach meinen Beobachtungen in diesem Umfeld nicht im Mindesten glaube. Es hat vor allem mit Rollen und Identifikation zu tun. Vielleicht ist es das zentrale Problem, dass da letztlich so wenige Besonderheiten sind, dass diese Leute dann so ausrasten und überkritisch werden lässt. Man sucht halt so lange, bis man was hat, und geilt sich an den kleinsten Dingen auf. Und dann gibt es grossen Jubel oder eben, und das ist der Normalfall, weil das Schlechte einfacher zu finden ist, grosse Empörungswellen. Und es ist extrem unangenehm. von solchen Gruppen vereinnahmt zu werden: Sie finden doch sicher auch, oder, Sie wollen doch, dass wir diesen Frechling für Sie schlachten, oder... ekelhaft. Sauunsympathisch. Wenn es eigentlich darum ginge, gemocht und geschätzt zu werden. Liebe!
Aber nichts da, Hass, interne Grabenkämpfe und immer schlimmere Diskriminierung; andere schlitzen sich, die fühlen sich halt gesellschaftlich ausgegrenzt von der Rape Culture, deren Vorbild das Gequatsche von der exterminatorischen Gesellschaft ist. Na, dann reden wir also nochmal über die Fortsetzung solcher Verhaltensweisen unter dem Vorzeichen von Binnen-I (darf man Jude sagen?), verbaler Diskriminierung (Wehe, Du machst einen Beschnittetenwitz), Safe Spaces (Wiedererstehen einer jüdischen Infrastruktur, zuerst mal ohne Juden) und was es da sonst noch gibt. Vor allem das Machtgefühl: Ich und meine 30 Freundinnen und drei Hilfseichhörnchen, wir zeigen Dir jetzt, dass Du ein Sexist bist weil.
Und ich danke an die verbitterten, alten Schachteln im Keller des Kultuszentrums zurück und sage mir: Boah. Ja klar, ich kenne die Verlockung, das wäre bei uns nochmal viel besser gegangen, weil, wer ist denn noch diskriminierter und moralischer überlegen als wir, also, bitte, kniet nieder und bittet um Vergebung. Das machen manche, Ätzwiderling Broder und andere Schanden für die anderen. Und es ist so dumm und peinlich und daneben und bringt die ganze verdammte Sache exakt überhaupt nicht weiter. Ich fand das damals schon völlig bescheuert, als es mich betraf, und ich aus sowas Sendungen bauen musste. Ich bin da intolerant geworden. Ich finde das ganze Thema und die Mehrheit der Protagonistinnen verzichtbar. Ich kriege von den dauerbeleidigten Fressen schlchte Laune. Manche meiner besten Freunde sind gleichberechtigt.
Ich habe nur was gegen berufsintolerante Empörungströten, die einen Dreh zur Sinnstiftung für ihre verkorkste Existenz als Berliner Suffschreiberin gefunden haben, und Gender mit dem Ziel Gleichstellungsbeauftragte studieren. Und zwar jede Menge.
Heute würde ich nicht unbedingt nochmal ein Blog vorschlagen, in dem das Thema Gender einen speziellen Raum hätte. Das bietet sich beim Internet natürlich an, weil man hier Gender leichter ausleben kann. Aber auch so manches andere. und inzwischen kann man da auch gar nicht mehr lässig sein. Das Thema erinnert mich, wenn ich mal über meine eigene Randgruppe sprechen darf, wie eine Ansammlung von 20 überidentifizierten evangelischen Religionslehrerinnen im Vorruhestand im Alter von 57 (wir nannten sie scherzhaft ERIV57), die mit heftigen Defiziten aus der Schule ausschieden und ihren Hass auf die Welt jetzt damit kompensierten, die armen Nichtarier vor den Nachstellungen des allgegenwärtigen Antisemitismus zu schützen.
Ich mein, diese ganzen Debatten, die gerade laufen, gerade unter dem Aspekt der Sprache: Das hatte ich alles schon. Ich war mal auf einem Kongress, da erklärte mir so ein Professor, welche deutschen Ausdrücke aus der Wehrmacht stammten, und wie die Verwendung uns auch heute noch determiniert. Du sagst 0815 und bist innerlich schon am Abzug in Babi Jar. Darunter waren auch ein paar von mir sehr geschätzte Kraftausdrücke. Das sagte ich, und dann hatte ich so eine Frau an der Backe. Es gibt in diesem Bereich auch ein paar männliche Überidentifizierte, so wie sich der Stefanowitsch halt auch an den Kegelklub ranmacht, aber die wirklich Unlässigen sind nach meiner Beobachtung Frauen. Keine Ahnung warum, gerade bei uns müsste das gar nicht sein. Jedenfalls kann das einem trefflich Abende versauen. Es gab mal einen Kongress auf Schwanenwerder, da bin sogar ich vor solchen Leuten nach Berlin geflohen.
Wie gesagt: Das hat im Bereich der nichtarischen Herkunft mit biologischem Geschlecht nichts zu tun, nur mit angeblichen genetischen Besonderheiten, an die ich nach meinen Beobachtungen in diesem Umfeld nicht im Mindesten glaube. Es hat vor allem mit Rollen und Identifikation zu tun. Vielleicht ist es das zentrale Problem, dass da letztlich so wenige Besonderheiten sind, dass diese Leute dann so ausrasten und überkritisch werden lässt. Man sucht halt so lange, bis man was hat, und geilt sich an den kleinsten Dingen auf. Und dann gibt es grossen Jubel oder eben, und das ist der Normalfall, weil das Schlechte einfacher zu finden ist, grosse Empörungswellen. Und es ist extrem unangenehm. von solchen Gruppen vereinnahmt zu werden: Sie finden doch sicher auch, oder, Sie wollen doch, dass wir diesen Frechling für Sie schlachten, oder... ekelhaft. Sauunsympathisch. Wenn es eigentlich darum ginge, gemocht und geschätzt zu werden. Liebe!
Aber nichts da, Hass, interne Grabenkämpfe und immer schlimmere Diskriminierung; andere schlitzen sich, die fühlen sich halt gesellschaftlich ausgegrenzt von der Rape Culture, deren Vorbild das Gequatsche von der exterminatorischen Gesellschaft ist. Na, dann reden wir also nochmal über die Fortsetzung solcher Verhaltensweisen unter dem Vorzeichen von Binnen-I (darf man Jude sagen?), verbaler Diskriminierung (Wehe, Du machst einen Beschnittetenwitz), Safe Spaces (Wiedererstehen einer jüdischen Infrastruktur, zuerst mal ohne Juden) und was es da sonst noch gibt. Vor allem das Machtgefühl: Ich und meine 30 Freundinnen und drei Hilfseichhörnchen, wir zeigen Dir jetzt, dass Du ein Sexist bist weil.
Und ich danke an die verbitterten, alten Schachteln im Keller des Kultuszentrums zurück und sage mir: Boah. Ja klar, ich kenne die Verlockung, das wäre bei uns nochmal viel besser gegangen, weil, wer ist denn noch diskriminierter und moralischer überlegen als wir, also, bitte, kniet nieder und bittet um Vergebung. Das machen manche, Ätzwiderling Broder und andere Schanden für die anderen. Und es ist so dumm und peinlich und daneben und bringt die ganze verdammte Sache exakt überhaupt nicht weiter. Ich fand das damals schon völlig bescheuert, als es mich betraf, und ich aus sowas Sendungen bauen musste. Ich bin da intolerant geworden. Ich finde das ganze Thema und die Mehrheit der Protagonistinnen verzichtbar. Ich kriege von den dauerbeleidigten Fressen schlchte Laune. Manche meiner besten Freunde sind gleichberechtigt.
Ich habe nur was gegen berufsintolerante Empörungströten, die einen Dreh zur Sinnstiftung für ihre verkorkste Existenz als Berliner Suffschreiberin gefunden haben, und Gender mit dem Ziel Gleichstellungsbeauftragte studieren. Und zwar jede Menge.
donalphons, 23:38h
... link (32 Kommentare) ... comment
: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Montag, 17. Dezember 2012
Festabbestellung
Das ist gerade nicht wirklich eine gute Zeit; erst im Nachhinein entwickelt sich da eine Geschichte, die tragischer kaum sein könnte, und in gewisser Weise so unnötig; aber so ist das wohl oft, und selbst, wenn man nun wirklich nichts damit zu tun hat, nur eben nach und nach die Fakten erfährt, von Ereignissen, die sich über Jahrzehnte so lang entwickelt haben, dass dieses Ende folgen musste, da ist man dann eben ein wenig, wie soll ich sagen, sprachlos. Wenn wir ein anderes Pflegegesetz hätten, wenn die Psychiatrie besser wäre, wenn man Menschen einbremsen würde, wenn noch Zeit ist, dann würde man nicht den Kopf wegdrehen, wenn man eine Boulevardzeitung sieht; Newton hat diese eine Geschichte jetzt völlig verdrängt, so schnell geht das, gestern noch die grosse Tragödie und heute schon relativ unwichtig. Was nichts an der Sache ändert, nur an ihrer Aufarbeitung.
Ja, also, einbremsen, oder wie man in Bayern sagt, jemandem das Standgas einstellen. Das ist in Zeiten elektronischer Autos natürlich nicht mehr üblich und in unseren gelackten, metaironischen Selbstdependancen im Internet auch nicht. Und man mag es glauben oder nicht, aber ich mag es nicht, wenn ich auf etwas zeigen kann und sagen: Da schaut, das ist wirklich so, wie ich es gesagt habe. Dieses Berliner Kreativprekariat, die ticken wirklich so. Momentan macht so ein Beitrag die Runde, gestern haben sich zwei Ex-FAZblogger noch über mich lustig gemacht, heute geht es dann zur, ich möchte sagen, richtigen Sache: Die eine sucht eine Arbeit. Wobei, nicht nur eine Arbeit, sondern eine Festanstellung. Oder halt, genau genommen will sie eine warme, helle Wohnung mit Balkon und wäre bereit, dafür auch zu arbeiten. Ja wenn es sein muss, sogar in den Süden gehen. Hier im Süden gibt es natürlich Arbeit, am Türenspezialisten prangt seit Monaten vergeblich ein Schild, dass er Mitarbeiter sucht: Das übliche Problem bei Vollbeschäftigung.
Ein Beruf sollte es wohl sein, wo es eine Kaffeecke gibt, und sie würde auch den Kaffee machen, und soziale Sicherheit sollte der Beruf bieten. Das kann man hier bei uns im Süden vergleichsweise leicht bekommen, wenn man das tut, was aber laut Beitrag doch eher abgelehnt wird: Sich selbst ein wenig optimieren. Das ist im Übrigen in einer Region des Fachkräftemangels nicht so schwer, da sind auch Quereinsteiger durchaus willkommen, und die werden dann halt umgeschult. Wenn sie wollen, und bleiben möchten. Mobilität interessiert hier nur in Sachen Zuzug, ansonsten möchten die Firmen nicht in Leute investieren, die nur da sind, weil es nichts anderes gibt, aber im Prinzip würden sie lieber für 300 Euro 100 Quadratmeter Altbau in Berlin mieten, 20 Stunden etwas Lässiges tun und, wenn sie mal ein kreatives Loch haben, ein paar Wochen auch mal krank sein. Und bei der erstrbesten Gelegenheit natürlich die Koffer packen und woanders wieder selbstverwirklichen.
Die Firma will einen, wenn man die Firma will, so hat sich diese meine Region hochgearbeitet; man mag das dumm oder spiessig finden, aber so habe ich in der FAZ auch gearbeitet, und wenn ich da nochmal anfangen würde, würde ich mir alle Beine ausreissen, um an diesem Don Alphonso vorbei zu kommen. Anstrengen gehört am Anfang mit dazu,und wer gut ist, hört nicht einfach auf - das ist etwas, das man sich in kreativen Berufen wirklich nicht leisten kann, nirgendwo. Natürlich gibt es hier auch Jobs, wo man als Anfänger halt tut, was man kann, und irgendwo mitschwimmt: Nur führt das hier bei diesen Preisen nicht in eine angenehme, helle Wohnung mit Balkon. Dafür muss man hier 2500 aufwärts verdienen, und es stimmt natürlich - quirlig-kreativ ist es hier auch nicht.
Überhaupt ist der Gedanke, ich brauch was also arbeite ich, einer, der, höflich gesagt, jeden anderen auch antreibt, und nicht mehr als ein Grundimpuls; er macht einen vielleicht zum Regaleinräumer oder zum Bandarbeiter, aber schon in der Motorenfertigung - ein Leben weit entfernt von lauschigen Kaffeeecken - sind nur die Besten und Sorgfältigsten.Der Weg nach Oben in die Büroetage ist hier leider nicht so wie in den Medien, wo man einen Co-Working-Space aufmacht und sich einen Titel verleiht; ohne Probezeit und Supervision geht hier wenig, weil die Firmen hier gerne überleben möchten und mal nicht so einfach auf einen Mitarbeiter verzichten können, wenn der trotz Prozessabläufen mal weniger Lust hat. Dir anstehende Arbeit ist zu erledigen, anders geht es nicht, und eine Deadline ist eine Deadline und keine vage Empfehlung oder Bitte, doch etwas zu tun.
Das ist in Berlin durchaus so; ich erinnere mich gut daran, wie ich panisch noch schnell die ein oder andere Seite vollgeschrieben habe, weil jemand, der das hätte machen sollen, drei Tage vor Abgabe unerreichbar wurde und erst wieder gesehen ward, als er Briefmarken brauchte. Firmen sind heute, wenn sie gute Mitarbeiter wollen, beileibe keine Ausbeutungsmaschinen mehr, da gibt es jede Menge Fortbildung und Motivation und Gruppendynamik und das funktioniert, weil alle etwas davon haben. Eine warme Wohnung, Qualität, Profit, und bis zum letzten Drehmaschinensumpfausräumer das Gefühl: Es ist durchaus richtig und wichtig, dass ich das mache. Ich habe mich bei meinem Amerikaaufenthalt nach dem Abitur gröbst verrechnet, und obwohl meine Eltern das hätten zahlen können, haben sie es nicht getan: Dann war ich halt drei Monate in der Firma und habe für gutes Geld unter anderem das getan. Drehbänke ausgeräumt. Und gelernt, wie man aus dem Vollen und hohl dreht, und Gewinde schneidet. Den Geruch von Drehöl und frischen Gummi vergisst man seinen Leben nicht, es waren nicht die schönsten Wochen meines Lebens und wer weiss, was ich mit der S. am See sonst hätte alles machen können: Trotzdem bin ich froh, dass ich diese Erfahrung mitgenommen habe. Das hat mir das Standgas eingestellt. Weil ich wusste, dass ich das kann und es auch gar nicht so schlimm ist. Aber in Berlin würde man vieles tun, um solchen Basisjobs zu entgehen: Nicht ohne meine Kaffeeecke. Lieber was Kreatives, wo man etwas schreibt, soziale Ungerechtigkeit, Bildungschancen, Migranten, Moral, und dann ab auf den Balkon.
Ja, also, einen festen Arbeitsplatz ohne besondere Leistung und Qualifikation, den wollen viele, und leider ist es auch so, dass viele dabei zu weit gehen, oder über Leichen, oder sich selbst übermotiviert kaputtarbeiten; recht oft kommen aber auch nur Social Media Berater dabei raus, oder Profilentwickler oder Leute, die auf ihre Netzwerke achten und sich durchwurschteln. Das ist kein Berliner Problem, das gibt es in München genauso, es ist prekär, aber anders. Aber wer in einer mittelständischen Firma arbeiten möchte - da, wo die ganzen echten Arbeitsplätze sind - sollte ein gewisses Mass an Flexibilität mitbringen, und die Erkenntnis, dass es zuerst einmal um den Beruf geht, und dann vielleicht um die helle Wohnung. Und dass man leider, leider bereit sein muss, ein paar persönliche Freiheiten, wie man sie im Rumhängen in Berlin hat, wird aufgeben müssen. Für mehr als nur den Winter. Spätestens die nächste Nebenkostenrechnung , der man im Süden nicht so leicht in die nächste Wohung zur gerechten Rache am bösen Vermieter entfleuchen kann, justiert da wieder das Standgas.
Trotzdem gibt es in diesem System viele glückliche Menschen, und das sind nicht nur die Reichen, sondern auch die Migranten, die bei der Zuwanderung nicht sagen konnten: Wenn nicht, dann züchte ich halt Gras in Cefalu und erfreue mich darüberhinaus an den Leistungen des Sozialstaates, wie das der Ponader macht. Vielleicht sehen wir das etwas flauschiger, weil wir Chancenlosigkeit als Zwang verstehen, etwas tun zu müssen, was uns keinen Spass macht. Und natürlich gibt es auch genug Bereiche, in denen es nicht leicht ist, oder - Journalismus ist ein prima Beispiel - zum Verzweifeln. Nur Hälfte ist das Dilemma eine Frage der Ansprüche der Firmen, und zum Teil auch der heftigen Konkurrenz. Da muss man wohl durch, und vielleicht, gern auch mit Hilfe anderer, die ein oder andere Marotte aufgeben. Ich so als Vermieter etwa würde meinen, dass die demnächst restaurierte, helle Wohnung mit Balkon tunlichst Bewohner haben sollte, die eine Weile bleiben, keine Rauschmittel anbauen und mich nicht im Zweifelsfall auf Rechnungen und Streit mit dem Mieterbund sitzen lassen, oder mal zwischendrin eine Herberge eröffnen. Das ist vielleicht etwas grausam, aber das ist nun mal der Preis, den man für Freiheiten zahlt.
Sollte man zum Entschluss kommen, dass es zu teuer ist, und man es sich im Vergleich zu jenen, die mit der Eltern Geld gerade nach Berlin kommen, nicht leisten kann. sollte man Abstriche machen. Wohnung, Wohnort, Freiheiten, alles schmerzt, besonders wenn man sieht, dass es bei anderen doch auch irgendwie geht,und wie sie das System surfen.
Das dachte man beim oben angesprochenen Fall übrigens auch, bis es krachte.
Man hat sich getäuscht. Und obwohl mir nichts passieren kann, habe ich lange nachgedacht, ob meine Existenz nicht auch sicherer werden sollte.
Ja, also, einbremsen, oder wie man in Bayern sagt, jemandem das Standgas einstellen. Das ist in Zeiten elektronischer Autos natürlich nicht mehr üblich und in unseren gelackten, metaironischen Selbstdependancen im Internet auch nicht. Und man mag es glauben oder nicht, aber ich mag es nicht, wenn ich auf etwas zeigen kann und sagen: Da schaut, das ist wirklich so, wie ich es gesagt habe. Dieses Berliner Kreativprekariat, die ticken wirklich so. Momentan macht so ein Beitrag die Runde, gestern haben sich zwei Ex-FAZblogger noch über mich lustig gemacht, heute geht es dann zur, ich möchte sagen, richtigen Sache: Die eine sucht eine Arbeit. Wobei, nicht nur eine Arbeit, sondern eine Festanstellung. Oder halt, genau genommen will sie eine warme, helle Wohnung mit Balkon und wäre bereit, dafür auch zu arbeiten. Ja wenn es sein muss, sogar in den Süden gehen. Hier im Süden gibt es natürlich Arbeit, am Türenspezialisten prangt seit Monaten vergeblich ein Schild, dass er Mitarbeiter sucht: Das übliche Problem bei Vollbeschäftigung.
Ein Beruf sollte es wohl sein, wo es eine Kaffeecke gibt, und sie würde auch den Kaffee machen, und soziale Sicherheit sollte der Beruf bieten. Das kann man hier bei uns im Süden vergleichsweise leicht bekommen, wenn man das tut, was aber laut Beitrag doch eher abgelehnt wird: Sich selbst ein wenig optimieren. Das ist im Übrigen in einer Region des Fachkräftemangels nicht so schwer, da sind auch Quereinsteiger durchaus willkommen, und die werden dann halt umgeschult. Wenn sie wollen, und bleiben möchten. Mobilität interessiert hier nur in Sachen Zuzug, ansonsten möchten die Firmen nicht in Leute investieren, die nur da sind, weil es nichts anderes gibt, aber im Prinzip würden sie lieber für 300 Euro 100 Quadratmeter Altbau in Berlin mieten, 20 Stunden etwas Lässiges tun und, wenn sie mal ein kreatives Loch haben, ein paar Wochen auch mal krank sein. Und bei der erstrbesten Gelegenheit natürlich die Koffer packen und woanders wieder selbstverwirklichen.
Die Firma will einen, wenn man die Firma will, so hat sich diese meine Region hochgearbeitet; man mag das dumm oder spiessig finden, aber so habe ich in der FAZ auch gearbeitet, und wenn ich da nochmal anfangen würde, würde ich mir alle Beine ausreissen, um an diesem Don Alphonso vorbei zu kommen. Anstrengen gehört am Anfang mit dazu,und wer gut ist, hört nicht einfach auf - das ist etwas, das man sich in kreativen Berufen wirklich nicht leisten kann, nirgendwo. Natürlich gibt es hier auch Jobs, wo man als Anfänger halt tut, was man kann, und irgendwo mitschwimmt: Nur führt das hier bei diesen Preisen nicht in eine angenehme, helle Wohnung mit Balkon. Dafür muss man hier 2500 aufwärts verdienen, und es stimmt natürlich - quirlig-kreativ ist es hier auch nicht.
Überhaupt ist der Gedanke, ich brauch was also arbeite ich, einer, der, höflich gesagt, jeden anderen auch antreibt, und nicht mehr als ein Grundimpuls; er macht einen vielleicht zum Regaleinräumer oder zum Bandarbeiter, aber schon in der Motorenfertigung - ein Leben weit entfernt von lauschigen Kaffeeecken - sind nur die Besten und Sorgfältigsten.Der Weg nach Oben in die Büroetage ist hier leider nicht so wie in den Medien, wo man einen Co-Working-Space aufmacht und sich einen Titel verleiht; ohne Probezeit und Supervision geht hier wenig, weil die Firmen hier gerne überleben möchten und mal nicht so einfach auf einen Mitarbeiter verzichten können, wenn der trotz Prozessabläufen mal weniger Lust hat. Dir anstehende Arbeit ist zu erledigen, anders geht es nicht, und eine Deadline ist eine Deadline und keine vage Empfehlung oder Bitte, doch etwas zu tun.
Das ist in Berlin durchaus so; ich erinnere mich gut daran, wie ich panisch noch schnell die ein oder andere Seite vollgeschrieben habe, weil jemand, der das hätte machen sollen, drei Tage vor Abgabe unerreichbar wurde und erst wieder gesehen ward, als er Briefmarken brauchte. Firmen sind heute, wenn sie gute Mitarbeiter wollen, beileibe keine Ausbeutungsmaschinen mehr, da gibt es jede Menge Fortbildung und Motivation und Gruppendynamik und das funktioniert, weil alle etwas davon haben. Eine warme Wohnung, Qualität, Profit, und bis zum letzten Drehmaschinensumpfausräumer das Gefühl: Es ist durchaus richtig und wichtig, dass ich das mache. Ich habe mich bei meinem Amerikaaufenthalt nach dem Abitur gröbst verrechnet, und obwohl meine Eltern das hätten zahlen können, haben sie es nicht getan: Dann war ich halt drei Monate in der Firma und habe für gutes Geld unter anderem das getan. Drehbänke ausgeräumt. Und gelernt, wie man aus dem Vollen und hohl dreht, und Gewinde schneidet. Den Geruch von Drehöl und frischen Gummi vergisst man seinen Leben nicht, es waren nicht die schönsten Wochen meines Lebens und wer weiss, was ich mit der S. am See sonst hätte alles machen können: Trotzdem bin ich froh, dass ich diese Erfahrung mitgenommen habe. Das hat mir das Standgas eingestellt. Weil ich wusste, dass ich das kann und es auch gar nicht so schlimm ist. Aber in Berlin würde man vieles tun, um solchen Basisjobs zu entgehen: Nicht ohne meine Kaffeeecke. Lieber was Kreatives, wo man etwas schreibt, soziale Ungerechtigkeit, Bildungschancen, Migranten, Moral, und dann ab auf den Balkon.
Ja, also, einen festen Arbeitsplatz ohne besondere Leistung und Qualifikation, den wollen viele, und leider ist es auch so, dass viele dabei zu weit gehen, oder über Leichen, oder sich selbst übermotiviert kaputtarbeiten; recht oft kommen aber auch nur Social Media Berater dabei raus, oder Profilentwickler oder Leute, die auf ihre Netzwerke achten und sich durchwurschteln. Das ist kein Berliner Problem, das gibt es in München genauso, es ist prekär, aber anders. Aber wer in einer mittelständischen Firma arbeiten möchte - da, wo die ganzen echten Arbeitsplätze sind - sollte ein gewisses Mass an Flexibilität mitbringen, und die Erkenntnis, dass es zuerst einmal um den Beruf geht, und dann vielleicht um die helle Wohnung. Und dass man leider, leider bereit sein muss, ein paar persönliche Freiheiten, wie man sie im Rumhängen in Berlin hat, wird aufgeben müssen. Für mehr als nur den Winter. Spätestens die nächste Nebenkostenrechnung , der man im Süden nicht so leicht in die nächste Wohung zur gerechten Rache am bösen Vermieter entfleuchen kann, justiert da wieder das Standgas.
Trotzdem gibt es in diesem System viele glückliche Menschen, und das sind nicht nur die Reichen, sondern auch die Migranten, die bei der Zuwanderung nicht sagen konnten: Wenn nicht, dann züchte ich halt Gras in Cefalu und erfreue mich darüberhinaus an den Leistungen des Sozialstaates, wie das der Ponader macht. Vielleicht sehen wir das etwas flauschiger, weil wir Chancenlosigkeit als Zwang verstehen, etwas tun zu müssen, was uns keinen Spass macht. Und natürlich gibt es auch genug Bereiche, in denen es nicht leicht ist, oder - Journalismus ist ein prima Beispiel - zum Verzweifeln. Nur Hälfte ist das Dilemma eine Frage der Ansprüche der Firmen, und zum Teil auch der heftigen Konkurrenz. Da muss man wohl durch, und vielleicht, gern auch mit Hilfe anderer, die ein oder andere Marotte aufgeben. Ich so als Vermieter etwa würde meinen, dass die demnächst restaurierte, helle Wohnung mit Balkon tunlichst Bewohner haben sollte, die eine Weile bleiben, keine Rauschmittel anbauen und mich nicht im Zweifelsfall auf Rechnungen und Streit mit dem Mieterbund sitzen lassen, oder mal zwischendrin eine Herberge eröffnen. Das ist vielleicht etwas grausam, aber das ist nun mal der Preis, den man für Freiheiten zahlt.
Sollte man zum Entschluss kommen, dass es zu teuer ist, und man es sich im Vergleich zu jenen, die mit der Eltern Geld gerade nach Berlin kommen, nicht leisten kann. sollte man Abstriche machen. Wohnung, Wohnort, Freiheiten, alles schmerzt, besonders wenn man sieht, dass es bei anderen doch auch irgendwie geht,und wie sie das System surfen.
Das dachte man beim oben angesprochenen Fall übrigens auch, bis es krachte.
Man hat sich getäuscht. Und obwohl mir nichts passieren kann, habe ich lange nachgedacht, ob meine Existenz nicht auch sicherer werden sollte.
donalphons, 00:37h
... link (142 Kommentare) ... comment
: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Samstag, 15. Dezember 2012
Mobilversaut
Am Morgen, trotz Eis und Rutschpartien, sind sie doch wieder alle da und beleben den tristen Raum, den zwei Klassiker des grosskotzigen Fortschrittsversagens einrahmen: Das Rathaus und die Stadtsparkasse. Man hat den Platz so richtig tot gemacht und alle Chancen vertan, die man hatte, weil ja alles modern und der Zukunft zugetan sein muss, damit sich auch Gäste aus aller Welt wie daheim fühlen können. Bezeichnenderweise ist der Platz reine Durchgangsstation, es sei denn, es ist hier ausnahmsweise Wochenmarkt mit regionalen Spezialitäten. Dann ist hier was los. Und alle beschweren sich, dass hier immer der Wind so scheusslich weht. Haben sie toll gemacht, die Stadtoberen.
Da kann sich die Gemürlichkeit nicht richtig entwickeln, also mache ich meine Einkäufe und stapfe, rutsche und tapse zurück nach Hause, wobei, ein kleiner Abstecher zum Buchladen ist eingedenk des Klimas sicher auch keine ganz schlechte Idee. Dort jedoch wartet die nächste unschöne Begegnung mit der Zukunft auf mich: Manche Verlage verlangen jetzt zwei Euro mehr für ihre Bücher; dafür ist auch ein Code dabei, mit dem man das E-Book herunterladen kann. Und alle, die das nicht tun, zahlen das mit. Sprich, der Verlag verhält sich wieein asoziales Stück Scheissdr die Stromkonzerne eine Bank die GEZ und kassiert von allen für eine Leistung, damit ein paar mobilversaute Nerds einfacher an ihr Wischzeug gelangen. Das ist der Moment, da ich in Kaufstreik gehe und mich anderen Büchern zuwende.
Mobilversaut ist übrigens nicht meine Wortschöpfung, ich habe das von Franziscript übernommen, die das vermutlich berufsbedingt sein muss. Kein Drama, bei mir müsste es ähnlich sein. Ist es aber nicht, ganz im Gegenteil, die paar tausend Leute bei G+ sind mir so egal wie das, was ich gerade bei Twitter erlebe; ich mache den Kanal auf, weil es nötig und für manche praktisch sein kann, und dann tue ich das, was ich am besten kann, und auch nur so lange, wie ich brauche. Bei Twitter bekommt man, viel schlimmer als im Blog, die volle Ladung der Onlineaktivitäten mit, und da fragt man sich als älterer Herr in einer bayerischen Kleinstadt schon, wann die mal Schluss machen. Es gibt so ein Video im Netz von einer Hochzeit, und im wichtigsten Moment klatschen sie nicht, sondern zücken alle ihre Mobiltelefone und machen verwaschene Telefonbilder: Würde ich so etwas machen, müssten die Leute Schusswaffen und Elektrogeräte draussen abgeben. Ich würde Menschen um mich haben wollen, und keine netzwerkenden Maschinenerweiterungen. Ich möchte es mit leuten zu tun haben, die wissen, wann Zeit für die Liebe und das Leben ist, und wie sie sich zu verhalten haben, wenn sie Zeuge der Intimität sein dürfen.
Oh, sicher, das wird die Normalität sein. In Raymond Chandlers "The big sleep" geht es unter anderem um eine Buchhandlung, in der heimlich Pr0neaux verliehen werden; das war damals auf der ganzen Strecke ein komplexes und riskantes Geschäft, und das Anrüchoge hätte man auch vor 20 Jahren sicher so empfunden. Heute ist das unvorstellbar; das, wofür der Buchhändler Frauen unter Drogen setzen musste, wird heute als mit dem Handy erstellte Taschengeldergänzung vertrieben und muss sich mit einer Unzahl von freien Angeboten im Netz herumschlagen. Photos leihen? Heimlich holen? Angst haben? Wegen ein wenig Geschlechtsverkehr im Bewegtbild? Kaum. Mit Geolokalisation, Facebook, Gesichtserkennung und Statusanzeigen wird sich vielleicht auch im privaten Bereich so einiges tun. Es gibt viele Möglichkeiten, gerade für all die gestressten Dauermobilisten; macht das mal. Ohne mich.
Für mich gibt es ein Geschenk, wie immer, man kennt sich aus einer Zeit lang vor dem Mobiltelefon und ist sich guter Nachbar. Ich könnte mir vermutlich auch meine Bücher als rezis beschaffen, wie es abgefyckte Anfangsfyckziger ohne Job aber mit Presseausweis in München tun, aber ich will das auf gar keine Fall. Ich möchte Bücher kaufen und besitzen. Ich habe gar kein Interesse an Downloads und lesen am Rechner, ich will ein Buch und ein Sofa und Tee in einer Silberkanne, und dann Stunde um Stunde nichts von diesem Netz mitbekommen. Und dann, wenn ich dort wieder arbeite, über die Versauten lachen, die in der Zeit wieder 30 wichtigtuerische Tweets veröffentlicht haben und nicht verstehen, warum man sie nicht endlich kauft: Ganz einfach, kulturloses Geschmeiss gibt es im Internet noch grenzen- un kostenloser als alle illegalen Downloads. Zahlen? Nie.
Jeder kann heute E-Book-Autor sein, es ist ganz leicht. Liest das wirklich jemand? Vielleicht. Vielleicht auch nicht. Die Mobilversauten vielleicht. Die digitale Elite, die Fortschrittlichen, zwische zwei Pr0neauxdownloads. Warum auch nicht, das ist eine eigene Welt.
Und meine ist die andere. Ich bin buchversaut. Und ich lache über jene, die Mobilität für ein Feature und keinen Bug halten, und von einem Haus, das wie die Stadtsparkasse aussieht, zum nächsten, das dem Rathaus ähnelt, hasten müssen, mit all den Insignien des Fortschritts, und sich wundern, warum man sie einst so überwischen wird, wie sie selbst Content überwischen.
Da kann sich die Gemürlichkeit nicht richtig entwickeln, also mache ich meine Einkäufe und stapfe, rutsche und tapse zurück nach Hause, wobei, ein kleiner Abstecher zum Buchladen ist eingedenk des Klimas sicher auch keine ganz schlechte Idee. Dort jedoch wartet die nächste unschöne Begegnung mit der Zukunft auf mich: Manche Verlage verlangen jetzt zwei Euro mehr für ihre Bücher; dafür ist auch ein Code dabei, mit dem man das E-Book herunterladen kann. Und alle, die das nicht tun, zahlen das mit. Sprich, der Verlag verhält sich wie
Mobilversaut ist übrigens nicht meine Wortschöpfung, ich habe das von Franziscript übernommen, die das vermutlich berufsbedingt sein muss. Kein Drama, bei mir müsste es ähnlich sein. Ist es aber nicht, ganz im Gegenteil, die paar tausend Leute bei G+ sind mir so egal wie das, was ich gerade bei Twitter erlebe; ich mache den Kanal auf, weil es nötig und für manche praktisch sein kann, und dann tue ich das, was ich am besten kann, und auch nur so lange, wie ich brauche. Bei Twitter bekommt man, viel schlimmer als im Blog, die volle Ladung der Onlineaktivitäten mit, und da fragt man sich als älterer Herr in einer bayerischen Kleinstadt schon, wann die mal Schluss machen. Es gibt so ein Video im Netz von einer Hochzeit, und im wichtigsten Moment klatschen sie nicht, sondern zücken alle ihre Mobiltelefone und machen verwaschene Telefonbilder: Würde ich so etwas machen, müssten die Leute Schusswaffen und Elektrogeräte draussen abgeben. Ich würde Menschen um mich haben wollen, und keine netzwerkenden Maschinenerweiterungen. Ich möchte es mit leuten zu tun haben, die wissen, wann Zeit für die Liebe und das Leben ist, und wie sie sich zu verhalten haben, wenn sie Zeuge der Intimität sein dürfen.
Oh, sicher, das wird die Normalität sein. In Raymond Chandlers "The big sleep" geht es unter anderem um eine Buchhandlung, in der heimlich Pr0neaux verliehen werden; das war damals auf der ganzen Strecke ein komplexes und riskantes Geschäft, und das Anrüchoge hätte man auch vor 20 Jahren sicher so empfunden. Heute ist das unvorstellbar; das, wofür der Buchhändler Frauen unter Drogen setzen musste, wird heute als mit dem Handy erstellte Taschengeldergänzung vertrieben und muss sich mit einer Unzahl von freien Angeboten im Netz herumschlagen. Photos leihen? Heimlich holen? Angst haben? Wegen ein wenig Geschlechtsverkehr im Bewegtbild? Kaum. Mit Geolokalisation, Facebook, Gesichtserkennung und Statusanzeigen wird sich vielleicht auch im privaten Bereich so einiges tun. Es gibt viele Möglichkeiten, gerade für all die gestressten Dauermobilisten; macht das mal. Ohne mich.
Für mich gibt es ein Geschenk, wie immer, man kennt sich aus einer Zeit lang vor dem Mobiltelefon und ist sich guter Nachbar. Ich könnte mir vermutlich auch meine Bücher als rezis beschaffen, wie es abgefyckte Anfangsfyckziger ohne Job aber mit Presseausweis in München tun, aber ich will das auf gar keine Fall. Ich möchte Bücher kaufen und besitzen. Ich habe gar kein Interesse an Downloads und lesen am Rechner, ich will ein Buch und ein Sofa und Tee in einer Silberkanne, und dann Stunde um Stunde nichts von diesem Netz mitbekommen. Und dann, wenn ich dort wieder arbeite, über die Versauten lachen, die in der Zeit wieder 30 wichtigtuerische Tweets veröffentlicht haben und nicht verstehen, warum man sie nicht endlich kauft: Ganz einfach, kulturloses Geschmeiss gibt es im Internet noch grenzen- un kostenloser als alle illegalen Downloads. Zahlen? Nie.
Jeder kann heute E-Book-Autor sein, es ist ganz leicht. Liest das wirklich jemand? Vielleicht. Vielleicht auch nicht. Die Mobilversauten vielleicht. Die digitale Elite, die Fortschrittlichen, zwische zwei Pr0neauxdownloads. Warum auch nicht, das ist eine eigene Welt.
Und meine ist die andere. Ich bin buchversaut. Und ich lache über jene, die Mobilität für ein Feature und keinen Bug halten, und von einem Haus, das wie die Stadtsparkasse aussieht, zum nächsten, das dem Rathaus ähnelt, hasten müssen, mit all den Insignien des Fortschritts, und sich wundern, warum man sie einst so überwischen wird, wie sie selbst Content überwischen.
donalphons, 18:31h
... link (29 Kommentare) ... comment
: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Freitag, 14. Dezember 2012
Über das Weiss
Wenn man in diesem Blog fast beliebig einen Tag des Sommers aufschlägt, sieht man dort pralle Früchte und goldenes Getreide, das sich im warmen Wind über dem Jura wiegt. Nachdem ich ein positiv eingestellter Mensch bin, würde ich nun sagen: Dieses schöne Land ist zwar manchmal nicht ganz so schön, aber, wenn man es stets mit dem Rad durchmisst, sehr abwechslungsreich.
Abwechslungsreich ist auch die Ausgestaltung der Hoffnungen von Frühjahr und Sommer, die auf einen frostigen Winter treffen; so haben gleich 6 prominente deutsche Blogger und Internetaktivisten Bücher vorgelegt, Haeusler, Bunz, Passig/Lobo, Bekedahl und (hoho) die Schramm Frau, und vielleicht ist 2013 dann wieder eines der Jahre, in denen die Lust am netzbegleitenden Buch wieder schwerst nachlässt. Falls die geneigte Leserschaft nicht weiss, um welche Bücher es sich da handelt: Macht nichts, kaum jemand weiss das. Und während ich so durch Eis und Schnee knirsche, sage ich mir zwei Dinge; Rutsch nicht aus wie die. Und: Das hier wird alles wieder grünen und gedeihen. Vielleicht muss man noch mehr aus der Provinz zeigen, vielleicht muss man sie besser verstehen, um die richtigen Bücher zu machen. Hier quatscht niemand über die Bedeutung des Internets, man nutzt es halt, aber man hat auch sonst ein Leben, und zwar gar kein schlechtes. Nicht mal in diesen Tagen. (Dass man dann am Abend eine vollkommen gegenteilige Geschichte hört, die einem dann, wie man das hier sagt, das Standgas einstellt, ist eine andere Sache. Wie man so schön sagt: Gesundheit....)
An solchen Winternachmittagen. allein da draussen, gehen einem so Dinge durch den Kopf, die sich erweitern und Verschüttetes freilegen; da war beispielsweise mal diese Kulturveranstaltung eines längst vergangenen Berliner Prekariats, das damals noch Lesebühne hiess, wo sich einer ohne Vermögen darüber freute, dass der Friseur ein Sonderangebot von 4 Euro hatte. Man kann über Trickle-down-Effekte viel Schlechtes sagen, so richtig glaube ich auch nicht dran, aber diese Freude, dass man da auf dem letzten Cent genau hinkommt und so gut wie nichts weitergeben muss, und sich die Badreinigung auch noch gespart hat, das hat mir damals den Abend schlagartig verdorben. Würde ich mich hinstellen und mich freuen, weil die Orangen so billig sind, obwohl mir klar ist, dass diese Preise in Italien nur durch sklavenähnliche Ausbeutung von Migranten in Calabrien und Sizilien möglich ist, und EU-Förderung - ich würde mir allseits wenig Freude machen. Ich habe übrigens trotzdem Bücher aus diesem Umfeld gekauft, die allesamt von finanziell prekär lebenden Berlinern auf der Suche nach dem Nichts handelten, ich habe sie gelesen und nicht wirklich genossen; und mit dem Eindruck habe ich sie weggelegt, dass sie die Probleme nur erkennen, wenn es sie selbst betrifft. Das ist, was vom Wähnen und Denken übrig blieb.
Es ist kein Wetter für warme, freundliche Gedanken. Mein Mitleid hebe ich mir eher für die jungen Leute in Spanien und Italien auf, für die das Prekariat keine Attitüde, sondern Schicksal ist, und die das nicht einfach so beenden könnten, weil es dort nicht die immer noch vergleichsweise guten Möglichkeiten des deutschen Arbeitsmarktes gibt. Natürlich kommen da keine Romane heraus, oder Filme über Studienabbrecher und was da an Prekariatskreislaufwirtschaft sonst noch sein Geld letztlich zu Apple trägt. Die Geschichten, die ich privat aus Italien höre, sind extrem ätzend und launeverderbend, und so wenig Verständnis die deutschen Medien für die 5Stelle haben - ich glaube, man muss diese Menschen verstehen. Die ganze deutsche Debatte rund um BGE ist Ausdruck eines zynischen sozialen Luxus, abgestrengt und vorgetragen von Leuten, deren sozial Frage bei ihrer Wohnungtür anfängt, deren Miete sie nicht bezahlen, und bei der Füllung ihres Kühlschranks endet, weil: Wir haben es ja. Wir können es uns wirklich von unseren Überschüssen leisten, eine solche Schicht zu ernähren und zu erhalten. Es geht. Und dann wiederum verstehe ich meine italienischen Freunde, wenn die sagen: Dann gebt es lieber uns, wir hängen uns auch entsprechend rein. Das tun sie wirklich, wenn sie die Möglichkeit haben, auch wenn dabei Jahr für Jahr weniger bei ihnen ankommt. Dort bin ich in diesen kalten Gedanken. Und mein Hass auf alle, die ihre Ideologie des BGE vor den wichtigen ersten Schritt eines Mindestlohns setzen, der ist so grenzenlos wie das Weiss auf den Feldern.
Abwechslungsreich ist auch die Ausgestaltung der Hoffnungen von Frühjahr und Sommer, die auf einen frostigen Winter treffen; so haben gleich 6 prominente deutsche Blogger und Internetaktivisten Bücher vorgelegt, Haeusler, Bunz, Passig/Lobo, Bekedahl und (hoho) die Schramm Frau, und vielleicht ist 2013 dann wieder eines der Jahre, in denen die Lust am netzbegleitenden Buch wieder schwerst nachlässt. Falls die geneigte Leserschaft nicht weiss, um welche Bücher es sich da handelt: Macht nichts, kaum jemand weiss das. Und während ich so durch Eis und Schnee knirsche, sage ich mir zwei Dinge; Rutsch nicht aus wie die. Und: Das hier wird alles wieder grünen und gedeihen. Vielleicht muss man noch mehr aus der Provinz zeigen, vielleicht muss man sie besser verstehen, um die richtigen Bücher zu machen. Hier quatscht niemand über die Bedeutung des Internets, man nutzt es halt, aber man hat auch sonst ein Leben, und zwar gar kein schlechtes. Nicht mal in diesen Tagen. (Dass man dann am Abend eine vollkommen gegenteilige Geschichte hört, die einem dann, wie man das hier sagt, das Standgas einstellt, ist eine andere Sache. Wie man so schön sagt: Gesundheit....)
An solchen Winternachmittagen. allein da draussen, gehen einem so Dinge durch den Kopf, die sich erweitern und Verschüttetes freilegen; da war beispielsweise mal diese Kulturveranstaltung eines längst vergangenen Berliner Prekariats, das damals noch Lesebühne hiess, wo sich einer ohne Vermögen darüber freute, dass der Friseur ein Sonderangebot von 4 Euro hatte. Man kann über Trickle-down-Effekte viel Schlechtes sagen, so richtig glaube ich auch nicht dran, aber diese Freude, dass man da auf dem letzten Cent genau hinkommt und so gut wie nichts weitergeben muss, und sich die Badreinigung auch noch gespart hat, das hat mir damals den Abend schlagartig verdorben. Würde ich mich hinstellen und mich freuen, weil die Orangen so billig sind, obwohl mir klar ist, dass diese Preise in Italien nur durch sklavenähnliche Ausbeutung von Migranten in Calabrien und Sizilien möglich ist, und EU-Förderung - ich würde mir allseits wenig Freude machen. Ich habe übrigens trotzdem Bücher aus diesem Umfeld gekauft, die allesamt von finanziell prekär lebenden Berlinern auf der Suche nach dem Nichts handelten, ich habe sie gelesen und nicht wirklich genossen; und mit dem Eindruck habe ich sie weggelegt, dass sie die Probleme nur erkennen, wenn es sie selbst betrifft. Das ist, was vom Wähnen und Denken übrig blieb.
Es ist kein Wetter für warme, freundliche Gedanken. Mein Mitleid hebe ich mir eher für die jungen Leute in Spanien und Italien auf, für die das Prekariat keine Attitüde, sondern Schicksal ist, und die das nicht einfach so beenden könnten, weil es dort nicht die immer noch vergleichsweise guten Möglichkeiten des deutschen Arbeitsmarktes gibt. Natürlich kommen da keine Romane heraus, oder Filme über Studienabbrecher und was da an Prekariatskreislaufwirtschaft sonst noch sein Geld letztlich zu Apple trägt. Die Geschichten, die ich privat aus Italien höre, sind extrem ätzend und launeverderbend, und so wenig Verständnis die deutschen Medien für die 5Stelle haben - ich glaube, man muss diese Menschen verstehen. Die ganze deutsche Debatte rund um BGE ist Ausdruck eines zynischen sozialen Luxus, abgestrengt und vorgetragen von Leuten, deren sozial Frage bei ihrer Wohnungtür anfängt, deren Miete sie nicht bezahlen, und bei der Füllung ihres Kühlschranks endet, weil: Wir haben es ja. Wir können es uns wirklich von unseren Überschüssen leisten, eine solche Schicht zu ernähren und zu erhalten. Es geht. Und dann wiederum verstehe ich meine italienischen Freunde, wenn die sagen: Dann gebt es lieber uns, wir hängen uns auch entsprechend rein. Das tun sie wirklich, wenn sie die Möglichkeit haben, auch wenn dabei Jahr für Jahr weniger bei ihnen ankommt. Dort bin ich in diesen kalten Gedanken. Und mein Hass auf alle, die ihre Ideologie des BGE vor den wichtigen ersten Schritt eines Mindestlohns setzen, der ist so grenzenlos wie das Weiss auf den Feldern.
donalphons, 00:34h
... link (43 Kommentare) ... comment
: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Mittwoch, 12. Dezember 2012
Penegal
Das nächste Mal, wenn ich in Italien bin, lasse ich mir bei Besia neue Visitenkarten drucken, mit der Anschrift
Grand Hotel Penegal
Mendelpass, IT
Zimmer 116
(um Voranmeldung wird gebeten)
Das Grand Hotel gibt es noch, aber natürlich ist es, wie so viele andere, längst geschlossen. Natürlich wohne ich dort nicht, aber ich finde es einfach nett, eine Anschrift dort zu haben, und die bekommen dann all die, von denen ich keine Post bekommen möchte. Sollten sie mich darauf ansprechen, so werde ich sagen, dass tatsächlich die Qualität der das Mauleseltreiber zum Pass hinauf abgenommen hat, und bis März wegen der Lawinen ohnehin kein Durchkommen ist: Meistens sind sogar die Telefon- und Telegraphenleitungen von den hungrigen Hausbären im Garten durchgekaut, aber ich frage das nachste Mal, ob es da nicht vielleicht Funk gibt, zum Anmorsen. Das wird das beste sein, denn alles andere, ich mein, bei den Bären weiss man nie...
Und dann werde ich solche Bilder von den Ebenen rund um Nürnberg zeigen und behaupten, da unten, unter dem Schnee, läge der Kalterer See begraben und gegenüber, das sei der Rittem, ja das ist schon hart im Winter, aber im Granhotel ist genug Essen für Monate, und einzige echte Problem sind die Leute, die in der Zeit sterben, denn man kann sie nicht im Schnee begraben, und in den Kühlräumen kann man sie auch nicht lagern. Aber im Hof steht eine uralte Tanne, da werden sie dann in bunten Ballkleidern aufgehängt und gehen als Christbaumkugeln durch, und wir passen schon auf, dass die Kinder an Sylvester nicht mit Böllern und Raketen darauf schiessen. Lustig geht es zu im Grand Hotel Penegal, und wenn uns gar nichts anderes mehr einfällt, dann machen wir eine Seance und schauen, ob man so eine Leiche nicht doch wieder auferwecken kann: Steh auf oder wir geben Dich den Bären zu fressen! Erfölbe blieben bislang aus, aber die Angehörigen haben sich noch nie beschwert, und die Bären auch nicht. Nur die Pailetten und Geschmeide zwischen den Zähnen, da muss man aufpassen.
So überstehen wir da oben also den Winter, spielen am Abend Rommee oder sitzen nur am Kamin und hören zu, wie das Feuer prasselt. Das Penegal war einst das modernste Haus, aber inzwischen, nun, man weiss ja, wie das geht, und man gewöhnt sich auch an die offen liegenden Rohre und die wacklige Electricität, Jeder zweite Kronleuchter kann deshalb auch mit Kerzen betrieben werden, und wenn es länger dauert, trifft man sich eben im Ballsaal und wärmt sich mit akrobatischem Engtanz. Ganz kalt wird es auch in strengsten Polarnächten nicht, denn man hat genug Bärenfelle, die einen warm halten. Man sieht also, trotz gewisser Eigenschaften, die aus der Zeit gefallen sind, kann man es im Penegal schon aushalten. Und deshalb kommen auch alle jedes Jahr wieder. Fast schon eine Familie, da oben auf dem Pass. Sie haben dort oben immer noch das Porzellan und das Benehmen aus den 20er Jahren. Und einen Monokelschleifer.
Ich denke, das ist eine ganz nette Geste für all die, die sich von solchen Lebenswelten noch ein erheblich weiter weg befinden, als ich das schon tue. Lebenswelten, in denen Wort wie entzückend und reizvoll gar keine Rolle mehr spielen, und das ganze Dasein im immer gleichen indirekten Licht der Neonröhren verläuft, mit uniformen Ritualen und vorgegebenen Einrichtungsgegenständen. Gleichzeitig aber frage ich mich, ob ich denn der einzige bin, dem das schmewrzhaft bewusst wird: Wie monoton und identisch durchgestaltet das Dasein wird, und wie frei von Abenteuern es ist. Das Penegal ist nur eine künstlerische Erweiterung des Tegernsees, aber eben nicht so weit weg,wie all die Videospiele von der Realität derer ist, die sich darum mehr bemühen sollten - man darf nicht vergessen, wie diese Branche inzwischen auch ältere Menschen und ihre Wünsche in ihr Geschäftsmodell integriert. Da sind Defizite, ich fühle sie, weil sie nicht so arg weit weg sind, aber andere überbrücken sie einfach und spielen das nach, am Ikratisch über dem Kabelsalat, den Becher mit Firmenaufdruck neben sich.
Man kann viel über Ungleichhheit und das Auseinanderbrechen der Gesellschaft reden, und ich finde auch, dass es stimmt - es gibt eine extreme Leistungsungerechtigkeit in vielen Berufen, Medien sind da sicher nur ein Beispiel, wenn man an die FTD denkt und welche seltsamen Leute trotzdem Karriere machn - aber letztzlich kümmern doch die meisten unter den immer gleichen Bedingungen vor sich hin. Immer dieses Licht, bei dem man schlechte Laune bekommt. Immer die gleichen 50x50 Zentimeter Stoff und Schaumstoff auf Rollen, und immer die gleichen, steuerlich absetzbaren Advenztskränze. Sehr ungleich ist das alles, und doch sehr gleich. Und deshalb also die Visitenkarten mit der falschen Adresse. Ein aus der Realität gefallenes Hotel für einen aus der Zeit und den Umständen gefallenen Menschen.
Grand Hotel Penegal
Mendelpass, IT
Zimmer 116
(um Voranmeldung wird gebeten)
Das Grand Hotel gibt es noch, aber natürlich ist es, wie so viele andere, längst geschlossen. Natürlich wohne ich dort nicht, aber ich finde es einfach nett, eine Anschrift dort zu haben, und die bekommen dann all die, von denen ich keine Post bekommen möchte. Sollten sie mich darauf ansprechen, so werde ich sagen, dass tatsächlich die Qualität der das Mauleseltreiber zum Pass hinauf abgenommen hat, und bis März wegen der Lawinen ohnehin kein Durchkommen ist: Meistens sind sogar die Telefon- und Telegraphenleitungen von den hungrigen Hausbären im Garten durchgekaut, aber ich frage das nachste Mal, ob es da nicht vielleicht Funk gibt, zum Anmorsen. Das wird das beste sein, denn alles andere, ich mein, bei den Bären weiss man nie...
Und dann werde ich solche Bilder von den Ebenen rund um Nürnberg zeigen und behaupten, da unten, unter dem Schnee, läge der Kalterer See begraben und gegenüber, das sei der Rittem, ja das ist schon hart im Winter, aber im Granhotel ist genug Essen für Monate, und einzige echte Problem sind die Leute, die in der Zeit sterben, denn man kann sie nicht im Schnee begraben, und in den Kühlräumen kann man sie auch nicht lagern. Aber im Hof steht eine uralte Tanne, da werden sie dann in bunten Ballkleidern aufgehängt und gehen als Christbaumkugeln durch, und wir passen schon auf, dass die Kinder an Sylvester nicht mit Böllern und Raketen darauf schiessen. Lustig geht es zu im Grand Hotel Penegal, und wenn uns gar nichts anderes mehr einfällt, dann machen wir eine Seance und schauen, ob man so eine Leiche nicht doch wieder auferwecken kann: Steh auf oder wir geben Dich den Bären zu fressen! Erfölbe blieben bislang aus, aber die Angehörigen haben sich noch nie beschwert, und die Bären auch nicht. Nur die Pailetten und Geschmeide zwischen den Zähnen, da muss man aufpassen.
So überstehen wir da oben also den Winter, spielen am Abend Rommee oder sitzen nur am Kamin und hören zu, wie das Feuer prasselt. Das Penegal war einst das modernste Haus, aber inzwischen, nun, man weiss ja, wie das geht, und man gewöhnt sich auch an die offen liegenden Rohre und die wacklige Electricität, Jeder zweite Kronleuchter kann deshalb auch mit Kerzen betrieben werden, und wenn es länger dauert, trifft man sich eben im Ballsaal und wärmt sich mit akrobatischem Engtanz. Ganz kalt wird es auch in strengsten Polarnächten nicht, denn man hat genug Bärenfelle, die einen warm halten. Man sieht also, trotz gewisser Eigenschaften, die aus der Zeit gefallen sind, kann man es im Penegal schon aushalten. Und deshalb kommen auch alle jedes Jahr wieder. Fast schon eine Familie, da oben auf dem Pass. Sie haben dort oben immer noch das Porzellan und das Benehmen aus den 20er Jahren. Und einen Monokelschleifer.
Ich denke, das ist eine ganz nette Geste für all die, die sich von solchen Lebenswelten noch ein erheblich weiter weg befinden, als ich das schon tue. Lebenswelten, in denen Wort wie entzückend und reizvoll gar keine Rolle mehr spielen, und das ganze Dasein im immer gleichen indirekten Licht der Neonröhren verläuft, mit uniformen Ritualen und vorgegebenen Einrichtungsgegenständen. Gleichzeitig aber frage ich mich, ob ich denn der einzige bin, dem das schmewrzhaft bewusst wird: Wie monoton und identisch durchgestaltet das Dasein wird, und wie frei von Abenteuern es ist. Das Penegal ist nur eine künstlerische Erweiterung des Tegernsees, aber eben nicht so weit weg,wie all die Videospiele von der Realität derer ist, die sich darum mehr bemühen sollten - man darf nicht vergessen, wie diese Branche inzwischen auch ältere Menschen und ihre Wünsche in ihr Geschäftsmodell integriert. Da sind Defizite, ich fühle sie, weil sie nicht so arg weit weg sind, aber andere überbrücken sie einfach und spielen das nach, am Ikratisch über dem Kabelsalat, den Becher mit Firmenaufdruck neben sich.
Man kann viel über Ungleichhheit und das Auseinanderbrechen der Gesellschaft reden, und ich finde auch, dass es stimmt - es gibt eine extreme Leistungsungerechtigkeit in vielen Berufen, Medien sind da sicher nur ein Beispiel, wenn man an die FTD denkt und welche seltsamen Leute trotzdem Karriere machn - aber letztzlich kümmern doch die meisten unter den immer gleichen Bedingungen vor sich hin. Immer dieses Licht, bei dem man schlechte Laune bekommt. Immer die gleichen 50x50 Zentimeter Stoff und Schaumstoff auf Rollen, und immer die gleichen, steuerlich absetzbaren Advenztskränze. Sehr ungleich ist das alles, und doch sehr gleich. Und deshalb also die Visitenkarten mit der falschen Adresse. Ein aus der Realität gefallenes Hotel für einen aus der Zeit und den Umständen gefallenen Menschen.
donalphons, 22:40h
... link (24 Kommentare) ... comment
: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Montag, 10. Dezember 2012
Anderweitig umschauen
Es sind diese Tage wie dieser, an denen ich daheim erklären kann, warum ich so viele Bilder mache. Meine Mutter, die das filmbasierte Verhalten meines Vaters gewöhnt ist - diese "3 36er reichen für den Urlaub"-Mentalität - etwa findet, dass diese unterbrochenen Tätigkeiten und Gespräche alle 2, 3 Minuten eher seltsam sind. Photo war früher: Bewusst anhalten, überlegen, Standort suchen, Belcihtsungsmesser und Kamera einstellen, abdrücken und dann war eine Stunde Ruhe. Fairerweise muss ich sagen, dass ich schon früh auch auf Film davon abgekommen bin; gerade auf Exkursionen hatte ich schon mal 12 oder 20 Filme dabei. Heute liegt mein Schnitt bei 10 Bildern am Tag, wenn ich wenig tue, und 5o, wenn ich normal unterwegs bin. Bei der Mille Miglia oder beim Erdbeben bis zu 800. Mein eigentliches Blog ist nicht das hier, sondern mein Bilderspeicher. Und natürlich unterbricht das Anfertigen das Leben.
An eher unphotogenen Tagen wie diesem - noch nicht mal 1 Meter in Richtung Frankfurt gefahren, und schon ist alles grau und unschön - gehe ich dann zurück und schaue alte Ordner durch, so wie den der letzten Monate, und denke zurück an Meran. In Meran selbst hatte ich nicht wirklich viel Zeit, mich darum zu kommern, also habe ich lediglich den Ordner anschwellen lassen, und mir gesagt: Dezember ist auch noch ein Monat. Draussen ist es scheusslich, aber drinnen glimmt mich das Gold und das Grün der Weinberge an. Ich bin da genauso sentimental wie ein alter Mann, der sich durch sein Album blättert. Oh, das Bild von Algund von oben könnte ich noch zeigen und das von der vergessenen Rebe noch und hier, schaut mal, das ist ein Portal in Obermais.
Und das da, das war mal die SPD.
Nein, das ist jetzt gemein, aber inzwischen bin ich bei den Sozis auf dem Standpunkt, den ich auch bei den Medien habe: Die wollen auf die Fresse fallen, die wollen mit dem Kopf durch die Wand der Zielgruppen, und dem Gegreine, egal ob für Paywall oder Paysteinbrückt, für Leistungsschutzrecht und Bestandsgarntie, anders gehe es halt nicht und man habe keine Alternative, sollte man entgegenschreien.
WEIL IHR FAULEN SÄCKE EUCH NICHT GENUG ABGEARBEITET HABT UND GLAUBT, DASS WIR MIT DEM AM WENIGSTEN SCHLECHTEN ZUFRIEDEN SIND!
Das sind so Dinge, die man wird lernen müssen, oder auch nicht, so richtig schade finde ich es auch nicht, sterben gehört dazu. Oder wie es so schön auf meinem Specialized steht: Innovate or die. Die Zeit für Lampedusa - Es muss sich alles ändern, damit alles so bleiben kann, wie es ist - ist jedenfalls vorbei.
Es ist nämlich schon längst nicht mehr so, wie es ist. Amüsanterweise haben vermutlich viele Leser dieses Satzes nicht weitergelesen; die Gesellschaft, die Lampedusa beschreibt, reagiert viel zu spät und zu verhalten, und geht unter, ja sie ist schon untergegangen, als der Satz gesprochen wird. Der Satz beschreibt keine Strategie, sondern eine verhängnisvolle Fehleinschätzung. Und weder der SPD noch den Verbreitern von Inhalten bringe ich die Verehrung entgegen, die ich bei einer guten, alten Kamera empfinde.
Auch die deutsche Kameraindustrie ist nicht mehr so ganz weltweit führend, ja, es ist schon so, dass mein japanischer Hersteller auf seine eigene Geschichte zurückgreift, statt noch die Deutschen zu kopieren. Es hat sich nicht genug geändert, deshalb ist alles anders geworden und bleibt weg. Weil früher die Zwänge des Beharrens in einer fest gefügten Gesellschaft ganz anders waren. Weil man früher geglaubt hat, für das Wohl eines wichtigen Systems unterzugehen. Und man fragt sich schon, wieso man in Zeitungen und bei der SPD meint, anderen gute Ratschläge zu Wandel und Überleben geben zu müssen, wenn die eigene Antwort politisch garantierte Pfründe und die Hoffnung sind, dass es anderen noch schlechter ergeht. So lapprig und unengagiert will ich nicht informiert und beherrscht werden. Ich mag durchaus die gute, alte Zeit mit Urlaub in Meran und Blick auf den Passeier, und ich mag auch soziale Gerechtigkeit und ehrliche Information. Und ich mag es, wenn die Repräsentanten des Systems sich dabei nicht weniger als ein Hochofenarbeiter von Krupp oder eine Regaleinräumerin von Schlecker anstrengen. Und dafür gibt es jede Menge Gelegenheit.
An eher unphotogenen Tagen wie diesem - noch nicht mal 1 Meter in Richtung Frankfurt gefahren, und schon ist alles grau und unschön - gehe ich dann zurück und schaue alte Ordner durch, so wie den der letzten Monate, und denke zurück an Meran. In Meran selbst hatte ich nicht wirklich viel Zeit, mich darum zu kommern, also habe ich lediglich den Ordner anschwellen lassen, und mir gesagt: Dezember ist auch noch ein Monat. Draussen ist es scheusslich, aber drinnen glimmt mich das Gold und das Grün der Weinberge an. Ich bin da genauso sentimental wie ein alter Mann, der sich durch sein Album blättert. Oh, das Bild von Algund von oben könnte ich noch zeigen und das von der vergessenen Rebe noch und hier, schaut mal, das ist ein Portal in Obermais.
Und das da, das war mal die SPD.
Nein, das ist jetzt gemein, aber inzwischen bin ich bei den Sozis auf dem Standpunkt, den ich auch bei den Medien habe: Die wollen auf die Fresse fallen, die wollen mit dem Kopf durch die Wand der Zielgruppen, und dem Gegreine, egal ob für Paywall oder Paysteinbrückt, für Leistungsschutzrecht und Bestandsgarntie, anders gehe es halt nicht und man habe keine Alternative, sollte man entgegenschreien.
WEIL IHR FAULEN SÄCKE EUCH NICHT GENUG ABGEARBEITET HABT UND GLAUBT, DASS WIR MIT DEM AM WENIGSTEN SCHLECHTEN ZUFRIEDEN SIND!
Das sind so Dinge, die man wird lernen müssen, oder auch nicht, so richtig schade finde ich es auch nicht, sterben gehört dazu. Oder wie es so schön auf meinem Specialized steht: Innovate or die. Die Zeit für Lampedusa - Es muss sich alles ändern, damit alles so bleiben kann, wie es ist - ist jedenfalls vorbei.
Es ist nämlich schon längst nicht mehr so, wie es ist. Amüsanterweise haben vermutlich viele Leser dieses Satzes nicht weitergelesen; die Gesellschaft, die Lampedusa beschreibt, reagiert viel zu spät und zu verhalten, und geht unter, ja sie ist schon untergegangen, als der Satz gesprochen wird. Der Satz beschreibt keine Strategie, sondern eine verhängnisvolle Fehleinschätzung. Und weder der SPD noch den Verbreitern von Inhalten bringe ich die Verehrung entgegen, die ich bei einer guten, alten Kamera empfinde.
Auch die deutsche Kameraindustrie ist nicht mehr so ganz weltweit führend, ja, es ist schon so, dass mein japanischer Hersteller auf seine eigene Geschichte zurückgreift, statt noch die Deutschen zu kopieren. Es hat sich nicht genug geändert, deshalb ist alles anders geworden und bleibt weg. Weil früher die Zwänge des Beharrens in einer fest gefügten Gesellschaft ganz anders waren. Weil man früher geglaubt hat, für das Wohl eines wichtigen Systems unterzugehen. Und man fragt sich schon, wieso man in Zeitungen und bei der SPD meint, anderen gute Ratschläge zu Wandel und Überleben geben zu müssen, wenn die eigene Antwort politisch garantierte Pfründe und die Hoffnung sind, dass es anderen noch schlechter ergeht. So lapprig und unengagiert will ich nicht informiert und beherrscht werden. Ich mag durchaus die gute, alte Zeit mit Urlaub in Meran und Blick auf den Passeier, und ich mag auch soziale Gerechtigkeit und ehrliche Information. Und ich mag es, wenn die Repräsentanten des Systems sich dabei nicht weniger als ein Hochofenarbeiter von Krupp oder eine Regaleinräumerin von Schlecker anstrengen. Und dafür gibt es jede Menge Gelegenheit.
donalphons, 20:19h
... link (7 Kommentare) ... comment
: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Montag, 10. Dezember 2012
So ist es richtig
Wirklich zu schätzen weiss man dieses Bild vielleicht erst, wenn ich verrate, wo genau es zu finden ist, und was es mit dem Gerüst auf sich hat:
Dort lagerten in der Bäckerei die Kaffeestollen, die eigentlich Marzipanstollen heissen sollten, so wie sie schmecken. Lagerten, weil das Schild erst sichtbar wurde, als ich die Stollen abräumn liess.
Das sind so die Momente, da liebe ich meine Heimat heiss und innig. Kann sein, dass die Medien untergehen, aber diese Bäckerei gibt es länger als den Buchdruck, und diese Einstellung werde ich mir bewahren.
Dort lagerten in der Bäckerei die Kaffeestollen, die eigentlich Marzipanstollen heissen sollten, so wie sie schmecken. Lagerten, weil das Schild erst sichtbar wurde, als ich die Stollen abräumn liess.
Das sind so die Momente, da liebe ich meine Heimat heiss und innig. Kann sein, dass die Medien untergehen, aber diese Bäckerei gibt es länger als den Buchdruck, und diese Einstellung werde ich mir bewahren.
donalphons, 00:52h
... link (13 Kommentare) ... comment
: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Montag, 26. November 2012
Darf ich mal was Persönliches sagen?
Was mr wirklich München verleidet hat und der letzte Beweggrund war, meine Sachen dort zu packen? Das war ein X3. Diese elende Münchner Angeberkarre. Eigentlich waren es zwei X3 hintereinander. Die fuhren in der Nacht, als ich in München bei mir daheim ankam, in der Theresienstrasse an mir vorbei, gleich am mineralogischen Institut. Kurz vor Mitternacht. Unter der Woche. Da war wenig los. Und dann waren sie halt vorbei und ich querte die Strasse. Bei der Einfahrt zum Parkplatz. Und während ich losging, merkte der Fahrer des hinteren X3, dass es da ja in einen, wenngleich abgesperrten Parkplatz ging. Vollbremsung, Rückwärtsgang, Gas geben, Fussgänger umnieten. Dann aussteigen und das Fahrzeug begutachten und dem Fussgänger Vorwürfe machen, was er auf der Strasse täte, er müsste doch schauen - wenn da ein X3 rückwärts gegen die Einbahnstrasse raste. Auch die blonde Begleiterin war panisch wegen des Wagens, der ihrem Mann gehörte, der aber nicht fuhr. Ein Date neben der Ehe. Delikat.
Dazu gesellte sich dann der Fahrer des zweiten X3 und wollte mir einreden, ich hätte das absichtlich gemacht. Einen Krankenwagen oder die Polizei wollten sie nicht rufen, ein Handy hatte ich nicht dabei, aber die Kamera. Einer gab mir wiederwillig seine Telefonnummer (eventuell für die Reinigungskosten) und der andere gab sich als Anwalt aus, und ich machte, als sie losfuhren, mit meiner Kamera noch ein Photo vom Nummernschild. Ich ging in meine Wohnung, dann zum Notarzt, weil ich ein Trauma hatte, und dann zu den Behörden. Bei der Polizei hiess das dann Fahrerflucht, und der dreiste doch nicht Anwalt, sondern nur Medienunternehmer seiende Kollege, der sich in Widersprüche verstrickte, war auch noch mit dran, weil er es ums Verrecken einfach nicht einsehen wollte, dass man das so nicht hinbiegen konnte, auch wenn man zu viert in zwei Wägen unterwegs war und einem die Version des Opfers nicht passte.
Ich ging mit einem miesen Gefühl aus der Geschichte, der eine hatte einen Fahrfeher gemacht, aber ohne den ihn munter-flockig aufstachelnden Begleiter wäre das vielleicht auch anders ausgegangen. Den hätte es nach meinem Erleben richtig erwischen sollen. Der Verursacher war nur doof, aber der zweite war so richtig fies. Das machen wir schon, der soll seine Klappe halten, den machen wir alle. Toller Berater. Tja. So kann man sich täuschen. Aber das ist München, wie es leider auch leibt und lebt, dieses P7S1-Zuliefer-Käferzelt-X3-allesaufdieFirma-München. In der New Economy war das noch irgendwie grosszügig, weil genug Geld da war, aber 2005 in der Nacht war es halt so, wie es war: Leute anfahren und abhauen und noch einen draufmachen. Die Polizei spürte sie noch in der Nacht in einem Lokal auf.
Das gab mir dann letztlich die Kraft, meine Wohnung mitsamt der 5000 Bücher auszuräumen und sie einer Bekannten zu überlassen, meine Münchner Verpflichtungen zu beenden und mich um etwas zu kümmern, das mir wirklich wichtig ist. Geblieben ist jede Menge fundamentales Misstrauen gegen einen gewissen Machertypus mit gönnerhaftem Lassunsmalessengehen-Habitus. Ich zahle dann immer selbst. Ich kämpfe gegen meine Vorurteile an, ich gebe mir Mühe, ich sage mir oft: Naja, in seinem Umfeld wird das so erwaertet, der meint das gar nicht so, seine moralische Wechselhaftigkeit ist den Umständen geschuldet und wenn Du in seiner Lage wärest, würdest Du vielleicht genauso handeln, um wichtige Ziele zu erreichen. Im Ergebnis stehe ich dann öfters überrascht da und sehe, was für einen asozialen Dreck solche Figuren dann produzieren, ohne Rücksicht auf Verluste, und sich aus der Verantwortung stehlen. Feige, mies und hinterhältig. Und zwar ganz unabhängig von der politischen Einstellung.
Und München verlassen war ein einfacher Weg, um mich davon zu befreien. Das Erlebnis an sich kommt nur momentan wieder hoch, weil diese Zeit eine des grossen Wandels ist. Viele der hier auftretenden Freundlichkeiten sind eigentlich gar nicht mein Ding. Eigentlich bin ich viel zu nett. Eigentlich trete ich gar nicht auf so viele Eiterbeulen, wie es mir zustünde. Das liegt daran, dass ich durch das Wetter und die allgemeinen Zustände trotz allem recht ausgewogen bin, aber heute kam mir das alles wieder in den Sinn. Weil diese Typen immer noch da sind, diese elenden Trittbrettfahrer und Schnösel, als Social Media Berater und Profiblogversager, als Maulaufreisser und Scheissebauer, als Billigkeksfresser und Plastikbecherkaffeetrinker in Besprechungszimmer, als Einkommensoptimierer und maximalen Schadenzufüger, wenn sie nicht weiter kommen, denn wenn sie schon nicht mehr bezahlt werden, soll es wenigstens den anderen verleidet werden. Keine Pleite, kein Suizid, nichts kann sie aufhalten in ihren Social Media Angeboten und ihrer Internetgläubigkeit, an der sie selbst versagen. Immer und immer wieder. Weil sie gar keine Lust auf Leistung habem, weil sie Privilegien als natürliche Unterordnung der Dinge unter ihre genialische Tätigkeit betrachten, weil sie miserable Angeber sind und bitte: Nennt Euch nicht meinen Kollegen, wenn ihr Geld für das Bloggen bekommt, sondern nennt Euch bitte weiter inkompetent und faul, das trifft es. Ich reagiere auf solche distanzlosen Ranwanzungen mit schlechtem Benehmen allergisch. Ich bin ziemlich anders.
Heute ist das Wetter schön, da habe ich etwas für mich zu tun. Aber bald ist das vorbei, dann habe ich wieder Zeit, und kann mich auch mal wieder darum kümmern. Um diese ganz spezielle Zielgruppe, die in München so prächtig in Massen gedeiht, dass sie allenfalls genug Geld für eine BOB-Fahrkarte an den See verdienen. Klar, es ist Medienkrise. Aber es gibt welche, die wird man immer brauchen, und viele Quatschköpfe, die man noch nie wirklich gebraucht hat. Die einen kommen schon durch. Die anderen - da muss man ab und zu nachhelfen. Es gibt immer noch zu viele, die sich einen X3 leisten können.
Dazu gesellte sich dann der Fahrer des zweiten X3 und wollte mir einreden, ich hätte das absichtlich gemacht. Einen Krankenwagen oder die Polizei wollten sie nicht rufen, ein Handy hatte ich nicht dabei, aber die Kamera. Einer gab mir wiederwillig seine Telefonnummer (eventuell für die Reinigungskosten) und der andere gab sich als Anwalt aus, und ich machte, als sie losfuhren, mit meiner Kamera noch ein Photo vom Nummernschild. Ich ging in meine Wohnung, dann zum Notarzt, weil ich ein Trauma hatte, und dann zu den Behörden. Bei der Polizei hiess das dann Fahrerflucht, und der dreiste doch nicht Anwalt, sondern nur Medienunternehmer seiende Kollege, der sich in Widersprüche verstrickte, war auch noch mit dran, weil er es ums Verrecken einfach nicht einsehen wollte, dass man das so nicht hinbiegen konnte, auch wenn man zu viert in zwei Wägen unterwegs war und einem die Version des Opfers nicht passte.
Ich ging mit einem miesen Gefühl aus der Geschichte, der eine hatte einen Fahrfeher gemacht, aber ohne den ihn munter-flockig aufstachelnden Begleiter wäre das vielleicht auch anders ausgegangen. Den hätte es nach meinem Erleben richtig erwischen sollen. Der Verursacher war nur doof, aber der zweite war so richtig fies. Das machen wir schon, der soll seine Klappe halten, den machen wir alle. Toller Berater. Tja. So kann man sich täuschen. Aber das ist München, wie es leider auch leibt und lebt, dieses P7S1-Zuliefer-Käferzelt-X3-allesaufdieFirma-München. In der New Economy war das noch irgendwie grosszügig, weil genug Geld da war, aber 2005 in der Nacht war es halt so, wie es war: Leute anfahren und abhauen und noch einen draufmachen. Die Polizei spürte sie noch in der Nacht in einem Lokal auf.
Das gab mir dann letztlich die Kraft, meine Wohnung mitsamt der 5000 Bücher auszuräumen und sie einer Bekannten zu überlassen, meine Münchner Verpflichtungen zu beenden und mich um etwas zu kümmern, das mir wirklich wichtig ist. Geblieben ist jede Menge fundamentales Misstrauen gegen einen gewissen Machertypus mit gönnerhaftem Lassunsmalessengehen-Habitus. Ich zahle dann immer selbst. Ich kämpfe gegen meine Vorurteile an, ich gebe mir Mühe, ich sage mir oft: Naja, in seinem Umfeld wird das so erwaertet, der meint das gar nicht so, seine moralische Wechselhaftigkeit ist den Umständen geschuldet und wenn Du in seiner Lage wärest, würdest Du vielleicht genauso handeln, um wichtige Ziele zu erreichen. Im Ergebnis stehe ich dann öfters überrascht da und sehe, was für einen asozialen Dreck solche Figuren dann produzieren, ohne Rücksicht auf Verluste, und sich aus der Verantwortung stehlen. Feige, mies und hinterhältig. Und zwar ganz unabhängig von der politischen Einstellung.
Und München verlassen war ein einfacher Weg, um mich davon zu befreien. Das Erlebnis an sich kommt nur momentan wieder hoch, weil diese Zeit eine des grossen Wandels ist. Viele der hier auftretenden Freundlichkeiten sind eigentlich gar nicht mein Ding. Eigentlich bin ich viel zu nett. Eigentlich trete ich gar nicht auf so viele Eiterbeulen, wie es mir zustünde. Das liegt daran, dass ich durch das Wetter und die allgemeinen Zustände trotz allem recht ausgewogen bin, aber heute kam mir das alles wieder in den Sinn. Weil diese Typen immer noch da sind, diese elenden Trittbrettfahrer und Schnösel, als Social Media Berater und Profiblogversager, als Maulaufreisser und Scheissebauer, als Billigkeksfresser und Plastikbecherkaffeetrinker in Besprechungszimmer, als Einkommensoptimierer und maximalen Schadenzufüger, wenn sie nicht weiter kommen, denn wenn sie schon nicht mehr bezahlt werden, soll es wenigstens den anderen verleidet werden. Keine Pleite, kein Suizid, nichts kann sie aufhalten in ihren Social Media Angeboten und ihrer Internetgläubigkeit, an der sie selbst versagen. Immer und immer wieder. Weil sie gar keine Lust auf Leistung habem, weil sie Privilegien als natürliche Unterordnung der Dinge unter ihre genialische Tätigkeit betrachten, weil sie miserable Angeber sind und bitte: Nennt Euch nicht meinen Kollegen, wenn ihr Geld für das Bloggen bekommt, sondern nennt Euch bitte weiter inkompetent und faul, das trifft es. Ich reagiere auf solche distanzlosen Ranwanzungen mit schlechtem Benehmen allergisch. Ich bin ziemlich anders.
Heute ist das Wetter schön, da habe ich etwas für mich zu tun. Aber bald ist das vorbei, dann habe ich wieder Zeit, und kann mich auch mal wieder darum kümmern. Um diese ganz spezielle Zielgruppe, die in München so prächtig in Massen gedeiht, dass sie allenfalls genug Geld für eine BOB-Fahrkarte an den See verdienen. Klar, es ist Medienkrise. Aber es gibt welche, die wird man immer brauchen, und viele Quatschköpfe, die man noch nie wirklich gebraucht hat. Die einen kommen schon durch. Die anderen - da muss man ab und zu nachhelfen. Es gibt immer noch zu viele, die sich einen X3 leisten können.
donalphons, 22:54h
... link (19 Kommentare) ... comment
: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Donnerstag, 15. November 2012
Generalstreik
in Italien, in Spanien, in Portugel und Belgien, die Leute haben es satt. Und auch am Tegernsee hat so ziemlich alles und jeder jede Arbeit niedergelegt.
Beinahe hätte ich Grad, Blätter und Wurzeln essen müssen, und mit einem Schluck Seewasser nachspülen. Zum Glück gibt es dann doch noch einen italienischen Streikbrecher. Wobei die das hier schonend nicht Streik nennen, sondern nur Betriebsurlaub und normale Vermögende an einem normalen Werktag.
Im Ernst, wenn man eine Weile am Tegernsee ist und sich vorstellt, wie die Jugend gerade unter dem Nebel schuftet, um die Rente und Rendite zu bezahlen, für jene, die hier sitzen - da könnten einem schon Umsturzgedanken kommen. Aber, das ist das Gute, es sieht ja keiner. So ist das. Das Alter ist im Licht, und die Schönheit eingesperrt unter Neonröhren.
Am See werden ausgenommene Fische geräuchert, was ein sehr hübsches Symbolbild für diese Welt ist - danach kommen dann die Kunden vom Leeberg, für morgen, denn am Freitag isst man Fisch. Ich verstehe schon, warum die in Greichenland streiken. Jeder verweigert sich auf seine Weise, nur die Ausgenommenen, die an der Stange des Berufslebens stecken, können das nicht mehr.
Aber mei. Die Sonne geht für die einen unter, die anderen fahren weiter hoch und bestellen noch einen Apfelstrudel mit vainillesosse und streicheln die Katze. Cafe Bergschwalbe, das sollten Sie sich merken, falls Sie mal etwas Güstiges mit grandiosem Seeblick am See suchen. Man kann ja nicht immer nur streiken.
Beinahe hätte ich Grad, Blätter und Wurzeln essen müssen, und mit einem Schluck Seewasser nachspülen. Zum Glück gibt es dann doch noch einen italienischen Streikbrecher. Wobei die das hier schonend nicht Streik nennen, sondern nur Betriebsurlaub und normale Vermögende an einem normalen Werktag.
Im Ernst, wenn man eine Weile am Tegernsee ist und sich vorstellt, wie die Jugend gerade unter dem Nebel schuftet, um die Rente und Rendite zu bezahlen, für jene, die hier sitzen - da könnten einem schon Umsturzgedanken kommen. Aber, das ist das Gute, es sieht ja keiner. So ist das. Das Alter ist im Licht, und die Schönheit eingesperrt unter Neonröhren.
Am See werden ausgenommene Fische geräuchert, was ein sehr hübsches Symbolbild für diese Welt ist - danach kommen dann die Kunden vom Leeberg, für morgen, denn am Freitag isst man Fisch. Ich verstehe schon, warum die in Greichenland streiken. Jeder verweigert sich auf seine Weise, nur die Ausgenommenen, die an der Stange des Berufslebens stecken, können das nicht mehr.
Aber mei. Die Sonne geht für die einen unter, die anderen fahren weiter hoch und bestellen noch einen Apfelstrudel mit vainillesosse und streicheln die Katze. Cafe Bergschwalbe, das sollten Sie sich merken, falls Sie mal etwas Güstiges mit grandiosem Seeblick am See suchen. Man kann ja nicht immer nur streiken.
donalphons, 11:28h
... link (18 Kommentare) ... comment
... nächste Seite