Über das Weiss

Wenn man in diesem Blog fast beliebig einen Tag des Sommers aufschlägt, sieht man dort pralle Früchte und goldenes Getreide, das sich im warmen Wind über dem Jura wiegt. Nachdem ich ein positiv eingestellter Mensch bin, würde ich nun sagen: Dieses schöne Land ist zwar manchmal nicht ganz so schön, aber, wenn man es stets mit dem Rad durchmisst, sehr abwechslungsreich.





Abwechslungsreich ist auch die Ausgestaltung der Hoffnungen von Frühjahr und Sommer, die auf einen frostigen Winter treffen; so haben gleich 6 prominente deutsche Blogger und Internetaktivisten Bücher vorgelegt, Haeusler, Bunz, Passig/Lobo, Bekedahl und (hoho) die Schramm Frau, und vielleicht ist 2013 dann wieder eines der Jahre, in denen die Lust am netzbegleitenden Buch wieder schwerst nachlässt. Falls die geneigte Leserschaft nicht weiss, um welche Bücher es sich da handelt: Macht nichts, kaum jemand weiss das. Und während ich so durch Eis und Schnee knirsche, sage ich mir zwei Dinge; Rutsch nicht aus wie die. Und: Das hier wird alles wieder grünen und gedeihen. Vielleicht muss man noch mehr aus der Provinz zeigen, vielleicht muss man sie besser verstehen, um die richtigen Bücher zu machen. Hier quatscht niemand über die Bedeutung des Internets, man nutzt es halt, aber man hat auch sonst ein Leben, und zwar gar kein schlechtes. Nicht mal in diesen Tagen. (Dass man dann am Abend eine vollkommen gegenteilige Geschichte hört, die einem dann, wie man das hier sagt, das Standgas einstellt, ist eine andere Sache. Wie man so schön sagt: Gesundheit....)





An solchen Winternachmittagen. allein da draussen, gehen einem so Dinge durch den Kopf, die sich erweitern und Verschüttetes freilegen; da war beispielsweise mal diese Kulturveranstaltung eines längst vergangenen Berliner Prekariats, das damals noch Lesebühne hiess, wo sich einer ohne Vermögen darüber freute, dass der Friseur ein Sonderangebot von 4 Euro hatte. Man kann über Trickle-down-Effekte viel Schlechtes sagen, so richtig glaube ich auch nicht dran, aber diese Freude, dass man da auf dem letzten Cent genau hinkommt und so gut wie nichts weitergeben muss, und sich die Badreinigung auch noch gespart hat, das hat mir damals den Abend schlagartig verdorben. Würde ich mich hinstellen und mich freuen, weil die Orangen so billig sind, obwohl mir klar ist, dass diese Preise in Italien nur durch sklavenähnliche Ausbeutung von Migranten in Calabrien und Sizilien möglich ist, und EU-Förderung - ich würde mir allseits wenig Freude machen. Ich habe übrigens trotzdem Bücher aus diesem Umfeld gekauft, die allesamt von finanziell prekär lebenden Berlinern auf der Suche nach dem Nichts handelten, ich habe sie gelesen und nicht wirklich genossen; und mit dem Eindruck habe ich sie weggelegt, dass sie die Probleme nur erkennen, wenn es sie selbst betrifft. Das ist, was vom Wähnen und Denken übrig blieb.





Es ist kein Wetter für warme, freundliche Gedanken. Mein Mitleid hebe ich mir eher für die jungen Leute in Spanien und Italien auf, für die das Prekariat keine Attitüde, sondern Schicksal ist, und die das nicht einfach so beenden könnten, weil es dort nicht die immer noch vergleichsweise guten Möglichkeiten des deutschen Arbeitsmarktes gibt. Natürlich kommen da keine Romane heraus, oder Filme über Studienabbrecher und was da an Prekariatskreislaufwirtschaft sonst noch sein Geld letztlich zu Apple trägt. Die Geschichten, die ich privat aus Italien höre, sind extrem ätzend und launeverderbend, und so wenig Verständnis die deutschen Medien für die 5Stelle haben - ich glaube, man muss diese Menschen verstehen. Die ganze deutsche Debatte rund um BGE ist Ausdruck eines zynischen sozialen Luxus, abgestrengt und vorgetragen von Leuten, deren sozial Frage bei ihrer Wohnungtür anfängt, deren Miete sie nicht bezahlen, und bei der Füllung ihres Kühlschranks endet, weil: Wir haben es ja. Wir können es uns wirklich von unseren Überschüssen leisten, eine solche Schicht zu ernähren und zu erhalten. Es geht. Und dann wiederum verstehe ich meine italienischen Freunde, wenn die sagen: Dann gebt es lieber uns, wir hängen uns auch entsprechend rein. Das tun sie wirklich, wenn sie die Möglichkeit haben, auch wenn dabei Jahr für Jahr weniger bei ihnen ankommt. Dort bin ich in diesen kalten Gedanken. Und mein Hass auf alle, die ihre Ideologie des BGE vor den wichtigen ersten Schritt eines Mindestlohns setzen, der ist so grenzenlos wie das Weiss auf den Feldern.

Freitag, 14. Dezember 2012, 00:34, von donalphons | |comment

 
1. Zeile: gscheiten Link.

Danach dies hier kommentarlos löschen - bitte - danke.

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Nix da, danke!

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Das mit den Büchern erinnert mich an Nenning selig im Club 2 der 70er Jahre.

Die Vorstellung der Gäste lief oft so ab: "Dös ist der Herr X, der hat a Buch gschriem, neben ihm sitzt die Frau Y, die hot aa a Buch geschriem...". darauf meldet sich der Dritte und sagt: "I hob aba koa Buch gschriem", worauf Nenning sagt: "Aba sie schreim eh no oans, oda?"

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Ch Ch Ch. Da haben auch alle eines geschrieben, und jetzt machen sie Stipendien, Stadtschreiber und Literaturhausschranzen.

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Zu mehreren dieser o.g. Bücher liegen mir Verkaufszahlen vor.
HiHi

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Verkaufszahlen? Her damit!

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Öffentliche Schandpfähle gelten als unfein

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ganz im Gegensatz zum Nägelausreissen im Hinterzimmer (momentan wird übrigens in der Sache wieder ermittelt, aber pro Schramm).

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Don, gestatten Sie einen Gedanken zum Mindestlohn. Die Problematik dieses Begriffes ist, daß der Bezieher dieses Lohnes davon würdig leben können soll. Würdig bedeutet, daß die Gemeinschaft den am Markt erzielbaren Arbeitslohn aufstocken muß. Jahrzehte der sozialen Komponenten und Sockelbeträge haben die Leichtlohngruppen fast verschwinden lassen. Will ich einfach strukturierte oder/und wenig belastbare Menschen dauerhaft produktiv beschäftigen, so muß sich der Lohn auf dem Niveau des Betriebes an der Produktivität orientieren. Anders geht es nur in größeren Einheiten, in denen die Mehrleister solidarisch oder unwissend die Schwächerern mitziehen. Oder auf Katari oder Venezolani, wenn die Bürojobs aufgebläht werden können.
Mit Waren in Quellekartons sortieren oder Platinen für Grundig löten, ging es vor dreißig Jahren gerade eben. Einen Mindestlohn, von dem man in München in zwei Zimmern leben kann - den kann kein Bäcker und kein Installateur und kein Maler bezahlen. Das wäre wohl A13

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mhh entspricht das aufstocken nicht eher dem Kombilohnmodell und hartz4 während die gemeinschaft beim mindestlohn eine höhere strukturelle arbeitslosigkeit zu finanzieren hätte ?

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so ist es klarer ausgedrückt. Danke rollproll. Strukturelle Arbeitslosigkeit ist wohl ein Teil der Sockelarbeitslosigkeit. Ein Christ, ein Mitbürger kann sich für Alkoholiker oder Drogenabhängige engagieren. Eine Firma kann es kaum riskieren, Alkoholiker zu beschäftigen. Keiner wird einen beschäftigen wollen, der mal geklaut hat. Keiner kann es sich leisten, für Beleidigungen oder Schädigungen nach AGG für seine Mitarbeiter einzustehen.
Stellen Sie sich vor, wie lange ein Mitarbeiter mit begrenzem Leseveerständnis benötigt, um 30 Seiten Compliance-Vorschriften zu lesen.

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Unsere aktuelle Eurokrise hat auch ein wenig damit zu tun, dass wir etwas zu produktiv sind und Arbeit etrem ungerecht verteilen, Stichwort Überstundenproblematik. Zu den Alkoholikern, dazu könnte ich jetzt viel sagen... ahem. Ich sehe nur, wie die Aufstockerei reguläre Arbeitsplätze zerstört, und ein Mindestlohn durchaus helfen kann, eklige Arbeitgeber an den Rand zu drängen. Briefbeförderung ist ein schönes Beispiel; mein Stadt musste das ausschreiben und natürlich bekam der private Anbieter den Zuschlag. Und so beanchteiligte ma die, die nicht nur ein paar Cent hinwarfen.

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Die Städte treiben diesen Unfug zum Teil selbst voran. Indem sie beispielsweise eine zweite Gesellschaft für den öffentlichen Personennahverkehr gründen, die die Busfahrer nicht nach Tarif bezahlt. Dort verdienen die dann so wenig, dass manche Familienväter ihr Gehalt mit ALG II aufstocken müssen, um im Ballungsgebiet über die Runden zu kommen. Und in der Kantine der Busfahrer herrscht eine Zwei-Klassengesellschaft, man sitzt sogar beim Essen getrennt.

Mit Straßenreinigung und Grünpflege soll das auch funktionieren.

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Öffentliche Bauaufträge rechnen sich nur noch mit Schwarzarbeit, die man über Subsubunternehmer verschleiert. Weiß jeder. Auch dass man die eingesessenen mittelständischen Unternehmen damit langsam in den Ruin treibt.

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Das Irre ist ja, da die Städte, das Geld, dass sie mit der Auftragsvergabe an Billigheimer sparen, über die Sozialhilfe wieder ausgeben. Würden sie gleich jemanden beauftragen, der faire Löhne zahlt, wäre das zwar teurer aber die Aufstockerkosten würden wegfallen. Und die Arbeitnehmer müssten nicht zusätzlich zum Lohn noch Geld vom Amt beziehen was ja psychologisch auch wichtig ist.

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@ bobcat ... bin kein kenner der öffentlichen finanzen. ist das tatsächlich so? ich hatte eher vermutet, dass ALG aus Bundesmitteln kommt, während Löhne und Gehälter lokalen töpfen entspringt. = über das von avantgarde und arboretum beschriebene modell reduziert der stadtkämmerer defakto seine ausgaben, weil er einen teil an den bund auslagern kann.

@ don. das so als einzig selig machende weisheit hinzustellen ist gewagt. gibt in der vwl durchaus stimmen, die die dt lohnzurückhaltung als mitverantwortlich für das nord süd gefälle machen. das spiel mit zuviel infl dort und zuwenig hier lief ja knappe 10 jahre...

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Beim ALG II zahlen die Kommunen die Unterkunftskosten und gegebenfalls einen Heizkostenzuschuss, der Bund den Bedarf zum Lebensunterhalt. Verdient ein ALG II-Bezieher dazu, wird das erst einmal auf die Zahlungen des Bundes angerechnet, das heißt, an den Kommunen bleiben die Kosten eher kleben, zumal in Städten mit hohen Mieten. Die versuchen sich damit zu behelfen, dass sie ALG II-Bezieher, die arbeiten, auffordern, Wohngeld zu beantragen. Bei dem wurde aber inzwischen der Heizkostenzuschuss wieder gestrichen.

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Genau, die Kommunen zahlen einen Teil. Und solange über ausgelagerte Gesellschaften, Zeitarbeit oder öffentliche Aufträge nur geringe Löhne gezahlt werden muss die Kommune weiter die Miete etc. tragen. Mehr zu zahlen wäre sicher kein Nullsummenspiel aber ein bischen Verantwortung hat die öffentliche Hand ja auch. Sie kann nicht immer nur von der Wirtschaft faire Bedingunen einfordern wenn sie sich selbst nicht dran hält.

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@melursus: die Vergabe nach dem niedrigsten Preis hat auch mit dem Vergaberecht zu tun, dem sich alle öffentlichen Auftraggeber unterwerfen müssen. Danach ist auf Basis der Angebote der "wirtschaftlichste" Anbieter auszuwählen, was im Ergebnis auf den billigsten Anbieter hinausläuft. Der Begründungsaufwand der Vergabestelle, weshalb der etwas teurere gewählt wurde, ist immens hoch, fehleranfällig und darf nur nach objektiven Kriterien erfolgen - Entscheidungen im Sinne von "der ist so billig, da stimmt was nicht" gehen nur sehr ausnahmsweise. Zudem muß der Auftraggeber in diesen Fällen auch damit rechnen, sofort nach Ankündigung der zuschlagserteilung ein Verfahren am Hals zu haben.

Dass es Regeln für die Vergabe öffentlicher Aufträge gibt, ist sinnvoll und richtig, aber das aktuelle System ist pervertiert.

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Wenn ich es nicht hier bei Dir gelesen hätte, dass die Genannten Bücher veröffentlicht haben, hätte ich das gar nicht mitbekommen. Mir wäre aber auch nichts entgangen, hätte ich es nicht mitbekommen. Ich glaube, das braucht man nicht zu wissen.

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Beckedahl geht so

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Ich bin gerade dabei, mich zu entnetzen, schon bevor ich gemerkt habe, wie "mobilversaut" (franziscript) viele geworden sind. Bücher zum Netz sind so mit das Letzte, was ich gerade lesen möchte. Ich habe es auch nur so am Rande gemerkt, dass da noch mehr Buchverlage gemolken wurden,

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Dabei gibt es in diesem Winter unendlich schöne neue Bildbände von Schnell & Steiner oder Hirmer.

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... das Buch der Haeuslers ist ok. Klar, da werden keine Rentnerthemen behandelt - aber das kann man ja gut hier machen. So sind dann am Ende alle zufrieden.

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Irgendwie hätte ich (und vermutlich auch manch anderer) gedacht, dass da jetzt die Talkshowauftritte und das Marketing kommt, aber irgendwie so gar nicht. Noch nicht mal bei den Blogs war was los.

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Meine Sympathie für den Movimento 5 Stelle schwindet indem Moment, wo ich mir vor Augen führe, wie Beppe Grillo seinen Laden stramm nach Führerprinzip ordnet. Der Haufen heißt im Volksmund sogar schon nach seinem Chef, Grillini.

Sogar Dissidenten hat's da schon:

italians.corriere.it/2012/12/17/il-movimento-5-stelle-e-la-democrazia-interna/

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Naja, wie es andersrum nicht geht, sieht man bei den Piraten. Für die jungen Leute ist das wirklich schwierig, weil die Altparteien letztlich auch keine Antwort haben, und verfilzt sind. Mit den 5Stelle kann man sich an denen rächen.

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(Wenn ich dort leben würde, würde ich die Rifondatione Comunista wählen, gerade nach meinen Erfahrungen mit dem Erdbeben.)

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Ich habe ja anfangs der 90er des letzten Jahrhunderts den Zerfall des Systems DC - PSI - PCI in Italien mitbekommen.
Der Vater meiner damaligen fidanzata war überzeugter PCI Wähler (und Kichgänger). Für ihn gab es dann auch nur den konsequenten Schritt zu Cosutta und Bertinotti!

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BGE vs EU
Es gibt gute Argumente fuer und gegen BGE, fuer und gegen Mindestlohn etc. man kann da lange hin und herargumentieren.

Was nach meinem Empfinden fehl am Platz ist, und da scheint der Hausherr aehnlich zu liegen, ist eine bedingungslose 1,000 EU Pauschale als Geburtsrecht jedes Deutschen waehrend in Griechenland die Patienten ihre Infusionen selbst in die Kliniken bringen muessen und sich Rentner mit Einwanderern um Essensreste streiten.

So schoen die Vision eines angsfreien Einkommens ist, das BGE jetzt in BRD pauschal einzufueheren haut dem Europagedanken einen riesigen Nagel in den Sarg.

Ueberhaupt die staendigen Sparbefehle nach Sueden, waehrend hier erst mal das Betreuungsgeld ausgeteilt wird.

Egghat hat da neulich einen guten Text verlinkt:

http://egghat.tumblr.com/post/37780408847/pflichtlekt-re-f-r-heute-willem-buiter-zu-griechenland

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Don, wissen Sie das Baujahr des Rades?
Ich kenne mich nicht allzu gut aus, aber so was hätte ich auch gern, weil es in meiner Nachbarschaft gebaut wurde, jedenfalls ursprünglich.

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@fritz_:

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Ach du Heimatland! Danke für den Hinweis. Ich hatte von der Firma, die ich meine, auch immer nur alte Räder gesehen, Täve Schur und so.

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Das wird tatsächlich oft verwechselt, aber zwischen beiden Herstellern gibt es keine Verbindung, Diamant (Ost) hat aber auch Querfeldeinräder gebaut. Das hier dürfte so 1986 sein.

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(Wenn ich noch mal was fragen dürfte, alles etwas verwirrend für mich.)
Dieser Rahmen, der heute zufällig in der Zeitung ist, ist das ein deutscher oder ein Belgier? Sind die Aufkleber die richtigen?

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Das ist ein schlimm vergewaltigtes DDR-Diamant. Bei Ebay sind die eigentlich recht oft zu finden; in der Sammlerszene sind sie nicht allzu beliebt.

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Ach, bei Ostalgikern kann man da schon Verzückung beobachten. Aber meine eigene Westbindung sitzt doch zu tief, da läge mir auf der Suche nach einem Retro-Renner ein Peugeot viel näher, und eher würde ich noch zu einem Hollandhobel von Gazelle oder Batavus greifen als zu so einem Kommunistenklepper. ;-)

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Na ja, die Firma ist 125 Jahre alt.
Westbindung/Ostbindung: hängt ihn tiefer!
Ich empfinde auf -algie endende Worte unerheblich (das erwähnte ganz besonders) wenn man ein Fahrrad mag und womöglich kauft, z.B. aus dem Jahr und von der Marke, in dem man und von der man sich einst das erste Fahrrad von eigenem Geld geleistet hat.

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Ich wollte damit nur sagen, dass der Kreis der Interessierten, der ohnehin nicht gross ist (in Deutschland gibt es vielleicht 1000 oder 2000 Sammler klassischer Räder) das Augnmerk auf bestimmte Produkte legt, und weniger die Massenware. Das ist bei DDR mit Textima- und FES-Maschinen natürlich anders, aber von den normalen Diamanträdern gibt es viele und das drückt auf die Preise.

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@fritz_:
Ich sehe uns da nicht grundsätzlich im Widerspruch, mein Stichwort Westbindung bezog sich auch implizit auf die Süd-Sozialisation unseres Gastgebers, der ja Rädern made in Italy für gewöhnlich den Vorzug gibt. In meiner kurpfälzischen Heimat standen Peugeot-Räder (und nicht minder Motobecane und Gitane) aus dem nahen Frankreich in sehr hohem Ansehen, viele Angehörige der US-Streitkräfte fuhren Raleigh-Renner, und vereinzelt sah man auch Bianchis in typischem Türkis. Aber Diamant? Kannte dort wahrscheinlich kein Schwein, ich selbst erfuhr von der Existenz dieser Marke irgendwann nach dem Mauerfall.

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@mark793
Peugeot sagt mir was. Ein Freund von mir hatte Ende der Achtziger ein rotes Rennrad, das er im Alltag fuhr. Er hatte es von seinem Bruder und der wiederum von der buckligen Verwandtschaft aus Transdanubien.
Ich habe damals vor allem gestaunt und erkannt, dass Peugeot sich nicht aufs Autobauen konzentriert und deshalb solche Klapperkisten verfertigt.
Mit dem Rennrad hatte mein Freund seine Vorteile, wenn wir Samstag Nachmittag über Berg und Tal zum Tanzsaal fuhren.
Auf der Rückfahrt hatte ich oft die besseren Karten, weil er vom Bier gestärkt meist nicht in die Pedalkäfige kam und dann völlig frei von Ehrgeiz den größten Teil des Weges schob. Das war auch besser so. :-)

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Keine Frage, natürlich gab (und gibt) es auch viele Allerweltsräder mit dem Löwenemblem drauf. Meine Gastfamilie in Lyon, bei der ich im zarten Alter von 12 meine Sommerferien verbrachte, fuhr einen klapprigen Renault 6, hatte aber Peugeot-Räder der Oberklasse am Start. Selbst das Damenrad der abwesenden Tochter, das ich fahren durfte, war verdammt flott - und hatte sogar Pedalhaken. Damit klarzukommen ohne mich hinzulegen habe ich dort gelernt.

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Ich wollte oben sagen "solche Klapperkisten von Autos". Aus heutiger Sicht viele schlimme Rostlauben damals. Über die Fahrräder hätte ich mich nie mokiert, schon mangels näherer Kenntnisse.

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