: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Samstag, 27. Oktober 2012

Der Sommer, der nicht enden will

Nach ein paar Minuten muss man das Gesicht zur Sonne ausrichten, sonst piekst es zu stark auf der einen Seite. Und weiter vorne plantscht auch noch jemand im Wasser. es ist gar nicht so kalt. Nur sehr leer. Und ein klein wenig trist, wie alle Urlaubsorte in der Nachsaison.







In Meran gab es hin und wieder dieses sanfte Ploppen, wenn die Edelkastanien auf den weichen Waldboden gefallen sind. Hier muss man schon genau hinhören, aber auf dem Weg liegt ein Netz, und wenn die reifen Oliven hier aufschlagen, gibt es ein ganz leises Poltern. Das geht jetzt noch Wochen so, und dann werden die Netze eingerollt, und zu den Ölmühlen gebracht. Ich habe mir den Vorrat für den kommenden Winter genau hier beschafft. Ich will mich erinnern an die Wärme, die aus dem Wasser des Sees das Öl macht.







Überhaupt, der Gardasee hat seinen eigenen Geruch, da ist immer etwas von Sonnencreme darin, ganz irritierend, wenn man den Geruch von hier nur zu gut kennt, weil man früher Frauen eingerieben hat. Das war auf der anderen Seite, in einer anderen Kiesbucht, und es ist lang her, und geheiratet hat sie dann später auch, und zum Hohn: es wurde eine gute Ehe. Dafür bin ich jetzt hier. Und es piekst im Gesicht, und ich fühle mich sehr, sehr alterslos, denn das Pieksen war auch schon mit 15 und 25 so. Hinten purzelt wieder eine schwarze Olive, und die Sonne brennt mich langsam aus.

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Donnerstag, 25. Oktober 2012

Zenata Beach Ressort

Die blauen Logenplätze.



Herbtsschlaf.



Polyglott.



Kein Schiff wird kommen.



Der kahler Berg über dem kahlen See.



Das Ideal.



Am Pool.



Das Westufer zwichen Limone und Gardone Riviera.

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Dienstag, 23. Oktober 2012

Richtungen

Wenn man von der Suite aus am Morgen nach rechts oben schaut, sieht man einen sonnenüberfluteten Hang. Das ist die Gemeinde Algund. Dort gibt es eine Sennerei (wo man offensichtlich von Kundinnen als Don Alphonso erkannt wird) und Richtungen. Und darüber ist der Ortsteil Vellau. Da sollte man hin.

Algund nach oben.



dito Osten (Passeier).



dito Süden (Bozen).



dito Westen (Vinschgau).



dito vorne (Schlutzer im Gasthof Oberlechner).



dito wieder unten (Weinberg)



Reisen wie ein dicker, alter Mann eben.

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Dienstag, 23. Oktober 2012

Deutschland ist gerecht

Das mag ich so an meiner Heimat, gerade in Zeiten wie diesen: Wir sind alle demütig im Grau. Egal ob Hamburg, Frankfurt oder Tegernsee, es hängen die Nebelschleier über uns, und wenn wir oben oder an der Donau sind, dann sind wir sogar in ihnen, verschluckt und feucht verdaut. Das hat durchaus etwas Romantisches, dieses Sentimentale der reduzierten Farben, und die ersten Baumgerippe erinnern uns gemeinschaftlich an unsere Verbundenheit mit dem Schicksal. Das Grau ist auch in uns und macht uns bescheiden, demütig und selbstzufrieden. Es gehört zu unserer Natur, und gerne gehen wir dann in die Arbeit und bringen Leistung. Leistung, die sich dann lohnt.











Der Nebel ist der Schlüssel zu unserem Verhalten, zu unseren reaktionären Volksparteien und zum Glauben, man könnte einen Werber (hoffentlich verklagt mich jetzt kein Stück Dreck wegen Rufschädigung, wenn ich dieses abscheuliche Wort verwende) zu einem Bürgermeister machen, ausser natürlich 45% Schwaben, aber das sind Schwaben, da ist der Nebel dort, wo bei anderen die Hirne sind. Was wären wir ohne Nebel?











Nichts. Der Nebel zeigt uns, wie wir wirlich sind. Der Nebel ist für uns Nektar und Ambrosia, das Lebenselexier des Nordens und der Schlüssl zum Traum, eine feste Redakteursstelle am Güterbahnhof in München oder schimmelden Speicherstädten in Hamburg zu erlangen, oder in Berliner Grossraumbüros mit dem schmeichelnden Licht der Neonröhren und Kollegen wie der Meiritz oder dem Gehlen und was da sonst noch als innovativ gilt.











So ist das bei uns. Wenn wir nicht gerade nach Meran gefahren sind. 26 Grad, blauer Himmel, null Wolken, und die wenigen Bäume, die nicht immergrün sind, werden nicht braun, sondern golden. Und die Zitronen kann man auch bald ernten, damit sie bald wieder blühen.











Aber auch hier ist es nicht ganz schmerzfrei. wenn man liest, 90 Quadratmeter für 190.000 Euro, in einem Altbau, die etwas hergerichtet werden müssen, 3 Zimmer, Küche Bad und Südbalkon, das tut schon weh.

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Sonntag, 21. Oktober 2012

Warum Meran?

Weil "Nebel in den Niederungen, an der Donau teilweise dichter Nebel bei maximal 12 Grad" so aussieht und auch noch ein paar Tage so aussehen wird:



Und wie imVergleich "Am Alpenrand sonnig bei bis zu 24 Grad" sein kann, nur 120 Kilometer weiter südlich, das erklären keine Worte, sondern nur Bilder.























Und deshalb geht es weiter nach Meran. Wo es noch schöner und noch wärmer ist.

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Montag, 15. Oktober 2012

In einer reichen Stadt

Am Stadtpark



Treffpunkt des Viertels



Frühstück



Kleine Pause am noblen Neubau



Nachschub für Besserverdienende



Echter Wein in einer anderen reichen Stadt



Von hier an nur noch südwärts. Die Barchetta hat übrigens 200.000 Kilometer überschritten.

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Freitag, 12. Oktober 2012

Extraklasse

Vergleiche sind gemein. Daher hier nur ein Link auf die lauen Nächte, wie sie vor ein paar Wochen im Blog zu sehen waren.









So, wie ich mich in Mantua in einem Freilichtmuseum der Renaissance fühle, habe ich in Frankfurt stets das Gefühl, jeden Moment könnten mit Adenauer und Globke über den Weg laufen. Alte Bundesrepublik der Art, wie sie nicht unbedingt sein muss, das 1348 der Nachkriegszeit, und die Luft ist feucht und stickig, als wäre Krankheit und Seuche in ihr.

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Abreisen leicht gemacht

Auf der Rennradstrecke war ein recht schlimmer Unfall - da bin ich umgedreht. So etwas muss ich nicht sehen.



Im Hof müsste jemand Gartenarbeit machen. Klingt blöd, weil man ja einen Hof hat, um keinen Garten zu haben, aber bei mir ist das anders. Und der jemand bin wohl ich.



Die schöne Gärtnerarbeit ist zusammen mit dem Nutzen dabei, zur bittersüssen Neige zu gehen. Das war es für 2012 dann mit der Hausernte, leider. Ein Weinstock mehr wäre nicht schlecht. Schliesslich versorgen die Weinstöcke auch noch sechs andere Leute.



Und wenn das Packen nicht wäre, und die Abstimmung mit dem Gepäck der Begleiterin, und der Stau bei Greding und die Drängler bei Frankfurt und das miese Wetter - in Bayern war es sagenhaft schön - dann würde Frankfurt fast schon freudig erwartet sein. So, wie es ist, geht ohne Teddy gar nichts.



Aber andere machen das ja gern und mit finalam Erfolg gegen andere, schreibe ich im Buchmesseblog der FAZ. Das Hirn ist leer, bevor ich die erste Halle von innen gesehen habe. Das kann schlecht sein, oder gut.

Ich betrachte es einfach als verlängerten Anlauf nach Meran.

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Donnerstag, 11. Oktober 2012

Ankündigung

Zum Weinfest werde ich vermutlich doch noch hier sein:



Einfach so, für eine Woche. Allerdings mit dem Auto, und nicht mit dem Rad.

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Freitag, 5. Oktober 2012

Süchtig nach Asphalt

Wem das zu lang ist, hier in Kurzfassung:



Das Leben ist kurz genug, man soll es nicht noch durch ungesunde Süchte kürzer machen, sondern besser verlängern

Langversion

Es ist irgendwie bezeichnend, dass man gerne über dumme Arten spricht, mit denen Leute sterben. Dass jemand mal auf eine kluge oder elegante Art zu Tode kommt, ist eher selten, und, das muss man wohl so sagen, exklusiv ist so ein Tod auch nicht.

Mein Tod hätte vor ziemlich genau 25 Jahren an dieser Stelle sein können, da drinnen im Wasser, auf halbem Weg zwischen Limone und Malcesine. Ich möchte sagen, dass es durchaus hässlichere Orte gibt, an denen man sterben kann, und bei langsamer Unterkühlung im Spätsommer hat man schon ein paar Stunden auf dem in Flaute nicht fahrbaren Kleinstsurfbrett, um noch einmal die Landschaft zu geniessen. Dummerweise sind die Ufer jedoch nicht nur zu weit entfernt, um Details zu erkennen, man hört dort auch niemanden schreien. In der Mitte ist man, von dort aus gesehen, nur ein kleiner Punkt, und sonst so häufige Boote waren da auch nicht. Erst als mir das Bewusstsein langsam abhanden kam, haben mich ein paar Segler gerettet.







Meinen Nachruf hätte ich mir selbst prima schreiben können, da braucht man keine Phantasie: Gerade erst Abitur (sehr schlecht übrigens, auch in dem Fach, in dem ich heute beruflich brilliere)... in der Blüte seiner Jugend... so sinnlos... all die Freuden, die ihm nun versagt bleiben...

Wie eng das wirklich war, viel enger als alles, was ich auf dem Rad und auf dem Berg erlebt habe (unter anderem mit fünf Jahren einen Kakteenabgrund in Kroatien hinuntergefallen) wurde mir erst mit etwas Verzögerung bewusst. Man braucht das vielleicht nicht unbedingt, wenn man gerade von den engen Gassen der Heimat in die wilden, entgremzten Nächte Nünchens hinausgeschossen wird, aber zwei Dinge habe ich dabei gelernt:

1. Auf meine Intuition zu hören. Wenn ich ein schlechtes Gefühl habe, mache ich es nicht.

2. Alles zu nehmen, was ich kriegen kann, und vielleicht noch ein wenig mehr, solange es mit rechten Mitteln zugeht. Und zwar lieber heute als morgen. Vielleicht habe ich ein paar Wohnungen, Gemälde, wüste Nächte und Räder zu viel: Vollkommen egal.







Trotzdem bin ich wohlerzogen, zu wohlerzogen, um es wie die Russen zu machen, von denen mir mein Dealer in Salo erzählte, als ich ihn vor andertthalb Jahren kennenlernte: Die legten 10.000 Euro auf den Tisch und wollten, das Beste, was sie dafür kriegen konnten. Der Händler hatte noch ein Paar bislang unverkaufter Specialized Tarmac S-Works SL in einer extrem seltenen, limitierten und nicht Jedermann zugänglichen Version da, und die nahmen sie zum Sonderpreis; neu wären die Kisten noch teurer gewesen. So etwas würde ich natürlich nie machen, denn das ist pure Verschwenung ohne Chance, jemals das Geld wieder zu bekommen.

Diesmal bin ich auf der Westseite des Sees nach Hause gefahren, habe meinen Händler besucht, man kann ja mal unverbindlich schauen, und da stand eines der Tarmacs schon wieder im Hof: In Zahlung gegeben, nach ein paar Kilometern; zu wenigeen jedenfalls, um die erste Kette zu wechseln. Ein wenig verschrammt an manchen Stellen, aber nichts von Bedeutung. Ich hatte damals gesehen, wie er sie in seinen Lieferwagen verpackte. Jetzt ist eines wieder da. Und ich dachte so bei mir: Ich habe das Colnago eines korrupten PdL-gesundheitsministers der Lombardei. Wäre es nicht spassig, dazu noch das Specialized eines russischen Steuerflüchtlings und Ex-Oligarchen zu besitzen?







Mein Händler stand daneben und schaute zu, ob ich das wirklich, wirklich noch in mein mit Kissen und Vorräten für den Winter überfülltes Auto hineinbekam. Dass bei der ersten Kurve ein Koffer herausgefallen ist, lag aber nur daran, dass ich die Tür nicht richtig zugequetschtmacht habe, und nur wenig überhaupt nicht an der Überfüllung oder meiner Gier.

Es ist halt ein Andenken, an den Urlaub und an die Vergänglichkeit. All das, was mir bestimmt war, wäre nicht gekommen, wenn ich damals auf dem See geblieben wäre. Der Mensch ist halt kein Fisch. Und deshalb sehe ich nicht ganz ein, warum ich mir so etwas entsagen sollte. Andere rauchen, trinken, nehmen Drogen, besuchen Bordelle und Spielhöllen, lauter Tätigkeiten, mit denen man sich durchaus zugrunde richten kann. Ich lasse nichts aus, was ich mir leisten kann. Und in den nächsten 25 und 50 Jahren möchte ich nicht nochmal in so eine Lage kommen. Ich war danach ziemlich heiser. Und das, was sie behaupten, dass sich Unterkühlung irgendwann vor dem Ende warm anfühle: Das stimmt nur zur Hälfte. Man weiss sehr genau, dass es sich so anfühlt, aber man weiss auch, dass es nicht gut ist.







Dann doch lieber Sonne und Erde und das Wissen, dass man irgendwie, und sei es mit Hatschen, doch wieder nach Hause kommt. Befreit vom russischen Ignorantgen surren die Räder, es schimmert der Lack in Elfenbein, und die schwarzen Trauerräder soll jemand anderes kaufen. Ich mag es bunt.

Und lebendig.

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