Donnerstag, 27. September 2012
Niveauvoll
So einen schweren Regenguss in Mantua weiss man erst richtig zu schätzen, wenn Post aus der Heimat im elektronischen Briefkasten ist: 25% Rabatt für das Oktoberfest von einem Partnerschaftsdienstleister, bei dem ich mich vor zwei Jahren zu einer Recherche angemeldet habe. Angeblich niveauvoll und Akademiker.
Da bleibe ich doch lieber in Italien und verstehe weiterhin kaum etwas, was sie sagen.
Das gelbrote Baugerüst ist übrigens immer noch vom grossen Erdbeben. Diese Stelle war im Frühjahr so gesperrt, dass man überhaupt nicht passieren konnte. Am Gebäude selbst ist nichts geschehen, es sind immer noch die gleichen Risse im Mauerwerk. Aber wie die Italiener so schön sagen: Wenn es nicht gefallen ist, bleibt es stehen.
Und an regnerischen Tagen bin ich so träge, dass es mich gar nicht mehr aufregt. Ich bin in Mantua und in der privilegierten Situation, nicht für ein Besäufnis 25% Rabatt zu benötigen.
Da bleibe ich doch lieber in Italien und verstehe weiterhin kaum etwas, was sie sagen.
Das gelbrote Baugerüst ist übrigens immer noch vom grossen Erdbeben. Diese Stelle war im Frühjahr so gesperrt, dass man überhaupt nicht passieren konnte. Am Gebäude selbst ist nichts geschehen, es sind immer noch die gleichen Risse im Mauerwerk. Aber wie die Italiener so schön sagen: Wenn es nicht gefallen ist, bleibt es stehen.
Und an regnerischen Tagen bin ich so träge, dass es mich gar nicht mehr aufregt. Ich bin in Mantua und in der privilegierten Situation, nicht für ein Besäufnis 25% Rabatt zu benötigen.
donalphons, 01:49h
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Wir sitzen auf der Treppe um uns
Wenn ich in diesem Jahr etwas richtig gemacht habe, dann ist es:
1. Etwas, das privat ist. Nicht leicht, aber richtig und privat.
2. Jemandem klar gesagt zu haben, dass die Grenze erreicht ist, und es keine Wiederkehr gibt. Überhaupt nicht meine Art, aber nötig. Und sehr richtig.
3. Die Sache mit dem Gewicht angehen. Lange rausgezögert, teilweise auch verhindert, aber gemacht, und es gibt keinen Jojo-Effekt.
4. Dem Verlag deutlich gesagt, dass ich nicht nur das Buch und den Vertrag und den Vorschuss nicht will, sondern nichts mehr mit ihnen zu tun haben möchte. Also auch kein zweiter Versuch oder de Roman oder nochmal reden. Nichts.
Die Reaktionen waren leider so, dass sie mein Bild dieser Branche bestätigt haben: Da glauben wirklich manche, man könnte die Leute mit ein wenig Scheinen und Socializing abgrasen, die wären irgendwie alle scharf auf grosse Verlage, Namen und läppische Anzahlungen. Ich finde auch 50.000 oder 100.000 Vorschuss nicht wirklich viel, und schon gar nicht, wenn das Buch so gegen die Wand fährt, dass man sich danit die weitere Karriere auf allen Ebenen auf Jahre hinaus ruiniert.
Mir wäre das vermutlich eher nicht passiert, schliesslich wären ein ein paar undogmatische Anmerkungen eines ohnehin für seine Wurschtigkeit bekannten Autors geworden: Ich könnte mir auch eine Buchpleite leisten, und ideologisch gibt es ohnehin nichts, was ich erst propagieren und dann mit Füssen treten würde. Einfach, weil ich kein ausgeprägtes Gefühl für Ideologie habe. Und die Polarisierung, die der Lektor unbedingt haben wollte, hätte ich ohnehin nicht zugelassen. Man sollte nach meinem Empfinden gute Geschichten machen, und nicht Überfliegerrisiken. Aber die angeblich so innovative Frau Hegemann, die abgeschrieben hat, und danach ihr Treibem als Mashup verkaufen wollte, oder die Frau Schramm, die sich erst als Kämpferin gegen die Idee des geistigen Eigentums profilierte, dann den Download ihres Machwerks verhindern und ihren Parteichef sagen liess, dies wäre schon mal ansatzweise Piratenpolitik - die beiden haben im Buch die Fails vorgemacht, die Guttenberg und Frau Wulff in Büchern nochmals vertieften. Das sind dann so die Figuren, die den Makel nie mehr loswerden. Immer wird man sich an die Peinlichkeit zuerst erinnern, und nie an die eher schmale Leistung. Oder das Geschmeiss, das sie hofierte. Den Schaden kann keine Finanzierung wieder gutmachen, und was die wütenden Leser bei Amazon als Tags hinterlassen, bleibt bestehen. Da war doch was, denken sich dann Suchende in einigen Jahren... ach so. Das Brandzeichen unserer Zeit.
Wäre es anders gekommen, müsste ich jetzt in Deutschland sein, vorbereitende Interviews geben und freundlich sein, ich müsste mich auch mit dem Gedanken an das Geschmeiss anfreunden, die vermitlich auch auf der Buchmesse vorbeikäme: Lieber Don, kennen Sie schon... und dann wäre ich sicher unhöflich zu Fleischhauer und was da sonst noch so aufläuft. Es ist ja nicht nur ein Buch, es ist eine vermarktungsstrategie, in der man festhängt, ein Netzwerken und ein Adabeisein um jeden Preis, den die anderen festsetzen: Ich weiss, wie das ist. Man erträgt das vielleicht, wenn man das Geld braucht, oder wirklich etwas zu sagen hat, aber ich bin eigentlich vollkommen zufrieden, in Mantua meine Ruhe zu haben. Es reicht schon, wenn ich dann auif der Buchmesse zuschauen muss, wenn man versucht, aus echten Pleiten noch etwas Vertretbares zu machen. Viel hätte sein können, aber nichts, was ich irgendwie vermissen würde.
Es ist die erste Nacht in Mantua, die den Nebel ahnen lässt, diesen so unitalienisch dicken Pesthauch der Nacht, der von nun an ein ständiger Begleiter sein wird. Ich mag den Nebel daheim nicht besonders, aber hier trägt er auch dazu bei, dass ich mich so heimisch fühle. Es ist der richtige Ort für mich, im Gegensatz zu einem Studio im Angesicht von Leuten, deren Namen ich erst mal googeln muss. Immer wieder sage ich Nein zu solchen Auftritten, aber diesmal hätte ich Ja sagen müssen. Und auf der anderen Seite wären Leute gesessen, denen ich unter normalen Bedingungen nicht vorgestellt werden möchte. Blasen wären aufgestiegen und sicher wäre da auch eine Dummbratze aus der TV-Sumpflandschaft gewesen, die sie dazusetzen, damit sie halt dabei sitzt. Ich habe keinen Fernseher, es ist einfach nicht mein Ding. Aber wer Bücher verkaufen will, der muss da rein. Und bitten und betteln bei Redaktionen, die am Morgen immer erst die Bild lesen. Nicht meine Sache.
Wenn das Geld nicht wichtig ist, und der Name - eine Fassade für Studi-VZ-Versager - nichts bedeutet, bleibt halt nichts übrig, Wenn ich doch mal wieder will, melde ich mich woanders. Wenn es geht, ist es gut, und wenn nicht, dann passt mein Leben auch so. Ich bin auf der Buchmesse, beruflich, und werde berichten. Es wird scheusslich sein, wie immer in Frankfurt im Oktober, aber Ruinen und Schutthaufen habe ich auch ausgehalten. Ich schaue mir das aus der Nähe an, und bin innerlich ganz weit weg.
1. Etwas, das privat ist. Nicht leicht, aber richtig und privat.
2. Jemandem klar gesagt zu haben, dass die Grenze erreicht ist, und es keine Wiederkehr gibt. Überhaupt nicht meine Art, aber nötig. Und sehr richtig.
3. Die Sache mit dem Gewicht angehen. Lange rausgezögert, teilweise auch verhindert, aber gemacht, und es gibt keinen Jojo-Effekt.
4. Dem Verlag deutlich gesagt, dass ich nicht nur das Buch und den Vertrag und den Vorschuss nicht will, sondern nichts mehr mit ihnen zu tun haben möchte. Also auch kein zweiter Versuch oder de Roman oder nochmal reden. Nichts.
Die Reaktionen waren leider so, dass sie mein Bild dieser Branche bestätigt haben: Da glauben wirklich manche, man könnte die Leute mit ein wenig Scheinen und Socializing abgrasen, die wären irgendwie alle scharf auf grosse Verlage, Namen und läppische Anzahlungen. Ich finde auch 50.000 oder 100.000 Vorschuss nicht wirklich viel, und schon gar nicht, wenn das Buch so gegen die Wand fährt, dass man sich danit die weitere Karriere auf allen Ebenen auf Jahre hinaus ruiniert.
Mir wäre das vermutlich eher nicht passiert, schliesslich wären ein ein paar undogmatische Anmerkungen eines ohnehin für seine Wurschtigkeit bekannten Autors geworden: Ich könnte mir auch eine Buchpleite leisten, und ideologisch gibt es ohnehin nichts, was ich erst propagieren und dann mit Füssen treten würde. Einfach, weil ich kein ausgeprägtes Gefühl für Ideologie habe. Und die Polarisierung, die der Lektor unbedingt haben wollte, hätte ich ohnehin nicht zugelassen. Man sollte nach meinem Empfinden gute Geschichten machen, und nicht Überfliegerrisiken. Aber die angeblich so innovative Frau Hegemann, die abgeschrieben hat, und danach ihr Treibem als Mashup verkaufen wollte, oder die Frau Schramm, die sich erst als Kämpferin gegen die Idee des geistigen Eigentums profilierte, dann den Download ihres Machwerks verhindern und ihren Parteichef sagen liess, dies wäre schon mal ansatzweise Piratenpolitik - die beiden haben im Buch die Fails vorgemacht, die Guttenberg und Frau Wulff in Büchern nochmals vertieften. Das sind dann so die Figuren, die den Makel nie mehr loswerden. Immer wird man sich an die Peinlichkeit zuerst erinnern, und nie an die eher schmale Leistung. Oder das Geschmeiss, das sie hofierte. Den Schaden kann keine Finanzierung wieder gutmachen, und was die wütenden Leser bei Amazon als Tags hinterlassen, bleibt bestehen. Da war doch was, denken sich dann Suchende in einigen Jahren... ach so. Das Brandzeichen unserer Zeit.
Wäre es anders gekommen, müsste ich jetzt in Deutschland sein, vorbereitende Interviews geben und freundlich sein, ich müsste mich auch mit dem Gedanken an das Geschmeiss anfreunden, die vermitlich auch auf der Buchmesse vorbeikäme: Lieber Don, kennen Sie schon... und dann wäre ich sicher unhöflich zu Fleischhauer und was da sonst noch so aufläuft. Es ist ja nicht nur ein Buch, es ist eine vermarktungsstrategie, in der man festhängt, ein Netzwerken und ein Adabeisein um jeden Preis, den die anderen festsetzen: Ich weiss, wie das ist. Man erträgt das vielleicht, wenn man das Geld braucht, oder wirklich etwas zu sagen hat, aber ich bin eigentlich vollkommen zufrieden, in Mantua meine Ruhe zu haben. Es reicht schon, wenn ich dann auif der Buchmesse zuschauen muss, wenn man versucht, aus echten Pleiten noch etwas Vertretbares zu machen. Viel hätte sein können, aber nichts, was ich irgendwie vermissen würde.
Es ist die erste Nacht in Mantua, die den Nebel ahnen lässt, diesen so unitalienisch dicken Pesthauch der Nacht, der von nun an ein ständiger Begleiter sein wird. Ich mag den Nebel daheim nicht besonders, aber hier trägt er auch dazu bei, dass ich mich so heimisch fühle. Es ist der richtige Ort für mich, im Gegensatz zu einem Studio im Angesicht von Leuten, deren Namen ich erst mal googeln muss. Immer wieder sage ich Nein zu solchen Auftritten, aber diesmal hätte ich Ja sagen müssen. Und auf der anderen Seite wären Leute gesessen, denen ich unter normalen Bedingungen nicht vorgestellt werden möchte. Blasen wären aufgestiegen und sicher wäre da auch eine Dummbratze aus der TV-Sumpflandschaft gewesen, die sie dazusetzen, damit sie halt dabei sitzt. Ich habe keinen Fernseher, es ist einfach nicht mein Ding. Aber wer Bücher verkaufen will, der muss da rein. Und bitten und betteln bei Redaktionen, die am Morgen immer erst die Bild lesen. Nicht meine Sache.
Wenn das Geld nicht wichtig ist, und der Name - eine Fassade für Studi-VZ-Versager - nichts bedeutet, bleibt halt nichts übrig, Wenn ich doch mal wieder will, melde ich mich woanders. Wenn es geht, ist es gut, und wenn nicht, dann passt mein Leben auch so. Ich bin auf der Buchmesse, beruflich, und werde berichten. Es wird scheusslich sein, wie immer in Frankfurt im Oktober, aber Ruinen und Schutthaufen habe ich auch ausgehalten. Ich schaue mir das aus der Nähe an, und bin innerlich ganz weit weg.
donalphons, 01:48h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Dienstag, 25. September 2012
Das Schöne und das Unerquickliche
Ich versuche, das Leben ins Netz zu bringen. Ich denke, mit jeder schönen Information wird das Netz ein klein wenig besser, und ich mag es, Menschen zu erfreuen, und sei es nur für ein paar Minuten beim Anschauen der Bilder. Es gibt so viel Unerfreuliches... wenn ich schon das Schöne zeigen kann, dann will ich es auch tun. Und deshalb liebe ich Blogs.
Allgemein bekannt dürfte auch sein, dass ich Twitter nicht leiden kann. Twitter ist nur schnell hinschmieren, Dauerkommunikation, kein Nachdenken und obendrein der Zwang. immer laut und hörbar zu sein - zumindest betreiben das viele so. Und wenn das der zentrale Kommunikationskanal wird, wird auch das Leben etwas weniger schön. Katrin Roenicke ist vielleicht in einer besonderen Lage - im von erheblichen Streitereien geprägte n Kampfgebiet zwischen Feministinnen der 2. Generation und 3. Welle - aber ich finde, ihr Text bescheibt meine Beobachtungen ganz gut. Ich habe auch den Eindruck, dass die Onlinewelt mit Twitter ziemlich viele Hemmungen hat fallen lassen, die früher noch da waren, aber letztlich ist das nicht mein Problem: Was mir an Problemen wichtig war, hat sich so oder so gelöst. Und auch ohne mich wäre dieses besagte Buch dieser besagten Autorin mit der Fakehandtasche bei Amazon auf Platz jenseits von 19.000. Es reicht nicht zu glauben, dass sich das Schlechte immer durchsetzt: Es muss schon das richtige Schlechte sein. Und das ist es nicht.
Weiter mit Schönheit:
Allgemein bekannt dürfte auch sein, dass ich Twitter nicht leiden kann. Twitter ist nur schnell hinschmieren, Dauerkommunikation, kein Nachdenken und obendrein der Zwang. immer laut und hörbar zu sein - zumindest betreiben das viele so. Und wenn das der zentrale Kommunikationskanal wird, wird auch das Leben etwas weniger schön. Katrin Roenicke ist vielleicht in einer besonderen Lage - im von erheblichen Streitereien geprägte n Kampfgebiet zwischen Feministinnen der 2. Generation und 3. Welle - aber ich finde, ihr Text bescheibt meine Beobachtungen ganz gut. Ich habe auch den Eindruck, dass die Onlinewelt mit Twitter ziemlich viele Hemmungen hat fallen lassen, die früher noch da waren, aber letztlich ist das nicht mein Problem: Was mir an Problemen wichtig war, hat sich so oder so gelöst. Und auch ohne mich wäre dieses besagte Buch dieser besagten Autorin mit der Fakehandtasche bei Amazon auf Platz jenseits von 19.000. Es reicht nicht zu glauben, dass sich das Schlechte immer durchsetzt: Es muss schon das richtige Schlechte sein. Und das ist es nicht.
Weiter mit Schönheit:
donalphons, 01:51h
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Geschäftsmodelle
Ist jemand überrascht, dass Griechenland selbstverständlich schon wieder ein enormes Defizit hat?
Dass jetzt schon der nächste Schuldenschnitt vorbereitet wird, der diesmal den Deutschen ans Geld geht, wie er früher den anderen Gläubigern ans Geld ging, die dann Hilfe der Deutschen brauchten?
Dass jetzt der ESM auf 2 Billionen gehebelt werrden soll, als wäre er ein Hedge Fonds (was er ja eigentlich auch ist)?
Dass behauptet wird, das werde aber die deutsche Haftungssumme nicht erhöhen (also nicht direkt, sollte sich aber eine Bank beteiligen, gibt es sicher sowas wie Ausfallversicherungen aus einem anderen Topf, wie der EZB, für die die Deutschen haften)?
Und dass angesichts des Umstandes, wie in anderen Ländern das Geld knapp wird, die deutsche Exportwirtschaft ein Problem bekommt?
Das sind die Zutaten für einen weiteren Schub des europäischen Erdbebens, und manche Italiener sind wenigstens so lakonisch zu sagen, dass es schon so passt. Dann dauert es zwar 10 Jahre mit dem Wiederaufbau, aber den bezahlt man selbst und spart sich ihn vom Mund ab, und das wiederum setzt die Verwaltung unter Druck. Man will das hier keinesfalls als Neuauflage der Erdbebenhilfe in Süditalien verstanden wissen. Aber dafür dauert es etwas. Im angesagten Geschäft steht man vor dem Schaufenster unter einem Damoklesbalkon, in der angesagten Bar, wo es keine Touristen gibt, gibt es dafür Absperrgitter und Verschalungen. Aber das Leben geht weiter. Und weil das Leben zwar weiter geht, nicht aber diese Krise in gutem Sinne, geht es am Sonntag vormittag nach Valeggio.
Dort ist dann die ganze Pracht versammelt, die 50 Kilometer weiter südlich in Trümmern liegt. Dieses deutsche Wirtschaftswunder, es hat dem Land zusammen mit dem Krieg nicht gut getan, zumindest aus der Sicht der Flohmärkte: Zu einem schon immer etwas zurückhaltenden Volk, das sich den Krieg holte, kam auch noch das grosse Wegwerfen. In Frankreich und in Italien war das anders.Da hat man behalten, was man hatte, und die Phasen des allgemeinen Reichtums waren recht kurz: Das wiederum macht die Märkte üppig. Und so anders. Antiquitäten kennen keine Globalisierung.
Zum Glück habe ich schon alles. Aber sollte ich noch einmal eine Immobilie einrichten müssen, würde ich diesmal Nägel mit Köpfen machen und einen Transporter mieten, und dann gleich richtig einkaufen: Erst in Tongeren das Kleinzeug, die Gartenausstattung und die Baumaterialien, dann im Lager meiner Freunde im Elsass die Möbel und Bilder, und mit einem Südschwung hier die Lampen und das, was ich hier immer kaufe: Capodimonte und Bisquitporzellan. So viel Arbeit stackt da drin, so viel Kunstfertigkeit, und die Italiener wollen es einfach nicht mehr sehen: Dabei gibt es doch kaum etwas Schöneres für Trauben und Früchte als so eine alte. klassische Schale aus Capodimonte oder Faenza.
In Valeggio ist das Leben leicht, und das Anschauen kostet nichts, verkauft wird wenig (man muss sich das mal vorstellen, diese Schale war um halb eins nich da und kostete 10 Euro), und ich muss ganz ehrlich sagen: Beim Eisrad war ich ganz schwer in Versuchung. Aber das war erstens zu teuer und zweitens etwas, das nicht in die Barchetta passt. Würde aber meinen, dass das ein geniales Geschäftsmodell für die Bereiche ist, in die kein Auto kommt, also etwa Strandbad Tegernsee oder Gmund. Wenn es mit dem Schreiben nicht mehr geht. beschaffe ich mir sowas. Quengelnde Kinder, die ein Eis wollen, wird es immer geben. Vermutlich gibt es dagegen eine EU-Verordnung, aber vielleicht bricht mit dem Euro ja auch Brüssel zusammen. Wie so vieles.
So vieles. Am Nachmittag war ich nochmal in der Zona Rossa, aber das muss jetzt nicht sein.
Dass jetzt schon der nächste Schuldenschnitt vorbereitet wird, der diesmal den Deutschen ans Geld geht, wie er früher den anderen Gläubigern ans Geld ging, die dann Hilfe der Deutschen brauchten?
Dass jetzt der ESM auf 2 Billionen gehebelt werrden soll, als wäre er ein Hedge Fonds (was er ja eigentlich auch ist)?
Dass behauptet wird, das werde aber die deutsche Haftungssumme nicht erhöhen (also nicht direkt, sollte sich aber eine Bank beteiligen, gibt es sicher sowas wie Ausfallversicherungen aus einem anderen Topf, wie der EZB, für die die Deutschen haften)?
Und dass angesichts des Umstandes, wie in anderen Ländern das Geld knapp wird, die deutsche Exportwirtschaft ein Problem bekommt?
Das sind die Zutaten für einen weiteren Schub des europäischen Erdbebens, und manche Italiener sind wenigstens so lakonisch zu sagen, dass es schon so passt. Dann dauert es zwar 10 Jahre mit dem Wiederaufbau, aber den bezahlt man selbst und spart sich ihn vom Mund ab, und das wiederum setzt die Verwaltung unter Druck. Man will das hier keinesfalls als Neuauflage der Erdbebenhilfe in Süditalien verstanden wissen. Aber dafür dauert es etwas. Im angesagten Geschäft steht man vor dem Schaufenster unter einem Damoklesbalkon, in der angesagten Bar, wo es keine Touristen gibt, gibt es dafür Absperrgitter und Verschalungen. Aber das Leben geht weiter. Und weil das Leben zwar weiter geht, nicht aber diese Krise in gutem Sinne, geht es am Sonntag vormittag nach Valeggio.
Dort ist dann die ganze Pracht versammelt, die 50 Kilometer weiter südlich in Trümmern liegt. Dieses deutsche Wirtschaftswunder, es hat dem Land zusammen mit dem Krieg nicht gut getan, zumindest aus der Sicht der Flohmärkte: Zu einem schon immer etwas zurückhaltenden Volk, das sich den Krieg holte, kam auch noch das grosse Wegwerfen. In Frankreich und in Italien war das anders.Da hat man behalten, was man hatte, und die Phasen des allgemeinen Reichtums waren recht kurz: Das wiederum macht die Märkte üppig. Und so anders. Antiquitäten kennen keine Globalisierung.
Zum Glück habe ich schon alles. Aber sollte ich noch einmal eine Immobilie einrichten müssen, würde ich diesmal Nägel mit Köpfen machen und einen Transporter mieten, und dann gleich richtig einkaufen: Erst in Tongeren das Kleinzeug, die Gartenausstattung und die Baumaterialien, dann im Lager meiner Freunde im Elsass die Möbel und Bilder, und mit einem Südschwung hier die Lampen und das, was ich hier immer kaufe: Capodimonte und Bisquitporzellan. So viel Arbeit stackt da drin, so viel Kunstfertigkeit, und die Italiener wollen es einfach nicht mehr sehen: Dabei gibt es doch kaum etwas Schöneres für Trauben und Früchte als so eine alte. klassische Schale aus Capodimonte oder Faenza.
In Valeggio ist das Leben leicht, und das Anschauen kostet nichts, verkauft wird wenig (man muss sich das mal vorstellen, diese Schale war um halb eins nich da und kostete 10 Euro), und ich muss ganz ehrlich sagen: Beim Eisrad war ich ganz schwer in Versuchung. Aber das war erstens zu teuer und zweitens etwas, das nicht in die Barchetta passt. Würde aber meinen, dass das ein geniales Geschäftsmodell für die Bereiche ist, in die kein Auto kommt, also etwa Strandbad Tegernsee oder Gmund. Wenn es mit dem Schreiben nicht mehr geht. beschaffe ich mir sowas. Quengelnde Kinder, die ein Eis wollen, wird es immer geben. Vermutlich gibt es dagegen eine EU-Verordnung, aber vielleicht bricht mit dem Euro ja auch Brüssel zusammen. Wie so vieles.
So vieles. Am Nachmittag war ich nochmal in der Zona Rossa, aber das muss jetzt nicht sein.
donalphons, 01:47h
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Man will ja keinen vergraulen
In Valeggio auf dem Flohmarkt gab es einen tollen Sattel, wie ich ihn schon lang gesucht habe.
Da hing aber noch was dran.
Nur wieder so ein Rennrad von einem Dorfschmied irgendwo in der Poebene, der Cerutti hiess. Nichts sagt das Internet, aber jetzt zumindest ist sein Werk mit einem Stück online.
(Man will die Radfreunde vor lauter Autos nicht vergrätzen, und was wäre eine Reise ohne Andenken.)
Da hing aber noch was dran.
Nur wieder so ein Rennrad von einem Dorfschmied irgendwo in der Poebene, der Cerutti hiess. Nichts sagt das Internet, aber jetzt zumindest ist sein Werk mit einem Stück online.
(Man will die Radfreunde vor lauter Autos nicht vergrätzen, und was wäre eine Reise ohne Andenken.)
donalphons, 13:59h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Montag, 24. September 2012
Überland
Ich weiss offen gesagt gar nicht, ob solche Verkehrsschilder immer noch gelten.
Aber egal, man kann sonst nirgendwo parken, es liegen ja noch die Trümmer herum.
Immerhin, ein klein wenig Glückshoffnung konnte man aus dem Schutt retten.
Es hat sich kaum etwas getan, und trotzdem kommen sie immer wieder. Es gibt hier zwei Arten von Menschen, die einen meiden die Zona Rossa und die anderen gehen hin unhd verstehen es immer noch nicht.
Aber wenigstens haben sie ein Dach über dem Kopf und gleich daneben auch noch fliessend Wasser.
Aber egal, man kann sonst nirgendwo parken, es liegen ja noch die Trümmer herum.
Immerhin, ein klein wenig Glückshoffnung konnte man aus dem Schutt retten.
Es hat sich kaum etwas getan, und trotzdem kommen sie immer wieder. Es gibt hier zwei Arten von Menschen, die einen meiden die Zona Rossa und die anderen gehen hin unhd verstehen es immer noch nicht.
Aber wenigstens haben sie ein Dach über dem Kopf und gleich daneben auch noch fliessend Wasser.
donalphons, 01:36h
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Die Nike von Samothrake war nur hellenistischer Plunder
Für die Arbeit ist der Gran Premio Nuvolari übrigens sehr viel angenehmer als die Mille Miglia: Alles findet in Mantua an zwei Orten statt, es sind wenig Menschen da und auch fast überhaupt keine Schwaben, und die Piazza Sordello ist ein schönes Motiv. Bei der Mille Miglia sind manche Bereiche ja eher nicht so schön, und man muss lange warten, bis man an die Motive kommt. Man glaubt das vielleicht nicht, aber das alles ist eigentlich in einer Mittagspause entstanden.
donalphons, 01:33h
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Schmollen als Luxus
Ich will aber auch so einen grossen Strauss - da hilft, junge Dame, nur das langmachen und fangen und Bedenken der Folgen.
Nicht dass ich ein gefühlloses Scheusal wäre, aber solche Folgen wären gerade anderswo zu begutachten. Nicht als echte Scheidung, aber als Trennung nach langer Zeit, und ich habe damit nichts zu tun. Ich bin weg. Man kommt mir nicht nach. Und ich werde den Teufel tun und diesmal sagen, dass hier genug Platz wäre. Ich habe andere Sorgen. Ich hätte dafür auch keine Zeit. Und ich habe mit mir selbst genug zu tun.
Das ist hier wie Israel während der Intifada 2, man kann es sich aussuchen. Bleibt man in Mantua, ist alles so wie immer. Es gab einen gewissen Einbruch im Juni, aber danach hat sich alles stabilisiert. Die Literaturtage haben damals hektisch das Progrann ergänzt, um es den Ereignissen anzupassen; vermutlich waren sie dann selbst überrascht, wie wenig das Im September noch eine Rolle spielen würde. Man muss nur über den Po fahren, wo viele junge Menschen, die in Mantua leben, eigentlich herkommen, und schon sieht es anders aus. Verflucht anders.
Aber die letzten Stösse waren klar drüben auf der anderen Seite, in Mantua hat man das Thema abgehakt und einen Einkaufsabend verlängert. Drunten in Moglia ist dagegen mal wieder ein Solidaritätskonzert; eine Sache von Moglia, kein Thema hier, und auch nicht in Reggio, wo sie eigene Probleme haben. Die Finanzkrise ist nur in Deutschland mal wieder ein paar Tage vergessen, es herrscht in den Medien Ruhe, hier ist und bleibt sie das Thema. Die Erde ist ruhig, aber die Steuerbehörde. Und die Sache mit den Renten, Und die Immobiliensteuer. Und die generelle Unsicherheit. Berlusconi sagte, die Cafes seien doch voll, aber das ist nicht das Thema. Das Thema ist, was konsumiert wird, und da sehe ich nach all den Jahren schon den Unterschied.
Ich bin in der Zona Rossa teilweise nicht allein unterwegs, was ganz praktisch ist, ich werde nicht, wie im Juni, laufend von der Polizei angehalten. Man kommt dann leichter in Kontakt, man muss nicht Leute auf Verdacht auf der Strasse anquatschen, die Geschichten kommen einfach so. Zwischen Mirandola und Concordia zum Beispiel ist eine grosse Nekropole, da kommen die Toten wieder aus den überirdische Gräbern, weil die Mauern eingestürzt sind. Die Toten hält es nicht in ihren Betonkammern und die Lebenden wissen nicht, wo sie jetzt ihre neuen Toten hintun sollen. Ich fahre für solche Geschichten jeden Tag 80, 100 Kilometer, und wenn ich wieder in Mantua bin, weiss ich auch, warum das hier klingt, als käme es aus einem anderen Land: Das erträgt man nicht dauernd.
Weil es auch eine grosse, übergeordnete Frage stellt: Wie fragil dieses Leben und diese Zivilisation ist. Über dem Po ist nicht alles in Trümmern, nur manches, und aussenrum ist eine der reichsten Gegenden Europas, aber es hilft auch nur begrenzt weiter. Eine Woche in Moglia wohnen, das wäre vielleicht die Erfahrung, die mir noch fehlt - was sind schon 7 Tage, die Menschen hier schauen seit 4 Monaten zu, wie die Kulturpflanzen hinter den Gittern verdorren und das Gras und Unkraut aus dem Asphalt bricht. Aber ich bin in der privilegierten Lage des Journalisten. Manche glauben, dass wir umsonst in Museen können, und manche nutzen das auch aus. Das einzige Privileg, das mir wichtig ist, ist zu wissen: Am Abend bin ich wieder in Mantua, wo sie alle Normalität spielen wollen.
Nicht dass ich ein gefühlloses Scheusal wäre, aber solche Folgen wären gerade anderswo zu begutachten. Nicht als echte Scheidung, aber als Trennung nach langer Zeit, und ich habe damit nichts zu tun. Ich bin weg. Man kommt mir nicht nach. Und ich werde den Teufel tun und diesmal sagen, dass hier genug Platz wäre. Ich habe andere Sorgen. Ich hätte dafür auch keine Zeit. Und ich habe mit mir selbst genug zu tun.
Das ist hier wie Israel während der Intifada 2, man kann es sich aussuchen. Bleibt man in Mantua, ist alles so wie immer. Es gab einen gewissen Einbruch im Juni, aber danach hat sich alles stabilisiert. Die Literaturtage haben damals hektisch das Progrann ergänzt, um es den Ereignissen anzupassen; vermutlich waren sie dann selbst überrascht, wie wenig das Im September noch eine Rolle spielen würde. Man muss nur über den Po fahren, wo viele junge Menschen, die in Mantua leben, eigentlich herkommen, und schon sieht es anders aus. Verflucht anders.
Aber die letzten Stösse waren klar drüben auf der anderen Seite, in Mantua hat man das Thema abgehakt und einen Einkaufsabend verlängert. Drunten in Moglia ist dagegen mal wieder ein Solidaritätskonzert; eine Sache von Moglia, kein Thema hier, und auch nicht in Reggio, wo sie eigene Probleme haben. Die Finanzkrise ist nur in Deutschland mal wieder ein paar Tage vergessen, es herrscht in den Medien Ruhe, hier ist und bleibt sie das Thema. Die Erde ist ruhig, aber die Steuerbehörde. Und die Sache mit den Renten, Und die Immobiliensteuer. Und die generelle Unsicherheit. Berlusconi sagte, die Cafes seien doch voll, aber das ist nicht das Thema. Das Thema ist, was konsumiert wird, und da sehe ich nach all den Jahren schon den Unterschied.
Ich bin in der Zona Rossa teilweise nicht allein unterwegs, was ganz praktisch ist, ich werde nicht, wie im Juni, laufend von der Polizei angehalten. Man kommt dann leichter in Kontakt, man muss nicht Leute auf Verdacht auf der Strasse anquatschen, die Geschichten kommen einfach so. Zwischen Mirandola und Concordia zum Beispiel ist eine grosse Nekropole, da kommen die Toten wieder aus den überirdische Gräbern, weil die Mauern eingestürzt sind. Die Toten hält es nicht in ihren Betonkammern und die Lebenden wissen nicht, wo sie jetzt ihre neuen Toten hintun sollen. Ich fahre für solche Geschichten jeden Tag 80, 100 Kilometer, und wenn ich wieder in Mantua bin, weiss ich auch, warum das hier klingt, als käme es aus einem anderen Land: Das erträgt man nicht dauernd.
Weil es auch eine grosse, übergeordnete Frage stellt: Wie fragil dieses Leben und diese Zivilisation ist. Über dem Po ist nicht alles in Trümmern, nur manches, und aussenrum ist eine der reichsten Gegenden Europas, aber es hilft auch nur begrenzt weiter. Eine Woche in Moglia wohnen, das wäre vielleicht die Erfahrung, die mir noch fehlt - was sind schon 7 Tage, die Menschen hier schauen seit 4 Monaten zu, wie die Kulturpflanzen hinter den Gittern verdorren und das Gras und Unkraut aus dem Asphalt bricht. Aber ich bin in der privilegierten Lage des Journalisten. Manche glauben, dass wir umsonst in Museen können, und manche nutzen das auch aus. Das einzige Privileg, das mir wichtig ist, ist zu wissen: Am Abend bin ich wieder in Mantua, wo sie alle Normalität spielen wollen.
donalphons, 01:31h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Sonntag, 23. September 2012
Samstag auf dem Corso
In Concordia sulla Secchia konnte man aus statischen Gründen letzte Woche nicht mehr umhin, die gesamte Ostseite der Piazza Republica abzureissen. Es war keine leichte Entscheidung, es hat lang gedauert, aber es ging nicht anders. In einigen anderen Orten wird es bald auch so ausschauen. Aber es ist Samstag, und die Leute kommen trotzdem zum Zentrum. Sie kennen es nicht anders.
Alle Bilder sind zum Anklicken.
Alle Bilder sind zum Anklicken.
donalphons, 01:54h
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Etwas Schönes
"Endlich", sagte eine itaklienische bekannte, mit der ich hier etwas zu tun habe, als ich schrieb: Ich komme.
Als ich ihr dann aber auch noch den Grund sagte, nämlich die nachberichterstattung zum Erdbeben, sagte sie: "Jetzt schon?"
Ich habe jetzt auch noch 300 deprimierende Bilder aus der Emilia Romagna, wobei sie überhaupt nicht neu sind - es hat sich nur sehr wenig getan, oftmals sind noch nicht mal die Trümmer beseitiigt. Zu meiner eigenen Aufheiterung daher erst mal was anderes (und den Mercedes gibt es im vorauseilenden Gehorsam auch in gross).
Als ich ihr dann aber auch noch den Grund sagte, nämlich die nachberichterstattung zum Erdbeben, sagte sie: "Jetzt schon?"
Ich habe jetzt auch noch 300 deprimierende Bilder aus der Emilia Romagna, wobei sie überhaupt nicht neu sind - es hat sich nur sehr wenig getan, oftmals sind noch nicht mal die Trümmer beseitiigt. Zu meiner eigenen Aufheiterung daher erst mal was anderes (und den Mercedes gibt es im vorauseilenden Gehorsam auch in gross).
donalphons, 01:52h
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