: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Donnerstag, 24. Februar 2011

...ihr Herz ist ein finsteres Loch

Marie Antoinette ist noch gar nicht da, da kommt mir schon die nächste Liebschaft in den Sinn, diesmal aus Österreich, wo sie auf den Verkauf wartet:



Männer. Zu keiner Treue und Beständigkeit fähig. Aber was soll ich tun, ich muss sie besitzen, koste es, was es wolle (und ich mir leisten kann).

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Samstag, 19. Februar 2011

Die Zahnärzte waren golfen

aber nicht im Saale und nicht fernmündlich dabei. Zum Glück war die als "Adlige" bezeichnete Marie Antoinette von den Gesichtszügen her auch noch so schlecht abgelichtet, dass man schon wissen musste, wie ungewähnlich das Portait ist: Solche Perücken und Roben in der Zeit um 1780 waren nicht normal, sondern absolute Ausnahmeerscheinungen. Manchmal kohnt sich ein ordentliches Langzeitstudium doch. Und ich sagte dem Restaurator gestern noch, ich würde nie so ein Damenportrait des Rokoko bekommen.

Ein Händler blieb im Saal mit dabei. Das war alles. Jetzt beginnt das Warten auf den Versand.

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Montag, 31. Januar 2011

Fast kein Rad diesmal

Ich habe keinen Fernseher.

Wenn ich mal zum Arzt muss, geht es mir so dreckig, dass ich sofort drankomme.

Wenn ich auch nur ahne, dass ich irgendwo warten muss, nehme ich ein Buch mit (aktuell MG Lewis, Der Mönch).

Und an meinen Wohnorten gibt es vieles einfach nicht; noch nicht einmal Tageszeitungen werden hier bestellt, und die Werbeblättchen entsorge ich im öffentlichen Papierkorb. Es werden immer mehr, aber sie kommen mir nicht ins Haus.

Kurz, würde mir der Zugang zu all dem Müll normaler Medien nicht fehlen, ich würde ihn kappen. Es mag arrogant klingen, aber ich denke, man lebt nicht schlecht, wenn man selektiert, und andere tun das in gewisser weise ja auch, wenn sie zur Fernbedienung greifen und das Hern ausschalten.

Nun ist aber gerade Winter, und der kluge Rennradfahrer nutzt diese Jahreszeit zum kostengünstigen Erwerb von Material, das im Sommer ein mehrfaches teurer wäre, einfach, weil dann jeder einen Rahmen, ein Rad oder Laufräder haben will. Mitunter kostet ein edler Rahmen aus Italien und Zahnarztbesitz weniger als 10% dessen, was im Geschäft bezahlt wurde, und so halte ich mich an ihnen schadlos, wenn ihre älteren Kollegen mich in Sachen Barockgemälde demütigen.



Fünf grössere Lieferungen kamen in den letzten Wochen - und bitte, man muss klar sehen, wer 2200 Euro allein für einen Rahmen oder 1000 für Laufräder zahlt, und keine Trauer empfindet, wenn er sie nach 6 Jahren für 90 oder 100 Euro abtritt, kann nicht ganz unten auf der sozialen Leiter stehen. Oder bin ich einfach nur knickrig, weil mir 2200 Euro immer noch wie 4400 Mark vorkommen, und ich keine vernünftige Relation zum Geld habe?

Wie auch immer: Alle diese Lieferungen kamen nicht in Radkartons, sondern in relativ frischen TV-Kartonagen. Und was soll ich sagen: Die TV-Geräte gingen allesamt auch klar im vierstelligen Bereich über die Theke. Keiner kleiner als 40 Zoll. TV-Gerät auspacken, bald den alten Rahmen einpacken, im Frühjahr gibt es dann ein neues MTB, so in der Art dürfte das dort ablaufen. Ähnlich wird dann in ein paar Jahren das TV-Gerät entsorgt. Und durch eines, das noch grösser ist, ersetzt.

Für 2000 Euro bekommt man übrigens schon einen ganz ansprechenden venzianischen Leuchter.



Ich erwähne das, weil ich am Samstag ein Lampenfachgeschäft besuchte, weil eine Bekannte, der ich einmal eine französische Schreibtischlampe schenkte, keine neue Birne dafür auftreiben konnte - das Lampenfachgeschäft hatte sie natürlich vorrätig. Und wie es nun mal so mit Lampenfachgeschäften ist, verkehren dort nicht jene, die einen Plastikkronleichter für 49,90 kaufen.Da drehen sie dann die Preisschilder um und schütten die Köpfe, nein, 1499, das ist zu viel, auch 1000 dürfen es nicht sein, vielleicht ein paar hundert, aber dafür bekommt man schon keinen Venezianer mehr, oder vielleicht doch Halogen? In dem Laden hängt seit fünf Jahren ein wirklich schöner, ausbalancierter Venezianer, eher schlicht und still, inzwischen von 3400 auf 2000 reduziert - keiner will ihn haben, und bei mir passt er nicht.

Während es bei der Glotze immer ein paar Zoll mehr sein darf und all das Glump gar nicht schnell genug ersetzt werden kann, muss etwas, mit dem man Dekaden verbringt und darüber entscheidet, wie man seine Wohnung im Kunstlicht empfindet, billig sein. Für ein paar Euro weniger, die einen kleinen Bruchteil sonstiger Verluste durch Konsum ausmachen, greift man zum Frabrikmetall, und lässt das Handwerk liegen. Vielleicht, weil man davon ausgeht, dass man viele hundert Stunden damit zubringen wird, hässlichen Politikern bei hässlichen Streitereien zuzuschauen?

Verstehe einer die Menschen.

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Freitag, 21. Januar 2011

Knallorange! Und mit Flammen!

Die Strassenreinigung ist da, und sie kärchert mit Feuer:



Aber das sind nur nervöse Zuckungen am Ebayknopf, in Wirklichkeit wache ich jeden Morgen auf und denke mir: Noch 14... 13... 12... Tage bis zum 1. Februar. Am 1. Februar ist gewiss, wer bei der Mille Miglia mitfahren darf, und wer nicht. Vor einem Jahr sagte ich "Undenkbar", vor acht Monaten an der Rampe "schlecht wäre es nicht", dann wieder "naja", dann, als das Angebot kam, zu meiner Überraschung "SOFORT!" und jetzt sitze ich da und kaue kugellagerfettverschmierte Finger, weil der Druck zu gross wird. Ich brauche wirklich, wirklich Ablenkung. Ausserdem habe ich noch eine Kiste voll mit Resten früherer Aufbauten, die muss endlich mal weg.

Wenn ich hier nach dem 1. in eine Woche Schweigen verfalle - dann wurde ich nicht zugelassen. Mal schaun, vielleicht räche ich mich dann und schreibe in der FAZ stattdessen was über Rennrad fahren am Gardasee. Oder daheimbleiben und im Hinterhaus Tapeten zerfetzen und ein paar Balke sägen und ihre Auswirkung auf die Psyche. Ich brenne grellorange in den Flammen der Erwartung.

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Mittwoch, 19. Januar 2011

Man denkt an mich auf dem Dorfe

Es ist ja nicht so, dass ich noch ein Goldrandgeschirr brauche. Und wenn ich es nicht kaufe, ist es wenigstens so, dass ich davon erzähle, und jemand sagt, da hätte er auch noch eines von Oma und wenn ich es wollen würde - sie benutzen es nie und wären froh, wenn es in gute Hände kommt.



Aber dass Leute extra anrufen, vorbeikommen und etwas mitbringen, ist dann doch eine neue Entwicklung. Das Übliche: In den 50ern gekauft und dann als gutes Geschirr nie, nie, nie genutzt. Nachdem es aber nur für vier und nicht für sechs ist, und sich deshalb auf kleinsten Raum stapeln lässt - ab fünf Tassen übereinander wird es wacklig - wird es einen netten Platz am Tegernsee bekommen. Ich denke, da passt es ganz gut hin, und Oma, habe ich erfahren, wohnte doch auch auf dem Lande.

Wobei ich ohnehin den Eindruck habe, dass ich immer nur in Dörfern gewohnt habe, ausser München, das war anonym. Und Berlin, das war ein Slum. Da schenkt dir keiner was.

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Mittwoch, 19. Januar 2011

Der gelbe Kasten

Ich weiss nicht, ob ich das bewundern soll: Diese Leute, die irgendwo einziehen und nach 2, 3 Wochen alles haben, was sie brauchen. Bei mir ist das anders, ich kaufe schon ein, bevor ich überhaupt ahne, dass ich umziehe, und auch danach dauert es Jahre, bis alles gefunden ist. Immerhin, nebenan sind sie jetzt auch schon zwei Monate mit den nackten Fassungen Modell "Berliner Lüster" in der Wohnung - das würde mir bei meinen Kronleuchtervorräten nicht passieren.



Vermutlich - ich habe mich noch nicht vorgestellt - sind das auch so Langsameinzieher. Ich weiss auch gar nicht, ob man das gegenüber Neuzuzüglern machen soll; ich weiss zwar vieles über sie, weil natürlich geredet wird, aber sie kommen nicht von hier, und man will sich ja nicht aufdrängen. Ein junges Paar, nicht verheiratet, neue Stadt, erste gemeinsame Wohnung, das könnte gefährlich werden. Ich denke, ich warte noch, bis man ihnen erzählt hat, dass 15 Euro Miete pro m² etwas viel sind, dann muss ich nicht Angst haben, dass ich ihnen die Wohnung schlecht mache. Ausserdem sind sie noch gut beschäftigt, wie man sieht.

Eine Sache, die bei mir nun auch schon etliche Jahre gedauert hat, war der Brotkasten. Die meisten sind weiss und langweilig, sehr viele sind stark abgenutzt, oft haben sie das falsche Format, oder es fehlt ein Scharnier, oder sie starren vor Dreck, oder sie haben Beulen - irgendwie war ich schon froh, dass ich einen für den Tegernsee gefunden habe. Aber ein zweiter - und er sollte keinesfalls weiss sein - liess sich nicht beschaffen. Ab und an sind sie mit blauen Verzierungen zu finden, aber blau passt nicht in meine Küche. Traurig, dauernd Interimslösungen, Unzufriedenheit, ich hatte schon einen weissen, langweiligen Brotkasten gesehen und beinah genommen - als ich am Wochenende dann den hier fand.



Nach 4,5 Jahren ist es endlich der richtige Kasten. Gut, er hat nicht gerade Singlegrösse, und ich werde vielleicht noch etwas umräumen müssen, aber wieder ist etwas geschafft auf dem Weg zum perfekt alt eingerichteten Haushalt. Fehlen eigentlich nur noch vier Gemälde. Solche, wie ich am gleichen Tag natürlich nicht bekommen habe. Es ist hart, so hart, gegen Zahnärzte zu verlieren. Immer verliere ich. Aber dafür muss ich nicht mein Dasein über den Mündern anderer Leute zubringen.

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Mittwoch, 12. Januar 2011

Aufräumarbeiten

Die diversen Veränderungen des Winters - das Hinterhaus wird frei, das Vordach bricht zusammen, Mieter wechseln - bringen es mit sich, dass Platz her muss. Für Baumaterial, Gerät, Anhänger, Müll, Werkzeuge. Platz, den ich bislang frei verwenden konnte für dies und das - oh, eine Campakurbel auf dem Flohmarkt für drei Mark (schon etwas länger her). Ein toller Laufradsatz, total verdreckt, aber schöne, teure Felgen. Ein krasser, oranger Sattel. Ein ganzes Paket von Sattelstützen, die einmal extrem teuer waren, keine Ahnung, wie das auf den Flohmarkt kommt. Ein Sonderangebot mit orangen Reifen, als Ersatzreifen kann man die Gelegenheit ergreifen. So kommt dann einiges zusammen. Oder ein Rad mit falschen Bremsen, die ebenso schön wie unpassend sind und ersetzt werden müssen. Gut, teuer, aber nach Jahren der Einlagerung sinnlos. Und dann muss man aufräumen. Aber wohin mit dem Zeug? Ebay?

Man ahnt es, das ist keine Antwort, die ich geben würde: Einstellen, auf Geld warten, mich mit Kunden streiten, mich über die Post ärgern und stundenlang Zeug verpacken. Dafür ist das Leben zu kurz.



Statt dessen habe ich etwas gefunden, wohin ich es aufräumen kann, und es auch hinpasst. Gut, es war nicht so billig wie wegwerfen, aber wie es nun mal so ist: Beim Reste verkochen kommen manchmal erstaunlich gute Rezepte heraus. Und wenn ich sehe, wie andere ihre Zeit damit zubringen, amerikanische Gossip- und Wirtschaftsblogs abzuschmieren, kommt mir das Aufbauen und Einfetten eines Rades nachgerade ehrenhaft vor, egal wie schmutzig man sich die Finger am alten Zahnkranz macht.



Was jetzt noch fehlt, sind ein paar Gulf-Aufkleber, dann ist es fertig, das Steve McQeen Colnago "Le Mans". Und das Frühjahr kann kommen.

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Dienstag, 21. Dezember 2010

Entschlüsseln

Das hier war gestern im Paket:



"Dralles, loses Frauenzimmer wird von einem Pfaffen und einem alten Sack mit moralischen Geschmiere belästigt, kichert sich aber einen und geht nach links ab, um sich dem Begleiter hinzugeben."

Nun ja. Nicht ganz.

Wichtig ist es zuerst vielleicht, die Herkunft, die Machart und die Datierung zu wissen. Es kommt aus Wien. Es ist eine sogenannte Ölskizze, also eine Art Vorgemälde, das Auftraggebern gezeigt wird, bevor das echte Monumentalgemälde ausgeführt wird. Mit Ölskizzen kann man die Position der Figuren, das Licht, die Räumlichkeit, die Haltung ausprobieren. Man sieht das sehr schön am liegenden Priester - dem wurde ein Engelsflügel hinzugefügt, der absolut nicht passt. Man kann davon ausgehen, dass die Skizze beim Auftraggeber nicht vollends zur Zufriedenheit ankam, und der sich statt des Priesters vielleicht lieber einen Engel wünschte. Der Maler zeigte mit ein paar flüchtigen Pinselstrichen, wie das die Komposition verändern würde. Die Datierung ist klar Rokoko, aufgrund der eher niedrigen Perücke der Hauptperson, des aufgestellten Rocks und der bewegten Haltung der Personen um die Mitte des 18. Jahrhunderts. Danach - so um 1760 - wird es recht schnell klassiszistisch und steifer.

Was sehen wir? Die Hauptperson wird als Königin definiert, sie trägt einen Nerzmantel und eine Krone. Hinter ihr ragt ein dicker Baum empor, an dem ein überdimensioniertes Astloch auffällt. Die Dame ist klar entzückt über das, was ihr auf der rechten Seite verkündet wird: In den Wolken schwebt eine Dreieinigkeit mit Flammenherzen, aus dem ein Strahl zu den Personen auf dem Boden weist. Der alte Herr steht gemeinhin als Allegorie für Moses und das alte Testament, was mit der Schriftrolle zudem verdeutlicht wird. Der Herr mit dem Buch darunter... nun, das ist ein Jesuit, anhand der Kleidung und der Kopfbedeckung eindeutig identifizierbar. Zudem ist der Herr auch ein Hinweis auf die Datierung: 1775 wurden die Jesuiten in Österreicht verboten, und wären kaum mehr gemalt worden. Hinter der Frau links ist noch ein Mann mit Perücke, der einen länglichen, weissen Gegenstand in der Hand hält.

Zuerst einmal ist es eine typische Arbeit der Zeit: Das Helldunkel und die räumliche Wirkung kennt man in jener Zeit aus dem Umkreis von Franz Anton Maulbertsch, der in der Zeit um 1750 zu einem der führenden Maler Österreichs aufstieg. Dieser Umkreis war zudem berühmt für Ölskizzen und allegorische Darstellungen - wobei zu bedenken ist, dass die Anfertigung einer Ölskizze damals aufgrund der verwendeten Farben sicher kein Geschmier war, sondern ein eigenständiges Werk, das mit vergleichsweise hohen Kosten verbunden war (und wenn man nicht gerade bei der ersten Riege der Künstler des 18. Jahrhunderts einsteigt, kann man davon ausgehen, dass man heute nur noch einen Bruchteil dessen bezahlt, was die Gemälde den Auftraggebern gekostet haben, Kunst hin oder her).

Die Lösung ist aufgrund dieser Indizien gar nicht so schwer: Bei der Dame dürfte es sich um Maria Theresia handeln, die mit der sogenannten "pragmatischen Sanktion" als Frau die Erbfolge der Habsburger antreten konnte. Bis dahin waren nur männliche Nachkommen erbberechtigt, aber alle anderen Stammhalter waren gestorben, als Maria Theresia die Macht übernahm. Daraufhin begann 1740 der österreichische Erbfolgekrieg, und das Haus Habsburg verlor die deutsche Kaiserkrone an das Haus Wittelsbach. Maria Theresia blieb erst mal nur Erzherzogin von Österreich und Königin von Ungarn und Böhmen. Es dauerte bis 1748, bis sie sich wirklich auf dem Thron etabliert hatte, und allgemein als Erbin akzeptiert war. Davor hatte man den Krieg gegen sie natürlich auch juristisch und theologisch begründet, indem man ihr als Frau das Recht absprach, Stammhalterin des Hauses zu sein. Gerade Bayern und Franzosen, beide katholisch wie die Österreicher, taten sich mit solchen Argumenten hervor, als sie in den österreichischen Besitzungen einfielen.

Mit diesem Vorwissen ist es leicht, das Bild zu entschlüsseln. Dass wir es mit wirklich Maria-Theresia zu tun haben, zeigt ein Blick auf die Krone: Obwohl ihr Kopf geneigt ist, steht das Kreuz darauf senkrecht. Zusammen mit den Zacken geht man sicher nicht fehlt, an die ungarische Stephanskrone zu denken, die Maria-Theresia seit 1740 trug.



Auf der rechten Seite sehen wir demnach die Verkündigung ihres von Gott und der Religion sowie den beiden Testamenten abgeleiteten Rechts, diese Position einzunehmen. Die beiden Gestalten am Boden verweisen auf die entsprechenden Stellen, aus denen sich ihr Recht des Erbes und der Thronfolge ableiten lässt. Damit lässt sich auch der auffallende Baum im Hintergrund erklären: Auch wenn ein grosser Ast erkennbar abgebrochen ist, geht der Baumstamm stark und füllig weiter nach oben. Es ist eine Allegoerie des Hauses Habsburg, die zeigen soll: Es macht nichts, wenn der männliche Stamm weg ist, die Familie geht unverändert weiter. Den Mann im Hintergrund würde ich deshalb als ihren Vater Karl VI. vorstellen wollen, der in der Hand die Urkunde der pragmatischen Sanktion hält.

Nachdem von der deutschen Kaiserkrone in diesem Bild noch nichts zu sehen ist - später taucht sie durchaus liegend neben der Kaiserin auf -, und man sich nach 1748 in der Erbfolge sicher sein kann, ist das Bild recht leicht in die Phase des Erbfolgekrieges zwischen 1740 und 1748 zu datieren.

Ölskizze aus dem Umkreis von Maulbertsch, "Maria-Theresia wird von der Dreifaltigkeit und dem alten und neuen Testament in ihren Rechten als Erbin des Hauses Habsburg bestätigt", 1740-1750 - das dürfte vermutlich die richtige Interpretation sein. Die Interpretation mit dem losen Frauenzimmer gefällt mir natürlich trotzdem besser. Am besten aber gefällt mir, dass es so sagenhaft billig war - weil der Kunsthändler und andere potenzielle Käufer nicht in der Lage waren, es zu entschlüsseln, zu datieren und zuzuweisen. Peinlich, meine Herrschaften.

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Dienstag, 21. Dezember 2010

Nicht ganz 22 Zoll

Man müsste mal eine Serie machen: "Nicht ganz passende Verpackungen für Gemälde aus beliebten Auktions- und Kunsthandelshäusern". Das letzte Mal hatten wir eine Klobrillenverpackung, diesmal kommt noch mehr Unsauberes: 22 Zoll ist der Bildschirm gross gewesen, der früher im Packerl war.



Insofern ist es nicht schwer, das zu toppen, und die Ölskizze aus dem österreichischen Rokoko - zu mehr reicht meine kleine Barschaft im Moment nicht - ist tatsächlich auch hübscher, als nach dem Bild im Katalog zu erwarten war. Gut restauriert, immer noch nach Firnis riechend, und durchaus gekonnt in der Abstimmung von Hell und Dunkel.



Nur etwas besser schreiben hätte der Künstler sollen. Jetzt sitze ich also da und versuche, das Datum zu entziffern. 1791 kann es nicht sein, das wäre viel zu spät angesichts des Stils der Kleidung; das geht eher in Richtung 1750.



Auch eine Art, seine Nachmittage herumzubringen: Karton entsorgen, mit der Lupe über Bildern hängen, recherchieren und nichts finden. Wenn die Flohmärkte noch oft so verwaist sind, wegen Eis und Schnee, bleibt mir auch wenig anderes übrig. Noch schlimmer als die Verpackung ist übrigens das Warten auf den Postboten.

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Donnerstag, 16. Dezember 2010

Mysterien des Kunstmarkts - enttarnt!

Man sollte ja glauben, dass der Versand von bildender Kunst durch die kleinen Putti von Apoll, Muse & Nachf. besorgt wird, die das in Wattewolken verpackte Stück sanft über den Himmel flattern, während sie Rilkegedichte zitieren und in den Pausen den FAZ-Kunstmarkt lesen - ist aber nicht so. Es erscheint der handelsübliche Postbote mit einem Paket. Und sagt, dass es ihm mit dem Schnee reicht.

Aber vielleicht ist wenigstens die Verpackung den hohen Ansprüchen genügend, die das Kunsthandelshaus in Schwaben stolz in seinen Prospekten und Auktionskatalogen zur Schau trägt? Nun -



nicht ganz. Eher schwäbisch-sparsam denn künstlerisch bedeutend. Aber der Inhalt - oder besser, die im Inhalt abgebildete Dame - war sicher auch nicht gerade eine Verschwenderin. Biedermeier halt. Da hat man nichts weggeworfen.



Mein eigenes Nikolausgeschenk - obwohl kein Christ, ist mir doch jede Ausrede wohlfeil - hat lang gebraucht; die beiden grösseren Dinge schaffen es hoffentlich bis nächste Woche zu mir. Worin sie wohl verpackt sein werden? Kartons von einem Partygrill? Reste einer Familienration Billignudeln? Man wird es sehen. An den Preisen kann es aber nicht liegen.

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