Donnerstag, 2. Dezember 2004
Zukunft und Existenz (rosa)
in Staub und Dreck (grau), weggeworfen vor dunkler Kaschemme (blau-braun).

Gruppen von 10 Personen für 10 Euro pro Tag. Ohne versteckte Gebühren coacht da jemand Business Pläne, Buchhaltung und Geschäftsideen, der für 100 Euro am Tag arbeitet (abzüglich aller entstehenden Kosten, Miete, Steuern, Abgaben, Versicherung). Er verteilt sein Promomaterial von der Seriosität eines Gebrauchtwagenhändlers in einer Gegend, die mit Unternehmertum nicht viel anfangen kann, denn entweder war man hier Arbeiter oder arbeitslos oder macht heute, wenn man unter 40 ist, ein Projekt. Anders gesagt, irgendwo gibt es ein Amt, eine Einrichtung, die das nutzlose Unterfangen fördert. In drei Tagen vom Anfänger zum Unternehmer.
Wenn die drei Tage wider Erwarten doch nicht reichen sollte, gibt es weiterführende Beratung und Coaching; vielleicht auch Tips für die Gestaltung von Briefpapier und, später mal, Schuldendienst.
Immerhin, man sollte nicht zu anspruchsvoll sein. Würde man den Zettel nicht wegwerfen und darauf rumtreten, würde man das Angebot annehmen, hätte man durchschnittlich 3 Tage mehr Erfahrung als der durchschnittliche New-Economy-Gründer, der beim Business-Plan-Wettbewerb nur die Parties mitgenommen hat, und keinen Cent für den Caipi zahlen musste.

Gruppen von 10 Personen für 10 Euro pro Tag. Ohne versteckte Gebühren coacht da jemand Business Pläne, Buchhaltung und Geschäftsideen, der für 100 Euro am Tag arbeitet (abzüglich aller entstehenden Kosten, Miete, Steuern, Abgaben, Versicherung). Er verteilt sein Promomaterial von der Seriosität eines Gebrauchtwagenhändlers in einer Gegend, die mit Unternehmertum nicht viel anfangen kann, denn entweder war man hier Arbeiter oder arbeitslos oder macht heute, wenn man unter 40 ist, ein Projekt. Anders gesagt, irgendwo gibt es ein Amt, eine Einrichtung, die das nutzlose Unterfangen fördert. In drei Tagen vom Anfänger zum Unternehmer.
Wenn die drei Tage wider Erwarten doch nicht reichen sollte, gibt es weiterführende Beratung und Coaching; vielleicht auch Tips für die Gestaltung von Briefpapier und, später mal, Schuldendienst.
Immerhin, man sollte nicht zu anspruchsvoll sein. Würde man den Zettel nicht wegwerfen und darauf rumtreten, würde man das Angebot annehmen, hätte man durchschnittlich 3 Tage mehr Erfahrung als der durchschnittliche New-Economy-Gründer, der beim Business-Plan-Wettbewerb nur die Parties mitgenommen hat, und keinen Cent für den Caipi zahlen musste.
donalphons, 16:15h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Dienstag, 30. November 2004
Angedisst
schaut die Frau im 60ies-Comic-Style auf dem Plakat. Vielleicht sind es die schreinenden Farben, die ihr die Netzhaut versengt haben, vermutlich aber der Umstand, dass sie "endlich in Berlin" ist, in einer Stadt, deren letztes gutes Ende in den letzten Tages des April 1945 festzusetzen ist.

Mit Bademantel und Handtuch läuft sie inmitten einer der typischen architektonischen Landschaftsbrachen Werbung für die Hotelüberkapazitäten. Für einen Preis, den man in München für ein Gasthofzimmer im Speckgürtel zahlen würde, bekommt man hier eine Suite für 2 mit Blick auf ein paar Schrumpfhochhäuser und Verwaltungsangestelltenverwahrungsanstalten. Schlecht für den Sex, so eine Aussicht. Vermutlich paaren sich hier nur Verwaltungsangestellte.
Nachtrag für Walter Serners letzte Lockerung: "Kommst Du in eine Stadt, in der die Suiten am Platze weniger als 100 Euro kosten, reise sofort wieder ab. Niemand hat hier das Geld, das Du Dir von ihnen erhoffst".

Mit Bademantel und Handtuch läuft sie inmitten einer der typischen architektonischen Landschaftsbrachen Werbung für die Hotelüberkapazitäten. Für einen Preis, den man in München für ein Gasthofzimmer im Speckgürtel zahlen würde, bekommt man hier eine Suite für 2 mit Blick auf ein paar Schrumpfhochhäuser und Verwaltungsangestelltenverwahrungsanstalten. Schlecht für den Sex, so eine Aussicht. Vermutlich paaren sich hier nur Verwaltungsangestellte.
Nachtrag für Walter Serners letzte Lockerung: "Kommst Du in eine Stadt, in der die Suiten am Platze weniger als 100 Euro kosten, reise sofort wieder ab. Niemand hat hier das Geld, das Du Dir von ihnen erhoffst".
donalphons, 21:49h
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Sonntag, 28. November 2004
Abrissobjekte
an der Topographie des Scheiterns. Das da kommt morgen weg, weil zu teuer und überhaupt, und dann kommt was Neues.

Aber die Häppchen beim Symposion 1+2 für das Nachfolgegebäude waren gut. Was in der Reichshauptstadt-Nachfolgestadt Berlin bekanntlich das einzig wichtige Kriterium ist. Mit einem Denkmal die doppelten Portionen an Essen und Awareness und 150% Redensteigerung für die Gedenker in Amateur- und Profiliga und ihre Unterstützer in Politik und Gesellschaft - das nenne ich Performance. Das macht Berlin keiner so schnell nach.

Aber die Häppchen beim Symposion 1+2 für das Nachfolgegebäude waren gut. Was in der Reichshauptstadt-Nachfolgestadt Berlin bekanntlich das einzig wichtige Kriterium ist. Mit einem Denkmal die doppelten Portionen an Essen und Awareness und 150% Redensteigerung für die Gedenker in Amateur- und Profiliga und ihre Unterstützer in Politik und Gesellschaft - das nenne ich Performance. Das macht Berlin keiner so schnell nach.
donalphons, 19:33h
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Samstag, 27. November 2004
500 Kilometer trockene Strasse
auf dem Weg in die Nordost-Molochei. 30 Kilometer davor begann der Regen, der dann bis zum Ziel locker durchhielt.

Will sagen, es ist nicht überall so scheusslich, glitschig und schmierig wie hier. Berlin muss nicht sein, es könnte auch verschwinden, niemand würde es vermissen. Das Slum stinkt wie immer, nur kälter. Dafür ist es wenigstens das richtige Wetter für ein Bild vom Abbau Mitte: Das letzte Photo von den intakten Treppentürmen an der "Topographie des Terrors" gibt es morgen auf dieser Site.

Will sagen, es ist nicht überall so scheusslich, glitschig und schmierig wie hier. Berlin muss nicht sein, es könnte auch verschwinden, niemand würde es vermissen. Das Slum stinkt wie immer, nur kälter. Dafür ist es wenigstens das richtige Wetter für ein Bild vom Abbau Mitte: Das letzte Photo von den intakten Treppentürmen an der "Topographie des Terrors" gibt es morgen auf dieser Site.
donalphons, 17:34h
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Sonntag, 21. November 2004
Kunst für Aufsteiger
Dass sich dieses Kunstwerk nicht in Berlin, Köln, Hamburg, München oder Düsseldorf findet, wo die Prediger des schnellen Geschäfts, der hohen Zuwachsraten und der Spitzenposition geifern; und auch nicht in Frankfurt, wo es mit den Highflyern zu den Stars des Börsenhimmels geht; dass das hier also in einer Altstadtgalerie der Provinzstadt steht, hat einen gewissen, seltsamen Beigeschmack.

Denn hier ist es eine Tugend, auf dem Boden der Tatsachen zu bleiben. Wer durch die Decke geht, riskiert seinen Ruf als ernstzunehmender Geschäftsmann. Konsequenterweise zieht es die selbsternannten Raketenmänner der Provinz nach München, oder genauer: Die einzigartige Munich Area. Die Haffas von EM.TV stammen aus einem Kaff, nur 25 Kilometer südlich von hier. Auch die Elite-Studenten fliegen nach dem Studium aus, und weil sie sich inzwischen an die bayerische Lebensart, die Schönheit der Landschaft und die wirtschaftliche Prosperität gewöhnt haben, ist auch für sie die Munich Area das erste Ziel. In einer Zeit, als Institute noch meinten, mit ihrer exorbitant hohen Gründerquote protzen zu müssen, wurden hier die Boden-Boden-Raketen für die Area entwickelt: In Rekordzeit zum mattschimmernden, dunklen Anzugträger, und dann abgefeuert in den New Economy Kriegsschauplatz, um es mit den CRM- und CMS-Sprengköpfen den alten Schweinen des produzierenden Gewerbes zu zeigen, und sie mit dem Data Mining auch noch in ihren Bunkern zum zerschmelzen zu bringen.
Das klingt heute alles etwas seltsam, strange, aber es gab 1999 tatsächlich ein paar Philantropen, die angesichts der globalisierten, virtuellen Räume sorgenvoll nachdachten, was man denn mit dem nicht E-kommerziellen Wirtschaftszweigen machen sollte. Nicht alle würde man zum Webdesigner oder Content Manager umschulen können. Zum Beispiel: Was wird aus den Bäckermeistern, wenn wir alle unser Brot aus grossen Fabriken im Netz bestellen? Auch Zukunftsberufe gerieten in Gefahr - was wird aus den Radiomoderatoren, wenn wir alle nur noch Streams mit Audio on Demand und Personal Profiling hören? Vielleicht Berater des CEOs, wie man mit fester Stimme die Powerpoint macht?
Den Aufsteigern, den living Baseheads, den tradenuclear Weapons war das egal. Man hatte die Börse im Sturm genommen, der Rest war ein Spaziergang, es ging nur noch ans Plündern, bei einem Nemax von 6000 war die Party gelaufen, und die meisten jubelten ihnen zu, wenn sie die aus dem Intranet Abteilungen bei Daimler-Chrysler und Siemens mit ihren E-Strategien und .Com-Trainings rockten. Wer nicht wollte, konnte sich verpissen. It´s looooooooting time, brüllte mal jemand am Buffet, eigentlich nur zum Spass, und alle verstanden es und kamen angerannt - und der, der da gerufen hatte; das war ich.
Diese Jungs von damals hätten sich diese leicht verständliche, auf sich anwendbare Kunst sicher gern gemocht. Sie ist heroisch und gleichzeitig verspielt, raumgreifend, eingangshallenkompatibel, und für die Putzfrau sehr viel pflegeleichter als so verhungerte Typen von dem Tschackametti oder wie der heisst. Sie sagt alles über ihre Ansprüche, vielleicht hätte jeder Gründer noch ein Namensschild auf einer Rakete bekommen, und jede Niederlassung in London, NY, SF, Shanghai, Kuala Lumpur und Johannesburg hätte einem Sternbild entsprochen.
Jetzt treiben die Helden von früher treiben als ausgebrannte Trümmer durch das eisige Nachfrage-Nichts des OpenBC-Spaces, und dieses Objekt steht in einer Galerie in der Provinz. Nicht mehr lang, vermutlich. Denn etwas südlich von hier, in einem Wald in der Ebene, ist ein flaches, unauffälliges Werk, in dem an Raketen, Satteliten und milliardenschweren Rüstungsprojekten gebaut wird. Sehr bodenständig, mit geringen Wachstumsraten, aber enormen Gewinnen. Die haben auch einen Etat für Kulturankäufe; die nehmen das ganz sicher.
Und bei denen passt es auch.

Denn hier ist es eine Tugend, auf dem Boden der Tatsachen zu bleiben. Wer durch die Decke geht, riskiert seinen Ruf als ernstzunehmender Geschäftsmann. Konsequenterweise zieht es die selbsternannten Raketenmänner der Provinz nach München, oder genauer: Die einzigartige Munich Area. Die Haffas von EM.TV stammen aus einem Kaff, nur 25 Kilometer südlich von hier. Auch die Elite-Studenten fliegen nach dem Studium aus, und weil sie sich inzwischen an die bayerische Lebensart, die Schönheit der Landschaft und die wirtschaftliche Prosperität gewöhnt haben, ist auch für sie die Munich Area das erste Ziel. In einer Zeit, als Institute noch meinten, mit ihrer exorbitant hohen Gründerquote protzen zu müssen, wurden hier die Boden-Boden-Raketen für die Area entwickelt: In Rekordzeit zum mattschimmernden, dunklen Anzugträger, und dann abgefeuert in den New Economy Kriegsschauplatz, um es mit den CRM- und CMS-Sprengköpfen den alten Schweinen des produzierenden Gewerbes zu zeigen, und sie mit dem Data Mining auch noch in ihren Bunkern zum zerschmelzen zu bringen.
Das klingt heute alles etwas seltsam, strange, aber es gab 1999 tatsächlich ein paar Philantropen, die angesichts der globalisierten, virtuellen Räume sorgenvoll nachdachten, was man denn mit dem nicht E-kommerziellen Wirtschaftszweigen machen sollte. Nicht alle würde man zum Webdesigner oder Content Manager umschulen können. Zum Beispiel: Was wird aus den Bäckermeistern, wenn wir alle unser Brot aus grossen Fabriken im Netz bestellen? Auch Zukunftsberufe gerieten in Gefahr - was wird aus den Radiomoderatoren, wenn wir alle nur noch Streams mit Audio on Demand und Personal Profiling hören? Vielleicht Berater des CEOs, wie man mit fester Stimme die Powerpoint macht?
Den Aufsteigern, den living Baseheads, den tradenuclear Weapons war das egal. Man hatte die Börse im Sturm genommen, der Rest war ein Spaziergang, es ging nur noch ans Plündern, bei einem Nemax von 6000 war die Party gelaufen, und die meisten jubelten ihnen zu, wenn sie die aus dem Intranet Abteilungen bei Daimler-Chrysler und Siemens mit ihren E-Strategien und .Com-Trainings rockten. Wer nicht wollte, konnte sich verpissen. It´s looooooooting time, brüllte mal jemand am Buffet, eigentlich nur zum Spass, und alle verstanden es und kamen angerannt - und der, der da gerufen hatte; das war ich.
Diese Jungs von damals hätten sich diese leicht verständliche, auf sich anwendbare Kunst sicher gern gemocht. Sie ist heroisch und gleichzeitig verspielt, raumgreifend, eingangshallenkompatibel, und für die Putzfrau sehr viel pflegeleichter als so verhungerte Typen von dem Tschackametti oder wie der heisst. Sie sagt alles über ihre Ansprüche, vielleicht hätte jeder Gründer noch ein Namensschild auf einer Rakete bekommen, und jede Niederlassung in London, NY, SF, Shanghai, Kuala Lumpur und Johannesburg hätte einem Sternbild entsprochen.
Jetzt treiben die Helden von früher treiben als ausgebrannte Trümmer durch das eisige Nachfrage-Nichts des OpenBC-Spaces, und dieses Objekt steht in einer Galerie in der Provinz. Nicht mehr lang, vermutlich. Denn etwas südlich von hier, in einem Wald in der Ebene, ist ein flaches, unauffälliges Werk, in dem an Raketen, Satteliten und milliardenschweren Rüstungsprojekten gebaut wird. Sehr bodenständig, mit geringen Wachstumsraten, aber enormen Gewinnen. Die haben auch einen Etat für Kulturankäufe; die nehmen das ganz sicher.
Und bei denen passt es auch.
donalphons, 20:51h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Dienstag, 16. November 2004
Eine Stunde
dauert es, wenn man auf der Autobahn von München an die Donau fährt, eingekeilt zwischen den üblichen Rasern in ihren dunkelgrauen BWM, der Landbevölkerung in den Mercedes-Limousinen und den rot/violett/mettalicblauen Kleinwägen ihres Nachwuchses, der tiefergelegt und verspoilert daran arbeitet, dass die ländliche Geburtenrate und in der Folge das Wahlvolk der CSU nicht unbegrenzt anwächst. Der Weg führt in ein paar Kilometern Entfernung vorbei an den sauber geputzten Trümmerfeldern der Hightech-Offensive, Gate Garching, Kirch, Siemens Center of E-Excellence, Martinsried, all diese Retortengeschwüre aus Glas und Beton, die die örtliche Bauwirtschaft reich und die Staatskassen arm gemacht haben. Dahinter, nach der ersten Hügelkette, wird Bayern wieder so, wie es eigentlich ist.

Schön nämlich. Besonders an einem Tag, an dem der Rest von Deutschland unter grauen Wolken liegt. Bayern hat den Föhn, und der putzt den Himmel bis an die Donau strahlend blau. Man kann blind auf der Autobahn weiterrasen, man kann aber auch runter und durch Dörfer fahren, in denen jedes Haus geputzt und bewohnt ist. Trümmerfelder wie im Osten wird man vergeblich suchen. Es gibt trotz Flurbereinigung noch viele Hecken, krumme Wege, schiefe Zäune und, hier und da, auch noch verwilderte Obstgärten im Grund von Tälern, in die nie ein Tourist kommt. Warum auch. Schweitenkirchen ist bestenfalls als Standort einer Grossraum-Disco bekannt, die das Umland mit DJs aus der Region namens Mike oder the Bull und Sekt von 10 bis 1 für die Damen gratis bedröhnt. Wer sich dort die Rübe zuknallt und am Ende doch keine Frau abkriegt, wird die Schönheit der sanft geschwungenen Landschaft kaum wahr nehmen.
Diese und andere Hügel, zwischen denen ich fast mein gesamtes Leben verbacht habe, sind das, was mir im Norden und Osten so fehlt. Nichts ist gerade, alles ist gebogen, unregelmässig, mäanernd-abschweifend, so wie die Leute, die einen mit einer doppelten Verneinung eine einfache Verneining mitteilen, etwa so: Des hob i no nie ned gheart - Das habe ich noch niemals nicht gehört. Das bekommt man zu hören, wenn man hier über so ziemlich alles spricht, über das es in diesem Blog sonst geht. Vor 5 Jahren, etwa zur gleichen Zeit, hatte eine Agentur mit Grosskunden wie Microsoft ganz hier in der Nähe auf einem Schloss eine Tagung abgehalten. Thema in etwa: Wie geht die New Economy nach dem Endsieg in drei Jahren mit den rauchenden Trümmern der nicht virtuellen Wirtschaft um. Man stand an den Fenstern auf dem Feldherrnhügel, blickte hinaus in diese Landschaft der Unwissenden, die nicht ahnten, was da im Schloss geplant wurde. Dieses Landvolk da unten mit seinen Viechern und den blumenbehängten Wagenrädern, oder den Wappen haltenden Löwen an der Einfahrt, das alles war Geschichte; kleine, zurückgebliebene Widerstandsnester, während global jetzt schon ein ganz anderer Takt vorgegeben wurde.
Die meisten im Schloss kamen aus der Stadt, und oft auch nicht aus Bayern. Ich sagte ihnen, dass es vielleicht doch nicht so einfach werden würde, dass das hier nicht die letzten Reste sind, sondern immer noch de Mehrarn, die Mehrheit, die ganz ganz grosse Mehrheit. Ich sagte, dass ich von hier komme, trotz der etwas angefremdeten Blicke, und ich erzählte ihnen vom Leben meiner Verwandten; von meinem Dad, dessen Typ eine Art Idealkunde in ihren Powerpoints war und der schlichtweg zu faul ist, sich mit einem technischen Gerät mit mehr als 3 Knöpfen auseinanderzusetzen. Worauf ein Ministeriumsvertreter sagte, der virtuelle Marktplatz Bayern werde auch das rapide ändern. Sie würden ja wollen, nur könnten sie noch nicht, aber die bayerische Staatsregierung würde auch das schaffen. Keiner von diesen schlichten, zum Aussterben oder Anpassen verdammten Gemüter war auf der Tagung, keiner im Dorf interessierte sich für den Auftrieb im Schloss, denn so Autos wie die da hat der hiesige Bauer auch; es sah auch nicht anders aus als bei einer Bauernhochzeit.

Ich habe gestern, mit den Umwegen über die Dörfer, drei Stunden gebraucht, und Bilder gemacht. Nichts hat sich verändert. Gestern Abend habe ich dann mal eine Stichprobe aus einem alten Verteiler mit Mails beschickt. Von 20 Mails kamen 16 zurück. Zwei von drei Mails, die an staatliche Stellen gingen, scheinen angekommen zu sein. Vielleicht, weil die Empfänger zwar wie die Typen in dem Schloss redeten, aber in Wirklichkeit ebenso apathisch wie die Kühe bei Schweitenkirchen sind. Was nicht das Schlechteste ist.

Schön nämlich. Besonders an einem Tag, an dem der Rest von Deutschland unter grauen Wolken liegt. Bayern hat den Föhn, und der putzt den Himmel bis an die Donau strahlend blau. Man kann blind auf der Autobahn weiterrasen, man kann aber auch runter und durch Dörfer fahren, in denen jedes Haus geputzt und bewohnt ist. Trümmerfelder wie im Osten wird man vergeblich suchen. Es gibt trotz Flurbereinigung noch viele Hecken, krumme Wege, schiefe Zäune und, hier und da, auch noch verwilderte Obstgärten im Grund von Tälern, in die nie ein Tourist kommt. Warum auch. Schweitenkirchen ist bestenfalls als Standort einer Grossraum-Disco bekannt, die das Umland mit DJs aus der Region namens Mike oder the Bull und Sekt von 10 bis 1 für die Damen gratis bedröhnt. Wer sich dort die Rübe zuknallt und am Ende doch keine Frau abkriegt, wird die Schönheit der sanft geschwungenen Landschaft kaum wahr nehmen.
Diese und andere Hügel, zwischen denen ich fast mein gesamtes Leben verbacht habe, sind das, was mir im Norden und Osten so fehlt. Nichts ist gerade, alles ist gebogen, unregelmässig, mäanernd-abschweifend, so wie die Leute, die einen mit einer doppelten Verneinung eine einfache Verneining mitteilen, etwa so: Des hob i no nie ned gheart - Das habe ich noch niemals nicht gehört. Das bekommt man zu hören, wenn man hier über so ziemlich alles spricht, über das es in diesem Blog sonst geht. Vor 5 Jahren, etwa zur gleichen Zeit, hatte eine Agentur mit Grosskunden wie Microsoft ganz hier in der Nähe auf einem Schloss eine Tagung abgehalten. Thema in etwa: Wie geht die New Economy nach dem Endsieg in drei Jahren mit den rauchenden Trümmern der nicht virtuellen Wirtschaft um. Man stand an den Fenstern auf dem Feldherrnhügel, blickte hinaus in diese Landschaft der Unwissenden, die nicht ahnten, was da im Schloss geplant wurde. Dieses Landvolk da unten mit seinen Viechern und den blumenbehängten Wagenrädern, oder den Wappen haltenden Löwen an der Einfahrt, das alles war Geschichte; kleine, zurückgebliebene Widerstandsnester, während global jetzt schon ein ganz anderer Takt vorgegeben wurde.
Die meisten im Schloss kamen aus der Stadt, und oft auch nicht aus Bayern. Ich sagte ihnen, dass es vielleicht doch nicht so einfach werden würde, dass das hier nicht die letzten Reste sind, sondern immer noch de Mehrarn, die Mehrheit, die ganz ganz grosse Mehrheit. Ich sagte, dass ich von hier komme, trotz der etwas angefremdeten Blicke, und ich erzählte ihnen vom Leben meiner Verwandten; von meinem Dad, dessen Typ eine Art Idealkunde in ihren Powerpoints war und der schlichtweg zu faul ist, sich mit einem technischen Gerät mit mehr als 3 Knöpfen auseinanderzusetzen. Worauf ein Ministeriumsvertreter sagte, der virtuelle Marktplatz Bayern werde auch das rapide ändern. Sie würden ja wollen, nur könnten sie noch nicht, aber die bayerische Staatsregierung würde auch das schaffen. Keiner von diesen schlichten, zum Aussterben oder Anpassen verdammten Gemüter war auf der Tagung, keiner im Dorf interessierte sich für den Auftrieb im Schloss, denn so Autos wie die da hat der hiesige Bauer auch; es sah auch nicht anders aus als bei einer Bauernhochzeit.

Ich habe gestern, mit den Umwegen über die Dörfer, drei Stunden gebraucht, und Bilder gemacht. Nichts hat sich verändert. Gestern Abend habe ich dann mal eine Stichprobe aus einem alten Verteiler mit Mails beschickt. Von 20 Mails kamen 16 zurück. Zwei von drei Mails, die an staatliche Stellen gingen, scheinen angekommen zu sein. Vielleicht, weil die Empfänger zwar wie die Typen in dem Schloss redeten, aber in Wirklichkeit ebenso apathisch wie die Kühe bei Schweitenkirchen sind. Was nicht das Schlechteste ist.
donalphons, 16:40h
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Montag, 15. November 2004
Trembling Boom Town Season Greetings
Es ist Herbst, und die Kastanienblätter fallen sacht auf den Vintage-Sportwagen. Die Abendsonne gleisst am Fernsehturm, und die blaue Cantina hinten hat geschlossen, wohl schon etwas länger, denn eine Glasscheibe ist zerbrochen, ohne dass sich jemand darum kümmern würde.

Der leichte Abendwind weht eine Sonntags-FAZ vorbei, und ein Teil des Komplexes ist zu vermieten, denn ein neues, optimistisches IT-Unternehmen hat sich gerade verabschiedet, ohne eine Nachfolgeadresse zu hinterlassen.

Der leichte Abendwind weht eine Sonntags-FAZ vorbei, und ein Teil des Komplexes ist zu vermieten, denn ein neues, optimistisches IT-Unternehmen hat sich gerade verabschiedet, ohne eine Nachfolgeadresse zu hinterlassen.
donalphons, 10:07h
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Samstag, 13. November 2004
Galerie-Rotation
Der dritte Versuch. Seitdem die Strasse runter die Kulturvolks-Abspeisung "Pinakothek der Moderne" eröffnet hat, glauben manche an einen Markt für moderne Kunst. Nun ist es aber so, dass es in dem Museum auch sehr viel Architektur, Design und Graphik vergangener Jahrhunderte gezeigt wird, und grosse Teile des Gebäudes inzwischen eher Produktpräsentationen denn der Kunst dienen. Das wollen manche Galeristen nicht wahr haben, und drängen sich mit neuen, international eingekauften Bildern zwischen die traditionellen Antiquitätenhändler. Manchmal können sie auch mehr zahlen, und bekommen deren Räume. Das Premiumsegment hat ja immer noch Geld, heisst es, und die einschlägigen Magazine empfehlen Kunst als Wertanlage.

Inzwischen gibt es aber eine gewisse Marktsättigung. Die Anzahl der Markteintritte und Austritte, des Aufbruchs und der Auflösung, der Hoffnung und der Verzweiflung ist ungefähr gleich. Allerdings hat sich der Zeitabstand zwischen den beiden Polen enorm beschleunigt.
Vielleicht klappt es ja trotzdem. Vielleicht wollen Kunden Bilder von Menschen am Strand. Das ist sehr unaufgeregt, gefällig, und wie man sieht, braucht man nur drei Bilder, um die Wände einigermassen zu füllen. Dann noch ein paar Bildbände, und das Loft ist komplett, könnten sich manche denken. Vielleicht. Vielleicht nehmen sie aber doch lieber das Poster mit der Photographie eines BMW-Rennwagens aus den 50ern in einem sehr teuren Rahmen aus dem Museumsshop. Die meisten, die ich hier, in diesem High-Potential-Viertel kennen gelernt habe, würden wahrscheinlich das Poster nehmen, selbst wenn das Gemälde billiger wäre.

Inzwischen gibt es aber eine gewisse Marktsättigung. Die Anzahl der Markteintritte und Austritte, des Aufbruchs und der Auflösung, der Hoffnung und der Verzweiflung ist ungefähr gleich. Allerdings hat sich der Zeitabstand zwischen den beiden Polen enorm beschleunigt.
Vielleicht klappt es ja trotzdem. Vielleicht wollen Kunden Bilder von Menschen am Strand. Das ist sehr unaufgeregt, gefällig, und wie man sieht, braucht man nur drei Bilder, um die Wände einigermassen zu füllen. Dann noch ein paar Bildbände, und das Loft ist komplett, könnten sich manche denken. Vielleicht. Vielleicht nehmen sie aber doch lieber das Poster mit der Photographie eines BMW-Rennwagens aus den 50ern in einem sehr teuren Rahmen aus dem Museumsshop. Die meisten, die ich hier, in diesem High-Potential-Viertel kennen gelernt habe, würden wahrscheinlich das Poster nehmen, selbst wenn das Gemälde billiger wäre.
donalphons, 11:57h
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Freitag, 12. November 2004
Kokain
im Musikantenstadel, grölt es aus der Boulevard-Gosse, und sorgt schon nach den ersten Metern zu meiner Wohnung dafür, dass ich die Munich Area mit ihren Core Assets - Schunkeln und Rübe zuknallen bis zur Besinnungslosigkeit oder Start-Up-Gründung - so wiederfinde, wie ich sie vor sechs Wochen verlassen habe. Der gemeine Münchner nimmt natürlich kein Kokain und kann sich hübsche Illusionen machen über die, die es angeblich konsumieren. Diese Jet-Set-Leute, die in dieser Stadt tatsächlich durch die Strassen laufen, vom Büro Richtung Cafe, das Senta Bergers Mann gehört. Einer der mittleren Hauptverantwortlichen für Alando/später Ebay kam mir auch gleich danach entgegen, schnell, hektisch, abgespannt. Die Geschäfte laufen nicht mehr so gut, zumindest nicht so gut wie 99, als jemand aus dieser Szene die Rendite der Drogenmafia als lächerlich gering bezeichnete.
Im Umkehrschluss: Wer dabei war, konnte sich schnell überproportional viel Koks leisten. Brauchten manche auch. Als Ansporn bei der Powerpoint, als Prise Selbstbewusstsein und Extraladung Personality. Auch als Überzeugungkraft, wenn es um den Endkampf um die Weltmarktführerschaft ging. Und auch mal zwischendrin, einfach nur so. Es gab welche, die das wirklich unter Kontrolle hatten, aber nach einer Weile, wenn man viel mit den Typen zusammen ist, merkt man das. Es sind nur kleine Zeichen, Mentalitätsschwankungen, und wenn so ein Typ dann vor die Worker tritt und die Leute mitreisst, obwohl innen drin alles längst morsch und verfault ist, das Geschäftsmodell, die Bilanzen, sein Gehirn, dann begreift man, dass man sich schleunigst nach dem Rettungsboot umschauen sollte.
Es ist teuer, es ist illegal und das war lange Zeit scheissegal, weil sowieso alles eher ungesund war, der Alkohol wie das komische Essen auf den Events, nach 5 Tagen Fingerfood wissen die meisten sowieso nicht mehr, was sie da durch welches Körperloch in sich aufnehmen, und nein, es war keine geile Zeit, nichts Roaring 1999, es war einfach und zuviel Koks und Unerfahrenheit im Praktikantenstadl, es war schmerzhaft dumm, peinlich, und es gibt gute Gründe, warum man bei OpenBC nicht über die Zeit spricht.

Könnte ja das Selbstbewusstsein trüben, und das darf nicht passieren, wenn man in diesen Räumen da oben nochmal das ganz grosse Rad drehen will. Und das pulvrige, weisse Antidot gegen Selbstzweifel ist im Moment einfach zu teuer, sagt man. Also, hat man von dem einem gehört, der den anderen kennt, der wiederum mit der Dingsda zu tun hat, und bei der sagt man ja...
Im Umkehrschluss: Wer dabei war, konnte sich schnell überproportional viel Koks leisten. Brauchten manche auch. Als Ansporn bei der Powerpoint, als Prise Selbstbewusstsein und Extraladung Personality. Auch als Überzeugungkraft, wenn es um den Endkampf um die Weltmarktführerschaft ging. Und auch mal zwischendrin, einfach nur so. Es gab welche, die das wirklich unter Kontrolle hatten, aber nach einer Weile, wenn man viel mit den Typen zusammen ist, merkt man das. Es sind nur kleine Zeichen, Mentalitätsschwankungen, und wenn so ein Typ dann vor die Worker tritt und die Leute mitreisst, obwohl innen drin alles längst morsch und verfault ist, das Geschäftsmodell, die Bilanzen, sein Gehirn, dann begreift man, dass man sich schleunigst nach dem Rettungsboot umschauen sollte.
Es ist teuer, es ist illegal und das war lange Zeit scheissegal, weil sowieso alles eher ungesund war, der Alkohol wie das komische Essen auf den Events, nach 5 Tagen Fingerfood wissen die meisten sowieso nicht mehr, was sie da durch welches Körperloch in sich aufnehmen, und nein, es war keine geile Zeit, nichts Roaring 1999, es war einfach und zuviel Koks und Unerfahrenheit im Praktikantenstadl, es war schmerzhaft dumm, peinlich, und es gibt gute Gründe, warum man bei OpenBC nicht über die Zeit spricht.

Könnte ja das Selbstbewusstsein trüben, und das darf nicht passieren, wenn man in diesen Räumen da oben nochmal das ganz grosse Rad drehen will. Und das pulvrige, weisse Antidot gegen Selbstzweifel ist im Moment einfach zu teuer, sagt man. Also, hat man von dem einem gehört, der den anderen kennt, der wiederum mit der Dingsda zu tun hat, und bei der sagt man ja...
donalphons, 19:35h
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Montag, 8. November 2004
Überleben in der Etappe
Krise? Welche Krise? Es gibt doch Aufträge und Beschäftigte satt, in den neuen Medien.
Ein Beispiel aus der aktuellen Munich Area. Projekt A. hat eine funktionierende Website. Die Organisation B., die im Bereich Ausbildung ein stark engangiert ist, beschliesst, dass das Projekt A. endlich mal einen moderneren Auftritt braucht; der letzte Relaunch ist schon über ein Jahr her. Den Auftrag erhält eine Firma C., die ziemlich neu ist, und deren Referenzen nicht wirklich mit den Angaben der - wenig aussagekräftigen - Kunden übereinstimmen.
Aber die Namen der Ausführenden, die stimmen mit Einigem überein. Da gibt es noch ein anderes Projekt der Organisation B., das gewisse Probleme hat. Hohe Kosten, hoher Personalbedarf, hochgezogen im Hype, und jetzt Ausbildungsstelle für zukünftige Arbeitslose. Will sagen, der Staat investiert einen fünfstelligen Betrag in junge Leute, die danach von diesem Beruf weggeschult werden müssen.
Es sei denn, die jungen Leute gründen eine Firma, die erfolgreich wird und Arbeitsplätze schafft und die man präsentieren kann, wenn der Staatsminister wissen will, wo die Privatisierungsmilliarden verschwunden sind. Die Firma wurde gegründet, sie bekam den Auftrag des Projekts A. über die Organisation B., und sie bekam sogar Räume in einem gigantischen Komplex vor der Stadt, das ebenfalls von einer Cousine der Organisation betreut wird, und das ansonsten leer stehen würde.
So gesehen, sind alle glücklich. Der Staatsminister, das Arbeitsamt, die Organisation B., ihre Cousine, das Projekt A. mit der neuen Website - und wenn die Firma C. mehr bekommen hätte als irgendwelche unvermittelbaren Räume eines Gründerzentrums, das ohne Mieter wegen dem Missamanagement inkompetenter, halböffentlicher Mediafacilitymanager eingestampft worden wäre, wenn sie die Website nicht als kostenfreies Prestigeprojekt gemacht hätten, um wenigstens einen Kunden zu haben, und wenn die Website dann auch noch trotz der miserablen Ausbildung durch überbezahlte Etappenhasen funktionieren würde, dann - dann wäre alles gut.
Aber von aussen betrachtet, passt es auch so. Merkt ja keiner.
Ein Beispiel aus der aktuellen Munich Area. Projekt A. hat eine funktionierende Website. Die Organisation B., die im Bereich Ausbildung ein stark engangiert ist, beschliesst, dass das Projekt A. endlich mal einen moderneren Auftritt braucht; der letzte Relaunch ist schon über ein Jahr her. Den Auftrag erhält eine Firma C., die ziemlich neu ist, und deren Referenzen nicht wirklich mit den Angaben der - wenig aussagekräftigen - Kunden übereinstimmen.
Aber die Namen der Ausführenden, die stimmen mit Einigem überein. Da gibt es noch ein anderes Projekt der Organisation B., das gewisse Probleme hat. Hohe Kosten, hoher Personalbedarf, hochgezogen im Hype, und jetzt Ausbildungsstelle für zukünftige Arbeitslose. Will sagen, der Staat investiert einen fünfstelligen Betrag in junge Leute, die danach von diesem Beruf weggeschult werden müssen.
Es sei denn, die jungen Leute gründen eine Firma, die erfolgreich wird und Arbeitsplätze schafft und die man präsentieren kann, wenn der Staatsminister wissen will, wo die Privatisierungsmilliarden verschwunden sind. Die Firma wurde gegründet, sie bekam den Auftrag des Projekts A. über die Organisation B., und sie bekam sogar Räume in einem gigantischen Komplex vor der Stadt, das ebenfalls von einer Cousine der Organisation betreut wird, und das ansonsten leer stehen würde.
So gesehen, sind alle glücklich. Der Staatsminister, das Arbeitsamt, die Organisation B., ihre Cousine, das Projekt A. mit der neuen Website - und wenn die Firma C. mehr bekommen hätte als irgendwelche unvermittelbaren Räume eines Gründerzentrums, das ohne Mieter wegen dem Missamanagement inkompetenter, halböffentlicher Mediafacilitymanager eingestampft worden wäre, wenn sie die Website nicht als kostenfreies Prestigeprojekt gemacht hätten, um wenigstens einen Kunden zu haben, und wenn die Website dann auch noch trotz der miserablen Ausbildung durch überbezahlte Etappenhasen funktionieren würde, dann - dann wäre alles gut.
Aber von aussen betrachtet, passt es auch so. Merkt ja keiner.
donalphons, 14:37h
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