: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Dienstag, 14. September 2004

Niemand muss von der Brücke springen,

nur weil er eine Vollpleite in der New Economy hingelegt hat. Aber die Dreistigkeit, mit der sich ein Klaus Mazdia - Ex-Chef von Net Business - wieder zu Wort meldet, wäre fast etwas für Liquide Teil 2, das nie geschrieben wird. Wäre dann doch etwas zu unapetitlich.

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Soziale Unterschiede zwischen Ost und West?

Kleine Argumentatoionshilfe für den Herrn Bundespräsidenten: Auch in Bayern leben Menschen in Sozialwohnungen. Das gibt es nicht nur in Berlin, Halle und Gera. Selbst in den reichsten Provinzstädten muss die Kommune helfen, um den Bedürftigen zu helfen.



So sehen etwa Sozialwohnungen in Ingolstadt an der Donau aus - in einem der schlechtesten Viertel der Stadt. Quasi das Marzahn dieser Stadt. Und tatsächlich wäre es für Mitglieder meiner Familie unvorstellbar, in so etwas zu leben. Entwürdigend, würden sie sagen.

Nun gut, sie waren natürlich noch nie im echten Marzahn. Aber der Bundespräsident auch nicht. Überhaupt, die Marzahns dieser Republik sind nicht nur ein Problem der kleinen Gruppe, die dort wohnen muss - es ist auch ein Problem derer, die das mit ihren Steuern finanzieren. Das sollte Herr Köhler mal eindeutig sagen.

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Montag, 13. September 2004

FAZankleber

OK, er ist eigentlich selber schuld. Er hätte ja auch einfach eine Banklehre machen können, wie Sabine. Die hat jetzt ein Haus in der Vortadt und leitet die Filiale gleich gegenüber. Aber das war ihm zu doof. Er hatte mehr im Kopf, er war smarter. Die Wirtschaft war ein Haifischbecken, klar, aber er würde vorankommen.

Das heisst, immer zu Semesterbeginn wurde er unsicher. Da waren noch so viel andere BWLler. Zum Glück verteilten hübsche Hostessen an der Mensa den Frankfurter Allgemeinen Hochschulanzeiger. Der sagte ihm, wo es lang ging. Dass er doch die richtige Entscheidung getroffen hatte. Dahinter steckt immer ein smarter Kopf.

Klar, dass er die FAZ dann auch bestellte, neben der FTD, weil Handelsblatt ist was für Opas. Als er dann sein Startup gründete, lag auf dem Empfangstisch auch noch die Brand1. Die Mädels hinter dem Schalter sahen so aus wie die FAZ-Hostessen, auch so schniecke angezogen, blond, clean und tough. Als die ersten Probleme auftauchten, orderte er das Managermagazin und kassierte immerhin noch die Uhr als Prämie, die er heute trägt. Als es scheiterte, bestellte er doch noch das Handelsblatt, weil es doch irgendwie seriös ist.

Heute liest er gar nichts mehr. Er liest schon beim Plakatieren genug. Und dann zu Hause, natürlich die Stellenanzeigen für Sachbearbeiter.



Aber mit dem abgebrochenen Studium und dem privaten Offenbarungseid wird das nicht so einfach. Sachbearbeiterposten sind heute heiss begehrt, bei BWL-Absolventen. Besser als arbeitslos sein. Was auch schlimmer ist als Plakatieren.

Plakatieren ist halbwegs sicher, zumal, wenn es für eine Zeitung ist, hinter der ein smarter Kopf steckt, und es an Orten geschieht, wo sehr viele noch nicht mal so einen Job haben. Das Leben ist eine Baustelle, wo viele platte Parolen verbreitet werden. Und die Karriere ist die angesägte Gasleitung, die bald hochgeht.

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Samstag, 11. September 2004

Witz der Woche

...schrieb für die legendären "Berliner Seiten" der FAZ...

steht so über einen Autor im Programm von Eggers & Landwehr, dem Laden, der auf 50 Euro nicht herausgeben kann. Man kann´s ja mal versuchen mit der Legendenbildung, nicht wahr? Noch 50 Jahre, und Illies ist der neue Tucholsky gewesen.

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Irgendwo in Thüringen

Der Supermarkt hat noch auf. Bis um 20 Uhr, aber das scheint der Bevölkerung egal zu sein. Der Laden ist fast leer, nur an der Kasse unterhält sich eine Kundin mit der Verkäuferin über die Qualität der in Plastik eingeschweissten Würste aus dem Sonderangebot. Sie sagt, da würde schon was blau schimmern, ob es Rabatt gibt. Sie einigen sich auf 20% Nachlass.

Vor dem Supermarkt ist eine grosse Halle mit Bäckerei und Cafe. Hier ist bereits alles zugerammelt. Aus den Boxen dröhnt Verzerrtes von Abba, ein Basslautsprecher ist wahrscheinlich kaputt. Die Lichter sind ausgeschaltet, und nur wenige Schritte vom Eingang des Supermarkts entfernt ist schon ziemlich dunkel. Schemenhaft zeichnen sich weiter hinten helle Holzmöbel und Theken in Türkis und Rosa ab.

Die automatische Tür surrt auf und entlässt mich in die späte Sommerluft. Gegenüber plätschert ein Bach, und dahinter dehnen sich die Ruinen alter Industriegebäude aus. Auf einem Plakatständer wird eine Kultband des alten, toten, wiedererstandenen Ostens angekündigt. Die Bandmitglieder sehen auch heute noch so aus, als wären sie gerade einer 70er-Jahre-Teeniezeitung entkommen. Irgendwer hat in Blau ein Hakenkreuz darübergesprayt.

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Mittwoch, 8. September 2004

Die DDP ist pleite

Ich kann um die Firma nicht traurig sein. Praktikantenschleiferei in Berlin Mitte der besonderen Art. Nette Einfälle wie "Machense erst mal 6 Monate Praktikum, dann reden wir über´s Volontariat". Einzige Regelung der Arbeitszeit: Jeder muss selbst wissen, ob er schon gehen will, und ob er dann wieder kommen will.

Leid tut es mir um meine Bekannten dort. Agenturmenschen sind eine ganz besondere Spezies, die passen schlecht in andere Medienbereiche. Berufstrockene Schreibe. Schnell, aber nicht tiefgründig. Zu generelle Generalisten. Passen schlecht in den normalen Medienbetrieb, weil sie faktisch nur online sind.

Ganz böse wird es für die 200 Freien, vor allem in Berlin.

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Freitag, 3. September 2004

Prestige-Platte

Ein weggeworfener und verrottender Fernseher bringt es nie über einen Meter Höhe. Etwa drei Meter über dem Boden endet meistens die illegale Beschmutzung von Gebäuden durch Grafitti.



Darüber beginnt die Verschmutzung des Luftraumes mit Gebäuden. Nur wenige wollen hier wohnen. Die meisten haben wenig Alternativen.

Ich schon. Ab heute Bayern.

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Dienstag, 31. August 2004

Und es wird sein Heulen und Zähneknirschen

Arbeit kann so schön sein, wenn man das richtige Ambiente hat. Wenn die Laptops brandneu und die Mitarbeiter High Potentials sind, der Businessplan von KPMG und die Geschäftsidee nur Theorie ist. Dann tut es einem fast leid, mal einen Moment nicht arbeiten zu müssen. So schön kann Arbeit sein. Und das Wochenende kommt so schnell...



Die Dame auf dem Schild in der Veteranenstrasse ist wohl so eine Workaholikerin, die sich gar nicht vorstellen kann, ins Wochenende zu gehen. Genauso, wie ich sie in Erinnerung habe, mit zu viel Mascara und Wimperntusche um die kleinen Augen, die so fies stieren können, die blonden Haare nach hinten gezogen, als ob sie sie hassen würde, und bei jeder kleinen Belastung bricht die schlecht erzogene Göre durch, die peinlicherweise die Pfoten in den Mund steckt und aus Diätgründen ihre kalorienreduzierten Fingernägel frisst.

Aber das ist lange her. Inzwischen verlassem sie das Gebäude aus anderen Gründen mit einem flauen Gefühl im Magen. Es könnte ja sein, dass ihr Arbeitsplatz über das Wochenende schon mal ausgeräumt und die Schliessanlage neu eingestellt wird. Ausserdem gehört es heute zum guten Ton, alle paar Wochen auf das Wochenende zu verzichten.

Wenn sie überhaupt einen Arbeitsplatz bekommen, natürlich. Wenn da steht: 40% vermietet, heisst das andersrum: 60% Leerstand. Boomtowns sehen anders aus. Und wer nicht auf den leeren Flächen ist, hockt zu hause, blättert im Ikea-Katalog und fängt an, Kinderkriegen irgendwie als Alternative zu betrachten. So schön kann Nichtarbeiten sein, glauben sie. Noch.

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Sonntag, 29. August 2004

Road 2 nowhere

Mitten in Mitte, nahe der Gipsstrasse, ist ein etwa holocaustdenkmalgrosses Loch in der Besiedlung. Neben den obligatorischen Trümmern, kaputten Möbeln, alten Fetzen und erheblichen Fast-Food-Essensresten ist dort auch der Rest einer Strasse, die dann weiter hinten an einem Grundstück mit Neubau endet, in dem offensichtlich vermögende, spiessige Leute wohnen.



Man könnte es zur wahren Gemeinschaftsrepräsentanz des Ostens in Berlin ernennen. Oder zum Mahnmal für die Berliner New Economy. Beides würde passen, und quasi nichts kosten.

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Freitag, 27. August 2004

Vockerode Teil 3

Nach Teil 1 und Teil 2 im örtlichen Kulturzentrum hier die Firmen, die sich auf der anderen Strassenseite befinden.



Einfach auf das Bild clicken. Man hat die Gebäude wohl nach der Wende teilweise restauriert oder weitergenutzt, aber inzwischen sind sie Ruinen.

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