Vockerode Recreation Area II

Der erste Teil dieser Serie ist hier, die Erklärung ist hier, und hier der dritte Teil.



Über eine Treppe im Inneren kann man auch den ersten Stock erreichen. Ein früherer Besucher schrieb mit Kreide an die Wand "Macht ne Disco aus dem Gebäude". Vockerode macht nicht den Anschein, dass es genug junge Leute für so ein Unterfangen hätte.




Es wäre viel zu tun. Das Gebäude ist an vielen Stellen zertrümmert. Selbst tragende Teile sind schlecht erhalten.




Dass die Holzvertäfelung fehlt, sieht man nicht nur an den Wänden. Die Reste sind noch auf dem Boden erkennbar - als Asche von Lagerfeuern.




Hinter der Deckenverkleidung kommt nur noch der nackte Beton der Dachkonstruktion. Weitere Installationen sind nicht erkennbar. Es war sicher kein allzu teurer Bau, und auch nicht auf Dauerhaftigkeit ausgerichtet.




Sieht man durch die zerstörte Fensterfront nach draussen, blickt man gegenüber auf eine aufgelassene Industrieanlage mit Wohnblöcken. Wahrscheinlich gehören beide Objekte Zusammen. Obwohl wir uns am Rande von Vockerode befinden, ist im Umfeld von 500 Meter keine Zivilisation mehr. Nur mein blauer Fiat Punto ist ein Zeichen dafür, dass hier jemand ist. Ich. Allein. Sonst niemand.




Hier oben war wohl ein Restaurant oder eine Kantine. Im Kern des Gebäudes sind grosse, gekachelte Räume mit Metalltüren. Ausser Müll sind keine Gegenstände mehr vorhanden.




So ganz ernst wurden die Sauberkeitsvorschriften am Ende wohl auch nicht mehr genommen. Um welche Vorteilspackung es sich gehandelt hat, ist unbekannt.




Die Hauben der Oberlichter fehlen. Licht und Regen fällt ungehindert in die Räume. Der Betonboden senkt sich an diesen Stellen. Es riecht nach nasser, kalter Fäulnis.




Ausserdem sind im Obergeschoss Wasch- und Sanitäreinrichtungen. Das ist an den Löchern in der Wand noch erkennbar. Alles Verwertbare wurde entfernt.




Die Türen sind ebenfalls zerstört und verbogen. Sie bewegen sich nur noch widerwillig in ihren Angeln. Von hier aus geht es wieder hinunter in das Erdgeschoss.




Beim weg nach draussen geht es an Kleiderhaken vorbei. Sie sind sauber nummeriert und warten für immer vergeblich darauf, dass jemand kommt und seine Jacke hinhängt.




Ein Blick zurück, und dann geht es weiter zu den anderen Ruinen. Vockerode hat viel davon.

Mittwoch, 28. Juli 2004, 14:26, von donalphons | |comment

 
Bin dort aufgewachsen
Meine Mutter hat in dieser Kantine gearbeitet. Dort fanden auch Weihnachtsfeiern und andere Festlichkeiten statt.
Unten war eine Disco.
Links am Gebäude war eine Eisdiele :)

Der Wohnblock auf Bild 5 war das Wohnheim/ Schule der Azubis vom Gemüsekombinat.

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Twisted News
Vattenfall ist Eigentümer von Vockerode, ein treffendes Beispiel dafür, wie der Westen mit dem DDR-Industrieerbe umgeht.Ich würde es, der umgekehrten Sprachreglung des Don folgend, BRDisierung nennen. Wer die häßliche und verwahrloste Seite der ehemaligen DDR beschreiben will, ist im unbewohnten Vockerode also richtig.

Wer es gut meint, besucht das Weltkulturerbe "Wörlitz-Oranienbaum" gleich nebenan, vergleichbar der Potsdamer Kulturlandschaft.

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Der Herr Wieland im Bayerischen TV hat auch einen Film über den Garten in Wörlitz. gemacht ("Topographie" in der BR Mediathek).
Und auch einen über Stadtzerstörung, ähnlich wie hier oben aus Halle geschildert: Altes Fachwerkhaus in bayerischer Stadt (Landshut?) wurde abgerissen damit ein Kaufhaus oder Supermarkt da hin kann. Immerhin hat Wielands Film dann dazu geführt, dass der Bürgermeister den Frevel einsah und (glaubhaft) vor der Kamera zusagte, dass so etwas nie wieder in dieser Stadt passieren wird.

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