Und es wird sein Heulen und Zähneknirschen

Arbeit kann so schön sein, wenn man das richtige Ambiente hat. Wenn die Laptops brandneu und die Mitarbeiter High Potentials sind, der Businessplan von KPMG und die Geschäftsidee nur Theorie ist. Dann tut es einem fast leid, mal einen Moment nicht arbeiten zu müssen. So schön kann Arbeit sein. Und das Wochenende kommt so schnell...



Die Dame auf dem Schild in der Veteranenstrasse ist wohl so eine Workaholikerin, die sich gar nicht vorstellen kann, ins Wochenende zu gehen. Genauso, wie ich sie in Erinnerung habe, mit zu viel Mascara und Wimperntusche um die kleinen Augen, die so fies stieren können, die blonden Haare nach hinten gezogen, als ob sie sie hassen würde, und bei jeder kleinen Belastung bricht die schlecht erzogene Göre durch, die peinlicherweise die Pfoten in den Mund steckt und aus Diätgründen ihre kalorienreduzierten Fingernägel frisst.

Aber das ist lange her. Inzwischen verlassem sie das Gebäude aus anderen Gründen mit einem flauen Gefühl im Magen. Es könnte ja sein, dass ihr Arbeitsplatz über das Wochenende schon mal ausgeräumt und die Schliessanlage neu eingestellt wird. Ausserdem gehört es heute zum guten Ton, alle paar Wochen auf das Wochenende zu verzichten.

Wenn sie überhaupt einen Arbeitsplatz bekommen, natürlich. Wenn da steht: 40% vermietet, heisst das andersrum: 60% Leerstand. Boomtowns sehen anders aus. Und wer nicht auf den leeren Flächen ist, hockt zu hause, blättert im Ikea-Katalog und fängt an, Kinderkriegen irgendwie als Alternative zu betrachten. So schön kann Nichtarbeiten sein, glauben sie. Noch.

Dienstag, 31. August 2004, 00:00, von donalphons | |comment

 
ich lese ja gerne hier aber grad platzt mir der kragen.
ich arbeite seit zweiundzwanzig jahren, meistens gerne, habe drei kinder, trotz arbeit.
was haben sie für eine einstellung, was soll ihr scheiss statement da?
(aber vielleicht mögen sie auch keine kinder.)

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(Und sowas immer wenn ich gerade ausmachen will)
Ich schreibe über das, was ich erlebe. Weibliche NE-Dropouts, die plötzlich ihren Familiensinn erfinden. Einen Backlash, der mir den Magen umdreht. Über den Weg zurück in die 50er Jahre, der ein paar zehntausend hochqualifizierten Webworkerinnen ohne Arbeitsmarkt als einzige Alternative erscheint, weil sie in einer Zeit gross geworden sind, die sich von jeder Form dr politischen und gesellschaftlichen Ideale mit einem arroganten Ich-geh-nahchher-golfen-Grinsen abgewandt hat. Wenn ich sie persönlich kenne, tun sie mir fast immer leid, zumal diejenigen, die den Weg schon 2001 gegangen sind und jetzt praktisch vor der Scheidung stünden, wenn da nicht genug andere Probleme entstanden wären.

Und ich kommuniziere das in meinem ätzenden Schnöselton, weil ich an der Oberfläche genau so bin, es gern bin und das die einzige Kommunikationsform ist, über die ich mit denen kommunizieren kann.

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ah, ich verstehe, also ich versuche es.
ein rätsel bleibt mir, wie sie es schaffen, den schnöselton zu halten.
bei mir wäre es ein brüllen in diesem fall, aber nichts für ungut...

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Das ist eine Frage der Herkunft. Ich gehöre noch zu denen, die mit Büchern unter den Armen das Essen gelernt haben, mit dem Essen auf den anderen warten, und wissen, wie man einer Frau in den Mantel hilft. Ich fürchte, von Extremsituationen abgesehen, bin ich einfach zu höflich für eine andere Ausdrucksform. Was es im Kern nicht besser macht.

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ich hatte eine vergleichbare sozialisation und ihr letzter satz ist mehr als versöhnlich.
das kenne ich gut.
(sorry, für mein anfängliches aufgebracht sein, so geht das eben...)

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Verständlich, denn es ist natürlich auf Provokation angelegt. Ich würde es hier nicht so schreiben, wenn es mir um das freundliche Bestätigen des allgemeinen Zeitgeistes ginge.

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Schnösel
@weil ich an der Oberfläche genau so bin, es gern bin ... ach Don, so schnöselig bist Du gar nicht! Das Stilmittel passt in die Landschaft, OK.

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Aber wer sich hier strebend bemüht, dem werden sie nicht vergeben.

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Es ist btw auf der Invalidenstrasse, nicht auf der Veteranenstrasse zu sehen, die ihre Verlängerung bildet. Und danach geht es übrigens am 103er in die Kastanienallee. Prothetik, Prophetik, oder doch nur Proseminar..

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Militärterminologie
Ist der Invalide nicht quasi eine Steigerungsform des Veteranen? :-) Nächste Adresse wäre dann die Friedhofsallee.

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Road to Hell.

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Road to Hell
Am Ende dann das 103.
Wie passend.

Der Fool liebt dieses Plakat. Jedes Wochenende auf dem Weg zum Zoo fährt er dran vorbei. Werber sind eben doch zynische Koksnasen.

Aufwändig für den Leerstand hergerichtet übrigens die "Edisonhöfe" (Höfe natürlich, "Quartier" war zweite Wahl) dahinter. '99 für die boomende Berliner Medienbranche geplant, dann Grundsteinlegung mit Gysi. Leben und Arbeiten in der Schönen Neue Mitte, so habe sich die Investoren das vorgestellt. Nur ohne Arbeit wird auch das Leben in Mitte schwieriger. Zumindest wenn man auf 2000-Euro-Loftwohnungen sitzt, die keiner haben will.

Das mit den 40% dürfte also stark übertrieben sein. Das Einzige, was in dieser Investitionsruine lebt, ist der Schlot, ein passend benanntes Jazzlokal.

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Ich lese sehr oft was mit 40%. Scheint wohl so eine Zahl wie der "operative gewinn" zu sein.

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Als kleine Volte der Geschichte mag es Sie amüsieren zu erfahren, dass die 40% wesentlich wohl auf das Afrikawissenschaftliche Institut der Humboldt-Universität zurückzuführen sind. Vielleicht sehen wir einmal studentische Experimente in ungesteuerter urbaner Verdichtung auf dem Gelände.
Ich persönlich mag das Institut sehr, denn sein Leiter hielt eine wirklich nur sehr kurze Rede, so dass wir nicht lange auf das italienische Buffet bei irgendeiner der Eröffnungen des Objektes warten mussten. Es sind übrigens wirklich sehr schöne, liebevoll sanierte und ergänzte Räume. Die Anmietung eines Büros dort scheint bedenkenswert.

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Happy Weekend
Also mit ihrem dahinlaufenden MakeUp und den fürwahr vollen Lippen mit dem Finger dazwischen (!) hat sie den weiblichen Geschmack des Immobilienmaklers zu 100 % getroffen.

Dem Luder würde ich gerne mal unsere leerstehenden Büroflächen zeigen und den -provisionsfreien- Rest... ;-)

@don, ich danke Dir vielmals das Du mit dererlei Postings es immer wieder schaffst meinen relativ tristen Büroalltag zu erhellen !!

@...So schön kann Nichtarbeiten sein, glauben sie. Noch....

Meinst Du etwa bevor Hartz IV kommt und ihr soon-to-be-arbeitloser Manager-Gatte keine Stütze mehr kriegt ?

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Das Kindergeld und die Apanage von Oma kommen auch noch dazu.

Und wenn Dein Alltag trist ist: Senke die Immobilienpreise, und es wird dir besser gehen (zumindest moralisch) ;-)

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Lieber Don, ich denke, der Vermieter muss sich dem Markt anpassen da sich der Markt kaum dem Vermieter anpassen wird.

Wir vermieten Büroflächen mit einer m²-Miete von 2,5 - 3 Euronen... Da ist nicht mehr viel Spielraum drin...

Ich bin generell für Preissenkungen da ich über die schnelle Vermietung schneller an die benötigte Courtage komme. Meine Auftraggeber haben halt teilweise eine festgefahrene Meinung bzw. Preisvorstellung....

Die verheult wirkende Blondine würde die Bürofläche für 1 Monat mietfrei bekommen. Ihr Vorstand welcher sie bestimmt ab und an mal auf den Popo klappst müsste noch ein bisserl Geld drauflegen wenn er die Räume anmieten würde.

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6 Monate ist hier inzwischen Standard.

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Das Blondchen würde auch sechs für Sex bekommen ;-) (natürlich nur ein dümmlicher Witz)...

...Aber SECHS MONATE MIETFREI !!! Da ist ja am Objekt überhaupt nichts mehr verdient.

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was ist denn aus der Ruine an der Rosenthaler geworden ??
das sah immer nach abstrakter Kunst in Spuckweite zu den Hackeschen Höfen aus ;-)

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die jetzt fertiggestellte SAP-Niederlassung?

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Ein schönes gebäude mit grosser Tür, die eifersüchtig für Berliner Startup-Jungs geschlossen bleibt. Für immer? Für immer.

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