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Freitag, 7. Mai 2004
Real Life 4.5.2004 - Wie es dann weitergeht.
Ich schaue dann noch mal in meiner Ralph-Lauren-Brieftasche nach. Die habe ich aus meiner Heimatstadt, die zwar klein ist, aber einen guten Herrenausstatter hat. Ich würde nie Hemden von Lauren tragen, aber die Brieftasche ist aus schönem Leder und altert nicht. Sie setzt Patina an. Nach etwas Suchen finde ich dann doch noch die sieben Euro Eintritt.
Ich gehe durch das Literaturcafe, als das sich Eggers und Landwehr präsentieren möchte. Rechts an der Wand ist ein Glaskasten mit den Büchern der Autoren, die sie vertreten. Vorne sind die Bestseller, nach hinten kommen die Pleiten oder die, die noch unsicher sind. Das heisst, vorne stehen Illies und Kaminer. Ich frage mich, was ich hier tue. Es ist sehr unangenehm, in einem Cafe zu sein, das sich mit Kaminer und Illies wichtig tut. Beide haben keinen Stil. Illies lässt sich mit Playmobil fotografieren, und Kaminer liest in Uni-Kantinen.
Aber da kommt schon Ingo und begrüsst mich. Er sagt, er muss noch was wegen dem Ablauf der Lesung besprechen, aber Christian ist schon da und sie werden dann bald anfangen. Die Minusvisionäre kommen auch bald. Gut, sage ich, gehe nach hinten und sehe dabei das Publikum.
Ich meine, einer der Gründe, warum ich Faserland wirklich gerne mag, ist, dass Berlin darin nicht auftaucht. In Faserland dreht sich alles um Orte, an denen man angenehm leben kann und kein Problem hat, sich ordentliche Kleidung zu kaufen, wenn man mal kein frisches Hemd mehr hat. Dieser Unterschied wird mir klar, als ich mir einen Platz suche. Überall sitzen Berliner in unmöglicher Bekleidung. Sie jammern nicht über ihre Armut, sie geben damit nicht an, ausser vielleicht so ein paar SED-Stalinisten im Haus gegenüber, aber sie sind einfach arm. Ich habe mich für diesen Abend bewusst downgedresst, aber es hilft nichts.
Ich nehme einen Stuhl und bestelle einen Tee. Der kommt ein paar Minuten später in einer Kanne, mit braunem Kandis, und ist kein Beuteltee. Die Bedienung will gleich kassieren. Ich befürchte, dass das jetzt schon wieder losgeht, dass sie auf den 50-Euro-Schein nicht rausgeben kann, aber sie sagt, 2,20 Euro, und die drei Euro habe ich auch noch klein. Während ich mich frage, wie die es jemals zu was bringen wollen, wenn die für eine Kanne Tee 2,20 Euro verlangen, kommen die Minusvisionäre. Erst Jens, dann Alex, und der bringt auch Kaspar mit, den ich noch nicht kenne. Das heisst, ich kenne ihn natürlich, ich habe bei Dotcomtod viel über ihn geschrieben. aber dass es der Kaspar ist, erfahre ich erst nach der Lesung.
Jens stellt mich Kaspar vor, und Kaspar begeift auch nicht gleich, dass ich der Don Alphonso bin. Kaspar ist Schweizer, und man kann mit ihm gut über das lausige Preisniveau in Berlin reden. Weder in München noch in Zürich würde man für 2,20 Euro einen Tee bekommen, eigentlich noch nicht mal ein Glas Wasser mit Teebeutel. Kaspars Freundin ist auch dabei. Sie ist sehr Berlin Mitte und trägt einen engen, knallroten Mantel mit weissen Streifen, wie die Frauen in Kill Bill, und dazu eine Jeans und rote Turnschuhe.
Dann kommen aber Ingo und Christian und setzen sich nach vorne.
Die Einführung hält einer, dem man den Agenten auch aus 100 Meter Entfernung ansieht. Er trägt ein gestreiftes Fred-Perry-Polo-Shirt, das aussieht wie ein drittklassiges Popliteraturbuch von Rebecca Casati. Ich weiss auch nicht, warum ich immer an Rebecca denken muss, wenn ich ans Scheitern von Literaten denke. Obwohl das Wort Literat da viel zu hoch ist, aber es wäre unhöflich, etwas anderes zu sagen. Ich kenne so viele, die auf die Schnauze gefallen sind. Da oben steht zum Beispiel ein Buch von Karsten, der mir gesagt hat, mein Verleger wäre schlecht. Der hat ja keine Ahnung. Ich lese bald im Roten Salon, was mir eigentlich gar nicht wichtig ist, weil es ja nur so eine Abfeierklitsche in Mitte ist, aber Karsten muss hier drinnen lesen, sein Buch in einem Kasten weiter hinten sehen und wird von einem Agenten vorgestellt, dessen Perry-Shirt ganz furchtbar eingelaufen ist, so, wie es sich um seinen Körper spannt. Eine Fred-Perry-Knackwurst, aber wahrscheinlich ist es Absicht.
Ich fühle mich sofort wieder unwohl und konzentriere mich darauf, sorgsam Kandis für Kandis in meinen Tee gleiten zu lassen, und umzurühren. Ich höre nicht hin. Dann endlich beginnen Ingo und Christian zu lesen. Christian raucht nebenbei. Die Texte sind nicht von ihnen und ergeben keinen Sinn, aber ich bin heute 6 Stunden gefahren, von meiner kleinen Heimatstadt in dieses arme Berlin, durch diese kaputte DDR, die der Kohl kaufen wollte und die wir offensichtlich nur viel zu teuer gemietet haben, und da ist es mir irgendwo egal, was die da vorne lesen, aber es ist gut, dass es um durchgeknallte Bewohner des Pazifik und abgeschnittene Stierhoden geht. Nach der Pause lesen sie die Geschichte über Stylegames aus Minusvisionen, und vorgelesen ist es noch besser als im Original.
Ich gehe durch das Literaturcafe, als das sich Eggers und Landwehr präsentieren möchte. Rechts an der Wand ist ein Glaskasten mit den Büchern der Autoren, die sie vertreten. Vorne sind die Bestseller, nach hinten kommen die Pleiten oder die, die noch unsicher sind. Das heisst, vorne stehen Illies und Kaminer. Ich frage mich, was ich hier tue. Es ist sehr unangenehm, in einem Cafe zu sein, das sich mit Kaminer und Illies wichtig tut. Beide haben keinen Stil. Illies lässt sich mit Playmobil fotografieren, und Kaminer liest in Uni-Kantinen.
Aber da kommt schon Ingo und begrüsst mich. Er sagt, er muss noch was wegen dem Ablauf der Lesung besprechen, aber Christian ist schon da und sie werden dann bald anfangen. Die Minusvisionäre kommen auch bald. Gut, sage ich, gehe nach hinten und sehe dabei das Publikum.
Ich meine, einer der Gründe, warum ich Faserland wirklich gerne mag, ist, dass Berlin darin nicht auftaucht. In Faserland dreht sich alles um Orte, an denen man angenehm leben kann und kein Problem hat, sich ordentliche Kleidung zu kaufen, wenn man mal kein frisches Hemd mehr hat. Dieser Unterschied wird mir klar, als ich mir einen Platz suche. Überall sitzen Berliner in unmöglicher Bekleidung. Sie jammern nicht über ihre Armut, sie geben damit nicht an, ausser vielleicht so ein paar SED-Stalinisten im Haus gegenüber, aber sie sind einfach arm. Ich habe mich für diesen Abend bewusst downgedresst, aber es hilft nichts.
Ich nehme einen Stuhl und bestelle einen Tee. Der kommt ein paar Minuten später in einer Kanne, mit braunem Kandis, und ist kein Beuteltee. Die Bedienung will gleich kassieren. Ich befürchte, dass das jetzt schon wieder losgeht, dass sie auf den 50-Euro-Schein nicht rausgeben kann, aber sie sagt, 2,20 Euro, und die drei Euro habe ich auch noch klein. Während ich mich frage, wie die es jemals zu was bringen wollen, wenn die für eine Kanne Tee 2,20 Euro verlangen, kommen die Minusvisionäre. Erst Jens, dann Alex, und der bringt auch Kaspar mit, den ich noch nicht kenne. Das heisst, ich kenne ihn natürlich, ich habe bei Dotcomtod viel über ihn geschrieben. aber dass es der Kaspar ist, erfahre ich erst nach der Lesung.
Jens stellt mich Kaspar vor, und Kaspar begeift auch nicht gleich, dass ich der Don Alphonso bin. Kaspar ist Schweizer, und man kann mit ihm gut über das lausige Preisniveau in Berlin reden. Weder in München noch in Zürich würde man für 2,20 Euro einen Tee bekommen, eigentlich noch nicht mal ein Glas Wasser mit Teebeutel. Kaspars Freundin ist auch dabei. Sie ist sehr Berlin Mitte und trägt einen engen, knallroten Mantel mit weissen Streifen, wie die Frauen in Kill Bill, und dazu eine Jeans und rote Turnschuhe.
Dann kommen aber Ingo und Christian und setzen sich nach vorne.
Die Einführung hält einer, dem man den Agenten auch aus 100 Meter Entfernung ansieht. Er trägt ein gestreiftes Fred-Perry-Polo-Shirt, das aussieht wie ein drittklassiges Popliteraturbuch von Rebecca Casati. Ich weiss auch nicht, warum ich immer an Rebecca denken muss, wenn ich ans Scheitern von Literaten denke. Obwohl das Wort Literat da viel zu hoch ist, aber es wäre unhöflich, etwas anderes zu sagen. Ich kenne so viele, die auf die Schnauze gefallen sind. Da oben steht zum Beispiel ein Buch von Karsten, der mir gesagt hat, mein Verleger wäre schlecht. Der hat ja keine Ahnung. Ich lese bald im Roten Salon, was mir eigentlich gar nicht wichtig ist, weil es ja nur so eine Abfeierklitsche in Mitte ist, aber Karsten muss hier drinnen lesen, sein Buch in einem Kasten weiter hinten sehen und wird von einem Agenten vorgestellt, dessen Perry-Shirt ganz furchtbar eingelaufen ist, so, wie es sich um seinen Körper spannt. Eine Fred-Perry-Knackwurst, aber wahrscheinlich ist es Absicht.
Ich fühle mich sofort wieder unwohl und konzentriere mich darauf, sorgsam Kandis für Kandis in meinen Tee gleiten zu lassen, und umzurühren. Ich höre nicht hin. Dann endlich beginnen Ingo und Christian zu lesen. Christian raucht nebenbei. Die Texte sind nicht von ihnen und ergeben keinen Sinn, aber ich bin heute 6 Stunden gefahren, von meiner kleinen Heimatstadt in dieses arme Berlin, durch diese kaputte DDR, die der Kohl kaufen wollte und die wir offensichtlich nur viel zu teuer gemietet haben, und da ist es mir irgendwo egal, was die da vorne lesen, aber es ist gut, dass es um durchgeknallte Bewohner des Pazifik und abgeschnittene Stierhoden geht. Nach der Pause lesen sie die Geschichte über Stylegames aus Minusvisionen, und vorgelesen ist es noch besser als im Original.
donalphons, 13:01h
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