: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Donnerstag, 8. Juli 2004

Soziopathenlogik

Das Leben ist nur ein soziales Experiment mit ungewissem Ausgang.

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Ohne Schlaf

Da sind sofort wieder diese Bilder. Die kaputten Strassen. Die türkischen Kids in den Surf Stations, wo sie ihr Geld verplempern, und draussen steht ein Mädchen auf Droge und wartet auf das Nichts. Später, nach Sonnenuntergang, kommt ein Notarzt, aber nicht wegen ihr. Eine Bekannte ruft an und erzählt, dass ihr Arbeitgeber nicht zahlt und auch nicht vorhat, zu zahlen. Im Briefkasten sind 10 Zentimeter glänzendes Prospektmaterial von Verlagen, die ihre Autoren ausbeuten. Und ein Promo-Prospekt einer Organisation, die kaum jemand kennt, aber ein erstklassiges Netzwerk hat, zu dem sie mich auch zählen durften, bis ich das Heft durchblättere und die Kotzfresse eines betrügerischen Young Leader Startuppers sehe, neben einem alten Schmiergeldempfänger.



Es ist Vollmond, alle Pflichten des Tages sind abgearbeitet, aber ich kann nicht schlafen. Es ist eine Nacht, in der etwas geschehen mus, so atemlos böse starren die Fassaden in die Finsternis, da ist etwas, das schief läuft, unterhalb der Wahrnehmungsgrenze, es hat mit diesem Moloch zu tun, der wärmer geworden ist und voller Fliegen.

Selbst der Nachtwind riecht faulig. Vielleicht sind es auch nur zu viele Eindrücke, zu viele Orte in den letzten Tagen. Die Nerven. Tee hilft etwas. Aber schlafen kann ich für heute Nacht vergessen.

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Flüchtig

Die FAZ will nichts dazu sagen, obwohl sie beste Kontakte zu Fischer hat. Die TAZ macht noch schnell Schleichwerbung für ihren Mitte-Autor Martin Schacht, der einen Flop hingelegt hat. Der Spiegel verzichtete darauf, es macht keinen Sinn mehr, Reinhard Mohrs Versuch einer Generation Z ist schon längst aus dem Rennen. Man muss schnell mitnehmen, was man kriegen kann, oder schweigen, weil man betroffen ist.

Argon war beliebt, weil sie immer offen waren für Autoren der üblichen Qualitätsmedien. Argon hatte eine klar definierte Zielgruppe, und mit den Rechten an Generation Golf auch ein nicht endend wollendes Geschäftsmodell. Egal, was sie brachten, es war immer irgendwie Generation.

Und Hype. Bestseller war ein Standardbegriff. Bestseller war alles, was die PR auf Lager hatte. Es genügte eine positive Besprechung von einem Zeitungskumpel der Autoren, dann schallte dieses Wort hektisch aus dem Telefon der Kulturredaktion; Argon machte schnelle Bücher, Massenartikel für die Einmalnutzung, immer trendy so wie im Januar 2000, als die Börsenkurse durch die Decke gingen und Illies der erträglichen Leichtsinnigkeit dieser seltsamen Jugend ohne Gott und Göttlichkeit ein kleines Denkmal aus Autointerieurplastik und Blattgold setzte.

Es hatte einmal geklappt. Warum sollte es nicht wieder klappen. Also her mit den jungen Leuten von RTLFAZSpiegelSternSZTAZ, am besten in Berlin wohnend und bitte nicht allzu anspruchsvoll, ok? Immer nett, immer wohlerzogen, nie extrem und gehässig. Immer lächeln. Kein - böses - Wort, bitte.



Dann letztes Jahr nochmal ein Buch in die Listen geprügelt. Und dieses Jahr der Nachfolger. Spitzentitel. 50.000 Startauflage. Inserate. Aber es zog nicht mehr. Offenbar hatte man zwar ein Jahr zuvor den neuen Star gekauft, aber nicht gemocht.

Oder vielleicht kein Geld mehr? Argon machte immer ein Programm, als wäre es Januar 2000. Als gäbe es noch all diese optimistischen leute, deren einzige Sorge der richtige Hemdkragen ist. Ende letzten Jahres kreuzte ein Agent bei mir auf, der mir tolle Sachen vomn Argon erzählte, da würde ich doch optimal reinpassen, und er kennt jemanden der ganz begeistert sei von mir.

In vier Wochen erscheint das nächste Buch. Bei S&S. Wo sonst. Und bei Argon gehen die Lichter aus, und in einer Ecke kotzt sicher gerade der Agent, der jetzt auf einem Haufen unvermittelbarer Mitteautoren sitzt. Den alten Katalog werde ich mir behalten. Zur Mahnung.

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