: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Dienstag, 24. April 2007

Vielleicht das Eindrucksvollste

In Mattrei am Brenner stand ein Mann mitten in der Strasse. Ich tuckerte langsam durch den Ort, auf der Suche nach einer Apotheke für die üblichen Begleiter des Roadsterlebens: Hustenbonbons, Zahnschmerztabletten, Grippeprophylaktika, was man halt so braucht, wenn man den 51 Geburtstag noch erleben will. Man kann sich mit einem Roadster auch ohne Fahrfehler umbringen.. Vor mir war nichts, hinter mir irgendwo der Opel, den ich überholt hatte. Es sind immer Opel.

Ich fuhr also langsam an dem Mann vorbei, der eine grüne Kelle wie ein Bauarbeiter hatte, eine neonorangene Weste - aber darunter einen schwarzen Anzug. Hinter mir verperrte er die Fahrbahn. Ein paar Meter weiter war eine Apotheke, ich hielt an, stieg aus und liess an der Tür einem alten Mann den Vortritt.. Er legte das Rezept auf den Tresen, bekam das Medikament, und fragte, ob die Apotheker dann auch kämen. Sie nickten.

Ich bekam schnell meine Sachen, und hinter mir sperrte der Apotheker sofort zu. So gegen ein Uhr Nachmittag. Alle anderen Geschäfte waren, wie ich bemerkte, auch zu. Auf der Brenner-Staatsstrasse hatte sich inzwischen ein veritabler Stau gebildet. Unten im Dorf waren Leute auf der Strasse, das ganze Dorf muss es gewesen sein, und alle gingen sehr, sehr langsam über die Strasse. Ich setzte mich in meinen Wagen, warf eine Schmerztablette ein, fuhr rückwärts durch eine Lücke der wartenden Autos hinaus, und als ich wieder in Fahrtrichtung war, erklang hinter mir der Totenmarsch, den ich kenne, seitdem ich als Kind einmal eine Beerdigung in einem Bergdorf bei Brixen erlebt habe. Die Leute gingen langsam weiter, und ich fuhr los, die völlig leere Staatsstrasse zum Brenner hinauf, niemand hinter mir oder vor mir, und über mit silberglänzende Wolken und eine eiskalte Sonne.

Als die Tablette dann zu wirken begann, mich langsam von der direkten Wahrnehmung entkoppelte, und ich am immer noch leeren Gasthof Lueg vorbeikam, den ich als Kind gut kannte und der jetzt schon seit ein paar Jahren vor sich hin zerfällt, da drehte ich Astrud Gilberto im Radio aus, denn in diese, Moment war die Fahrt unter dem gnadenlos glänzenden Silberhimmel ein wenig wie

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Seien wir ehrlich

Das grosse Versprechen, das wir in den 80er und 90er Jahren mal um das Leben baten, war das Ausbrechen. Nicht irgendwohin, wo es der gleiche Scheiss wie früher ist, nur anders lakiert. Wir waren nicht bescheiden in diesen Wünschen, warum auch, der fette Kohl versprach Blühendes, und um die Rente musste man sich keine Sorgen machen. Also setzten wir uns hin und schrieben eine lange Wunschliste. Eine coole Wohnung, dann natürlich Sex in vielen Lagen, ein Job, der auch ohne Kokain Freude macht, viel Freizeit und darin dann viel toller Urlaub.

Ohne mich jetzt zu den anderen Zielen äussern zu wollen: In meinem Umfeld ist das mit dem Urlaub nicht im Mindesten gekommen, wie erhofft. Zu wenig, zu kurz, und irgendwie gar nicht so wild und verwegen, wie man dachte. Die einen machen Kultur, die anderen Strand, manche mischen oder machen sogar einen Abenteuerurlaub, wo sie aus dem Landrover Elefanten knipsen. Aber so, wie es eigentlich gedacht war... als wir im Freibad sassen und uns überlegten, was wir Joe schenken sollen, den es mit seinem Roller gelegt hatte, war klar: Mit zwei Rägern Urlaub machen ist nicht wirklich fancy. Und so dachten wir alle an Cabrios aus Italien, mit denen man prima an den Lago düsen konnte und davor noch einen Pass bezwingen konnte, just for fun. Irgend sowas Dummes, banales, wie Teenager nun mal so sind.



Heute bin ich älter, weiser und erfahrener. Und ich war recht flott auf dem Jaufenpass.



Hier ist der ganze Weg. Und jetzt bin ich am Lago. War gar nicht so dumm, die Idee, damals. Gar nicht dumm.

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