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Sonntag, 2. September 2007
Tarte Tatin
Tarte Tatin ist eine langwierige Sache, gerade in dieser Jahreszeit. Man muss die richtigen Äpfel haben, und die müssen schon etwas mehlig sein. Also pflückt man sie ungefähr einen Monat vorher im angrenzenden Tal auf den Streuobstwiesen und lässt sie dann liegen. Dann nehme man die 140 Jahre alte Familientradition aus dem Elsass, Mürbeteig, Apfelgelee, Milch und setze es in einen weissen Karamelboden, konstruiere darüber die umgedrehte Torte, backe sie etwa 40 Minuten, stelle sie zum Kühlen ins Fenster, bis der Boden den Saft aufgesogen hat, und dann wird sie umgedreht:
Einen Tag etwa kann man sie essen, dann verliert sie ihren feuchten Glanz und schlägt um in Alkohol, die alten Äpfel und der Zucker sind da gnadenlos. Aber so lange dauert das nie.
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Kalorienhinweis - Dieses Weblog ist für Esser unter 18 Jahren nicht geeignet. Enthält orgiastische Akte und Food-Porn-Darstellungen mit Anklängen an Stilleben des Barock in Wort und Bild. Bleiben Sie, wenn Sie Ihre Ideallinie haben und halten können, oder eh schon alles zu spät ist, was ich in der Regel bevorzuge. Ansonsten verlassen Sie diese Seite und gehen direkt zu den Hungerleiderseiten des Berliner Prekariats.
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Einen Tag etwa kann man sie essen, dann verliert sie ihren feuchten Glanz und schlägt um in Alkohol, die alten Äpfel und der Zucker sind da gnadenlos. Aber so lange dauert das nie.
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Kalorienhinweis - Dieses Weblog ist für Esser unter 18 Jahren nicht geeignet. Enthält orgiastische Akte und Food-Porn-Darstellungen mit Anklängen an Stilleben des Barock in Wort und Bild. Bleiben Sie, wenn Sie Ihre Ideallinie haben und halten können, oder eh schon alles zu spät ist, was ich in der Regel bevorzuge. Ansonsten verlassen Sie diese Seite und gehen direkt zu den Hungerleiderseiten des Berliner Prekariats.
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donalphons, 00:24h
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Sehr zu empfehlen: Spiegel extreme fonsen
Fonsen, das: Einen Aufwand treiben, der Aussenstehenden ungerechtfertigt hoch erscheint, um Ziele zu erreichen, die Aussenstehenden gering erscheinen.
Letzte Woche kaufte ich zwei böhmische Stuckspiegel nach langem, langem Verhandeln. Ihr Besitzer schleppt sie nun schon seit einem Jahr auf die Märkte der Region, und seine Preisvorstellungen waren leider mehr als angemessen. Der eine Spiegel ist blind, aber dafür ist der Rahmen komplett. Der andere ist das, was Briten so vornehm als "beyond repair" bezeichnen, obwohl das Glas besser erhalten war. Die Gläser nehme ich hin, denn nach 150 oder mehr Jahren darf sich das Quecksilber hie und da lösen. Die Stuckschäden jedoch waren auf die rüde Behandlung der letzten Jahre zurückzuführen, denn so ein Transport zum Verkauf ist alles andere als schonend. Diesmal war der kleinere Spiegel so ramponiert, dass der Händler ein Einsehen hatte und mir die maroden Wracks für 100 Euro anbot. Und ich war inzwischen so weich vom Gedanken an das, was den Spiegeln noch alles drohen würde, dass ich sie für letztlich 60 Euro kaufte.
Ein Viertel der Stuckaplikationen des ramponierten Rahmens waren verloren. Es hatte nicht nur die schlichteren Stabornamente am äusseren Rand erwischt, sondern alle floralen Eckverzierungen. Immerhin war noch genug da, um das Aussehen eines kompletten Ornaments zu rekonstruieren, und das bringt uns zum Thema das Extreme Fonsen: Denn mit ganz normalem Plastilin und vorsichtigem Druck kann man Negative abformen.
Und die wiederum mit Stuck ausgiessen. Gerade bei kleinen Objekten eine irrwitzige Fieselei, bei der man nicht einfach auf das Austrocknen warten kann, sondern auch noch durch geschicktes Verstreichen der zähen Stuckmasse auf der Rückseite die Biegung des Spiegelrandes nachformen muss. Es geht irgendwie, man kann es nebenbei machen, aber am Ende dauert es sechs Tage, bis man alle Teile beisammen hat, mit denen man den Spiegel bekleben kann - wenn die Formen stimmen.
Man könnte in all der Zeit auch die eigene Karriere planen, für die Haifische einen Auftrag erledigen, kellnern oder sich zum blogbilligen Mietmaul machen, und mit dem verdienten Geld dann ein besser erhaltenes Exemplar kaufen. Aber das würde bedeuten, sich mit Vernachlässigung abzugeben, Zerstörung zu akzeptieren und den einfachen Weg zu gehen, der keinen Blick hat für das Alte und Schadhafte, und eine Mentalität anzunehmen, die sich abfindet, dass sich irgendwas nicht mehr lohnt. Es wäre die einfache Lösung. Und ich hasse einfache Lösungen.
Deshalb. Nur deshalb. Denn eigentlich muss ich inzwischen schon einen Platz suchen, wo der Spiegel noch hinpasst. Aber das schaffe ich auch noch. Und wenn ich ein weiteres Haus kaufen muss.
Letzte Woche kaufte ich zwei böhmische Stuckspiegel nach langem, langem Verhandeln. Ihr Besitzer schleppt sie nun schon seit einem Jahr auf die Märkte der Region, und seine Preisvorstellungen waren leider mehr als angemessen. Der eine Spiegel ist blind, aber dafür ist der Rahmen komplett. Der andere ist das, was Briten so vornehm als "beyond repair" bezeichnen, obwohl das Glas besser erhalten war. Die Gläser nehme ich hin, denn nach 150 oder mehr Jahren darf sich das Quecksilber hie und da lösen. Die Stuckschäden jedoch waren auf die rüde Behandlung der letzten Jahre zurückzuführen, denn so ein Transport zum Verkauf ist alles andere als schonend. Diesmal war der kleinere Spiegel so ramponiert, dass der Händler ein Einsehen hatte und mir die maroden Wracks für 100 Euro anbot. Und ich war inzwischen so weich vom Gedanken an das, was den Spiegeln noch alles drohen würde, dass ich sie für letztlich 60 Euro kaufte.
Ein Viertel der Stuckaplikationen des ramponierten Rahmens waren verloren. Es hatte nicht nur die schlichteren Stabornamente am äusseren Rand erwischt, sondern alle floralen Eckverzierungen. Immerhin war noch genug da, um das Aussehen eines kompletten Ornaments zu rekonstruieren, und das bringt uns zum Thema das Extreme Fonsen: Denn mit ganz normalem Plastilin und vorsichtigem Druck kann man Negative abformen.
Und die wiederum mit Stuck ausgiessen. Gerade bei kleinen Objekten eine irrwitzige Fieselei, bei der man nicht einfach auf das Austrocknen warten kann, sondern auch noch durch geschicktes Verstreichen der zähen Stuckmasse auf der Rückseite die Biegung des Spiegelrandes nachformen muss. Es geht irgendwie, man kann es nebenbei machen, aber am Ende dauert es sechs Tage, bis man alle Teile beisammen hat, mit denen man den Spiegel bekleben kann - wenn die Formen stimmen.
Man könnte in all der Zeit auch die eigene Karriere planen, für die Haifische einen Auftrag erledigen, kellnern oder sich zum blogbilligen Mietmaul machen, und mit dem verdienten Geld dann ein besser erhaltenes Exemplar kaufen. Aber das würde bedeuten, sich mit Vernachlässigung abzugeben, Zerstörung zu akzeptieren und den einfachen Weg zu gehen, der keinen Blick hat für das Alte und Schadhafte, und eine Mentalität anzunehmen, die sich abfindet, dass sich irgendwas nicht mehr lohnt. Es wäre die einfache Lösung. Und ich hasse einfache Lösungen.
Deshalb. Nur deshalb. Denn eigentlich muss ich inzwischen schon einen Platz suchen, wo der Spiegel noch hinpasst. Aber das schaffe ich auch noch. Und wenn ich ein weiteres Haus kaufen muss.
donalphons, 18:14h
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Scheissregion
Da lacht der Fremdenverkehrsverband: Nach den Experimenten an Frankensteins Monster und den Dunkelmännern der Illuminaten nun auch noch Berühmtheit dank erschlagener Bauern in Hinterkaifeck.
Könnte vielleicht mal jemand einen Bestseller über die positiven Seiten der Region schreiben? Meinjanur.
ok ok. mit unserem high end gammelfleisch ist das etwas viel verlangt.
Könnte vielleicht mal jemand einen Bestseller über die positiven Seiten der Region schreiben? Meinjanur.
ok ok. mit unserem high end gammelfleisch ist das etwas viel verlangt.
donalphons, 12:55h
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