: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Montag, 22. November 2010

Punktgenau

zur Irlandkrise ein Gesellschaftskrisenartikel in der FAZ. Denn schliesslich sind wir schon die letzte Verteidigungslinie vor dem Nichts.

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Bedingungsloses Grundarmbleiben

Man kommt natürlich in Zeiten wie diesen, mit ihrer Angst und Verarmung breiter Schichten, nicht umhin, ab und an auch über das bedingungslose Grundeinkommen zu reden, das jedem Menschen erst mal die Existenz sichert. Und ich kenne nette Menschen, die mir dann versichern, es würde sie und viele andere dazu bringen, ganz tolle Sachen zu machen. Kreativ, frei, weil sie wollen und nicht müssen. Bei meinen Freunden klingt das gar nicht so schlecht, obwohl ich bezweifle, dass es dadurch mehr Altenpfleger gäbe. Oder weniger Hundekot auf der Strasse. Generell mag ich so ein Menschenbild, selbst wenn mir meine Erfahrung sagt, dass viele dieses Grundeinkommen schnurstracks zum Alkohol tragen würden, und kein Prügler deshalb zum netten Menschen wird. Aber einem gewissen Teil der Bevölkerung könnte es helfen, Die Frage müsste also eher lauten: Was kostet uns der Spass und wieviel echter Nutzen kommt dabei wirklich rum. Viel, sagen meine Freunde und denken an gleich denkende Bekannte. Ab und an kommt die Sonne durch und malt die Wand gelb, so nett sollte es in etwas mit dem BGE auch zugehen.



Das alles ist mir noch im Ohr, meine entsprechend eingestellten Bekannten sind weg, und ich klicke moch durch Twitterstreams und Blogs zu Streetview. Soweit ich sehe, sind jene, die gegen "Spiesser" pöbeln, die ihren Häusern eine "Burka" verpassen (den gepflegten Rassismus in dieser Aussage lassen wir mal beiseite), durchaus bereit, kreativ zu werden, zugunsten der Gesellschaft: Ihrer Vorstellung von Gesellschaft, genau genommen. Sie wollen Häuser anderer Leute zwangsweise in die Datenbank eines amerikanischen Konzerns überspielen, damit sie im Internet mehr schauen können, und sie wollen über ein Webangebot Leute und Hausbwohner denunzieren, die anders denken - dort kann man die entsprechenden Häuser melden. Dass die Sammlung durch die Tätigkeit anderer Leute nicht allzu effektiv sein dürfte, steht auf einem anderen Blatt. Sehr, sehr oft finde ich auch, dass diese Leute ein BGE sehr befürworten.

Und das ist es, was mich so zweifeln lässt, an dieser Idee: Ich glaube, dass das BGE für viele einfach deshalb so attraktiv ist, weil es ein ideologisch neues Modell für den alten, aber in dieser Gesellschaft schlecht durchzusetzenden Wunsch ist, vorne dran zu sein anstelle der anderen, von denen zu kassieren und dann das zu tun, was man selbst für richtig hält. Mich, es tut mir leid, wenn ich das so sage, erinnert das an abgefuckte Punks vor dem Supermarkt, die Leute aggressiv um Geld angehen, sie hintenrum als Idioten auslachen und dann ihre Köter beim Geschlechtsverkehr bejohlen. Die einen geben, die anderen haben ihren Spass und können genau so weitermachen. Ich will hier keinesfalls in eine "geht arbeiten und rasiert Euch"-Schiene geraten, aber wer vom anderen etwas möchte, um sein Ding machen zu können, sollte den anderen nicht im gleichen Moment verachten, schlecht machen und denunzieren, nur weil der anders ist, denkt und handelt.



Ich hatte Zeit zum Nachlesen, suchen, zwischendrin zum radeln, ich hatte Zeit am See und will gar nicht alle über einen Kamm scheren: Wolfgang Blau von der Zeit, der lobend das Denunziationsangebot von Jens Best als "Crowdsourcing" verlinkt, braucht sicher weniger BGE, als ein Michael Seemann, der flennte, weil ihn die FAZ nicht mehr für Urheberrechtsverletzungen bezahlte. Ich glaube, es gibt bei der ganzen Geschichte sehr unterschiedliche Motivationen, psychische Defizite oder renitentes Verhalten, Blau kotzt vermutlich immer noch ab, weil er nach der Jeff-Jarvis-Geschichte bei Zeit Online trotz Hilfshetze seiner Mitarbeiter in den Kommentaren nicht auf die volle Zustimmung bei Lesern und Redaktion gestossen ist, und die lautesten Schreier der Bewegung hoffen wohl noch immer, dass er ihnen die Tür und den Geldbeutel öffnet. Bei anderen ist es Lust an der Randale und das Gefühl, es den anderen endlich mal zeigen zu können, bevor sie am nächsten ersten wieder die Miete überweisen müssen. Sie alle aber machen das, was sie für richtig und gut für ihre Gesellschaft halten, es ist über weite Strecken ein ekliges, egomanes und geiferndes Dreckspack, das sich in den Gassen des Internetdorfes breit macht und es zum Glück nie zu mir an den See schaffen wird, und wenn sie was wollen: Ich gebe gern, aufs schmutzige Maul können sie vieles haben, auf Wunsch gern die Faust oder Villons schweren Eisenhammer -

aber von mir aus auch ein Danke: Dafür, dass sie zeigen, wie es dauerhaft wäre, wenn man ihnen mit einem BGE die Möglichkeit geben würde, etwas nach ihrer Neigung und für das zu tun, was sie für richtig halten, egal was andere denken. Nicht für die Gemeinschaft, sondern für das, was sie als ihre wünschenswerte Gemeinschaft erachten, die andere gerne auch überrollen darf. Lieber verliere ich eine Menge Geld an sauertöpfische Bürokraten, bevor ich solchen Leuten Transferleistungen zur eigenen Belustigung und Weltgestaltung überlasse.

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