: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Freitag, 22. Juli 2011

Arbeitsplatz

Ich weiss, ich weiss, es gibt viele, die eigentlich täglich nach einem neuen Arbeitsplatz schielen. Nichts wie raus hier, ab in eine neue, dann bessere Zukunft mit schöneren Versprechungen, schneller Karriere, man kennt das. Mich spricht so etwas gar nicht an. Mag sein, dass die miserable Bindung der Tätigen eine Folge der zynischen Personalpolitik ist, mag sein, dass man, wenn man Menschen zu maximaler Ausbeute animiert, sich nicht wundern braucht, wenn sie dann auch konsequent und ohne Rücksicht auf Verluste ihr eigenes Wohl im Auge haben, und wenn es im Vergleich mit anderen nicht geht, dann eben mit Blockieren und Faulheit, solange es eben geht. So eine gesunde Mischung aus Forderung ohne Fertigmachen und Gruppengeist ohne Arroganz kenne ich eigentlich nur aus der Audi. Meines Erachtens sind die nicht ganz umsonst so gut.

Natürlich würde es mich, der ich hier geboren bin, kaum reizen, doch noch wie ein weit fliegender Himmelskörper zurück in jenen Stern zu stürzen, um den hier alles kreist. Es kann nicht sein, dass diese Firma alles Gute und auch alles Andere der Region aufsaugt, verwertet und verdaut, und die Zufriedenheit der Mitarbeiter ist auch so eine Sache, die man erst mal ertragen können muss. Ich war da oft genug, es passt einfach nicht. Heute jedoch war ich in der Münchner Residenz, und dort sind gerade ein paar Räume geschlossen und Vitrinen leergeräumt - ausgerechnet dort, wo es mir am besten gefällt: Beim Silber und in einem Bereich des Rokoko.



Und das nun wäre ein Engagement, das ich mir durchaus vorstellen könnte. Ich habe keine Lust, mein Talent an einige der gerade heftig winkenden Medienklitschen zu vergeuden, die sich gern eine Fassade für ihre Inkompetenz erkaufen wollen, ich möchte nicht Konzepte schreiben, wie man eine Zielgruppe an ein Medium bindet, das diese Bindung längst verloren hat, ich möchte mich nicht den Bedürfnissen von Leuten anpassen, die von der Sache keine Ahnung haben und in einem Kontext arbeiten, der personell nicht die Lösung, sondern die Ursache der Probleme ist - man betrachte gerade das Elend rund um den Focus. Mitunter habe ich den Eindruck, dass sich solche Internetversuchsversuche gerade dann häufen, wenn die neuen Zahlen der verkauften Auflagen die Runde machen, und man schon wieder 3% verloren hat (Auch bei der FAZ waren es im letzten Jahr 2,6%, wobei es mich auch interessieren würde, ob bei über 10% Verlust der Frankfurter Rundschau nicht einige Wechselnde das Ergebnis schöner gemacht haben).

Ich hätte, wenn überhaupt, Lust auf etwas, das Bestand hat. Ich wäre gerne beispielsweise Schlossblogger in München. Ich halte das für eine tolle Idee, denn wenn man in der Residenz ist, sieht man vielen Besuchern angesichts der nötigen Arbeiten am Bestand und der Absperrbänder die Enttäuschung an. Ich denke, es wäre eine höchst reizvolle Sache, jemanden zu haben, der erklärt, warum das gerade nötig ist, was hier getan wird, welchen Zweck es hat und worum genau es geht. Diese Schilder, die besagen, es sei wegen Restaurierung geschlossen, erregen nicht nur Enttäuschung, sondern auch Interesse, und da könnte man doch etwas machen. Detailbilder. Erklärungen. Ratschläge vom Restaurator. Geschichten. Eine Entschädigung im Netz, Residenz in the making, und wenn ein Teil wieder eröffnet ist, eine Vorher-Nachher-Galerie.



Das würde mir wirklich Spass machen. Eine Lebensaufgabe. Allerdings steht zu befürchten, dass die bayerischen Schlösser das im Gegensatz zu den Medien gar nicht nötig haben. Die Leute kommen trotzdem immer.

Verlegen würde ich deshalb raten zu überlegen, was Schlösser haben, das sie nicht haben. Das könnte vielleicht ein wenig helfen.

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