: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Samstag, 17. August 2013

Die Blonde, die Pflaume und der Bischof

Sie war jetzt nicht gerade rasend schön, aber hübsch. Und nicht wirklich gross, sondern recht klein geraten. Zudem war sie von einem blond, das nicht ganz der Mode entsprach, und auch nicht absolut meinem Beuteschema, aber das lässt bekanntlich nach, wenn ich Frauen nur kaufe, um sie an die Wand zu hängen. Kurz, sie sah aus wie etwas, das man am Vormittag schnell erhaschen und vernaschen könnte, weil: Nicht signiert, schlecht abgelichtet und ohne Rahmen.

Und dann habe ich halt bis zu den letzten Sekunde gewartetm bis ich ein Angebot setzte. Oder genauer, ich habe auf anderen Seiten herumgetrödelt und dann musste alles ganz schnell gehen. Wie ein Anfänger habe ich dann eine Ziffer zu viel eingegeben 1550 statt 150. Höchstgebot! Wenig überraschend. Es blieben noch gut 10 Sekunden, und unter mir ratterten die Preise hoch. 300, 500, 800, 1000, es versprach, gemessen an der Grösse, das Teuerste aller Bilder zu werden, und mir wurde schlecht, als hätte ich im Restaurant ein Essen bestellt und dann gmerkt, dass ich kein Geld dfabei habe, 1200, 1400 - und dann 2 Sekunden vor Ablauf, als ich schon gewinselt habe, was man doch statt dessen hätte kaufen können, aber natürlich, ich zahle lieber ohne den Anschein einer Regumg, als mir die Schmach anzutun, um eine Rückgabemöglichkeit zu betteln, 2 Sekunden vor Ablauf also stand da 1555. Und dann immer so weiter, Selten bin ich so abgesoffen, aber diesmal war ich dankbar um die Herren Apotheker. Da hat die nächste Zuwendung aus der FDP wohl Früchte getragen.



Ausserdem wird der Platz sowieso etwas rar, weil der Besuch aus dem Norden auch Früchte getragen und noch ein Stillleben mitgebracht hat. Keine hohe Kunst natürlich, nicht sonderlich alt, aber vegetarisch, was mir wichtig ist, zumal es ja in der Küche hängt. Das war auch so eine Geschichte, denn ersteigert habe ich es, ohne genau auf die Versanddetails zu schauen: Versendet nicht, nur Abholung. Die Region - ein See in der Vorhügellandschaft der norddeutschen Tiefebene - klang ganz nett, aber doch etwas sehr weit weg, und so hat ein anderer freundlicherweise geholt, was jetzt neben dem Regal mit den Marmeladenvorräten für ein viertel Jahr hängt. Wenn es ums Essen geht, kann ich besser als mit Gemälden planen, aber das ist auch nur gut so, wenn einmal wieder schlechte Zeiten kommen. Im Moment sind sie ja eher gut, die Zeiten.



Und statt der blonden Dame fand sich dann auch noch ein vermutlich Würzburger Bischof aus der Zeit um 1680, um das Bildertetris über meinem Sekretär zu vollenden. Ich habe es irgendwie mit diesen hässlichen Klerikerm, und wenn ich könnte, hätte ich neben einem Spiegelsaal, einer riesigen Bibliothek, einem Billardzimmer und einem kleinen Haus am Tegernsee auch einen schwarzen Saal mit dunklen Vorhängen und ganzen Serien von rot eingerobten Männern mit angewidertem Gesichtsausdruck. Und eine

Obwohl, das geht hier keinen was an.

Aber wenn die Zeiten gar nicht schlecht werden, sondern besser, dann ist das schon einmal ein guter Anfang. Es macht Spass, die Augen zu heben, Frauen ungeniert auf die Brüste zu starren, dem Halunken anzuzwinkern und sich dann zu sagen: Nein. Nie in solchen Strukturen. Und dann fällt der Blick wieder, und die Dame in Rot ist um so lieblicher. Wenn man so will, ist das ein kleiner Vorgeschmack auf vermutlich nie Kommendes. Und je länger man mit einem zerfetzten Oberschenkel daheim liegen muss, desto wichtiger ist es, schöne Bilder und gute Bücher zu haben. Als ich klein war, bekam ich jeden Tag ein Buch, wenn ich erkrankte. Das ist heute nicht mehr so, aber es ist jedenfalls vieles da, was ich mir anschauen kann.

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