: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Mittwoch, 6. November 2013

Der Weg der Prüden

Wie kann man sich hier eigentlich die ganze Zeit nur zanken, Gemeinheiten an den Kopf werfen und überlegen, wie man sich gegenseitig - aus eigener schlechter Laune heraus - das Leben vermiest?







Und zwar bei schönstem Wetter im September, während unten im Kurhaus der Saal für einen Ball bereitet wird, aber ach, das ist ja schon der nächste Streitpunkt, er hat ihr das nämlich nicht erzählt, und dafür hat sie natürlich kein Kleid dabei, und deshalb kracht es ganz furchtbar. Nichts ist es mit der Annäherung der Figuren, die sich nur nah fühlen, wenn sie sich erinnern, und den Rest wieder gegenwärtig haben, wenn sie sich sehen.







Dass ich unbedingt etwas über Prüderie schreiben muss, in diesem Dasein, das einen extrem leichten Zugang auf Freizügigkeit bietet und gleichzeitig so viele Singles in Einsamkeit und Bindungsproblemen verdorren lässt, mit abnormer Scheidungsquote und all denen, die einfach diese Sache mit dem Sex irgendwann aufgegeben haben, die sich Ventile suchen und dennoch stets mit diesem seltsamen Gefühl der Ernüchterung zurückbleiben - das habe ich durch die Nachrichten aus Deutschland wieder verstanden. Man kann gegen Porno vorgehen, weil das ohnehin oft nur noch der letzte Brückenkopf auf dem Lande der Lust ist, den viele einfach halten können. Hier wird es nicht so einfach mit dem Rückzug, denn unten im Tale sind jene, die die Streitenden an ihre Vergangenheit erinnern werden, an das, was sie gern gewollt hätten und das, was daraus wurde. Hier müssen sie kämpfen, eine fängt an und das Elend nimmt seinen Lauf nicht in Betten.







Ich gehe diesen Weg mit einem guten Freund und die Blockade in meinem Schreiben löst sich auf, das muss jetzt langsam nach all den Hundernissen fertig werden. Ich will nicht so enden wie jene, die immer als vielversprechend im Gespräch sind, ich will das auf den Tisch legen und sagen: Da isses. Eventuiell backe ich solche Immerwolleraberniekönner auch noch mit ein, Selbstbildnis als Kleinmünzenverschwender grosser Vermögen. Wenn sonst schon keiner Kurromane schreibt, dann mache ich es halt. Der einzigen Unterschiede zum 19, Jahrhundert sind, dass wir keine Kur bewilligt bekommen und die Menschen scheusslich angezogen sind, alles andere ist gleich geblieben, und wir kratzen uns die Augen aus und duellieren uns bis aufs berufliche Ableben. Aber immerhin, sie wird das Abendkleid noch bekommen und dann wird dort unten getanzt, und weiter gestritten und belogen und er, der eigentlich ganz nett wirkt, wird etwas tun, was anderen wirklich weh tut - aus einer Mischung aus Gedankenlosigkeit, zu viel Geld und dem simplen Wunsch der Vernichtung.







Ich habe Meran dringend gebraucht, ich habe mir im Kopf alle Notizen gemacht, und dass damals mit einem Crash 80 Seiten verloren gingen, ist halt Fügung: Ich kann das besser.

... link (13 Kommentare)   ... comment


PORN PORN POOOOOOOOOOOORN!!!!

Der Trinker wurde übrigens doch noch überraschend vom Restaurantbesitzer bezahlt, der erst Schwierigkeiten hatte, ihn zu bezahlen. Meine Überweisung kam kurz danach an, so ist es halt und man kann nicht alles haben. Hatte schon den Platz freigeräumt, aber zum Glück noch keine Nägel entfernt.

Tja.

Schade. Aber so 100% war ich auch nicht überzeugt, und wer weiss, ob der Käufer es nicht am Ende doch zurückgibt. Die Schicksale der Bilder sind manchmal unergründlich.

Schlimmer war übrigens - nur mal ein Beispiel - der Umstand, dass ich vor ein paar Monaten dieses superpornographische, mich total geil machende Meisterwerk der schamlosesten Erotik nicht bekommen habe:



Das Buch!!!!!! Sehet nur das Buch und denket an die indiskreten Schatzkästchen! Sie liest sicher Diderot!

Nun weiss jeder, der mich kennt, dass ich zwei eherne Grundsätze habe:

1. Kein Sex mit verheirateten oder geschiedenen Frauen oder Müttern oder deutschen Jungliteratinnen.

2. Keine Gemälde nach 1850.

Damit wäre das Bild eigentlich so uninteressant und undenkbar wie weiland die G., die B., die V. und ihre Freundin T. gewesen wären, weil es von 1865 ist. Aber die Nacht war damals letzten Winter dunkel und es sieht ja keiner und so versuchte ich, sie abzuschleppen; allein, wie so oft, da hat wohl auch ein Zahnarzt gemerkt, dass diese Frau in den Eingangsbereich der Meraner Villa muss. Und mich mit seinem grösseren Geldbeutel - das einzige, was zählt - ausgestochen. Dachte ich.

Und dann hat er es nicht gewollt. Oder seine Frau wurde eifersüchtig. Es gibt Bilder, neben denen tut das Altern es weh. Das hier ist so eines. Gerade weil sie nicht mehr ganz jung ist, vielleicht 42, und ihr dennoch nicht das bevorsteht, was keinem von uns erspart bleibt.

Gerade also stand ich wieder vor der Wahl, und sagte mir: Dafür mache ich kein Glücksspiel, trinke nicht, nehme keine Drogen und gehe in kein Bordell. Da werde ich doch wenigstens für ein paar Lappen einmal so eine grossbürgerliche, rattenscharfe Leserin mit nach Hause nehmen können. Frauen mit Büchern. Ihre Blicke spiessen mich auf wie eine Nadel den Schmetterling. Alle reichen Söhne - werft das Geld! Alle Oberländer - werft das Geld! Und Du, Don Alphonso - werf das Geld. Und das habe ich getan. Ich musste sie haben.

(Solange sie mindestens 150 Jahre alt sind und keine deutsche Jungliteratin, aber die gibt es ja auch nicht in Öl, sondern nur in Dumschwätz-Twitter)

... link (46 Kommentare)   ... comment