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Sonntag, 9. Januar 2005
Eins dieser Telefonate
Wenn es eine bestimmte Nummer ist, weiss ich, was kommt. Juristin A., die mein Leben in Richtung New Economy gelenkt hat, braucht mal wieder was. Recherche, Fonds schönlügen, Firmenkommunikation umgehen, Löcher suchen, Schwachstellen ausnutzen; alles Jobs, die sie selbst nicht machen kann, Jobs, die im Erfolgsfall gut bezahlt werden, und bei einer Pleite verschwendete Zeit sind. Jobs, die nachher unter "Beratungsleistung" abgerechnet werden. Es gab eine Phase, da war das alles neu und spannend; inzwischen nervt es nur noch. Erheblich. Angefangen bei den Verpflichtungserklärungen, an dis sich keine alte Sau und die Sekretärin sowieso nicht hält, bishin zu den Überraschungen, wenn sich herausstellt, dass jemand ein doppeltes Spiel gespielt hat. Und es gibt immer einen Verräter. Und nie, nie, nie kann ich sagen, dass ich es nicht mache, denn Juristin A. fragt nicht, ob ich will; sie sagt nur, bis wann es fertig sein muss, um ihre Karriere zu retten oder einen Pleitier just in tuime vor der Verjährungsfrist noch die Klage reinzudrücken - man kann sich vielleicht jetzt vorstellen, was ich die Tage vom 23. bis zum 31.12.04 gemacht habe.
Das ist das Schöne an Juristin B.: Die kommt niemals mit so seltsamen Angeboten. Es geht immer um Zwischenmenschliches, die Hunde etwa, die, falls man sie auch nur auf die Wange küsst, verdammt zwischenmenschlich werden. Juristin B. ruft also an und fragt, was ich denn so tue. Nichts, den Sonntag geniessen. Gut. Weil... ich habe doch mal für ******fonds einen Prospekt übersetzt. Ja, und? Und sie hat jetzt einen Auftrag und braucht bis morgen früh um 5 Uhr 20 Seiten Vertragstext voller Fachtermini zu IPO und, und, weil ich doch sowas schon mal...
Schon mal ... Das ist drei Jahre her. Das war einer der Jobs, der selbst für ein Übersetzungsbüro zu heikel war. Da stand drin, welche US-Celebrity wann mit wem und was es an Investition kosten würde, um ein paar Millionen Steuern zu sparen, und führte dann in ein Debakel, über das man eigentlich noch einen Roman schreiben müsste. Über Kickbacks, über zusammenbrechende Fonds, über Anwälte, die plötzlich verschwinden und Initiatoren, die innerhalb einer Nacht ein paar Millionen auftreiben müssen, und ich stand damals daneben und dachte mir, he, das waren doch nur Worte, ich hab es nur übersetzt und ein klein wenig sexy gemacht, das darf doch nicht solche Folgen, ich mein - und während ich das damals dachte, als ich mich verfluchte, dass ich diesen Job entgegen meiner Vorsätze nur noch ein einziges Mal angenommen hatte, sank vor meinen Augen alles in Schutt und Asche, alle, die meinen hübschen Formulierungen glaubten, haben geblutet, es war ein Massaker, aber ich musste nur den Staub von meinen Schuhen wischen, und konnte weiter meines Weges gehen. Das war "Schon mal".
Aber so weit komme ich in meiner Erwiederung gar nicht, denn auch für Juristin B. geht es um die Karriere und Geld, viel Geld. Also, Zeit läuft. Bis morgen um 5 Uhr. Ich mache es für eine Handvoll Euro mehr als damals bei "Schon mal".
Aber eines sage ich jetzt gleich hier: Falls nächstes Jahr ein multinational angeleierter IPO den Investoren in die Fresse explodiert, nicht wundern. Selbst Schuld, wenn die mich da ran lassen.
Das ist das Schöne an Juristin B.: Die kommt niemals mit so seltsamen Angeboten. Es geht immer um Zwischenmenschliches, die Hunde etwa, die, falls man sie auch nur auf die Wange küsst, verdammt zwischenmenschlich werden. Juristin B. ruft also an und fragt, was ich denn so tue. Nichts, den Sonntag geniessen. Gut. Weil... ich habe doch mal für ******fonds einen Prospekt übersetzt. Ja, und? Und sie hat jetzt einen Auftrag und braucht bis morgen früh um 5 Uhr 20 Seiten Vertragstext voller Fachtermini zu IPO und, und, weil ich doch sowas schon mal...
Schon mal ... Das ist drei Jahre her. Das war einer der Jobs, der selbst für ein Übersetzungsbüro zu heikel war. Da stand drin, welche US-Celebrity wann mit wem und was es an Investition kosten würde, um ein paar Millionen Steuern zu sparen, und führte dann in ein Debakel, über das man eigentlich noch einen Roman schreiben müsste. Über Kickbacks, über zusammenbrechende Fonds, über Anwälte, die plötzlich verschwinden und Initiatoren, die innerhalb einer Nacht ein paar Millionen auftreiben müssen, und ich stand damals daneben und dachte mir, he, das waren doch nur Worte, ich hab es nur übersetzt und ein klein wenig sexy gemacht, das darf doch nicht solche Folgen, ich mein - und während ich das damals dachte, als ich mich verfluchte, dass ich diesen Job entgegen meiner Vorsätze nur noch ein einziges Mal angenommen hatte, sank vor meinen Augen alles in Schutt und Asche, alle, die meinen hübschen Formulierungen glaubten, haben geblutet, es war ein Massaker, aber ich musste nur den Staub von meinen Schuhen wischen, und konnte weiter meines Weges gehen. Das war "Schon mal".
Aber so weit komme ich in meiner Erwiederung gar nicht, denn auch für Juristin B. geht es um die Karriere und Geld, viel Geld. Also, Zeit läuft. Bis morgen um 5 Uhr. Ich mache es für eine Handvoll Euro mehr als damals bei "Schon mal".
Aber eines sage ich jetzt gleich hier: Falls nächstes Jahr ein multinational angeleierter IPO den Investoren in die Fresse explodiert, nicht wundern. Selbst Schuld, wenn die mich da ran lassen.
donalphons, 19:34h
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Ich habe keinen Fernseher
und wenn ich das hier lese, bin ich auch froh drum. Man kann alles irgendwie vermarkten, auch Monsterwellen. Warum nicht. Geschäft ist Geschäft.
donalphons, 01:25h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Samstag, 8. Januar 2005
Nix Reschärscha beim Medienmagazin Insight
Dort werde ich als Dotcomtod-Gründer gehandelt, Autoren sind um mich, und die haben das erste Buch über Weblogs gemacht. 3 falsche Tatsachenbehauptungen in einem Satz.
1. Ich habe Dotcomtod nicht gegründet - das war Lanu.
2. Wenn, dann haben Kai Pahl und Don Alphonso ein Buch mit Autoren herausgegeben, das
3. schon das dritte auf dem deutschen Markt ist.
Peinlich. Aber dann anderen Belanglosigkeit vorwerfen, ja ja.
1. Ich habe Dotcomtod nicht gegründet - das war Lanu.
2. Wenn, dann haben Kai Pahl und Don Alphonso ein Buch mit Autoren herausgegeben, das
3. schon das dritte auf dem deutschen Markt ist.
Peinlich. Aber dann anderen Belanglosigkeit vorwerfen, ja ja.
donalphons, 22:47h
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Ja sagen
Dieses Blog sagt oft Nein. Das "Non credo, nego" ist sein eigentliches Credo. Aber nicht immer. Heute zum Beispiel.
Denn manchmal sind all die Verursacher Welten entfernt, es gibt kein Netz und keine schmutzigen Ganoven, die sich darin austoben, es gibt keine Elite und auch keine Blödschwätzer, nur das Licht, die Landschaft mit ihren anmutigen Hügeln und den Wind, der einen die Arme ausbreiten lässt. Und dann sagt man Ja. Ja zu diesem Land, das unschuldig ist an der Dummheit seiner Politiker, die sich jeden Scheiss aufschwatzen lassen, weil sie in der Munich Area vor Fremden vergessen machen möchten, dass sie von hier stammen, aus dem grünen Herz des Landes.
Es gab Zeiten, etwa in den 60er Jahren, da war Bayern arm an dem, was man an Fortschritt als Grundvorraussetzung für Reichtum angesehen hat. Man hat mit viel Geld aus Bonn die Fluren "bereinigt", die Flüsse und Bäche begradigt und völlig überzogene Strassenprojekte in die Erde betoniert. Und in viel zu vielen Ecken steht ein Atomkraftwerk; die WAA, gut 50 Kilometer von hier entfernt, haben wir gerade noch verhindert. Aber die Schönheit des Landes lässt sich nicht so schnell zerstören. Alle paar Meter gibt es diese unfassbaren Panoramen, wenn die Berge weit hinten das Blau des Himmels annehmen, und das satte Grün schon den Frühling ahnen lässt.
Unfassbar, dass ich nicht hier gebieben bin, sondern in Richtung Wolkendecke und Sturmfront gefahren bin. Gut, hier in Berlin gibt es auch Natur - abgesägt, entnadelt, immer noch mit Lametta, und in grossen Mengen auf den Bürgersteigen und Strassen.
Denn manchmal sind all die Verursacher Welten entfernt, es gibt kein Netz und keine schmutzigen Ganoven, die sich darin austoben, es gibt keine Elite und auch keine Blödschwätzer, nur das Licht, die Landschaft mit ihren anmutigen Hügeln und den Wind, der einen die Arme ausbreiten lässt. Und dann sagt man Ja. Ja zu diesem Land, das unschuldig ist an der Dummheit seiner Politiker, die sich jeden Scheiss aufschwatzen lassen, weil sie in der Munich Area vor Fremden vergessen machen möchten, dass sie von hier stammen, aus dem grünen Herz des Landes.
Es gab Zeiten, etwa in den 60er Jahren, da war Bayern arm an dem, was man an Fortschritt als Grundvorraussetzung für Reichtum angesehen hat. Man hat mit viel Geld aus Bonn die Fluren "bereinigt", die Flüsse und Bäche begradigt und völlig überzogene Strassenprojekte in die Erde betoniert. Und in viel zu vielen Ecken steht ein Atomkraftwerk; die WAA, gut 50 Kilometer von hier entfernt, haben wir gerade noch verhindert. Aber die Schönheit des Landes lässt sich nicht so schnell zerstören. Alle paar Meter gibt es diese unfassbaren Panoramen, wenn die Berge weit hinten das Blau des Himmels annehmen, und das satte Grün schon den Frühling ahnen lässt.
Unfassbar, dass ich nicht hier gebieben bin, sondern in Richtung Wolkendecke und Sturmfront gefahren bin. Gut, hier in Berlin gibt es auch Natur - abgesägt, entnadelt, immer noch mit Lametta, und in grossen Mengen auf den Bürgersteigen und Strassen.
donalphons, 22:20h
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Richtung Norden
und dann leicht in Richtung Sibirien, mit Zwischenstop in der Provinz.
Dann wieder berliner Dreck und dreckiges Berlin, so genau lässt sich das ja nicht unterscheiden, es gehört zusammen und bedingt sich.
Dann wieder berliner Dreck und dreckiges Berlin, so genau lässt sich das ja nicht unterscheiden, es gehört zusammen und bedingt sich.
donalphons, 02:37h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Freitag, 7. Januar 2005
Auf den Knien verrecken
"Wir sind keine linken Revoluzzer, wir wollen hier einfach fair und menschenwürdig abgewickelt werden." Sagt ein Betriebsrat von Viva zur FAZ. So bekommt man vielleicht sogar irgendwann eine Arbeitsgruppe "humane Abwicklung". Und zum Abschied noch ein paar alte Videokasetten "Die besten Momente von Viva2". Solche Betriebsräte werden das der nichtlinken, nicht revoluzzernden, auf 1200-Euro-Basis mit Jahresverträgen arbeitenden Jugend im Hause als Erfolg verkaufen.
Die haben zwei Sender. Keiner muss schweigen, sie könnten kämpfen, und niemand könnte sie stoppen. Die könnten die Sender besetzen und zeigen, was sie können, was gut war und was da an Scheisse aus Berlin von MTV kommt. Sie würden alle Aufmerksamkeit der Nation bekommen. Aber keiner sagt: Noch einmal leben, besetzen wir den Sender. Sie wollen auf den Knien verrecken. Ein gutes beispiel für ihre Zuschauer, ich muss schon sagen. Die Diktatur der Angepassten eben.
Die haben zwei Sender. Keiner muss schweigen, sie könnten kämpfen, und niemand könnte sie stoppen. Die könnten die Sender besetzen und zeigen, was sie können, was gut war und was da an Scheisse aus Berlin von MTV kommt. Sie würden alle Aufmerksamkeit der Nation bekommen. Aber keiner sagt: Noch einmal leben, besetzen wir den Sender. Sie wollen auf den Knien verrecken. Ein gutes beispiel für ihre Zuschauer, ich muss schon sagen. Die Diktatur der Angepassten eben.
donalphons, 21:59h
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Was für Hella
Die H.E.L.L.A. systems GmbH hat ein Aktenzeichen des Amtsgerichts Charlottenburg, 109 IN 5437/04. Lesen und verstehen: "Strategie- und konzeptionelle Beratung ... kongeniale Konzeptumsetzung ... richtige Auswahl und Anpassung ... zukunftsorientierte Betreuung im Internet mit unserem Service-Providing. " Kongenial.
Vielleicht hat das junge, engagierte Team jetzt mehr Zeit, golfen zu gehen. Aber einerseits ist Winter, und andererseits lauern da auch gewisse Tücken - etwa beim Märkischen Golfclub Potsdam e.V.. Der wird unterstützt von der Quasar Solutions Consulting GmbH, und auch die hat ein Aktenzeichen in Charlottenburg, 106 IN 5796/04. Komisch, ich dachte immer, SAP-Consulting wäre eine sichere Bank, aber in Berlin weiss man ja nie... Jedenfalls, dieses Charlottenburger Business braucht auch kein taxfreebusiness.net mehr, das wohl ein Onlineportal zur Mehrwertsteuervermeidung werden sollte.
Und dann brennt und brutzelt was in Prenzelberg, in der Helmholtzstrasse: Die NETNOVO GmbH sieht mit Az 107 IN 5011/04 ein klein wenig alt aus. Nun, Content Management Systeme wie SINTRAS waren 98 der Brüller, heute reicht es meist nur noch für den Todesseufzer, da hilft es auch nicht, wenn man Software für das Portal Heilpraktiker.de entwickelt hat. Prima. Dann kann ich morgen beruhigt wieder nach Berlin fahren. Welt in Ordnung, 360 Punkte bitte.
Vielleicht hat das junge, engagierte Team jetzt mehr Zeit, golfen zu gehen. Aber einerseits ist Winter, und andererseits lauern da auch gewisse Tücken - etwa beim Märkischen Golfclub Potsdam e.V.. Der wird unterstützt von der Quasar Solutions Consulting GmbH, und auch die hat ein Aktenzeichen in Charlottenburg, 106 IN 5796/04. Komisch, ich dachte immer, SAP-Consulting wäre eine sichere Bank, aber in Berlin weiss man ja nie... Jedenfalls, dieses Charlottenburger Business braucht auch kein taxfreebusiness.net mehr, das wohl ein Onlineportal zur Mehrwertsteuervermeidung werden sollte.
Und dann brennt und brutzelt was in Prenzelberg, in der Helmholtzstrasse: Die NETNOVO GmbH sieht mit Az 107 IN 5011/04 ein klein wenig alt aus. Nun, Content Management Systeme wie SINTRAS waren 98 der Brüller, heute reicht es meist nur noch für den Todesseufzer, da hilft es auch nicht, wenn man Software für das Portal Heilpraktiker.de entwickelt hat. Prima. Dann kann ich morgen beruhigt wieder nach Berlin fahren. Welt in Ordnung, 360 Punkte bitte.
donalphons, 20:51h
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Real Life 07.01.05 - Prada auf dem Weg alles Irdischen
Eine Papiertüte, wie noch zwei weitere. Da sind so ziemlich alle guten Namen drin; Prada gleich mehrfach. Die meisten schon mehr als zehn mal getragen, nur wenige fast neu, weil sie doch nicht zu den Kleidern gepasst haben. Unten irgendwo noch die Echtheitszertifikate; Büttenumschläge in taubenblau mit Magnetkarten innen drin.
Aber es entspricht nicht mehr dem, was die amerikanische Vouge abbildet. Und so geht auch Prada den Weg alles Irdischen - zum Glück konnte die Besitzerin einiges als Berufskleidung steuerlich geltend machen.
Es gibt so Tage, da frage ich mich schon, in was für einer Welt ich eigentlich lebe, und ob diese Welt nicht abgeschafft werden sollte.
Aber es entspricht nicht mehr dem, was die amerikanische Vouge abbildet. Und so geht auch Prada den Weg alles Irdischen - zum Glück konnte die Besitzerin einiges als Berufskleidung steuerlich geltend machen.
Es gibt so Tage, da frage ich mich schon, in was für einer Welt ich eigentlich lebe, und ob diese Welt nicht abgeschafft werden sollte.
donalphons, 15:11h
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M - da ist sie wieder,
die herzerfrischende Dummheit dieser Stadt mit ihren handylogorumreichenden Frauen, die sich stundenlang im Cafe mit dem Aufklappem und Zuklappen der Dinger beschäftigen können. Früher brauchte man Zigaretten zum spielen und befummeln, jetzt ist es der Klingelaparat. Sie reden über Escada und über Altersvorsorge, über die Immobilenpreise und mögliche Gehaltssteigerungen. Tief wie eine Pfütze Erbrochenes, weise wie ein Bild-Horoskop. Alles geht seinen gewohnten Gang in der einzigartigen Munich Area.
Und dann gehen sie, ihrem Schicksal, ihren Freunden, ihren Anlageberatern entgegen und an viel freiem Büroraum vorbei, und glauben, dass alles besser wird, 2005. Münchens PR-Tanten sind schon was einzigartiges.
Und dann gehen sie, ihrem Schicksal, ihren Freunden, ihren Anlageberatern entgegen und an viel freiem Büroraum vorbei, und glauben, dass alles besser wird, 2005. Münchens PR-Tanten sind schon was einzigartiges.
donalphons, 10:50h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Donnerstag, 6. Januar 2005
Gier fressen Gehirn auf
und Livejournal verschmilzt gegen eine ungenannte Summe und Aktien mit Sixapart. Wer mal wieder ein Beispiel für krankes NE-Sprech lesen will, ist hier an der richtigen Stelle. Wachstum durch Zukauf, das ganz alte Spiel. Mehr hier.
donalphons, 11:29h
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Lustiger Zufall für mich, tödlicher Fall für Cando AG
Heute werde ich in München sein - unter anderem, um viele neue Bad News aus dem Kreise plauderfreudiger VCs und Unternehmer zu hören, wenn´s denn klappt - einige Termine wurden schon verschoben. Manche der Leute könnten ihr Projekt Leben wirklich besser managen - aber nicht mehr mit der Projektmanagement-Software Cando: Denn die Cando AG, eine der späteren 2000er Gründungen der Munich Area, ist von der Sonnenstrasse ein Stück weiter Richtung schattiger Norden zum Amtsgericht abgewandert und hat die Nummer 1542 IN 3176/04 bekommen. Ob das "The New standard in Project Management" ist, wie die Cando AG von sich selbst sagt? "Aktives Risikomanagement" vielleicht? Ich frag ja nur...
Wie auch immer, mit 2 Runden VC und 4,3 Millionen Euro galt Cando wörtlich als "ausfinanziert". Trauern dürfen ausgerechnet enjoyventure (harhar), WGZ-Venture Capital ("Mit unserem Engagement bei der cando AG sind wir überzeugt, in eine zukunftsträchtige Technologie und in ein vielversprechendes Unternehmen zu investieren") und - mal wieder - die tbg. Nur der Don kann lachen - über 120 weitere Punkte.
Wie auch immer, mit 2 Runden VC und 4,3 Millionen Euro galt Cando wörtlich als "ausfinanziert". Trauern dürfen ausgerechnet enjoyventure (harhar), WGZ-Venture Capital ("Mit unserem Engagement bei der cando AG sind wir überzeugt, in eine zukunftsträchtige Technologie und in ein vielversprechendes Unternehmen zu investieren") und - mal wieder - die tbg. Nur der Don kann lachen - über 120 weitere Punkte.
donalphons, 04:06h
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DCT-vs-Entrepreneur-Debatten
sind immer wieder schön.
donalphons, 02:40h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Mittwoch, 5. Januar 2005
Real Life 05.01.05 - 200 Meter Richtung Hölle
Davonlaufen macht keinen Sinn. Von hinten, aus dem Wohnheim, kommt eine Elitesse, hoch aufgerichtet, und ihr Stechschritt hallt ihr vorraus. Zackzackzack knallen die Absätze auf das Pflaster in der engen Gasse, schnell, monoton, zielstrebig. Es dauert nur nicht lang, bis zur Ecke, da hat sie mich, der ich im Trott des Müssiggangs und der Provinz schlendere, überholt.
Wenn man aus der Provinz kommt, erkennt man die Elitessen an ihrer Andersartigkeit. Sie san einfach a andere Rass, wie man hier sagt. Die hier trägt einen schlanken Ordner, in dem die Blätter penibel ausgerichtet sind, und eine praktische kleine Thermoskanne. Im Rucksack zeichnet sich das Notebook durch ein tiefhängendes Rechteck ab. Sie schaut nicht nach links oder rechts, die mausbraunen oder rehbraunen Haare, je nach sexueller Bedürftigkeit des Betrachters, sind entgegen der leichten Wellen zu einem Knödel am Hinterkopf festgezurrt. Sie ist lang und dünn, sehr dünn, selbst unter der dicken, gesteppten weissen Jacke erscheinen ihre Bewegungen hart, ruckartig und rabiat. Sie ist vielleicht 23, aber der strenge Zug um ihre Lippen, und die wie Pergament über hohe Wangenknochen gespannte Haut zeigen schon erste Spuren des durch Sekundärtugenden bedingten Niedergangs. Sie riecht nicht unschön nach Sandelholz, aber es ist zu trocken, zu abweisend, es macht sie in den Begriffen ihrer erfolgsorientierten Peergroup sicher begehrenswert, perfekt geeignet für das kleinste, effektivste Netzwerk, die Double Income Family, vorzeigbar, und mit dem gleichen Willen ausgestattet, der es ihnen zusammen erlauben wird, den ganzen Weg nach oben zu gehen.
Und als ich sie rieche, muss ich an meine ruhende Teilzeitgeliebte in Berlin denken; sie ist klein, dunkel, drall und dabei sehr wohlproportioniert, sie riecht warm und laut, und sie hat beruflich oft mit solchen Produkten der Leistungsgesellschaft zu tun, die aus ihren geraden Lebenswegen eine Tugend machen und dafür Unterwerfung einfordern. Meine Teilzeitliebste, die mich gerade beurlaubt hat, ist eine Hermia, um es in den Dramatis Personae von Shakespeares Sommernachtstraum zu sagen, und ich weiss, dass sie diese hochgeschossenen, kargen Helenas hasst; ich stelle mir vor, und wie sie, klein, wütend und innerlich bebend, ihrem Hass Ausdruck verleihen würde:
How low am I, thou painted maypole? speak;
How low am I? I am not yet so low,
but that my nails can reach unto thine eyes. (Act III Scene II)
Die Elitessen-Helena schreitet unaufhaltsam voran, zwängt sich an zwei dicken Biermännern vorbei, die ihren Laster mit leeren Fässern der heimischen Brauerei beladen, und nur einer dreht sich kurz nach ihr um, als sie ihn beinahe anrempelt, ohne auch nur einen Moment an Geschwindigkeit zu verlieren - und dann verschwindet sie um die Ecke, und ihre knallenden Schritte verstummen.
Es dauert, bis ich dann auch um die Ecke komme; ich mache den Biermännern Platz, ich habe Zeit. Gleich hinter der Ecke liegt schon das Ziel meines Wegs; die alte Bäckerei, die hier seit Jahrhunderten ist und in der sich die Menschen der Provinz stur und unbeugsam das immer gleiche Brot holen. Ciabatta kennt hier keiner, und trotzdem ist es hier immer voll. Hinten in der Schlange ist sie wieder, die Elitesse.
Die Bäckermeisterin grüsst mich, ich grüsse sie, die alte Frau Fürnrieder ist auch da, und die Elitesse dreht sich zu mir um. Vielleicht ist sie doch nicht so, vielleicht täuscht der äussere Eindruck, und sie kennt den Müssiggang und schätzt Essen - aber dann quetscht sie sich schnell zwischen den zwei alten Damen vor ihr durch, reicht einen 20-Euro-Schein über die Theke und fragt, ob man ihr das schnell wechseln kann, sie braucht Münzen für den Zigarettenautomaten, die sie auch schnell bekommt. Man ist ja nicht so, hier in der Provinz, auch wenn die Elitesse nicht mal gefragt hat, ob das in Ordnung geht, wenn sie sich vordrängelt. Dann ist sie schon wieder draussen und knallt in Richtung Uni, und die alte Frau Fürnrieder, der man ihre 78 Jahre nicht ansieht, schaut ihr fassungslos hinterher.
Nach den Begriffen der verlogenen Wirtschaftsmagazine, der an den Buffets der Grosskonzerne rundgefressennen JouHurnaille geht da draussen die Zukunft, unser aller Zukunft, die Leadership von Morgen, das Business für den globalisierten Markt, effektiv und vorzeigbar im Vergleich zu den alten Frauen und dem unrasierten, spazierenden Libertin. Aber wenn ich überlege, wie fertig die Elitesse in 20 Jahren sein wird, ausgebrannt, abgestresst, kettenrauchend und midlifekriselnd, und wenn ich überlege, dass der halbe Block hier der Bäckermeisterin gehört und dann noch ein Anwesen draussen und die Villen ihrer Kinder, wenn ich an das Fürnrieder-Imperium denke, das nach 200 Jahren immer noch wie ein Uhrwerk läuft und allein von den Patenten dieses unscheinbaren Weltmarktführers leben könnte, und wenn ich daran denke, dass ich nachher die Freiheit habe, Hermias wunderbare Zickigkeiten nachzulesen,
dann drängelt sich da draussen jemand hoch aufgerichtet, schnell und reinlich nicht in unser aller Zukunft, denn die gehört immer noch den Fürnrieders dieses Landes, sondern nur in ihre kleine, private Zukunftshölle mit steuerlich absetzbaren Möbeln und gelebtem Powerpoint.
Wenn man aus der Provinz kommt, erkennt man die Elitessen an ihrer Andersartigkeit. Sie san einfach a andere Rass, wie man hier sagt. Die hier trägt einen schlanken Ordner, in dem die Blätter penibel ausgerichtet sind, und eine praktische kleine Thermoskanne. Im Rucksack zeichnet sich das Notebook durch ein tiefhängendes Rechteck ab. Sie schaut nicht nach links oder rechts, die mausbraunen oder rehbraunen Haare, je nach sexueller Bedürftigkeit des Betrachters, sind entgegen der leichten Wellen zu einem Knödel am Hinterkopf festgezurrt. Sie ist lang und dünn, sehr dünn, selbst unter der dicken, gesteppten weissen Jacke erscheinen ihre Bewegungen hart, ruckartig und rabiat. Sie ist vielleicht 23, aber der strenge Zug um ihre Lippen, und die wie Pergament über hohe Wangenknochen gespannte Haut zeigen schon erste Spuren des durch Sekundärtugenden bedingten Niedergangs. Sie riecht nicht unschön nach Sandelholz, aber es ist zu trocken, zu abweisend, es macht sie in den Begriffen ihrer erfolgsorientierten Peergroup sicher begehrenswert, perfekt geeignet für das kleinste, effektivste Netzwerk, die Double Income Family, vorzeigbar, und mit dem gleichen Willen ausgestattet, der es ihnen zusammen erlauben wird, den ganzen Weg nach oben zu gehen.
Und als ich sie rieche, muss ich an meine ruhende Teilzeitgeliebte in Berlin denken; sie ist klein, dunkel, drall und dabei sehr wohlproportioniert, sie riecht warm und laut, und sie hat beruflich oft mit solchen Produkten der Leistungsgesellschaft zu tun, die aus ihren geraden Lebenswegen eine Tugend machen und dafür Unterwerfung einfordern. Meine Teilzeitliebste, die mich gerade beurlaubt hat, ist eine Hermia, um es in den Dramatis Personae von Shakespeares Sommernachtstraum zu sagen, und ich weiss, dass sie diese hochgeschossenen, kargen Helenas hasst; ich stelle mir vor, und wie sie, klein, wütend und innerlich bebend, ihrem Hass Ausdruck verleihen würde:
How low am I, thou painted maypole? speak;
How low am I? I am not yet so low,
but that my nails can reach unto thine eyes. (Act III Scene II)
Die Elitessen-Helena schreitet unaufhaltsam voran, zwängt sich an zwei dicken Biermännern vorbei, die ihren Laster mit leeren Fässern der heimischen Brauerei beladen, und nur einer dreht sich kurz nach ihr um, als sie ihn beinahe anrempelt, ohne auch nur einen Moment an Geschwindigkeit zu verlieren - und dann verschwindet sie um die Ecke, und ihre knallenden Schritte verstummen.
Es dauert, bis ich dann auch um die Ecke komme; ich mache den Biermännern Platz, ich habe Zeit. Gleich hinter der Ecke liegt schon das Ziel meines Wegs; die alte Bäckerei, die hier seit Jahrhunderten ist und in der sich die Menschen der Provinz stur und unbeugsam das immer gleiche Brot holen. Ciabatta kennt hier keiner, und trotzdem ist es hier immer voll. Hinten in der Schlange ist sie wieder, die Elitesse.
Die Bäckermeisterin grüsst mich, ich grüsse sie, die alte Frau Fürnrieder ist auch da, und die Elitesse dreht sich zu mir um. Vielleicht ist sie doch nicht so, vielleicht täuscht der äussere Eindruck, und sie kennt den Müssiggang und schätzt Essen - aber dann quetscht sie sich schnell zwischen den zwei alten Damen vor ihr durch, reicht einen 20-Euro-Schein über die Theke und fragt, ob man ihr das schnell wechseln kann, sie braucht Münzen für den Zigarettenautomaten, die sie auch schnell bekommt. Man ist ja nicht so, hier in der Provinz, auch wenn die Elitesse nicht mal gefragt hat, ob das in Ordnung geht, wenn sie sich vordrängelt. Dann ist sie schon wieder draussen und knallt in Richtung Uni, und die alte Frau Fürnrieder, der man ihre 78 Jahre nicht ansieht, schaut ihr fassungslos hinterher.
Nach den Begriffen der verlogenen Wirtschaftsmagazine, der an den Buffets der Grosskonzerne rundgefressennen JouHurnaille geht da draussen die Zukunft, unser aller Zukunft, die Leadership von Morgen, das Business für den globalisierten Markt, effektiv und vorzeigbar im Vergleich zu den alten Frauen und dem unrasierten, spazierenden Libertin. Aber wenn ich überlege, wie fertig die Elitesse in 20 Jahren sein wird, ausgebrannt, abgestresst, kettenrauchend und midlifekriselnd, und wenn ich überlege, dass der halbe Block hier der Bäckermeisterin gehört und dann noch ein Anwesen draussen und die Villen ihrer Kinder, wenn ich an das Fürnrieder-Imperium denke, das nach 200 Jahren immer noch wie ein Uhrwerk läuft und allein von den Patenten dieses unscheinbaren Weltmarktführers leben könnte, und wenn ich daran denke, dass ich nachher die Freiheit habe, Hermias wunderbare Zickigkeiten nachzulesen,
dann drängelt sich da draussen jemand hoch aufgerichtet, schnell und reinlich nicht in unser aller Zukunft, denn die gehört immer noch den Fürnrieders dieses Landes, sondern nur in ihre kleine, private Zukunftshölle mit steuerlich absetzbaren Möbeln und gelebtem Powerpoint.
donalphons, 17:50h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Dienstag, 4. Januar 2005
Brutstätte der neuen Menschen
Ein Stück Atlantikwall mit Schiessscharten (Blow away your Competition), einige Ecken und Kanten (Personality), ein Hauch Dekonstruktivismus (neue Wege gehen), und das alles in deuerhaftem Material (Nachhaltigkeit ist ein Top Issue),
fertig ist dieses Eck der Ausbildungsstätte für diejenigen, die die Zukunft gestalten werden. Nicht meine Zukunft, zum Glück. Das gehört zu den Elitessen 2. Ordnung; die der ersten Ordnung sitzen in einem ehemaligen Gebäude von christistischen Missionaren.
fertig ist dieses Eck der Ausbildungsstätte für diejenigen, die die Zukunft gestalten werden. Nicht meine Zukunft, zum Glück. Das gehört zu den Elitessen 2. Ordnung; die der ersten Ordnung sitzen in einem ehemaligen Gebäude von christistischen Missionaren.
donalphons, 20:29h
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Contentdiebe, mal wieder
Mitarbeiter gewisser Content-Zulieferer gewisser nicht gerade hochwertiger Kleinformate, die Contentklau für legal halten, sowie ihre weinselige Kamarilla können sich über Nachahmungstäter freuen: Seit neuestem stellt die Firma Izynews automatische, Zitat, "exklusiv erweiterte Newsfeeds" öffentlich zur Verfügung, mit erheblichem Content und natürlich zu kommerziellen Zwecken. Betroffen ist auch dieses Blog.
Anwaltliche Hilfe gibt es hier, wie es technisch geht, muss ich erst mal ausprobieren. ICH HASSE ES! (Danke, IT&W)
Anwaltliche Hilfe gibt es hier, wie es technisch geht, muss ich erst mal ausprobieren. ICH HASSE ES! (Danke, IT&W)
donalphons, 19:03h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Dienstag, 4. Januar 2005
Neueste Schanzer Schnadahüpferl
für die WFI - wem im Bayern kein Schnadahüpferl gedichtet wurde, braucht hier gar nie nicht erst anfangen, und das wollen wir jetzt ändern - Oiso...Ja zefix...
Wos soi de Elite-Uni
mit dene Preissnbutzerl
unsara oidn Schanz eba bringa
wei so a Playboybunny
und gscheade Consultantwuzerl
brachma ned, de kenna auf Minga!
Und wanns do bleibn? Jo mei...
Und wannst im Donaunebel
weast a schiache Marketinghenna
bei de Katholischn von da Hohen Schui
brauchst an Marx und an Hebel
und de Aufklärung net kenna
Hauptsach Du nimmst koa Kokain zvui.
Passt scho.
Oba: Wannst im Renditeobjekt
von de ruachadn Schanzer
a voigsuffana Jungmanager tuast sei
und in am Casestadiprojekt
vakafst de Nega an Panzer
bist schpäda im Gfengnis mit dabei.
Host me?
Wos soi de Elite-Uni
mit dene Preissnbutzerl
unsara oidn Schanz eba bringa
wei so a Playboybunny
und gscheade Consultantwuzerl
brachma ned, de kenna auf Minga!
Und wanns do bleibn? Jo mei...
Und wannst im Donaunebel
weast a schiache Marketinghenna
bei de Katholischn von da Hohen Schui
brauchst an Marx und an Hebel
und de Aufklärung net kenna
Hauptsach Du nimmst koa Kokain zvui.
Passt scho.
Oba: Wannst im Renditeobjekt
von de ruachadn Schanzer
a voigsuffana Jungmanager tuast sei
und in am Casestadiprojekt
vakafst de Nega an Panzer
bist schpäda im Gfengnis mit dabei.
Host me?
donalphons, 00:00h
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Elitesse 2. Klasse,
B-Elitesse oder vielleicht auch Sub-Elitesse, so könnte man zu denen sagen, die am anderen Ende der Altstadt ihr Domizil haben. Ein der Fachhochschulen, auf die Bayern so stolz ist. Mit den echten Elitessen teilt man sich die Bibliothek – und in gewisser Weise auch das Menschenbild:
Wobei, die hier residieren in einem postkonstruktivistischen geschichtslosen Stahl-Glas-Betonquader-Areal, das alles mögliche vom psychiatrischen Krankenhaus über die Geflügewlzucht bishin zum Sektenhauptquartier sein könnte. Davor aber hat das (Fach)- Hochschulmarketing an der Bushaltestelle diesen Idealtypus gesetzt, diese neuen Menschen mit dem offenen, makellosem, nichtssagendem und bedeutungslosen Blendax-Antibelag-Lächeln, das früher auf keiner Team-Seite der Startup-Homepages fehlen durfte.
Es ist die Ikonographie des Wirtschaftswahnsinns, weltenfern vom Dreck alter Wir-packen-es-an-Kampagnen, die noch Geschichten zu erzählen hatten. Heute gibt es nur noch Glas und Stahl als Deko für ein Lächeln und einen Claim, der aus der Werbeabteilung der Bild-Zeitung stamnmen könnte. Aber das ist wohl wirklich die Zukunft; einfach, klar, und immer irgendwo eine lächelnde Blondine, die das Sanierungskonzept durchzieht, das durch das Totalversagen anderer lächelnder Menschen notwendig wurde. Kein Klischee, innendrin, im Gebäude, sehen sie wirklich so aus. Also, wer sowas sucht, der findet es hier.
Wobei, die hier residieren in einem postkonstruktivistischen geschichtslosen Stahl-Glas-Betonquader-Areal, das alles mögliche vom psychiatrischen Krankenhaus über die Geflügewlzucht bishin zum Sektenhauptquartier sein könnte. Davor aber hat das (Fach)- Hochschulmarketing an der Bushaltestelle diesen Idealtypus gesetzt, diese neuen Menschen mit dem offenen, makellosem, nichtssagendem und bedeutungslosen Blendax-Antibelag-Lächeln, das früher auf keiner Team-Seite der Startup-Homepages fehlen durfte.
Es ist die Ikonographie des Wirtschaftswahnsinns, weltenfern vom Dreck alter Wir-packen-es-an-Kampagnen, die noch Geschichten zu erzählen hatten. Heute gibt es nur noch Glas und Stahl als Deko für ein Lächeln und einen Claim, der aus der Werbeabteilung der Bild-Zeitung stamnmen könnte. Aber das ist wohl wirklich die Zukunft; einfach, klar, und immer irgendwo eine lächelnde Blondine, die das Sanierungskonzept durchzieht, das durch das Totalversagen anderer lächelnder Menschen notwendig wurde. Kein Klischee, innendrin, im Gebäude, sehen sie wirklich so aus. Also, wer sowas sucht, der findet es hier.
donalphons, 23:24h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Sonntag, 2. Januar 2005
Offline in der Provinz
Der Freistaat hatte grosse Pläne mit den Internet. Virtueller Marktplatz Bayern, Bürgernetz, mit diesen Begriffen und Multimillionen-Subventionen sollte ein virtuelles Wunderland aus dem lehmigen Boden gestampft werden, wo auch der letzte Bauer zum Erzeuger, Marketingspezialisten und E-Commerce-Entrepreneur werden sollte.
Die Städte, zumal die reicheren, wurden gehalten, selbst vergleichbare Institutionen zu schaffen. Und weil man in dieser Provinzstadt meinte, dass auch ein paar Brosamen für sozial benachteiligte Kinder abfallen sollten, stellte man ihnen eine Art Internet-Cafe hin. Es bekam Räume im Erdgeschoss eines restaurierten Hauses, dessen in der Stadt durchaus angesehener Pojektträger eine Weile gewisse Probleme hatte, die Räume zu vermieten.
Dort nun konnten sich die sozial Schwachen 5 Tage die Woche unter Aufsicht von ABM-Kräften ihrer Entwicklung zum E-Bürger widmen, surfen, downloaden, bei der Arbeitsagentur reinschauen und feststellen, dass es auch hier für sie nicht allzu gut aussah. Aber immerhin konnten sie für lau ins Netz, die Technologien wie Chatten und Email erlernen, und hingen so nicht auf der Strasse herum, um so auszusehen, wie sich der typische braune Lokalpolitiker den türkischen Rabauken vorstellt.
(Nur ein Hinweis in Sache Rabauken: Die Provinzstadt beschäftigt einen speziellen Ordnungsdienst, der das Ausspucken von Kaugummi und ähnlichem mit Geldbussen belegt; Abiturfeiern mit einem Lärmpegel von mehr als 70 db im Stadtpark haben einen Aufschrei in der Lokalpresse und verstärkte Polizeipatroullien zur Folge, Sprayer, Tagger oder Street Culture hatten hier noch nie eine Chance, und Autos beschädigen hier allenfalls lokale CSU-Grössen, die beim Ausparken mit 2,5 Promille das Lenken vergessen, aber das Gaspedal voll durchdrücken, weswegen dann ihre Töchter zwei Monate lang versuchen dürfen, deren Mercedes Combi um die Strassenrandbegrünung zu wickeln, für die sich ihre Väter so stark eingesetzt haben - hier läuft alles wieder zusammen, aber nein, Rabauken gibt es nicht).
Nun, letztes Jahr gab es da einen neuen Stadtratsbeschluss, analog zum reduzierten Interesse der alleinseligmachenden Staatsregierung am Internet, und deshalb sieht das Internet Cafe für die Jugend jetzt so aus:
If you can´t bill it, kill it, werden sie sich im Stadtrat gedacht haben. Die Begründung dürfte so gelautet haben: "Inzwischen, ned woa, hod ja a jeda von dene a sowas dahoam, as Indaned hod se sein Plotz in da Geseischoft erobat, so wia bei uns jo a, schaugns nua amoi die schena Fraims auf unsane Seidn o, oiso, i moan, mia hom echt wos damit gschoft, olle Ziele san erreicht, oba etzad miassn mia de Mittl ondast verwendn..."
Die Gymnasiasten und Realschüler haben weiterhin das Programm Schulen ans Netz, und daheim steht auch so eine Kiste, die ihre Eltern nicht bedienen können, und sie werden auch nie die DivX mit all den nackten Frauen finden. Internet braucht keiner mehr, weil schon genug Leute in dieser Stadt für viel teures Geld zum Multimediahansel umgeschult wurden. Eigentlich, sagen die Stützen der Gesellschaft, wollten sie das Internet ja nie nicht haben, sie verstehen auch nicht, was es soll, und was daraus wurde, das sehen sie ja, wenn sie in ihre Depots schauen, alles voller EM.TV und Brokat, hoit na, de Brokat san ja pleite, solchene Hund - und deshalb stimmen sie auch überein, dass der Türke doch bitte was anständiges lernen soll, statt auf Kosten der Allgemeinheit sich im Internet rumzutreiben. Ansonsten hat man immer noch das Bürgernetz, mitsamt eigenem Haus in der Altstadt.
Die Städte, zumal die reicheren, wurden gehalten, selbst vergleichbare Institutionen zu schaffen. Und weil man in dieser Provinzstadt meinte, dass auch ein paar Brosamen für sozial benachteiligte Kinder abfallen sollten, stellte man ihnen eine Art Internet-Cafe hin. Es bekam Räume im Erdgeschoss eines restaurierten Hauses, dessen in der Stadt durchaus angesehener Pojektträger eine Weile gewisse Probleme hatte, die Räume zu vermieten.
Dort nun konnten sich die sozial Schwachen 5 Tage die Woche unter Aufsicht von ABM-Kräften ihrer Entwicklung zum E-Bürger widmen, surfen, downloaden, bei der Arbeitsagentur reinschauen und feststellen, dass es auch hier für sie nicht allzu gut aussah. Aber immerhin konnten sie für lau ins Netz, die Technologien wie Chatten und Email erlernen, und hingen so nicht auf der Strasse herum, um so auszusehen, wie sich der typische braune Lokalpolitiker den türkischen Rabauken vorstellt.
(Nur ein Hinweis in Sache Rabauken: Die Provinzstadt beschäftigt einen speziellen Ordnungsdienst, der das Ausspucken von Kaugummi und ähnlichem mit Geldbussen belegt; Abiturfeiern mit einem Lärmpegel von mehr als 70 db im Stadtpark haben einen Aufschrei in der Lokalpresse und verstärkte Polizeipatroullien zur Folge, Sprayer, Tagger oder Street Culture hatten hier noch nie eine Chance, und Autos beschädigen hier allenfalls lokale CSU-Grössen, die beim Ausparken mit 2,5 Promille das Lenken vergessen, aber das Gaspedal voll durchdrücken, weswegen dann ihre Töchter zwei Monate lang versuchen dürfen, deren Mercedes Combi um die Strassenrandbegrünung zu wickeln, für die sich ihre Väter so stark eingesetzt haben - hier läuft alles wieder zusammen, aber nein, Rabauken gibt es nicht).
Nun, letztes Jahr gab es da einen neuen Stadtratsbeschluss, analog zum reduzierten Interesse der alleinseligmachenden Staatsregierung am Internet, und deshalb sieht das Internet Cafe für die Jugend jetzt so aus:
If you can´t bill it, kill it, werden sie sich im Stadtrat gedacht haben. Die Begründung dürfte so gelautet haben: "Inzwischen, ned woa, hod ja a jeda von dene a sowas dahoam, as Indaned hod se sein Plotz in da Geseischoft erobat, so wia bei uns jo a, schaugns nua amoi die schena Fraims auf unsane Seidn o, oiso, i moan, mia hom echt wos damit gschoft, olle Ziele san erreicht, oba etzad miassn mia de Mittl ondast verwendn..."
Die Gymnasiasten und Realschüler haben weiterhin das Programm Schulen ans Netz, und daheim steht auch so eine Kiste, die ihre Eltern nicht bedienen können, und sie werden auch nie die DivX mit all den nackten Frauen finden. Internet braucht keiner mehr, weil schon genug Leute in dieser Stadt für viel teures Geld zum Multimediahansel umgeschult wurden. Eigentlich, sagen die Stützen der Gesellschaft, wollten sie das Internet ja nie nicht haben, sie verstehen auch nicht, was es soll, und was daraus wurde, das sehen sie ja, wenn sie in ihre Depots schauen, alles voller EM.TV und Brokat, hoit na, de Brokat san ja pleite, solchene Hund - und deshalb stimmen sie auch überein, dass der Türke doch bitte was anständiges lernen soll, statt auf Kosten der Allgemeinheit sich im Internet rumzutreiben. Ansonsten hat man immer noch das Bürgernetz, mitsamt eigenem Haus in der Altstadt.
donalphons, 22:54h
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